Die Berliner Antigone: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der zentrale Handlungsstrang von „Die Berliner Antigone“?
Die Novelle, die zwischen 1939 und 1945 spielt, erzählt die Geschichte von Anne, die ihren Bruder, einen schwerverletzten Soldaten, der wegen seiner regimekritischen Äußerungen zum Tode verurteilt wurde, aus der Anatomie entwendet und beerdigt. Sie wird daraufhin selbst angeklagt und steht vor der Todesstrafe. Der Generalrichter, der Vater ihres Verlobten Bodo, leitet den Prozess und steht in einem inneren Konflikt, da er Anne helfen möchte, aber gleichzeitig der Staatsräson verpflichtet ist.
Welche Rolle spielt der Generalrichter?
Der Generalrichter ist ein zentraler Charakter, der in einem starken moralischen Konflikt steht. Er ist der Vater von Annes Verlobten und versucht, Anne zum Geständnis zu bewegen, um ihr die Strafe zu mildern. Er wird jedoch von den Umständen und dem Druck des Regimes beeinflusst und letztendlich von Hitler ausgezeichnet, weil er seine familiären Gefühle der Staatsräson untergeordnet hat. Sein Handeln ist ambivalent und verdeutlicht den Konflikt zwischen persönlicher Moral und staatlicher Verpflichtung während des Krieges.
Wie ist die Beziehung zwischen Anne und Bodo?
Anne und Bodo sind Verlobte. Bodo kämpft als Soldat an der Front und weiß nicht von der Verlängerung von Annes Bedenkzeit. Er begeht Selbstmord, nachdem er glaubt, dass Anne hingerichtet wurde, was Annes Schicksal besiegelt. Ihre Liebesgeschichte steht im Kontrast zu den grausamen Ereignissen des Krieges und symbolisiert die Zerstörung von Menschlichkeit und Hoffnung.
Welche Parallelen bestehen zwischen „Die Berliner Antigone“ und Sophokles' „Antigone“?
Die Novelle zieht explizite Parallelen zu Sophokles' „Antigone“: Anne entspricht Antigone, Bodo entspricht Hämon, der Generalrichter entspricht Kreon, und Hitler wird als selbsternannter Gott dargestellt. Der Vergleich beleuchtet die Thematik von individueller Moral gegen staatliche Macht, die in beiden Werken zentral ist. Allerdings hebt die Novelle die Unterschiede hervor: Hitler als Gewinner im Gegensatz zum unentschiedenen Ausgang in Sophokles' Werk, die Abwesenheit eines Chores und die veränderte gesellschaftliche und politische Situation.
Wie endet die Geschichte von Anne?
Anne wird trotz eines Gnadengesuchs hingerichtet. Ihr Tod symbolisiert die Brutalität des Regimes und den Mangel an Gerechtigkeit. Die Verweigerung von Essen und Körperpflege im Gefängnis sowie die kurze Formalität bei der Ablehnung des Gnadengesuchs verdeutlichen die Demütigung und die Machtlosigkeit des Individuums im Angesicht des totalitären Systems.
Welche Bedeutung hat die polnische Zwangsarbeiterin?
Die polnische Zwangsarbeiterin, mit der Anne sich für einige Tage die Zelle teilt, dient als Gegenfigur. Ihre bevorstehende Hinrichtung zeigt eine weitere Opferperspektive. Der kurze Moment der Verbundenheit zwischen den beiden Frauen betont den Verlust von Menschlichkeit und die entsetzliche Realität des Krieges.
Was ist die Bedeutung des Titels „Die Berliner Antigone“?
Der Titel verweist auf die deutlichen Parallelen zur antiken Tragödie „Antigone“. Er unterstreicht die Aktualität des Themas Bürgerpflicht und Widerstand gegen die Macht im Kontext des Nationalsozialismus. Der Zusatz „Berliner“ verortet die Handlung in einem spezifischen geschichtlichen und politischen Kontext.
Welche weiteren Umsetzungen des Themas gibt es?
Elisabeth Laugners Kurzgeschichte „Die getreue Antigone“ aus dem Jahr 1947 bietet eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema, indem sie die Geschichte von Carola erzählt, die das Grab eines unbekannten Soldaten pflegt als Zeichen der Versöhnung und des Friedens.
Welche Schlüsselbegriffe sind wichtig für das Verständnis der Novelle?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Staatsräson, Delinquent, Anatomie, Lodz, stoisch. Diese Begriffe helfen, den historischen und politischen Kontext der Handlung sowie die zentralen Konflikte zu verstehen.
