Definitionen des Sports


Ausarbeitung, 2000

11 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung und allgemeine Formulierung der Problematik

2 Darstellung der speziellen Thematik

3 Vorstellung der beiden zu vergleichenden Beiträge
3.1 HEINEMANN, K.: "Was versteht man unter Sport?"
3.2 WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DES DSB: "Zur Bestimmung des Begriffs ,Sport'"

4 Inhaltliche Merkmale der beiden Texte

5 Textvergleich
5.1 Gemeinsamkeiten
5.2 Unterschiede

6 Resümee

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung und allgemeine Formulierung der Problematik

Viele werden sich fragen, warum sich überhaupt so viele Sportwissenschaftler darum bemühen, den Begriff "Sport" eindeutig zu definieren und warum Diskussionen um dieses Thema erst in den letzten Jahren verstärkt aufgekommen sind. Um diese Fragen zu beantworten und um die später zu behandelnde Problematik verständlicher zu gestalten, soll zunächst ein kurzer Einblick in Geschichte und Hintergrund der Thematik gewährleistet werden, bevor das eigentliche Thema vorgestellt wird.

Zunächst einmal ist darauf hinzuweisen, daß sich der Begriff "Sport" in seiner heutigen Bedeutung hierzulande erst sehr spät durchsetzen konnte. "Sport" stammt von dem lateinischen disportare ("sich zerstreuen"), entwickelte sich dann über das französische desport ("Erholung, Zerstreuung") zum englischen sport ("Spaß, Vergnügen, Erholung") und konnte sich schließlich auch seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Deutschen einbürgern, anfangs jedoch noch in seiner Grundbedeutung. Ursprünglich wurden für die eigentliche körperliche Betätigung noch national unterschiedliche Bezeichnungen benutzt. Der älteste Begriff im Deutschen dafür war Leibesübungen, der schon im 16. Jahrhundert gebraucht wurde. Die Reformpädagogik benutzte seit etwa 1920 den Begriff Leibeserziehung, um die stärkere pädagogische Zielsetzung zu verdeutlichen. Im pädagogischen Bereich ersetzte der "Sport" dann auch mehr und mehr das Turnen, das als typisch deutsche Erscheinung Anfang des 19. Jahrhunderts als vielseitige Leibesübung mit staatsbürgerlicher Zielsetzung entstand und als Turnunterricht Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Eingang an Schulen fand.[1]

Man erkennt an diesem kurzen historischen Einblick, daß die heute veralteten Begriffe wie "Leibesübungen" oder "Leibeserziehung" genauso wie das "Turnen" keine Diskussionen um ihre Definition zulassen. "Sport" ist im Gegensatz dazu ein sehr allgemeiner und undefinierbarer Begriff, der sich je nach Bedarf ausweiten und interpretieren läßt. Jemand, der sich auf die ursprünglichen Bedeutungen wie "Erholung", "Spaß" oder "Vergnügen" beruft, wird zum Beispiel mit Sicherheit eine völlig andere Vorstellung von "Sport" haben als jemand, der den Begriff "Sport" als Synonym für "Leibesübungen" versteht. So entsteht also die Frage, wie denn nun eigentlich "Sport" zu definieren ist. Läßt sich dieser Begriff überhaupt definieren? Wenn ja, wie? Wenn aber nicht, dann drängt sich trotzdem die Frage auf, was unter diesen Begriff fällt und was nicht.

Viele Sportwissenschaftler haben sich diesem Problem gestellt und Lösungsvorschläge erarbeitet, bzw. versucht, Definitionen zu erarbeiten und es ist nur verständlich, daß sich diese Definitionen zum Teil gravierend voneinander unterscheiden.

2 Darstellung der speziellen Thematik

In der folgenden Ausarbeitung sollen nun zwei verschiedene Beiträge von Sportwissenschaftlern vorgestellt, analysiert und verglichen werden, die sich beide mit der Problematik der Definition des Sports befassen und das Thema jeweils aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachten.

