Judenverfolgung im Dritten Reich


Facharbeit (Schule), 2000

14 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Begriffserklärungen
1.1 Holocaust
1.2 SA
1.3 SS
1.4 NSDAP
1.5 Krematoriumsöfen
1.6 Genocid
1.7 Ghetto

2. Beginn der Judenverfolgung (1933-35)

3. Nürnberger Gesetze (ab 1935)
3.1 Auszug aus den Gesetzen

4. Reichskristallnacht und ihre Folgen (1938)

5. Das Warschauer Ghetto

6. Wannseekonferenz (1942)

7. Die ,,Endlösung" im 2. Weltkrieg (1939-45)

8. Nationalsozialistische Konzentrationslager

9. Das Verhalten der Kirche

10. Reaktionen der Bevölkerung

11. Resumée

12. Literatur

1. Begriffserklärungen

1.1 Holocaust: Aus dem Griechischen: holocaustos, ,,völlig verbrannt", übertragen

,,Brandopfer", ,,Massenvernichtung". Aus der englischen Bibelsprache ins Deutsche übernommener Begriff, der allgemein die Tötung einer großen Zahl von Menschen - in der Regel durch Feuer - bezeichnet, dann aber speziell auf die Ermordung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten im Rahmen der sogenannten Endlösung übertragen wurde. In Deutschland wurde der Begriff in den achtziger Jahren aufgrund einer amerikanischen Fernsehserie eingeführt.

1.2 SA:

Abkürzung für Sturmabteilung, die uniformierte und bewaffnete Kampf-, Schutz- und Propagandatruppe der NSDAP und ihre mitgliederstärkste Organisation. Die SA wurde 1920 als ,,Ordnertruppe", d. h. als Saalschutz für politische Veranstaltungen der Nationalsozialisten, gegründet und rekrutierte sich vor allem aus ehemaligen Soldaten. 1921 wurde die Saalschutztruppe unter der Leitung ehemaliger Freikorpsoffiziere, unter ihnen Ernst Röhm, zum Teil mit Mitteln der Reichswehr in einen paramilitärischen Kampfverband umgewandelt und schon bald auch für propagandistische Zwecke und gezielte Terroraktionen gegen politische Gegner eingesetzt. Die vornehmlich jugendlichen Schlägertrupps der SA waren von Anfang an gefürchtet.

1.3 SS:

Abkürzung für Schutzstaffel. Die im Umfeld der nationalsozialistischen Bewegung angesiedelte paramilitärische Gruppe wurde 1925 zunächst als so genannte ,,Stabswache" zum persönlichen Schutz Adolf Hitlers und später auch anderer NSDAP-Funktionäre gegründet. Anfänglich noch der SA unterstellt, entwickelte sich die SS zunehmend zu einer Elitetruppe mit besonderen Aufträgen. Unter ihrem ,,Reichsführer SS" Heinrich Himmler (ab 1929) übte die Gruppe auch ,,Polizeifunktionen" innerhalb der NSDAP aus, so ermordeten SS-Angehörige 1934 die Führungsriege der SA.

1.4 NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei): Nach dem 1. Weltkrieg

rechtsradikale Splitterpartei, gegen Ende der Weimarer Republik bedeutende politische Kraft, in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) die einzige zugelassene Partei. Die Partei wurde am 5. Januar 1919 von dem Eisenbahnschlosser Anton Drexler und dem Journalisten Karl Harrer in München als Deutsche Arbeiterpartei (DAP) gegründet und am 24. Februar 1920 in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannt. Adolf Hitler trat der Partei am 12. September 1919 bei und war zunächst ihr Propagandachef. Am 29. Juli 1921 wurde Hitler zum Parteivorsitzenden mit umfangreichen Vollmachten gewählt; es galt nun innerhalb der Partei das Führerprinzip, Mehrheitsbeschlüsse wurden abgeschafft.

1.5 Krematoriumsöfen: Öfen in Konzentrationslagern, in denen die ungeheuren Mengen an

Leichnamen verbrannt wurden.

