Trekking - Anpassungen und Gefahren in der Höhe; Wie stellen sich kommerzielle Anbieter darauf ein?


Hausarbeit, 2000

29 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Physikalische Faktoren
2.1. Höhenstufen
2.2. Klimatische Veränderungen mit zunehmender Höhe

3. Begriffserkl ä rung Hypoxie

4. Physiologische Anpassungsvorg ä nge
4.1. Hyperventilation
4.2. Säure-Basen-Haushalt
4.3. Pulsfrequenz / Herzminutenvolumen
4.4. Maximale Sauerstoffaufnahme
4.5 Weitere höhenbedingte physiologische Anpassungserscheinungen

5. H ö henakklimatisation
5.1. Akklimatisationstaktik
5.2. Taktik in extremen Höhen
5.3 Akklimatisationszeichen
5.4. Akklimatisationsdauer

6. H ö henst ö rungen
6.1. Die akute Höhenkrankheit ( AMS )
6.2. Höhenlungenödem ( HACE )
6.3 Höhenhirnödem ( HAPE )
6.4. Netzhautblutungen
6.5. Lake Louise Score

7. Vergleich der Akklimatisationstaktik mit zwei Touren des DAV-Summit- Club
7.1. Lodge Trekking Mount Everest - Der klassische Trek Zum Everest- Basecamp
7.2. Hongu Himal Trek mit Besteigungsmöglichkeit des Merak Pek (6461m)

8. Ausblick

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Trend der heutigen Gesellschaft entfernt sich zunehmends vom Massentourismus, außergewöhnliche Reiseaktivitäten werden mehr und mehr nachgefragt. Als Folge stellen Trekkingreisen, z.B. im Himalaya-Gebiet, eine immer größer werdende Attraktivität dar. Zu buchen sind diese Bergwanderungen bei spezialisierten Reiseveranstaltern und somit für jederman zugänglich. Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Strandurlaub gilt es sich jedoch bei Trekkingreisen über den zusätzlichen Risikofaktor der Berge zu informieren und im Klaren zu sein. Die meisten Trekkingtouren sind für Höhenlagen ausgeschreiben, die eine Anpassung unbedingt erfordern. Die Mehrzahl der Kunden besitzten allerdings nur geringe Kenntnisse hinsichtlich der Höhenanpassung und Akklimatisation, weshalb es notwendig ist, dass komerzielle Anbieter ihre Kunden diesbezüglich unterrichten.

Die follgende Arbeit wird sich mit dem Thema Höhenproblematik näher befassen. Im Verlauf der Arbeit wird zuerst auf die physikalischen Gegebenheiten großer Höhenlagen eingegangen und ihre Beeinflußung des menschlichen Organismus erläutert. Desweiteren befaßt sich das Seminar mit der Höhenakklimatisation und den Höhenstörungen. Der Beitrag schließt mit einem Vergleich der gewonnenen Erkenntnisse und einem Angebot eines komerziellen Trekkingveranstalters.

2. Physikalische Faktoren

Mit zunehmender Höhe nehmen der Luftdruck, die Luftdichte, die Lufttemperatur, sowie der Wasserdampfgehalt ab. Von grösster Bedeutung für den Menschen ist der abnehmende Sauerstoffpartialdruck. Auf 5500m Meereshöhe ist nur mehr halb soviel Sauerstoff in der Umgebungsluft wie auf Meeresniveau, auf 8500m ist es nur mehr ein Drittel. Die zunehmende Verminderung des Sauerstoffpartialdruckes erfordert vom menschlichen Organismus Anpassungserscheinungen. Hinsichtlich dem Grad dieser Adaptationsreaktionen und bezüglich der Inzidenz der akuten Höhenkrankheit werden Höhenlagen in drei unterschiedliche Stufen eingeteilt: mittlere, große und extreme Höhen (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991)

2.1. Höhenstufen

Mittlere Höhen (1500 m -2500 m):

Bis zu einer Höhe von 2500 m ist eine pulmonale Aufsättigung des Blutes mit Sauerstoff von über 90 % gegeben. D.h. bis zu dieser Höhenlage kann der menschliche Organismus annähernd diesselbe Beladung des Hämaglobins erreichen, wie in Tallage. Die akute Höhenkrankheit errscheint in diesen Höhenlagen praktisch nicht. Verminderte Leistungsfähigkeit (bis zu 5 %) und verstärkte Atmung in den ersten Tagen des Aufenthaltes, stellen die einzigen Einschränkungen dar (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991).

Große Höhen (2500 m -5300 m):

Der Übergangsbereich zwischen mittleren und großen Höhen wird als Schwellenbereich bezeichnet. Ab dieser Schwellenhöhe muss sich der menschliche Organismus gezielt an die veränderten physikalischen Gegebenheiten anpassen. Die aterielle Sauerstoffsättigung liegt in großen Höhen unter 90 %, wodurch bei Anstrengung und im Schlaf in solchen Höhen die Hypoxämie verstärkt wird (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991).

Extreme Höhen (_5300 m/5400 m):

Der menschliche Organismus kann sich nur bis zu einer Höhe von c.a. 5400 m (luftdruckabhängig) vollständig anpassen. Der menschliche Lebensraum hört bei einer solchen Höhe auf. An keinem Ort der Welt liegen Dauersiedlungen überhalb von 5400 m. Höhenlagen überhalb dieses Wertes werden auch als Todeszone bezeichnet. Ein zu langer Aufenthalt in dieser Zone führt zu fortschreitenden Beeinträchtigungen aller physiologischen Funktionen, bis hin zum Tod (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991).

2.2. Klimatische Veränderungen mit zunehmender Höhe

Mit zunehmender Höhenlage ändert sich die Dosis der Klimaelemente. Im folgenden stelle ich eine Auswahl der wichtigsten Klimaelemente dar, die den Menschen in der Höhe beeinflussen.

Sauerstoffpartialdruck / Luftdruck:

Luft ist ein komprimierbares Gasgemisch mit einem Raumgewicht von 11,7 N/m³. Der Luftdruck eines Ortes wird durch das Gewicht der darüberliegenden Luftmassen bestimmt. Das Kompressionsverhalten der Luft ist der Grund für den mit zunehmender Höhe exponentiell abnehmenden Luftdruck. Der Normaldruck in Meereshöhe beträgt 760 mmHg. Bis etwa 90000m Höhe ist die Zusammensetzúng der Luft, durch die ständige wärmebedingte Durchmischung nahezu gleich:

Sauerstoff 20, 94 Vol. %

Stickstoff 72,08 Vol. %

Kohlendioxid 0,03 Vol. %

Edelgas 0,95 Vol. % ( ZINK 1985)

Analog zu den Raumanteilen eines Gasgemisches verhalten sich die Partialdrücke (Gesetz von DALTON): d.h. Gesamtluftdruck 100 % _ 760mmHg

Sauerstoffpartialdruck 21 % _ 159mmHg

Durch die konstante Luftzusammensetzung sinkt der Sauerstoffpartialdruck mit zunehmender Höhe im gleichen Umfang, wie der Gesamtluftdruck (siehe Tabelle 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.1: Abhängigkeit von Sauerstoffpartialdruck der Inspirationsluft und ateriellen Sauerstoffdruck (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991)

Jedoch darf nicht von gleichen Sauerstoffpartialdrücken für eine bestimmte Höhe ausgegangen werden. Je nach Temperatur, d.h. Kälte und Jahreszeit, und je nach geographischer Ausrichtung variiert der Sauerstoffpartialdruck. So ist zum Beispiel bei wärmerer Lufttemperatur und einer geographischen Nähe zum Äquator ein höherer Sauerstoffpartialdruck gegeben.

Der mit zunehmender Höhe geringer werdende Sauerstoffpartialdruck in der Aussenluft bedingt einen erniedrigten Sauerstoffdruck im Bereich der Alveolen, wodurch es in großen Höhen zu einer Abnahme der Sättigung des ateriellen Blutes mit Sauerstoff kommt (BERNETT/ZINTL 1987).

