Wie die Gier nach Baumwolle eine Nation veränderte: Tauchen Sie ein in das England des 18. und 19. Jahrhunderts, eine Epoche des Umbruchs, in der die Frühindustrialisierung die Grundfesten der Gesellschaft erschütterte. Verfolgen Sie den Aufstieg der Gentry aus dem Schatten des Feudaladels, eine neue Klasse von Grundbesitzern, deren unbändiger Unternehmergeist das Land erfasste. Erleben Sie, wie der Staat, getrieben von Kolonialpolitik und dem Schutz eigener Interessen, das Bankensystem ordnete und die Infrastruktur vorantrieb, während er gleichzeitig Konkurrenten rücksichtslos aus dem Weg räumte. Entdecken Sie die treibenden Kräfte hinter der "Erfinderwelle", von Nachfragedruck und dem Aufblühen von Bildungseinrichtungen bis hin zur ungewöhnlichen Rolle des Adels in Handel und Gewerbe. Analysieren Sie die Ideale des Wirtschaftsliberalismus nach Adam Smith, mit seinen Verheißungen von Freihandel und ungezügelter Eigenverantwortung, und deren Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis und die soziale Gerechtigkeit. Untersuchen Sie kritisch die Schattenseiten des Freihandels, die Rolle des Staates als vermeintlicher "Nachtwächter" und die gesellschaftlichen Veränderungen, die der Kapitalismus forderte. Ergründen Sie die Schlüsselrolle der Baumwollindustrie, ihre expansiven Kräfte und die vielfältigen Kopplungseffekte, die Maschinenbau, Bergbau, Bankenwesen und Transportwesen revolutionierten. Werden Sie Zeuge, wie die industrielle Revolution die englische Gesellschaft tiefgreifend veränderte, von der Ausbeutung der Arbeiterklasse und der Entstehung von Klassenbewusstsein und Gewerkschaften bis hin zum politischen Desinteresse des Bürgertums und den zaghaften Reformen der Regierung. Eine fesselnde Reise in eine Zeit des Wandels, die bis heute nachwirkt und die Frage aufwirft, welchen Preis wir für wirtschaftlichen Fortschritt zu zahlen bereit sind.
Frühindustrialisierung, Wirtschaft und Gesellschaft in England im 18/19ten Jahrhundert
Entfeudalisierung der englischen Gesellschaft:
- Ablösung des Feudaladels durch die Gentry (= Grundbesitzer unterschiedlicher Herkunft) aufgrund des Zusammenbruch der königlichen Autorität → unbegrenztes Verfügungsrecht der Grundherren über ihren Besitz
- Gentry und Peers (= Hochadel) wurden durch Erstgeburtsrecht gezwungen zu arbeiten, das ihr Einkommen sicherte → übernahmen öffentliche Ämter, im Handel und als Unternehmer.
- „offene“ Gesellschaft begünstigte auch Bauern, Handwerker, Heimarbeiter oder
Verleger
Rolle des Staates:
- Ordnung des Bankensystems
- Förderte Infrastruktur
- Kolonialpolitik → Vergrößerung der Absatzmärkte
- Rabiater Umgang mit Konkurrenten : Zerschlagung der indischen Textilindustrie ;
Schutzzölle
- Kapitalisten waren in der Regierung enthalten
Gründe für sogenannte „ Erfinderwelle “ :
- Nachfragedruck ( hohe Exportzahlen)
- Entwicklung der Schulen / Universitäten
- Adel arbeitet auch
- Leute sind nicht nur in Produktion eingeschränkt : Erfindergeist wurde so angeregt.
Geistesgeschichtliche Vorraussetzungen für das Entstehen eines selbstbewussten Unternehmertums
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Wirtschaftsliberalismus (Adam Smith)
Forderungen des Wirtschaftsliberalismus:
- Freihandel, d.h. von Zollschranken ungestörter Warenaustausch zwischen den Staaten
- Freie Investitions- Produktionsentscheidung
- Gewerbefreiheit / freie Berufswahl
- Konsumfreiheit, d.h. freies Spiel von Angebot und Nachfrage
Konsequent verfolgte Eigeninteressen födern gesellschaftliches Gesamtwohl Nichteinmischung des Staates („Nachtwächterstaat“)
Arbeitsverhältnis änderte sich von „Fürsorge-Treue Bindung“ in „Arbeits-Verhältnis“
→ gerechter Interessenausgleich würde automatisch eintreten, doch der sozial Schwächere wurde dem sozial Stärkeren ausgeliefert.
