Wenn Lehrkräfte mit der Aussage konfrontiert werden, dass sie SchülerInnen (rassistisch) diskriminieren, kommt oft das Argument, sie hätten nie gelernt mit einer migrationsbedingten Differenz umzugehen. Dieser Behauptung galt als Ausgangspunkt dieser Arbeit. Die Frage ist nun, ob ihre Lehramtsausbildung sie für die Arbeit im heterogenen Klassenzimmer qualifiziert.
Eine Auseinandersetzung mit den Migrationsdiskursen und dem Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis bildet die Grundlage, um die Entstehung der pädagogischen Umgangsformen mit Migration zu verstehen. Eine kurze Analyse der Curricula der Lehramtsausbildung sollte im weiteren Schritt zeigen, ob Lehrer*innen in ihrer Ausbildung etwas zum Umgang mit migrationsbedingter Differenz lernen und welche Konzepte vertreten werden. Die Analyse hat ergeben, dass dies schon der Fall ist, jedoch bleiben rassistische Denk- und Handlungspraxen weitgehend unberücksichtigt. In diesem Sinne werden zum Schluss neue Perspektive für die Pädagogik gegeben, um eine diskriminierungsfreie Bildung zu ermöglichen.
Im ersten Kapitel soll die Arbeit einen geschichtlichen Abriss der Migrationsgeschichte Österreichs und den Diskursen rund um dieses Thema geben. Rassismus ist kein Randthema der Gesellschaft, sondern operiert aus seiner Mitte heraus. Um zu verstehen, wie Rassismus entstanden ist und wie er sich durch die Gesellschaft zieht, wird diesem ein Kapitel gewidmet. In einem weiteren Kapitel wird auf Rassismus und Diskriminierung in den Schulen eingegangen und Beispiele dafür angeführt werden. Im Anschluss daran folgt eine grobe Analyse der Curricula der Lehramtsausbildung für die Sekundarstufe I an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen des jetzigen Cluster Mitte und wie das Thema der migrationsbedingten Differenz dort verankert sind. Seit 2017 wurde die getrennte Ausbildung von LehrerInnen der Allgemein höheren Schulen an den Universitäten und die der Neuen Mittelschulen an den Pädagogischen Hochschulen zusammengelegt und vereinheitlicht. Dabei soll der Fokus nicht auf den Zielvorstellungen der jeweiligen Hochschulen liegen, sondern darauf, welche Inhalte bzw. Konzepte auch in der Praxis in Lehrveranstaltungen weitergegeben werden. Diese gilt es dann näher zu beschreiben und zu filtern, ob diese überhaupt für Rassismus und Diskriminierung sensibilisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Österreich als Migrationsgesellschaft
- Entwicklungslinien der Migrationsbewegungen in Österreich
- Von der Migrationsgesellschaft zur postmigrantischen Gesellschaft
- Diskurse um Migration
- Rassismus
- Entstehung von Rasse* und Rassismus
- Der Neorassismus/ Kulturrassismus
- Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis
- Diskriminierung
- Exkurs: Intersektionalität
- Rassismus und Machtverhältnisse in Bildungsinstitutionen
- Bildung- Macht- Subjektivierung
- Rassismus und Diskriminierung in der Schule
- Die Rolle der Lehrer*innen
- Beispiele von Rassismus in der Schule
- Universität und Wissensvermittlung
- Bedeutung des Curriculums
- Das Lehramtsstudium in Österreich
- Lehrer*innenbildung ALT
- Pädagog*innenbildung NEU
- Material und Analyse
- Grobanalyse
- Paris- Lodron Universität Salzburg
- Pädagogische Hochschule Salzburg
- Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz
- Pädagogische Hochschule Oberösterreich
- Curriculum Cluster Mitte
- Aktuelle Konzepte zum Umgang mit migrationsbedingter Differenz
- Interkulturelle Pädagogik
- Heterogenität
- Pädagogik der Vielfalt
- Kritik der aktuellen pädagogischen Diskurse
- Differenzfokus
- Kulturalisierung
- Ressourcenorientierung
- De-Thematisierung von Rassismus und Machtverhältnissen
- Perspektiven für eine diskriminierungsfreie Bildung
- Critical Whiteness als neue Perspektive
- Intersektionale Bildung als neue Perspektive
- Engaged Pedagogy
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit analysiert die Lehramtsausbildung in Österreich im Kontext von Rassismus und Diskriminierung in der Schule. Sie untersucht, ob und wie Lehramtsstudierende in ihrer Ausbildung auf den Umgang mit migrationsbedingter Differenz vorbereitet werden und welche Konzepte dabei zum Tragen kommen.
- Migrationsbewegungen in Österreich und die Entwicklung zur postmigrantischen Gesellschaft
- Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis und seine Auswirkungen auf die Bildung
- Analyse der Lehramtscurricula in Bezug auf Rassismus und migrationsbedingte Differenz
- Kritik der aktuellen pädagogischen Diskurse und Konzepte
- Entwicklung von Perspektiven für eine diskriminierungsfreie Bildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas und die Zielsetzung der Arbeit vor. Kapitel 1 befasst sich mit der Entwicklung der Migrationsbewegungen in Österreich und der Entstehung der postmigrantischen Gesellschaft. In Kapitel 2 wird das Konzept des Rassismus erläutert und die Entstehung von Rasse* und Rassismus diskutiert. Kapitel 3 untersucht die Auswirkungen von Rassismus und Machtverhältnissen auf die Bildung und die Rolle der Lehrer*innen in diesem Kontext. Kapitel 4 analysiert die Lehramtsausbildung in Österreich und untersucht, ob und wie migrationsbedingte Differenz thematisiert wird. In Kapitel 5 werden aktuelle Konzepte zum Umgang mit migrationsbedingter Differenz vorgestellt, während Kapitel 6 kritische Punkte dieser Konzepte beleuchtet. Die Arbeit endet mit der Diskussion von Perspektiven für eine diskriminierungsfreie Bildung in Kapitel 8.
Schlüsselwörter
Rassismus, Diskriminierung, Migration, postmigrantische Gesellschaft, Bildung, Lehramtsausbildung, Interkulturelle Pädagogik, Heterogenität, Pädagogik der Vielfalt, Critical Whiteness, Intersektionale Bildung, Engaged Pedagogy
- Quote paper
- Fatlinda Ibraimi (Author), 2020, Rassismus und Diskriminierung in der Schule. Eine Analyse der Lehramtsausbildung in der postmigrantischen Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/991361