Gliederung
1.Definition Industrialisierung / Industrielle Revolution
2.Veränderungen aus politischer Sicht
Allgemein
Sozialistengesetz
Kolonialpolitik
3.Veränderungen aus wirtschaftlicher Sicht
Allgemein
4.Veränderungen aus sozialer Sicht
Allgemein
5.Definition Soziale Frage
6.Folgewirkung auf Mensch und Gesellschaft
7.Quellenangabe
Definition Industrialisierung / Industrielle Revolution
Industrialisierung ist die Umwandlung einer Agrargesellschaft in eine Industriegesellschaft, gekennzeichnet durch schnelle Veränderungen in Produktionstechnik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Industrialisierung Europas, beginnend in Großbritannien, wurde möglich durch die systematische Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse im Bereich der Güterproduktion. Kapital, das durch Handel, Eroberungen etc. angehäuft worden war, wurde nun in der Produktion angelegt und machte die Errichtung großer Industrieanlagen möglich. Der Einsatz von Maschinen und Arbeitern führte zur Massenproduktion von Gütern. Mit dem Zuzug von Arbeitskräften begann eine Urbanisierung, die man bis dahin nicht gekannt hatte. Die Industrialisierung führte zur Auflösung der überkommenen Gesellschaftsordnung; es entstand eine Klassengesellschaft, die vom Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit beherrscht wurde. Die soziale Frage überschattete in ganz Europa das rasante Wirtschaftswachstum.
Aus politischer Sicht
Politische Ergebnisse:
Während die Politik durch einen ausgeprägten Wirtschaftsliberalismus gekennzeichnet war, entwickelten sich unter der zahlenmäßig immer stärker anwachsenden Arbeiterschaft sozialistische Bestrebungen, insbesondere mit dem Auftreten von Karl Marx. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts befanden sich die europäischen Industrienationen im Wettlauf miteinander um unerschlossene Gebiete, um sich weltweit Rohstoffe und Absatzmärkte zu sichern. So entstanden als Folge der industriellen Revolution weitere Kolonien (Deutschland erhob Anspruch auf Togo, Kamerun, Südwestafrika, Ostafrika sowie auf Inseln im Pazifik). Die Konkurrenz der europäischen Nationen verschärfte sich im Zeitalter des Kolonialismus zusehends und kulminierte schließlich im 1. Weltkrieg.
(Sozialistengesetz) Bismarck beunruhigten außerdem die revolutionären Ziele der Sozialdemokraten und deren stetig steigender Erfolg bei den Reichstagswahlen. Als 1978 gleich zwei Attentate auf den Kaiser verübt wurden sah Bismarck die Chance die Attentate den Sozialdemokraten unterzuschieben. Somit gelang es ihm im Reichstag das „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie", auch genannt „Sozialistengesetz" durchzusetzen. Es verbot jegliche sozialistische Schriften, Versammlungen und Vereine, erlaubte Polizei-Durchgriffe gegen Sozialisten, nicht aber die Reichspartei selbst. Trotzdem nahm - vor allem aufgrund der teilweise unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Großstädten - die Sympathie der Arbeiterschaft für die Sozialdemokratie zu, so dass auch der zweite große innenpolitische Kampf Bismarcks scheiterte.( Kolonialpolitik à )Kolonialpolitik ist die Bezeichnung für die Politik der Aneignung, Beherrschung und Entwicklung von Kolonien durch das Mutterland; speziell bezieht sich der Begriff auf die zweite Phase der Kolonisation im Zeichen der imperialistischen Konkurrenz der europäischen Großmächte (etwa zwischen 1880 und dem 1. Weltkrieg) vor allem in Afrika. Auch das Deutschen Reich regte diese Bestrebungen , das sich beim Scramble for Africa („Wettlauf um Afrika") einen seiner erstrebten „Weltgeltung" angemessenen „Platz an der Sonne" zu erwerben suchte, wobei Reichskanzler Otto von Bismarck den deutschen Kolonialplänen zunächst ablehnend gegenüberstand. Insgesamt blieb das Deutsche Reich auf einen relativ geringen Anteil von „Schutzgebieten" beschränkt (Afrika 1884/85: Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika, Deutsch-Ostafrika; Pazifik 1884/85: Neuguinea, Bismarck-Archipel, Marshall-Inseln; 1889: Karolinen, Marianen, Westsamoa; China 1898: Kiautschou - siehe Deutsche Kolonien). In ihren kolonialen Herrschaftsmethoden folgten die Mutterländer unterschiedlichen Konzepten und kulturmissionarischen Absichten. Während Frankreich die „Assimilation" der Kolonialgebiete anstrebte, um sie faktisch dem Mutterland einzuverleiben, überließ das Deutsche Reich die Kolonialverwaltung zunächst weitgehend der mit einem Schutzbrief legitimierten Gesellschaft für deutsche Kolonisation, die 1884 von Carl Peters gegründet worden war (seit 1887 Deutsche Kolonialgesellschaft). 1890 richtete das Auswärtige Amt eine Kolonialabteilung ein, die nach Aufdeckung schwerer Missstände und mehreren Revolten (Herero-Aufstand, Maji-Maji-Aufstand) in das Kolonialamt überging, das Reformen in den Kolonien durchsetzte.
