Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Warum wurde das Thema „Trennung“ ausgewählt
a) Persönliche Erfahrungen
b) Gegenwärtige Brisanz des Themas
2. Was ist Familie überhaupt?
a) Die „normale“ Familie
b) Familie früher vs. Familie heute
c) Weitere Formen von Familie
3. Trennung
a) Wann trennen sich Paare
b) Konsequenzen einer Trennung bzw. Scheidung
i) Negative Konsequenzen
ii) Positive Konsequenzen
c) Alternative: Eine Woche Mama – eine Woche Papa
4. Kinderbuch „Nuno geteilt durch zwei“
5. Kinderbuch „Elternkleber“
6. Unterrichtsplanung
7. Material
8. Literaturverzeichnis
1. Warum wurde das Thema „Trennung“ ausgewählt
a) Persönliche Erfahrungen
Bei der Wahl des Themas meiner Seminararbeit beziehe ich mich auf meine eigenen persönlichen Erfahrungen. Meine Eltern haben sich, als ich gerade einmal 5 Jahre alt war, getrennt. Meine Mutter ist mit mir in einen anderen Ort gezogen und ich konnte meinen Vater nur noch alle zwei Wochen am Wochenende besuchen. Für mich persönlich war das nicht wirklich schlimm, denn viel schlimmer waren in den Wochen davor die Streitigkeiten meiner Eltern, die ich mitbekommen habe.
Nun ging es eine Zeit lang so dahin mit den Wochenendbesuchen bei meinem Papa, aber es gab auch eine Zeit, wo ich ihn 3 Monate am Stück nicht gesehen habe. Bis heute weiß ich nicht, warum das so war, ob mein Vater mich nicht sehen wollte, ob meine Mutter mich nicht gehen ließ, oder ob ich ihn selbst einfach nicht besuchen wollte. Aber meinen Erinnerungen nach, war das ein nicht allzu großes Problem.
Nach 9 Jahren ließen sich meine Eltern dann scheiden. Für alle anderen war das viel problematischer, als für mich. Jeder fragte mich, wie ich mich dabei fühle und ob ich mir nicht wünschen würde, dass alles so ist wie früher. Nein, ich wünschte mir das nicht, denn das „früher“ war für mich eine Zeit voll mit Streit und Geschrei. Und nein, ich fühlte mich nicht schlecht oder traurig, denn ich kannte es ja nicht anders. Die Scheidung war nur die schriftliche Bestätigung dafür, dass 9 Jahre zuvor eine Beziehung in die Brüche gegangen war.
Was mich allerdings schon beschäftigte, war, dass sich meine Eltern nach der Scheidung nicht mehr in die Augen blicken konnten und kein Wort mehr miteinander redeten. Wenn mich meine Mutter zu meinem Vater brachte, wartete sie nur im Auto, bis sich die Tür öffnete. Genauso mein Vater, wenn er mich wieder heimbrachte. Am Telefon raunzte mein Vater meine Mutter nur an und es war kein normales Gespräch mit ihm zu führen.
Mittlerweile – und darüber bin ich wirklich froh, denn es ist nicht leicht für ein Kind, zwischen Eltern zu stehen, die sich nur anschweigen und nicht wie normale Erwachsene miteinander umgehen können – können sich die beiden wieder in die Augen sehen, sie unterhalten sich (wenn auch ein wenig steif) und letztens haben wir alle zusammen sogar zu Mittag gegessen!
Mein persönlicher Bezug zum Thema „Trennung“ wird dadurch ganz ersichtlich. Ich bin mir aber sicher, dass nicht alle betroffenen Kinder so ohne Schaden aus einer Geschichte wie der meinen, rausgehen. Deswegen widme ich mich in dieser Seminararbeit den Kindern, die die Situation in ihrer Familie vielleicht selber nicht so leicht überstehen und wegstecken können. Dazu führe ich zwei Kinderbücher an, die meiner Meinung nach sehr gut geeignet sind, das Thema „Trennung“ mit Kindern in der Grundschule oder zu Hause für Eltern zu bearbeiten.
b) Gegenwärtige Brisanz des Themas
Wenn man sich heute in den Schulen umschaut und die familiären Situationen der Schüler und Schülerinnen betrachtet, wird einem auffallen, wie viele Kinder betroffen sind von einer Trennung bzw. Scheidung der Eltern. Laut statista, einem Statistik-Portal, wurden im Jahr 2017 40,98% aller Ehen in Österreich geschieden. Im Jahr 1960 hingegen waren es nur 13,9%. Dieser enorme Anstieg zeigt, wie brisant das Thema in der heutigen Zeit ist und wie immer mehr Kinder eine Trennung der Elternteile verarbeiten müssen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/285271/umfrage/entwicklung-der-scheidungsrate-in-oesterreich/
2. Was ist Familie überhaupt?
a) Die „normale“ Familie
„Jeder von uns weiß, was Familie ist, (fast) jeder hat Familie erfahren, ist in einer Familie aufgewachsen.“ So lautet die Aussage von Ochs und Orban (2017) in ihrem Werk „Familie geht auch anders“. In den Köpfen der Kinder ist der Begriff „Familie“ oft gleich aufgebaut: Vater, Mutter, Kind(er). Jochen Schweitzer, ein Familientherapeut und Professor für medizinische Psychologie schreibt dabei von typischen Vorstellungen wie der Aussage, dass Kinder eine Vater-Mutter-Kind-Familie brauchen. Dabei sehen wir gerade heute, dass die Familienform nichts über den positiven oder negativen Verlauf einer Beziehung aussagt. Und auch die katholische Kirche sieht die Familie nur in der Form der „Vater-Mutter-Kind-Familie“ (Ochs & Orban, 2017, S.17), das kann man z.B. in den Abbildungen in Kirchen, die Maria und Josef mit dem Jesuskind darstellen, sehen. Kommt nun zur bildlichen Vorstellung noch ein weiteres Kind hinzu, gleicht der Anblick dem Familienideal der 50er und 60er Jahre. Ochs und Orban erklären, dass diese Konstellation als „gottgewollte familiäre Ordnung“ (Ochs & Orban, 2017, S. 46) bezeichnet wird.
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