Adäquates Rückentraining nach dem 5-Stufen-Modell. Von der Diagnose bis zur Evaluation


Einsendeaufgabe, 2021

53 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1.0 Einleitung
1.1 Rücken- und Kreuzschmerzen - Volkskrankheit Nr.1
1.2 Rückenschmerzen sind oft auch Stressfolgen
1.3 Theoretische Grundlagen
1.4 Anatomie der Wirbelsäule
1.5 Training der Tiefenmuskulatur

2.0 Individuelle Trainingsplan (1 Fallbeispiel)
2.1 Allgemeine und biometrische Daten
2.2 Persönliche Fragen / Motivation
2.3 Krankheitsbild Skoliose
2.4 Therapie und Behandlung einer Skoliose
2.5 Krafttestung
2.6 Zielsetzung/Prognose
2.7 Trainingsdurchführung
2.7.1 Aufwärmen
2.7.2 Übungsauswahl
2.7.3 Begründung der Übungsauswahl
2.8 Ziele und Inhalte der Analyse

3.0 Individuelle Trainingsplan (2 Fallbeispiel)
3.1 Allgemeine und biometrische Daten
3.2 Krankheitsbild Bandscheibenvorfall L5/ S1
3.3 Krafttestung
3.4 Zielsetzung/Prognose
3.5 Trainingsdurchführung
3.5.1 Übungsauswahl
3.6 Fazit

4.0 Literaturverzeichnis

1.Einleitung

1.1 Rücken- und Kreuzschmerzen - Volkskrankheit Nr.1

Aufgabe der Abschlussarbeit Rückentraining ist es, ein adäquates Rückentraining nachdem 5 Stufen Modell für einen Zeitraum von 6 Monaten zu planen. Dabei sind alle Stufen, von der Diagnose, über die Zielsetzung, die Trainingsplanung, die Durchführung bis hin zur Evaluation bzw. den Re - Test enthalten

Viele Menschen leiden heutzutage unter Verspannungen, Rückenschmerzen, Gelenkproblemen und weisen diverse Fehlhaltungen auf. Ursache für diese Probleme sind meist Bewegungsmangel und falsche Körperhaltung oft auch in Alltagsbewegungen. Muskuläre Dysbalancen sind in diesen Fällen nicht selten. Dazu kommt noch eine falsche Ernährung und ein schlechtes Herz- Kreislaufsystem.

Durch Bewegung wird der Kreislauf in Schwung gebracht, die Gelenke werden mobilisiert und die Muskulatur wird aktiviert. Die Anpassung des HK -Systems zeigt sich durch die Steigerung von Herzfrequenz und Schlagvolumen. Nach allgemeiner Einschätzung leiden 80% unserer Bevölkerung irgendwann in ihrem Leben an Rückenschmerzen. Von Rückenschmerzen scheinen Erwachsene jeden Alters betroffen zu sein. Eine erste Periode von Rückenbeschwerden kommt meistens vor dem dreißigsten Lebensjahr. Dabei finden sich die Erkrankungen gleichermaßen unter Berufstätigen mit körperlicher Schwerarbeit wie auch bei Sitzberufen mit chronischen Bewegungsmangel.

Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten, kostenintensivsten und medizinisch ungelösten Problemen in Deutschland. 69 Prozent der Deutschen leiden unter Rücken-schmerzen, 12 Prozent sogar täglich. 34 Prozent der Deutschen klagen über rezidivierende oder chronische Rückenschmerzen. 20 Millionen Deutsche suchen oder chronische Rückenschmerzen. 20 Millionen Deutsche suchen jedes Jahr wegen Rückenschmerzen einen Arzt auf. Weitere interessante Fakten sind: Die häufigsten Therapieformen sind Medikamente - 64 Prozent der Patienten erhalten diese -, Krankengymnastik (61%), Massagen (49%) und Spritzen (44%).Bei 81 Prozent der Patienten, denen die verordneten Maßnahmen geholfen haben, kommen die Rückenschmerzen wieder. Rückenschmerzen verursachen in Deutschland einen jährlichen volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von zirka 49 Milliarden Euro. Lediglich zirka 7 Prozent der Patienten verursachen 80 Prozent aller Kosten. Hierbei handelt es sich vor allem um Patienten, die unter chronischen Rückenschmerzen leiden. Diese zeigen drei Auffälligkeiten: Sie sind zumeist übergewichtig, in der Regel älter als 50Jahre und überwiegend weiblich. Rein rechnerisch verursacht jeder Rückenschmerz Patient durchschnittliche Gesamtkosten in Höhe von mehr als 1 300 Euro pro Jahr. Diese Kosten nehmen jedoch mit zunehmendem Schmerzgrad exponentiell zu; das heißt, dass Chronifizierung Stadium des Krankheitsbildes bestimmt die Höhe der medizinischen Versorgungs- und sozialen Folgekosten (quelle 1)