Aus wirtschaftlicher Sicht
Wirtschaftliche Ergebnisse:
Erfindungen, wie die der Dampfmaschine, neuer Web- und Spinnmaschinen sowie neuer Verfahren zur Eisen- und Stahlgewinnung, gestalteten die Güterproduktion vollkommen um.
Sie wurde in große Fabriken verlegt. Dort wurden Textilien und andere Güter schneller und billiger hergestellt als früher, dank der Spezialisierung der Arbeiter auf bestimmte Tätigkeiten und des intensiven Einsatzes von Maschinen. Die (universell einsetzbare) Dampfmaschine wurde zum Antrieb für Arbeitsmaschinen aller Art, die Menschenkraft in großem Maßstab ersetzten. Das Entstehen einer Maschinenindustrie erforderte die vermehrte Erzeugung von Eisen, denn Eisen war ein Grundstoff für Maschinen und Fertigwaren und erlaubte auf breiter Front die Mechanisierung der Produktion. Die neu entstandenen Fabriken konzentrierten sich in den Städten (z. B. in Dortmund), weil dank der Dampfmaschine die Güterproduktion von Wind und Wasser unabhängig geworden war. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland eine Chemie- und Stahlindustrie, deren Erzeugnisse Grundlage für die Produktion in anderen Industriezweigen wurden. Das Ruhrgebiet wurde zum industriellen Ballungsgebiet, in dem auf der Basis von Kohle und Stahl eine Schwerindustrie entstand.
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Die Unternehmerfamilien Krupp, Thyssen, Mannesmann, Klöckner und Haniel erlangten dadurch besondere Bedeutung. Die Industrialisierung wurde durch technische Neuerungen im Transportwesen begünstigt: Dampflokomotiven und -schiffe verbanden die Märkte auf der ganzen Welt miteinander. Von 1835 bis 1845 stieg die Länge des Eisenbahnnetzes um über 38000 Prozent!
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Für diese Arbeiten am Streckenausbau waren damals ungeheure Mengen an Geld nötig welches sich aus folgender Tabelle entnehmen lassen.
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Auch der Bau von neuen Land- und Wasserstraßen förderte den Handel, die Versorgung der Industrie mit Rohstoffen und die Distribution der erzeugten Waren. 1835 fuhr die erste deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth. Die industrielle Revolution revolutionierte also auch das Verkehrswesen, und dies wirkte auf die Entwicklung der Industrie zurück. Dennoch kam es immer wieder zu krisenhaften Erscheinungen, die ihren Höhepunkt in der Wirtschaftskrise von 1874 bis 1879 (Gründerkrise) fanden.