Einleitung
Als Vergleich - ,,die Berliner Antigone" - Vorhaben der Nacherzählung u. anschließende Wertungen wie Vergleiche
Novelle handelt zw. 1939 - 1945 zur Zeit des 2. Weltkrieges
Anne ist ein Mädchen welches vor Gericht angeklagt wird, weil sie ihren toten Bruder aus der Anatomie entwendet und begraben hat. Dieser starb, weil er als Überlebender, schwerverletzt aus Russland bei Stalingrad, Zuhause nach seiner Genesung erklärte, das nicht die Russen die 6. Armee zugrunde gerichtet hätten, sondern der Führer. Er wurde zur Todesstrafe verurteilt u. sollte in ein Gemeinschaftsgrab (Massengrab) kommen. Doch sie entwendete seine Leiche u. begrub ihn an der Marienkirche in der Nähe von der Universität, wo er sich vorher befand. - Anklage u. drohende Todesstrafe
Der Generalrichter der die Verhandlung leitet ist der Vater ihres Verlobten, Bodos, . Dieser steht im Konflikt mit seiner Familie, da diese meint Anne retten zu müssen. Er versucht also die Tat zu verharmlosen u. Anne zum Geständnis zu bewegen, wo sie ihren Bruder begraben u. wer ihr dabei geholfen hat.
Bodos Vater gibt ihr Bedenkzeit u. läßt sie im Gefängnis nachdenken.
Anne hat Angst um ihr Leben, sie wußte nicht das ihr eine so hohe Strafe dafür droht, aber sie weicht nicht von ihrer Überzeugung ab, obwohl sie Probleme mit der Isolation im Gefängnis hat. Sie beruhigt sich mit den Worten ,,so viele müssen sterben können, Tag für Tag, und die meisten wissen nicht einmal wofür - ich werde es auch können" od. ,,... so viele sind schon drüben, dass alle nach drüben kommen, das muss mir, das muss mir genügen.".
Doch die größten Sorgen machte sich Anne um ihren Verlobten der als Soldat für Deutschland in Russland war. Sie ließ also über den Pfarrer, der sie in der Zelle hin u. wieder besuchte, einen Brief Bodo zukommen indem sie ihre aussichtslose Lage schilderte u. die Liebe zu ihm erwähnte.
Durch die Planierung des Gerichtshofes, wegen einer Luftmine, verlängerte sich Annes Bedenkzeit auf elf Tage.
Vier Tage u. Nächte teilte sie dann die Zelle mit einer neunzehnjährigen polnischen Zwangsarbeiterin, die in Lodz heimlich während eines Fliegeralarms in einer Dresdner Bäckerei sich satt gegessen hat u. deshalb als Plünderer geköpft werden sollte. Die Polin war nicht tapfer, aber stoisch, so dass ihre Gegenwart Anne erleichterte - während der Generalrichter gehofft hatte, das Zusammensein mit der rettungslos Verlorenen, die nicht einmal Angehörige benachrichtigen durfte, mache Anne geständig. Am zehnten Tag v. Annes Bedenkzeit, wurde die Polin dann abgeholt und sie umarmten sich wie Schwestern vor dem Henker und Fallbeil geköpft. Damit wurde Anne innerlich von der Tat abgeschnitten und ,,sie begriff das Mädchen nicht mehr, das seinen Bruder bestattet hatte - wollte es nicht mehr sein, wollte zurücknehmen. Damit war sie vernichtet."
Später kam dann der Pfarrer u. sie wollte ihre Tat zurücknehmen, doch sie kam nicht dazu. Er verkündete ihr, das ihr Verlobter, Bodo, sich in einem russischen Bauernhaus erschossen hat. Bodo wußte nicht, dass ihre Frist sich verlängerte und ihm war laut Führerweisung klar das den Frauen das Beil verordnet ist und er dachte sie sei schon Tod, da er auch nichts neues hörte.
,,Hitler zeichnete alsbald den Generalrichter mit der höchsten Stufe des Kriegsverdienstkreuzes aus und empfing den durch häufiges Weinen noch treuer gewordenen Mann persönlich im Hauptquartier. Bei Tisch sagte er an diesem Tag, und es war das erste Mal, dass seine Tafelrunde ihn erbittert über den entmachteten, aber von ihm noch immer sehr verehrten Mussolini sprechen hörte, der italienische Staatschef könne sich ein Beispiel nehmen an diesem deutschen Richter, der in heroischer Weise die Staatsräson seinen familiären Gefühlen übergeordnet habe und solle sich endlich dazu aufraffen, seinen Schwiegersohn, den Verräter Graf Ciano, in Verona erschießen zu lassen."
Damit war Annes Schicksal besiegelt. Der Generalrichter erschien für eine Weile erst mal nicht zum Dienst, er wäre aber wahrscheinlich auch nicht mehr imstande gewesen die Delinquentin noch aus der angelaufenen Vernichtungsmaschinerie zurückzureißen.
