Ethisches Handeln auf Grundlage der Menschenrechte in der sozialen Arbeit

Wie gehe ich mit Klienten der sozialen Arbeit um?


Hausarbeit, 2020

15 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe

Gliederung

1. Einleitung

2. Menschenrechte alsGrundlagederSozialen Arbeit

3. Ethisches Handeln

4. Der Einfluss von ethischem Handeln auf Professionalität - Handlungsmodelle von Heiner Maja

5. Ethische Entscheidungsfindung in der Praxis Sozialer Arbeit
5.1 Handeln in Konfliktsituationen
5.2 Kriterien und Orientierungshilfen ethischer Entscheidungsfindung

6. Doppelmandat und Trippelmandat der Sozialen Arbeit - Theorie von Silvia Staub- Bernasconi

7. Ethikkodex
7.1 Menschenrechte und Menschenwürde
7.2 Soziale Gerechtigkeit £
7.3 Berufliches Verhalten

8. Fazit

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Fachkräfte der Sozialen Arbeit müssen in der Praxis immer neue, verschiedene Herausforderungen auf sich nehmen. Hier stellt sich zunächst die Frage: Welches Ziel verfolgt die soziale Arbeit? Eine allgemeingültige Antwort darauf liefert Gruber, laut welchem Soziale Arbeit das Ziel verfolgt, Gesellschaften in den verschiedenen Institutionen zu helfen und deren soziale Probleme zu bewältigen (vgl. Gruber2005, 1). Der sich daraus ergebende Handlungsspielraum der Sozialarbeiterinnen, die eben diese Hilfe leisten, lässt allerdings einige Fragen offen, die sich nicht einfach allein durch rechtliche Antworten klären lassen (vgl. a.a.O, 2). Man steht stattdessen vor sogenannten „Ethischen Fragen“ (ebd., 2). In solchen Situationen gibt es kein vorgefertigtes Lösungsschema, stattdessen ist „eine ganz persönliche Stellungnahme und Abwägung der unterschiedlichen, einander oftmals widerstreitenden Ansprüche und Interessen“ (ebd., 2) erforderlich. Es werden in diesen Konfliktsituationen also keine rechtlichen Fragen gestellt, wie zum Beispiel: Was ist erlaubt und was nicht? Es geht hier um ethische Fragen, die angesprochen werden müssen, wie beispielsweise: Was ist gut oder nicht gut? Nur die handelnde Person selbst hat zu entscheiden, wie sie in solchen Momenten reagiert bzw. wie sie dies verantwortet. Gruber (2005, 2) fragt infolgedessen, ob es Kriterien gibt, „die den Prozess der ethischen Entscheidungsfindung der subjektiven Willkür entziehen und ihn zu einem verantwortlichen, nachvollziehbaren Geschehen machen?“

Dieses Ethische Handeln in der sozialen Arbeit ist aufgrund der vielen widersprüchlichen Anforderungen an Sozialarbeiterinnen erforderlich, die ein statisches, präzises Handlungsschema im Einzelfall verhindern. Die Konflikte entstehen durch konkurrierende Interessen der Klienten und Eigeninteressen, aus dem Wiederspruch zwischen den Interessen der Klienten und der Wirtschaftlichkeit sowie aus der Doppelrolle der Sozialarbeiterinnen gleichzeitig helfend und kontrollierend zu agieren (vgl. Gruber2005, 192).

Daher wird auch von dem „doppelten Mandat“ gesprochen, mit dem Sozialarbeiter ausgestattet sind und das diese widerstreitenden Interessen von Klienten und Staat repräsentiert. Das Ethische Handeln findet sich wieder im Tripelmandat, das Silvia Staub-Bernasconi daraufhin einführt (vgl. Staub-Bernasconi 2007, 13). Hierbei ist das Ethische Handeln die dritte Komponente der Sozialen Arbeit, die dem ganzen die Profession verleiht, indem es kritisches Reflektieren und somit das Differenzieren der sich widersprechenden Interessen mit sich bringt.

Durch diese ganzen Konflikte stellt sich die Frage: Wie gehe ich mit Klienten der Sozialen Arbeit denn nun um? Was bedeutet Ethisches Handeln auf Grundlage der Menschenrechte und wie funktioniert es?

Um dies zu beantworten werde ich zunächst die zentralen Fachbegriffe dieser Hausarbeit wie Soziale Arbeit, Menschenrechte und Ethik definieren, während ich auf die Menschenrechte als Grundlage der Sozialarbeit eingehe. In einem weiteren Schritt erkläre ich die Prinzipien des Ethischen Handelns und beziehe diese auf die Soziale Arbeit. Daraufhin stelle ich den Aktuellen Forschungsstand vor, wobei ich die Handlungsmodelle von Heiner Maja vorstelle, die sich mit dem Einfluss von ethischem Handeln auf Professionalität befassen. Zusätzlich erläutere ich den Prozess der ethischen Entscheidungsfindung und gehe auf die Theorie von Staub-Bernasconi näher ein, wobei ich das Doppel- und Tripelmandat der Sozialen Arbeit erkläre. Abschließend stelle ich den Ethikkodex der Sozialarbeit vor und erläutere dessen Prinzipien.