1.6 Genocid: (griechisch: Völkermord), organisierter Massenmord an nationalen Gruppen, religiösen Gemeinschaften oder ethnischen Gruppierungen, denen bestimmte gruppenspezifische Merkmale gemeinsam sind oder lediglich zugeschrieben werden. Ziel ist es dabei, diese Gesellschaften oder Gruppen in ihrer Gesamtheit zu vernichten.

1.7 Ghetto: Ghettos waren zur Zeit der Judenverfolgung Durchgangsstationen auf dem Wege in den Tod. Zunächst gingen die Menschen noch an ihren gewohnten Arbeitsplatz im ,,arischen" Teil der Stadt und kehren abends in Ghetto zurück. Eines Tages war der Bereich mit Stacheldraht abgesperrt, und die Tore mit bewaffneten Posten besetzt.

2. Der Beginn der Judenverfolgung (1933-1935)

Antisemitismus war ein grundlegender Bestandteil von Hitlers Programm. Antisemitismus hieß die magische Formel, mit der er alle gesellschaftlichen Missstände erklärte und die politisch desorientierten Massen auf seine Seite zog. Antisemitismus war das Mittel, mit dem er die Rechtsordnung zerschlug, die Diktatur errichtete und das deutsche Volk in seine Verbrechen verstrickte.

Bereits kurz nach ihrer Machtergreifung am 30. Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten, ihr antisemitisches Programm in die Tat umzusetzen. Mehr als 50 zwischen April 1933 und September 1935 erlassene Gesetze verbannten die Juden aus dem öffentlichen Leben Deutschlands. Die akademischen Berufe, Schulen, Hochschulen sowie einflussreiche Positionen in Staat und Verwaltung waren ihnen nun verschlossen. Aufbauend auf einer vorher schon latent vorhandenen Judenfeindlichkeit kam es jetzt verstärkt zu - zum Teil organisierten - Übergriffen gegen Juden, so etwa ausgehend von Thüringen im Februar und März 1933, und bereits am 1. April 1933 riefen die Nationalsozialisten erfolgreich zum

Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte, Rechtsanwälte auf. Sprechchöre der SA zwangen Richter die Verhandlungen abzubrechen. Professoren konnten ihre Vorlesungen nicht mehr halten. Passanten wurden auf offener Strasse niedergeschlagen. SA Posten stellten sich vor den Geschäften und Büros jüdischer Inhaber auf. Wer das Gebot, diese Läden zu meiden, nicht beachtete, riskierte verprügelt und öffentlich angeprangert zu werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Berlin, 1. April 1933: Aufruf zum Boykott

3. Nürnberger Gesetze (ab 1935)

Einen ersten Höhepunkt erreichte die nationalsozialistische antisemitische Politik mit zwei Gesetzen im September 1935, dem ,,Reichsbürgergesetz" und dem ,,Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre". Diese Nürnberger Gesetze zielten darauf ab, den staatsbürgerlichen Status der Juden auf ein Minimum zu reduzieren und sie aus der Gesellschaft auszuschließen; gleichzeitig versuchte man, sie aus dem Wirtschaftsleben zu entfernen. In den folgenden Jahren wurden jüdische Geschäftsleute enteignet bzw. die von emigrierenden Juden zwangsweise aufgegebenen Geschäfte und Wirtschaftsunternehmen an sogenannte ,,Volksdeutsche" übergeben, sprich ,,arisiert". Die Nürnberger Gesetze bildeten die rechtliche Grundlage für die nun folgende planmäßige Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Vor Ausbruch des 2. Weltkrieges emigrierten noch etwa 315 000 Juden aus Deutschland. Danach war ein legales Ausreisen nicht mehr möglich. Zudem erschwerte die Eroberung der westlichen und nördlichen Nachbarländer (Frankreich, Niederlande, Dänemark) durch das Hitler-Regime spätere Fluchtpläne zunehmend. Auch hier erfolgten Deportationen von Juden durch die deutschen Besatzer. Einige Länder (z. B. die Schweiz) wehrten sich auch gegen den anschwellenden Flüchtlingsstrom durch Einreisebestimmungen, denen im Ergebnis viele Juden zum Opfer fielen.

