Kindesmisshandlung. Wie sich häusliche Gewalt auf die kognitiven Fähigkeiten auswirken


Hausarbeit, 2018

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Formen der Kindesmisshandlung
2.1 Definition von Misshandlung
2.2 Vernachlässigung
2.3 Seelische Misshandlung
2.4 Körperliche Misshandlung
2.5 Sexueller Missbrauch

3. Folgen der Kindesmisshandlung
3.1 Psychobiologische Folgen früher Stresserfahrung
3.2 Auswirkungen auf das Körperbild und Selbstgefühl

4. Diagnostisches Vorgehen bei Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung

5. Therapie
5.1 Vier Formen der Therapie
5.2 Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)

6. Zusammenfassung

1.Einleitung

Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern sich häusliche Gewalt auf die kognitiven Fähigkeiten des Kindes auswirkt. Sowohl früher, als auch heute gibt es zu viele körperliche, als auch psychische Gewalttaten gegenüber Kindern in den Familien. Unterstützt wird diese Aussage von der MIKADO - Studie, die von der Universität Regensburg erfasst wurde und von dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder gefördert wird. Ein besonderes Augenmerk bedarf die auffällig hohe Zahl von 14.000 missbrauchten Kindern, welche jedoch nicht die Dunkelziffer miteinbeschließt. Dies macht es nochmal umso deutlicher, dass es essentiell wichtig ist, diese Zahl zu reduzieren und dafür zu kämpfen, dass Kinder in einer gewaltfreien Umgebung aufwachsen können (vgl. Neutze, o. J., Absatz 4).

Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, auf die verschiedenen Formen von Misshandlung bzw. Missbrauch, insbesondere der psychischen Gewalt aufmerksam zu machen und deren Konsequenzen, als auch die Langzeitfolgen zu skizzieren. Auch mögliche Therapieformen werden vorgeschlagen, um die Möglichkeit zu haben, Traumata verarbeiten zu können.

Um zu verstehen, wie Kinder mit dieser Situation umgehen und welche Folgen dies mit sich bringt, werden zuerst die verschiedenen Formen der Misshandlung bzw. der Missbräuche dargestellt und deren verschiedene Auswirkungen auf das Kind. Des Weiteren werden sowohl die psychobiologischen Folgen früherer Stresserfahrung, als auch die Auswirkungen auf das Körperbild und das Selbstgefühl erläutert.

Damit ein klareres Bild der eigentlichen Diagnose entsteht und wie in solch einem Falle vorgegangen werden sollte, ist es von großer Bedeutung zu verstehen, wie Ärzte bzw. spezifische Fachleute handeln und damit dem Kind versuchen zu helfen.

Zum Schluss werden die allgemeinen Therapieformen genannt und kurz erläutert, wobei eine spezielle Traumatherapie, welche eine hohe therapeutische Wirkung auf traumatisierte Kinder ausübt vorgestellt wird.

2.Formen der Misshandlung

Im folgenden Kapitel wird auf die Definitionen und die verschiedenen Misshandlungsformen eingegangen. Sie werden kurz definiert, erläutert und zum Schluss wird auf die Folgen der jeweiligen Misshandlungsform eingegangen.

2.1 Definition von Misshandlung

„Kindesmisshandlungen sind gewaltsame psychische oder physische Beeinträchtigungen von Kindern durch Eltern oder Erziehungsberechtigte. Diese Beeinträchtigungen können durch elterliche Handlungen (wie bei körperlicher Misshandlung, sexuellem Missbrauch) oder Unterlassungen (wie bei emotionaler und physischer Vernachlässigung) zustande kommen.“ (Engfer, 2016, S.4).

2.2 Vernachlässigung

„Kinder werden vernachlässigt, wenn sie von ihren Eltern oder Betreuungspersonen unzureichend ernährt, gepflegt, gefördert, gesundheitlich versorgt, beaufsichtigt und/oder vor Gefahren geschützt werden“ (Engfer, 2016, S. 5).

