INHALT
1.) Die Strukturierung der Unterwelt
a) Die vier Bereiche
b) Die fünf Flüsse
c) Die Eingänge
2.) Die Herrscher der Unterwelt
a) Hades
b) Persephone
3.) Die Pfortner
a) Hermes
b) Charon
c) Kerberos
4.) Das Totengericht
5.) Götter, Ungeheuer und Dämonen
a) Hektate
b) Erinyen
c) Harpyien
d) Empusa
e) Hydra
f) Gorgonen
g) Chimaira
h) Echidna
6.) Ewige Buße
a) Tantalos
b) Sisyphus
c) Danaiden
d) Ixion
e) Phineus
f) Titoys
1.) Die Strukturierung der Unterwelt:
Die Unterwelt, das finstere Reich der Toten, wird auch Tartaros, Erebos oder Orkus genannt.
Im griechischen Mythos wird sie von Hades und Persephone beherrscht. Unter der Erde wandern dort die Seelen der Verstorbenen, welche ein wesenloses Schattenleben führen, ziellos umher und beklagen ihr Schicksal.
a) Die vier Bereiche der Unterwelt:
Erst die römische Vorstellungskraft erdachte für diese dunkle Welt eine eigene Geographie. Die Unterwelt besteht aus vier getrennten Bereichen:
- Tartaros war der finsterste, schrecklichste Ort davon. Man könnte diesen Bereich auch mit dem Wort ,,Hölle" bezeichnen. Diejenigen, die in ihrem Leben schlecht gewesen waren, mussten dort für immer bleiben. Es war der Ort der ewigen Bestrafung.
- Elysium : Es war das Gegenteil des Tartaros, also der ,,Himmel" der Unterwelt. Das Elysium wird auch oft als ,,Elysische Felder" bezeichnet. Hier herrschte stets Tag, ewige Freude, und immerwährende Musik und Fröhlichkeit. Die Bewohner des Elysiums waren die Seelen der Verstorbenen, welche ein tugendhaftes und ehrenhaftes Leben geführt haben. Sie konnten sich jederzeit in das Leben zurückwünschen.
- Asphodelische Gefilde : Der Name stammt von einer blassen Blume, die diesen traurigen Boden bedeckte. Hier lebten die meisten Seelen.
- Erebos : In diesem Bereich war der Palast des Hades. Auf ihrem Weg in die Unterwelt mussten die Toten diesen Ort als erstes passieren.
b) Die fünf Flüsse der Unterwelt:
Es umgaben fünf Flüsse das Reich der Toten, welche alle eine besondere symbolische Bedeutung hatten:
- der Acheron
- der Styx
- der Kokytos
- der Phlegeton
- der Lethe
Die ersten beiden Flüsse sind Acheron und Styx. Sie sind sich in ihrer Aufgabe ziemlich ähnlich und daher auch schwer zu unterscheiden. Beide mussten von den Verstorbenen zuerst überquert werden, damit diese ins Reich der Toten gelangen konnten. Man hielt den Styx für besonders heilig. Ein Eid, der dort geschworen wurde, konnte niemals gebrochen werden - auch nicht vom Göttervater Zeus.
Charon, der Fährmann setzte die Seelen über die Gewässer Acheron, Styx und Kokytos. Jenseits hielt der Höllenhund Kerberos Wache, um alle Toten in die Unterwelt einzulassen, aber niemanden mehr die Rückkehr zu gestatten. So gelangten diese immer weiter in die Unterwelt hinein.
Der Kykotos war der Fluss des Jammerns, weil allen die von seinem Wasser getrunken haben, das Wunder des Lebens bewusst wurde. Erst jetzt begriffen sie, was sie alle durch den Tod verloren hatten.
Der Phlegeton -auch Periphlegeton genannt- war ein Feuerfluss mit brennenden, nie verlöschenden Flammen. Er umschloß den Tartaros, welcher wiederum von einer dreifachen Mauer umgeben war. Seine Flammen wurden dazu genutzt, die Bösen zu quälen.