Lufttemperatur:

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die Temperatur linear um 6,1 Grad pro 1000m Höhenzunahme im Mittel abnimmt. Diese Angabe gilt jedoch nicht für den bodennahen Bereich. Hier wird der Temperaturgradient ganz wesentlich von der Sonneneinstrahlung, der Luftfeuchtigkeit, dem Wind und der geographischen Lage beeinflusst. Dies führt dazu,, dass zum Teil in 7000m hohen Gletscherbecken ohne weiteres Temperaturen im Bereich von 30° C gemessen werden.

Abnehmende Lufttemperaturen führen zu einer fortschreitenden Bluteindickung, deren Folge eine Mangeldurchblutung des Gewebes mit verminderter O2-Versorgung ist (BERNETT/ZINTL 1987). Stimmt nicht !!!!!

Wasserdampfgehalt der Luft:

Der Wasserdampfdruck nimmt mit zunehmender Höhe ab. In 2000m Höhe ist der Wasserdampfgehalt der Luft im Mittel auf die Hälfte des Wertes in Meereshöhe abgesunken. Die kalte und trockene Luft in der Höhe führt zu einem verstärkten Flüssigkeitsverlust über die Atemwege. Die Einatmungsluft muss über die Schleimhäute auf 37°C angewärmt und zu 100% mit Wasserdampf gesättigt werden. Dazu sind vor allem bei geringer Luftfeuchtigkeit und tiefen Temperaturen, erhebliche Mengen an Wasser notwendig. Kalte Luft von etwa 0°C ( ganz gleich, welche relative Feuchte sie aufweisst) enthält zum Beispiel nur ein Zehntel der Wassermenge, die der menschliche Organismus benötigt um die Einatmungsluft mit 100 % Wasserdampf zu sättigen (ZINK 1985).

Beim Bergsteigen und Trekken in großen Höhen wird nicht nur ständig kalte und trockene eingeatmet, sondern es werden auch wesentlich grössere Luftmengen ventiliert, so dass in kurzer Zeit große Wassermengen nur für die Luftbefeuchtung benötigt werden- nach ZINK (1985, 11) bis zu 6 Liter pro Tag.

Ein hoher Verlust an Körperflüssigkeiten führt zur Bluteindickung, zu einem Anstieg des Hämatokritwerts und damit in der Folge zu einer O2-Mangelversorgung in der Peripherie. Jeder akute tägliche Körpergewichtsverlust beruht auf zu starken Flüssigkeitsverlust, was dementsprechend eine Verminderung der Ausdauerleistung bewirkt (BERNETT/ZINTL 1987).

Luftdichte:

Wie bereits erwähnt, lässt sich die Luft als Gasgemisch komprimieren. Das Ausmaß der Kompression ist abhängig vom Gewicht der darüber lastenden Luftsäule. Das heisst, dass die Luft auf Meeresniveau stärker komprimiert ist, als in der Höhe. Da die Luftzusammensetzung in beiden Fällen gleich ist, weisst die Luft in Meereshöhe im gleichen Volumen mehr Gasmoleküle auf, d.h. die Luft ist dichter. Luft mit geringerer Dichte hat eine geringere Viskosität, sie fließt leichter (ZINK 1985). Dies ist der Grund, weshalb in großen Höhen bei gleicher Atemarbeit wesentlich größere Luftmengen als in Tallage ein- und ausgeatmet werden können.

3. Begriffserklärung Hypoxie

Wie schon in Kapitel 2.2. erläutert, nimmt der Sauerstoffpartialdruck mit zunehmender Höhe ab. Je höher man gelangt, desto grösser wird der Sauerstoffmangel. Diese Sauerstoffunterversorgung des menschlichen Organismus stellt eine Form der Hypoxie dar. Die höhenbedingte Sauerstoffunterversorgung bezeichnet man dementsprechend auch als hypobare Hypoxie, wobei zwischen einer akuten und einer chronischen Hypoxie unterschieden wird (ULRICH/REIß 1990) .

4. Physiologische Anpassungsvorgänge

Wie schon in Kapitel zwei erwähnt, erfordert vor allem der stetig abnehmende Sauerstoffpartialdruck in großen Höhen vom menschlichen Organismus Adaptationsreaktion- en. Unmittelbar nach Erreichen einer ungewohnten Höhenlage erfolgt physiologisch eine Akutreaktion (=eigentliche Akklimatisationsvorgang). Diese überbrückende Akutreaktion wird oft auch als Sofortadaptation umschrieben. Nach einer bestimmten Zeitspanne (=Akklimatisationsdauer) geht die Akutreaktion unterschiedlich rasch und stufenlos in eine dauerhafte Akklimatisation über. Dabei nähern sich fast alle physiologischen Funktionsänderungen den Normalwerten wieder an, und der menschliche Organismus ist auf einem niedrigeren Leistungsniveau erneut belastbar. Dieser Prozeß mit seinen unterschiedlichen Anpassungsphasen stellt den sogenannten Akklimatisationsmechanismus dar (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991).

Nach RICHALET (1991) lässt sich der gesamte Akklimatisationsmechanismus in vier Phasen untergliedern.

Phase eins beschreibt das Erreichen einer unangepassten Höhenlage während der ersten sechs Stunden; sie ist relativ unscheinbar. Phase zwei wird auch als Adaptationsphase bezeichnet. Sie umfasst den Aufenthaltszeitraum zwischen sechs Stunden und sieben Tagen in ungewohnten Höhenlagen. Innerhalb dieser Periode vollzieht sich der eigentliche Akklimatisationsvorgang, wodurch alle ventilatorischen, zellulären, hämatopoetischen und renalen Änderungen in dieser Phase geschehen. Höhenkrankheiten kommen nahezu ausschliesslich, gleich welche Erscheinungsform, in dieser Phase zum Vorschein. Phase drei wird die Akklimatisation abgeschlossen. Diese Phase schließt einen Zeitabschnitt zwischen 7 und 21 Tagen ein. Während dieser Zeit hat sich der menschliche Organismus an die neue Höhanlage (allerdings nur bis c.a. 5300m) angepasst. Phase vier beschreibt den weiteren Aufenthalt, in der nun angepassten Höhenlage. Wie Phase eins ist sie unauffällig, da weder physiologische Veränderungen, noch Höhenkrankeiten in deiser Phase auftreten (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991).

Die follgenden Ausführungen beschränken sich auf die wichtigsten physiologischen Veränderungen, die in der Adaptationsphase (Phase 2) in Erscheinung treten.

4.1. Hyperventilation

Wie bereits in Tabelle 1 (Kapitel 2.1.) dargestellt bewirkt der herabgesetzte O2-Partialdruck der Inspirationsluft (pIO2) in zunehmender Höhe einen verminderten ateriellen O2- Partialdruck (paO2). Dieser stimuliert über die Reizung der ateriellen Chemorezeptoren (= Carotiskörperchen) das Atemzentrum. D.h. die Carotiskörperchen im Bereich von Halsschlagader und Aorta messen den reduzierten ateriellen Sauerstoffdruck und geben diese Meldung an das Atemzentrum weiter. Daraufhin inspiriert das Atemzentrum die Atmung, es erfolgt eine unmittelbar durch Hypoxie hervorgerufene Hyperventilation (=hypoxische Atemantwort). Diese Ventilationssteigerung stellt die erste und wirksamste Anpassungserscheinung an große Höhen dar (BERNETT/ZINTL 1987).

Das Erscheinungsbild der hypoxischen Atemantwort (Hypoxic Ventilatory Response / HVR) ist voraussichtlich genetisch bestimmt und weisst individuelle Unterschiede auf. Die individuelle HVR ist bezüglich der Anfälligkeit auf Höhenkrankeit von großer Bedeutung. Personen mit gut ausgebildeter HVR zeigen ein geringeres Risiko für Höhenkrankheiten auf, wie Personen mit einer schlecht ausgebildeten HVR. Die hypoxische Atemantwort ist unabhägig vom Geschlecht und Leistungszustand der jeweiligen Person. Hingegen aktivieren Stimulantien (z.B. Coffein), sowie Progesteron die HVR; Hypnotika, Codein und Alkohol setzen die HVR wiederum herab (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991).

