Sie werden gehasst und gefürchtet, bewundert und belächelt - zu nur wenigen Berufsständen haben die Deutschen ein so ambivalentes Verhältnis wie zu dem des Journalisten. Dennoch: Wohl kaum jemand kann und möchte auf die Arbeit von Reportern und Redakteuren verzichten.
Journalisten sind Vermittler zwischen Personen, Institutionen und der Öffentlichkeit. Sie sind stellvertretende Beobachter und malen Bilder von Ereignissen in die Köpfe ihrer Leser, Zuhörer und Zuschauer. PR-Profis wissen, dass sie viel über den Erfolg ihres Unternehmens und die Qualität von Produkten oder Dienstleistungen schreiben und erzählen können. Glaubwürdig wirken solche Aussagen erst, wenn auch Außenstehende sie öffentlichkeitswirksam bestätigen. Ein wohlwollender Artikel, Fernseh- oder Radiobeitrag hat folglich einen ungleich höheren Werbewert als eine Anzeige oder ein Werbespot.
Wen wundert es da, dass geschulte Öffentlichkeitsarbeiter mit unterschiedlichsten Mitteln um die Gunst der Journalisten werben? Bei diesen ‚Annäherungsversuchen’ geht es nicht nur die Qualität von Produkten und Dienstleistungen sondern mitunter auch um materielle Vorteile unterschiedlichster Art. Ein weiterer Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit dem Umgang von Medien mit ihren wichtigsten Werbekunden. Außerdem geht diese Arbeit auf Beiträge von PR-Büros ein, die in Redaktionen aus Bequemlichkeit, Zeit- oder Geldmangel Recherche und eigene Berichterstattung ersetzen.
Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Frage, in welchen Fällen gute Nachbarschaft zwischen Medienvertretern und Pressesprechern zum Seitensprung der Journalisten ins PR-Fach wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: PR und Journalismus - Eine gute Nachbarschaft?
- Wenn der Pressesprecher zum Weihnachtsmann wird...
- Richtlinien für Journalisten und Öffentlichkeitsarbeiter:
- Grenzbeziehungen in der Praxis
- „Das ist aber ein wichtiger Kunde von uns...“
- Der Pressekodex zum Verhältnis Journalisten-Werbekunden:
- Journalismus zwischen Aufklärung und Anzeigenabteilung
- Textmanagement statt Recherche
- Rechtliche Grundlagen
- Pressetexte: Bedeutung und Verwendung in der Praxis
- Gute Nachbarschaft oder Seitensprung? - Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht das Verhältnis zwischen Public Relations (PR) und Journalismus, indem sie die Frage stellt, ob und inwieweit PR-Aktivitäten redaktionelle Berichterstattung beeinflussen können. Dabei werden die ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen dieser Beziehung beleuchtet, um die Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit des Journalismus und die Entscheidungsfreiheit von Medienvertretern zu analysieren.
- Ethische Richtlinien für Journalisten und PR-Fachleute im Umgang mit Geschenken und Einladungen
- Die Rolle von Werbekunden und deren Einfluss auf die Finanzierung und Inhalte von Medien
- Die Verwendung von PR-Texten in der journalistischen Berichterstattung und deren Auswirkungen auf die Recherche und Objektivität
- Die Bedeutung von Transparenz und Unabhängigkeit für den Journalismus
- Die Abgrenzung zwischen professioneller PR und unabhängiger journalistischer Berichterstattung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Verhältnisses zwischen PR und Journalismus dar und definiert den Fokus der Arbeit. Das zweite Kapitel beleuchtet die ethischen Richtlinien für Journalisten und PR-Fachleute, insbesondere im Umgang mit Geschenken und Einladungen, und diskutiert die Gefahr von Interessenskonflikten. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Einfluss von Werbekunden auf die Finanzierung von Medien und den möglichen Auswirkungen auf die journalistische Berichterstattung. Das vierte Kapitel analysiert den Trend zu Textmanagement statt Recherche, wobei die Verwendung von PR-Textvorlagen in der redaktionellen Arbeit kritisch beleuchtet wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Public Relations, Journalismus, Medienethik, Pressekodex, Werbekunden, Textmanagement, Recherche, Objektivität, Glaubwürdigkeit, Transparenz, Unabhängigkeit, Interessenskonflikt. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit dem Spannungsfeld zwischen professioneller Öffentlichkeitsarbeit und unabhängiger journalistischer Berichterstattung.
- Quote paper
- Thomas Joppig (Author), 2000, PR und Journalismus - Eine gute Nachbarschaft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9864