Der Lethestrom -Fluss des Vergessens- dagegen leistete den Verstorbenen den besten Dienst aller fünf Ströme. Hatte man von ihm getrunken, vergaß man vollständig sein früheres Leben und war mit seiner neuen Existenz zufrieden. Er umschloß die Elysischen Gefilde.
c) Die Eingänge zur Unterwelt:
Eine uralte Vorstellung dachte sich das Totenland in weiten Fernen jenseits des Meeres - des Okeanos. Die Unterweltflüsse, der Fährmann Charon und die Elysischen Gefilde, welche jenseits des Wassers liegen, erinnern daran.
Eine andere Auffassung stellte sich das Jenseits unter der Erde vor. Vielleicht geht diese von zerklüfteten Gebirgslandschaften aus.
So dachte man sich auch die Eingänge in die Unterwelt an unterschiedlichen Orten: Teils jenseits des Meeres, teils in düsteren Umgebungen oder Gebieten mit geologischer Vergangenheit (Vulkanismus).
- bei dem Vorgebirge Tainaron und Hermione, beides in der Peloponnes
- bei Herakleia am Schwarzen Meer
- im Avernersee bei Kyme
2.) Die Herrscher der Unterwelt:
a) Hades:
Hades wird auch Aidoneus, Plutos oder Pluton genannt.
Gemeinsam mit Persephone herrscht er über die Unterwelt. Er ist eines der sechs Kinder des Kronos und der Rheia. Zusammen mit seinen Geschwistern, Poseidon, Hera, Hestia und Demeter wurde er von seinem Vater verschlungen. Ihr jüngster Bruder, Zeus rettete sie und teilte die Welt unter ihnen auf: Zeus herrschte über Himmel und Erde, Poseidon über das Meer und Hades, wie gesagt, über das Reich der Toten.
- Hades, Gott des Reichtums:
Er war auch als Gott des Reichtums bekannt: Man dachte, er herrscht unter der Erde, weil er dort den Pflanzen ihren Nährboden und den Menschen seine Schätzte an Edelmetall darbieten konnte.
- Hades, der verhaßte Gott:
Oft wurde er als ein sehr unangenehmer Gott aufgefasst, weil er über ein so düsteres Reich herrscht und weil er kein Mitleid kennt. Er ist hart und gnadenlos. Jeder darf nämlich in seinen Palast eintreten, niemand kommt aber wieder heraus. Deshalb hat er den Namen Polydektes oder Polydegmon, was soviel bedeutet, wie ,,der viele aufnimmt" oder ,,der große Wirt".
Er war der einzige Gott im Olymp, der bei den anderen Götter nicht gerne gesehen war. Die Olympier hatten alle menschlichen Charakterzüge und Vorurteile. Vielleicht wurden sie von Hades deshalb genauso abgeschreckt wie die Menschen.
Nicht selten wurde er als der Tod selbst mißverstanden. Die Rolle des Gott des Todes gehörte aber Thanatos. Gemeinsam mit seinem Bruder, dem Schlaf, wohnte dieser in dem Reich des Hades.
- Hades, ein korrekter und gerechter Gott:
,,In Wirklichkeit" war er immer ein korrekter und gerechter Gott, der feste Regeln hatte mit denen er die Unterwelt regierte. Nur selten, und wenn dann zumeist gegen seinen Willen brach er diese Regeln. (z.Bsp.: Wer in der Unterwelt Nahrung zu sich nimmt, darf unmöglich in die Oberwelt zurückkehren. > Persephone)
- Hades, der Unsichtbare:
Während des Kampfes mit den Titanen fertigten die Kyklopen Hades eine Tarnkappe an. Mit dieser konnte er sich unsichtbar machen. Jedesmal, wenn er sich aus seinem unterirdischen Schattenreich entfernte, trug er die Kappe.
In seinen Darstellungen ist er als ein Gott mit einem düsteren Gesicht zu erkennen. Meist ist er eingehüllt in Schatten und zeigt sich selbst nur selten, wenn überhaupt.
b.) Persephone:
Persephone wird auch Proserpina genannt.