Seit Anne wußte wie Bodo ein Leben ohne sie eingeschätzt hatte, fand auch sie selbst in ihren starken Augenblicken, dass das Leben nur noch überwindenswert sei und doch hatte sie ein Gnadengesuch geschrieben, dem sie sich nun gedemütigt ausgeliefert sah. Sie sah im Tod eine Freiheit, zu der sie selber nicht imstande war. Im Gefängnis wurden sie gedemütigt indem man ihnen Essen u. Körperpflege verweigerte u. nur hin u. wieder ihnen etwas gab. In dem Gnadengesuch sah Anne ihre Chance auf Leben u. sie hielt durch, obwohl man ihr versuchte den Mut gänzlich zu nehmen.
Als es dann endlich so weit war, gewährte man ihr eine Formalität v. 90 Sekunden in der man ihr die unbegründete Ablehnung des Gnadengesuchs verlag.
Danach sah Anne keinen Ausweg mehr u. wehrte sich nicht ihren grausamen Schicksal zu entkommen.
Sie wurde zum Henker geführt u. die Herren des Gesetzes sahen die Enthauptung als Zeugen mit an.
Anatomie erhielt v. 1939 - 1945 die Leichen v. 269 hingerichteten Frauen
Personentausch:
Anne entspricht Antigone Bodo entspricht Hämon
Generalrichter entspricht Kreon
Götter entsprechen selbsternannten Gott Hitler
Polin ist Schwester Ismene im übertragenen Sinne
Vergleich ,,Antigone" mit ,,Die Berliner Antigone" :
- Personenübertragung u. Hitler als selbsternannten Gott
- Anne beweist Mut und am Ende menschliche Zerbrechlichkeit wie Antigone
- Generalrichter will Anne helfen - Kreon jedoch baut auf seine Macht
- Verlierer ist der Generalrichter weil er sich dennoch zu passiv Verhalten hat u. Hitler triumphiert - Kreon ist der Verlierer (keiner triumphiert)
- Anne u. Antigone sterben zu unrecht
- Selbstmord v. Bodo wie Hämon (aufrichtige Liebe der beiden)
- Frau des Generalrichters tötet sich nicht - Kreons Frau begeht Selbstmord (vielleicht Verbesserung der Endlage für den Generalrichter im Gegensatz zu Kreon weil er versuchte Anne zu helfen)
- Generalrichter stellt sich nicht zw. Anne u. Bodo im Gegensatz zu Kreon
- Heirat v. Anne u. Bodo nicht möglich wie zw. Antigone u. Hämon
- Hitler (Geistesgestörter) ist Gewinner - bei ,,Antigone" kein Gewinner
- kein Chor
- Religion ist hier nicht das Thema - für Antigone jedoch ein sehr wichtiger Punkt (bei den Toten ist sie ewig auf der Erde nur begrenzte Zeit)
- ,,Antigone" war zeitkritisch bezogen auf die zu große Macht der Herrscher u. der absoluten Sicherung der Macht durch Exempel od. Missetaten - ist auch zeitkritisch aber bezogen auf die Kriegszeiten u. die Greueltaten der Deutschen (hier hauptsächlich Hitler) u. die Nutzung solcher Geschehnisse für sich
- selbst sehr viele Jahre später kann durch wenige grundlegende Veränderung das Stück zeitbezogen werden
- erneuter aufgriff zeigt das es immer wieder Aktuell sein kann
1947 weitere Umsetzung im ferneren Sinne durch Elisabeth Laugner
In ihrer Kurzgeschichte ,,Die getreue Antigone" pflegt Carola, deren Bruder im KZ umgekommen ist, das Grab eines unbekannten Soldaten. Sie erweist die Grabesehren, die sie für ihren Bruder nicht leisten kann, als Zeichen der Versöhnung, weil sie nicht weiß, wer in dem Grab bestattet ist: Freund od. Feind. Ihr Verhalten ist ganz auf den Frieden der Toten gerichtet. Dabei geht es ihr um die Überlebenden, die dem Tod der Opfer einen Sinn geben und den Haß unter den Menschen überwinden sollen. Sie will diese Ruhe selbst erwerben, geborgen im Glauben, der durch Liebe gewonnen ist.
Schlußworte
Worterklärung:
Delinquent: lat. Verbrecher, Missetäter, Angeklagter
Anatomie: Forschungs- u. Lehrinstitut wo Leichen untersucht werden können Lodz: polnische Stadt
Staatsräson: Prinzip, dem zufolge es für Ausübung u. Erhaltung der staatl. Macht eine
Eigengesetzlichkeit gibt, die sich notwendig in gespanntem Verhältnis zur Moral u. Recht befindet
stoisch:
- Arbeit zitieren
- Ronny Dierschke (Autor:in), 1999, Sophokles - Antigone - Vortragsnotizen zum Thema - Antigone im Wandel der Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98952