Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Einführung Gated Communities
2.1 Entstehung von Gated Communities
3. Globaler Wandel
3.1 Veränderungen im städtischen Raum
3.2 Gated Communities und der Globale Wandel
4. Erklärung am Beispiel von Gated Communities in Südafrika
4.1 Politischer Hintergrund
4.2 Erste Anzeichen dieser Wohnformen
4.3 Entstehung von Forestdale und Santa Cruz
4.4 Schlussfolgerung
5. Gated Communities und die Auswirkungen auf die Gesellschaft
5.1 Kritik
5.2 Zukunftspotential?
6. Fazit
7. Literaturangaben
1. Einleitung
Ob in Nord- oder Südamerika, Afrika, im arabischen Raum und Europa, auf der ganzen Welt existieren Gated Communities. Seit Ende der 1990er Jahre entstehen auch in Deutschland immer mehr abgegrenzte Wohnsiedlungen bzw Apartments. Ein Beispiel dafür ist der Barbarossapark in Aachen, die Arcadia am Ufer der Havel oder abgeriegelte Wohnanlagen in Potsdam, Berlin, Münster und Leipzig (Staudinger 2011). Durch diese neue, zunehmende vermehrt auftretende Form des Wohnens, möchte ich mich mit der Fragestellung „Das Phänomen der Gated Communities und deren Auswirkungen für die Gesellschaft am Beispiel Südafrikas - Begünstigen verschiedene Aspekte diese Entstehung?“ auseinandersetzen. Ein durchaus interessanter Aspekt ist hierbei, welche verschiedenen Aspekte zur Entstehung beitragen. Einer davon ist die Globalisierung. Aufgrund der Ausbreitung und Veränderung der Gesellschaft entsteht eine neue Dimension und Segregation des Sozialen. Nun möchte ich dieses neuere Forschungsgebiet näher erläutern. Meine Arbeit gliedert sich in zwei Teile, da dieses Fachgebiet sehr umfangreich ist. Durch umfassende Recherche werde ich zunächst einen Überblick über die Entstehung und die Eigenschaften von Gated Communities, sowie über den globalen Wandel darlegen. Danach stelle ich dar, welche Auswirkungen diese Wohnform auf die Gesellschaft hat und werde dies im Bezug auf Südafrika erläutern. Leitfragen hierbei sind; Begünstigt der Globale Wandel die Entstehung von Gated Communities? Warum entstehen in Südafrika immer mehr Wohnanlagen, und hat dies bleibende Auswirkungen auf die Gesellschaft? Um diese Thematik zu verstehen, erscheint es mir für den Verlauf notwendig, einige Begriffe näher zu definieren.
2. Einführung Gated Communities
Der Begriff Gated Communities stammt aus dem amerikanischen, dabei bedeutet „gated“ Abgrenzung bzw. Schranke, Tor und „community“ bedeutet Gemeinschaft, Nachbarschaft.
Gated Communities sind daher abgeschlossene Wohnkomplexe, welche sich bewusst von den übrigen Einwohnern abgrenzen, hierdurch aber auch gleichzeitig eine neue Art der Diskriminierung darstellen können. Unter diesen angeschlossen Wohnkomplexen versteht man Einzel-, Reihen- oder Mehrfamilienhäuser, sowie Apartments oder Wohnungen. Besondere Merkmale sind hier vor allem äußerliche Zugangsbeschränkungen, wie z.B. bewachte Zäune, Tore und Mauern, in denen es z.T. auch Gemeinschaftseigentum wie Sporteinrichtungen, Grünflächen, etc. gibt. Diese besondere Wohnform zeichnet sich vor allem durch Isolation und Abgrenzung der Gesellschaft, aber auch durch neu entstehende Gemeinschaft Gleichgesinnter aus (Füller/ Glasze 2014).