Sie ist die Tochter des Zeus und der Demeter, welche Geschwister sind. Außerdem ist sie die Gemahlin des Hades und Herrscherin über die Unterwelt.
Wenn sie im Zusammenhang mit ihrer Mutter Demeter (= Göttin des Wachstums, das aus der Erde kommt) erwähnt wird, dann unter dem Namen Kore. Kore bedeutet Kornmädchen. Neben der Göttin des Totenreichs ist sie nämlich auch noch Göttin der Fruchtbarkeit. Dargestellt wird sie oft mit einer Fackel und einer Ähre.
Die Entführung der Persephone:
Persephone war die einzige Tochter Demeters. Hades bemerkte die junge Göttin eines Tages und verliebte sich in sie. Durch seine göttliche Macht ließ er im Boden neben ihr einen Spalt entstehen. Von hier stieg er heraus, ergriff Persephone und entführte sie in die Tiefen seines finsteren Reiches.
Lange Zeit suchte Demeter ihre Tochter, bis sie entdeckte was geschehen war. Wütend schwor sie, dass die Erde keine Gaben mehr hervorbringen sollte, bis ihre Tochter zurück sei. Die Erde wurde unfruchtbar- eine tote Welt ohne Blumen, Bäume und Getreidefelder. Und mit jedem Tag, der verging, wurde die Erde mehr und mehr trostlos.
Schließlich entschied Zeus, dass sich das ändern müsse und bat alle Götter auf Demeter einzuwirken, dass sie ihre Trauer beendige. Aber dies war alles sinnlos, denn der Zorn gegen Hades und die Trauer um Persephone waren zu groß.
Also musste sich Zeus entscheiden: Entweder er brachte Hades dazu, Kore aus der Unterwelt zu entlassen und sie ihrer Mutter zurückzugeben, oder er musste sich damit abfinden, über eine leere, unfruchtbare Erde zu regieren.
Es gelang ihm schließlich, seinen Bruder Hades zu überreden, welcher Persephone für einen beschränkten Zeitraum die Freiheit gewährte.
Bevor sie jedoch das Reich der Toten verlassen konnte, brachte Hades sie dazu, drei Samen des Granatapfels zu essen- ein traditionelles Symbol der Fruchtbarkeit und ehelichen Verpflichtung. So war sie gezwungen, jedes Jahr zu ihm zurückzukehren, denn wer in der Unterwelt Nahrung zu sich genommen hatte, war verpflichtet, für immer dort zu bleiben. Bald einigte man sich darauf, dass Persephone neun Monate eines jeden Jahres bei Demeter am Olymp zubringen sollte. Dies war in der Zeit vom Frühjahr bis zum Herbst, dem Zeitraum des Wachstums. Sobald aber die Ernte begann, musste zu Hades zurück und als Königin der Unterwelt regieren. Während dieser Zeit, dem Winter, konnte nichts auf der Erde gedeihen.
In dieser Geschichte wird der enge Zusammenhang zwischen den Kräften des Lebens und Wachstums und denen des Todes erkennbar.
Sie ist auch ein aufschlußreiches Beispiel dafür, wie sich die Menschen damals den Ablauf der wiederkehrenden Jahreszeiten erklärten.
3.) Die Pfortner der Unterwelt:
a) Hermes:
Hermes hat viele Aufgaben. Neben dem Götterboten, dem Gott des Handels und der Wahrsagerei ist er auch Seelengeleiter. Der Seelengeleiter Hermes wird auch Psychopompos genannt. Er führt die Seelen durch die eherne Pforte des Tartaros, begleitet sie also vom Diesseits ins Jenseits.
b) Charon, der Fährmann:
Charon setzte die Schattenwesen über die Unterweltströme Acheron, Styx und Kokytos. Dann brachte er sie an das Tor des Totenreiches. Dort wartete schon der Höllenhund Kerberos. Um von Charon übersetzt zu werden, war es jedoch Voraussetzung, auf der Erde beerdigt geworden zusein. Außerdem mussten die Seelen der Verstorbenen einen Obolos als Fährlohn entrichten. Aus diesem Grund legte man den Toten bei ihrer Bestattung eine Münze unter die Zunge.