1.2 Rückenschmerzen sind oft auch Stressfolgen

Chronische Erkrankungen entstehen häufig aus dem Zusammenwirken verschiedener Belastungsfaktoren, vor allem aus dem Bereich des persönlichen Verhaltens und der Arbeitsund Umweltbedingungen. Neben dem individuellen Risikoverhalten wirken beim Entstehen von Rückenbeschwerden in der Regel auch Arbeitsbedingte, außerbetriebliche und Persönlichkeitsbedingte Gesundheitsrisiken mit.

Mit einem regelmäßigen Rückentraining könnte man diesen krankheitsbegünstigenden Risikofaktoren entgegenzuwirken, auf der anderen Seite Schutzfaktoren (z.B. körperliche Aktivität, Lebensfreude, soziale Integration) aufbauen, die dem Menschen helfen, gesund zu bleiben, sich wohl zu fühlen oder mit seinen Leiden besser fertig zu werden. Rückentraining zielt auf die Wiederherstellung, Verbesserung und Erhaltung der

- Rücken-Gesundheit die Entfaltung des Körperbewusstseins
- Die Hinführung rückenfreundlichem Verhalten (Reduzierung / Vermeidung rückenschädlicher Verhaltensweisen)
- Verbesserung der körperlichen Fitness und Leistungsfähigkeit (Belastbarkeit)
- Die langfristige Motivation zur Durchführung wirkungsvoller Alltagsstrategien Lifetime-Sport, Bewegung, Entspannung)

Die einzelnen Rückentrainings Pläne setzen sich aus verschiedenen Elementen und Inhalten zusammen, wobei deren Gewichtung je nach Ausrichtung und Zielsetzung der individuellen Rückenschule durchaus unterschiedlich sein kann. Hier seien die wichtigsten Punkte genannt:

- Verhalten im Alltag
- Haltung und Bewegung werden individuell korrigiert.
- Rückengerechte Hebe- und Tragetechniken werden so eingeübt und trainiert, dass sie auch in den Alltag umgesetzt werden können.
- Bewegung: Über weiterführende Rückenschonende Bewegungsaktivitäten wird informiert.
- Gymnastische Übungen zur gezielten Kräftigung und Dehnung einzelner Muskelgruppen werden durchgeführt.
- Anleitungen werden gegeben für das gezielte, individuell angemessene Rückentraining zu Hause.
- Entspannung: Über verschiedene Formen der Entspannung wird informiert. Entspannungstechniken, wie beispielsweise die so genannte progressive Muskelentspannung, werden durchgeführt und trainiert.
- Anleitungen für selbstständig durchzuführendes Entspannungstraining werden vermittelt.
- Umgang mit Schmerz
- Verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit Schmerz sowie das Erlernen verschiedener Formen zur Bewältigung des Schmerzes stehen im Vordergrund.
- Arbeitsplatz: Über die rückengerechte Arbeitsplatzgestaltung (Tischhöhe, Sitzkissen etc.) wird informiert.

