Tourismus in Entwicklungsländern: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist Tourismus und wie hat er sich entwickelt?
Tourismus beschreibt die Aktivitäten von Personen, die sich außerhalb ihrer gewohnten Umgebung für weniger als ein Jahr aufhalten, zu Freizeit-, Geschäfts- oder Erholungszwecken. Die Entwicklung des Tourismus lässt sich in Phasen einteilen: von Reisen des Adels und Großbürgertums über Wander- und Bäderreisen der Mittelschicht bis zum Massentourismus nach dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl der Tourismus demokratisiert wurde, bleibt er weitgehend auf die wohlhabenden Industrienationen beschränkt.
Wie hat sich der Reiseboom in die Dritte Welt entwickelt?
Der Ferntourismus ist ein expansiver Wirtschaftssektor, der sich hauptsächlich auf reiche Gesellschaften des Nordens konzentriert. Entwicklungsländer profitieren zwar von steigenden Besucherzahlen, doch der Tourismus konzentriert sich auf wenige Regionen (Mittelmeerraum, Ostafrika, Südostasien, Karibik). Der typische Ferntourist ist hoch gebildet, gut verdienend und sucht neue Eindrücke. Zunehmende Umweltprobleme und steigende Ansprüche der Touristen könnten die Entwicklung jedoch beeinflussen.
Welche Faktoren treiben den internationalen Tourismus an?
Die Nachfrage in Industrieländern nach Reisen in Entwicklungsländer wird durch steigendes Einkommen, mehr Freizeit, Bildung, Informationszugang, Erholungsbedürfnis, Interesse an anderen Kulturen und Landschaften, sowie moderne Verkehrstechnik und aggressive Marketingstrategien angetrieben. Entwicklungsländer bieten attraktive Natur-, Kultur- und sozioökonomische Faktoren wie günstige Arbeitskräfte und niedrige Preise.
Welche Vor- und Nachteile hat der Tourismus in Entwicklungsländern?
Der Tourismus bringt Devisen, Einkommen und Arbeitsplätze. Allerdings führt er oft zu ungleicher Einkommensverteilung, Preisanstieg und Abhängigkeit von der Tourismusindustrie. Er kann zu Konflikten zwischen wohlhabenden Touristen und der einheimischen Bevölkerung führen, da die Bedürfnisse der Touristen oft Vorrang vor den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung haben (z.B. Ressourcenverbrauch, Verdrängung der Bevölkerung). Es entstehen positive Auswirkungen in der Wirtschaft, aber auch negative Auswirkungen auf die Gesellschaft, Kultur und Umwelt.
Wie wirkt sich der Tourismus wirtschaftlich auf Entwicklungsländer aus?
Der Tourismus bringt zwar Deviseneinnahmen, kann aber auch zu einem Devisenabfluss führen und die Abhängigkeit von ausländischen Touristen verstärken. Es entstehen Arbeitsplätze, jedoch oft mit ungleicher Entlohnung und Saisonabhängigkeit. Tourismuszentren können als Entwicklungspole dienen, doch oft profitieren nur wenige Regionen davon.
Welche gesellschaftlichen Auswirkungen hat der Tourismus?
Der Tourismus schafft Arbeitsplätze, aber die Entlohnung ist oft ungleich zwischen Einheimischen und Ausländern. Er führt zu Akkulturation, aber auch zu negativen Folgen wie dem Kopieren touristischer Verhaltensweisen und Vorurteilsverstärkung. Wanderungsbewegungen können zu Entlastung von Ballungszentren, aber auch zur Entstehung von Elendsvierteln in Tourismuszentren führen.
Welche kulturellen Auswirkungen hat der Tourismus?
Der Tourismus fördert die Erforschung und den Schutz historischer Stätten, kann aber auch zum Ausverkauf von Kulturgütern und zur Kommerzialisierung traditioneller Bräuche führen. Er kann das Kunsthandwerk beleben, führt aber oft zu Abhängigkeit von Händlern und Verlust traditioneller Techniken.