3.1 Auszug aus den Nürnberger Gesetzen:

Reichsbürgergesetz vom 15. September 1935

§ 1 (1) Staatsangehöriger ist, wer dem Schutzverband des Deutschen Reiches angehört und ihm dafür besonders verpflichtet ist...

§ 2 (2) Reichsbürger ist nur der Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes, der durch sein Verhalten beweist, dass er gewillt und geeignet ist, in Treue dem Deutschen Volk und Reich zu dienen...

§ 3 (3) Der Reichsminister des Innern erlässt im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers die zur Durchführung und Ergänzung des Gesetzes erforderlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften.

4. Die Reichskristallnacht und ihre Folgen (1938)

Im Verlauf der verharmlosend als Reichskristallnacht bezeichneten Ausschreitungen wurden jüdische Synagogen, Wohnungen, Geschäfte und andere Einrichtungen, hauptsächlich durch Brandanschläge, zerstört. 97 Juden kamen ums Leben.

Der angeblich dem entfesselten Volkszorn entspringende Angriff auf jüdische Geschäfte, Privathäuser und Synagogen war in Wahrheit eine von NSDAP und SA durchorganisierte Aktion, bei der keineswegs nur die Fensterscheiben von über 7000 jüdischen Geschäften, 29 Warenhäusern und beinahe sämtlichen Synagogen (265) zerstört wurden (wie der Begriff Kristallnacht suggeriert) - zahlreiche Gebäude waren nach der Gewaltnacht abbruchreif. Die durch die Straßen tobenden, u. a. mit Brandsätzen bewaffneten Nationalsozialisten ermordeten zudem im Verlauf der Nacht 91 Menschen. Zum äußeren Vorwand für die Gewaltaktion war das Attentat auf den Sekretär der deutschen Botschaft in Paris, Ernst Eduard vom Rath, durch Herrschel Grynspan am 7. November genommen worden. Im Anschluss an die Pogromnacht wurden etwa 30 000 Juden vorübergehend in Konzentrationslagern interniert und eine kollektive Sondersteuer in Höhe von über einer Milliarde Reichsmark erhoben, die von den jüdischen Bürgern zu zahlen war. Die Reichskristallnacht bildete den signalkräftigen Auftakt zu den systematischen Maßnahmen der Judenverfolgung und -vernichtung (Holocaust, s.h.Pt.1) in Deutschland und den im Verlauf des 2. Weltkrieges eroberten Nachbarländern, die kurze Zeit später einsetzten. Zahlreiche Juden verließen - wie von den Nationalsozialisten anfänglich noch gewünscht - das für sie unbewohnbar gewordene Land - meist in Richtung Amerika oder Palästina. Viele andere blieben und wurden so schließlich Opfer der als ,,Endlösung" beschriebenen Ausrottungsstrategie.

Staatliche Eingriffe waren nur ausnahmsweise erforderlich, da die Unternehmer und Geschäftsinhaber aus ,,Selbsterhaltungstrieb" oder freiwillig alle ,,politisch Untragbaren" und besonders alle Juden fristlos kündigten. Am 17. und 18. März 1938 konnten schon einige Großkaufhäuser in Zeitungsannoncen melden, dass sie ,,judenrein", alle nicht - arischen Angestellten ,,dingfest" gemacht, verhaftet oder entlassen worden seien. In der Tat kam es bis zum nächsten, gelenkten blutigen Ausbruch von Antisemitismus im November desselben Jahres zu keinen derartigen Zwischenfällen. Um so schrecklicher und unmenschlicher arbeitete dafür aber zwischenzeitlich die Maschinerie der SS: ,,Der konsequent beschrittene Weg zum millionenfachen und technisch rationalisierten Mord in den Gaskammern von Auschwitz", schreibt Herbert Steiner, ,, hat eine logische Vorgeschichte". Den Anfang bildeten die von Amts wegen geförderten und geduldeten Misshandlungen einzelner Menschen. Es begann damit, dass man jüdische Mitbürger vor den Augen ihrer ,,arischen" Volksgenossen, und nicht selten unter deren Beifall, mit Handbürste und Lauge, im Schmutz kniend, die Straße ,,reinigen" ließ, dass man unschuldigen Menschen diffamierende Texte, auf um den Hals gehängte Tafeln geschmiert, durch die Stadt tragen ließ.

