Verkehrsproblematik in den Alpen


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

4 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Verkehrsproblematik in den Alpen Tobias Keunecke

Durch das begrenzte Raumangebot und natürliche Hindernisse und Begebenheiten in der Verkehrsinfrastruktur treten in den Alpen einige Probleme auf. In früheren Zeiten waren Güter- und Personenbeförderung in den Alpen nur unter Einbeziehung einiger Risiken und mit den Ortskenntnissen der Alpenbevölkerung möglich. Dies bedeutete ein gutes Geschäft für die Bevölkerung der Alpen und einige Alpenstädte sind erst aus diesem Fremdenverkehr entstanden, daher sind die Alpenbewohner im Grunde genommen verkehrsfreundlich eingestellt. Doch dieser Verkehr bringt auch einige negative Effekte mit sich: Lebensbedrohung, Abgasemissionen, Lärmbelästigung und sogar die Zerstörung der kleinräumigen Wirtschaft sind die Folge des schnellen Verkehrs. Da nur ein geringer Raumanteil an der Gesamtfläche nutzbar ist, sind die Menschen auf einen sorgfältigen Umgang mit dem Boden angewiesen, auch diese Nutzung ist durch den wachsenden Verkehr gefährdet.

Zunächst wurden die Verkehrswege noch so gebaut, dass sie sich harmonisch in die Landschaft einfügten, um eine Massenbewegung zu vermeiden, es musste wegen der geographischen Begebenheiten sogar ein Nachtfahrverbot eingeführt werden. Auf Grund dieser topographischen Hindernisse war die interne Erreichbarkeit in den Alpen sehr hoch, doch von außerhalb sehr niedrig, dies erfuhr durch die wachsende Anzahl an schnelleren Verkehrsmitteln eine ungeheuer große Entwicklung. Doch mit schnelleren Verkehrsmitteln wurden die bestehenden kleinräumigen Strukturen zerstört, was früher auf kurzem Wege gebracht wurde, wurde nun über große Distanzen transportiert. Durch die dadurch entstehenden Dienstausfälle der einzelnen Regionen kam es zu einer ansteigenden Arbeitslosigkeit.

Durch den Bau großer Alpentransversalen entstanden Abgas- und Lärmprobleme, die wirtschaftlichen Gewinne flossen aus dem Alpenraum ab, denn je mehr Verkehrswege es gab, desto mehr Menschen fuhren einfach nur durch die Alpenorte durch. Man dachte man könne diese Defizite durch die erwarteten Tourismusströme in den Griff bekommen.

Doch die Alpenbewohner erfuhren eine starke Zerstörung ihres Lebensraums, denn anstatt die Widerstände zu akzeptieren, versuchten die europäischen Politiker die Leistungsfähigkeit und Durchlässigkeit der Alpen mit neuen Transitrouten auf der Straße und der Bahn sowie neuen Informationssystemen noch zu erhöhen. Da die Alpenbevölkerung mit 1,5% Bevölkerungsanteil nur eine kleine Minderheit in Europa darstellt, gab es für sie kaum Mittel, die Entscheidungen der EU-Minister zu blockieren.

Der dadurch entstandene enorme Verkehrszuwachs und die damit zusammenhängenden Probleme wurden für die Alpenregion zu einer großen Belastung. Um diese Situation zu normalisieren, müssen nun die beseitigten Widerstände wieder errichtet werden, was zwangsläufig zu Verkehrsstaus führt, die viel zu niedrigen Transportkosten erhöht und das Überangebot an Straßenstrukturen dezimiert werden.

Die zunächst für viel Geld abgebauten Widerstände, was diese Verkehrslawine ausgelöst hat, sollten nun wieder errichtet werden, was der Natur abgenommen wurde sollte jetzt durch finanzielle Abgaben wieder aufgebaut werden. Diese Abgaben müssten so hoch sein, dass durch sie das geographische und natürliche System wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann. Das sensible Ökosystem der Alpen braucht in absehbarer Zeit wirkungsvolle Regelungen im Verkehr, zum Beispiel höhere Gebühren auf den Alpenautobahnen, sonst müssten vielleicht schon bald Straßen bei Überschreitung der Belastungsgrenzen gesperrt werden, um diese wieder auszugleichen, was nicht nur ein wirtschaftlicher Nachteil wäre.