Welche Auswirkungen hat der Tourismus auf die Umwelt?
Der Tourismus kann zum Landschaftsschutz und zur Anlage von Naturparks beitragen, führt aber oft auch zur Landschaftszerstörung durch Übernutzung und Zersiedelung. Es kommt zu konkurrierender Nutzung von Ressourcen wie Wasser und zu Umweltverschmutzung durch fehlende Entsorgung.
Welche Zukunftsperspektiven bestehen für den Tourismus in Entwicklungsländern?
Die gegebenen Abbildungen in der Leseprobe fehlen, um diese Frage beantworten zu können. Weitere Informationen sind nötig, um die Zukunftsperspektiven des Tourismus in Entwicklungsländern zu beurteilen.
Tourismus in Entwicklungsländern
1. Definition
Tourismus bezeichnet die Aktivitäten von Personen, die sich an Orte außerhalb ihrer ungewohnten Umgebung begeben und sich dort nicht länger als 1 Jahr zu Freizeit-, Geschäftsund Erholungszwecken aufhalten, wobei der Hauptreisezweck ein anderer ist, als die Ausübung einer Tätigkeit, die vom besuchten Ort aus vergütet wird.
2. Die Entwicklung des Tourismus
- bis 16. Jh.: ,,reisen" = Aufbruch zum Kriege
- Bedeutung längst überlagert und verändert worden
- wilhelminisches Kriegsvokabular: Urlaub = Erlaubnis durch den Vorgesetzten, sich auf einige Zeit zu entfernen -> gestaltete 'Freizeit auf Zeit' scheint noch heute das Prinzip des Urlaubs zu prägen
- seit Beginn der industriellen Revolution drei Phasen des Tourismus:
1. Bildungs- und Vergnügungsreisen des Adels und des Großbürgertums
2. Wander- und Bäderreisen der bürgerlichen Mittelschicht
3. Wirtschaftswunder nach dem 2. WK -> Tourismus erlebte enormen
Aufschwung: bürgerlicher Kur- und Wandertourismus wandelte sich zum blühenden Wirtschaftszweig Massentourismus
- Arten des Tourismus:
1. Erholungs- bzw. Vergnügungsurlaub
2. Heil- bzw. Bildungsurlaub
3. Gruppen- bzw. Individualtourismus
4. alternativer Tourismus
- Übergang von der Arbeits- zur Freizeitgesellschaft -> Demokratisierung des Tourismus -> Masse der Bev. zugänglich
-> Urlaub wird zur unverzichtbaren Selbstverständlichkeit
- These der enormen Expansion und Demokratisierung des Tourismus ist jedoch mit Einschränkungen zu versehen:
- Tourismus bleibt weitgehend auf die Bev. der reichen
Industriestaaten beschränkt - innerhalb der Dritten Welt: Erholungsreisen nur für eine kleine Oberschicht
- Industrienationen: manche Gruppen bleiben weitgehend vom Erholungstourismus ausgeschlossen - aus beruflichen (Bauern) oder wirtschaftlichen Gründen
=> Reisen nach wie vor eine Frage des Einkommens
3. Reiseboom in die Dritte Welt
- Ferntourismus = expansivster Wirtschafssektor -> Tourismus = führender Zweig der Wirtschaft
- wie Welthandel: Welttourismus konzentriert sich auf die reichen Gesellschaften des Nordens
- Entwicklungsländer im Welttourismus nur schwach vertreten - aber Besucherzahlen stiegen an -> Tourismus noch vor Erdöl, Zucker und Kaffee der wichtigste Devisenbringer
- 3 Dritte Welt: Tourismus konzentriert sich auf einige wenige Regionen: Mittelmeerraum, Ostafrika, Südostasien, und die Karibik - EL in der Nähe reicher Industriestaaten haben Standortvorteile
- BRD: nur eine kleine Minderheit verreist in außereuropäische Länder
- Soziogramm des typischen Fernreisenden: sie/er hat Hochschulabschluss, häufig höherer Angestellter, monatliches Haushaltseinkommen: 3000,- DM und mehr, Reisemotivation: neue Eindrücke und auf Entdeckung gehen -> Tourismus wird vermutlich wichtigste Wachstumsbranche der Weltwirtschaft bleiben
- Ferntouristen werden anspruchsvoller, gegenüber Umweltproblemen kritischer -> einige EL: Zahlen werden rückläufig sein
4. Internationaler Tourismus
- These: der Tourismus aus den reichen in die armen Länder ist zunächst - und vor allem - ein Markt. Er ist Bestandteil der ungleichen internationalen Arbeitsteilung.