>Dies erinnert an den älteren Brauch, dem Leichnahm Waffen, Schmuck und allerlei Gerät in die Welt der Toten mitzugeben.
Es war jedoch dem Totenfährmann verboten, Lebende über die Unterweltströme zu befördern. Nur wenn diese den goldenen Zweig mitführten, wurden ihnen die Pforten des düsteren Reiches geöffnet.
Vergil beschreibt Charon folgender Maßen:
[...] Reichlich graues Haar umgibt sein Kinn, es starren die Augen von Feuer, der schmutzige Umhang hängt -durch einen Knoten auf der Schulter- herab. Er selbst stößt das Boot mit dem Ruder ab und bedient das Segel und führt den eisenfarbigen Kahn hinaus, -zwar schon alt, aber das Alter frisch und blühend für einen Gott.[...]
- also als einen alten, aber noch rüstigen, starken Mann mit einem finsteren, schmutzigen und unheimlichen Erscheinungsbild; Charon erscheint außerdem als sehr mächtig (Vergils Beschreibung als ,,Gott").
c) Der Höllenhund Kerberos:
Kerberos war ein Wachhund, der drei Köpfe und einen Schwanz wie eine Schlange hatte. Aus seinem Rücken wuchsen zahlreiche, bedrohliche Schlangenköpfe.
Er hatte die Aufgabe, den Eingang zur Unterwelt zu bewachen und sorgte dafür, dass keine der eingetretenen Seelen jemals wieder herauskam.
Die Lautmalerei des Namens Kerberos soll das Knurren eines bissigen Hundes wiedergeben. Der Hund in der Antike galt als unreines Tier. Und um die Toten vor dem (Leichen fressenden ) Kerberos zu schützen, gab man ihnen einen Honigkuchen mit.
4.) Das Totengericht:
Waren die Seelen erst einmal in die Unterwelt eingetreten, kamen sie vor Gericht. Dort hörten und beurteilten drei Richter das vergangene Leben eines jeden Verstorbenen. Dann entschied man, ob die Seele zum Tartaros, ins Elysium oder zu den Asphodelischen Feldern geschickt wurde.
1.) Der Richter Aiakos:
Er war ein gütiger, gerechter und frommer König von Aegina in seinem Leben gewesen.
2.) Der Richter König Minos:
Er hatte die Insel Kreta gut und gerecht regiert.
3.) Der Richter Rhadamanthys:
Der Bruder des Minos war der dritte Richter. Er war zwar niemals König gewesen, besaß aber einen so hohen Sinn für Gerechtigkeit, dass er im Richteramt über die Toten sein durfte.
Alle drei hatten eins gemeinsam: Sie waren sterbliche Söhne des Zeus.
5.) Götter, Ungeheuer und Dämonen der Unterwelt:
a) Hektate:
Sie ist die Tochter des Titanen Perses und der Asteria.
Hektate war hilfreich, zugleich unheimlich und erfreute sich vor allem bei Frauen hoher Verehrung.
Oft wurde sie für die Führerin eines wildes Heeres und für eine Geburtshelferin (=Artemis), für die Göttin der Dreiwege(=Trioditis, woraus sich ihr lateinischer Beiname Trivia entwickelte) und für die Herrscherin über die Unterwelt (=Persephone) gehalten. Tatsächlich war Hektate die dreiköpfige Herrin mit Schlangen im Haar und einer Fackel in der Hand, die über die unterweltlichen Dämonen als auch über die Hexen und Giftmischerinnen herrschte.
Als Herrin alles Zauber-, Spuk- und Hexenwesens war sie vor allem im 5.Jahrhundert bekannt und war in erster Linie Frauengöttin.
