Wenn Lehrkräfte mit der Aussage konfrontiert werden, dass sie SchülerInnen (rassistisch) diskriminieren, kommt oft das Argument, sie hätten nie gelernt mit einer migrationsbedingten Differenz umzugehen. Dieser Behauptung galt als Ausgangspunkt dieser Arbeit. Die Frage ist nun, ob ihre Lehramtsausbildung sie für die Arbeit im heterogenen Klassenzimmer qualifiziert.
Eine Auseinandersetzung mit den Migrationsdiskursen und dem Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis bildet die Grundlage, um die Entstehung der pädagogischen Umgangsformen mit Migration zu verstehen. Eine kurze Analyse der Curricula der Lehramtsausbildung sollte im weiteren Schritt zeigen, ob Lehrer*innen in ihrer Ausbildung etwas zum Umgang mit migrationsbedingter Differenz lernen und welche Konzepte vertreten werden. Die Analyse hat ergeben, dass dies schon der Fall ist, jedoch bleiben rassistische Denk- und Handlungspraxen weitgehend unberücksichtigt. In diesem Sinne werden zum Schluss neue Perspektive für die Pädagogik gegeben, um eine diskriminierungsfreie Bildung zu ermöglichen.
Im ersten Kapitel soll die Arbeit einen geschichtlichen Abriss der Migrationsgeschichte Österreichs und den Diskursen rund um dieses Thema geben. Rassismus ist kein Randthema der Gesellschaft, sondern operiert aus seiner Mitte heraus. Um zu verstehen, wie Rassismus entstanden ist und wie er sich durch die Gesellschaft zieht, wird diesem ein Kapitel gewidmet. In einem weiteren Kapitel wird auf Rassismus und Diskriminierung in den Schulen eingegangen und Beispiele dafür angeführt werden. Im Anschluss daran folgt eine grobe Analyse der Curricula der Lehramtsausbildung für die Sekundarstufe I an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen des jetzigen Cluster Mitte und wie das Thema der migrationsbedingten Differenz dort verankert sind. Seit 2017 wurde die getrennte Ausbildung von LehrerInnen der Allgemein höheren Schulen an den Universitäten und die der Neuen Mittelschulen an den Pädagogischen Hochschulen zusammengelegt und vereinheitlicht. Dabei soll der Fokus nicht auf den Zielvorstellungen der jeweiligen Hochschulen liegen, sondern darauf, welche Inhalte bzw. Konzepte auch in der Praxis in Lehrveranstaltungen weitergegeben werden. Diese gilt es dann näher zu beschreiben und zu filtern, ob diese überhaupt für Rassismus und Diskriminierung sensibilisieren.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
1. Österreich als Migrationsgesellschaft
1.1. Entwicklungslinien der Migrationsbewegungen in Österreich
1.2. Von der Migrationsgesellschaft zur postmigrantischen Gesellschaft
1.3. Diskurse um Migration
2. Rassismus
2.1. Entstehung von Rasse* und Rassismus
2.2. Der Neorassismus/ Kulturrassismus
2.3. Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis
2.4. Diskriminierung
2.5. Exkurs: Intersektionalität
3. Rassismus und Machtverhältnisse in Bildungsinstitutionen
3.1. Bildung- Macht- Subjektivierung
3.2. Rassismus und Diskriminierung in der Schule
3.3. Die Rolle der Lehrer*innen
3.5. Beispiele von Rassismus in der Schule
3.6. Universität und Wissensvermittlung
3.7. Bedeutung des Curriculums
4. Das Lehramtsstudium in Österreich
4.1. Lehrer*innenbildung ALT
4.2. Pädagog*innenbildung NEU
4.3. Material und Analyse
4.4. Grobanalyse
4.4.1. Paris- Lodron Universität Salzburg
4.4.2. Pädagogische Hochschule Salzburg
4.4.3. Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz
4.4.4. Pädagogische Hochschule Oberösterreich
4.4.5. Curriculum Cluster Mitte