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Aus sozialer Sicht:
Auf der Grundlage der sich entwickelnden kapitalistischen Produktionsweise entstand in der 1. Hälfte des 19.Jh. eine starke Bourgeoise, die Hauptgegner der Feudalherren war. Es kommt zu Aufständen und Landflucht von Bürgern aus ländlichen Gebieten in die Städte. Die kapitalistischen Kräfte stiegen aus den Volksmassen hervor. Hier waren Erfinder und Unternehmer noch in einer Person vereint ( Borsing, Henschel). Gerade die Leistungen der Industriepioniere machten deutlich, dass die feudalen Verhältnisse dem Fortschritt im Wege standen und beseitigt werden mussten. Die Wiedersprüche zwischen der Bourgeoise und den alten Feudalkräften wurden durch die reaktionären gesellschaftlichen Verhältnisse Preußens besonders verschärft. Das Rheinland wurde 1815 preußisch, hatte eine dichte Bevölkerung, und war industriell relativ hoch entwickelt und besaß eine fortschrittliche frz.
Rechtssprechung. Dem gegenüber stand der sozial Rückständige Osten der Monarchie. Die Halbfeudalität Preußens war dadurch gekennzeichnet, dass man einerseits im Westen industriekapitalistisch, im Osten dagegen aber agrarkapitalistisch zu wirtschaften begann. Im Osten gab es Junker, die las führende Klasse im Interesse ihrer Machtstellung eine reaktionär- ständische Politik durchführten und fortschrittliche bürgerliche Kräfte von der politischen Führung möglichst fernhielten. Besonders das Heer und die Kreis Verwaltung blieben im Gegensatz zu dem Plänen der Reformzeit ein Domäne der Junker. (Ausschalten des Einflusses von Boyen, Gneißenau, Stein und W.v.Humboldt )Weitgehend von der politischen Macht ausgeschlossen, war die Bourgeoise zu einem ständigen Kleinkrieg gegen den feudalbürokratischen Staatsapparat gezwungen. Ihr größter Erfolg wurde neben dem Aufbau des Eisenbahnnetzes, die Gründung des Zollvereins. Durch die Bildung von Handelskammern, Fabrikkammern, Unternehmergesellschaften oder Gewerbevereine schuf sich die Bourgeoise gewisse Machtinstrumente. Es blieb jedoch für den antifeudalen Klassenkampf der deutschen Bourgeoise charakteristisch, dass sie im allgemeinen bereit war, zugunsten staatlicher Zugeständnisseökonomischer Art auf politische Macht zu verzichten. Marx und Engels drücken es umgekehrt aus:
„Jede politische Niederlage der Bourgeoise zog einen Sieg auf dem Gebiet der Handelsgesetzgebung nach sich."
Auch im Bereich der Gewerbegesetzgebung (Einführung der Gewerbefreiheit) und im Kampf gegen einen weiteren Gegner, das reaktionäre Zunftwesen, errang die Bourgeoise eine Reihe von Erfolgen. In den meisten deutschen Staaten konnten sich die Zunftvorrechte bis in die Zeit des vollentwickelten Kapitalismus halten. Jedoch wurde das Handwerk durch das vordringen der kapitalistischen Produktionökonomisch geschwächt und vielfach dem Ruin nahegebracht.à Handwerk geriet in eine Krise, aus der es sich während der gesamten Kapitalistischen Periode nicht mehr befreien konnte. Die zahl der Handwerksbetriebe stieg allerdings in der 1.Hälfte des 19.Jahrhunderts erheblich an (Ursachen: Aufhebung der Leibeigenschaft , Anfänge der Gewerbefreiheit, Aufhebung der Trennung zwischen Stadt und Land), doch war die Gewerbeproduktion im Gegensatz zur Fabrikproduktion immer weniger in der Lage den steigenden Bedarf der stark wachsenden Bevölkerung zu befriedigen. (1800: 24.5 Mio Menschen / 1900: 53.5 Mio. Menschen).
Die Lage des Kleinbürgertums war unsicher und ständig von der maschinellen Produktion bedroht. Daraus ergab sich ein ideologische Schwanken des Handwerks und des Kleinbürgertums zwischen Feudalismus und Kapitalismus, Bourgeoise und neuer Arbeiterklasse. Handwerksgesellen wurden deshalb vielfach Vorkämpfer der Gewerkschaftsbewegung und Träger Pro-Marxistischer sozialistisch-revolutionärer Ideen.