4.2. Säure-Base-Haushalt

Die hypoxiebedingte Hyperventilation bewirkt unmittelbar eine Veränderung des Säure-Base- Haushaltes während der Adaptationsphase. Die gesteigerte Ventilation in großer Höhe veranlasst, dass vermehrt CO2 abgeatmet wird, was zu einem Abfall des ateriellen CO2- Partialdruckes führt. Der gesunkene CO2-Druck im Blut verschiebt das Verhältnis von Bikarbonat-Konzentration (HCO3) zur Konzentration des physikalisch gelösten Kohlendioxid (CO2) im Blut - es stellt sich eine respiratorische Alkalose ein. Diese respiratorische Alkalose bewirkt eine Gegenreaktion zum gesteigerten Atemvolumen. Die Antriebsfunktion der hypoxiebedingte Hyperventilation wird auf Grund des niedrigen ateriellen Kohlendioxiddruckes verringert, so dass der Atemantrieb gebremst wird. Erst durch eine kompensatorische Bikarbonat-Diurese, die sich in der Folge einstellt, wird nach einigen Stunden die Hyperventilation gänzlich ermöglicht (BÖNING, 1994).

4.3. Pulsfrequenz / Herzminutenvolumen

Die Adaptationsphase lässt sich durch die Messung des individuellen Ruhepulses leicht kontrollieren. Nach Erreichen einer unangepassten Höhenlage steigt die Ruhepulsfrequenz infolge der Akutreaktion auf einen ungewohnt hohen Wert an. Neben einer gesteigerten Ventilation stellt somit die Zunahme des Herzminutenvolumens bei akutem O2-Mangel eine wichtige Anpassungserscheinung dar. Das Herzminutenvolumen (HMV) wird bestimmt durch das Produkt aus Herzfrequenz und Schlagvolumen (HMV = Herzfrequenz × Schlagvolumen). Aufgrund der starken Pulsfrequenzzunahme erhöht sich folglich auch das Herzminutenvolumen in der kritischen Anpassungsphase. Das Schlagvolumen ändert sich hingegen nur geringfügig (BÖNING 1994).

Eine Rückkehr des individuellen Ruhepulses, sowie des Herzminutenvolumens auf einen, dem Normalwert ähnlichen, Wert, stellt ein sicheres Zeichen für eine abgeschlossene Akklimatisation dar (BÖNING 1994).

4.4. Maximale Sauerstoffaufnahme

In Ruhe und bei submaximalen Belastungen findet kein signifikanter Unterschied der Sauerstoffaufnahme (VO2) gegenüber Tallagen statt. In großen Höhen reduziert sich die submaximale Leistungsfähigkeit im Gegensatz zum Ausdauerleistungsvermögen nur in geringen Maße. Das gesteigerte Atem- und Herzminutenvolumen kompensiert den herabgesetzten Sauerstoffdruck der Einatemluft, so dass das Gewebe ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) hingegen sinkt entsprechend der jeweiligen Höhnelage. Bis zu einer Höhe von 2500m fällt die VO2max lediglich 5 % unter den Normalwert. Ab dieser Höhe vermindert sich jedoch die maximale Sauerstoffaufnahme um weitere 10 % pro 1000 Höhenmeter, was zu einer starken Einschränkung der maximalen körperlichen Leistungsfähigkeit führt. Diese Beeinträchtigung des Ausdauerleistugsvermögens, ist keine vorrübergehende Reaktion während der Adaptationsphase. Trotz erfolgreich abgeschlossener Akklimatisation wird die maximale Sauerstoffaufnahme umso niedriger bleiben, je höher man sich aufhält (siehe Tabelle 2) (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Beeinträchtigung des Ausdauerleistungsvermögens in der Höhe (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991)

4.5 Weitere höhenbedingte physiologische Anpassungserscheinungen

- In großen Höhen werden vermehrt Erythrozyten gebildet, in denen das Hämoglobin enthalten ist. Das Hämaglobin bindet die Sauerstoffmoleküle in den Alveolen und sorgt für den Transport des Sauerstoffs durch den menschlichen Körper. Die Verstärkung des Hämaglobingehalts kompensiert somit trotz geringerer Sauerstoffsättigung die Transportkapazität des Blutes bis in Höhen von 5000m.

Allerdings steigt durch die Erhöhung der Erythrozytenzahl der Hämatokritwert des Blutes an, was eine Zunahme der Viskosität des Blutes zur Folge hat. Zusätzlich verstärkt der hohe Flüssigkeitsverlust auf Grund der niedrigeren Wasserdampfsättigung die Eindickung des Blutes. Je höher der Hämatokritwert und somit die Viskosität des Blutes ist, desto niedriger ist auch die Sauerstoffversorgung des Gewebes (BERNETT/ZINTL 1987).

_ Bei langen Höhenaufenthalten zeigen sich zusätzlich Anpassungen auf zellulärer Ebene, wobei sich besonders die Muskelzellen in der Höhe verändern. Innerhalb der Muskelzelle stellen sich die Enzymsysteme (vor allem die Mitochondrien) auf den Sauerstoffmangel ein. Die aerobe Energiegewinnung wird folglich, trotz eines erniedrigten Sauerstoffpartaildruckes, gewährleistet (BERNETT/ZINTL 1987).

5. Höhenakklimatisation

Jeder körperlich gesunde Mensch kann mit Erfolg an Trekkingtouren und Expeditionen teilnehmen solange er die richtige Höhentaktik verfolgt und die Akklimatisationszeichen beachtet. Auf diese recht sichere Art und Weise sind schwere Formen der akuten Höhenkrankheit auf alle Fälle vermeidbar.

Allerdings gibt es individuelle Dispositionen für die Höhenanpassungsstörungen wie zum Beispiel das Höhenlungenödem, dessen Hauptursache wohl die individuelle Fähigkeit zum hypoxischen Atemantrieb ist. Doch auch für Personen mit diesbezüglich ungünstigen Voraussetzungen ist eine Trekkingtour bzw. ein Höhensteigen möglich wenn sie, wie ein jeder andere auch jedoch nur genauer und konsequenter, folgende Grundsätze der Akklimatisationstaktik einhalten.

Im folgenden soll nun auf die richtige Höhentaktik und eindeutige Akklimatisationszeichen eingegangen werden. ( BERGHOLD/SCHAFFERT 1991)

5.1. Akklimatisationstaktik

Zu diesem Thema einführend erst einmal die drei wichtigsten, grundlegenden taktischen Regeln, die man sich besonders gut einprägen muß. Je konsequenter man sie beachtet und ihnen folgt, desto besser gelingt auch die Höhenanpassung.

_ Nicht zu schnell zu hoch aufsteigen
_ Keine Anstrengungen in der Anpassungshöhe
_ Eine möglichst tiefe Schlafhöhe einhalten

Diese drei Anhaltspunkte sind natürlich viel zu vage und ungenau um eine Trekkingtour durch hohe Lagen auch wirklich abzusichern. Die wohl entscheidende Frage hier ist ,,Wie schnell ist zu schnell ?".

Bislang gibt es dafür noch keine allgemeingültige Antwort denn eine für alle Individuen gleichermaßen entsprechende Akklimatisationstaktik konnte bislang jedenfalls noch nicht erstellt werden.

Gesichertes Wissen ist auf jeden Fall, daß die Art des Höhenaufsteigens einen maßgeblichen Risikofaktor für die Höhenstörungen darstellt, auch wenn ein genaues Beziehungsgeflecht zwischen Aufstieg und Höhenproblemrisiko noch nicht in einem ausreichenden Maße geklärt wurde. Dies betrifft auch die folgenden Empfehlungen zur sogenannten optimal protektiven Schlafhöhendistanz.

