Der Nürnberger Reichswald. Wie entwickelte sich die Holznutzung seit dem Mittelalter?


Hausarbeit, 2020

17 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Lage und Verwaltung
2.2 Forstliche Nutzung
2.2.1 Holznutzung
2.2.2 Peter Stromer
2.3 Außerforstliche Nutzung
2.3.1 Wirtschaft
2.3.2 Naherholungsgebiet Reichswald

3. Schlussteil

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Bereits im Mittelalter war Nürnberg eine der größten Städte in Deutschland. Für diese Entwicklung war die Versorgung mit den benötigten Rohstoffen und Energiequellen eine wichtige Basis welche Nürnberg, seit dem Spätmittelalter der größte Waldbesitzer Bayerns, mit dem großen Waldgebiet um die Stadt hatte.1 Dieses Gebiet und auch die Gesellschaft hat sich seitdem gewandelt, was sich nicht nur auf geographische Aspekte, sondern auch auf Ressourcengewinn und die außerforstliche Nutzung ausgewirkt hat.

Überlieferungen über die beiden Gebiete des Reichswaldes sind qualitativ so wie quantitativ außergewöhnlich und bieten so eine umfangreiche Quellenlage. Besonders die erhaltenen Amtsbücher und eine Menge an Akten, die rund 5300 Baupläne umfassen, bringen Aufschluss über die Entwicklung der Stadt. Den größten Bereich erhaltener Dokumente bilden etwa 509 Bände die sämtliche Rechnungen im Zeitraum von 1601 bis 1808 dokumentieren, mithilfe dieser Überlieferungen lässt sich unter anderem auch auf den Holzhandel schließen.2

Die vorliegende Hausarbeit setzt sich mit der Waldnutzung seit dem Mittelalter auseinander. Dabei steht das Gebiet der Reichswälder um Nürnberg und dessen Nutzung im Fokus. Um Nürnberg und das Waldgebiet haben Entwicklungen stattgefunden, die bis heute bekannt sind und sich immer noch auswirken. Die Waldsaat, die Peter Stromer entwickelte, oder die Zeidelwirtschaft, welche zur Produktion des für Nürnberg typischen Lebkuchen entscheidend war, sind unter anderem als Beispiele aufzuführen.3 Außerdem wird die Entwicklung der Nutzung des Reichswalds als Naherholungsgebiet erläutert.

2. Hauptteil

2.1 Lage und Verwaltung

Der Reichswald bei Nürnberg liegt um die Stadt herum und ist durch die Pegnitz in zwei Hälften aufgeteilt worden. Diese beiden Teile wurden nach der jeweiligen Hauptkirche benannt. Die Karte, Abbildung 1, zeigt diese Lage der Waldgebiete. Das abgebildete Gebiet nördlich der Pegnitz ist der Sebalder Reichswald, das Gebiet südlich der Lorenzer Reichswald.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Karte des Reichswaldes bei Nürnberg von 1853

Die beiden Waldgebiete waren jedoch nicht immer unter der Leitung der Stadt Nürnberg selbst, denn die Forstrechte wurden im Verlauf der Jahre mehrfach weitergegeben, erst während des Spätmittelalters gewann die Stadt die Kontrolle über die Wälder für sich und wurde damit zum größten Waldbesitzer in Bayern, denn geologisch betrachtet bedeckt dieser ungefähr ein Drittel des Nürnberger Beckens. Von dieser Fläche ist etwa ein Drittel trockener Sandboden, dort gibt es auch Ton- und Lehmböden, diese Gegebenheit sorgt für die vielfältigen Ressourcen, die aus dem Wald gewonnen werden konnten.

Bevor genauer erklärt wird wie die Stadt die Verwaltung über den Reichswald erlangte, ist es sinnvoll die Ämterhierarchie zu betrachten. An oberster Stelle steht in der Verwaltung für das Waldgebiet der Innere Rat der Stadt Nürnberg, dieser beaufsichtigt die Waldherren und nimmt auch deren Bitten oder Anregungen entgegen, außerdem dürfen sie auch bei Bedarf Mahnungen gegen sie aussprechen. In Ratssitzungen erlassen sie die sogenannten ,,Ratsverlässe”, diese sind allgemeingültige und wichtige Entscheidungen die als Mandat, als öffentlicher und gedruckter Text, angeschlagen werden.

Das oberste Amt haben die Forstmeister inne, dieses Amt war daher auch für Adelige besonders interessant. Sie hatten die Aufgabe den Wald zu schützen, zum Beispiel von weiteren großen Rodungen und unregelmäßigem Holzschlag. Die praktische Arbeit wurde jedoch nicht von ihnen selbst ausgeführt, sondern von den ihnen untergeordneten Ämtern. Unter ihnen waren die sogenannten Erbförster. Sie verwalteten die Forsthuben und hatten für die praktische Arbeit dort je einen ,,Gangförster”. Die Bezeichnung ,,Erbförster” kam dadurch zustande, dass sein Amt, wie ein Lehen, vererbt werden konnte. Dieses Amt wurde aber ab dem 16. Jahrhundert nicht mehr verliehen, da man sich von vererbbaren Ämter distanzieren wollte, um die Kompetenz des Personals zu fördern. An ihrer Stelle wurden dann Beamte der Reichsstadt eingesetzt.4

Waldamtmänner waren das nächste Amt in der Hierarchie und die Leiter des wirtschaftlichen Betriebs, sie überwachten direkt, ob die Ratsverlässe eingehalten wurden. Sie waren somit Schützer des Waldes und der dort geltenden Gesetze.