Insgesamt sensibilisiert diese Hausarbeit also für die Problematik und den Umgang mit Ethischen Fragen im Berufsfeld der Sozialarbeit, wobei der Frage, wie man mit Klienten der Sozialen Arbeit (basierend auf Ethischem Handeln und Menschenrechten) umgeht, auf den Grund gegangen wird.

2. Menschenrechte als Grundlage der Sozialen Arbeit

Die Global Definition of Social Work ( 2014, 1) sagt: „Soziale Arbeit kann man verstehen als eine praxisorientierte Profession und eine wissenschaftliche Disziplin, deren Ziel die Förderung des sozialen Wandels, der sozialen Entwicklung und des sozialen Zusammenhalts sowie die Stärkung und Befreiung der Menschen ist. Die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit, die Menschenrechte, gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlagen der Sozialen Arbeit. Gestützt auf Theorien zur Sozialen Arbeit, auf Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften und indigenem Wissen, werden bei der Sozialen Arbeit Menschen und Strukturen eingebunden, um existenzielle Herausforderungen zu bewältigen und das Wohlergehen zu verbessern.“

Es ist davon auszugehen, dass jeder Mensch Bedürfnisse hat. Diese Grundbedürfnisse zu decken ist Aufgabe der Sozialen Arbeit. Es müssen gerechte Lebensbedingungen geschaffen werden, um die Befriedigung dieser Bedürfnisse zu erfüllen (vgl. Mührel 2013,102). Die Schaffung sozialer Gerechtigkeit dient der Sozialen Arbeit als Grundlage und Leitfaden. Dabei werden die Menschenrechte von den Sozialarbeiterinnen als Orientierung verwendet, um mit Menschen beziehungsweise Klienten, die sich in Not befinden und auf soziale Hilfe angewiesen sind, umgehen (vgl. ebd.).

Menschenrechte sind moralisch begründete, individuelle Freiheits- und Autonomierechte, die jedem Menschen allein aufgrund seines Menschseins gleichermaßen zustehen. Sie sind universell (gelten überall für alle Menschen), unveräußerlich (können nicht abgetreten werden) und unteilbar (können nur in ihrer Gesamtheit verwirklicht werden) (vgl. König, 20-21). Hunt (2007, 12) behauptet: „Sie umfassen dabei bürgerliche, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechtsansprüche.“ Im Folgenden sind vor allem Artikel 1: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen“ (OHCHR 1948) und Artikel 22 „Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit und Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit sowie unter Berücksichtigung der Organisation und der Mittel jedes Staates in den Genuss der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind“ (OHCHR 1948) von elementarer Bedeutung.

3. Ethisches Handeln

Die Ethik ist der Teilbereich der Philosophie, der sich mit den Voraussetzungen und der Bewertung menschlichen Handelns befasst, sie ist das methodische Nachdenken über die Moral. Im Zentrum der Ethik steht das spezifisch moralische Handeln, insbesondere hinsichtlich seiner Begründbarkeit und Reflexion (vgl. Jordan 2009, 80). Eckstein (2013,18) meint „Der Bezug zur Ethik bzw. ethischen Fragestellungen ist in der Sozialen Arbeit gleich auf mehreren Ebenen gegeben. Neben dem Anspruch, dass die verfolgten professionellen Ziele moralisch legitimiert sein müssen, besteht die besondere Herausforderung der Sozialen Arbeit darin, dass sie in die Lebenswelten der Adressatlnnen eingreift und damit immer auch eine moralische Dimension ins Spiel kommt“. Es liegt also in der Verantwortung der Fachkräfte der sozialen Arbeit, die Angemessenheit ihrer Beschlüsse entsprechend zu beurteilen und in weiterer Folge professionelles von unprofessionellem Handeln unterscheiden zu können (vgl. ebd.). Diese Verantwortung stammt daher, dass das Handeln der Sozailarbeiterlnnen meist einen großen Einfluss auf das Leben der Menschen haben kann. Deshalb ist es so wichtig, dass das Handeln nicht willkürlich ist, sondern auf einer „gefestigteren und nachvollziehbareren Grundlage“ erfolgt, welche mitunter die Ethik darstellt“ (ebd.,18). Denn die Ethik verlangt nach der Reflexion der Moral und des eigenen Handelns, man ist verpflichtet, über ethische Fragestellungen, sowohl über seine eigenen also auch über die gesellschaftlichen Werte und Normen zu reflektieren. Wenn man seine Standpunkte und Ansichten nicht hinterfragt, dann ist weder ein angemessenes Handeln, noch eine Weitentwicklung möglich (vgl. a.a.0,19). „Da die Gesellschaft nicht als statisch angesehen werden kann, ist es notwendig, die Handlungsstrategien der Sozialen Arbeit einem permanenten Reflexions- und Lernprozess zu unterziehen.“ (ebd., 19). Deswegen ist es immer wieder wichtig von neuem einen Maßstab darzulegen. Diese Beurteilung kann nuraufGrundlage von ethischen Ideen geschehen (vgl. ebd.).