Das Ziel der Arbeit ist es nicht, die beiden Texte kritisch zu betrachten und dem Leser Vor- und Nachteile des jeweiligen Beitrages zu veranschaulichen. Es soll lediglich versucht werden, aufzuzeigen, worin sich die Beiträge unterscheiden und was die Gründe für diese Unterschiede sind.

Die beiden Beiträge sollen zunächst kurz vorgestellt und die Vorgehensweise der Autoren veranschaulicht werden. Es handelt sich zum einen um einen Beitrag HEINEMANN's mit dem Titel "Was versteht ,man' unter Sport?" und zum anderen um ein Definitionspapier des WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATS DES DEUTSCHEN SPORTBUNDES mit dem Titel "Zur Bestimmung des Begriffs ,Sport'".

Später soll dann analysierend und vergleichend auf die Texte eingegangen werden, ohne eine Stellungnahme zu beziehen.

3 Vorstellung der beiden zu vergleichenden Beiträge

3.1 HEINEMANN, K.: "Was versteht man unter Sport?"

Wie schon erwähnt existieren bereits eine Vielzahl von Definitionen des Begriffs "Sport", die alle für sich annehmen, die treffende, die passende oder die maßgebende zu sein. Begreift man den Begriff aus seiner Soziologie heraus, dann kommt man zu dem Ergebnis, daß Sport ein soziales Konstrukt ist.

Sport ist ein Begriff, der seine Bedeutung erst aus Zuschreibungen der sozial Handelnden bezieht. Es bilden sich also verschiedene "Konstruktionsmuster", die Grundlage dafür sind, daß bestimmte Handlungen als "Sport" identifiziert werden.

Es müssen also bestimmte Merkmale vorliegen, damit man von "Sport" sprechen kann. Der Autor unterscheidet vier dieser konstitutiven Elemente: die körperliche Bewegung, den Wettkampf, das sportartenspezifische Regelwerk und die Unproduktivität. Je nach Kombination lassen sich aus diesen konstitutiven Elementen fünf sportliche Modelle mit unterschiedlicher Bedeutung konstruieren: das Traditionelle Sportmodell, das Showsportmodell, das Expressive Sportmodell, das Funktionalistische Sportmodell und die Traditionelle Spiel- und Sportkultur. Gebildet werden sie dadurch, daß "entweder alle diese Elemente als unerläßlich eingestuft werden oder indem auf mindestens eins, oft aber auf mehrere dieser konstitutiven Elemente ganz oder zumindest teilweise verzichtet wird." (HEINEMANN 1998, 35).

Körperliche Bewegung

Leistungsprinzip

Sportartentypisches Regelwerk

Unproduktiv

Traditioneller Wettkampfsport

Gegeben

Gegeben Gegeben

Gegeben

Professioneller Showsport

Gegeben

Gegeben Gegeben

Nicht gegeben

Expressives Sportmodell

Gegeben

Bedingt gegeben Nicht gegeben

Gegeben

Funktionalistisches Sportmodell

Gegeben

Bedingt gegeben

Nicht gegeben

Nicht gegeben

Traditionelle Spielkulturen

Gegeben

Bedingt gegeben Bedingt gegeben Gegeben

So wird also dann von Sport gesprochen, wenn einige (oder alle) dieser konstitutiven Elemente kombiniert werden und von Wertvorstellungen getragen werden. Daraus ergibt sich aber das Problem, daß Sport als Begriff unscharf wird, da "eine solche Konstruktion [...] von verschiedenen Personengruppen, in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten in je unterschiedlicher Form" (HEINEMANN 1998, 38) vollzogen wird und somit zu unterschiedlichen Wertvorstellungen führt.[2]

3.2 WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DES DSB: "Zur Bestimmung des Begriffs ,Sport'"

Eine Einordnung des Begriffs "Sport" per Definition wird unter anderem aufgrund von vielfältigsten Bedeutungszuweisungen nicht vorgenommen. Vielmehr soll eine sinnvolle Eingrenzung vorgenommen werden, die typische Faktoren sowie Aufgaben und Ziele des Sports beleuchtet.