1.3 Theoretische Grundlagen

Man kann davon ausgehen, dass die Rückenmuskeln typischerweise, wie letztlich die gesamte Skelettmuskulatur, während stundenlanger Alltagsbelastung (z.B. Sitzen, Stehen, Gehen) dominant aerob arbeiten. Das heißt, es geht um eine kontinuierliche Langzeitausdauerbelastung unterhalb der lokalen anaeroben Schwelle. Dies ist bei stundenlangen Belastungen physiologisch nicht anders möglich (Quelle 2)

Wenn es zu Kraftanstrengungen kommt, dann sind diese eher kurz und eher submaximal (z.B. Heben eines Wäschekorbes mit nasser Wäsche). Deshalb wird bei dieser Beanspruchung die anaerob-alaktazide Energiebereitstellung via Kreatinphosphats Wechsel kurzfristig zum aeroben Stoffwechsel hinzugeschaltet (Heck, 1990). Erfolgt diese submaximale Kraftbelastung mehrmals aufeinander (z.B. beim Bodenumgraben im Garten, Heben schwerer Lasten), neigt man im Alltag nicht dazu, sich bis zur vollkommenen Erschöpfung innerhalb von Sekunden oder wenigen Minuten aus zu belasten, sondern verfolgt andere Strategien.

Eine besteht darin, die Belastungsintensität etwas in Richtung „aerob“ zu senken (z.B. mit ökonomischer Arbeitshaltung). Eine andere ist, Pausen zwischen den einzelnen Belastungen zu machen. In den Pausen erfolgt dann die Rephosphorylierung, die relativ schnell zur Erholung führt (Heck, 1990). Trotzdem kann es bei dieser Art von Belastung über die vielen Belastungswiederholungen zu leichten Anhäufungen von Laktat kommen.

Denn der anaerob-laktazide Stoffwechsel ist grundsätzlich bei allen Bewegungsleistungen - selbst bei Ruhe Bedingungen beteiligt (Heck, 1990). Außerdem ist die Pausendauer für die Erholung - bei einer Halbwertzeit für die Laktatkompensation von 12-5 Minuten - in der Regel für eine vollständige Laktatkompensation zu kurz (Bartholdi et al., 2001a & 2001b). Dieses Belastungsverhalten im Alltag ist also wesentlich anders als z.B. im Leistungssport. Dort kommt es unter dem Aspekt der maximalen (Kraft-)Leistung in einer definierten Zeit oder innerhalb einer möglichst kurzen Zeit eher zu einer vollständigen Erschöpfung in Richtung Maximalkraft oder anaerob-laktazider Kraftausdauer.

1.4 Anatomie der Wirbelsäule

Die Wirbelsäule ist in drei Hauptabschnitte unterteilt: Den oberen Abschluss bildet die Halswirbelsäule (HWS) mit sieben Halswirbeln. Ihre Aufgabe ist es, den Kopf zu tragen.

In der Mitte befindet sich die Brustwirbelsäule (BWS) mit zwölf Brustwirbeln. Gemeinsam mit dem Brustbein und den Rippen bildet sie den knöchernen Brustkorb. Das untere Ende stellt die Lendenwirbelsäule (LWS) mit ihren fünf Lendenwirbeln dar. Sie steht direkt auf dem Becken auf.

Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt (Quelle 3)

Auch das Becken ist - zumindest zum Teil - Bestandteil der Wirbelsäule. Kreuzbein und Steißbein stellen den hinteren Teil des Beckens dar. Auch sie bestehen aus Wirbeln, die jedoch zu einem starren Knochen verschmolzen sind und keine Eigenbewegung zulassen.

Die verschiedenen Aufgaben und Belastungen haben den Wirbeln der einzelnen Wirbelsäulenabschnitte unterschiedliche Formen verliehen. So sind beispielsweise die Halswirbel merklich kleiner als die Lendenwirbel. Sie muss lediglich das Gewicht des Kopfes tragen, während auf den Lendenwirbeln die Last des Rumpfes und der Arme ruht - und das des Kopfes noch dazu. Die typische Doppel-S-Form der Wirbelsäule, bildet sich bereits während der ersten Lebensjahre in der Phase des Laufen Lernens. Die Brustwirbelsäule weist eine deutliche, nach hinten gerichteter Krümmung auf (Brustkyphose). Die unten anschließende Lendenwirbelsäule gleicht das durch eine leicht nach vorne gerichteter Wölbung aus. Das hat statische Auswirkungen: Das Körperlot läuft eng an der Wirbelsäule entlang und kann über das Becken an die Beine weitergegeben werden, ohne dabei große Hebelkräfte zu verursachen. Den Hauptteil des Gewichts tragen der Wirbelkörper. Er und ein paariger Wirbelbogen, bilden zusammen den Wirbel. Die Verbindung der aufeinander folgenden Wirbellöcher bildet den Spinalkanal, in dem das Rückenmark verläuft.

