Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundbegriffe:
2.1. Rassismus- Form der Diskriminierung
2.2. Rassismus im Kontext „Schule“
3. Präventionsmöglichkeit von Rassismus an Schulen
4. Projekt: „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes besagt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung aller staatlichen Gewalt (vgl. Grundgesetz, 1949). Demnach sind alle Menschen gleichwertig zu behandeln, welches aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht der Fall ist. Schaut man sich den Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzbuches der Bundesrepublik Deutschland an, so wird allen Menschen versprochen, dass niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauung darf benachteiligt oder bevorzugt werden und auch niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden (vgl. Grundgesetz, 2014). Leider sieht das aber in der Realität ganz anders aus. Menschen werden durch unterschiedliche Aspekte wie zum Beispiel aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion diskriminiert. Die Weltbilder wie Rassismus, Homophobie, Antisemitismus oder Frauenfeindlichkeit bilden die Grundlage zur Legitimation von Diskriminierung und Unterdrückung von Gruppen (vgl. Kleff, 2016). Anfeindungen und zum Teil auch körperliche Gewalt gegenüber Ausländern sind in Mengen vorhanden (vgl. Scherr, 2001). Leider kennt Rassismus nicht seine Grenzen, dass sogar die Institution „Schule“ immer mehr davon betroffen ist. Schüler und Schülerinnen sind zunehmend mit dem Rassismus im Alltag konfrontiert, so dass Diskussionen zur Prävention von Rassismus unverzichtbar ist. Es wurden zahlreiche Konzepte entwickelt, um Schüler/innen auf Diskriminierung und rassistische Weltbilder aufmerksam zu machen und kritisch zu hinterfragen. Schulen nehmen an rassismusbekämpfenden Projekten teil, um den Image der Schule zu verbessern, jedoch sieht es hinter den Kulissen ganz anders aus. Die eigentlichen Ziele der Projekte werden nicht konsequent durchgesetzt (vgl. Leiprecht, 2006). Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Rassismus an Schulen und den Präventionsmöglichkeiten von Rassismus an Schulen in Verknüpfung mit dem Projekt „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“. Auf dieser Grundlage wird die Frage behandelt, wie wirksam das Projekt zur Beseitigung von Rassismus an Schulen ist. Zunächst werden im Hauptteil Begriffe erläutert, die einen kleinen Einblick in die theoretischen Grundlagen zum Thema Diskriminierung und Rassismus im Kontext „Schule“ geben. Daurauffolgend wird ein Konzept und Präventionsmöglichkeiten an deutschen Schulen erklärt. Zum Schluss wird das Projekt „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“ vorgestellt und die Wirksamkeit untersucht.
2. Grundbegriffe
2.1. Rassismus- Form der Diskriminierung
Betrachtet man den Begriff „Diskriminierung“, so ist zu sagen, dass Ungleichbehandlungen, die ungerechtfertigt und benachteiligend ist, welches die Würde der betreffenden Person verletzt, als Diskriminierung bezeichnet wird (vgl. Rottleuthner, 2011). Denn immer mehr Menschen werden in vielen Bereichen des Lebens auf der Basis bestimmter Merkmale mit den anderen Menschen verglichen und klassifiziert. Die häufigsten Merkmale der Diskriminierung sind Rasse, ethnische Herkunft, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexuelle Identität und Geschlecht (vgl. ebd.). Allerdings gibt es noch viele andere Formen der Diskriminierung, wie zum Beispiel soziale Ausgrenzung und Isolation, Drohung und Erpressung, Beleidigung und Beschimpfung, Mobbing und Psychoterror, Sachbeschädigung, Kommunikationsausschluss, Demütigung und körperliche Gewalt (vgl. ebd.). Laut einer Studie bezüglich „Diskriminierungen im Bildungsbereich, sind die meisten Menschen mit Migrationshintergrund von Benachteiligung und Diskriminierung betroffen (vgl. Thomas, 2013). Die Ausprägung kann hierbei stark variieren. Fremdenartigkeit ist somit ein Kriterium für Fremdenfeindlichkei, denn alles was einer Person „fremd“ vorkommt, wird automatisch mit Vorurteilen verbunden und somit als etwas negatives angesehen, wodurch dann auch letztendlich die „Feindschaft“ entsteht (vgl. Silbermann/ Hüsers, 1995). Rassismus ist demnach die extremste Form (vgl. Scherr, 2001). Rassismus ist ein historisch gewachsenes und gesamtgesellschaftliches Phänomen, welches den Machtbeziehungsweise Dominanzverhältnis ausdrückt (vgl. Barskanmaz, 2019). Rassismus bewahrt, produziert und legitimiert als ein soziales Verhältnis, materielle und symbolische Ausschlüsse (vgl. ebd.). Sie gilt als eine Untergruppenart von „Fremdenfeindlichkeit“, wobei das Rassenkonzept den hauptsächlichen Bestandteil bildet. Biologisch betrachtet gibt es keine „reine oder arische Rasse“, da die äußeren Eigenschaften eines Menschen zur Einkategorisierung in eine Rasse dienen (vgl. Silbermann/Hüsers, 1995). Ausländer werden durch die gleiche Herkunft in bestimmte Rassen einkategorisiert. Es herrscht eine gewisse Antipathie gegenüber anderen Gruppen. Außerdem wird Rassismus als Herstellung oder Reproduktion von Bildern, Denkweisen und Erzählungen über Gruppen von Menschen definiert, wobei unterschiedliche Wertigkeiten, Rangordnungen und oder Unvereinbarkeiten zwischen Gruppen bestimmt und Zusammenhänge zwischen den äußeren Erscheinungen und einem inneren Äquivalent eingeredet werden (vgl. Leiprecht, 2006). Auf dieser Grundlage kann man nicht von einem harmlosen Rassismus sprechen, da es allgemein verbreitete und im Alltag als selbstverständlich angesehene Einstellungen widerspiegelt, wodurch eine Aufklärung und Diskussion über mögliche Präventionen unumgänglich ist. Leider ist es nun mal so, dass Kinder und Jugendliche diese vorgeführten, nicht ausreichend widerlegten Untermauerungen des rassistischen Weltbilds einfach so übernehmen und nicht kritisch hinterfragen. Das rassistische Weltbild kommt in jedem Lebensbereich in jeder Gesellschaftsklasse vor. Allerdings bei Menschen, die als „Verlierer der Gesellschaft“ gelten, it dies öfters der Fall (vgl. Scherr,2001). Es zeigt sich ein klarer Zusammenhang zwischen Ausländerfeindlichkeit und Bildungsgrad, vor allem bei den Jugendlichen in Ostdeutschland, welches im Jahr 1997 vom statistischen Bundesamt bestätigt wurde (vgl. ebd.). Menschen mit Migrationshintergrund sind wie eine Zielscheibe in der Gesellschaft. Jegliche Probleme in der Gesellschaft werden meistens diesen Menschen zugeschrieben um ihre eigenen Probleme ignorieren beziehungsweise sich von diesen Problemen ablenken zu können (vgl. Leiprecht, 2006). Häufig ist es so, dass Kinder und Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund, Probleme bei der Sozialisation haben. Diese entstehen dadurch, dass sie keine Freizeitgestaltung haben, sich langweilen, die meiste Zeit vor dem Fernseher oder mit Videospielen verbringen, Probleme mit der Schule oder Arbeit haben und sowohl einen persönlichen als auch einen sozialen Erfolgsdruck spüren (vgl. Klosinski, 1994). Diese Faktoren sind auch sehr negativ belastend für Jugendliche, deren Sozialisation schon problematisch ist (vgl. ebd.). Aus der pädagogischen Perspektive ist zu sagen, dass Peergroups bei den Jugendlichen ab einem bestimmten Alter, eine sehr große Rolle einnehmen. Sie ist wie eine Ersatzfamilie für die Jugendlichen. Bei rassistischen Klassifizierungen können Peergroups sogar eine gewisse „Stärke, Überlegenheit, emotionale Sicherheit und Geborgenheit“ mit sich bringen (vgl. Riedl, 1994). Laut Klosinski besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen Fremdenfeindlichkeit und dem Selbstkonzept der betreffenden Personen dar, wobei eine gewisse Unsicherheit und soziale Hemmungen in Verbindung mit Antipathie gegenüber Ausländern oder Personen mit Migrationshintergrund vorkommen (vgl. Klosinski, 1994). Rechtsradikalismus kann die eigene Unsicherheit ausgleichen, indem zum Beispiel Zukunftsängste oder aggressives Verhalten entleert werden, welches die Gewalttaten bezüglich des Rassismus erklären könnte (vgl. Klosinski, 1994). Laut Schubarth gibt es jedoch eine wechselseitige Beziehung zwischen Gewaltbelastung und formalem Bildungsniveau (vgl. Schubarth, 1996). Zu den bedeutenden Einflussfaktoren zählen auch die Lernkultur und das Schulklima (vgl. ebd.). Deshalb ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Rassismus im schulischen Kontext erforderlich.