2.1 Entstehung von Gated Communities
Bereits in der Zeit vor Christus gab es in vielen europäischen Städten Stadtmauern, welche vor Eindringlingen schützten. Diese Schutzfunktionen wurden mit Beginn des 18. Jahrhunderts aufgegeben, weil sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen konnten. Aufgrund des anhaltenden Wachstums der Bevölkerung und der Verdichtung des Stadtraumes hat sich seit der Industrialisierung (19.Jahrhundert) die Gesellschaft verändert, so dass abgegrenzte Wohnquartiere im städtischen Raum mit einer neuentwickelten Form des Schutzes entstanden. Zunächst erfolgte nur die Trennung des Wohnens und des Arbeitens, im weiteren Verlauf der Jahre kam es zu geschlossenen Wohnblöcken. Diese umfassten mehrere Häuser sowie einen angrenzenden Hof, welcher meist von der Straße nicht betretbar war. Allerdings entstand dieser Wohnraum nicht immer in Vororten, sondern konnte auch als Modernisierungsprozess in Innenstädten auftreten (Blakely/ Snyder 1997, 85). Zu Beginn dieser neu konzipierten Wohnviertel, trat diese Struktur vor allem in Süd- und Nordamerika auf. Durch zunehmende Bevölkerung und daraus resultierender höherer Bevölkerungsdichte, Urbanisierung und unterschiedlicher gesellschaftlicher Klassen, kam es dort zu größer werdenden Differenzen. Deswegen entwickelten sich Gated Communities, welche auch als geschlossene Wohnkomplexe mit Zugangsbeschränkungen bezeichnet werden. Früher konnte sich diese Wohnform meist nur die Oberschicht leisten, um sich zu isolieren und unter Ihresgleichen zu bleiben. Weitere Aspekte waren auch der Schutz vor Kriminalität, Neid und Ähnlichem. Durch die gelebte Abgrenzung werteten sie ihren Status in der Gesellschaft auf, privatisierten den Gemeinschaftsraum und zeigten ihre Macht. Der Verlust des öffentlichen Raumes, der Ort an dem soziologisches Handeln stattfindet und sich die Gesellschaft abbildet, sorgt für Isolation und Kontrollierbarkeit. „Der öffentliche Raum zeichnet sich durch Zugänglichkeit aus“ (Brendgens 2005, 1089). Dieses Zitat zeigt auf, welche Gefahr die Gated Communities für Städte sind. Dadurch, dass die Fläche von verschiedenen Investoren verplant, und nur für einen ausgewählten Teil der Gesellschaft verfügbar ist, wird individuelles Handeln der Bürger und der Gemeinschaft unterbunden. Nicht nur die Trennung vom öffentlichen und sozialen Raum stellt somit ein Problem dar, sondern auch der Einfluss derjenigen Menschen, die mit ihrer Vormachtstellung agieren und einen Teil der Gesellschaft separieren. Diese physische (mithilfe von Zäunen und Mauern), sowie psychische Macht zeigt der restlichen Gesellschaft deren Überlegenheit auf (Blakley/ Snyder 1997, 85). Heute erfolgt dieser räumliche Ausschluss unter verschiedenen Aspekten. Zunächst gibt es unterschiedlich große Gated Communties, welche z.T. nur aus wenigen Häusern, bis hin zu mehreren 10.000 Wohneinheiten bestehen. Die jeweilige Größe hängt häufig vom Entstehungsgrund ab. Wiederum von der Größe abhängig gibt es z.B eigenständige Infrastruktur, Selbstversorgung , etc.. Meist bieten die Gated Communities zusätzlich Freizeiteinrichtungen oder Arbeitsmöglichkeiten an. Weitere exklusive Aspekte sind z.B. ländliche Vorzüge, wie Zugang zum Meer, Gebirge und ähnliches. Es gibt nach Blakely und Snyder auch noch weitere Arten von Wohnkomplexen. Zunächst gibt es „Lifestyle“ Communities welche sich durch Gemeinsamkeiten und Zugehörigkeiten zu einer Gruppe bilden, z.B. Interessen oder Hobbys. Außerdem treten noch „Elitegemeinschaften“ auf, bei welchen die Sicherheit und die Trennung der sozialen Schichten im Vordergrund steht. Die Bewohner möchten sich bewusst von den anderen Einwohnern (der unteren Schichten) abgrenzen und sich durch Securities/Wachpersonal geborgen fühlen. Diese Idealtypen der Wohngegenden entstehen immer häufiger, geprägt durch den Wunsch mit der jeweiligen Lebensweise unter sich zu bleiben und in einem geordneten, sicheren System zu leben, welches gleichzeitig -auch für die nächste Generation- eine Homogenität für die Zukunft bewahren soll. Eine andere Form von Communities sind die sogenannten „Security Zonen“. Hierbei sind die Hauptaspekte der Schutz vor Kriminalität und die gewünschte Kontrolle über die Nachbarschaft.
Durch zunehmende Reformation der Gesellschaft entstehen immer mehr dieser Wohngegenden, dies hat jedoch noch nicht absehbare Folgen für die Gesellschaft (Blakely/ Snyder 1997, 89, 90; Kaiser 2009, 3, 4, 5).