Diskriminierung in Norden: Ein Paar wird durch die Stadt getrieben

Mit diesen Aktionen zur Befriedigung eines gestörten Gefühlshaushaltes gingen Plünderungen und Erpressung einher in der klaren Absicht, sich für die Entbehrungen der Vergangenheit schadlos zu halten. Nicht nur Nationalsozialisten, auch Mitläufer und Leute, die sich um Politik wenig kümmerten, veranstalteten wochenlang Privatraubzüge, mit oder ohne ,,Legitimation" der

NSDAP. Unter diesen Aktionen litten neben den Vereinslokalen der ehemaligen

,,Vaterländischen Front", die Privatwohnungen der jüdischen Bankiers, der jüdischen Akademikerschicht, des jüdischen Mittelstandes und der Zehntausenden armer Juden. Betroffen waren auch jüdische Großkaufhäuser wie die kleinen Läden. Schmuck, Geld, Kleidungsstücke, Pelze, Teppiche, Kunstwerke, Mobiliar wurden von den Plünderern weggeschleppt.

Tatsächlich war es möglich, dass den Nationalsozialisten für die aus Deutschland kommenden Parteigenossen und Beamten sofort Wohnungen zur Verfügung standen und man einige Monate später anstatt des angekündigten Wohnungsbauprogramms versprechen konnte, Großwohnungen in Kleinwohnungen umzubauen.

5. Das Warschauer Ghetto

Die Nationalsozialisten ergriffen Maßnahmen, die die jüdischen Arbeiter so sehr schwächten, dass bereits Tausende von ihnen starben, ehe die Politik der totalen Vernichtung eigentlich einsetzte. Das Bekannteste und wichtigste Beispiel hierfür ist das Warschauer Ghetto. Zur Zeit seiner dichtesten Belegung hausten dort 445.000 Juden. Nirgendwo anders in Polen waren so viele Juden konzentriert. Die politischen Vorgaben zielten darauf, gesunde und fähige Arbeit so schnell wie möglich in abgemagerte Gerippe zu verwandeln.

Menschen, die den Hungerstod erlitten haben

Im Warschauer Ghetto lebten dreißig Prozent der Bevölkerung der polnischen Hauptstadt; das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 80.000 Menschen pro Quadratkilometer. In jedem einzelnen ,,Raum" einer Wohnung lebten im Schnitt mehr als neun Menschen. Wasserversorgung, Heizung und Abwasserentsorgung waren vollkommen unzureichend. Diese katastrophalen hygienischen Bedingungen in Verbindung mit der Übervölkerung des Ghettos führten oft zu Krankheiten und Epidemien. Doch diese Mangelzustände gerieten in den Hintergrund, da die Bewohner aufgrund des planmäßigen Aushungerns an Unterernährung litten. Die offizielle Tagesration für Juden im Warschauer Ghetto betrug dreihundert Kalorien. Polen dagegen erhielten 634 und Deutsche 2310 Kalorien. Die Ghettobewohner waren bald ausgehungert und in diesem geschwächten Zustand zu regelmäßiger Arbeit nicht mehr imstande. Die deutsche Politik gegenüber den Juden von Warschau , die typisch für die Behandlung aller polnischen Juden war, zielte auf die Vernichtung der Juden, nicht auf Ausbeutung ihrer Arbeitskraft. Die Deutschen versäumten es absichtlich, den Gesundheitszustand der Juden so zu erhalten, dass deren Arbeitsfähigkeit gesichert war.