Als kurzes unterstreichendes Beispiel sei hier noch angeführt, daß Trekkingtouristen, die ihre tägliche Schlafhöhe um ca. 400 m nach oben verlegen eine vierfach höhere Höhenkrankheitsrate aufwiesen als solche mit nur 300 m Schlafhöhendistanz. Im folgenden sind nun die aus jahrzehntelanger Erfahrung resultierenden, weltweit anerkannten Empfehlungen aufgelistet die aufgrund fehlender Studien und Untersuchungen bezüglich dieses Themas lediglich als Richtlinien zu verstehen sind.

_ Die Akklimatisationsschwelle liegt bei etwa 2500 m ( auch sogenannte Schwellenhöhe genannt ). Dies ist jener Höhenbereich ab dem eine konsequente Höhentaktik erforderlich ist um Höhenprobleme zu vermeiden.

_ Der Zeitfaktor ist das entscheidende Kriterium für die Höhenanpassung, also die Geschwingigkeit mit der ein bestimmter Höhenunterschied überwunden wird.

_ Es erfolgt eine stufenweise Akklimatisation ab der Schwellenhöhe :

- Nach einer erfolgreichen Anpassung an die erreichte Höhe ist man für diese Höhenlagen akklimatisiert und nahezu frei von einem Höhenstörungsrisiko.
- Allerdings beginnt bei einem weiteren Aufstieg der Akklimatisationsprozess wieder von vorne und damit entsteht das Risiko, höhenkrank zu werden wieder von neuem.

_ Bis zu einer Höhe von 5300 m ist der ausschlaggebende Aspekt für eine Akklimatisation die Schlafhöhe. Dabei ist konkret zu beachten :

- Nach dem Erreichen der Schwellenhöhe sollten mehrere Nächte auf dieser Höhe verbracht werden.
- Bei einem kontinuierlichen Aufstieg sollten die täglichen Schlafhöhenunterschiede in einem Bereich von 300 m bis maximal 600 m liegen.
- Pro 1000 Höhenmeter sollte man mindestens 2 Nächte auf derselben verbringen
- Tagesziele sollten nicht höher als 1500 über dem Nachtlager sein

Wie bereits erwähnt basiert diese Akklimatisationtaktik auf Erfahrungen die individuellen Schwankungen unterworfen sein können und somit nicht auf jeden Höhentouristen gleichermaßen übernehmbar sind. Dies sieht man auch schon an den sehr unterschiedlich auftretenden Höhenkrankheitssymptomen in ein und derselben Gruppe. Vielmehr sollte man sich da an seinen individuellen Reaktionen prüfen und orientieren : ,,Wie ging es mir in der letzten Nacht ? Habe ich Kopfschmerzen gehabt ?". Danach sollte man dann auch die nächtliche Schlafhöhe richten.

Zusammenfassend lautet der wohl wichtigste Grundsatz für eine Tour durch hohe Lagen :

Etappenweises, nicht zu schnelles aufsteigen bei einer Schlafhöhe, die stets tiefer ist als die höchste erreichte Tageshöhe, maximal jedoch 600 m über der Schlafhöhe des Vortages liegt.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß das wichtigste Ziel dieser Höhentaktik viel mehr in der Vermeidung der lebensbedrohlichen Höhenstörungen ,,Höhenlungenödem und Höhenhirnödem" liegt als denn eine Prävention für Höhenkrankheitssymptome darstellen soll. ( BERGHOLD/SCHAFFERT 1991)

5.2. Taktik in extremen Höhen

Ab 5300 m beginnt die Schwelle, in der physiologisch keine Akklimatisation mehr möglich ist. Mittels kurzfristiger Anpassung des menschlichen Körpers kann dennoch ohne zusätzliche Sauerstoffaufnahme z.B. ein Aufstieg bis zum Mount Everest durchgeführt werden.

Niederschriften zeigen, daß bis zu einer Höhe von ungefähr 6000 m und darüber sich vorher gut akklimatisierte Bergsteiger noch recht gut und auch leistungsfähig fühlen. Ab der Schwelle von 7000 m ändert sich dies allerdings sehr rasch : Die Müdigkeit nimmt zu, Bewegungen verlangsamen sich und selbst einfache , tägliche Verrichtungen werden zu einer immensen Anstrengung.

In diesen extremen Höhen ist lediglich eine zeitlich begrenzte Sofortanpassung möglich, wobei die Zeitspannen immer kürzer werden je höher man schläft. Bei einem mehrtägigen Aufenthalt in solchen Höhenlagen droht auch unter optimalen äußeren Bedingungen der langsame Höhentod der maßgeblich von der individuellen Fähigkeit zum hypoxischen Atemantrieb abhängt.

Der Bereich oberhalb von 7500 m wird schließlich als sogenannte ,,Todeszone" bezeichnet, weil hier ein Überleben im Regelfall nur zwischen 36 und 48 Stunden möglich ist (BERGHOLD/SCHAFFERT 1991).

Im Anschluß gibt es nun eine Liste taktischer Regeln für extreme Höhen. Zwar führen normale Trekkingtouren nicht unbedingt in solche Höhenlagen, jedoch gibt es viele Reiseanbieter wie den Summit-Club, den OEAV oder Himalaja Trekking die durchaus eine als anspruchsvoll geltende Tour bis zu einer Höhe von 6000 m und mehr anbieten. Aus Vollständigkeitsgründen wird deshalb auch auf die Höhentaktik oberhalb der 5300 m Schwelle eingegangen.

_ Voraussetzung für solche Höhen ist immer eine ausführliche Akklimatisation im Basislager welches sich noch unterhalb dieser Schwelle befinden muß.
_ Vom Basislager aus drei Vorstöße in Höhen maximal über 1000 m des Lagers, erst beim dritten Vorstoß erstes Nachtlager auf veränderter Schlafhöhe.
_ Auch bei banalen Erkrankungen wie z.B. Infekte oder lokale Entzündungen sofort wieder ins Basislager bzw. ganz absteigen da diese sich in solchen Höhen sehr bedrohlich auswirken können.
_ Der Gipfelgang erfolgt erst nach Erreichen einer Schlafhöhe von maximal 1500 m unterhalb des Gipfels.
_ Jeder Gipfelgang in einer solchen Höhe birgt ein besonderes Risiko in sich ! Deshalb nach dem Erreichen des Gipfels unter allen Umständen sofort wieder absteigen, mindestens bis unter die letzte Schlafhöhe ( BERGHOLD/SCHAFFERT 1991).

5.3 Akklimatisationszeichen

Um das Höhenakklimatisationskapitel abzuschließen wird jetzt noch kurz auf die Zeichen einer erfolgreichen Akklimatisation eingegangen. Richtet man sich nach ihnen bzw. überprüft man man sich nach diesen regelmäßig, kann man eventuellen Höhenproblemen vorauswirken. Akklimatisationszeichen als solche sind nach ,,?" :

_ eine trainingsgemäße Ausdauerleistungsfähigkeit

_ ein zum persönlichen Normwert zurückgekehrter Puls
_ eine vertiefte Atmung in Ruhe und unter Belastung
_ ein weiterbestehen der periodischen Schlafatmung

vermehrtes, vor allem nächtliches Urinieren ( Polyurie )

( BERGHOLD/SCHAFFERT 1991)

5.4. Akklimatisationsdauer

Auch die Akklimatisationsdauer ist individuell abhängig. Aufstiegsgeschwindigkeit , die absolut erreichte Höhe bzw. bewältigter Höhenunterschied spielen eine ausschlaggebende Rolle. Als grobe Anhaltspunkte kann man sich aber nach folgendem richten :

_ Für eine Höhe von 4000 m drei bis sechs Tage
_ Für eine Höhe von 5000 m ein bis zwei Wochen ( EGGERT 1999 )

6. Höhenstörungen

Fast alle Höhenstörungen haben in ihrer Ursache eine noch nicht optimale Einstellung des Körpers auf den gesunkenen Sauerstoffpartialdruck. Zurückzuführen ist das auf ein zu schnelles Erreichen großer Höhen an die wir nicht angepaßt sind bzw. in denen wir uns einfach nur noch kurzzeitig anpassen können ( oberhalb 5300 m, siehe 3.2. ).

