Philosophie Klasse 11
Wie lautet die Lehre der Sophisten? Was ist Skeptizismus?
Das griechische Wort "Sophistai" heisst "Lehrer der Weisheit". Die Tätigkeit der Sophisten entwickelte sich aus der Vielzahl der Lehren der Vorsokratiker. Es gab immer mehr Systeme und deshalb war es notwendig diese zu überprüfen, zu vergleichen und den Widersprüchen nachzugehen. Manche Philosophen hatten ein Misstrauen gegen die Zuverlässigkeit der sinnlichen Wahrnehmung als Erkenntnismittel verbreitet. Daraus folgte ein allgemeiner Zweifel an der Erkenntisfähigkeit des Menschen überhaupt. Die Sophisten waren der Auffassung, dass eine objektive Erkenntnis unmöglich sei. Sie meinten, dass auch wenn es vielleicht Antworten auf viele philosophische Fragen gibt, können die Menschen doch niemals wirklich sichere Antworten auf die Rätsel der Natur und des Universums finden. Es gibt für sie keine objektiven Massstäbe für Wahrheit und Gerechtigkeit. "Der Mensch ist das Mass aller Dinge", damit meinte der Sophist Protagoras, dass Recht und Unrecht, Gut und Böse immer in bezug auf die Bedürfnisse der Menschen bewertet werden müssen. Während die ältere Sophistengeneration ihre relativistische Skepsis auf die Möglichkeit der Wahrheitserkenntnis beschränkte, dehnte die spätere Sophistik sie auch auf Moral und Recht aus.
Die Sophisten haben sich erstmals in der griechischen Philosophie im vollem Umfang auf den Menschen konzentriert und nicht nur auf die Natur. Sie haben das Denken selbst zum erstenmal zum Gegenstand des Denkens gemacht und mit einer Kritik seiner Möglichkeiten, Bedingungen und Grenzen begonnen. Ethische Wertmassstäbe wurden unter ihnen vernünftig betrachtet und dadurch konnte die Ethik wissenschaftlich behandelt werden und in ein philosophisches System folgerichtig eingebaut werden. Ausserdem machten die Grammatik und die Sprachwissenschaft durch die sophistische Beschäftigung mit Stilkunde und Beredsamkeit erhebliche Fortschritte.
Die Wörter skeptisch und Skeptizismus finden wir im altgriechischen wieder. Sie bedeuten "betrachten, untersuchen". Ein Skeptiker ist demnach jemand, der etwas untersucht und betrachtet. Er zweifelt, stellt alles in Frage und sucht nach einer beweiskräftigen Verbindung zur Wahrheit. Man sollte nicht zu schnell seine Meinungen und Überzeugungen bilden, ohne genügend darüber nachgedacht zu haben.
Pyrrhon von Elis sowie Sextus Empiricus zählen zu den grossen skeptischen Philosophen der Antike. Sie lehrten, dass die Menschen ihr Leben in Übereinstimmung mit den Erscheinungen der äusseren Welt führen sollten, aus diesen Erscheinungen jedoch keine Schlussfolgerungen ziehen sollten und darauf basierende Überzeugungen bilden sollten. Sonst würde Geist und Seele in Unruhe geraten und man könnte im Leben keinen ausgeglichenen Zustand der Glückseligkeit erreichen.
Durch die tiefgründigen und anspruchsvollen Fragen des Skeptizismus, gelangen wir zu einem tieferen Verständnis von allen Dingen, die wir bisher als selbstverständlich betrachtet haben.
Unsere Überzeugungen stammen aus gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Sachverhalten. Der Skeptizismus stellt die Verlässlichkeit dieser Quellen in Frage, wir nennen diesen Skeptizismus Quellenskeptizismus. Vergangenheitsbezogene Überzeugungen beruhen auf Schilderungen und Berichten von anderen Menschen oder auf Erinnerung oder auf beidem. Kann die Erinnerung überhaupt jemals verlässliches Wissen vermitteln? Es ist unmöglich einen Beweis für die Zuverlässlichkeit der Erinnerung zu finden.
Gegenwärtiges Wissen beruht hauptsächlich auf der Sinneswahrnehmung. Skeptiker bezweifeln die Quellen unseres Wissens über der Vergangenheit, Gegenwart und auch unseren Annahmen über die Zukunft.
Man unterscheidet zwischen Quellenskeptizismus und radikalem Skeptizismus.
Der radikale Skeptizismus stellt eine Hypothese auf, die den üblichen Überzeugungen nicht entspricht. Er fragt dann, woher wir wissen können, das seine Hypothese wirklich falsch ist.
Der radikale Skeptizismus zeigt uns, dass es keine auffindbaren Beweise gibt, mit denen wir Hypothesen, die unseren normalen Überzeugungen nicht entsprechen, widerlegen können.
Die wichtigste Lehre des Skeptizismus ist, dass die Vernünftigkeit von unseren Überzeugungen nicht darin bestehen kann, dass wir Beweise unabhängig von ihrer Wahrheit anführen können.
Warum war Platon gegen die Sophisten? Erklären Sie seine Lehreüber die Erkenntnis der Wahrheit. Was ist Platon's philosophische Einstellungüber die Natur des Menschen?
