Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Gesundheitskompetenz in der betrieblichen Weiterbildung. Die Arbeit ist im Rahmen des Forschungsprojekts "Gesundheitskompetenz am Arbeitsplatz stärken" unter der Leitung von Prof. Dr. Marie-Luise Dierks im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) entstanden. Ziel ist es, Lernstationen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz (GK) am Arbeitsplatz zu entwickeln.
Dabei hat das Projekt GeKo-A folgende Forschungsfragen formuliert: Welche didaktischen Methoden sind geeignet, um das Interesse einer breiten und heterogenen Zielgruppe zu wecken und sie zu motivieren, sich mit den Themen an den Lernstationen zu beschäftigen? Kann durch die Nutzung der Lernstationen gesundheitsbezogenes Wissen und damit die GK von Menschen im Arbeitsleben erhöht werden? Wie können die entwickelten Lernstationen für den Methodenkoffer bestmöglich aufbereitet und manualisiert werden? Wie lässt sich der Methodenkoffer so gestalten, dass er durch interessierte Betriebe und andere Multiplikatoren selbstständig angewandt werden kann?
Die Beziehung zur eigenen Gesundheit und die Verantwortung für diese hat sich im Laufe der Geschichte fortlaufend weiterentwickelt. Menschen hoffen nicht mehr bei ihrer Gesundheit auf Gottes Gnade oder ein günstiges Schicksal, auch der Rat einer Ärztin oder eines Arztes ist kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Dadurch kristallisiert sich ein verändertes Rollenverständnis von Ärztinnen und Ärzten und Patientinnen und Patienten heraus, welches sich in einem größeren Wunsch nach Partnerschaftlichkeit und Kommunikation auf Augenhöhe darstellt.
Daraus resultierend werden mehr Menschen aufgefordert, für ihre Gesundheitsvorsorge selbst aktiv Verantwortung zu übernehmen. Hierfür benötigen sie gesundheitsbezogenes Wissen und entsprechende Kompetenzen, um dieser Verantwortung gerecht zu werden. In den 1970er Jahren entwickelte sich in den USA dazu der Begriff Health Literacy, der das Verstehen, Beurteilen und Umsetzen relevanter Gesundheitsinformationen für die eigene Krankheitsprävention und der Gesundheitsförderung beschreibt.
Hierdurch sollen Menschen befähigt sein, ihre Lebensqualität während des gesamten Lebensverlaufs zu erhalten oder zu verbessern. Die wörtliche Übersetzung von Health Literacy ist gesundheitliche Literalität, was im Deutschen wenig gebräuchlich ist. Daher wird meist von Gesundheitskompetenz gesprochen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gesundheitskompetenz
- Gesundheitskompetenz: Herkunft, Bedeutung, Definition und Zielsetzung des Begriffes
- Modelle von Gesundheitskompetenz
- Kritik am Konzept Gesundheitskompetenz
- Forschungsstand zu Gesundheitskompetenz
- Gesundheitskompetenz in Deutschland
- Auswirkungen sozioökonomischer Faktoren auf die Gesundheitskompetenz und das gesundheitliche Wohlbefinden
- Diskussion der Befunde und Ausblick
- Relevanz von Gesundheitskompetenz für die Arbeitswelt
- Gesundheitskompetenz in der Arbeitswelt – eine Bestandsaufnahme des Forschungsstandes
- Vermittlung von Gesundheitskompetenz in der betrieblichen Weiterbildung
- Projekte zur Förderung von Gesundheitskompetenz in der Praxis
- Die Patientenuniversität an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)
- Gesundheitskompetenz am Arbeitsplatz stärken: das Projekt GeKo-A
- Resümee zum Themenbereich Gesundheitskompetenz
- Theoretische Überlegungen zur Konzeption der Lernstationen: didaktische Prinzipien und Handlungsfelder nach Siebert (2009)
- Die Lernstation als Methode des arbeitsplatznahen Lernens
- Das Lernformat Lernstationen aus lerntheoretischer und bildungswissenschaftlicher Perspektive
- „Bildungsmarketing": Wie lässt sich Aufmerksamkeit für die Lernstation generieren?
- Die Zielgruppe
- Lernzielorientierung
- Mikrodidaktischer Rahmen für die Konzeption der Lernstationen
- Lernstation I: Organspende
- Lernstation II: Patientenverfügung
- Lernstation III: Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)
- Die Lernstationen in der Praxis - Evaluation einer ersten Durchführung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Konzeption von Lernstationen im Rahmen des Projekts "Gesundheitskompetenz am Arbeitsplatz stärken" (GeKo-A). Ziel des Projekts ist es, die Gesundheitskompetenz von Beschäftigten in verschiedenen Betrieben zu erhöhen und ihnen so einen besseren Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen zu ermöglichen. Dazu werden 16 Lernstationen zu unterschiedlichen Themen entwickelt, die am Ende in einem Methodenkoffer zusammengefasst werden sollen.
