Das Protokoll (Verlaufs- und Ergebnisprotokoll)


Referat (Ausarbeitung), 2001

14 Seiten, Note: 2

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Das Protokoll
1.1 Aufgabe eines Protokolls allgemein
1.2 Aufgaben eines Seminarprotokolls
1.3 Anforderungen an ein Seminarprotokoll
1.4 Das Verlaufsprotokoll
1.5 Das Ergebnisprotokoll
1.6 Verlaufs- oder Ergebnisprotokoll?

2. Verlaufsprotokoll Psychologieseminar vom 3.11.2000

3. Ergebnisprotokoll Psychologieseminar vom 3.11.2000

Anhang

Literaturverzeichnis

Einleitung

Das Seminar „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“ wird für die Studenten des Grundstudiums im Fachbereich Sozialwesen als Wahlpflichtfach angeboten. Ich habe mir dieses Seminar ausgesucht, weil ich möglichst genau darüber informiert werden wollte, wie man exzerpiert, wie man sich gut auf Prüfungen vorbereiten kann, wie man Referate hält, wie man Hausarbeiten und Protokolle schreibt, etc. Als Leistungsnachweis für dieses Seminar konnte ich nun wählen, ob ich eine Hausarbeit zum Thema „Hausarbeit“, „Referat“ oder „Protokoll“ anfertigen wollte. Ich habe mich für das Thema „Protokoll“ entschieden, da ich damit „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ konnte.

Das Prinzip der Hausarbeit eignete ich mir durch das Erarbeiten und Verfassen des theoretischen Teils, anhand der empfohlenen Literatur zu diesem Thema, an. Das Schreiben des Protokolls wendete ich daraufhin in einer Sitzung eines meiner Seminare an, Psychologie bei Herrn Prof. Dr. Fricke.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die nur in meinem Kopf bestanden („bekomme ich das hin?“), kam ich gut mit dem Verfassen der Hausarbeit voran und stelle nun im folgenden mein Arbeitsergebnis vor.

1. Das Protokoll

Es gibt grob unterteilt drei Arten von Protokollen:

a) das Verlaufsprotokoll
b) das Ergebnisprotokoll
c) das naturwissenschaftliche Versuchsprotokoll

Im folgenden gehe ich jedoch nur auf das Verlaufs- und das Ergebnisprotokoll ein, da das naturwissenschaftliche Protokoll für eine Studentin des Sozialwesens im Allgemeinen keine Rolle spielt.

1.1 Aufgabe eines Protokolls allgemein

Die Aufgabe eines Protokolls ganz allgemein besteht darin, den Inhalt, den Verlauf und die Ergebnisse von Gesprächen, Lehrveranstaltungen/Seminaren, Konferenzen usw. festzuhalten.

1.2 Aufgaben eines Seminarprotokolls

Die Aufgaben speziell eines Seminarprotokolls lassen sich wie folgt differenzieren: Zunächst einmal dient das Protokoll, vor allem im Grundstudium oft als Leistungsnachweis, was es den Studenten oft schwer macht, den positiven Sinn eines Protokolls, abgesehen von der Note, zu erkennen.

Das Protokoll dokumentiert den Seminarverlauf. Es hat die Aufgabe das Gelernte und Erarbeitete einer Seminarsitzung schriftlich zu fixieren, so dass man in der folgenden Sitzung (wenn man z. B. gefehlt hat) oder als Prüfungsvorbereitung darauf zurückgreifen kann. Desweiteren dient es als Informationsquelle für Dritte, die sich über das Seminar oder ein speziell behandeltes Thema einer Seminarsitzung informieren möchten.

Nachdem ich nun die Aufgaben des Protokolls hauptsächlich in bezug auf den Studenten näher beschrieben habe, möchte ich noch kurz erläutern, dass das Protokoll auch für den Seminarleiter Aufgaben erfüllt.

Der Seminarleiter kann nämlich anhand guter Protokolle, die von seinen Sitzungen angefertigt wurden, Rückmeldung darüber gewinnen, inwieweit seine inhaltliche Seminarplanung vom tatsächlichen Seminarverlauf abweicht oder nicht. Zudem kann es ihm als Gedankenstütze dienen, wenn er zukünftig zum gleichen oder einem ähnlichen Thema ein Seminar anbieten möchte und sich über die inhaltliche Planung noch nicht im Klaren ist („Was habe ich damals mit den Studenten behandelt und was kann ich neu hinzunehmen?“)

1.3 Anforderungen an ein Seminarprotokoll

Um die oben genannten Aufgaben erfüllen zu können, gilt es bestimmte Anforderungen an das Protokoll zu stellen, sei es nun Verlaufs- oder Ergebnisprotokoll.