4. Der Einfluss von ethischem Handeln auf Professionalität - Handlungsmodelle von Heiner Maja

Das ethische selbstreflektierte Handeln ist ausschlaggebend, professionelles von unprofessionellem Handeln zu unterscheiden. Um (un)professionelles Handeln zu erkennen sind vier Handlungsmodelle ausformuliert, welche ich im Folgenden vorstellen werde.

Es wurden aus der Praxis der Sozialarbeit durch Typenbildung 4 Handlungsmodelle herausgearbeitet, die das Verhalten der Fachkräfte nach erzielten Kriterien zusammenfassen (vgl. Iser oJ.,33), wobei sich das Dominanzmodell, das Aufopferungsmodell, das Servicemodell und das Passungsmodell ergeben haben.

Das Dominanzmodell, nach dem die Fachkräfte ohne Zustimmung und Einsicht der Klienten handeln, da diesen keine positive Entwicklung mehrzugetrautwird, steht eben daher in scharfer Kritik, da weder Motivationsarbeit geleistet noch auf ein gemeinsames Ziel hingearbeitet wird (vgl. a.a.O, 34). Deshalb wird es auch nicht als professionell gewertet.

Das Aufoperfungsmodell wird ebenfalls als unprofessionell gewertet, da sich die Fachkräfte hier aufgrund übermotivierter Auseinandersetzung mit den Klienten dauerhaft und systematisch überarbeiten, indem sie unrealistische, überfordernde Ziele setzen (vgl. a.a.O., 35).

Das Servicemodell wird von Fachläuten als semiprofessionell eingeschätzt, da hier ein gutes Angebot, wie beispielsweise Kontaktvermittlung, bereitgestellt wird, der Klient jedoch selbstständig und ohne Motivationsarbeit darauf zugreifen muss, (vgl.ebd.). „Wenn dies nicht gelingt, werten sie das als ein Versagen der Klientel, das man ja nicht zu seinem Glück zwingen kann, so dass der eigene Anteil am Misslingen nicht hinterfragtwird“ (ebd., 35.).

Das Passungsmodell wird als das Modell professionellen Handels gekennzeichnet, da hier „die Fachkräfte von der prinzipiellen Qualität und Wirksamkeit ihres Angebots aus[gehen], wobei sie jeweils versuchen einen fallspezifischen Zuschnitt ihrer Intervention zu erreichen“ (ebd., 3.36). Hierbei wird immer wieder das eigene Handeln und dessen Qualität überprüft, es wird also ethisch reflektiert gehandelt. „Sie handeln mit den Klientinnen Ziele und Aufgaben aus, arbeiten an deren Motivation und bauen dabei zugleich eine klar aufgabenbezogene Beziehung auf. So entwickeln sie eine für den Einzelfall passende Intervention und Vorgehensweise. Es ist wichtig das der Klient auch in Negativen Situationen positive Aspekte sieht, da so die Motivation der Fachkräfte vorhanden bleibt uns somit eine Selbsthilfe bei den Klienten freisetzt“ (ebd.). Somit ist das Passungsmodell im Gegensatz zu den anderen Modellen das, welches professionelles Handeln beschreibt. Das ethische Handeln und Reflektieren ist also ausschlaggebender Faktor für professionelles Handeln.

„Professionelles Handeln verlangt eine kontinuierliche Reflexion der Ziele, Werte und Konsequenzen beruflichen Handelns auf der Basis wissenschaftlichen Wissens, eigener Erfahrungen und kodifizierter beruflicher Standards, die im Diskurs mit Kollegen und außenstehenden Beratern konkretisiert und dabei ständig überprüft werden müssen. Im Umgang mit den Klienten ist sowohl eine achtungsvolle Grundhaltung notwendig als auch eine kommunikative Kompetenz, um die Prinzipien der advokatorischen Ethik und eines verständigungsorientierten Handelns zu realisieren. In der Auseinandersetzung mit Klientinnen, Kolleginnen, Vorgesetzten oder Vertreterinnen anderer Organisationen um soziale Gerechtigkeit ist die Fähigkeit des Umgangs mit Konflikten auf der Grundlage einer Haltung der streitbaren Toleranz zentral. Wissenschaftliches Wissen, kommunikative Kompetenz und eine wertebezogene, biographisch verankerte, reflexive Grundhaltung stellen die Voraussetzungen einer ethisch fundierten Expertise professioneller Sozialer Arbeit dar“ (Isero.J., 1 zit. n. nach Heiner 2005, 185).

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Ethisches Handeln auf Grundlage der Menschenrechte in der sozialen Arbeit
Untertitel
Wie gehe ich mit Klienten der sozialen Arbeit um?
Hochschule
Katholische Fachhochschule Mainz
Note
1,0
Jahr
2020
Seiten
15
Katalognummer
V985871
ISBN (eBook)
9783346329226
ISBN (Buch)
9783346329233
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ethisches handeln, Menschenrechte, Staub Bernasconi, Soziale Arbeit
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Ethisches Handeln auf Grundlage der Menschenrechte in der sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/985871

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