Aus dem sportlichen Alltag lassen sich also "Beschreibungsgrößen" ableiten, durch welche das Handlungsfeld Sport erfaßt werden kann, wobei immer zu unterscheiden ist zwischen "Sport" im wissenschaftlichen und "Sport" um alltäglichen Sprachgebrauch. Zu diesen "Beschreibungsgrößen" gehören die motorische Aktivität, ein bestimmter Bedeutungsinhalt, der Aspekt der Leistung, die Sportorganisationen, Sportregeln, ethische Regeln und Erlebnisformen.

Bei einigen dieser Größen werden Ausgrenzungen vorgenommen, die definieren, was nicht unter dem Begriff "Sport" zu verstehen ist.[3]

4 Inhaltliche Merkmale der beiden Texte

Wie schon erwähnt war es weder das Ziel noch die Absicht des WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATS DES DEUTSCHEN SPORTBUNDES, mit seiner Vorlage eine eindeutige und verbindliche Definition des Sports zu liefern. Vielmehr ist nach Ansicht der Wissenschaftler die "Aufgabe dieses Papiers [...] zum einen, einen Kriterienkatalog für Entscheidungen über die Anträge von Verbänden zur Aufnahme in den DSB zur Verfügung zu stellen, um solche Entscheidungen nach einheitlichen Merkmalen und damit für jeden nachvollziehbar zu gestalten, zum anderen, um innerhalb des DSB einen Sprachkonsens herbeizuführen, eine Bewußtseinsbildung darüber zu fördern, was der DSB organisatorisch uns politisch vertritt, und um die Identität des Sports und damit seine Organisation verbal präsent zu machen." (WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DES DEUTSCHEN SPORTBUNDES 1980, 437). Man sieht an dieser Zielsetzung, daß das Definitionspapier des Deutschen Sportbundes rein pragmatischer Natur ist. Wie bei anderen Verbänden gilt auch hier das Interesse der Markierung von klaren Richtlinien, da eindeutige und unmißverständliche Aufnahmekriterien definiert werden müssen, um Grauzonen auszuschließen. Bei der detaillierten Erläuterung der Beschreibungsgrößen nimmt der Deutsche Sportbund in seinem Definitionspapier sogar bewußt Ausgrenzungen vor, um Mißverständnisse auszuschließen.

Selbstverständlich mag es vielleicht etwas anmaßend klingen, wenn sich Sportwissenschaftler vorbehalten, bewußt bestimmte Sportarten aus dem Begriff "Sport" auszugrenzen, weil solche Entscheidungen einer sehr subjektiven Betrachtungsweise unterliegen und mit Sicherheit nicht überall auf Verständnis stoßen. Andererseits muß man sehen, daß es in diesem Fall notwendig ist, keine Kompromisse zuzulassen, schon allein um eine gewisse Seriosität des Verbandes zu bewahren und um unnötige Diskussionen auszuschließen. Im Gegensatz dazu hat HEINEMANN mit seinem Beitrag nicht die Absicht, enge Richtlinien zu setzen. Er nähert sich der Problematik auf einer wissenschaftlichen Ebene, indem er versucht, mit seinen "Modellen des Sports" eine "Ausdifferenzierung des traditionellen Sportmodells" (HEINEMANN 1998, 35) vorzunehmen.

Er ist sich bewußt, daß "verschiedene Personengruppen mit dem Begriff ,Sport' etwas gänzlich Verschiedenes" (HEINEMANN 1998, 33) assoziieren, daß "von Land zu Land große Unterschiede" (HEINEMANN 1998, 33) bestehen und auch, daß "sich diese Vorstellungen im Lauf der Zeit" (HEINEMANN 1998, 33) ändern werden. Deshalb versucht er, einen relativ zeitlosen Definitionsvorschlag zu erstellen, der auf einzelne Sportarten keinen Bezug nimmt und in dieser Hinsicht auch keine Ausgrenzungen vornimmt.