Vorweg bemerkt handelt das Kapitel ,,Höhenstörungen" die Krankheiten der akuten Höhenkrankheit, dem Höhenlungenödem und dem Höhenhirnödem ab, wobei allerdings die akute Höhenkrankheit akklimatisationsbedingte Höhenstörungen wie Kopfschmerz, Übelkeit, Schwäche beinhaltet und die echten Erkrankungen eigentlich das Höhenlungenödem bzw. das Höhenhirnödem darstellen. ( HOCHHOLZER 1996)

6.1. Die akute Höhenkrankheit ( AMS )

Nach einer Studie von Dr. Hochholzer waren von 175 Trekkern in Nepal lediglich 22 % während ihres Aufenthaltes beschwerdefrei und zeigten keinerlei Symptome auf. Als leichte akute Höhenkrankheit wurden diejenigen Fälle eingegliedert bei denen der Patient nur ein oder zwei Symptome aufwies. Dieser Block der Trekker umfaßte immerhin 49 %. Bei mehr als 2 Symptomen wurde man der Kategorie ,,schwere akute Höhenkrankheit" zugeordnet - und von den 175 Teilnehmern waren der hohe Prozentsatz von 29 davon betroffen. Nach dem amerikanischen Höhenmediziner Hackett sind schwere Symptome der akuten Höhenkrankheit die Folgenden :

_ schwere Kopfschmerzen ( die auch durch Aspirin Einnahme nicht zu beheben sind )

_ periphere Ödeme
_ Harnverhalt
_ Übelkeit
_ Schwindel
_ Erbrechen
_ Teilnahmslosigkeit

Leichte Symptome sind dagegen :

_ Schlaflosigkeit
_ Appetitlosigkeit
_ Kurzatmigkeit
_ Müdigkeit
_ Schwäche

Das Problem bei der akuten Höhenkrankheit stellt die subjektive Einschätzung bezüglich des Symptoms dar. Was für den einen schon starke Kopfschmerzen bedeuten stellen für den anderen keine großartige Beeinträchtigung dar. Meistens beginnen die ersten Störungen ab einer Höhe zwischen 3000 m und 4500 m, wobei abhängig von der Auftstiegsgeschwindigkeit auch bereits ab einer Höhe von 2500 m Symptome auftreten können.

Die Untersuchung von Dr. Hochholzer ergab auch, daß bei den meisten Trekkern die Symptome nach 3 Tagen verschwunden waren ( 78 % ), während hingegen die anderen 22 % mit einer Beschwerdedauer von über 3 Tagen fast alle ihre geplante Tour abbrechen mußten. Im Rahmen der Studie hat man festgestellt, daß zwischen den Geschlechtern keine Unterschiede in der Häufigkeit der akuten Höhenkrankheit besteht. Auch der Trainingszustand des Einzelnen spielt keine Rolle. Allerdings reagieren Kinder und Jugendliche empfindlicher als ältere Bergwanderer, was aber auch auf die fehlende ,,Höhenerfahrung" zurückzuführen werden kann.

Beim Trekking gibt es einen Aspekt der von den meisten der Tourteilhabenden unterschätzt wird : Befindet man sich auf einer Westalpentour wie z.B. am Mount Blanc, so ist der große aber entscheidende Unterschied daß man bei einer solchen Tour ein bis zwei Tage in solchen Höhe ist. Bei einer Trekkingtour hingegen müssen jedoch viele Nächte auf solchen Höhen verbracht werden und der Einfluß der bereits ab 3000 m herrscht ist nicht zu unterschätzen. Ausschlaggebend ist , daß nach einer Nacht in großer Höhe nicht wieder abgestiegen wird und somit die Symptome der akuten Höhenkrankheit, die meist mit einer Latenzzeit zwischen 12 und 24 Stunden entstehen, überdeckt werden. ( HOCHHOLZER 1996)

Starke Kopfschmerzen sind mitunter das häufigste und wichtigste Symptom für eine akute Bergkrankheit. Ursache dafür sind Verschiebungen von Flüssigkeiten durch die vom Sauerstoffmangel gestörten Membranen im Gehirn die zu einem erhöhten Hirndruck führt. Betroffen sind davon Teile des Gehirns, die auf diesen erhöhten Druck nun mit Funktionsstörungen wie Übelkeit, Schwindel, Erbrechen oder Apathie reagieren. Ein ernst zu nehmendes Signal sind Kopfschmerzen die sich über längere Zeit halten und auch mittels Medikamente nicht gelindert werden können. Paaren sich dazu auch noch andere Symptome wie zuvor erwähnt besteht die notwendige Therapie in einem Abstieg um 300 m bis 500 m. (HOCHHOLZER 1996)

Als weiteres schweres Symptom für eine akute Höhenkrankheit sind periphere Ödeme. Wie bereits eingangs erwähnt ist der zu schnelle Aufstieg in zu geringer Zeitspanne der Grund für die Höhenstörungen. Der Organismus hat aus diesem Grunde keine Zeit, Kompensationsmechanismen gegen den gesunkenen Sauerstoffpartialdruck entwickeln zu können. Die erste Reaktion des Organismus auf die Höhe ist eine Hyperventilation bei der der Sauerstoffpartialdruck durch Abatmen von CO2 erhöht wird. Forschungen haben ergeben daß bei Trekkern mit den Symptomen einer akuten Bergkrankheit dieser Hyperventilationsvorgang nicht so ausgeprägt gewesen ist wie bei denen ohne Symptomen. Als Folgerung daraus zieht man daß die Ersteren auf den gesunkenen Sauerstoffpartialdruck in der Einatemluft nicht adäquat und schnell genug reagieren. Wir haben somit eine relative Untersättigung des Blutes mit Sauerstoff was wiederum einen Wasseraustritt nach sich zieht - es kommt zur Ödembildung.

In der Höhe herrscht eine allgemeine Ödemneigung von der das Lungengewebe, das Hirn aber auch die Haut und das periphere Gewebe ( Unterhautgewebe ) betroffen sein kann. Periphere Ödeme befinden sich zumeist an den Tränensäcken, am Handrücken oder an den Knöcheln. Eine direkte Therapie ist nicht möglich - eine genaue tägliche Prüfung sollte jedoch durchgeführt werden da die peripheren Ödeme wie all die anderen Symptome auf eine noch nicht gänzlichst stattgefundene Akklimatisation hinweisen. Zudem sollten periphere Ödeme als Warnung aufgefaßt werden das eine allgemeine Ödembereitschaft vorherrscht (HOCHHOLZER 1996).

Als drittes schwerwiegendes Symptom sei der Harnverhalt ( Oligurie ) genannt. Das bedeutet daß weniger Urin pro Tag ausgeschieden wird als normal ist. Gut akklimatisierte Bergsteiger entwickeln dagegen den Hang zu einer Polyurie, d.h. es wird mehr Urin als gewöhnlich ausgeschieden. Der Harnverhalt ist somit ein wichtiges da recht eindeutiges und sensibles Zeichen für eine fehlende Akklimatisation.

Als kürzere Erläuterung für die schwachen Symptome für eine akute Bergkrankheit wie Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Leistungsverlust.

Der Grund für die Schlaflosigkeit ist die noch mangelnde Einstellung des Atemzentrums auf den Sauerstoffmangel. Zudem ist die Sauerstoffsättigung nachts schlechter als tagsüber (HOCHHOLZER 1996).

Appetitlosigkeit bedingt sich durch ein unterschwelliges Übelkeitsgefühl oder auch Verdauungsstörungen. Dauert sie länger an und kann der Betroffene gar nichts mehr zu sich nehmen liegen erste Akklimatisationsbeschwerden vor die auf dieser Höhe nicht mehr zu behandeln sind und man muß absteigen.

Müdigkeit und Schwäche haben ihre Ursache durch Sauerstoffmangel in der Muskulatur. Der Organismus versorgt zuerst die lebenswichtigen Organe mit Sauerstoff und reguliert so die Durchblutung der Muskeln des Bewegungsapparats (HOCHHOLZER 1996).