2.2. Rassismus im Kontext „Schule“
Rassismus ist ein Strukturierungsmerkmal der Gesellschaft, wie Sexismus oder Klassismus, somit ist Rassismus kein Problem des Bildungswesens, vielmehr ist es ein konstituierender Bestandteil davon (vgl. Fereidooni, 2018). Leider ist Rassismus etwas Alltägliches in der Schule. Durch den Rassismus wird das Wissen, Denken und Handeln der Schüler und Schülerinnen und der Lehrkräfte strukturiert (vgl. Fereidooni, 2018). In der Schule zeigt sich dies, indem Rassismus die Entfaltungsmöglichkeiten aller Menschen einschränkt, die das Bildungssystem durchlaufen (vgl. ebd.). Rassismus bringt zum Beispiel den weißen Menschen bei, dass sie den „People of Color“ überlegen sind und umgekehrt, dass diese Menschen sich geringwertig gegenüber weißen Menschen fühlen (vgl. ebd.). Als erstes müssen die Lehrer ihre Bilder von Minderheiten, die sie in den Köpfen haben, hinterfragen (vgl. ebd.). Nur dann ist eine mögliche Prävention von Rassismus an Schulen möglich. Jeder ist von Rassismus geprägt und viele leiden auch darunter. Einige leiden offensichtlicher ans andere, wobei die andere Hälfte dies garnicht merkt, es geschieht unbewusst (vgl. ebd.). Fereidooni unterscheidet zwischen institutionellem und individuellem Rassismus. Ein institutioneller Rassismus passiert unbeabsichtigt, sie ist durch Gesetze und Vorschriften hervorgerufen, wie zum Beispiel das Neutralitätsgesetz, welches Lehrerinnen mit Kopftuch nicht erlaubt zu arbeiten (vgl. ebd.). Demgegenüber steht der individuelle Rassismus als abwertende Äußerung, aufgrund der Herkunft (vgl. ebd.). Menschen leiden unter Rassismus. Ob dies gewollt oder nicht gewollt geschieht, sie verursacht immer eine tiefe Wunde in diesen Menschen, die Rassismus tagtäglich mit Leib und Seele erleben müssen. Was man ab und an vergisst ist, dass die Schule eine Selektionsfunktion hat. Wenn diese Selektion jedoch nicht nach schulischen Leistungen geht, sondern nach sozialen Kategorien, wie zum Beispiel dem Herkunft, dann kann die Gesellschaft von einem riesen Problem nicht davonlaufen (vgl. ebd.). Das Bildungssystem hat einen großen Einfluss auf die persönliche und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, wodurch die Möglichkeit besteht, die Schüler und Schülerinnen zum Thema Rassismus zu sensibilisieren und eine anhaltende Wirkung zur Bekämpfung von Rassismus zu hinterlassen (vgl. Gillborn, 1995 in: Quehl, 2015). Ziel des Bildungswesens ist es, Schüler und Schülerinnen zu demokratisch eingestellte Bürger zu erziehen, die eine bewusste Verantwortung über die Menschenrechte nehmen und nicht jede Meinung so vor sich hinnehmen, sondern sie auch kritisch hinterfragen und nach möglichen Lösungen zum friedlichen Zusammenleben suchen (vgl. Scherr, 2001). Die Lehrer/innen spielen hierbei eine sehr wichtige Rolle. Sie haben die große Verantwortung, den Schülern und Schülerinnen Inhalte und Kenntnisse zu vermitteln, die sowohl die Einnahme als auch die Übernahme gewisser Stellungen und Annahmen der Gesellschaft arrangieren. Die Schule ist der Ort der Diskriminierung, Sortierung und Beurteilung, wobei eigentlich das soziale Lernen angestrebt werden muss (vgl. Leiprecht, 2006). Aspekte wie Ideologien, soziale Bedeutungen und Kulturpraktiken werden in der Schule erschaffen (vgl. Quehl, 2015).