Zwei benachbarte Wirbellöcher schließen allerdings nicht fugenlos aneinander an. Aus der entstehenden Lücke, dem Zwischenwirbelloch, treten links und rechts Nerven aus. Gelenkfortsätze, die sich am Wirbelbogen befinden, nehmen einen Teil der senkrecht einwirkenden Druckkräfte auf. Sie bestimmen die Beweglichkeit der Wirbel in den einzelnen Abschnitten. In der Lendenwirbelsäule zum Beispiel sind die Gelenkfortsätze von vorn nach hinten gerichtet. Das erlaubt das Beugen und Strecken, engt aber die Möglichkeiten zur Drehung und Seitenneigung merklich ein. Als einziges Wirbelelement der Lendenwirbelsäule sind die Dornfortsätze durch die Haut ertastbar. Sie und zwei weitere größere Elemente, die Querfortsätze, sind die eigentlichen Ansatzflächen und der anatomische Ursprung der Rückenmuskulatur. Unser Körper folgt in vieler Hinsicht modernsten Konstruktionsmerkmalen. So sind die Wirbel wie viele andere Knochen auch in Leichtbauweise ausgeführt. Während die Ränder aus einer stabilen Knochenrinde bestehen, verteilen im Inneren viele feine Knochenbälkchen die Last gleichmäßig auf den gesamten Querschnitt. Ober- und Unterseite der Wirbelkörper sind mit glattem Knorpel überzogen. Diese Schichten dienen als Lager für die Zwischenwirbelscheiben (Bandscheiben). Bandscheiben befinden sich in allen Wirbelzwischenräumen - außer zwischen erstem und zweitem Halswirbel. Den Bandscheiben kommt eine fundamentale Aufgabe zu: Sie erlauben die Bewegung der Wirbelkörper gegeneinander und sorgen für die gleichmäßige Verteilung einwirkender Kräfte.

Der Mensch kann im Laufe des Tages einen bis zwei Zentimeter kleiner werden. Die Ursache dafür ist bei den Bandscheiben zu suchen: Im Stehen und Sitzen wirkt ständig hoher Druck auf sie ein. Die Folge: Wasserverlust und damit Rückgang der Scheibendicke. Im Liegen nimmt die Bandscheibe wieder Wasser auf und lässt uns am nächsten Morgen in voller Größe erwachen. Bandscheibenschäden entstehen in vielen Fällen ebenfalls durch die tägliche Druckbelastung. Ist der Druck zu hoch, sinkt die Versorgung der Bandscheiben mit Sauerstoff und Nährstoffen auf ein Minimum. Dauert diese "Unterernährung" über einen längeren Zeitraum an, sind Schädigungen die Folge.

1.5 Training der Tiefenmuskulatur

Durch Bewegungsmangel oder überwiegend sitzende Tätigkeiten werden die kleinen, tief liegenden Muskeln zu wenig beansprucht und verlieren ihre Schutzfunktion. Die großen äußeren Muskeln können das aber nicht immer kompensieren. Ein gezieltes Training der stabilisierenden Tiefenmuskulatur ist notwendig. Die Tiefenmuskulatur ist eine den Körper stabilisierende Muskulatur. Es handelt sich um die unteren, tiefen Muskelschichten, die dem Körper Form geben und Gelenke stabilisieren.

Durch Bewegungsmangel oder überwiegend sitzende Tätigkeiten werden die kleinen, tief liegenden Muskeln zu wenig beansprucht und verlieren ihre Schutzfunktion. Die großen äußeren Muskeln können das aber nicht immer kompensieren. Ein gezieltes Training der stabilisierenden Tiefenmuskulatur ist notwendig.