Alle genannten Symptome können einzeln oder auch kombiniert vorkommen. Sollten sich zwei oder mehr einstellen, insbesondere starke Kopfschmerzen in Verbindung mit Leistungsschwäche und zum Beispiel peripheren Ödemen, ist man höhenkrank und darf auf keinen Fall den Aufstieg fortsetzen (HOCHHOLZER 1996).

Als Grundsatz läßt sich zusammenfassen :

Falls die Symptome der akuten Bergkrankheit länger als ein bis zwei Tage anhalten muß entweder ein Abstieg zwischen 300 m bis 500 m vorgenommen werden oder ein Ruhe- / Akklimatisationstag mit etwas geringerer Schlafhöhe eingelegt werden, zumindest darf aber auf keinen Fall weiter aufgestiegen werden !

In der Regel verschwinden viele Symptome relativ schnell nach einem Abstieg.

6.2. Höhenlungenödem ( HACE )

Die häufigste echte Erkrankung in der Höhe ist das Höhenlungenödem. Es entsteht meistens in einer Höhe zwischen 3500 m und 5000 m und entwickelt sich oft aus einer akuten Höhenkrankheit heraus, d.h. die Person leidet schon seit Stunden bzw. Tagen an starken Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwäche oder hat bereits periphere Ödeme angesetzt. Ihm geht also oftmals eine bereits bis zur Erschöpfung reichende körperliche Anstrengung voraus. Es tritt häufig nachts oder in den frühen Morgenstunden auf da zu diesen Zeiten die Atmung abgeschwächt ist und die Sauerstoffaufnahme somit noch mehr vermindert ist (HOCHHOLZER 1996).

Ab einer Höhe von etwa 3500 m erhöht sich der Druck im Lungenkreislauf bei jedem Menschen. Unter Normalbedingung beträgt dieser circa 10 bis 15 mm Hg. Bei Trekkern steigt er nun auf etwa 30 mm Hg und erreicht gar bei Bergsteigern mit einem Lungenödem Werte von bis zu 60 mm Hg. Diese enorme Druckerhöhung hat als Konsequenz daß Blutplasma durch die geschädigte Membran in die Lungenbläschen übertritt. Als Folge wird so die Sauerstoffaufnahme verhindert, und es kommt nun zu Atemnot und Atemrasseln ( HOCHHOLZER 1996).

Neben diesen Symptomen deutet auch eine Zyanose ( blaue Lippenfärbung ) auf ein Höhenlungenödem hin. Diese entsteht durch eine gestörte Sauerstoffaufnahme, die in den Lungenbläschen durch die Flüssigkeitsansammlung nicht mehr richtig funktioniert. Als Folge können nun die roten Blutkörperchen nicht mehr vollständig mit Sauerstoff beladen werden. Das unbeladene Hämoglobin zeigt sich in den Schleimhäuten als Blaufärbung. Da in den Lippen die Blutgefäße recht nahe der Oberfläche liegen ist diese mangelnde Sauerstoffsättigung dort am meisten zu beobachten. Die verminderte Sauerstoffaufnahme zieht eine sehr stark eingeschränkte Leistungsfähigkeit mit sich so daß der betroffenen oft nicht einmal mehr in der Lage ist, selbst abzusteigen (HOCHHOLZER 1996).

Wie auch schon bei der akuten Höhenkrankheit reagieren Kinder und Jugendliche empfindlicher und entwickeln ein Höhenlungenödem eher als Erwachsene. Es gibt keine geschlechtlich bedingte höhere Ödembereitschaft. Training und gute körperliche Fitneß bieten auch hiervor keinen Schutz. Eine Latenzzeit von 12 bis 36 Stunden verhindert normalerweise eine solche Erkrankung bei Touren in den Westalpen da man sich nach so einer Zeitspanne bereits wieder am Absteigen befindet (HOCHHOLZER 1996).

Die Therapie für ein Höhenlungenödem besteht in einem sofortigen Abtransport um ungefähr 500 m in die Tiefe. Schon nach wenigen Höhenmetern kann sich daraufhin die Symptomatik verbessern.

Der Überdruchsack ist die moderne Art der Behandlung schwerer Formen der Höhenkrankheit. Dabei wird der Erkrankte in einen luftdicht verschloßenen Sack gelegt in dem nun durch Fußpumpen der Innendruck gesenkt wird. Alle 5 bis 10 Sekunden wird Frischluft dazugepumpt um das abgeatmete CO2 zu ersetzen.

Eine externe Zufuhr von Sauerstoff oder Medikamentenverabreichung vermag dem Patienten längerfristig nicht zu helfen ( HOCHHOLZER 1996).

6.3 Höhenhirnödem ( HAPE )

Das Höhenhirnödem tritt im Vergleich zum Höhenlungenödem sehr viel seltener auf und meist auch erst ab einer Höhe ab 5000 m. Es stellt immer eine akut lebensbedrohliche Erkrankung dar und bedarf eines sofortigen Abtransportes. Geschieht dies nicht oder wird gar die Erkrankung verkannt endet sie meistens mit dem Tod des Erkrankten. Dabei ist für die Diagnose der Fakt daß eine schwere Höhenkrankheit und eine Höhenhirnödem eigentlich fließenden ineinander übergehen sehr problematisch, vor allem weil Höhenhirnödeme, wie auch das Höhenlungenödem, häufig nachts und während des Schlafens entstehen.

Als Ursache sei die durch die hohe Hypoxie gesteigerte Hirndurchblutung anzuführen. Ein allgemeines Ödem erhöht den Hirndruck und es folgen vereinzelte Blutungen und Blutgerinnsel.

Hauptsymptome sind sehr starke, medikamentös nicht zu behandelnde Kopfschmerzen mit Apathie. Vorausgehend leidet der Erkrankte meist schon mehrere Tage an Symptomen einer akuten Höhenkrankheit. Neben den bereits bekannten Symptomen der akuten Höhenkrankheit findet man häufig auch irrationales Benehmen, Halluzinationen, Verwirrtheit, Koordinationsschwierigkeiten sowie Taubheit einzelner Extremitäten bzw. Unterschiede der Pupillengröße oder Pupillenreaktion.

Treten solche Zeichen auf ist ein Abwarten in der jeweiligen Höhe absolut nicht mehr zulässig. Um die Überlebenschance zu sichern muß der Betroffene so schnell wie möglich und so tief wie es nur geht abtransportiert werden. Da Cortison das wirksamste Medikament zur Senkung des Hirndrucks ist muß es sogleich verabreicht werden, zuerst intravenös, falls dies nicht möglich ist intramuskulär oder in Form von Tabletten ( HOCHHOLZER 1996).

6.4. Netzhautblutungen

Der Vollständigkeit wegen wird auch die höhenbedingte Netzhautblutung in dem Kapitel der Höhenstörungen angeführt. Ihre Ursache liegt in kleineren Thrombosen der Gefäße und der Drucksteigerung im Gehirn.

Netzhautblutungen müssen nicht therapiert werden da sie in der Regel von selbst wieder nach einer Zeitspanne von etwa 2 Wochen abheilen. Sehstörungen treten nur bei einem begleitendem Pupillenödem auf. ( EGGERT 1999 )

6.5. Lake Louise Score

Der Lake Louise Score stellt einen seit 1991 standardisierten Fragebogen zur Analyse der akuten Höhenkrankheit dar. Er ist heutzutage international anerkannt und bewertet in einfacher Weise den Grad einer Höhenerkrankung. Der Lake Louise Score hat große Bedeutung für Praxis und Wissenschaft da er Krankheitsverläufe dokumentiert und festhält. ( HACKETT 1991 )

Aufgegliedert und anzuwenden ist er wie folgt :

_ Der Test ist dreigegliedert in eine subjektive Bewertung vom Trekker selbst, in eine objektive klinische Beurteilung in Form eines Interviews der ärztlichen Betreuung bzw. in eine subjektive / objektive Funktionsüberprüfung des Ermittlers.