Ein Seminarprotokoll sollte so abgefasst sein, dass es jemandem, der die protokollierte Sitzung nicht besucht hat, das Wesentliche verständlich vermitteln kann. Der Inhalt der Sitzung muss aus dem Protokoll klar hervorgehen. Hierbei ist darauf zu achten, dass es nicht so sehr auf die Wiedergabe möglichst vieler Details ankommt, sondern vielmehr auf den inneren Zusammenhang der besprochenen Einzelheiten.

Der Inhalt des Protokolls muss in jedem Fall objektiv und sachlich sein. Interpretationen haben in einem Protokoll nichts zu suchen. Nur tatsächlich Gesagtes oder Angeschriebenes darf in das Protokoll aufgenommen werden.

1.4 Das Verlaufsprotokoll

Das Verlaufsprotokoll im Speziellen hat die Aufgabe den Verlauf (wie der Name schon sagt) und die Ergebnisse einer Seminarsitzung festzuhalten. Ein Verlaufsprotokoll sollte folgendes beinhalten:

- die Seminar-/bzw. Diskussionsthemen, die in der Seminarsitzung behandelt wurden bzw. behandelt werden sollten
- den Verlauf des Seminars; am besten in systematischer Ordnung (Zuordnung

des Besprochenen zu den angekündigten Themen der Sitzung), da die Inhalte des Seminars möglichst klar wiedergegeben werden sollen · den Inhalt von Referaten, wenn welche vorgetragen wurden; handelt es sich um Textanalysen oder -kritik, über die im weiteren Seminarverlauf diskutiert wurde, ist es ratsam, den/die entsprechenden Text/e wörtlich in das Protokoll mit aufzunehmen, sei es nun direkt in das Protokoll (bei kürzeren Texten) oder als Anhang

- die benutzten Medien wie Texte, Tafelanschriften, Overheadfolien, Videobeamerpräsentationen, Flipchartanschriften oder Fotokopien, etc., damit auch die Darstellung des Vorgetragenen oder Erarbeiteten schriftlich festgehalten wird
- Gesprächsbeiträge der Seminarteilnehmer; hierbei zwingend aber nur die Beiträge, die die Sitzung vorantreiben; bei einer offenen Diskussion ist nicht jeder Beitrag für das Vorankommen einer Diskussion wichtig; es gilt zu selektieren, was wichtig und was unwichtig ist
- Literaturhinweise bzw. Quellenangaben auf die vom Seminarleiter oder einem Referent verwiesen wurde
- eventuell erarbeitete Zwischenergebnisse
- Ergebnisse und Zusammenfassungen, die erarbeitet wurden und am Ende einer Sitzung vom Seminarleiter oder einem -teilnehmer noch einmal kurz wiedergegeben werden
- die Unterschrift des/der Protokollanten/in als Nachweis, wer das Protokoll geschrieben hat und wer dafür verantwortlich ist; bei sachlichen oder gravierenden formalen Mängeln wird der Seminarleiter unter Umständen noch einmal an den Protokollanten herantreten und ihm diese Mängel mitteilen.

Neben den inhaltlichen Anforderungen, die an ein Verlaufsprotokoll gestellte werden gibt es aber auch die formalen Anforderungen, die zu beachten sind, wie im folgenden von mir stichpunktartig kurz dargestellt:

- Kopfzeile:

z. B.:

Fachhochschule Wiesbaden

Fachbereich Sozialwesen

Seminar: Psychologie WS 00/01 Leitung: Herr Prof. Dr. Fricke Beginn: 8.15h Ende 9.45h

Protokollantin:

- Unterschrift des/r Protokollanten/in · Anlagen

Nachdem ich nun die Anforderungen an das Verlaufsprotokoll vorgestellt habe, gehe ich über zum Ergebnisprotokoll.

1.5 Das Ergebnisprotokoll

Im Unterschied zum Verlaufsprotokoll gibt das Ergebnisprotokoll nicht den gesamten Verlauf und genauen Inhalt einer Seminarsitzung wieder, sondern beschränkt sich möglichst auf die Ergebnisse, sofern Ergebnisse überhaupt herausgearbeitet werden konnten, was in freieren Diskussionen oft schwer machbar ist.