Die Definition von Vernachlässigung hängt von den gesellschaftlichen Maßstäben ab und wird in Fällen von „extremer Armut und sozialer Randständigkeit“ (Engfer, 2016, S. 5) häufig beobachtet. Auch im Falle von Depressionen, geistigen Behinderungen oder Alkohol- und Drogenprobleme der Eltern wird das Kind vermehrt vernachlässigt. Esser zeigt in seiner Längsschnittstudie aus dem Jahr 1994, dass vernachlässigte Kinder im Alter von drei Monaten unter einer fehlenden Routine beim Trinken, Schlafen und Verdauen leiden und zusätzlich Symptome einer Störung des emotionalen Erlebens aufweisen. Kinder, die im Alter von zwei bis vier Jahren sind, weisen eine prägnante Unterentwicklung der kognitiven Entwicklung auf. Viereinhalbjährige Kinder zeigen jedoch ein ausgeprägt aggressives und schlecht steuerbares Verhalten und nässen bzw. koten sich im Vergleich zu Kinder, die mehr Zuwendung der Eltern erfahren durften häufiger ein. Ältere Kinder, wie Schulkinder und Jugendliche hingegen ziehen sich häufig zurück und leiden unter antisozialem Verhalten, sowie Suchtproblemen wie z.B. das Spielen an Konsolen (vgl. Engfer, 2016, S. 6).

2.3 Seelische Misshandlung

„Unter psychischer Misshandlung versteht man alle Handlungen oder Unterlassungen von Eltern oder Betreuungspersonen, die Kinder ängstigen, überfordern, ihnen das Gefühl der Wertlosigkeit vermitteln“ (Engfer, 2016, S. 7).

Da psychische Misshandlungen oft nicht wahrgenommen werden bzw. nicht für den Außenstehenden sichtbar sind, sind diese genauso grausam einzustufen, wie alle anderen Formen der Misshandlung. Doch insbesondere, weil die psychischen Misshandlungen nicht immer wahrgenommen werden können, spielen sie, egal in welcher Form der Misshandlung immer eine zentrale Rolle, da diese auch durch z.B. körperliche Gewalt ausgelöst werden können. Diese Aussage wird unterstützt durch die Tatsache, dass körperliche Wunden im Vergleich schnell heilen bzw. überhaupt heilen können, die seelische Wunden jedoch ein Leben lang bestehen bleiben können. Auch im Falle einer Trennung bzw. einer Scheidung kann es zu einer seelischen Misshandlung des Kindes kommen. Das Elternteil, bei dem das Kind wohnt, verlangt, dass sich das Kind auf seine Seite stellt. Dabei wird der Wunsch, den das Kind hat, die Verbindung von beiden Elternteilen aufrecht zu erhalten unterdrückt. Im Allgemeinen sind unterdrückte Kinder stark in ihrer kognitiven und emotionalen Entwicklung gefährdet. Das zuvor sichere und schutzbietende Zuhause bietet dem Kind nun keine Sicherheit mehr, welches zu gravierenden Folgen, wie erhöhter Aggressivität gegenüber anderen Kindern führen kann, aber auch gegen sich selbst in Form von Selbstverletzung (Maywald, 2013, S. 50f.). Welche Konsequenzen das Kind durch seelische Misshandlungen tragen wird, ist stark altersabhängig. Kinder im Säuglingsalter haben ein erhöhtes Risiko, dass die kognitiven Fähigkeiten, als auch die emotionale Entwicklung stark beeinträchtigt und eingegrenzt sein können, wenn die Eltern abwesend und emotional nicht verfügbar sind. Für ältere Kinder jedoch ist es gravierender, wenn die Eltern das Kind ablehnen und es nicht ausreichend in ihrer sozialen Kompetenz fördern. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese vernachlässigten Kinder Opfer eines sexuellen Missbrauchs werden ist erhöht, da sie durch die mangelnde Aufmerksamkeit Liebe und Anerkennung bedürfen (Engfer, 2016, S. 8f.).

2.4 Körperliche Misshandlung

„Unter körperlicher Misshandlung versteht man Schläge oder andere gewaltsame Handlungen (Stöße, Schütteln, Verbrennungen, Stiche usw.), die beim Kind zu Verletzungen führen können.“ (S.9)

Da in Deutschland keine Meldepflicht von körperlicher Misshandlung besteht, kann über die Anzahl der betroffenen Kinder keine zuverlässige Aussage gemacht werden. Jedoch lässt sich in der sozialwissenschaftlichen Studie von Wetzels aus dem Jahr 1997 zeigen, dass die Quote der Eltern, die ihre Kinder körperlich bestrafen bei ca. der Hälfte bis zwei Drittel liegt. Doch obwohl 85% der Eltern es für wichtig halten das Kind gewaltfrei zu erziehen, „ist der Prozentsatz der Kinder mit Misshandlungen (...) mit 10,6% in etwa gleich geblieben“ (Engfer, 2016, S. 9).