_ Der Test soll die drei Höhenstörungen AMS, HACE, HAPE erfassen wobei diese durch folgende Kriterien definiert seien :

- AMS Wenn bei Höhengewinn Kopfschmerzen und mindestens ein weiteres folgender Symptome feststellbar sind : Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit,, Müdigkeit, Schwäche, Schwindel, Schlafstörungen
- HACE Es liegt vor bei Bewußtseins- oder Koordinationsstörungen bei AMS Erkrankung bzw. bei nicht AMS erkrankten falls beide Symptome vorliegen.
- HAPE Es liegt vor wenn mindestens zwei der folgenden Symptome feststellbar sind : Atemnot in Ruhe, Husten, Schwäche / Leistungsabfall, Gefühl der Brustbeengung

Der Patient soll nun die den Symptomen vorangestellten Ziffern markieren die seinem Gesundheitszustand am besten treffen. Dabei soll der Patient beachten, daß er als Antwort die schwerste Ausprägung des Symptoms der vergangenen 24 Stunden angibt. ( HACKETT 1991 )

LAKE LOUISE SCORE

a) Subjektive Fragebogenerhebung:

1. Kopfschmerzen 0 keine Kopfschmerzen

1 Geringe Kopfschmerzen
2 Mäßige Kopfschmerzen
3 Schwere Kopfschmerzen

2. Gastrointestinale Symptome 0 Keine gastrointestinale Symptome

1 Appetitlosigkeit, leichte Übelkeit
2 Mäßige Übelkeit oder Erbrechen
3 Schwere Übelkeit oder Erbrechen

3. Müdigkeit und/oder Schwäche 0 Keine Müdigkeit oder Schwäche

1 Geringe Müdigkeit oder Schwäche
2 Mäßige Müdigkeit oder Schwäche
3 Schwere Müdigkeit oder Schwäche

4. Schwindel 0 Kein Schwindel

1 Leichter Schwindel
2 Mäßiger Schwindel
3 Schwerer Schwindel

5. Schlafstörungen 0 Normaler, gewohnter Schlaf

1 Ungewohnte Schlafstörungen
2 Ruhelosigkeit, häufiges Aufwachen
3 Völlige Schlaflosigkeit

Insgesamt :

b) Objektive klinische Beurteilung ( Beurteilung mittels Interview. Gleiche Fragen wie unter ,,a" plus folgende )

6. Bewußtsein 0 Ungestörtes Bewußtsein

1 Lethargie, Apathie
2 Verwirtheit, Desorientierung
3 Somnolenz, Bewußtlosigkeit
4 Koma

7. Ataxie 0 Keine Bewegungsstörungen

1 Ausgleichende Balancemanöver
2 Aus der Linie gehen, Stolpern
3 Niederfallen
4 Stehunfähigkeit

8. Periphere Ödeme 0 Keine peripheren Ödeme

1 Periphere Ödeme an einer Stelle
2 Periphere Ödeme an mehreren Stellen

Insgesamt :

c) Funktionsüberprüfung ( nicht als subjektive Beurteilung sondern vom Ermittler festzustellen )

0 keine Aktivitätsbeeinschränkung

1 Geringe Aktivitätsbeeinschränkung

2 Mäßige Aktivitätsbeeinschränkung

3 Schwere Aktivitätsbeeinschränkung

Insgesamt :

Der Gesamtpunktestand des Tests ist ausschlaggebend. Bei einem score > 3 wird der Patient als bergkrank bezeichnet wenn die Symptome nicht einer anderen Krankheit zugeordnet werden können. Ein Auswertungsverfahren, nach dem man anhand der erzielten Punktzahl nun direkt Therapiemöglichkeiten empfehlen kann existiert bisher nicht. Der Lake Louise Score stellt aufgrund der subjektiven Fragebogenerhebung eine gute Möglichkeit zur Ermittlung akuter Höhenprobleme dar und hat für das Trekking mittlerweile eine sehr hohe Praxisrelevanz. ( HACKETT, 1991 )

7. Vergleich der Akklimatisationstaktik mit zwei Touren des DAV-Summit- Club

Im Summit-Club Katalog 2000 wurden unter anderem die zwei folgende Trekking Touren angeboten. Zum einen "Der klassische Trek zum Mount Everest (5545m)" der unter der Kategorie ,leichte Bergwanderung` ausgeschrieben war, zum anderen ,,Der Hongu Himal Trek mit Besteigung des Merak Pek (6461m),, der als eine ,anspruchsvolle Bergtour` angeboten worden ist. Die Autoren haben diese Wanderungen mit den im theoretischen Teil des Hauptseminars gewonnen Erkenntnisse verglichen und sind zu folgendem Ergebnis gekommen :

7.1. Lodge Trekking Mount Everest - Der klassische Trek Zum Everest-Basecamp

Der Umfang dieser Tour umfaßt 25 Tage, wobei der eigentliche Wanderungsbeginn allerdings erst am fünften Tag stattfindet. Nun eine kurze Zusammenfassung der Tour :

_ Die ersten 7 Tage der Tour befinden sich die Teilnehmer hauptsächlich im Bereich der Schwellenhöhe.
_ Am achten Tag campiert die Gruppe dann auf einer Schlafhöhe von 2600m.
_ Einen Tag später schlägt die Gruppe dann das Nachtlager auf 3440m auf was einen Höhenunterschied von 840 m ausmacht und ganz eindeutig viel zu viel ist da man von einer Nacht zur nächsten maximal nur 600 m Höhenunterschied erfahren sollte.
_ Das darauffolgende Camp wird in 3800m aufgeschlagen. Dies macht eine Differenz zum Vortag von nur weiteren 360 m aus. Jedoch wurde die Regel mißachtet, innerhalb zwei Tagen nicht mehr als 1000 Höhenmeter hinter sich zu bringen.
_ Es folgt ein Akklimatisationtag auf derselben Höhe bevor man weitermarschiert und am Ende des 12 Tages auf 3985m rastet.
_ Am 13. Tag verbringt man die Nacht dann schon auf 4243m. Das macht 2300 m Höhenunterschied in den letzten 7 Tagen !
_ Am 14. Tag wird das Basislager auf 4900m errichtet was einem Schlafhöhenunterschied von 740 m entspricht und somit ein weiteres Mal gegen die ,,Maximal 600 m" Regel verstoßen wurde. Zudem hat man auch 915 m in 2 Tagen hinter sich gebracht was auch schon sehr nahe der Schwelle von empfohlenen 1000 m ist.
_ Am 15. Tag campiert man dann auf 5200m was ziemlich nahe der Akklimatisationsschwelle ist und unseres Erachtens ein weiteres Risiko in sich birgt..
_ Ab dem 16. Tag an dem der Gipfel mit 5554m bestiegen wird geht es dann wieder kontinuierlich abwärts.

(DAV SUMMIT CLUB 2000)

Fazit :

,,Der klassische Trek zum Mount Everest" ist sicher keine leichte Bergwanderung wie im Katalog ausgeschrieben und hat zudem 3 Stationen in ihrem Verlauf die alles andere als Höhenkrankheiten-freundlich anzusehen sind. 2700 Höhenmeter in 7 Tagen, zweimal weit mehr als 600 m Unterschied in der Rasthöhe sowie eine einmalige Übernachtungshöhe von gar 5200 m sind sicher nicht die besten Voraussetzungen um bei den Teilnehmern eine vollständige Akklimatisation zu gewährleisten. Der Veranstalter geht unserer Auffassung nach einen sehr großen Kompromiß ein diese Tour in dieser Form ( v.a. mit diesem Zeitplan ) anzubieten.