Zur Tiefenmuskulatur gehören die tiefen liegenden Anteile der Bauch- und Rückenmuskulatur sowie die Beckenbodenmuskulatur. Auch in der Beinmuskulatur werden bestimmte Muskeln zur Tiefenmuskulatur gerechnet.

Die Oberflächenmuskulatur lässt sich durch Krafttraining relativ einfach und gezielt trainieren und formen. Sie kann jedoch nicht allein den Körper stabilisieren, wenn die Tiefenmuskulatur nicht mit trainiert wird. Mit den Maschinen im Fitnessstudio erreicht man zum Beispiel die tiefen Bauch- und Rückenmuskeln in der Regel auch nicht. Sie kontrahieren erst, wenn der Körper in eine instabile Position kommt. Für die Stabilität der Körpermitte sind die tiefen Bauch- und Rückenmuskeln (und alle weiteren Core-Muskeln) sogar noch wichtiger als die Oberflächenmuskulatur. Sie sorgen für mehr Gleichgewicht und Stabilität, ermöglichen verschiedene Rück- und Seitwärtsneigungen sowie Drehbewegungen.

Ein Training mit Stabilisations- und Balanceübungen wird als propriozeptives Muskeltraining bezeichnet. Ziel und Zweck des Trainings ist die Verbesserung der Koordination. Grundlage aller Bewegungen bildet das Zusammenspiel zwischen Muskulatur und Nervensystem. Dabei haben Propriozeptoren eine besondere Bedeutung. Es handelt sich um Rezeptoren, die Informationen über die Gelenkbewegung und Gelenkstellung an das Nervensystem leiten. Sie gewährleisten die Wahrnehmung der Bewegung und die Wahrnehmung der Stellung des Körpers im Raum. Mit zunehmender Alter nehmen die koordinativen Fähigkeiten wie Gleichgewichtsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit ab. Durch ein regelmäßiges Stabilisations- und Balancetraining kann man koordinativen Fähigkeiten erhalten und verbessern. Grundsätzlich lässt sich das sogenannte propriozeptive Training als Sport-Einheit auf instabilen Böden bezeichnen. In dem Zusammenhang bedeutet das Wort „Propriozeption“ übersetzt Vorausahnung und weist darauf hin, unter welchem Gesichtspunkt diese Fitnessform ausgeübt wird. So soll das Training die Ausgleichsbewegungen des Körpers unterstützen und den Gleichgewichtssinn optimieren. Das Zentrum bildet die Rezeptoren und deren komplexes Zusammenspiel mit verschiedenen Muskeln. Bereits seit Generationen hat die Propriozeption in dem Leistungssport, speziell in Mannschaftssportarten einen festen Platz und wird vor jedem Training absolviert. Mittlerweile konnte sich das Verfahren allerdings ebenfalls im privaten Bereich etablieren, sodass es zu dem Angebot in Fitnessstudios oder dem Personaltraining zählt. Dies beruht auf den vielen positiven Effekten, die sich aus dem propriozeptiven Training ergeben und der umfangreichen Gruppe an Personen, die jenes betreiben könnten. Ausschlaggebend für den Erfolg ist aber ebenso das Prinzip, welches sich hinter einem wirkungsvollen propriozeptiven Training verbirgt. Der Fokus bei dem propriozeptiven Training liegt auf der propriozeptiven Wahrnehmung. Das bedeutet, der Organismus des Menschen ist darauf ausgerichtet, verschiedene Reize aus dem Inneren zu erfassen und diese an den Bewegungsapparat weiterzuleiten. Ein solcher Vorgang lässt sich vereinfacht als Aufnahme- und Verarbeitungsprozess betiteln. Für gewöhnlich geschieht er automatisch und läuft im Unterbewusstsein des Menschen ab. Deshalb wissen viele Personen nicht, welchen Einfluss die propriozeptive Wahrnehmung auf die Mobilität haben kann. Insofern jemand zum Beispiel stolpert, sorgt Letztere dafür, dass der Körper den drohenden Fall abfängt, gegensteuert und den Bewegungsapparat schnell wieder ins Gleichgewicht bringt. Was oftmals als selbstverständlich erscheint, ist folglich das Resultat einer engen Zusammenarbeit mehrerer Bewegungsabläufe und Körperteile. Jene propriozeptive Wahrnehmung von der Position und der Bewegung des Menschen in einem Raum oder seiner Einzelteile zueinander geschieht mittels der Rezeptoren. Sie befinden sich in den Gelenken, der Muskulatur, dem Bindegewebe, den Bändern sowie Sehnen und nehmen den betreffenden Reiz wahr, um ihn an eines der Verarbeitungszentren zu übermitteln. In Bezug auf die Propriozeption kommt es besonders auf die richtigen Übungen an, denn es gibt ein breit gefächertes Angebot an sportlicher Betätigung, die ein solches Training unterstützt. Einige der beliebtesten Gerätschaften sind:

