Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Geschlechterkonstruktion in der Rahmen- beziehungsweise den Binnengeschichten, in Jeremias Gotthelfs Werk "Die schwarze Spinne". Dies geschieht vor dem Hintergrund der literarischen Biedermeierzeit. Des Weiteren wird herausgearbeitet, mithilfe welcher Mittel der Autor ein negatives Frauenbild evoziert beziehungsweise, ob die Schuldzuweisung einzig und allein die Frauen in seinen Geschichten trifft. Ferner wird die Rolle des Patriarchats und seiner Symbolträger für die Geschlechterrollen untersucht, der biblischen und religiösen Charakter des Werkes herausgearbeitet und Gotthelfs Maxime und Wertevorstellungen erläutert.
Der Pfarrerssohn, der ebenfalls ab 1832 in Lützelflüh, einer Gemeinde im Kanton Bern in der Schweiz als Pfarrer tätig war, wuchs in einer Zeit der kantonalen Revolutionen auf, einer Epoche die durch radikales, politisches Gedankengut und sozialreformerische Ideen geprägt wurde, mit denen sich Gotthelf in seinen christlich-erzieherisch motivierten Texten auseinandersetzt. Das Ringen um eine christliche Position im liberalen Staat, um einen christlichen Republikanismus, bilden den Tenor seiner, vor allem in den 40er Jahren entstandenen Werke.
Die Novelle "Die schwarze Spinne" steht ebenfalls in der Tradition Gotthelfs typischer Bauernromane, in der der biedermeierliche Autor wiederum ein ländliches Idyll in der Schweiz zum Schauplatz seiner Erzählung macht. In einem pädagogischen Predigerstil formuliert Gotthelf in traditioneller Berner Mundart seine Wertevorstellungen und Ideale eines christlichen, patriarchalisch geprägten Staates und eines gottesfürchtigen, den modernen, politischen Reformen entsagenden Menschen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Rahmenhandlung in Tradition des Biedermeier
- 2.1 Das Bild vom ländlichen Idyll
- 2.2 Weibliche Protagonisten in der Rahmengeschichte
- 2.2.1 Die Großmutter – vorbildliche, konservative Bäuerin
- 2.2.2 Die Gotte - rollenkonforme Vertreterin ihrer Zeit?
- 2.3 Die männlichen Figuren in der Rahmengeschichte
- 2.4 Symbolträger des Patriarchats
- 3. Geschlechterkonstruktion innerhalb der Binnengeschichten
- 3.1 Figurenanalyse Christine
- 3.1.1 Ein emanzipiertes Frauenbild…
- 3.1.2 Das Motiv des Fremden
- 3.1.3 Christine die Sünderin…
- 3.1.4 Christines Metamorphose.………………….
- 3.2 Weibliche Aggressivität & Männliche Mütterlichkeit – Christen und die „Meisterweiber“
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Geschlechterkonstruktion in der Novelle „Die schwarze Spinne“ von Jeremias Gotthelf. Dabei wird die Rahmenhandlung und ihre Figuren vor dem Hintergrund der literarischen Biedermeierzeit analysiert. Ziel ist es, die Rolle des Patriarchats und seiner Symbolträger für die Geschlechterrollen zu untersuchen und die Frage zu klären, ob Gotthelf ein negatives Frauenbild zeichnet. Die Analyse befasst sich außerdem mit dem biblischen und religiösen Charakter des Werkes und den Werten und Maximen des Autors.
- Die Konstruktion von Geschlechterrollen in der Rahmenhandlung und den Binnengeschichten
- Die Darstellung von Frauenfiguren in Gotthelfs Werk
- Die Rolle des Patriarchats und seiner Symbolträger
- Der Einfluss biblischer und religiöser Motive auf die Erzählung
- Gotthelfs Wertekosmos und seine Gesellschaftskritik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Motivation von Jeremias Gotthelf zum Schreiben und setzt seinen Werkkosmos in den Kontext der liberalen politischen Strömungen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kapitel 2 befasst sich mit der Rahmenhandlung der „Schwarzen Spinne“ und betrachtet sie im Kontext des Biedermeier. Das Idyll des ländlichen Lebens wird ebenso wie die Darstellung der weiblichen Figuren, darunter die Großmutter und die Gotte, beleuchtet.
Kapitel 3 widmet sich der Analyse von weiblichen Figuren innerhalb der Binnengeschichten. Im Mittelpunkt steht die Figur der Christine, deren Emanzipation und ihre Darstellung als „Sünderin“ untersucht werden. Weiterhin wird die Beziehung zwischen weiblicher Aggressivität und männlicher Mütterlichkeit in der Erzählung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die „Schwarze Spinne“, Jeremias Gotthelf, Biedermeier, Geschlechterkonstruktion, Frauenbild, Patriarchat, biblische Motive, ländliches Idyll, christliche Werte, Gesellschaftskritik, Schweizer Literatur.
- Arbeit zitieren
- Christian Steger (Autor:in), 2010, Geschlechterkonstruktion in Gotthelfs biedermeierlicher Novelle "Die schwarze Spinne". Ein negatives Frauenbild?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/987450