Swietokrzyska-Straße in Warschau: Ghetto wird mit einer Mauer abgesperrt

6. Wannseekonferenz

Am 20. Januar 1942 in Berlin-Wannsee wurde eine Geheimbesprechung von Nationalsozialisten abgehalten, zu der Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD), Spitzenvertreter von SS-Dienststellen und von allen betroffenen Staatsbehörden eingeladen hatte. Thema war die Koordination des Massenmordes an den

Juden, bezeichnet als ,,Endlösung der europäischen Judenfrage". Protokoll führte SS- Obersturmbannführer Adolf Eichmann. Auf Veranlassung Adolf Hitlers hatte Hermann Göring am 31. Juli 1941 Heydrich mit der Ausarbeitung eines ,,Gesamtentwurfs" beauftragt. Etwa 370 000 Juden waren zuvor schon in Erschießungsaktionen der Heydrich unterstehenden Einsatzgruppen in besetzten polnischen und russischen Gebieten umgebracht worden. Heydrichs Plan bezweckte die Rationalisierung der Judenverfolgung und ihre systematische Ausdehnung auf alle unter deutschem Zugriff stehenden Gebiete, die es von ,,rund elf Millionen Juden" zu ,,säubern" galt. Sie sollten in Ghettos und Konzentrationslager nach Polen deportiert und dort durch ,,natürliche Verminderung" infolge von Zwangsarbeit vernichtet werden. ,,Der allfällig verbleibende Restbestand wird (...) entsprechend behandelt werden müssen, da dieser, eine natürliche Auslese darstellend, bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzusprechen ist." Mit der Wannseekonferenz begann eine Mordmaschinerie anzulaufen, an der zahlreiche Institutionen, Ämter, Industriebetriebe sowie Teile der SS, der Polizei und des Militärs beteiligt waren und die insgesamt Hunderttausende von Menschen beschäftigte. Etwa sechs Millionen Menschen fielen der historisch einzigartigen, rassenideologisch motivierten Vernichtungsaktion, dem größten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte, zum Opfer.

7. Die ,,Endlösung" im 2. Weltkrieg (1939-1945)

Mit der Besetzung einiger osteuropäischer Staaten zu Beginn des 2. Weltkrieges gelangte auch dort eine große Zahl von Juden in den Machtbereich der Nationalsozialisten. Die Juden per Druck zur Emigration zu veranlassen, schien den nationalsozialistischen Machthabern kein geeignetes Mittel mehr, um die angestrebte ,,Judenfreiheit" ihres Einflußbereichs zu erreichen. Statt dessen war die Ausrottung aller Juden, der flächendeckende Genocid, im Grunde bereits beschlossen.

Die polnischen Juden wurden daher in abgeriegelten Stadtvierteln, den Ghettos, in Warschau, Lodz, Krakau, Tarnow und Lublin unter unmenschlichen Verhältnissen auf engstem Raum festgehalten. Allein im Winter 1940/1941 starben infolge von Hunger, Durst und Seuchen im Warschauer Ghetto 20 Prozent der Juden. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion vom 22. Juni 1941 nahm die systematische Ausrottung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten ihren Anfang. Die neu eingerichteten und dem Reichssicherheitshauptamt unterstellten Einsatzgruppen folgten dem deutschen Heer in den Osten und ermordeten dort annähernd eine Million Juden systematisch durch Erschießungen. Im Januar 1942 schließlich plante man auf der Wannseekonferenz die Tötung von geschätzten 14,7 Millionen Juden mittels Gas in Vernichtungslagern und begann augenblicklich mit der Umsetzung dieses

Planes. Die in Güterwaggons herangeschafften Menschen wurden bei der Ankunft in den

Lagern zunächst in Arbeitsfähige und unmittelbare Todeskandidaten vorsortiert. Unter dem Vorwand einer Desinfektionsmaßnahme wurden die Opfer mittels Zyklon B, das aus den Duschköpfen strömte, erstickt (vergast). Die ungeheuren Mengen an Leichnamen wurden schließlich in lagereigenen Krematoriumsöfen verbrannt und in Massengräbern beerdigt.