Seine "Modelle des Sports" sind sehr übersichtlich und anschaulich dargestellt; trotzdem weist HEINEMANN nach genauerer Erläuterung seiner verschiedenen Sportmodelle darauf hin, daß man sich durch eine solche Einteilung in Modelle einer gewissen Definition des Sports zwar nähern kann, daß diese Vorgehensweise aber gleichzeitig ein neues Problem aufwirft.

Wie schon beschrieben werden "in diesen Modellen [...] in unterschiedlicher Zusammensetzung einzelne konstitutive Merkmale in unterschiedlicher Kombination zusammengefügt. Je nachdem, wie diese Konstruktion erfolgt, werden Handlungsmuster als Sport identifiziert. Eine solche Konstruktion erfolgt von verschiedenen Personengruppen, in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten in je unterschiedlicher Form [...]. Daraus ergibt sich allerdings das Problem, das letztlich für jedes dieser Modelle eine eigene Soziologie des Sports entwickelt werden müßte; denn jedes dieser Modelle wird von eigenen Wertorientierungen und Rechtfertigungen getragen, ist unterschiedlich attraktiv für verschiedene Personengruppen, ist in unterschiedlichem Ausmaß kommerzialisiert und wird schließlich auch verschieden organisiert sein." (HEINEMANN 1998, 38).

5 Textvergleich

5.1 Gemeinsamkeiten

Obwohl beide Autoren mit ihren Definitionsentwürfen völlig andere Interessen verfolgen, weisen ihre Texte doch Gemeinsamkeiten auf.

Auffallend ist die Tatsache, daß beide Beiträge gleich zu Beginn darauf hinweisen, daß Versuche, den Begriff "Sport" "sachlich festzulegen oder in ein eng umrissenes Klassifikationssystem einzuordnen [...] auf Grund seiner Bedeutungsvielfalt wenig sinnvoll" (WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DES DEUTSCHEN SPORTBUNDES 1980, 437) und daß "die Probleme, die sich auftun, wenn man bestimmen will, was unter Sport verstanden wird, [...] immens" (HEINEMANN 1998, 33) seien.

Beide Autoren weisen also auch eindeutig den Anspruch von sich ab, mit ihren Beiträgen eine allgemeingültige Definition des Sports entworfen zu haben.

Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Vorlagen zeigt sich darin, daß jeweils keine prägnante Definition verwendet wird wie man es beispielsweise aus den Naturwissenschaften kennt. Nur über "Hilfsmittel" - im einen Fall sind es die sogenannten "Beschreibungsgrößen", im anderen Fall die "Konstruktionselemente" - ist es möglich, sich einer eventuellen Definition eines so viel umfassenden Begriffs wie dem des "Sport" zu nähern.

5.2 Unterschiede

Die Unterschiede zwischen beiden Texten sind nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Intention beider Autoren natürlich recht zahlreich und wurden größtenteils auch schon erwähnt. Zusammenfassend wäre noch einmal zu erwähnen, daß das Definitionspapier des Deutschen Sportbundes eine ausschließlich pragmatische Funktion hat und dazu dienen soll, Aufnahmekriterien festzulegen, während dagegen HEINEMANN mit seinem Beitrag lediglich einen Vorschlag macht, wie man sich einer Definition des Sports nähern könnte. Eine Begriffsbestimmung sehen beide Autoren wie schon gesagt als unrealisierbar an, wenn auch der Beirat des Deutschen Sportbundes der Ansicht ist, daß das "Begriffsfeld ,Sport' [...] sich jedoch über die Beschreibung sportlicher Erscheinungen, die Herausarbeitung typischer Faktoren und die Darstellung von Zielen und Aufgaben des Sports eingrenzen" (WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DES DEUTSCHEN SPORTBUNDES 1980, 437) läßt. Schon am Titel des Textes "Zur Bestimmung des Begriffs ,Sport'" wird deutlich, daß es hier darum geht, diesen Begriff doch möglichst nahe zu umschreiben, ja sogar zu bestimmen, da der Deutsche Sportbund bei einem Aufnahmeantrag nur die Möglichkeit hat, anzunehmen oder abzulehnen und dafür klare Bestimmungen benötigt werden.

