Die Einleitung beschäftigt sich kurz mit dem Ursprung und der Evolution, sowie den verschiedenen Besonderheiten lebender Schlangen. Dazu werden auch einige im Vorderasiatischen Raum heimische Schlangen vorgestellt.
Ausgehend von den Schlangendarstellungen aus Mesopotamien und Iran vom 8.-2. Jt. v. Chr. wird im ersten Kapitel untersucht, welche Rolle der Schlange in diesem Gebiet zukommt. Dazu werden die Darstellungen in die Materialgruppen Keramik, Stempelglyptik und Tabloide, Rollsiegel, Rundplastik und Relief unterteilt. Innerhalb dieser Materialgruppen selbst wird thematisch und chronologisch untergliedert mit dem Ziel, einen Zusammenhang zwischen Darstellungsart, verwendetem Material und dem Verwendungszeitraum herauszuarbeiten. Ebenso werden, wenn möglich, bestimmte Schlangenarten identifiziert.
Der zweite große Punkt befasst sich mit Textquellen, die einen Einblick in die hinter den Darstellungen stehenden Ideen geben sollen. Die Schlangengötter werden versuchsweise in die Göttergenealogie eingereiht und ihre Funktionen und Attribute vorgestellt. Dass man dennoch nicht unbedingt jeden in Texten erwähnten Gott auch mit einer Darstellung in Einklang bringen kann, mag daran liegen, dass in den Abbildungen jeweils einzelne Aspekte eines Gottes dargestellt sind, die fälschlicherweise als verschiedene Götter angesprochen werden. Es bleibt festzustellen, ob Darstellung und Text tatsächlich, wie bislang angenommen, verschiedene Teile der gesuchten Gesamtvorstellung liefern, oder ob beide miteinander in Verbindung gebracht werden können. Dazu werden einige Schöpfungsmythen und Epen näher betrachtet. Ritualtexte und Beschwörungsformeln sollen Aufschluss darüber geben, welchen Stellenwert die Schlange in Festen und im täglichen Leben innehatte. Da oft nur kleine Anmerkungen in Übersetzungen Anlass zu Querverbindungen geben, muss auf die Subjektivität der Interpretation an manchen Stellen hingewiesen werden, die zwar wenn möglich durch Vergleiche relativiert wurde, doch sicher noch immer genug Anlass zur Kritik gibt. Deshalb sei an dieser Stelle betont, dass es sich um eine anhand der verwendeten Quellen mögliche Deutung handelt, die aber bei anderem Quellenmaterial durchaus an manchen Stellen neu zu überdenken sein wird. Die kurze Betrachtung der mentalen Fähigkeiten der Priester, sowie der Bedeutung von Träumen soll einen Einblick in Grundvoraussetzungen der menschlichen Kultur- und Religionsentwicklung geben.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Aufbau und Ziel der Arbeit
- 1.2 Gebietsabgrenzung
- 1.3 Merkmale lebender Schlangen
- 1.3.1 Ursprung, Evolution und Verbreitung
- 1.3.2 Die zwei großen Schlangengruppen und ihre Besonderheiten
- 2 Schlangendarstellungen
- 2.1 Materialgruppe 1: Keramik
- 2.1.1 Gemalte Schlangen
- 2.1.2 Schlangenappliken
- 2.1.3 Deutung
- 2.2 Materialgruppe 2: Stempelsiegel und Tabloide
- 2.2.1 Seltene Darstellungstypen
- 2.2.2 Schlange und ziegenkopfige Gestalt im Iran
- 2.2.3 Schlange und Capride
- 2.2.4 Verschlungene Schlange
- 2.2.5 Deutung
- 2.3 Materialgruppe 3: Rollsiegel
- 2.3.1 Seltene Darstellungstypen
- 2.3.2 Schlange und menschliche Gestalt in Mesopotamien
- 2.3.3 Verschlungene Schlange
- 2.3.4 Einfache Schlange in Szenen
- 2.3.5 Schlange in diversen Zusammenhängen
- 2.3.6 Bootgott
- 2.3.7 Gott mit Schlangenunterkörper
- 2.3.8 Gott auf dem Schlangenthron
- 2.3.9 Thematisch relevante Siegel ohne Schlange
- 2.4 Materialgruppe 4: Rundplastik
- 2.4.1 Mesopotamien
- 2.4.2 Iran
- 2.4.3 Deutung
- 2.5 Materialgruppe 5: Relief
- 2.5.1 “Schlangenbändiger”
- 2.5.2 Verschlungene Schlange und Schlangendrache
- 2.5.3 Gott auf Schlangenthron
- 2.5.4 Schlange auf Kudurrus
- 2.6 Kultbauten mit Schlangenzier?