Wenn sie nachts mit ihrem gespenstischen Gefolge, der Empusa und den Lamien(=wandlungsfähige, gespenstische Wesen, die Menschen das Blut aussaugen und Kinder verschlingen) und von Hunden begleitet mit Lärm erschien brachte das jedem Unglück, der sie nicht zu beschwören wusste.
b) Empusa:
Sie ist ein Schreckensgepenst im Gefolge der Hektate, die sehr wandlungsfähig ist. Bald ist sie berückend schön, bald abstoßend hässlich, bald Mädchen, bald Hund oder Maulesel.
c) Erinyen:
Erinyen sind unterirdische Rachegöttinnen, die aus dem Blut entstanden sind, dass bei der Entmannung des Uranos durch Kronos floß. Ihre Namen sind: Alekto, Tisiphone und Megaira.
Diese grausamen und unversöhnlichen Gottheiten herrschten über das Gewissen und verfolgten jeden Eidbruch. Sie bestraften auch Frevel wie Mord und Verletzung der Gastfreundschaft.
Sie erscheinen in Träumen, stören den Schlaf, und es gibt keinen Ort auf dieser Erde, den sie nicht aufsuchen können. Die Schuldigen hören ihre Stimmen, die sie verfolgen und sie daran erinnern, wie verworfen und befleckt sie sind. Weder Tag noch Nacht können sie Ruhe vor ihnen finden.
Die Erinyen sind eine Art ,,göttlicher Gerechtigkeit", die unabhängig von der Rechtsprechung des Zeus alle bestraft, die sich gegen das Sittengesetz vergangen haben.
Entweder erscheinen sie als Personifikationen des schlechten Gewissens, manchmal als schauderhafte Gestalten mit dem Aussehen von Leichen.
Friedrich von Schiller beschreibt sie folgender Maßen:
,,Ein schwarzer Mantel schlägt die Lenden; sie schwingen in entfleischten Händen der Fackel düsterrote Glut. In ihren Wangen fließt kein Blut. Und wo sonst Haare flattern, um Menschenstirnen lieblich wehen, da sieht man Schlangen hier und Nattern die giftgeschwollenen Bäuche blähn [...]"
d) Harpyien:
Ihre wechselnden Namen weisen auf den Sturmwind und die Schnelligkeit hin. Als Sturmdämonen stehen sie den Windgöttern nahe.
Die Harpyien sind geflügelte, räuberische Geister mit scharfen Krallen, die zur Hälfte Frauen und zur Hälfte Vögel sind. Sie rauben Kinder und Seelen.
Eine wichtige Rolle spielen sie in dem Mythos des Sehers Phineus, den ein Fluch belastete: Alles, was auf seinen Tisch kam, wurde von den Harpyien geraubt und mit ihrem Kot beschmutzt.
d) Hydra:
Hydra wird auch die ,,Wasserschlange" genannt. Es ist ein Ungeheuer, mit neun Köpfen, welche, sobald man sie abschlug, verdoppelt nachwuchsen. Ein Kopf davon soll sogar unsterblich gewesen sein. Sein Atem, der aus den Schlangenköpfen kam, tötete jeden, der zu nahe kam.
e) Die Gorgonen:
Sie waren drei Mädchen mit schauerlichen Fratzen und Schlangenhaaren. Wer sie erblickte, wurde zu Stein.
f) Chimaira:
Chimaira ist ein Mischwesen aus Löwe und Ziege: Sie soll zahlreiche Ziegenköpfe und einen Löwenkopf gehabt haben und ihr Schwanz war eine Schlange. Aus ihren Nüstern und Rachen kamen Flammen. Ein schrecklich anzusehendes Monster, das Felder zerstörte und großen Schaden anrichtete.
Wenn man heute von einer Chimäre spricht, meint man damit ein reines Fantasiegebilde.
g) Echidna:
Echidna ist ein unsagbares Scheusal, das zur Hälfte ein schönes Mädchen, und zur anderen Hälfte eine grausige, riesige Schlange blutbefleckt und gefräßig ist.
Sie ist unter anderen auch Mutter des Kerberos, der Hydra und der Chimaira.