-> Nachfrage in den IL als Voraussetzung zur Entwicklung des Tourismus in EL:
- Zuwachs an Einkommen, Freizeit, Bildung und Informationen
- zunehmendes Erholungsbedürfnis
- Interesse an Landschaft, Kultur und Bevölkerung fremder Länder;
Reiz der Ferne, Abenteuerlust, Prestige
- steigender Bedarf an Freizeitraum
- Überfüllung nahegelegener Erholungsgebiete
- Entwicklung moderner Verkehrstechnik
- aggressive Strategien zur Werbung und Vermarktung von Fernreisen
-> Fremdenverkehrswirtschaftliches Potential der EL:
- Naturfaktoren: wärmere Küsten, unberührte Landschaft, Klimabeständigkeit
- Kulturfaktoren: Zeugen vergangener Hochkulturen; Lebensformen,
Handfertigkeiten, Behausungen primitiver Völker; traditionelle Agrar-/ Kulturlandschaften; Kultbauten und Zeremonien fremder Kulturen
- sozio- ö konomische Faktoren: großes Angebot billiger, meist ungelernter Arbeitskräfte; niedriges Preisniveau
5. Die Bedeutung des Tourismus - Pro und Kontra
-> Der Tourismus als Einbahnstrasse
- Ferntourismus: Zusammentreffen von armen Einheimischen und reichen
Gästen -> besondere Probleme
- Arme = Menschen, die niemals Touristen sein werden; reisen
gelegentlich zu Hochzeiten oder rel. Festen - reisen selten zum Vergnügen
- ins Land der Armen kommen die Touristen -> Vertreter des Teils der
Menschheit, der über mehr Geld verfügt als er zum Leben braucht -> Überschuss kann für internat. Reisen verwendet werden
- nicht alle Touristen sind in ihrem Land reiche Leute -> Gegenteil:
zunehmende Zahl sind kleine Angestellte und Arbeiter - haben sich den Urlaub hart erarbeitet -> sind in der Heimat einfache Leute - können im Urlaub luxuriös leben
- neuer extravaganter Lebensstil möglich durch wirtschaftliche
Ungleichheit zwischen armen und reichen Ländern
- Ausgaben der Touristen bringen Devisen, Einkommen und Arbeitsplätze
- arme Länder orientieren ihre ländliche Wirtschaftsstruktur
zunehmend an den Bedürfnissen der internationalen Tourismusind.