HEINEMANN's Text wirft in seinem Titel lediglich die Frage auf: "Was versteht ,man' unter Sport?" Auf diese Frage wird später dann zwar auch eingegangen, da sie richtungsweisend für die zu behandelnde Problematik ist, dennoch wird hier nicht das Ziel verfolgt, eine Bestimmung des Begriffs "Sport" zu liefern.

6 Resümee

Nach dem Vergleich und der Analyse der beiden Vorlagen wird deutlich, warum eine Diskussion über die exakte Definition des Sports recht sinnlos erscheint. Zu unterschiedlich und mannigfach sind die Vorstellungen, die jeder einzelne - ob Sportwissenschaftler oder nicht - mit dem Begriff "Sport" verbindet und zu groß und undurchsichtig ist der Begriff selbst, um eindeutig festgelegt, bzw. definiert zu werden.

Für den Sport an sich spielt es eine relativ geringe Rolle, ob eine feste Definition besteht oder nicht, da dies im Prinzip nur im Interesse derjenigen liegt, die sich wissenschaftlich mit dem Sport beschäftigen, ihn vermarkten oder verwalten, wie dies am bereits erläuterten Beispiel des Deutschen Sportbundes der Fall ist. Eine aus diesen Gründen entworfene Begriffsbestimmung ist dann aber rein zweckgebunden und kann nicht für sich in Anspruch nehmen, allgemeingültig zu sein.

Ein weiteres Beispiel, bei dem man ebenfalls auf eine solche Begriffsbestimmung trifft, sind Lexika. Auch in diesem Fall ist es notwendig, daß man sich auf eine möglichst kurze und prägnante Definition einigt, die klar, verständlich und eindeutig ist. Die Brockhaus- Enzyklopädie beispielsweise bezeichnet den Begriff "Sport" als "Sammelbezeichnung für die an spielerischer Selbstentfaltung sowie am Leistungsstreben ausgerichteten vielgestaltigen Formen körperlicher Betätigung, die sowohl der geistigen und körperlichen Beweglichkeit als auch dem allgemeinen Wohlbefinden dienen sollen. Sportliche Aktivitäten werden zumeist um ihrer selbst willen und aus Interesse an der Überwindung von in erster Linie physischen, aber auch psychischen Herausforderungen unternommen, ihre Ausübung kann aber auch berufsartige Züge annehmen, ja zum Beruf werden. Eine wesentliche Rolle kommt der spielbetonten individuellen und nicht organisierten Freude an der Selbststeigerung ohne Wettkampfstreben zu; daneben steht der überwiegend regelgebundene, im Rahmen von eigens dazu bestimmten Organisationen durchgeführte freiwillige Leistungsvergleich auf unterschiedlichen Ebenen."[4]

Daß sich Begriffsbestimmungen hinsichtlich des Sports nicht nur innerhalb verschiedener Lexika sondern auch innerhalb verschiedener Länder vor allem in Ausführlichkeit und Detail zum Teil deutlich unterscheiden, zeigt das New Oxford Dictionary of English, welches "Sport" ganz schlicht bezeichnet als "an activity involving physical exertion and skill in which an individual or team competes against another or others for entertainment [or] an occasion on which people compete in various athletic activities."[5]

Wie anfangs schon angesprochen hat sich der Begriff "Sport" in seiner heutigen Bedeutung hierzulande zwar erst relativ spät eingebürgert, ist jedoch inzwischen aus dem modernen Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken.