Genau deshalb sollen die Schulen eine klare Position gegen Rassismus und Diskriminierung einnehmen, denn je mehr Schülerinnen und Schüler mit der rassistischen Einstellung konfrontiert werden und nichts dagegen unternommen wird, desto niedriger sind die pädagogischen Handlungsmöglichkeiten (vgl. Leiprecht, 2006). Hilfreich ist, dass man sich mit den Anlagen von Diskriminierung auseinandersetzt, wo die Betroffenen einen sicheren Raum für die Gespräche über den Rassismus brauchen (vgl. Fereidooni, 2018). Allerdings sollte man darauf achten, dass man überhaupt die Kraft für rassismusrelevante Kämpfe hat (vgl. ebd.). Denn die Betroffenen müssen ihre eigenen tiefen Wunden als erstes verarbeiten, damit sie dann dagegen kämpfen können (vgl. ebd.). Zu genaueren Präventionmöglichkeiten wird im folgenden Kapitel eingegangen.
3. Präventionsmöglichkeit von Rassismus an Schulen
Allgemeines Ziel von Präventionsansätzen ist, unerwünschte Ereignisse durch geeignetes Handeln nicht entstehen zu lassen (vgl. Kleff, 2016). Allerdings richten präventive Gedanken sich danach, dass viele Bestandteile, die das menschliche Verhalten im Kindes- und Jugendalter festlegen, veränderbar sind, wie zum Beispiel die Sozial-oder Problemlösungskompetenz (vgl. ebd.). Für eine erfolgreiche Maßnahme zur Prävention von Rassismus an Schulen, muss in zwei Richtungen, synchron gehandelt werden (vgl. ebd.). Einerseits wird darauf abgezielt, die Entstehung nicht erwünschter Entwicklungen entgegenzuwirken (vgl. ebd.). Andererseits wird nach Maßnahmen gesucht, die die gewünschte Haltung und Einstellung der Zielgruppe bilden und stärken (vgl. ebd.). Außerdem müssen die Maßnahmen auf die gruppenspezifischen Bedürfnisse achten, wie zum Beispiel das Alter, die soziale Prägung oder das Geschlecht (vgl. ebd.). Hinzu müssen die Ursachen und Funktion des unerwünschten Handelns für die Zielgruppe untersucht und in das jeweilige Konzept einbezieht werden (vgl. ebd.). Man spricht von erfolgreichem Prävention, wenn die unternommenen Maßnahmen mit Kopf und Herz an Wertvorstellungen, Ideologien und damit verbundenen Konflikten ansetzen (vgl. ebd.). Eine Darstellung von Leiprecht zeigt, dass nach Dadzie (2000) und Lüddecke (2003) drei Handlungsebenen gegen Rassismus in Schulen gibt, wobei die Handlungen sich auf alle drei Ebenen beziehen müssen (vgl. Leiprecht, 2016). Nach Dadzie ist die erste Ebene, die persönliche Entwicklung, welches Lüddecke als personelle Ebene bezeichnet (vgl. ebd.). Diese Ebene bezieht sich auf die Schülerinnen und Schüler. Die zweite Ebene ist laut Dadzie, die Curriculumentwicklung. Lüddecke hat dies als die unterrichtliche Ebene bezeichnet (vgl. ebd.). Die letze Ebene ist die Organisationsentwicklung, nach Dadzie, welches laut Lüddecke die schulorganisatorische Ebene ist (vgl. ebd.).
[...]