- 3 Textquellen
- 3.1 Chtonische Schlangengötter
- 3.1.1 Ereskigal
- 3.1.2 Ninazu
- 3.1.3 Tispak
- 3.1.4 Ningizzida
- 3.1.5 Ninmada
- 3.1.6 Bootgott
- 3.1.7 Istaran
- 3.1.8 Insusinak
- 3.1.9 Zeit der großen Reiche
- 3.1.10 Zusammenfassung
- 3.2 Schöpfungsmythen und Epen
- 3.2.1 Dilmun-Mythos
- 3.2.2 Enki und die Weltordnung
- 3.2.3 Atrahasis-Mythos
- 3.3 Rituale und Träume
- 3.3.1 Ritualanfang
- 3.3.2 Etana-Mythos als Initiationsritus
- 3.3.3 Träume und ihre Bedeutung
- 3.3.4 Schlangenbeschwörung
- 4 Schlangenkulte und Vorstellungen aus anderen Kulturkreisen
- 4.1 Schlange als Schöpferwesen
- 4.2 Schlangen, Naturphänomene und Regenzeremonien
- 4.3 Initiationsriten
- 4.4 Schlange als Ahnenwesen
- 4.5 Schlange und Macht
- 5 Ergebnisse
- 5.1 Ausgangspunkt
- 5.2 Ergebnisse der Textanalyse
- 5.2.1 Urelemente Wasser und Erde
- 5.2.2 Vom Chaos zur Zivilisation
- 5.2.3 Zyklischer Ablauf des Jahres
- 5.3 Archäologische Ergebnisse
- 5.3.1 Kult
- 5.3.2 Symbolik von Keramik und Stempelsiegeln
- 5.3.3 Rollsiegel: Rituelle, symbolische und mythologische Bedeutung
- 5.3.4 Rundbild und Relief
- 5.4 Modelle
- 5.4.1 Die drei Ebenen der Schöpfung
- 5.4.2 Transformation zum Jahreszeitenwechsel
- 5.4.3 Darstellung der Schlangengötter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Schlangendarstellungen in Mesopotamien und Iran vom 8. bis 2. Jahrtausend v. Chr. Ziel ist es, die bekannten Darstellungen, Kulte und Götter zusammenzutragen, zu interpretieren und ihre Entwicklung nachzuvollziehen, von vorgeschichtlichen religiösen Vorstellungen bis hin zu denen einer Hochkultur. Die Analyse betrachtet den Wandel in der Darstellung und Symbolik im Kontext der kulturellen und religiösen Entwicklung der Region.
- Die Rolle der Schlange in der mesopotamischen und iranischen Religion und Mythologie
- Die Entwicklung der Schlangendarstellungen über verschiedene Materialien und Epochen
- Der Zusammenhang zwischen Darstellungsart, Material und Zeit
- Die Interpretation von Schlangendarstellungen im Kontext von Ritualen und Schöpfungsmythen
- Kulturübergreifende Vergleiche von Schlangenkulte
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema Schlangendarstellungen im Vorderen Orient ein und gibt einen Überblick über Aufbau und Zielsetzung der Arbeit. Sie beleuchtet kurz die Merkmale lebender Schlangen, ihre Verbreitung und die zwei großen Schlangengruppen. Der Fokus liegt auf der Begründung der gewählten geographischen und zeitlichen Abgrenzung der Studie (Mesopotamien und Iran, 8. bis 2. Jahrtausend v. Chr.).
2 Schlangendarstellungen und erste Deutungsversuche: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Schlangendarstellungen in Mesopotamien und Iran, geordnet nach Materialgruppen (Keramik, Stempelsiegel, Rollsiegel, Rundplastik, Relief). Es analysiert verschiedene Darstellungstypen, wie z.B. die Schlange allein, die Schlange mit anderen Tieren (Capride, Vogel), den Schlangenbändiger, und die verschlungene Schlange. Erste Deutungsansätze werden angedeutet, die in den folgenden Kapiteln vertieft werden. Der Fokus liegt auf der Identifizierung möglicher Schlangenarten und der Interpretation der Symbole im Kontext der damaligen Kosmologie.
3 Textquellen: Dieses Kapitel analysiert Textquellen, um die in Kapitel 2 beschriebenen Bilddarstellungen zu interpretieren. Es konzentriert sich auf chtonische Schlangengötter (Ereskigal, Ninazu, Tispak, Ningizzida, Ninmada, Istaran, Insusinak) und ihre Beziehungen zueinander und zu anderen Gottheiten. Die Analyse umfasst Schöpfungsmythen (Dilmun-Mythos, Enki und die Weltordnung, Atrahasis-Mythos) und rituelle Texte sowie Traumdeutungen, um ein umfassenderes Bild der Rolle der Schlange in der mesopotamischen und iranischen Religion zu gewinnen. Es untersucht die zweigeschlechtliche Natur bestimmter Gottheiten und deren Auswirkungen auf den zyklischen Ablauf des Jahres.
4 Schlangenkulte und Vorstellungen aus anderen Kulturkreisen: Dieses Kapitel vergleicht die aus den Darstellungen und Texten gewonnenen Erkenntnisse mit ethnologischem Material aus verschiedenen Kulturkreisen (Australien, Ozeanien, Anden, Afrika, Amerika). Die Analyse konzentriert sich auf die Schlange als Schöpferwesen, ihre Verbindung zu Naturphänomenen und Regenzeremonien, Initiationsriten, ihre Rolle als Ahnenwesen und ihre Beziehung zur Macht der Herrscher. Diese Vergleiche sollen die mesopotamischen und iranischen Schlangenkulte kontextualisieren und deren Bedeutung hervorheben.