In freieren Diskussionen lassen sich häufig nur die „Meinungslager“ und die dazu geäußerten Pros und Contras festhalten. Das Ergebnisprotokoll ist somit die Kurzform des Verlaufsprotokolls und enthält neben den Formalien, die denen des Verlaufsprotokolls gleichen (s.o.), in Kurzform die Ergebnisse der Seminarsitzung.

1.6 Verlaufs- oder Ergebnisprotokoll?

Welche Form des Protokolls nun in einem Seminar Anwendung findet, hängt in aller Regel von den Wünschen bzw. Vorstellungen des Seminarleiters ab und sollte vorher immer mit diesem abgestimmt werden.

Keines der beiden Protokolle ist besser oder schlechter, wenn nach der Wertigkeit gefragt werden sollte; es kommt auf den Nutzen an, den das Protokoll erbringen soll. Bei der Protokollierung beider Arten ist vom Protokollant einer Seminarsitzung in jedem Fall höchste Konzentration gefordert, damit dieser das Gesagte und evtl. Angeschriebene aufschreiben kann und schon gleich zumindest grob strukturieren kann, bevor er es dann zu Hause ins Reine schreibt.

Die zwei beschriebenen Protokollarten, das Verlaufs- und Ergebnisprotokoll, möchte ich nachfolgend nochmals anhand einer Psychologieseminarsitzung von Herrn Prof. Dr. Fricke darstellen.

Dieses Psychologieseminar ist Teil des Grundstudiums und vermittelt den Studenten die Grundlagen der Psychologie, die für zukünftige Sozialarbeiter/-pädagogen wichtig sind und auf denen auch Hauptstudiumsseminare aufbauen.

Ich habe zunächst ein Verlaufsprotokoll geschrieben und dann noch einmal ein Ergebnisprotokoll zu der gleichen Seminarsitzung, um den Unterschied zwischen Verlaufs- und Ergebnisprotokoll möglichst sichtbar zu machen.

2. Verlaufsprotokoll Psychologieseminar vom 3.11.2000

Fachhochschule Wiesbaden

Fachbereich Sozialwesen

Psychologie WS 2000/2001

Leitung: Herr Prof. Dr. Fricke

Protokoll der Sitzung vom 3.11. 2000

Themen: 1. Erklären von Verhalten (Nachtrag)
2. Exkurs: Statistische Grundbegriffe
3. Vorhersage von Verhalten

Beginn: 8.15 Uhr Ende: 9.45 Uhr

Protokollantin:

1. Erklären von Verhalten (Nachtrag) In der Seminarsitzung vom 27.10.00 wurde das Erklären von Verhalten bereits ausführlich von Herrn Prof. Dr. Fricke dargestellt; er bringt zu Beginn dieser Sitzung als Nachtrag noch eine Studie zu diesem Thema vor und zeigt welche statistische Schwächen Studien aufweisen, wenn nur ein kritisches Merkmal untersucht wird unter Nichtberücksichtigung anderer Nebeneinflüsse.

Die Studie befasst sich mit dem Thema „Leben Vegetarier länger?“ (siehe Anlage 1). In dieser Studie wurde nachgewiesen, dass unter knapp 2000 ausgewählten vegetarisch lebenden Bundesbürgern, nach 10 Jahren nur 82 Testpersonen gestorben sind. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung, hätten es erwartungsgemäß entsprechend dem altersgemäßen Durchschnitt der Bundesbürger 230 Todesfälle sein müssen.

Dieses Ergebnis wurde von den Versuchsleitern so gewertet, dass allein die Ernährungsweise den Vegetariern eine höhere Lebenserwartung verschaffte. Die Mängel dieser Studie sind darin zu sehen, dass andere Einflüsse wie der Bildungsgrad der Vegetarier, der Beruf, der Alkoholkonsum, das Rauchen, das Körpergewicht oder die sportliche Betätigung nicht berücksichtigt wurden.

Um diese Studie „Leben Vegetarier länger?“ aussagekräftig zu machen, müssen die Vegetarier und Nichtvegetarier gleich zusammengesetzt werden, indem die Nebeneinflüsse beider Gruppen parallelisiert (=gleichgemacht) werden. Nach Parallelisierung der Nebeneinflüsse von Vegetariern und Nichtvegetariern stellte sich nun heraus, dass vegetarisches Leben allein nicht zu einer höheren Lebenserwartung führt.