Im Februar 1994 entschied das Schweizer Volk, dass der Güterverkehr innerhalb von zehn Jahren auf die Schiene verlagert werden soll. Diese Entscheidung beinhaltete ein Sonntagsfahrverbot und ein 28t-Limit für LKW, außerdem dürfen Transitstraßen nicht weiter ausgebaut werden. Die Bahn soll attraktiver gestaltet werden und der Güterverkehr auf der Straße soll eine Alpentransitabgabe leisten. Doch damit der Güterverkehr auf die Schiene und nicht auf Nachbarländer verlagert wird, müssten im gesamten Alpenraum höhere Abgaben und ein generelles Nachtfahrverbot eingeführt werden, um Mensch und Umwelt zu entlasten.

Der gesamte Güterverkehr durch die Alpen nimmt ständig zu. 1970 wurden noch 24 Mio. Nettotonnen (Nt) Güter über den inneren Alpenbogen (u.a. Brenner) befördert, davon 79% mit der Bahn und 21% auf der Straße. Durch den Ausbau des Straßennetzes stieg die Menge der beförderten Güter bis 1996 auf 85 Mio.Nt, davon 39% mit der Bahn, 61% auf der Straße. Der Zuwachs liegt demnach bei 350% insgesamt und 1070% auf der Straße, dies wurde mit 3,9 Mio. LKW vollbracht. Im gesamten Alpenbogen wurden 1996 sogar 138 Mio.Nt (63% auf der Straße mit 7,4 Mio. LKW) befördert, allein den Brenner passierten 1,25 Mio. LKW.

Dieser enorme Verkehrszuwachs ist so zu erklären, dass die Marktwirtschaft Europas einen hohen Austausch an Waren fördert. Durch die Arbeitsteilungen zwischen verschiedenen Betrieben werden halbfertige Erzeugnisse von einer Produktionsstätte zur anderen befördert, zum Beispiel importieren italienische Firmen Alteisen aus Deutschland, verarbeiten es zu Baustahl, der wieder nach Deutschland exportiert wird. Wegen der Unterschiede bei den Arbeitslöhnen in den EU-Ländern werden Produktionsstätten verlagert. Außerdem ist es meist billiger, mit halbvollen LKW herumzufahren, als kostspielige Lager zu unterhalten. Es kommt sogar vor, dass die selbe Ware öfter die gleiche Grenze passiert, ohne abgeladen zu werden, nur um die Import- oder Exportsubventionen einzustreichen. Ca. 13,4% der LKW fahren gar ganz leer. Durch all dies wird der Transport durch die Alpen bevorteilt.

In Österreich wurde 1991 ein Ökopunktesystem eingeführt, wodurch die Schadstoffemission bis 2003 um 60% reduziert werden sollte. Doch durch Fehlkalkulationen brachte es kaum nennenswerte positive Effekte, genauso wie Lärmschutzprogramme und der Plan des Transeuropäischen Netzes der EU, der verschiedene Ausbauten im Eisenbahn- und Straßenbereich vorsieht, allerdings höchstwahrscheinlich eine höhere Arbeitslosigkeit geschaffen hat. Doch durch den Widerstand der Bevölkerung gegen den Ausbau von Autobahnen werden nun einzelne Bahnprojekte verwirklicht.

Die Kosten des Verkehrs, die nicht von den Verkehrsteilnehmern selbst gedeckt werden, betragen schon 5% des Bruttoinlandsproduktes der EU. Die Einführung der sogenannten Kostenwahrheit ist daher unerlässlich, besonders für die regionalen Wirtschaftsmärkte. Hierdurch würde auch der Güterverkehr für weite Strecken auf das Notwendigste beschränkt.

Heute lohnt es sich eher 50 LKW mit 50 Fahrern auf eine bestimmte Strecke zu schicken, als 50 Container auf einen Zug zu laden, denn es ist billiger und die Güter kommen schneller und sicherer ans Ziel. Dies wurde jahrzehntelang durch Finanzhilfen in den Straßenverkehr geschürt. Durch lange Wartezeiten an Staatsgrenzen und Verladebahnhöfen liegt die mittlere Geschwindigkeit eines Güterzugs bei ca. 14 km/h. Investitionen sollten sich hauptsächlich in Verkehrsmittel, die nur geringe Umweltschäden verursachen, belaufen (z.B. Zug, Schiff).Besondere Maßnahmen für LKW sollten eingeführt werden, zum Beispiel höhere Gebühren, Nacht- und Wochenendfahrverbot und geringere Tonnagelimits.