Obwohl es eine internationale Vokabel ist, unter der sich mit Sicherheit jeder Mensch etwas vorstellen kann, bleibt zu hinterfragen, ob hinsichtlich der aufgetauchten Definitionsschwierigkeiten nicht doch die inzwischen nicht mehr gebräuchlichen Begriffe geeigneter wären, um Fragen zur Begriffsbestimmung zu vermeiden. Schließlich hatte "Sport" ursprünglich eine Bedeutung, die der heutigen nur bedingt oder teilweise entspricht. Als der Begriff in unseren Wortschatz übernommen wurde und immer mehr zu seiner heutigen Bedeutung gelangte, wurden ständig neue Bereiche diesem Oberbegriff zugeordnet und die Zahl der neuen "Sport"-Arten wuchs mit der Zahl der Interessengemeinschaften, die den Anspruch erhoben, daß ihr Hobby oder ihre Freizeitaktivität auch unter dem Begriff "Sport" zu nennen sei.

Natürlich kommt es so auch dazu, daß eine Disziplin, bzw. eine Aktivität von dem einen Teil der Bevölkerung selbstverständlich als "Sport" angesehen wird, während sie für den anderen Teil auch nicht annähernd etwas damit zu tun hat.

Die Definition des Sports betreffend bleibt nach wie vor die Erkenntnis, daß ein unumstrittenes Festlegen von Grenzen zwischen "Sport" und "kein Sport" unmöglich ist, eben weil es keine einheitliche Meinung geben kann und weil der Begriff einfach zu breit und vielschichtig geworden ist, um ihn zu definieren. Mit Sicherheit ist dieses Thema eine interessante Grundlage zu zahlreichen intensiven Diskussionen, da es unzählige verschiedene Meinungen gibt, die alle mit guten und nachvollziehbaren Argumenten hinterlegt sind. Auch die "Sportwissenschaft", die Fachzeitschrift, in der das Definitionspapier "Zur Bestimmung des Begriffs ,Sport'" des Deutschen Sportbundes veröffentlicht wurde, "verfügt seit Jahren über eine Rubrik, die die Überschrift ,Diskussion' trägt. Ziel der Einrichtung dieser Rubrik war, eine Gelegenheit zu schaffen, noch offene wissenschaftliche Fragen und Probleme zur Aussprache zu bringen, in längeren Beiträgen Auffassungen zu Aufsätzen und Besprechungen darzulegen, abweichende Meinungen und Positionen ausführlich vorzustellen oder auch wissenschaftlich fundierte Stellungnahmen zu aktuellen sportpolitischen Problemen abzugeben, ohne daß diese wissenschaftlich schon abschließend geklärt sein müßten." (WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DES DEUTSCHEN SPORTBUNDES 1980, 437). Auch das oben genannte Definitionspapier stand unter dieser Rubrik, obwohl es ein Thema ist, bei dem es nie einen gemeinsamen Nenner geben wird somit die Diskussion um die Definition des Sports immer eine "noch offene wissenschaftliche Frage" bleiben wird.

7 Literaturverzeichnis

- F.A. BROCKHAUS GMBH: Brockhaus-Enzyklopädie in 24 Bänden. Mannheim 199319, Band 20, 690.
- HEINEMANN, K.: Einführung in die Soziologie des Sports. Schorndorf: Hofmann 19984, 33-38.
- http://www.205.188.162.7/oup
- http://www.lexikon.web.aol.com/post-query/Lexikon/LexikonX/34888?sport
- WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DES DEUTSCHEN SPORTBUNDES: Zur Bestimmung des Begriffes "Sport". In: Sportwissenschaft 10 (1980), 437-439.

[...]


[1] Vgl. http://www.lexikon.web.aol.com/post-query/Lexikon/LexikonX/34888?sport

[2] Vgl. HEINEMANN (1998, 33-38).

[3] Vgl. WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DES DEUTSCHEN SPORTBUNDES (1980, 437-439).

[4] F.A. BROCKHAUS GMBH 1993, Band 20, 690

[5] http://www.205.188.162.7/oup

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Definitionen des Sports
Note
2,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
11
Katalognummer
V98620
ISBN (eBook)
9783638970716
Dateigröße
404 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Definitionen, Sports
Arbeit zitieren
Johannes Wiedmann (Autor:in), 2000, Definitionen des Sports, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98620

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