Auch die freigewordene bzw. frei werdende Bauernschaft ging durch die industrielle Revolution aus dem Feudalismus in die kapitalistische Gesellschaft über. Mit Ausnahme einer kleinen Oberschicht war sie eine Klasse von Ausgebeuteten, die neben der vielfach noch lange wirksam bleibenden feudalen Ausbeutung durch Pachtzins, knechtende Darlehen, Anleihen bei Kapitalisten usw. der neuen kapitalistischen Ausbeutung unterworfen wurde.à Kleinbauern waren gezwungen bei den Großgrundbesitzern zu arbeiten oder als Heimarbeiter tätig zu sein, um Lebensunterhalt zu finanzieren.Die Lage der bäuerlichen Arbeiter war außerordentlich schlecht und lag vielfach unter dem Lebensniveau des 18.Jarhunderts. Der Kapitalismus machte große Teile der ländlichen Bevölkerung zu hausindustriellen Lohnsklaven. Im Prozess der Entwicklung der Industriellen Revolution entstand in der 1.Hälfte des 19.Jahrhunderts der zukünftige Totengräber des Kapitalismus : die Arbeiterklasse.
Überwogen zuerst Landarbeiter bzw. ländliche Heimarbeiter (um 1815 etwa 4/5 aller freien Arbeiter Deutschlands) und proletarisierte Handwerker, so kam als neues Element seit etwa den Vierziger Jahren das Fabrikproletariat hinzu.
Sehr hoch war der Anteil der Frauen und Kinder an der Gesamtzahl der Fabrikarbeiter. Vor allem in der Heimindustrie waren die Arbeiter vielfach gezwungen, mit ihrer ganzen Familie zu Arbeiten, da anders der kärgliche Lohn nicht ausreichte. In der Maschinenspinnerei Preußens betrug der Anteil der Frauen:1846:54,6%, in Sachsen 62,9%, in Bayern: 52%. Eine besonders schamlose Form der Ausbeutung war die Kinderarbeit. In der Leinenindustrie Schlesiens am Anfang der 40 er Jahre mussten Kinder bereits im Alter von 4 Jahren arbeiten; nach vorsichtigen Schätzungen waren in Preußen 1849 von ca. 2 Mio Kindern im Alter von 9 bis 14 Jahren mindestens die Hälfte in der Landwirtschaft und dem Gewerbe unter solchen Bedingungen beschäftigt, dass sie physischen und moralischen Schaden nahmen. Die Frauen und Kinderarbeit war eine Form der extensiven Ausbeutung, der das Proletariat bei ständiger Ausdehnung des Arbeitstages (1800: 12, 1845: 15-17 Std.) und Senkung der Reallöhne unterworfen war.
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Die Löhne waren im allgemeinen unzureichend 1846 rechnete man in Preußen eine Summe von 174 Talern als Existenzminimum, während das durchschnittliche Gesamteinkommen eines Arbeiters bei voller Beschäftigung bei 144 Talern lag. Entsprechend schlecht waren Lebenslage und gesundheitlicher Zustand. In den sich entwickelnden Großstädten entstanden die berüchtigten Elendsviertel des Proletariats. Für die in unhygienischen Verhältnissen lebenden Arbeitern wurde vor allem die Tuberkulose eine häufige Todesursache. Die Lebenserwartung der gewerblich tätigen lag weit unter der anderer Berufsgruppen. Ausdruck der wirtschaftlichen Not der deutschen Bevölkerung waren die hohen Auswanderungszahlen, die durch die Zahlen der von der Metternichschen Reaktionspolitik aus Deutschland vertriebenen politischen Flüchtlinge erhöht wurden.
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Die schlechte soziale Lage der arbeitenden Bevölkerung und besonders des Proletariats trugen dazu bei, die Gegensätze zwischen Bourgeoisie und Proletariat verhältnismäßig rasch zu entwickeln. Der doppelte Druck feudaler und kapitalistischer Ausbeutung wurde den Arbeiten immer stärker bewusst. In der Feindschaft gegen den feudalen Staat waren Arbeiter und Bourgeoisie Bundesgenossen: aber mit dem Wachstum der Industrie richtete sich der Kampf der erstarkenden Arbeiterklasse immer mehr auch gegen die Ausbeutung durch die Bourgeoisie.