3. Globaler Wandel
Unter dem Globalen Wandel versteht man Globalisierung, die die internationale Vernetzung verschiedener Handlungen von Staaten, Individuen und Institutionen betrifft. Diese unterschiedlichen Bereiche umfassen u.a. Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Umwelt und viele mehr und beeinflussen sich gegenseitig. Der Begriff Globalisierung trat mit Beginn der Industrialisierung und Anfang des 19. Jahrhunderts erstmals häufiger auf. Durch zunächst politische Triebkräfte, z.B. in Form der WTO (Welthandelsorganisation), die für den Abbau der Handelsschranken und den entstehenden internationalen Markt zuständig sind oder auch wirtschaftliche Triebkräfte, entstanden auch die technologischen Triebkräfte, welche für die weltweite Vernetzung z.B. Kommunikation (Internet) und Mobilität ( See-, Land- und Luftwege) zuständig waren. (Meiner/Stollt 2010). Wissenschaftlich beobachtbar ist vor allem, dass es aufgrund des globalen Wandels der Zivilisation sowohl zu Vorteilen aber auch zu neuen Problematiken innerhalb der Gesellschaften kommt. Die Veränderungen und Folgen werden erst durch die Abhängigkeit der Gesellschaft von den Kernpunkten bewusst wie z.B. Modernisierung, Veränderung des Lebensstils, zunehmende Migration, Konsumverhalten, veränderte Wertvorstellungen und Beschleunigung der Gegenwart. Der globale Wandel und seine Komplexität ergeben sich durch die Verflechtung der Gesellschaft und Sozialverhältnisse. Diese führen zur Verwundbarkeit der stabilen Verhältnisse (Grunwald/ Lingner 2002, 71).
3.1 Veränderungen im städtischen Raum
Schon immer waren Städte das Zentrum menschlichen Interagierens. Durch sie bildeten sich neue soziale, politische und wirtschaftliche Prozesse. Vor mehr als tausend Jahren entstanden die ersten Städte, jedoch fand die Stadtbildung im heutigen Stil erst vor ca. 200 Jahren ausgeprägter statt. Dabei entwickelten sich aufgrund der Industrialisierung zunehmend mehr Städte und die Verstädterung des ländlichen Raumes nahm konsequent zu. Das Wachsen der Bevölkerung in Städten führte ebenso zur Vergrößerung des städtischen Raumes insgesamt und somit kam es zur Urbanisierung. Hierzu traten die „Push- und Pull-Faktoren“ auf, die die Bevölkerung zur Landflucht, und somit in die Städte, zwangen. Dabei sorgten die PushFaktoren zu einem raschen Bevölkerungswachstum der Armen, was wiederum zur Entstehung neuer Marginalviertel und fehlender Ernährungsgrundlagen führte. Außerdem erzeugte dieses Wachstum einen Bevölkerungsdruck auf die bereits vorhandenen Land-, Brennstoff- und Wasserressourcen. Ein weiterer Aspekt ist die wachsende Arbeitslosigkeit und die zunehmende Unzufriedenheit. Die vermeintlichen Aussichten, die Pull-Faktoren, die die Menschen in die Städte locken, schafften eine Illusion für die neuen Bewohner. Sie hofften auf bessere Bildung, dadurch einen besseren Job und somit auch auf ein besseres Einkommen. Weitere Erwartungen der Menschen waren vor allem bessere Gesundheitsdienste, wirtschaftliche und soziale Unabhängigkeit sowie bessere Wohnqualitäten. Durch diese Wünsche und Hoffnungen zogen immer mehr Menschen in die Städte und es erfolgte eine erste Form der Migration, die Arbeitsmigration. Dabei erfolgte die Zunahme der Bevölkerung in den ökonomisch weiterentwickelten Gebieten. Aufgrund der wachsenden Bevölkerung und den steigenden Druck auf die Grundstücke, ist eine klare Trennung von Stadt und Land in den meisten Ländern der Welt nicht mehr möglich, da die jeweiligen Flächen durchgängig stark besiedelt und genutzt sind (Backhaus et al. 2011, 260; Kremer 2002, 1). Durch die Überformung des ländlichen Raumes entstanden neue Probleme. Ein Beispiel dafür ist der räumliche Differenzierungsprozess. Dazu zählt die Segregation. Segregation beschreibt die Absonderung und Entmischung der Bevölkerung, diese entsteht aufgrund von fehlender Integration. Segregation besitzt verschiedene Formen der Isolierung, z.B. nach