Massengrab

Bevor die militärische Niederlage Deutschlands diese beispiellose Vernichtungsmaschinerie zum Stillstand brachte, starben fast drei Millionen Juden aus ganz Europa allein in den Vernichtungslagern Auschwitz, Chelmno, Belzec, Sobibór, Treblinka und Majdanek. Nach neuesten Schätzungen beträgt die Gesamtzahl der Opfer des Holocaust zwischen 5,3 und knapp über sechs Millionen Menschen. Die nach Kriegsende von den Alliierten und später der bundesrepublikanischen Justiz angestrengten Strafprozesse gegen die (zum Teil erfolgreich untergetauchten) Verantwortlichen ziehen sich teilweise bis in die Gegenwart. Um eine Ahndung sicherzustellen, wurde die sonst übliche Verjährungsfrist für diese ,,Verbrechen gegen die Menschlichkeit" kurz vor deren Eintreten per Gesetz aufgehoben.

8. Nationalsozialistische Konzentrationslager

Nachdem die Endlösung beschlossen war, wurden erstmals etwa 30 000 Juden in Konzentrationslagern interniert. Der ausgesucht schlechten Behandlung in diesen Lagern und den häufig sadistischen Ausfällen der Lagerkommandanten sowie der bei miserabler Ernährung und Unterbringung zu leistenden Zwangsarbeit fielen unzählige Menschen (neben rassisch verfolgten wie Juden und Roma und Sinti auch politische Häftlinge und

Homosexuelle) zum Opfer (,,Vernichtung durch Arbeit") Unmittelbar nach ihrer Machtergreifung am 30. Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der Errichtung von Konzentrationslagern nach dem von Theodor Eicke für das Lager Dachau entwickelten Konzept. In der Folgezeit entwickelte sich ein weitverzweigtes Netz von Außenstellen und Nebenlagern, die organisatorisch je einem Hauptlager zugeordnet waren. Einige wichtige Hauptlager waren Dachau (errichtet 1933), Sachsenhausen (1936), Buchenwald (1938), Mauthausen (1939), das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück (1940), Auschwitz (1941) und Bergen-Belsen (1943). Einige dieser Lager wurden im Rahmen des angestrebten Genozids an den Juden (Endlösung) bald zu reinen Vernichtungslagern umfunktioniert, in denen die Häftlinge gleich bei der Ankunft in den Tod geschickt wurden. Im Frühjahr 1934 übernahm die Schutzstaffel (SS) die alleinige Verantwortung für die Konzentrationslager und bildete eigene Wachverbände (Totenkopfverbände) aus. Einzelne Häftlinge wurden als Hilfskräfte (Kapos) herangezogen, die zum Teil ebenso grausam waren wie das SS-Wachpersonal, teilweise aber auch die Lebensverhältnisse für ihre Mitgefangenen erträglicher gestalten konnten. Anfangs wurden vor allem Regimekritiker inhaftiert, wie etwa Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschaftler und Monarchisten. Später kamen Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Kriminelle, sogenannte Arbeitsscheue und ,,Gewohnheitsverbrecher" hinzu, im 2. Weltkrieg auch Kriegsgefangene. Jeder Häftling war durch ein auf seiner Gefangenenkleidung aufgenähtes Symbol als Angehöriger einer der genannten Gruppen erkennbar.

Besonders nach 1937 wurden die Häftlinge systematisch als Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie arbeiteten sowohl für neugegründete Wirtschaftsunternehmen der SS als auch für Privatunternehmen, vor allem im Bausektor und in der Rüstungsindustrie. Unter der Parole ,,Vernichtung durch Arbeit" wurde ihre Arbeitskraft rücksichtslos ausgebeutet. Die Lebensverhältnisse in den Lagern waren unmenschlich; die Unterkünfte waren dürftig ausgestattete Baracken, Versorgung und sanitäre Verhältnisse waren völlig unzureichend. Gegen Ende des 2. Weltkrieges spitzte sich die Lage zu, als die Zahl der Häftlinge nochmals stark anstieg. Schätzungsweise 700 000 bis 800 000 von circa 1,6 Millionen Gefangenen starben in den Konzentrationslagern (ohne Vernichtungslager; diese miteingerechnet starb eine mindestens viermal höhere Anzahl von Menschen, Siehe auch Holocaust), vor allem an Hunger, Seuchen, Überanstrengung und den Misshandlungen durch das Wachpersonal, viele auch an den Folgen von medizinischen Versuchen. Am grausamsten behandelte man die sowjetischen und polnischen Kriegsgefangenen und besonders die Juden.

