Für Menschen in psychiatrischen Einrichtungen wurden in den letzten Jahrzehnten immer wieder neue Möglichkeiten für die „Behandlung“ gefordert (Psychiatrieenquénte, Expertenkommission,...). Nichtsdestotrotz hat sich seit dem keine zufriedenstellende Situation für die Betroffenen eingestellt. Viele Konzepte sind ihrem Wesen nach sehr einseitig. Sie beschrän-ken sich auf bestimmte Problemgruppen oder Sichtweisen. Das Empowermentkonzept will offen sein für verschiedenste Entwicklungen. Empowerment ist kein ganz neuer Ansatz. Aber es ist ein Ansatz der weder nur bei den Rechten, noch nur bei den Bedürftigkeiten der Menschen stehen bleiben will, weder für „wohlwollende Vernachlässigung“, noch für „Überbehütung“ steht. Es möchte ein Konzept sein, das das „wie“ beschreibt, in dem sich soziale Entwicklungen vollziehen. Das „was“ also der in-haltliche Aspekt, mit dem es gefüllt wird, bleibt offen, und kann nur von den „Betroffenen“ selbst entschieden und umgesetzt werden. Wer in den Betroffenen nur inkompetente, hilflose und pflegebedürftige Menschen sieht, verfängt sich in einem defizitorientierten Blickwinkel. Empowerment fordert, den Menschen als vollwertig wahrzunehmen, egal in welch marginaler Position. Es ist ein Ansatz der weg geht von einer Defizitorientierung, die den beeinträchtigten Menschen nur als Bündel seiner Probleme wahrnimmt, die er selbst zu verantworten hat. Er geht aus von den Stärken und Ressourcen, die ein jeder Mensch hat, egal in welcher Lage er Sicht befindet. Empowerment – ein Ansatz, der persönliche, auf den Lebenskontext bezogene und damit logischerweise divergente Lösungsstrategien bevorzugt. Ein Ansatz der dies nicht favorisiert, kann auch der Divergenz der Frage nach der „Verrücktheit“ nicht gerecht werden. Mich interessieren in dieser Arbeit aber vor allem auch die Konsequenzen, die dieser Ansatz für Menschen in psychiatrischen Einrichtungen hervorbringen kann. Dem Empowermentge-danken der Divergenz folgend, werde ich dabei auf sehr verschiedene Möglichkeiten eingehen. Zuerst möchte ich die Umsetzung von Empowerment aus Sicht der Selbsthilfe schildern. Ein wichtiger Punkt wird hierbei auch die Umsetzung aus antipsychiatrischer Sicht sein.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG.
- GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DER SITUATION VON MENSCHEN IN PSYCHIATRISCHEN EINRICHTUNGEN¹
- EMPOWERMENT...
- EMPOWERMENTPHILOSOPHIE.
- DIVERGENTE LÖSUNGEN DURCH EMPOWERMENT.
- MÖGLICHKEITEN DER UMSETZUNG VON EMPOWERMENT
- SELBSTHILFE
- Selbsthilfe und Empowerment
- Selbsthilfe als „, Institution“..
- Antipsychiatrie als Form der Selbsthilfe..
- Die Grenzen von Selbsthilfe..
- „PROFESSIONELLE HILFE“.
- ,,Erlernte Hilflosigkeit\".
- Deinstitutionalisierung....
- Recht auf medikamentenfreies Leben.….……………………….….…….
- RESÜMEE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Bedeutung und möglichen Konsequenzen des Empowerment-Konzepts für Menschen in psychiatrischen Einrichtungen. Das Ziel ist es, die Anwendung von Empowerment in diesem Kontext zu erforschen und seine Auswirkungen auf verschiedene Stakeholder zu analysieren, insbesondere die Betroffenen selbst, Selbsthilfegruppen und professionelle Hilfsangebote.
- Die historische Entwicklung der Situation von Menschen in psychiatrischen Einrichtungen und die Dominanz des medizinischen Defizitmodells.
- Die Empowerment-Philosophie und ihre Divergenz zu traditionellen Ansätzen in der psychiatrischen Versorgung.
- Die Möglichkeiten der Umsetzung von Empowerment durch Selbsthilfe und „professionelle Hilfe“.
- Die Konsequenzen von Empowerment für Menschen in psychiatrischen Einrichtungen, insbesondere in Bezug auf Selbsthilfegruppen, Antipsychiatrie und sozialpsychiatrische Hilfesysteme.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt das Empowerment-Konzept ein und erläutert seine Bedeutung im Kontext der psychiatrischen Versorgung. Sie kritisiert traditionelle Ansätze, die sich auf Defizitorientierung konzentrieren, und betont die Notwendigkeit eines menschenzentrierten, divergenzorientierten Ansatzes.
Das zweite Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Situation von Menschen in psychiatrischen Einrichtungen. Es zeigt die Dominanz des medizinischen Defizitmodells und die Entmündigung von Betroffenen auf. Der Fokus liegt auf der Kritik an der medizinischen Sichtweise und der Begrenztheit traditioneller Behandlungsansätze.
Das dritte Kapitel definiert den Begriff „Empowerment“ und beschreibt seine Philosophie. Es verdeutlicht, wie Empowerment einen Bruch mit traditionellen Ansätzen darstellt und alternative, divergente Lösungsansätze ermöglicht.
Kapitel vier untersucht die Möglichkeiten der Umsetzung von Empowerment. Es analysiert die Rolle der Selbsthilfe, insbesondere in Bezug auf antipsychiatrische Perspektiven und die Grenzen von Selbsthilfegruppen. Zudem werden verschiedene Aspekte der „professionellen Hilfe“ beleuchtet, darunter die „erlernte Hilflosigkeit“, die Deinstitutionalisierung und das Recht auf medikamentenfreies Leben.
Das fünfte Kapitel fasst die zentralen Aussagen der Hausarbeit zusammen und bietet eine abschließende Reflexion über die Bedeutung von Empowerment für Menschen in psychiatrischen Einrichtungen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit sind Empowerment, psychiatrische Einrichtungen, Selbsthilfe, Antipsychiatrie, „professionelle Hilfe“, soziale Entwicklung, Defizitorientierung, Ressourcenorientierung, Divergenz, „Verrücktheit“, Deinstitutionalisierung, medikamentenfreies Leben, und das Recht auf Selbstbestimmung. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Kritik an traditionellen Ansätzen in der Psychiatrie und erörtert die Möglichkeiten und Konsequenzen eines menschenzentrierten, empowernden Ansatzes.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Pädagoge Tobias Rösner (Autor:in), 1999, Die Bedeutung und möglichen Konsequenzen von Empowerment am Beispiel von Menschen in psychiatrischen Einrichtungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98604