-> Elektrifizierung von Dörfern wird zugunsten von Klimaanlagen in Hotel aufgeschoben
-> Trinkwasser wird in Swimmingpools geleitet
-> Küstenstreifen werden für Hotelsiedlunge reserviert -> Fischer werden verdrängt
=> Aufeinandertreffen der Neureichen auf Zeit und der Armen auf Dauer muss zu Konflikten führen
-> Entwicklung des Tourismus
-Initialphase: - Verflechtungen mit der in der Hauptstadt lokalisierten
Bauindustrie sehr stark
- Nahrungsmittel und Großteil der Baumaterialien müssen importiert werden
- wenige Agrarbetriebe beliefern mit wenigen Produkten in Nähe ihres Standorts gelegene Hotels
- in der Hauptstadt lokalisierter Kleinbetrieb beliefert Hotel mit Softdrinks selten mit Bier
-Wachstumsphase: - Bauwirtschaft profitiert am meisten
- Hauptstadt: Entstehung zahlreicher Betriebe des Bau- und Ausbaugewerbes
- von Hotels benötigte Inputs werden im Land erzeugt
- große Betriebe der Getränke-, Nahrungs- und Genussmittelind. entstehen neu oder entwickeln sich aus vorhandenen Kleinbetrieben mit nur begrenztem Absatz
- Vorprodukte werden zum Teil noch importiert, zunehmend von heimischen Produkten mit einem Standort in der Nähe der Betriebe
- Umland der Fremdenverkehrszentren: Entstehung von Agrarbetrieben -> beliefern die Hotels direkt
-Konsolidiergsphase: - wachsende Besucherzahlen -> steigende Nachfrage -> Ausweitung der tourismusorientierten Agrarproduktion auf das Hinterland
- Import geht zurück - aber: spielt im kleinen Volkswirtschaften für die Versorgung der Hotels noch eine große Rolle
-> Auswirkungen des Tourismus
- Wirtschaftlich: - Deviseneinnahmen zur Verbesserung der
Außenwirtschaftsbilanz; aber: Tourismusbedingter Devisenabfluss; allgemein: zunehmende Abhängigkeit
- Privater Einkommenszuwachs; aber: ungleiche vertikale und horizontale Verteilung; allgemein: Preisanstieg
- Tourismuszentren als Entwicklungspole, Infrastrukturausbau; aber: trotz hoher öffentlicher
Erschließungskosten in peripheren Gebieten nur geringe regionalwirtschaftliche Verbesserung durch landwirtschaftliche Verbesserungen, durch landwirtschaftliche Innovationen oder Ausbau der Zulieferindustrie
- Gesellschaftl.: - Arbeitsplätze im formellen und informellen Sektor:
Hotels und Gaststätten; Bau, Verkehr, Versorgung: tourismusspezifische Dienstleistungen (Reisebüro, Mietwagen, etc.); aber: ungleiche Entlohnung von Ausländern und Einheimischen, Saisonabhängigkeit; allgemein: Verschärfung der sozialen Gegensätze
- Akkulturation durch Demonstrationseffekt; aber: negative Wirkung durch Kopieren touristischer Verhaltensweisen; allgemein Vorurteilsverstärkung durch Verständnisbarrieren
- Entlastung der Verdichtungsräume durch Umleitung von Migrationsströmen; aber: Entstehung von Elendsvierteln in Tourismuszentren durch übermäßige Zuwanderung; allgemein: soziale Entwurzelung durch Wanderung
- Kulturell: - Erforschung, Restaurierung und Schutz historischer
Stätten; dadurch auch Stärkung der nationalen
Identität; Aber: Ausverkauf von Kulturschätzen
- Wiederbelebung des Kunsthandwerks; Aber: finanzielle Abhängigkeit der Handwerker von Monopolhändlern; außerdem: Überfremdung in Stil und Technik bei der Serienfertigung von ,,typischen" Souvenirs
- Erhaltung und amtliche Unterstützung von traditionellen Volksbräuchen und Festen; aber: Kommerzialisierung und Pervertierung zu Folklore-Shows; allgemein: rasche Auflösung überkommener Normen
- landschaftl., ökol.: - Landschaftsschutz; Anlage von Naturparks zur Erhaltung
von Tierwelt und Vegetation; aber: Landschaftszerstörung durch Übernutzung und Zersiedelung; Bau massiver hotelkomplexe ohne Rücksicht auf landestypische Bauformen; allerdings auch fragwürdige, pseudotypische Architektur
- konkurrierende Nutzung der geringen Wasservorräte, die für einheimische Bevölkerung und Landwirtschaft dringend notwendig
- oft fehlende Entsorgung führt zur Umweltverschmutzung von Wasser und Land und damit auch zur Minderung der Attraktivität für Touristen
-> Zukunftsperspektiven für den Dritte-Welt-Tourismus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
-> Dritte-Welt-Tourismus - Pro und Kontra
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Arbeit zitieren
- Juliane Voigt (Autor:in), 2000, Tourismus in Entwicklungsländern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98904