Für Platon zerstörte die Lehre der Sophisten die Grundlagen des Wissens und der Sittlichkeit. Er war nicht der Meinung, dass der Mensch das Mass aller Dinge sei. Trotzdem verwendete er die dialektische Methode der Sophisten. Dies wird besonders darin deutlich, dass die meisten von Platons Schriften in Dialogform geschrieben sind und dadurch die gegensätzlichen Meinungen der Personen hervortreten. Durch die Kunst der Dialektik können wir auf das allgemein Gültige vorstossen. Ausserdem findet er, die zur Überredung angewendete Rhetorik der Sophisten als Methode der Philosophie unnützlich.
Mit den Sophisten gemeinsam hat er das Misstrauen des landläufigen Wissens. Mit der sinnlichen Wahrnehmung werden uns die Dinge nur in ihrer stets wechselnden Erscheinung gezeigt, nicht wie sie wirklich sind. Wenn wir durch Zusammennehmen von mehreren Sinneswahrnehmungen eine allgemeine Vorstellung bilden, dann ist diese wahrscheinlich, beruht allerdings doch mehr auf einer Art Überredung (durch die Sinne) als auf einem klaren Bewusstsein ihrer Gründe. Wie auch die Sophisten, misstraut Platon der landläufigen Vorstellung der Tugend. Das klare Bewusstsein der Gründe fehlt.
Platon zeigt aber, im Gegensatz zu den Sophisten, dass es ein Richtmass für Denken und Handeln gibt.
Er meint, dass wir durch unser Denken die Dinge erfassen können, die Ideen sind uns ein Mass des Denkens und des Handelns.
Platon's Philosophie ist "Licht-Metaphysik".
Ideen sind Formen, Gattungen und Allgemeinheiten des Seins, ursprünglich auch "Bild". Für Platon sind die Ideen die eigentliche Wirklichkeit. Dies zeigt er in seinem Dialog vom "Höhlengleichnis", in dem Gefangene in einer Höhle ihr ganzes Leben nichts als Schatten gesehen haben. Wenn ein Gefangener freikommt und sieht, dass die Schattenbilder an der Höhlenwand nur Nachahmungen des Wirklichen sind und es den noch Gefangenen Höhlenbewohner erzählen würde, dann würden diese ihm es nicht glauben. Platon schildert hiermit den Weg des Philosophen von den unklaren Vorstellungen zu den wirklichen Ideen. Das Verhältnis zwischen der Finsternis der Höhle und der Natur draussen entspricht dem Verhältnis zwischen den Formen der Natur und der Ideenwelt. Der Weg zu diesen Ideen ist also die Erkenntnis, oft trifft sie aber auf Widerstand bei den Menschen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Lehre der Sophisten?
Die Sophisten, deren Name "Lehrer der Weisheit" bedeutet, entwickelten sich aus den Lehren der Vorsokratiker. Sie glaubten, dass objektive Erkenntnis unmöglich sei und dass der Mensch das Mass aller Dinge ist. Wahrheit und Gerechtigkeit müssen immer im Bezug auf die Bedürfnisse der Menschen bewertet werden.
Was ist Skeptizismus?
Skeptizismus, vom griechischen Wort für "betrachten, untersuchen", ist eine Philosophie, die alles in Frage stellt und nach Beweisen für die Wahrheit sucht. Skeptiker zweifeln an der Zuverlässigkeit unserer Wahrnehmung und Erinnerung als Quellen des Wissens.
Wer waren wichtige Skeptiker der Antike?
Pyrrhon von Elis und Sextus Empiricus waren bedeutende skeptische Philosophen. Sie lehrten, dass man sein Leben in Übereinstimmung mit den Erscheinungen der Welt führen, aber keine Überzeugungen darauf gründen sollte, um geistigen Frieden zu bewahren.
Was ist Quellenskeptizismus?
Quellenskeptizismus stellt die Verlässlichkeit der Quellen unserer Überzeugungen in Frage, insbesondere in Bezug auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Was ist radikaler Skeptizismus?
Radikaler Skeptizismus stellt Hypothesen auf, die unseren üblichen Überzeugungen widersprechen, und fordert uns heraus, zu beweisen, dass diese Hypothesen falsch sind.
Warum war Platon gegen die Sophisten?
Platon war der Ansicht, dass die Lehre der Sophisten die Grundlagen des Wissens und der Sittlichkeit zerstörte. Er glaubte nicht, dass der Mensch das Mass aller Dinge sei, sondern dass es objektive Massstäbe für Denken und Handeln gibt.
Wie lautet Platons Lehre über die Erkenntnis der Wahrheit?
Platon glaubte, dass wir durch unser Denken die Dinge in ihrer eigentlichen Form, die *Ideen*, erfassen können. Diese Ideen dienen uns als Massstab für Denken und Handeln. Sein berühmtes Höhlengleichnis illustriert diesen Weg der Erkenntnis.
Was ist Platons philosophische Einstellung über die Natur des Menschen?
Platon sah den Menschen als dreiteilig, bestehend aus Kopf (Vernunft), Brust (Wille) und Unterleib (Begehren). Jedes Teil hat eine zugeordnete Tugend: Weisheit, Mut und Mässigkeit. Ein harmonischer Mensch erreicht Rechtschaffenheit durch das Zusammenspiel dieser Teile. Er glaubte auch an eine unsterbliche Seele und die Wiedererinnerung von Wissen aus früheren Leben.
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- Kiesbüye, Myrna-Alice (Autor:in), 2000, Skeptizismus, Platon, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99036