Soziale Ergebnisse:
In die Städte wanderte die ländliche Bevölkerung ab, die von der Landwirtschaft nicht mehr leben konnte, weil immer mehr Gemeindeland in Privateigentum umgewandelt worden war. Sie bildete eine „industrielle Reservearmee", die auf Lohnarbeit angewiesen war, um überleben zu können. Dies wussten die Eigentümer von Fabriken zu nutzen, so dass Löhne und Arbeitsbedingungen Gesundheit und Existenz der Arbeiter bedrohten. In der Folge bildeten sich Gewerkschaften, um die Konkurrenz der Arbeiter auszuschalten und durch gemeinsame Aktionen die Lebensbedingungen zu verbessern. Die Einführung der Gewerbefreiheit bedeutete die Abschaffung des überkommenen Zunftsystems und ermöglichte es Unternehmern, in allen Wirtschaftsbereichen frei zu agieren. Die Bauernbefreiung brachte im Ergebnis eine große Zahl von verarmten Menschen hervor, die sich auf dem Lande nicht mehr ernähren konnten. In ähnlicher Weise wirkte die Industrialisierung auf überkommene Handwerke (Weberaufstand von 1844 in Schlesien). Es kam daher zu Massenauswanderungen sowie zu Binnenwanderungen in die neu entstehenden Industriestädte. Der sich bildenden Industriearbeiterklasse wurde durch Koalitionsverbote bis in die sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts hinein untersagt, sich in Vereinigungen zusammenzuschließen; erst danach begann die Bildung von Gewerkschaften.
Aus diesen positiven sowie negativen Folgen der Industriellen Revolution ergaben sich wiederum neue Probleme um mit dem neu gestaltetem Umfeld in Einklang zu leben. Die Soziale Frage war wohl das größte Problem dieser nachindustriellen Zeit:
Definition der Soziale Frage:
Im 19. Jahrhundert geprägter Begriff zur Umschreibung der gesamten sozialpolitischen Probleme, die im Zuge der industriellen Revolution entstanden, besonders derökonomischen und sozialen Lage der lohnabhängigen Bevölkerung.
Im Zeitalter der Industrialisierung vollzogen sich enorme gesellschaftliche Veränderungen. Die feudale Agrargesellschaft wandelte sich in eine kapitalistische Industriegesellschaft; die allmähliche Auflösung der traditionellen sozialen Systeme wie etwa der Großfamilie oder der Bindung an den Grundherrn ließ auch die traditionellen sozialen Netze verschwinden; die Bevölkerungsexplosion führte zu verstärkter Landflucht und einem Überangebot an Arbeitskräften in den Industriezentren. Dieses Überangebot wirkte sich negativ auf das Lohnniveau aus, was wiederum dazu führte, dass mehrere Mitglieder einer Familie arbeiten mussten, um die bloße Existenz zu sichern; die dadurch in großer Zahl auf den Arbeitsmarkt drängenden Frauen und Kinder erlaubten es den Arbeitgebern, das Lohnniveau noch weiter zu drücken. Arbeitszeiten von 15 Stunden pro Tag waren nicht ungewöhnlich, Nacht- und Sonntagsarbeit durchaus üblich, außerdem wurde auf Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter wurde wenig Rücksicht genommen. Folge dieser Arbeitsbedingungen und -verhältnisse waren Verarmung, katastrophale Wohnverhältnisse (teilweise nur ein Zimmer pro Familie), körperliche und psychische Schäden, sinkende Lebenserwartung sowie eklatanter Bildungsmangel.
Erste Maßnahmen staatlicherseits zur Abstellung dieser Missstände wurden Anfang des 19. Jahrhunderts mit den Fabrikgesetzen in Großbritannien ergriffen, seit 1839 auch in Preußen. Daneben entstanden diverse kirchliche und weltliche Organisationen, die es sich zur Aufgabe machten, die Arbeiterschaft zu unterstützen, von denen aber nur wenige eine grundlegende Veränderung der bestehenden Gesellschaftsordnung herbeiführen wollten: der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (1863 von Ferdinand Lassalle begründet), die Internationale Arbeiterassoziation (1864 von Karl Marx ins Leben gerufen), der Verein für Socialpolitik, das Rauhe Haus, Bethel und der Katholische Gesellenverein.