6.) Zu ewiger Buße verdammt:
a) Tantalos:
Er ist Sohn des Zeus.
Die Götter lassen ihn an ihrer Tafel teilnehmen, er aber lässt seine sterblichen Freunde von der Götterspeise kosten und plaudert auch Geheimnisse der Götter auf der Erde aus. Schließlich schlachtet er noch seinen Sohn Pelops und setzt ihn den Göttern zum Mahl vor, um ihre Allwissenheit auf die Probe zu stellen.
Zur Strafe wird Tantalos in die Unterwelt verstossen und muss hier ewig auf grausame Weise Hunger und Durst leiden:
Er steht bis zum Kinn im Wasser und direkt über ihm hängen die herrlichsten Früchte an den Bäumen. Doch sobald er trinken will, ist alle Feuchtigkeit verschwunden und unter seinen Füßen zeigt sich die schwarze Erde. Ebenso entschwinden die Früchte durch einen Windstoß in die Luft, wenn er sie greifen will.
b) Sisyphos:
Sisyphos gilt als Erbauer der Stadt Korinth. Er galt als Vorbild an Schlauheit und List. Einmal gelang es ihm den Thanatos zu fesseln, so dass niemand sterben kann. Als Sisyphos selber sterben sollte, verbotet er seiner Frau, ihn zu bestatten, jedoch ohne Erfolg. Als Verstorbener bot er Hades um Urlaub, um seine Gattin zur Rechenschaft zu ziehen. Natürlich wollte er dann nicht mehr von der Oberwelt zurückkehren.
Vielleicht war dieser ruchloser Lebenswandel der Grund für seine Verdammnis:
Sisyphos musste einen schweren Felsbrocken mit aller Kraft auf eine Anhöhe wälzen. Sooft der Stein den höchsten Punkt erreicht hatte, rollte er jedoch wieder in die Tiefe. Und der Büßer musste die fruchtlose Arbeit von neuem beginnen.
c) Die Danaiden:
Die fünfzig Töchter des Danaos, die dieser wider seinen Willen mit fünfzig Söhnen seines Zwillingsbruders vermählen musste. Daher gab er ihnen heimlich Dolche, womit sie in der Hochzeitsnacht ihre Männer töten sollten. Alle bis auf eine gehorchten. Deshalb mussten sie in der Unterwelt büßen: Die Danaiden mussten unermüdlich Wasser in ein löchriges Gefäß schöpfen.
d) Ixion:
Als sein Schwiegervater von ihm die üblichen Brautgeschenke forderte, stieß Ixion diesen in eine Grube voll glühender Kohlen.
Von diesem Mord wurde Ixion von Zeus persönlich entsühnt und sogar in den Olymp eingeladen. Dort stellte er bald der schönen Hera nach, die sich deswegen bei ihrem Mann beschwerte. Zeus wollte Ixion, dem er solche Verwegenheit nicht zutraute, auf die Probe stellen: Er schuf aus einer Wolke ein täuschend ähnliches Abbild der Hera- und Ixion vergewaltigte sie!
Als er nun sogar noch mit seiner Eroberung prahlte, band ihn Zeus auf ein feuriges Rad, auf dem er ewig durch die Lüfte wirbelte.
e) Phineus:
Phineus war ein alter Seher, der von den Harpyien gequält wurde. Sie nahmen ihm stets einen Teil seiner Nahrung und besudelten den Rest.
Der Grund seiner Leiden war wahrscheinlich der Zorn der Götter darüber, dass er den Menschen die Zukunft enthüllte.
f) Titoys:
Er wollte Leto, der Geliebten des Zeus Gewalt antun, deshalb wurde der riesige Titoys bestraft: Am Boden liegend und bei vollem Bewußtsein, saßen zwei Geier an seinem Körper und fraßen seine Leber, die aber stets nachwuchs. Der Riese konnte die Raubvögel aber nicht mit seinen Händen vertreiben.
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- Eva Prommegger (Autor:in), 2000, Die Unterwelt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98749