- das Wackelbrett,
- ein Trampolin,
- Aerostepp,
- das Balanceboard,
- Schaumstoff- oder Weichbodenmatten.

2.0 Individuelle Trainingsplan (1 Fallbeispiel)

2.1 Allgemeine und biometrische Daten

Es wurden persönliche Angaben, Gesundheitszustand anamnestisch abgefragt Alter 22 Jahre, Geschlecht Weiblich

Berufliche Tätigkeit: Studentin. Vorwiegend sitzende Tätigkeit? Im Beruf ja, im Alltag nicht

Biometrische Daten Körpergröße 1.68 m Körpergewicht 63 kg Ihr BMI 22,3 - Normalgewicht.

Blutdruck 120 /85 mmHg Ruheherzfrequenz 74 S/min.

Was ist der BMI: Der Body-Mass-Index, kurz BMI, ist die gebräuchlichste Formel zur Gewichtsberechnung. Er ergibt sich aus dem Verhältnis des Körpergewichts in Kilogramm und der Körpergröße in Metern zum Quadrat. Je nach Höhe des errechneten Werts unterscheidet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Auswertung fünf Kategorien: Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht, extremes Übergewicht (Adipositas) und massive Adipositas.

BMI = Körpergewicht: (Körpergröße) 2

Blutdruck und Ruheherzfrequenz: der Blutdruck der Probandin nach Bewertung der WHO und der International Society of Hypertension ([IHS], 2006), befindet sich im normalen Bereich.

2.2 Persönliche Fragen / Motivation:

3 Kg Körperfett abnehmen und Figur formen. Kraft verbessern, Rückenschmerzen vermindern

2.3 Krankheitsbild Skoliose:

Die Skoliose (griech. skolios = krumm) beschreibt eine Fehlstellung der Wirbelsäule, die durch deren seitliche Verbiegung und Drehung um die Längsachse gekennzeichnet ist. Sie zählt zu den häufigsten und am längsten bekannten orthopädischen Leiden.

Die Ursachen für die Ausbildung einer Skoliose sind vielfältig und reichen von angeborenen Fehlbildungen bis hin zu muskulären oder nervalen Schädigungen nach Unfällen oder bestimmten Erkrankungen. Die Verkrümmung führt zu einer Asymmetrie des Oberkörpers mit Schulterhochstand. Auf der einen Seite bildet sich ein Rippenbuckel und auf der

Gegenseite ein Rippental. Diese Fehlstellung nimmt vor allem während der Jugend bei verstärktem Körperwachstum immer mehr zu und führt gleichzeitig zu einer Versteifung, wenn nicht aktiv therapiert wird.

Die dauerhafte Fehlstellung der Wirbelsäule führt zu einer schnelleren Abnutzung, sodass Patienten mit Skoliose mit zunehmendem Lebensalter unter erheblichen Beschwerden leiden können. Die als Folge der Skoliose auftretende krankhafte Verkürzung des Rumpfes belastet die inneren Organe wie Herz, Lunge, Nieren, Magen und Darm.

Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich in der Regel eine deutliche seitliche Verbiegung der Wirbelsäule. Eine Skoliose liegt ab einer seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule von 10 Grad vor. Diese wird anhand des Cobb-Winkels gemessen, den der Rückenspezialist im Röntgenbild ablesen kann. Die Prognose bei frühzeitiger Therapie ist meist recht gut

Etwa 85 % aller Skoliosen sind noch unbekannten Ursprungs. Diese Form der Skoliose entsteht vor allem zu wachstumsintensiven Zeiten. Betroffen sind daher vor allem Kinder und Jugendliche. Die Wirbelkörper wachsen dabei in eine Richtung langsamer als in die andere. Durch dieses Fehlwachstum einzelner oder mehrerer Wirbelkörper kommt es zu deren Drehung (= Torsion), die wiederum eine Verdrehung (= Rotation) der gesamten Wirbelsäule hervorruft. Im Ergebnis ist die Wirbelsäule seitlich nach rechts oder links verbogen. Die idiopathische Skoliose verursacht in der Regel keine Schmerzen. Daher wird diese Form der Skoliose meist zufällig vor allem von den Eltern der betroffenen Kinder entdeckt. Mädchen sind etwa viermal so häufig betroffen wie Jungs.

Man unterscheidet zwischen drei Arten:

- Idiopathische Skoliose: Bei der idiopathischen Skoliose handelt es sich um eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule, die meistens während des Wachstumsschubes in der Pubertät erstmalig auftritt.
- Kongenitale Skoliose: Die kongenitale Skoliose ist die Folge von angeborenen Knochenfehlbildungen, wie z.B. Halswirbeln, Knochenspangen zwischen den Wirbeln oder anderem. Sie fällt meist schon im Kleinkindesalter auf.
- Neuromuskuläre Skoliose: Eine neuromuskuläre Skoliose entsteht in Folge einer Erkrankung der Muskeln oder des Nervensystems, wie z.B. Querschnittlähmung, Spastik oder krankhafter Muskelschwäche.

2.4 Therapie und Behandlung einer Skoliose:

Bleibt eine Skoliose, egal welchen Typus, unbehandelt, können die Folgen die Beweglichkeit und Lebensqualität erheblich einschränken.

Bei Krümmungen über 40-50° besteht die Gefahr, dass diese auch nach Wachstumsabschluss noch zunimmt, weshalb sie zumindest regelmäßig beobachtet werden müssen. Bei Krümmungen der Brustwirbelsäule von mehr als 70° kommt es auf Dauer zu einer Einschränkung der Lungen- und Herzfunktion. Tritt die Krümmung schon im Kindesalter auf, kann die Lunge sich nicht richtig entwickeln und das später auch nicht mehr nachholen. Werden Gelenke und Bandscheiben in der Lendenwirbelsäule schräg und unphysiologisch beziehungsweise unnatürlich belastet, führt dies in der Regel zu einem vermehrten Verschleiß. Dieser tritt gar nicht zwingend im Bereich der Krümmung, sondern sehr häufig in den darunterliegenden Bereichen auf. Daher kann es notwendig sein, eine Krümmung der Brustwirbelsäule zu korrigieren, damit die Lendenwirbelsäule auf Dauer keinen Schaden, durch ebendiese unsymmetrische Belastung, nimmt.

Ausgehend vom Grad der Verkrümmung und dem erwarteten Wachstum sind das Korsett, die regelmäßige Beobachtung, Physiotherapie und die Operation Therapieoptionen. (Quelle 4)

2.5 Krafttestung

Testwahl „Weder die Einstufung der Sportler hinsichtlich Trainingsalter noch die Empfehlungen zur Belastungsgestaltung über das ILB-Grobraster basieren auf wissenschaftlichen Befunden, sondern ausschließlich auf Erfahrungswissen von Krafttrainingspragmatikern.“ (Eifler, 2013, S. 76) Für den gelenkschonenden ILB-Test nach Eifler (2013) gibt es keine Evidenz, dennoch wurde dieser auf Grund langjähriger Praxiserfahrung des Trainers mit der Kundin durchgeführt. Die Wiederholungszahlen der einzelnen Übungen der Testreihe sind mit denen der einzelnen Zyklen identisch. Tageszeitabhängige Leistungskurven können 5/15 Ergebnisse verfälschen, da die Kundin jedoch stets zur selben Zeit trainiert, konnte der Zeitpunkt der Tests der späteren Trainingszeit angepasst werden.