- Die Bedeutung und Relevanz von Gesundheitskompetenz in der heutigen Gesellschaft
- Die Förderung von Gesundheitskompetenz im beruflichen Kontext
- Didaktische Konzepte und Methoden zur Entwicklung von Lernstationen
- Die Gestaltung von Lernstationen für unterschiedliche Lerntypen und Zielgruppen
- Die Evaluation von Lernstationen im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Relevanz von Gesundheitskompetenz in der heutigen Zeit. Sie beschreibt die Entwicklung des Begriffs und zeigt auf, welche Faktoren die Bedeutung von Gesundheitskompetenz für die Arbeitswelt erhöhen. Kapitel 1 widmet sich dem Konzept der Gesundheitskompetenz und untersucht dessen Entstehung, Definition und Zielsetzung. Es werden verschiedene Modelle zur Beschreibung von Gesundheitskompetenz vorgestellt und kritische Sichtweisen diskutiert. Darüber hinaus werden die Ergebnisse des Forschungsstandes zur Gesundheitskompetenz in Europa und Deutschland beleuchtet und die Auswirkungen sozioökonomischer Faktoren auf die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung analysiert.
In Kapitel 2 wird die Bedeutung von Gesundheitskompetenz für die Arbeitswelt näher betrachtet. Es werden aktuelle Trends aufgezeigt, die die Förderung von Gesundheitskompetenz im beruflichen Kontext notwendig machen. Darüber hinaus wird der Forschungsstand zur Gesundheitskompetenz am Arbeitsplatz zusammengefasst und die Rolle des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) bei der Vermittlung von Gesundheitskompetenz erläutert.
Kapitel 3 präsentiert Best-Practice-Beispiele für Projekte zur Förderung von Gesundheitskompetenz in der Praxis. Der Fokus liegt dabei auf der Patientenuniversität an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und dem Forschungsprojekt GeKo-A, das den Rahmen für diese Arbeit bildet.
Kapitel 4 bietet ein Resümee zur Auseinandersetzung mit dem Themenbereich Gesundheitskompetenz. Die Ergebnisse des Forschungsstandes werden zusammengefasst und deren Bedeutung für die weitere Arbeit eingeordnet. Ein abschließender Ausblick auf die Thematik Gesundheitskompetenz rundet das Kapitel ab.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen für die Konzeption der Lernstationen. Die Arbeit greift dabei auf die didaktischen Prinzipien und Handlungsfelder nach Siebert (2009) zurück und untersucht das Lernformat Lernstationen aus lerntheoretischer und bildungswissenschaftlicher Perspektive. Es werden wichtige Aspekte wie selbstgesteuertes Lernen, Zielgruppenorientierung, Teilnehmendenorientierung, Deutungsmusteransatz und Lernzielorientierung erläutert und deren Bedeutung für die Gestaltung von Lernstationen dargestellt.
Kapitel 6 bildet den mikrodidaktischen Rahmen für die Konzeption der Lernstationen. Es werden die drei Lernstationen Organspende, Patientenverfügung und Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) anhand des Modells der Angebotsentwicklung nach Schlutz (2006) in ihrer methodischen Gestaltung und ihrem Inhalt beschrieben.
Kapitel 7 widmet sich der Evaluation der Lernstationen Organspende und Patientenverfügung im Rahmen einer ersten Durchführung an der Patientenuniversität in Hannover. Die Arbeit greift dabei auf die Selbstreflektion der Autorin zurück und beschreibt die Erfahrungen mit den Lernstationen in der Praxis.
Das Fazit fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und beleuchtet deren Bedeutung für die weitere Entwicklung von Lernstationen im Rahmen des Projekts GeKo-A.
Schlüsselwörter
Gesundheitskompetenz, Health Literacy, Lernstation, betriebliche Weiterbildung, Patientenuniversität, Projekt GeKo-A, didaktische Prinzipien, Handlungsfelder, Zielgruppenorientierung, Teilnehmendenorientierung, Deutungsmuster, Lernzielorientierung, Modell der Angebotsentwicklung, Organisationsform, Methode, Medien, Evaluation
- Quote paper
- Dorian Schneider (Author), Marie-Luise Dierks (Series editor), Gabriele Seidel (Series editor), 2020, Gesundheitskompetenz in der betrieblichen Weiterbildung. Entwicklung von Lernstationen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz am Arbeitsplatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/984515