Schlüsselwörter
Schlangendarstellungen, Mesopotamien, Iran, Schlangengötter, Keramik, Stempelsiegel, Rollsiegel, Rundplastik, Relief, Schöpfung, Kosmologie, Rituale, Jahreszeitenwechsel, Symbole, Mythologie, Ethnologie, Kulturvergleich, Enki, Inanna, An, Dualismus, Initiation, Ahnenkult, Macht.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Schlangendarstellungen in Mesopotamien und Iran
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht Schlangendarstellungen in Mesopotamien und Iran vom 8. bis 2. Jahrtausend v. Chr. Sie analysiert die bekannten Darstellungen, Kulte und Götter, interpretiert sie und verfolgt ihre Entwicklung von vorgeschichtlichen religiösen Vorstellungen bis hin zu denen einer Hochkultur. Der Wandel in der Darstellung und Symbolik wird im Kontext der kulturellen und religiösen Entwicklung der Region betrachtet.
Welche Materialien werden untersucht?
Die Analyse umfasst verschiedene Materialgruppen: Keramik, Stempelsiegel, Rollsiegel, Rundplastik und Reliefe. Verschiedene Darstellungstypen wie die Schlange allein, die Schlange mit anderen Tieren, der Schlangenbändiger und die verschlungene Schlange werden untersucht.
Welche Arten von Schlangendarstellungen werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert eine breite Palette von Schlangendarstellungen, darunter gemalte Schlangen auf Keramik, Schlangenappliken, Schlangen auf Stempelsiegeln und Tabloiden, Rollsiegel mit Schlangendarstellungen (einschließlich Szenen mit Gottheiten und Schlangen), Rundplastiken und Reliefs mit Schlangenmotiven (z.B. "Schlangenbändiger", verschlungene Schlangen, Schlangendrachen, Götter auf Schlangenthronen).
Welche Textquellen werden herangezogen?
Die Arbeit analysiert verschiedene Textquellen, darunter Mythen (Dilmun-Mythos, Enki und die Weltordnung, Atrahasis-Mythos), rituelle Texte und Traumdeutungen. Ein Schwerpunkt liegt auf chtonischen Schlangengöttern wie Ereskigal, Ninazu, Tispak, Ningizzida, Ninmada, Istaran und Insusinak sowie deren Beziehungen zueinander und zu anderen Gottheiten.
Welche Themen werden im Zusammenhang mit Schlangen behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rolle der Schlange in der mesopotamischen und iranischen Religion und Mythologie, die Entwicklung der Schlangendarstellungen über verschiedene Materialien und Epochen, den Zusammenhang zwischen Darstellungsart, Material und Zeit, die Interpretation von Schlangendarstellungen im Kontext von Ritualen und Schöpfungsmythen sowie kulturübergreifende Vergleiche von Schlangenkulte.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert Ergebnisse der Textanalyse (z.B. die Bedeutung von Wasser und Erde, den Übergang vom Chaos zur Zivilisation und den zyklischen Ablauf des Jahres), archäologische Ergebnisse (zur Symbolik von Keramik und Stempelsiegeln, zur rituellen, symbolischen und mythologischen Bedeutung von Rollsiegeln, zu Rundbildern und Reliefen) und Modelle (z.B. die drei Ebenen der Schöpfung, die Transformation zum Jahreszeitenwechsel und die Darstellung der Schlangengötter).
Wie werden die Schlangendarstellungen interpretiert?
Die Interpretation der Schlangendarstellungen erfolgt im Kontext der damaligen Kosmologie, der religiösen Vorstellungen und der rituellen Praktiken. Kulturübergreifende Vergleiche mit anderen Kulturen liefern zusätzliche Erkenntnisse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Schlangendarstellungen, Mesopotamien, Iran, Schlangengötter, Keramik, Stempelsiegel, Rollsiegel, Rundplastik, Relief, Schöpfung, Kosmologie, Rituale, Jahreszeitenwechsel, Symbole, Mythologie, Ethnologie, Kulturvergleich, Enki, Inanna, An, Dualismus, Initiation, Ahnenkult, Macht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Schlangendarstellungen und erste Deutungsversuche, Textquellen, Schlangenkulte und Vorstellungen aus anderen Kulturkreisen, und Ergebnisse. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Schlangendarstellungen und ihrer Interpretation.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Studenten und alle Interessierten, die sich mit der Archäologie, Religionsgeschichte, Mythologie und der Kultur Mesopotamiens und Irans befassen.
- Arbeit zitieren
- Birgit Kahler (Autor:in), 1999, Schlangendarstellungen in Mesopotamien und Iran vom 8. bis 2. Jt. v. Chr. , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99