9. Reaktionen der Kirchen

Dem Volk wurde eine nationalsozialistische Pseudoreligion nahegelegt, die an Stelle des christlichen Glaubens treten sollte. Die Ersatzreligion wurde ,,Religion des deutschen Blutes und der arischen Rasse" genannt.

Die Kirchen hat die Judenverfolgung nicht verhindert. Sie wandte sich nicht entschieden gegen die Nationalsozialisten und deren Politik, sondern schloss das sogenannte Reichskonkordat mit der deutschen Reichsregierung ab.

Das deutsche Reich gewährleistete in dieser Vereinbarung jedem Religionsfreiheit und stellte sogar katholischen Organisationen und Verbände unter Schutz. Jedoch mussten alle Geistlichen und Ordensleute ihre Mitgliedschaft sowie ihre Tätigkeit in politischen Parteien einstellen. Dadurch verloren sie den unmittelbaren Einfluss auf das politische Leben und der erste große außenpolitische Erfolg Hitlers und der NSDAP war besiegelt. Einzig und allein die bekennende Kirche, die sich im Verlauf der Auseinandersetzung gegen die offizielle Deutsche Evangelische Kirche stellte, in der die Deutschen Christen großen Einfluss hatten, grenzte sich deutlich von der Theologie und Praxis der Deutschen Christen ab. Ihre wichtigste Aufgabe bestand darin, die um ihres Bekenntnisses Willen Verfolgten und Gemaßregelten und auch deren Angehörigen zu unterstützen.

Sie wollten die Lehre, dass der Staat die einzige und totale Ordnung des menschlichen Leben werden und daher auch die Bestimmung der Kirche annehmen soll, nicht unterstützen. Einzelne Versuche in den Gemeinden jüdische Mitbürger zu retten, dürfen genauso wenig übersehen werden als auch die Tatsache, dass mancher Pfarrer sein öffentliches Eintreten für die Juden mit KZ-Haft oder ähnlichem zu bezahlen hatte. Aber an öffentlichen Protesten der Kirchen gegen die Judenverfolgung

und -ausrottung fehlte es beinahe völlig. Erst am Schluss im Zusammenhang mit der

,,Endlösung" der Judenfrage regte sich der Protest. ,,Wird das Leben aus anderen genommen, so wird das Vertrauen der Menschen zueinander untergraben und damit die Gemeinschaft des Volkes zerstört. Vernichtung von Menschen, die einer anderen Rasse angehören, ist keine Führung des Schwertes, das der Obrigkeit von Gott gegeben ist." (Auslegung des 5. Gebotes, 12. preußische Bekenntnissynode, 1943)

10. Reaktionen der Bevölkerung

Die Bevölkerung war damals recht ungebildet. Die Menschen waren von der Weimarer Republik sehr enttäuscht und hofften, dass Hitler sein Versprechen ihnen Arbeit und Brot zu beschaffen, halten würde. Hitler hat es durch seine Kriegsvorbe-reitungen (z. B.

Autobahnbau) tatsächlich geschafft die dringendsten Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Deshalb wollten nur wenige Menschen in der Bevölkerung sehen, was mit Nichtregimekonformen und Juden geschah. Zu allem Unglück war der Hass gegen die Juden, da die meisten von ihnen, da im allgemeinen gute Geschäftsleute, etwas wohlhabender waren, schon bei Hitlers Machtübernahme sehr groß. Viele fanden die radikale Vorgehensweise Hitlers gut. Die die Gefahr darin sahen trauten sich in der Regel nicht Protest einzulegen, aus Angst selbst verfolgt zu werden. Nur wenige hatten den Mut, Juden oder andere Verfolgte im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen. Dieser Tatenlosigkeit haben wir es zu verdanken, dass es Hitler geschafft hat, seine paranoiden Pläne in Bezug auf die Weltherrschaft der Arier, soweit voranzutreiben, dass Millionen von unschuldigen Menschen ihr Leben dabei verloren.