Die Anweisungen vor Ort für die praktische Arbeit wurde dann von den Förstern ausgeführt. Sie vollzogen zum Beispiel angeordnete Holzungen, wiesen Holz an die Berechtigten und überwachten die Holzabfuhr und dessen Aufbereitung. Als weitere Aufgabe kümmerten auch sie sich um den Forstschutz.

Als letztes Amt sind die Grabenmeister und die Waldhauer zu vermerken, erstere kümmerten sich um die Unterhaltung der Entwässerungsgräben, letztere um das Schlagen des genehmigten Bauholzes.

Eine weitere wichtige Institution war das Forstgericht, dieses übernahm die juristische Funktion in der Konstellation, denn im Gegensatz zum modernen Staat gab es keine klare Trennung zwischen Verwaltung und Justiz. Das Forstgericht hielt sechsmal jährlich Tagungen ab, es wurden jedoch nicht nur Angelegenheiten die den Forst betreffen abgehandelt, sondern auch Zivilklagen, vor allem auf das Schuldwesen betroffen.5

Während des 12. Jahrhunderts bildete sich das Patriziat aus einigen bedeutenden Kaufleute, darunter auch das Handelshaus Stromer. Zugleich dieser Etablierung einer Verfassung bemühte sich die Stadt die Rechte über den Reichswald für sich zu gewinnen. Anfang des 15. Jahrhunderts, nachdem der Prozess schon an die 150 Jahre im Gange war, gelang der Erwerb der Reichswaldgebiete an die Stadt Nürnberg von den zuständigen Burggrafen. Das Amt der Forstmeister fiel dann im Jahr 1243 an die Waldstromer. Die Übernutzung der Wälder setzte sich allerdings weiter fort und warf ein schlechtes Bild auf die Stadt, diese sah jedoch die Probleme im Fachkräftemangel, also in den Burggrafen. Die schlechte Position der Stadt änderte sich erst um 1377 als sie von einer Witwe des Forstmeisters ein Lehen des Lorenzer Waldes erwerben konnten. Ab 1427 konnte die Stadt selbstständig sie Waldnutzung überwachen, 1432 wurden dann auch die Forsthuben der Zollern an sie überschrieben. Im verlauf der Jahre erwarb die Stadt immer mehr Besitz am Reichswald.

Ende des 18. Jahrhunderts stand der Stadtrat immer mehr in der Kritik, da der Zustand des Forstes immer schlechter wurde und dieser im öffentlichen Interesse stand. Ansätzen zur Reform in der Verwaltung blieb jedoch keine Zeit sich zu entwickeln, da Preußen die Hoheit über den Forst für sich beanspruchte. Im Jahr 1806 wurde das Fürstentum Ansbach an die bayerische Krone bis sich die letzten Streitigkeiten um die Rechte 1810 legten und der Reichswald zum bayerischen Staatsforst wurde.6

2.2 Forstliche Nutzung

2.2.1 Holznutzung

Der Aufstieg der Reichsstadt Nürnberg steht eng im Zusammenhang mit dem Reichswald, denn Holz war die wichtigste Ressource. Das Material konnte als Baustoff, Werkstoff für Waffen oder Geräte und auch als Brennmaterial verwendet werden. Da Holzkohle bis hin ins 19. Jahrhundert das einzige Reduktionsmittel für metallurgische Prozesse war, war es für den wirtschaftlichen Aufschwung unverzichtbar. Doch die rege Nutzung zog auch negative Folgen mit sich.

Bereits um 1300 bezeugen Urkunden die Waldverwüstung. Kaiser Heinrich VII wollte daher die Flächen, welche von Waldbränden und der Abholzung betroffen waren, wieder aufforsten. Dazu gab er keine neuen Waldnutzungsrechte aus und schränkte auch die Anzahl der Betriebe ein, die viel Holz verbrauchten. Dieser Punkt stellt einen Konflikt dar, denn einerseits Nutzen Betriebe wie Glas-/Schmelzhütten oder Kohlenmeiler große Mengen an Holzressourcen, andererseits kurbelten sie den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt stark an.7