Es zeigte sich nur, dass Vegetarier insgesamt eine gesündere Lebensweise bevorzugen, weniger rauchen, weniger Alkohol trinken, mehr Sport treiben, etc. als Nichtvegetarier und meist auch einen höheren Bildungsgrad besitzen und höhere Stellen besetzen.

Herr Prof. Dr. Fricke fügt hinzu, dass bei Konstanthaltung aller Einflüsse mit höherer Intelligenz die Gesundheit sinkt. Die Erklärung für dieses „Phänomen“ liegt darin begründet, dass sich höher Intelligente mehr über sich und Ihre Gesundheit Gedanken machen.

Das Verfahren, welches beschrieben wurde, um eine Studie aussagekräftig zu machen, ist die Parallelisierung, d.h. dass bis auf das zu untersuchende kritische Merkmale, alle anderen Einflüsse gleich sein müssen bzw. gemacht werden müssen.

2. Statistische Grundbegriffe

Herr Prof. Dr. Fricke fährt mit einem Exkurs fort, der für das Verständnis aller nachfolgenden Themen hilfreich sein wird.

Es geht um die Grundbegriffe der Statistik.

Hierzu liest Herr Prof. Dr. Fricke einen anekdotischen Beitrag vor (siehe Anlage 2), der sich mit einem angeblich überdurchschnittlichen Geburtenanstieg neun Monate nach einem Stromausfall in New York und einem Geburtenanstieg neun Monate nach einem Schneesturm in Chicago, befasst.

Die Studie zeigt, dass die Zahlen von 1967 nicht isoliert betrachten werden dürfen, da man sonst zu falschen (eben dieser, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Stromausfall/Schneesturm und Geburtenrate) Schlussfolgerungen kommt. Im Vergleich der Zahlen von 1967 zu 1966 und 1968 ist zu sehen, dass der November stets ein geburtenschwächerer Monat war als der Oktober und der Dezember.

Zwar sinkt die Geburtenrate insgesamt von Jahr zu Jahr, doch ist der Prozentsatz zu niedrig, als dass er statistisch Bedeutung hätte.

Die Folgerung hieraus lautet, dass der Schneesturm tatsächlich keinerlei Einfluss auf die Geburtenrate im November 1967 hatte.

Herr Prof. Dr. Fricke nimmt diese Studie als Beispiel, um zu zeigen, dass statistische Untersuchungen zu prüfen haben, ob Unterschiede, wie diese der schwankenden Geburtenrate, auf die mutmaßlich verursachende Variable(der Schneesturm) oder auf zufällige Schwankungen(der Geburtsraten) zurückzuführen sind. Ein Statistiker kann aber nie „Absolutaussagen“ machen, sondern immer nur „Wahrscheinlichkeitsaussagen“.

Statistische Unterschiede sind dann bedeutsam (signifikant), wenn die Wahrscheinlichkeit, dass etwas zufällig zustande gekommen ist, kleiner als 0,5 (=5%) ist. Die Statistiker machen noch feinere Unterscheidungen; etwas ist sehr signifikant, wenn die Zufallswahrscheinlichkeit kleiner als 0,1 ist und etwas ist äußerst signifikant, wenn die Zufallswahrscheinlichkeit kleiner oder gleich 0,01 ist. Je signifikanter ein Sachverhalt ist, desto statistisch glaubwürdiger ist er auch.

Die folgenden Grundbegriffe der Statistik werden von Prof. Dr. Fricke nur kurz definiert: arithmetischer Mittelwert = Durchschnittswert (Summe der Beobachtungen geteilt durch die Anzahl der Beobachtungen) Median = genau der mittlere Wert (bei einer Notenskala von 1-6, ist die 3 der Median) Modus = der häufigste Wert (bei einem Notenspiegel kommt einmal die 1, viermal die 2, achtmal die 3, dreimal die 4, einmal die 5 und zweimal die 6

(3 ist der Modus)

Die Statistiker interessieren sich aber nicht nur für die Mittelwerte, sondern auch für die Streuungsmaße: Streubreite = Differenz aus dem höchsten und dem niedrigsten gemessenen Wert Standardabweichung = durchschnittliche Abweichung vom Mittelwert Der nächste statistische Grundbegriff ist die Korrelation (r). Sie besagt den statistischen Zusammenhang zweier Messreihen, die an den gleichen Individuen erhoben wurden (z. B. Schulerfolg und Intelligenz, Einschulungstest und Intelligenz, Schulversagen und Intelligenz).

r = 0 (es besteht keine Korrelation) r = 1 (perfekte Korrelation)

r = -1 (negative Korrelation; Beispiel: niedrige Intelligenz, bestes Abitur)

Bewegt sich die Korrelation in den Bereichen 0,2 bis -0,2 ist sie statistisch nicht

relevant.