7.2. Hongu Himal Trek mit Besteigungsmöglichkeit des Merak Pek (6461m)

Die Reise dieser Trekkingtour umfasst 23 Tage, wobei für die eigentliche Bergtour 17 Tage vorhergesehen sind. Die Zusammenfassung dieser Tour sieht wie folgt aus:

_ In den ersten beiden Tage durchquert die Gruppe Landschaften in der mittleren Höhe. Die beiden Schlafhöhen betragen 1800m und 1620m.
_ Am dritten Tag erfolgt ein Anstieg auf 3500m! Dies beinhaltet einen Schlafhöhenunterschied von 1900 Höhenmetern, was in keinem Fall mehr mit der Akklimatisationstaktik (max. 600m Schlafhöhenunterschied) vereinbar ist.
_ Während der nächsten drei Tage verlaüft der Trek wieder an der Grenze, bzw. unterhalb der Schwellenhöhe. Es wird am 4. Tag auf 2670m, am 5. Tag auf 2000m, und am 6. Tag auf 2200m übernachtet.
_ Am darauffolgendem 7. Tag wird auf 3400m aufgesteigen und dort übernachtet. Der Schlafhöhenunterschied beträgt erneut 1200m. (= Missachtung der Akklimatisationstaktikregel: max. 600m Schlafhöhenunterschied pro Tag)
_ Die nächste Etappe führt auf eine Schlafhöhe von 4160m, woraus ersichtlich wird, dass die Akklimatisationstaktik bezüglich des Schlafhöhenunterschiedes auf dieser Route erneut nicht eingehalten wird. Zudem wurde innerhalb von zwei Tagen von 2200m auf 4160m aufgestiegen. Die Akklimatisationstaktik rät jedoch, innerhalb von 2 Tagen maximal 1000 Höhenmeter zu überwinden. In diesem Falle steigen die Teilnehmer allerdings 1740m innerhalb von zwei Tagen auf.
_ Am 9. Tag geschieht ein Absteig des Treks auf eine Höhe von 3500m.
_ Die nächste Zielhöhe des Schlafplatzes liegt bei 4230m, was abermals einen zu goßen Schlafhöhenunterschied (= 730m) entspricht.
_ Der 11. Tag ist der einzigste angebotene Akklimatisationstag dieser Route. Die Übernachtungshöhe beträgt 4230m.
_ Am darauffolgendem Tag wird das Camp auf eine Übernachtungshöhe von 4870m verlegt. In Anbetracht der letzten Etappe stellt dieser Höhenunterschied erneut eine Überschreitung der maximalen Schlafhöhendifferenz dar.
_ An Tag 13 erfolgt meiner Ansicht nach die kritischste Etappe der gesamten Route. Die Teilnehmer steigen an diesem Tag auf eine Höhe von 5600m, wo sie dann die Nacht verbringen. Besonders kritisch ist dies zum einem, da die Übernachtungshöhe in extremer Höhe liegt, in der keine Akklimatisation mehr möglich. Zum anderen ist aber wiederum die Schlafhöhendifferenz zur letzten Übernachtungshöhe zu groß (=740m), sowie die Höhendifferenz bezüglich der letzten zwei Tage zu hoch (1370m Höhenunterschied innerhalb der letzten zwei Tage).
_ Für den kommenden Tag steht die Gipfelbesteigung des Mera Pek (6461m) auf dem Programm, wonach dann auf eine Höhe von 4870m abgestiegen wird.
_ Während der letzten drei Tage erfolgt dann der Abstieg. Die Aufenthaltshöhe nimmt kontinuierlich ab.

(DAV SUMMIT CLUB 2000, 201 / 211)

Fazit:

Diese Route zeigt deutlich die Schwierigkeit ein attraktives Programm für den Kunden zu erstellen, welches ohne zu erheblichen Zeitaufwand absolviert werden kann. Bei kommerziell angebotenen Trekkingreisen wird immer ein Kompromiss zwischen den allgemeinen Taktikrichtlinien und dem Zeitdruck eingegangen. Die eben beschriebene Tour zeigt einige Missachtungen der Akklimatisationsrichtlinien auf Grund des straffen Zeitplanes auf. Vor allem die Tage 11-14 enthalten unserer Ansicht nach einen großen Risikofaktor. Nach nur einem Akklimatisationstag auf 4200m wird innerhalb von drei Tagen auf eine Höhe von 6461m aufgestiegen, was einer Höhendifferenz von 2139m entspricht. Diese drei Tage beinhalten zudem eine Übernachtung in 5600m Höhe, in der der menschliche Organismus sich nicht mehr akklimatisieren kann. Auf diese Nacht folgt dann ein 12 Stunden-Tag mit anstrengender Gipfelbesteigung. Da dieser Tag auch als Höhepunkt der Reise angesehen wird, ist es fraglich, ob Teilnehmer, die bis dahin Symptome für eine Höhenkrankheit aufweisen, von sich aus auf eine Besteigung des Gipfels verzichten. Werden die Symptome infolge des großen Gipfelwunsches übersehen, bzw. verschleiert, kann bei weiterem Aufsteig schnell eine lebensbedrohliche Situation entstehen.

8. Ausblick

Begrenzte Urlaubstage verlangen daß die Touren relativ zügig durchgeführt werden. Dabei werden Höhen erreicht wofür man normalerweise einen längeren Zeitraum einplanen müßte. Das gesundheitliche Risiko ist dabei nicht zu unterschätzen.

Zum einen gibt es die anerkannten Akklimatisationsregeln, die für Trekkingtouren eigentlich einem Zeitrahmen von mehreren Wochen verlangen würden. Dem steht jedoch das Problem gegenüber, daß die Touren dann nicht mehr als Urlaub in Frage kommen.

Die Anbieter sind diesbezüglich einen nach außen hin geschickt wirkenden Kompromiss eingegangen indem sie Touren wie den klassischen Mount Everest Trek in angepasster Dauer anbieten - aber ist dieser unter dem gesundheitlichen Aspekt wirklich zu tragen ?

9. Literaturverzeichnis

BERGHOLD, F./SCHAFFERT, W.:

Handbuch der Trekking- und Expeditionsmedizin. In: DAV Summit Club (Hrsg.). 3. überarbeitete Auflage. Innsbruck 1997(a)

BERGHOLD, F./PALLASMANN, K./SCHAFFERT,W./SCHOBERSBERGER, W.:

Praxis der Höhenanpassung / Therapie der Höhenanpassung.

Wien 1991, Österreichisches Institut für Sportmedizin

BERNETT, P./ZINTL, F.:

Bergmedizin, Ernährung, Training. In: DAV & ÖAV (Hrsg.): AlpinLehrplan 7. München 1987

BÖNING, D.:

Höhe und Sport. Unveröffentlichtes Manuskript.

Berlin 1994

CHWASZCZA, J./ HOFFMANN, H./ RITZ, J./ STEINBICHLER, H./ THOMA, H.: Der Weg ist das Ziel - DAV Summit Club 2000.

Miesbach 2000

Hackett, P.H. / Oelz, O.:

The Lake Louise consenus on the definition and quantification of altitude sickness In : Sutton, J.R., Coates, G., Housten, C.S. ( HRSG.) : Hypoxia andmountain medicine Proceedings of the 7th International Hypoxia Symposium

February 1991. Oxford, New York, Seoul, Tokyo 1991

HOCHHOLZER, T.:

Trekking und Höhenbergsteigen- ein medizinischer Ratgeber. München 1996

ULRICH, F./ REIß, M.:

Höhentraining. Münster 1990

ZINK, R.:

Ärztlicher Rat für Bergsteiger- Hochtouren in den Alpen, Trekking, Expeditionen. 2. Auflage. Stuttgart, New York 1985

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Trekking - Anpassungen und Gefahren in der Höhe; Wie stellen sich kommerzielle Anbieter darauf ein?
Note
2,5
Autor
Jahr
2000
Seiten
29
Katalognummer
V98927
ISBN (eBook)
9783638973779
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit gibt eine Überblick über die veränderten physikalischen Gegebenheiten der Höhe Höhenkrankheiten und Akklimatisationstaktiken.
Schlagworte
Trekking, Anpassungen, Gefahren, Höhe, Anbieter
Arbeit zitieren
Nicola Haager (Autor:in), 2000, Trekking - Anpassungen und Gefahren in der Höhe; Wie stellen sich kommerzielle Anbieter darauf ein?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98927

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