Kritische Analyse des Wirtschaftsliberalismus
1. Freihandel
- Nur Unternehmer, die am billigsten produzieren können oder das Land mit der besten Ausrüstung, profitieren
- Komparativer Vorteil
2. Staatsverständnis
- Militär wird gegen Streiks eingesetzt
- Keine Sozialpolitik
3. Der Gesellschaftstyp, den der Kapitalismus braucht
- Aufhebung des Zunftzwanges
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Die Baumwollindustrie als „Schlüsselindustrie“
Ursachen für die Expansion der britischen Baumwollindustrie:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Kopplungseffekte der Baumwollindustrie:
- Maschinenbau
- Berbau (Kohle / Erz)
- Baugwerbe
- Bankenwesen entsteht
- Zwischenhandel
- Transportwesen (Eisenbahn)
→ Umschichtung der englischen Gesellschaft durch industrielle Revolution
Industrialisierung verände rt englische Gesellschaft:
Ebene der Arbeiterschaft:
- wurden ausgebeutet und gedemütigt → Klassenbewusstsein und Solidarität entsteht → Treffen in kleinen, geheimen Vereinen/Gewerkschaften
- Koalitionsrecht gefordert (Unterstützung des Bürgertums)
- Nationale Gewerkschaften entstehen(+Streikrecht)
- Chartisten sind für ein allgemeines Wahlrecht → Druck auf Regierung
- Erste Werkswohnungen durch Sozialist Robert Owen
Ebene des Bürgertums/Unternehmers:
- politisches Desinteresse
- Parlamentsreform mit Arbeitern gefodert
- Allgemeines Wahlrecht NUR für Bürgertum
- Arbeiter wurden nicht ernst genommen
- Robert Own lässt Werkswohnungen für Arbeiter bauen
Regierung:
- Koalitionsrecht für Arbeiter eingeräumt
- Polizeiaktionen gegen Arbeiter
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Hauptmerkmale der Entfeudalisierung der englischen Gesellschaft im 18/19. Jahrhundert?
Die Entfeudalisierung beinhaltete die Ablösung des Feudaladels durch die Gentry, unbegrenztes Verfügungsrecht der Grundherren über ihren Besitz und die Einbeziehung der Gentry und Peers in Handel, öffentliche Ämter und Unternehmertum.
Welche Rolle spielte der Staat in der Frühindustrialisierung Englands?
Der Staat ordnete das Bankensystem, förderte die Infrastruktur, betrieb Kolonialpolitik zur Vergrößerung der Absatzmärkte, ging rabiat gegen Konkurrenten vor (z.B. Zerschlagung der indischen Textilindustrie) und erhob Schutzzölle. Kapitalisten waren in der Regierung vertreten.
Was waren die Gründe für die "Erfinderwelle" in England?
Die Gründe umfassten Nachfragedruck (hohe Exportzahlen), die Entwicklung von Schulen und Universitäten, die Beteiligung des Adels an Arbeit und die Förderung des Erfindergeists durch die Abwesenheit von Produktionsbeschränkungen.
Was sind die Forderungen des Wirtschaftsliberalismus nach Adam Smith?
Die Forderungen umfassen Freihandel, freie Investitions- und Produktionsentscheidungen, Gewerbefreiheit/freie Berufswahl und Konsumfreiheit. Eigeninteressen sollen das gesellschaftliche Gesamtwohl fördern, und der Staat soll sich nicht einmischen ("Nachtwächterstaat").
Wie veränderte sich das Arbeitsverhältnis im Zuge der Industrialisierung?
Das Arbeitsverhältnis wandelte sich von einer "Fürsorge-Treue Bindung" zu einem reinen "Arbeits-Verhältnis", wodurch der sozial Schwächere dem sozial Stärkeren ausgeliefert wurde.
Welche Kritikpunkte gibt es am Wirtschaftsliberalismus?
Kritikpunkte sind, dass Freihandel nur denjenigen zugutekommt, die am billigsten produzieren können oder die beste Ausrüstung haben (komparativer Vorteil), der Staat das Militär gegen Streiks einsetzt und keine Sozialpolitik betreibt.
Warum war die Baumwollindustrie eine "Schlüsselindustrie"?
Die Baumwollindustrie hatte starke Kopplungseffekte mit dem Maschinenbau, Bergbau (Kohle/Erz), Baugewerbe, Bankenwesen, Zwischenhandel und Transportwesen (Eisenbahn).
Wie veränderte die Industrialisierung die englische Gesellschaft auf der Ebene der Arbeiterschaft?
Die Arbeiter wurden ausgebeutet und gedemütigt, was zu Klassenbewusstsein und Solidarität führte. Es entstanden kleine, geheime Vereine/Gewerkschaften. Das Koalitionsrecht wurde gefordert, nationale Gewerkschaften entstanden und die Chartisten forderten ein allgemeines Wahlrecht. Robert Owen baute erste Werkswohnungen.
Wie veränderte die Industrialisierung die englische Gesellschaft auf der Ebene des Bürgertums/der Unternehmer?
Es gab politisches Desinteresse, die Forderung nach einer Parlamentsreform mit Arbeitern, jedoch nur ein allgemeines Wahlrecht für das Bürgertum. Arbeiter wurden nicht ernst genommen, und Robert Owen baute Werkswohnungen.
Wie reagierte die Regierung auf die Industrialisierung und die Forderungen der Arbeiter?
Die Regierung räumte das Koalitionsrecht für Arbeiter ein, führte Polizeiaktionen gegen Arbeiter durch und hielt dem Druck der Arbeiter in Sachen allgemeines Wahlrecht stand.
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- Sascha Engel (Autor:in), 2000, Industrielle Revolution in England, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99019