Herr Prof. Dr. Fricke merkt an, dass man isolierten Statistiken aufgrund von Fehlinterpretationen nicht glauben kann; es werden immer Vergleichswerte benötigt, um interpretieren zu können. Hierzu legt er nacheinander 3 Grafiken zum Thema „Autofahren wird immer sicherer“ auf und macht deutlich, dass jede Grafik für sich eine eigene Realität beinhaltet, dass man aber die drei Grafiken zusammen betrachten muss, um eine richtige Interpretation des Sachverhalts geben zu können.

Herr Prof. Dr. Fricke verweist auf sein Skript, indem dieses Beispiel als Beispiel Nr.5 nochmals ausführlich beschrieben ist.

3. Vorhersage von Verhalten

Zur Vorhersage von Verhalten zitiert Herr Prof. Dr. Frick zunächst Thomas Hobbes: „Die Vorhersage ist die Hauptursache für das vorhergesagte Ereignis“. Als Beispiel für eine sich selbst erfüllende Prophezeiung bringt er die Ödipus- Mythologie an (siehe Anlage).

Allein der Glaube an die Kraft des Orakels machte die Erfüllung der Prophezeiung erst möglich.

In der heutigen Zeit gibt es 3 Beispiele, die ebenfalls mit sich selbst erfüllenden Prophezeiungen zu tun haben und unter diesem Gesichtspunkt näher betrachtet werden sollen:

1) Placebo-Effekte
2) Voodoo-Tod
3) Lernexperimente mit Schülern und Ratten

zu 1)

Placebos = Blindpräparate ohne Wirkstoffe

Diese „Medikamente“ oder besser Blindpräparate können objektiv gar keine Wirkung entfalten.

In der Praxis zeigt sich jedoch, dass sie oft helfen und sogar Nebenwirkungen hervorrufen können. Häufig werden Placebos verabreicht, wenn sich Klinikärzte bei „schwierigen“ Patienten, denen physisch nichts Erkennbares fehlt, nicht mehr anders zu helfen wissen. Hauptsächlich finden die Placebos allerdings Einsatz bei Medikamentenneutests. Die entsprechenden Kontrollgruppen/-personen bekommen diese verabreicht. Jedoch weiß weder der Arzt, noch der Patient, ob er das zu testende Medikament oder ein Placebo bekommt; das weiß einzig und allein der oder die Versuchsleiter. Solche Tests nennt man Doppelblindversuche.

zu 2)

Der amerikanische Mediziner Cannon berichtet in den 40er Jahren über mysteriöse Todesfälle nach Aussprechen eines Fluches.

Ein Mann wird von einem Medizinmann verflucht und stirbt wenige Zeit später tatsächlich. Die Erklärung für mysteriöse Todesfälle wie diese, werden von den Medizinern Cannon und Richter mit zwei unterschiedlichen Hypothesen über Herzversagen begründet.

Richter ging in seiner Hypothese davon aus, dass die Todgeweihten sich selbst aufgeben, die Folge eine Übererregung des Parasympathicus ist, die dazu führt, dass sich der Herzschlag verlangsamt, bis das Herz schließlich ganz aufhört zu schlagen (=Vagus-Tod).

Cannon dagegen vertrat die Hypothese, dass es nach dem Aussprechen des Fluches oder Zaubers zu einer übermäßigen Aktion des Symphaticus kommt, was dazu führt, dass die Blutzufuhr zum Herzen gedrosselt wird; das wiederum führt zu Herzflimmern und schließlich ebenfalls zum Tod.