Testablauf nach Eifler (2013, S. 110) mit 20 Wiederholungen

Zuerst wurde die zur Erreichung der Zielsetzung erforderliche Wiederholungszahl auf20 festgelegt. Nach dem fünfminütigen, allgemeinen Aufwärmen bei 60% des theoretischen Herzfrequenzmaximums (HFmax) und den spezifischen Aufwärmsätzen wurde zu jeder Übung ein Gewichtstest mit der festgelegten Wiederholungszahl, in maximal drei Testläufen, mit je drei Minuten Pause dazwischen durchgeführt. Es wurde darauf geachtet, dass die korrekte Bewegungsausführung und das Bewegungstempo eingehalten wurden. Das Gewicht wurde von der Trainerin eingeschätzt und die Testergebnisse in die Trainingsplanung eingetragen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ergebnisse der Testreihe nach Eifler (2013) mit der ILB-Methode für die Kundin Kontrolle der Leistungsentwicklung Nach jedem Zyklus wird der Test unter möglichst gleichen Umständen wiederholt. Die Differenz der Ergebnisse stellt den Trainingserfolg in Bezug auf Kraftsteigerung dar und kann mit den Zielewerten verglichen und bewertet werden, um weiterhin individuell und zielgerichtet zu planen.

2.6 Zielsetzung/Prognose

Die Gewichtsreduktion (Körperfettreduktion) um 3 kg in zweieinhalb Monaten kommt einerseits dem Ziel der Kundin nach, gut auszusehen und ihre Rückenschmerzen durchihre Skoliose zu verbessern. Die Steigerung der Kraft ist der Kundin wichtig um ihren Alltag zu meistern, Schmerzen zu vermindern und ihre Hobbies länger ausführen zu können. Die Muskelhypertrophie als Anpassung des Weiteren Zyklusverlaufs trägt zur optischen Körperformung und Straffung bei. Die Ziele der Kundin sind die persönlichen Voraussetzungen und den zeitlichen Rahmen betreffend realistisch.

2.7 Trainingsdurchführung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.7.1 Aufwärmen

Crosstrainer 15 Minuten, Ich beobachte die Kundin auf dem Crosstrainer um zu sehen, ob die Bewegungen ordentlich ausgeführt werden oder gar Fehler dabei gemacht werden, um diese gegebenenfalls zu korrigieren. Dabei achte ich auch auf Ihre Haltung und kann ihr das erste positive Feedback geben. Im Anschluss gehen wir gemeinsam ihren Trainingsplan durch. Ich händige der Kundin den ersten Plan des Mesozyklus 1 aus. Zu jeder Übung erkläre ich ihr wie die Übung heißt, wofür diese Übung gut ist und welche Muskeln diese Übung ansprechen soll. Fachbegriffe werden hierbei vermieden, so dass sie alles versteht. Ich fordere sie auf, mir zu sagen, wenn sie etwas nicht versteht oder Fragen dazu hat. Ich führe jede Übung vor und erkläre, wobei es hier im Wesentlichen ankommt. Dabei gehe ich auch auf die Atmung und die Bewegungsgeschwindigkeit ein. Danach lasse ich die Kundin die Übungen selbst machen und greife, wenn nötig korrigierend ein. Wichtig ist dabei auch ein Lob auszusprechen, wenn sie eine Ausführung gut macht. Nach jeder Übung frage ich Nikita ob sie sich mit dieser Übung wohl fühl.

[...]

Ende der Leseprobe aus 53 Seiten

Details

Titel
Adäquates Rückentraining nach dem 5-Stufen-Modell. Von der Diagnose bis zur Evaluation
Note
1,5
Autor
Jahr
2021
Seiten
53
Katalognummer
V990871
ISBN (eBook)
9783346353764
ISBN (Buch)
9783346353771
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fitnesstrainer, A, Rückentraining, Lizenz, AOS
Arbeit zitieren
Christian Redmer (Autor:in), 2021, Adäquates Rückentraining nach dem 5-Stufen-Modell. Von der Diagnose bis zur Evaluation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/990871

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