5. Aktuelle Konzepte zum Umgang mit migrationsbedingter Differenz
5.1. Interkulturelle Pädagogik
5.2. Heterogenität
5.3. Pädagogik der Vielfalt
6. Kritik der aktuellen pädagogischen Diskurse
6.1.1. Differenzfokus
6.1.2. Kulturalisierung
6.1.3. Ressourcenorientierung
7. De-Thematisierung von Rassismus und Machtverhältnissen
8. Perspektiven für eine diskriminierungsfreie Bildung
8.1. Critical Whiteness als neue Perspektive
8.2. Intersektionale Bildung als neue Perspektive
8.3. Engaged Pedagogy
9. Fazit und Ausblick
10. Quellenverzeichnis
Kurzfassung
Wenn Lehrkräfte mit der Aussage konfrontiert werden, dass sie Schüler*innen (rassistisch) diskriminieren, kommt oft das Argument, sie hätten nie gelernt mit einer migrationsbedingten Differenz umzugehen. Dieser Behauptung galt als Ausgangspunkt dieser Arbeit. Eine Auseinandersetzung mit den Migrationsdiskursen und dem Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis bildet die Grundlage, um die Entstehung der pädagogischen Umgangsformen mit Migration zu verstehen. Eine kurze Analyse der Curricula der Lehramtsausbildung sollte im weiteren Schritt zeigen, ob Lehrer*innen in ihrer Ausbildung etwas zum Umgang mit migrationsbedingter Differenz lernen und welche Konzepte vertreten werden. Die Analyse hat ergeben, dass dies schon der Fall ist, jedoch bleiben rassistische Denk- und Handlungspraxen weitgehend unberücksichtigt. In diesem Sinne werden zum Schluss neue Perspektive für die Pädagogik gegeben, um eine diskriminierungsfreie Bildung zu ermöglichen.
Abstract
When teachers are confronted with the statement that they discriminate against students, the argument that they have never learned to deal with a migration-related difference occurs. This claim was the starting point for this thesis. An examination of the migration discourse and racism as a social reconstruct forms the basis for understanding the origin of pedagogical ways of dealing with migration. In the next step, a brief analysis of the curricula for teacher training should show whether teachers learn something in their training to deal with migration-related differences and which concepts are represented. The analysis has shown that this is already the case, but the disputes do not reflect the current state of research. In this sense, at the end, new perspectives for pedagogy are given to enable non-discriminatory education.
Vorwort
Als Lehrerin ist mir das Thema Rassismus in der Schule ein besonderes Anliegen. Rassistische Diskriminierung in der Schule ist Realität vieler rassistisch markierter Jugendlichen, wie bereits viele Studien und Statistiken beweisen. Nicht selten sind daran auch Lehrer*innen beteiligt. Diese Arbeit soll deshalb Lehrer*innen, aber auch andere Professionelle, die mit Menschen arbeiten zu einer kritischen Reflexion der eigenen Denk- und Handlungsweisen und ihrer eigenen Position anregen.
In erster Linie bedanke ich mich bei meiner Betreuerin, Dr. Martina Tißberger, die mich nicht nur während des Schreibprozesses begleitet, sondern mich auch während dem Studium inspiriert hat.
Ein weiterer Dank gebührt meinen Studienkolleg*innen, insbesondere Banu, Magdalena, Bianca, Jaqueline und Iris für die zahlreichen anregenden Gespräche und Diskussionen und für die gegenseitige Unterstützung.
Ein besonderer Dank gilt auch meinem besten Freund Klemens, der nicht nur durch das Korrekturlesen, sondern auch durch die stetige Motivation und Unterstützung einen wesentlichen Beitrag zu dieser Arbeit geleistet hat. Ich danke dir von ganzem Herzen für alles.