Die Hypothese von Cannon klingt für die meisten Mediziner plausibler als die von Richter. Ein Beispiel für den umgekehrten Fall, nämlich, dass ein Todgeweihter, dem man den Tod voraussagt schließlich doch überlebt, liest Herr Prof. Dr. Fricke aus seinem Skript vor und verweist auf eben diese Stelle (siehe Anlage)ohne sie näher zu kommentieren.

zu 3)

Prof. Dr. Fricke erläutert die Untersuchungen von Rosenthal und Jacobsen, die 1976 einen Zusammenhang zwischen den Lehrererwartungen und Intelligenzentwicklung von Schülern aufzeigten.

Ein Lehrer bekam am Anfang eines neuen Schuljahres eine neue Klasse. Die Schüler dieser Klasse wurden von den Psychologen zuvor Intelligenztests unterzogen. Den Lehrern wurde nun gesagt, dass einige der Schüler im kommenden Schuljahr enorme Lernfortschritte machen würden.

Am Ende dieses Schuljahres zeigte sich tatsächlich, dass diese „auserwählten“ Schüler wirklich gute Noten hatten und eine außergewöhnliche Steigerung des Intelligenzquotienten vorweisen konnten, obwohl einige von Ihnen in den Tests vor Beginn des Schuljahres einen ziemlich niedrigen Intelligenzquotienten aufwiesen. Bereits 1966 zeigte Rosenthal ähnliche Effekte bei Ratten auf. Die Ratten sollten in einem T-Labyrinth möglichst schnell das Futter finden, welches in der rechten Abzweigung des T-Labyrinths lag.

Den Versuchsleitern (VL) wurden bestimmte Ratten als dümmer verkauft als die anderen. Die vermeintlich dümmeren Ratten schnitten tatsächlich schlechter ab als die „intelligenten“. Herr Prof. Fricke erklärt dies damit, dass die VL bei den „intelligenten“ Ratten wesentlich motivierter waren und auf einen exakten Versuchsablauf achteten, während die VL, die die dümmeren Ratten zu beobachten hatten, sich keine Mühe gaben und Erfolge der Ratten lediglich als „Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn“ abtaten.

Dieser Versuch wurde sogar mit Plattwürmern durchgeführt; man erweckte unter den VL den Eindruck, unterschiedlich lernfähiger Plattwürmer. Dieser Versuch zeigte das gleiche Ergebnis von mehr und weniger lernfähigen Plattwürmern. Um solche Fehler in Versuchsreihen nicht entstehen zu lassen und zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen, werden die Tests als die bereits erwähnten Doppelblindversuche durchgeführt.

Unterschrift

Anlagen: Anlage 1: Studie: „Leben Vegetarier länger?“

Anlage 2: Studie aus den USA über den Geburtenanstieg nach Stromausfall/Schneesturm

entnommen dem Skript von: Fricke, Prof. Dr. W. WS 2000/01. Psychologie. Eine Einführung. Teil 1.

3. Ergebnisprotokoll des Psychologieseminars vom 3.11.2000

Fachhochschule Wiesbaden

Fachbereich Sozialwesen

Psychologie WS 2000/2001

Leitung: Herr Prof. Dr. Fricke

Protokoll der Sitzung vom 3.11. 2000

TOPs:

TOP 1: Erklären von Verhalten (Nachtrag)

TOP 2: Exkurs: Statistische Grundbegriffe

TOP 3: Vorhersage von Verhalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Protokollantin:

TOP 1:

Um eine Studie aussagekräftig zu machen und statistischen Schwächen zu vermeiden müssen alle Einflüsse bis auf das zu untersuchende kritische Merkmal parallelisiert

(= gleichgemacht) werden, d.h. die scheinbar nicht wichtigen Nebeneinflüsse müssen ebenfalls beachtet werden und gleich sein.

TOP 2:

Statistische Unterschiede sind bedeutsam (signifikant), wenn die Wahrscheinlichkeit, dass etwas zufällig zustande gekommen ist, kleiner als 0,5 (=5%) ist. (0,1 = sehr signifikant)

(0,01 = äußerst signifikant)

arithmetischer Mittelwert = Durchschnittswert (Summe der Beobachtungen dividiert durch die Anzahl der Beobachtungen)

Median = genau der mittlere Wert (bei einer Notenskala von 1-6, ist die 3 der Median)

Modus = der häufigste Wert (bei einem Notenspiegel kommt einmal die 1, viermal die 2, achtmal die 3, dreimal die 4, einmal die 5 und zweimal die 6 (3 ist der Modus)

Jedoch sind nicht nur die Mittelwerte interessant, sondern auch die Streuungsmaße: Streubreite = Differenz aus dem höchsten und dem niedrigsten gemessenen Wert Standardabweichung = durchschnittliche Abweichung vom Mittelwert

Korrelation (r) = statistischer Zusammenhang zweier Meßreihen, die an den gleichen Individuen erhoben wurden (z. B. Schulerfolg und Intelligenz, Einschulungstest und Intelligenz, Schulversagen und Intelligenz).

r = 0 (es besteht keine Korrelation) r = 1 (perfekte Korrelation)

r = -1 (negative Korrelation; Beispiel: niedrige Intelligenz, bestes Abitur) Korrelationen in den Bereichen 0,2 bis -0,2 sind statistisch nicht relevant.