(Sozialgesetze) Um den Einfluss der umstürzlerischen Sozialdemokraten zu begrenzen, führte Bismarck ab 1833 schrittweise staatliche soziale Sicherungssystem ein. 1883 begann er mit der Krankenversicherung, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gemeinsam finanziert wurde und den Arbeitnehmern im Krankheitsfall 13 Wochen lang die Arzt und Arzneikosten sowie einen Teil des entfallenen Arbeitslohnes erstattete.1884 folgte die Unfallversicherung welche voll von den Arbeitgebern finanziert wurde.1889 wurde die Rentenversicherung eingeführt.
Folgewirkung auf Mensch und Gesellschaft Abschließend ist zu sagen das es sich bei der Industriellen Revolution um eine äußerst tiefgreifende Veränderung in der politischen , sozialen und gesellschaftlichen Lebensweise handelte. Es ist heutzutage nur sehr schlecht abzusehen welche Folgen es für Deutschland gehabt hätte die industrielle Revolution nicht über sich „ergehen zu lassen". Fast alles ist heutzutage mit der damaligen Zeit verknüpft und es fällt sehr schwer etwas zu finden was nicht direkt oder indirekt mit dieser Zeit in Verbindung steht. Deutschland wäre ohne Sie ein Land in Europa ohne Beachtung ohne Zukunft - ohne Chance. Es würde sich immer noch auf einer sehr niedrigen Entwicklungsstufe befinden und bräuchte Jahrzehnte wenn sogar nicht Jahrhunderte um dieses zurückliegen aufzuholen. Der Sozialgesetzgebung haben wir es auch heute noch zu verdanken das wir bei einem Unfall im Beruf oder längerer Krankheit sozial abgesichert sind - sie selbst war ebenfalls eine Folge der Industriellen Revolution und der Missstände und der Unzufriedenheit in der Arbeiterschaft. Die Kolonialisierung hat den damals lebenden Menschen, und auch uns, geholfen globaler zu denken und zu handeln. Die Soziale Frage an sich ist nicht erst mit Beginn der Industriellen Revolution entstanden, sondern beschäftigte die Menschheit an sich schon seit Menschengedenken. Trotzdem ist es richtig zu sagen das die Soziale Frage zu der Zeit der Industriellen Revolution wieder eine besonders hohe Bedeutung erlangt hatte. Den kapitalistischen Bestrebungen der Fabrikbesitzer konnten in keinem Fall mit den Wünschen und Bedürfnissen der Arbeiterklasse in Verbindung gebracht werden. Die Soziale Frage wurde größer und größer. Immer mehr Arbeiter wurden arbeitslos oder beruflich unzufrieden und flüchteten sich in Gewerkschaften, Räte oder andere Interessenvereine. Zu dieser Zeit begannen Marx und Engels mit der Bekanntmachung ihrer kommunistischen Ansichten um das deutsche Regierungssystem zu untergraben. Verhindert wurde dies letztendlich nur durch Bismarcks Sozialistengesetz.
Quellenangabe:
Studien zur Geschichte der Industriellen Revolution in Deutschland (Akademie Verlag Berlin 1960)
MARX,ENGELS,LENIN,STALIN - Zur deutschen Geschichte BAND II (Dietz Verlag Berlin 1954)
Kleine Enzyklopädie - Deutsche Geschichte (VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig 1965)
Kleine Enzyklopädie - Weltgeschichte (VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1967)
Wirtschaftsgeschichte Deutschlands (Deutscher Verlag der Wissenschaft)
Geschichte, Politik und Gesellschaft 1 (Cornelsen Hirschgraben)
BSV Geschichts-Atlas (Bayerischer Schulbuch Verlag)
Microsoft Encarta `98 (Microsoft)
LERNEN HEUTE (H&L Verlag)
- Arbeit zitieren
- Marco David (Autor:in), 2000, Industrielle Revolution in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98472