11. Resumée

Die Misswirtschaft seiner politischen Vorgänger haben Hitler den Boden für seine Pläne geebnet. Das Land und die Menschen befanden sich in einer so schlimmen Lage, dass die Leute alles getan hätten, um ein besseres Leben führen zu können. Die allgemeine Ungebildetheit hat dazu beigetragen, dass viel zu wenige das rigorose Vorgehen dieses

Mannes kritisierten. Den meisten genügte es endlich wieder genügend zu essen zu haben, egal um welchen Preis. Hitler war zudem mit seinen Helfer ein erstklassiger Rhetoriker. Seinen mitreißenden Reden schenkten fast alle Menschen uneingeschränkten Glauben. Die Menschenverachtung darin sahen sie nicht oder wollten sie nicht sehen. Auch als den Reden Taten folgten und die Leute eigentlich hätten sehen müssen, dass sie sich durch reine Mitläuferschaft mitschuldig an den Greueltaten des ,,Führers" machten, taten sie nichts um den schlimmen Verlauf der Geschichte zu verhindert. Aus Hass, aus Unmenschlichkeit, aus Angst und aus dem Glauben heraus ,,wenn ich mich still verhalte kann mir nichts passieren". Das einzige was man den Leuten zugute halten kann ist, dass der Informationsfluss damals sehr schlecht war. Das einzige Medium war das Radio und das wurde von Hitler kontrolliert. So war es möglich, dass wirklich viele nichts von dem wussten, was um sie herum geschah. Doch alle Menschen, die in der Nähe von Konzentrationslagern wohnten oder in den Städten die Deportationen und Diskriminierungen täglich beobachten konnten, wussten Bescheid und sahen einfach weg. Betrachtet man sich unsere heutige Gesellschaft würde sich ein solches Wegsehen bei ähnlichen Problemen vermutlich wiederholen. Keiner kümmert sich richtig um den anderen. Selbst bei Überfällen auf der Straße kommt es vor, dass die Leute wegsehen, anstatt zu helfen. Hier wäre es sehr notwendig, bereits in Schule und hauptsächlich im Elternhaus darauf zu achten, unsere Kinder zu Menschen zu erziehen, die tolerant sind und die nach humanitären Grundsätzen handeln.

12. Literatur

Goldhagen, Jonah Daniel (1996). Hitlers willige Vollstrecker. Siedler Verlag, Berlin

Schoenberner, Gerhard (1998). Der gelbe Stern. Bertelsmann Verlag, München

Abram I. , Heyl M. (1996). Thema Holocaust Ein Buch für die Schule, Rowohlt Taschenbuchverlag GmbH, Hamburg

Gutschera H., Thierfelder J. (1976). Brennpunkte der Kirchengeschichte. Schöningh Verlag, Paderborn

Lexi-Rom Encarta (1999) Unterschiedliche Stichworte zum Thema Judenverfolgung im Dritten Reich

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Judenverfolgung im Dritten Reich
Autor
Jahr
2000
Seiten
14
Katalognummer
V99071
ISBN (eBook)
9783638975209
Dateigröße
594 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Viel Spaß damit!
Schlagworte
Judenverfolgung, Dritten, Reich
Arbeit zitieren
Muppi Uhlar (Autor:in), 2000, Judenverfolgung im Dritten Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99071

Kommentare

  • Gast am 23.5.2002

    Hallo Lehrer.

    Kann mich nur meinem Vorgänger anschließen!Du warst meine letzte Rettung!In zwei Tagen ist der Abgabetermin für meine Dokumentation!:-)

  • Gast am 4.12.2001

    Kommentar zu Judenverfolgung im Dritten Reich.

    Vielen Dank du hast mir den Arsch gerettet, muss in zwei Tagen ein Referat über das Thema schreiben

  • Gast am 6.3.2001

    Muppi Uhlar.

    Deine Arbeit ist wirklich gut geschrieben. ich finde nur, dass Deine Notiz viel Spaß nicht am richtigen Platz ist.

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