TOP 3:

3 Beispiele für sich selbst erfüllende Prophezeiungen :

1) Placebo-Effekte Placebos = Blindpräparate ohne Wirkstoffe, können objektiv gar keine Wirkung entfalten; in der Praxis helfen sie jedoch und können Nebenwirkungen hervorrufen. Placebos finden meist Einsatz bei Medikamenteneutests.

Die Kontrollgruppen/-personen eines solchen Tests bekommen die P. verabreicht ohne zu wissen, dass sie in der Kontrollgruppe sind; auch der Arzt weiß nicht (nur der VL), ob er P. oder Medikament verabreicht (=Doppelblindversuche).

2) Voodoo-Tod

Die Mediziner Cannon und Richter begründen mysteriöse Todesfälle (Tod nach Aussprechen eines Fluchs/eines Zaubers), die sich bei bestimmten Naturvölkern zutrugen, mit 2 unterschiedlichen Hypothesen über das Herzversagen: Richter: Die Todgeweihten geben sich selbst auf; Folge ist eine Übererregung des Parasympathicus, die dazu führt, dass sich der Herzschlag verlangsamt bis zum vollständigen Herzstillstand (=Vagus-Tod).

Cannon: Nach Aussprechen des Fluches/Zaubers übermäßige Aktion des Sympathicus; führt zur Drosselung der Blutzufuhr zum Herzen, Folge ist Herzflimmern und schließlich der Tod.

3) Lernexperimente im Unterricht bzw. mit Ratten

Es besteht ein Zusammenhang zwischen Lehrererwartungen und Intelligenzentwicklung von Schülern. Lehrern wurde glaubhaft gemacht, dass bestimmte Schüler besonders intelligent wären und im kommenden Schuljahr extreme Fortschritte machen würden(obwohl einige unter Ihnen nur eine mäßige Intelligenz aufwiesen in Tests vor Beginn des Experiments); diese Schüler entwickelten sich über ein Schuljahr entsprechend der Voraussage sehr gut und konnten am Ende des Schuljahres gute Noten vorweisen und eine enorme Steigerung des Intelligenzquotienten. (Rosenthal und Jacobsen, 1976).

Gleiche Effekte zeigten sich bei Ratten; diejenigen die vermeintlich dümmer waren schloßen in den Experimenten entsprechend schlechter ab als die „intelligenteren“. (Rosenthal, 1966).

VL waren bei den intelligenteren Ratten motivierter und achteten auf einen exakten Versuchsablauf; VL mit den „dümmeren“ Ratten gaben sich keine Mühe und werteten Erfolge der Ratten als „ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn). Aufgrund solcher Fehler in Testreihen, werden diese als Doppelblindversuche durchgeführt.

Unterschrift

Anlagen:

Anlage 1: Studie: „Leben Vegetarier länger?“

Anlage 2: Studie aus den USA über den Geburtenanstieg nach Stromausfall/Schneesturm aus dem Skript von: Fricke, Prof. Dr. W. WS 2000/01. Psychologie. Eine Einführung. Teil 1.

Literatur:

Hülshoff, F. und Kaldewey, R. 1979. Mit Erfolg studieren. Studienorganisation und Arbeitstechniken. München.

Sesink, W. 1997. Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten ohne und mit PC. München.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Protokoll (Verlaufs- und Ergebnisprotokoll)
Hochschule
Hochschule RheinMain
Veranstaltung
Einf. in das wissenschaftl. Arbeiten
Note
2
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V99082
ISBN (eBook)
9783638975315
Dateigröße
357 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Protokoll, Ergebnisprotokoll), Einf, Arbeiten
Arbeit zitieren
Anonym, 2001, Das Protokoll (Verlaufs- und Ergebnisprotokoll), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99082

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