Familieneinkommen, Religion oder Nationalitäten (Backhaus et al. 2011, 274). Diese soziale Segregation wiederum führt zu dem Ausdruck der räumlichen Segregation. Die Ursachen der Ausgrenzung kann man laut Wacquant in drei Teile teilen, „Zum Ersten können wir - vor dem Hintergrund der globalen Entwicklung des kapitalistischen Marktes- eine wachsende Ungleichheit und Verarmung großer Bevölkerungsgruppen feststellen, die trotz eines gesamtgesellschaftlichen Wachstums beobachtbar ist. Zum Zweiten schafft die Technologisierung von Arbeitsprozessen aus Sicht der Arbeitgeber und des Kapitals „wertlose“ menschliche Arbeitskraft. [...]. Zum Dritten kann Wacquant einen Umbau sozialer Sicherheitssysteme und des Wohlfahrtstaates feststellen“ (Hansen 2008, 76). Jedoch läuft Segregation nicht immer friedlich ab, sie kann auch Probleme innerhalb von Gesellschaften oder sogar zwischen Staaten erschaffen, die sich durch ihre Vormachtstellung von den anderen Staaten abgrenzen möchten. Freiwillige Segregation, die innerhalb eines Staates erfolgt, führt zu der Absonderung derjenigen Bevölkerung die in Gated Communities lebt (Hansen 2008, 88, 89).
3.2 Gated Communities und der Globale Wandel
Wie bereits oben beschrieben ist es komplex den Globalen Wandel zu definieren. Die Globalisierung hat auf jeden Fall Folgen und Auswirkungen auf die bestehenden und die Neubildung von Städten. Durch den Wandel der Standorte treten neue Besonderheiten auf. Außer der Segregation (siehe 3.1) entstehen auch neue gesellschaftliche Problematiken. Diese sind z.B. sog. Global Cities. Durch die zunehmende Verstädterung ziehen immer mehr Menschen vom suburbanen Raum in Städte. Dadurch entstehen immer mehr Metropole und Megacities. Dies ist kein Phänomen das nur in westlichen Ländern erscheint, sondern es tritt auch in den Entwicklungsländern auf. Global Cities erfüllen verschiedene Aspekte, angefangen von wichtigen Steuerungszentralen bis hin zur Weiterentwicklung von Technologien. Sie sind erst ausgeprägter durch die Globalisierungen entstanden (Claude 2002, 5). Aufgrund der immer größer werdenden sozialen Kluft zwischen Arm und Reich kommt es zu anwachsenden Marginalvierteln und Slums. Durch diese Umstände entwickeln sich auch immer mehr Gated Communities. Diese Nachbarschaften, auch Wohlstandsghettos genannt, können mittlerweile auch an den Stadträndern entstehen, dennoch sind sie eng mit dem Städtischen durch ihre gesellschaftlichen Prozesse verbunden (Evans 2012, 205). Durch die neuen Wohnformen, ziehen immer mehr Menschen in diese Wohnkomplexe. Dafür wird auch mehr Fläche zur Ausdehnung benötigt, es entfällt mehr öffentlicher Raum und die Privatisierung des Bereiches nimmt zu. (Hennig 2001, 295)
4. Erklärung am Beispiel von Gated Communities in Südafrika
4.1 Politi scher Hintergrund
Vor 100 Jahren war die Klassen- und Rassentrennung in Südafrika sehr stark ausgeprägt. Zum damaligen Zeitpunkt wurden ca 41 Millionen nicht-weiße Menschen von 4 Millionen Weißen unterdrückt. Dabei wurde die Trennung von Wohngebieten für Dunkelhäutige und Weiße eingeführt und die Politik der Apartheid entwickelte sich. Ab 1948 wurde das öffentliche Leben durch strikte Rassentrennung gekennzeichnet. Die Apartheid-Regierung erschuf vier Rassenkategorien: schwarz, farbig, weiß und asiatisch / indisch. Dabei entstanden bereits erste Formen von Gated Communities, und zwar Ghettos, sogenannte Homelands, in denen ausschließlich Schwarze lebten. Dies führte zur Zwangsumsiedlung der dunkelhäutigen Bevölkerung. Im Gegensatz zum privilegierten Leben in den heutigen Gated Communities versuchte der Staat in den damaligen Homelands die Bevölkerung durch Unterdrückung und Segregation unter Kontrolle zu bekommen und nutzte die Vormachtstellung der Weißen Bevölkerung. Dabei schreckte sie auch nicht vor den schlechten Bedingungen in den Homelands, z.B. Bodennutzungsprobleme, und daraus folgendem Ernährungsmangel und Massenarmut zurück.