Derzeit gibt es fünf wichtige Eisenbahntransversalen in den Alpen. Eine bessere Auslastung des bestehenden Bahnnetzes ist dringend notwendig. Die Tageskapazität an Zügen müsste erhöht, die Anhängelast einzelner Züge verstärkt, die Aufenthalte an Grenzen und Bahnhöfen verringert, eine Erhöhung der Geschwindigkeit bei Personenzügen durch Streckenveränderungen und leistungsstärkere Züge verwirklicht werden. Auch die Lärmbelastung müsste vermindert werden und die Strecken sollten modernisiert und mit Doppelgleisen versehrt werden. Weniger als 1/3 der Kapazitäten werden von den Eisenbahnen genutzt, das heißt sie könnten verdreifacht werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist die „Brennerbahn“ zwischen Verona und dem Brenner, wo viele dieser Modernisierungen vorgenommen werden.

Da nur ein kleiner Teil des Gebirges besiedelbar ist, liegen Verkehrsachsen und Wohngebiete sehr eng beieinander. Eine „Flucht“ vor dem Verkehr ist daher nahezu unmöglich. Die Entfernung der Bewohner zur Straße ist wesentlich geringer als im Flachland, außerdem ist die Schallausbreitung im Gebirge größer als in Ebenen, z.B. ist in 1km Hang eine Straße immer noch gleichlaut wie in der Ebene in 250m, also beschallt der Verkehr im Gebirge die vierfache Fläche. Etwa 2/3 der in Straßennähe wohnenden Menschen sind lärmbelastet. Die lebensqualitätlichen Folgen sind gravierend, bei Anwohnern wurde sogar ein weitreichendes „Erschöpfungssyndrom“ festgestellt, denn der Schlaf und eventuelle Ruhezonen (wie Garten, Balkon und Terrasse) sind beeinträchtigt. Vereinzelt wurden sogar Konversations- und Konzentrationsstörungen bei Anwohnern festgestellt.

Außerdem besteht entlang der Alpenstaßen ein erhöhtes Waldsterben und Lungenkrebsrisiko, denn das Ozon kann in den Alpendörfern kaum abgebaut werden, bei schönem Wetter ist die Ozonkonzentration sogar 24 Std. am Tag zu hoch. Untersuchungen ergaben, dass die Lungenfunktion vor allem von Kindern stark erniedrigt ist und in der Muttermilch eine sieben mal höhere Bleibelastung festzustellen ist als in nicht belasteten Gebieten. Mediziner fordern daher strengere Vorschriften für Lärm- bzw. Abgasemissionen im Berggebiet. Auch betroffene Bürger leisten erbitterten Widerstand gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes und der Umwelt.

Doch sie können nur vereinzelte Vorschläge in der EU und den nationalen Parlamenten durchsetzen. Da durch den Verkehr, vor allem aber auch der Tourismus selbst geschädigt wird, da Touristen Erholung und Ruhe suchen, sind einige Projekte gestartet worden, um den Verkehr zu vermindern. Der autofreie Urlaubsort ist längst keine Utopie mehr, in vielen Urlaubsorten der Alpen dürfen schon nur die Fahrzeuge fahren, die auch unbedingt müssen (Polizei, Krankenwagen, Busse, etc.). Durch die Einführung von Elektrofahrzeugen wurde auch die Abgasbelastung sehr stark reduziert. Auch die autofreie Anreise soll bei den Urlaubern erreicht werden durch Werbung, besondere Bahnangebote und verbilligte Karten zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in den Urlaubsorten.

Quellen: Werner B ä tzing: „ Die Alpen “ , Dieter Kramer: „ Der sanfte Tourismus “ , CIPRA: „ Alpenreport “ , ADAC

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Verkehrsproblematik in den Alpen
Note
2
Autor
Jahr
2000
Seiten
4
Katalognummer
V98537
ISBN (eBook)
9783638969888
Dateigröße
331 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
geografische, ökologische und wirtschaftliche Zusammenhänge, 4 Seiten.
Schlagworte
Verkehrsproblematik, Alpen
Arbeit zitieren
Frederik Keunecke (Autor:in), 2000, Verkehrsproblematik in den Alpen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98537

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