Misshandelte Vorschul- und Schulkinder leiden laut älteren Studien, wie der von Erickson von 1989 zufolge an einer mangelnden kognitiven, aber vor allem sprachlichen Entwicklung. Zudem haben sie in einem anspruchsvollen leistungsorientierten Umstand eine geringe Kompetenz, Ausdauer und Belastbarkeit und haben Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen zu kommunizieren und ihnen gegenüberzustehen ohne sich aggressiv zu verhalten. In neueren Studien wurde jedoch von Herrera und McCloskey im Jahr 2001 festgestellt, dass die Gewaltbereitschaft gegenüber Familienmitgliedern zunimmt. Cohen u.a. ergänzen diese Aussage durch die Behauptung die allgemeine Aggressionsbereitschaft und das externalisierende Verhalten würde ansteigen.

Auch „Depressionen (...), fehlende Sozialkompetenz, Mangel an prosozialem Verhalten (...), [sowie] Alkohol- und Drogenmissbrauch“ (Engfer, 2016, S.12) treten laut Salzinger und Cohen vermehrt auf.

Studien von Malinosky-Rummell und Hansen aus dem Jahr 1993 zeigen, dass vor allem bei misshandelten Männern langfristige Folgen, wie erhöhte Aggressionsbereitschaft, Alkohol- und Drogenmissbrauch auftreten. Misshandelte Frauen weisen jedoch eher emotionale Probleme und Suizidgedanken auf (Engfer, 2016, S.13).

2.5 Sexueller Missbrauch

„Gemeinsam ist allen Definitionsversuchen, dass zwischen Tätern und Opfern in der Regel ein Gefälle im Hinblick auf Alter, Reife oder Macht besteht und dass es sich um sexuelle Übergriffe handelt, die meistens gegen den Willen des Kindes erfolgen“ (Engfer, 2016, S.14).

Laut der Studie von Araji und Finkelhor aus dem Jahr 1986 werden vier Bedingungen genannt, die erklären, warum Kinder von Männern misshandelt werden. Zum einen gibt es die emotionale Passung, die beschreibt, dass die Täter sich „ausschließlich oder in besonderer Weise zu Kindern hingezogen fühlen“ (Engfer, 2016, S.19). Als zweite Erklärung wird die sexuelle Erregung beschrieben, in dem der Täter „sexuelle[r] Erregung mit Fantasiebilden von Kindern verknüpft“ (ebd.). Wenn „Kinder als Ersatz für erwachsene Sexualpartner“ (ebd.) dienen, so ist die dritte Erklärung gemeint. Letzteres wird die Enthemmung beschrieben, die besagt, dass „soziale Normen (...) außer Kraft gesetzt“ werden (ebd.).

Längsschnittstudien von Kendall-Tackett von 1998 zeigen, dass sexuell missbrauchte Kinder durchaus langfristige Folgen mit sich bringen. Sie ängstigen und fürchten sich schneller und öfter als andere Kinder, zeigen ein sexualisier- tes Verhalten und leiden unter Depressionen. Durch die Altersabhängigkeit werden die Folgen in drei Altersklassen unterteilt, da sie entweder vermehrt oder vermindert auftreten. Vorschulkinder, die sexuell missbraucht wurden zeigen häufig „Ängste, Albträume, Regressionen, internalisierendes und sexual i- siertes Verhalten“ (Engfer, 2016, S.21). Missbrauchte Schulkinder weisen neben den oben genannten Folgen zusätzlich noch Schulprobleme auf und verhalten sich kindlich, hyperaktiv und manchmal aggressiv. Als dritte Stufe werden die sexuell missbrauchten Jugendlichen in Bezug genommen und ist somit eine besonders problematische Stufe. Die Jugendlichen haben mit Problemen, wie Depressionen, Suizidneigungen und Alkohol- oder Drogenmissbrauch zu kämpfen (vgl. Engfer, 2016, S. 20f.).

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Kindesmisshandlung. Wie sich häusliche Gewalt auf die kognitiven Fähigkeiten auswirken
Hochschule
Fachhochschule Südwestfalen; Abteilung Soest
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
15
Katalognummer
V990569
ISBN (eBook)
9783346363923
ISBN (Buch)
9783346363930
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kindesmisshandlung, gewalt, fähigkeiten
Arbeit zitieren
Ann Marie Bendig (Autor:in), 2018, Kindesmisshandlung. Wie sich häusliche Gewalt auf die kognitiven Fähigkeiten auswirken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/990569

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