Anhand der Abbildung erkennt man, dass vermehrt Dunkelhäutige und Farbige im östlichen Teil des Landes leben. Durch die dargestellten Homelands bzw. Townships, wurde die Bevölkerung segregiert und es gab getrennte Strände, Busse, Krankenhäuser, Schulen und Universitäten für Weiße und Farbige. Mithin erfolgte eine große räumliche Segregation, die Exklusion, sowie eine neu entstehende Binnenintegration innerhalb der Viertel (Schäfer 2018, Aufmkolk 2013). Bild siehe http://www.sahistory.org.za/article/race- and-ethnicity-south-africa (Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt).
4.2 Erste Anzeichen dieser Wohnformen
1990 wurde die Apartheid aufgelöst und Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen. Mandela engagierte sich in der Politik und wurde ab 1951 Präsident der ANC Youth League, einer Gruppe die Demokratie, Gleichberechtigung und Respektierung andersfarbiger Menschen gegenüber forderte. Seine Gefangennahme 1963 verstärkte den internationalen Druck, trotz allem erfolgte seine Freilassung erst zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts. Im Anschluss wurde die Apartheid endlich abgeschafft. Trotz der Abschaffung erfolgte jedoch keine direkte Durchmischung der Bevölkerung, obwohl es weder mehr Mauern noch Tore gab. Der Grund hierfür war, dass noch viele Einwohner mit den Gedanken der psychischen Abgrenzung lebten, der sog. „Mauer in den Köpfen“. Dies sowohl innerhalb der Farbigen wie innerhalb der weißen Gesellschaft. Aufgrund der zunehmenden Aufstände und Unruhen entstanden bereits Ende der 70er Jahre die ersten Sicherheitsmaßnahmen der Bewohner. Diese haben nach der Demokratisierung wieder stark zugenommen. Nachdem keine direkte Verteilung der Ethnien stattfand, war es für die Bevölkerung schwieriger sich anzupassen. Den Vernachlässigten fehlte die Bildung, die Aussichten auf einen Job und der abrupte Wandel des Denkens führte zur Vermehrung von Verbrechen. Die angesprochene Perspektivenlosigkeit führte schließlich dazu, dass der Staat immer weniger Kontrolle hatte und die Bewohner entschlossen sich zurückzuziehen. Mit den bewachten Häusern suchten sie Schutz und wollten sie sich vor der Kriminalität schützen (Gnad/ Jürgens 2000, 198-207).
4.3 Entstehung von Forestdale und Santa Cruz
Zu Beginn entwickelten sich nur einzelne Grundstücke mit Abgrenzung. Die erste dieser Art namens 'Fourways Gardens', entstand im Norden von Johannesburg mit knapp 1000 Wohneinheiten und einem elektrischen Zaun.
Das Interesse dieser Wohnanlagen nahm nach der ersten demokratischen Wahl 1994 dramatisch zu. Anhand der Karte erkennt man, dass vermehrt Wohnkomplexe am Stadtrand von den Metropolen Johannesburg und Pretoria auftreten. Diese Wohnanlagen zeigen den bestehenden Widerspruch auf, denn die Politik möchte anstelle der Segregation eigentlich die soziale Integration fördern.
Bild siehe: http://www.gcro.ac.za/outputs/map-of-the-month/detail/socially-isolated-wards- and-gated-communities-in-the-gauteng-city-region/ (Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt)
Im Gegenzug der Forderung des Staates, stieg und steigt jedoch die Nachfrage in den Ober- und Mittelschichten nach den geschlossenen Wohngebieten. Deswegen entstand als erste Gated Community Forestdale, im Stadtteil Douglasdale von Johannesburg. Diese Gated Community beinhaltet viele Gemeinschaftseinrichtungen, angefangen von einer High School bis hin zu einem Supermarkt und vieles mehr. Santa Cruz in Country View, liegt zwischen Pretoria und Johannesburg. Diese Fläche wurde zuerst als „free settlement Arena“ genutzt. Dabei sollten beide Bevölkerungsgruppen (Schwarze und Weiße) zusammenleben. Nach der Apartheid zog vor allem die Schwarze besserverdienende Mittelschicht in diesen Bereich (Gnad/ Jürgens 2000, 198-207).
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