Ab Mitte des 14. Jahrhunderts wurden reitende Pfleger, welche die Waldpflege beaufsichtigen sollten, eingestellt. Doch auch trotz dieser weiteren Maßnahme lichtete sich der Wald zunehmend. Der Rat sah sich gezwungen härtere Strafen für verschwenderischen Umgang mit Holz und für das widerrechtliche Holz schlagen einzuführen, diese Strafen wurden auch immer weiter ausgearbeitet und verschärft, zum Beispiel auf einzelne Baumarten bezogen. Insgesamt blieben diese Verordnungen weiterhin erfolglos, da der Holzeinschlag trotz drohenden Strafen immer noch lohnend war. Der Holzpreis auf den umgebenen Märkten war sehr hoch, da es eine dringend benötigte Ressource darstellte.8

Die Anzahl der Rodungsdörfer in den Waldgebieten war bis ins 15. Jahrhundert schon auf über 100 Orte und Einzelhöfe angewachsen. Damit wurden zwar viele Arbeitsplätze und Wohnorte gesichert, aber auch eine weitere Bedrohung für den Wald geschaffen. Das Wohnen und Arbeiten vor Ort zog viele Abnutzungen mit sich.9

Im 16. Jahrhundert bemühte sich der Stadtrat erneut den Holzverbrauch zu senken. Die Abgaben für Brennholz und Bauholz wurden reduziert, dies galt für jeden Antragsteller egal welchen gesellschaftlichen Stand dieser hatte. Dazu war ein neues Genehmigungsverfahren eingeführt worden, wo jeder Antragsteller auf Bauholz eine konkrete Aufstellung, einen Bauplan, und eine Liste der benötigten Holzmenge, vorlegen musste.10 1714 wurde sogar explizit ein Mandat gegen hölzerne Zäune beschlossen. Als Bilanz waren die Brennholzabgaben im Jahr 1798 insgesamt um 50 % reduziert worden.11 Trotz der vielen Bemühungen und der Bilanz aus dem Jahr 1798 war das Waldgebiet als es 1806 Wald an das Königreich Bayern viel zur Hälfte Ödland.12 Auch unter der neuen Leitung wurde sich um die Aufforstung bemüht, diesmal mit Erfolg. Die Forstämter zogen zu Beginn der 1890er Jahre eine positive Bilanz, denn der Großteil der Fläche war aufgeforstet und erfüllte die Anforderungen der Forstberechtigten. Der Reichswald befand sich also erstmals wieder in einem stabilen Zustand.

Ein Rückschlag folgte nach dem Zweiten Weltkrieg. Immer noch war das Waldgebiet Lieferant von Holz und Waldstreu, durch die Kriege war der Ressourcenverbrauch besonders drastisch gewesen und der Kohlevorrat nun aus. Als Kurzschlussreaktion wurde das benötigte Holz wahllos geschlagen und die Anzahl an illegal geschlagenem Holz war nicht mehr einschätzbar.

Ab 1960 wurde nach der großen Belastung der vorherigen Jahre eine starke Senkung des Holzbedarfs erzielt, da nun immer mehr Haushalte auf Ölheizungen umstiegen. Außerdem wurden viele neue Gebäude, oder Gebäude, die wieder aufgebaut werden mussten, mit Stein errichtet. Auch Stallböden wurden nun mit Torf, anstatt mit Holzspänen ausgelegt. Insgesamt wandte man sich von Holz als einzige, beziehungsweise hauptsächliche, Ressource ab um die gute Bilanz zu halten.13

[...]


1 vgl.: Eißing, Thomas: Der Nürnberger Reichswald - Wiege der Forstwirtschaft, S.10

2 vgl.: May, Herbert / Rodenberg, Markus: Einführung, S.6

3 vgl.:Ott-Eschke, M.: Die Zeidelwirtschaft im Nürnberger Reichswald, S.313

4 vgl.: Burger, Daniel: Die Nürnberger Waldämter, S.32

5 vgl.: Burger, Daniel: Die Nürnberger Waldämter, S.31

6 vgl.: Ebd. S.37

7 vgl.:Dötzer, Ursula: Der Reichswald-seine Bedeutung für die Stadt und seine Entwicklung vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit, S.345

8 vgl.: Ebd.

9 vgl.: Burger, Daniel: Die Nürnberger Waldämter, S.26

10 vgl.: Burger, Daniel: Die Überlieferung der Nürnberger Waldämter, S.44

11 vgl.:Burger, Daniel: Die Nürnberger Waldämter, S.36

12 vgl.:Dötzer, Ursula: Der Reichswald-seine Bedeutung für die Stadt und seine Entwicklung vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit, S.348

13 vgl.: Rodenberg, Markus: Brücke in die Gegenwart - der Nürnberger Reichswald nach 1806, S.180

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der Nürnberger Reichswald. Wie entwickelte sich die Holznutzung seit dem Mittelalter?
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Note
1,8
Autor
Jahr
2020
Seiten
17
Katalognummer
V986222
ISBN (eBook)
9783346350329
ISBN (Buch)
9783346350336
Sprache
Deutsch
Schlagworte
nürnberger, reichswald, holznutzung, mittelalter
Arbeit zitieren
Rebekka Anke (Autor:in), 2020, Der Nürnberger Reichswald. Wie entwickelte sich die Holznutzung seit dem Mittelalter?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/986222

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