Einleitung
Die Bilder der Proteste der „Black Lives Matter“ Bewegung sind jedem von uns bekannt. Erst vor Kurzem hat der Tod des Schwarzen George Floyd in den USA zu tagelangen Protesten im Land geführt. Nicht nur in den USA, sondern auch in Österreich, ist eine Welle der Solidarität ausgebrochen. Rassismuserfahrungen, Gewalt und Diskriminierung rückten wieder, wenn auch nur für kurze Zeit, in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses, denn nicht nur in den USA, sondern auch in Österreich sind Rassismuserfahrungen beständige Begleiter des Alltags von rassistisch markierten Personen1.
Bildungsinstitutionen sind davon nicht ausgenommen. Sie sind eine der prägendsten Teile unserer Gesellschaft, denn auf die ein oder andere Art und Weise ist bzw. war jede*r von uns Teil des Bildungssystems. Dadurch zählen die Schule und andere Bildungseinrichtungen zu einer der wichtigsten Sozialisationsinstanzen für unseren Werdegang. Dabei muss bedacht werden, dass sie Traditionen, Denkweisen und Herrschafts- und Machtverhältnisse reflektiert, die Auswirkungen auf die Entwicklung der Beteiligten haben. So kann von den Kindergärten bis hin zu den Hochschulen beobachtet werden, wie sich Praktiken und Umgangsformen auf den Zusammenhalt oder auf die Exklusion auswirken. In diesem Sinne können Bildungseinrichtungen auch als Seismographen für gesellschaftliche Verhältnisse und Praxen bezeichnet werden, denn Bildungseinrichtungen stehen immer im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Phänomenen.
Die Gesellschaft befindet sich durch die Globalisierung wirtschaftlicher und sozio-politischer Prozesse ständig im Wandel. Ein Merkmal einer sogenannten ‚modernen‘ Gesellschaft, als die sich Österreich auch sieht, ist die Zusammensetzung von unterschiedlichen Identitäten, sozialen Zugehörigkeiten und Gruppenmerkmalen, wie z.B. Ethnizität, Nation, sexuelle Orientierung, Behinderung, etc. Europa bzw. Österreich war schon immer Ziel und Teil von Migrationsströmen. Die Einwanderungsbewegungen in den 60er Jahren, im Zuge der Gastarbeiteranwerbung, in den 90er Jahren aufgrund der Kriegssituation auf dem Balkan und auch 2015, die sogenannte „Flüchtlingswelle“ haben zu maßgeblichen gesellschaftlichen Veränderungen auf individueller, institutioneller und struktureller Ebene geführt.
Die Veränderungen in der modernen Welt haben auch zu einem Wechsel des Bildungsparadigmas im 21. Jahrhundert geführt. Bildungsqualität und Lebensqualität sind untrennbar miteinander verbunden, sodass Bildung zu einem der Mittel geworden ist, um Kindern und Erwachsenen, welche aktive Transformatoren der Gesellschaft sind, Gelegenheit für Veränderungen zu geben. Obwohl man die Existenz der migrantisch markierten Kinder lange leugnete, entstand im Laufe der 70er Jahre die Ausländerpädagogik, die den Umgang mit den ausländischen Kindern ermöglichen sollte. Angefangen bei der Ausländerpädagogik bis zu jetzigen Konzepten der Interkulturellen Bildung hat es viele neue Versuche und Konzepte gegeben, die den Umgang mit Heterogenität in den Klassen zu erleichtern. Der Umgang mit der Migration wird oft als Herausforderung dargestellt und war sehr vielfältig und von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Vom Wunsch der Integration, zur Angst vor der ‚Islamisierung‘ bis hin zur Akzeptanz der Vielfalt und Erkenntnis der Chance dadurch, es kursieren viele Diskurse rund um dieses Thema.
Wie bereits beschrieben, sind Bildungseinrichtungen ein Spiegel der Gesellschaft. Dementsprechend gibt es so wie in jeder Gesellschaft auch in den Bildungseinrichtungen Diskriminierung aus verschiedenen Gründen. Dies wurde durch Statistiken der Initiative für ein diskriminierungsfreies Bildungswesen (IDB) bereits nachgewiesen. Die IDB verzeichnete im Jahr 2019 403 gemeldete Fälle, wovon 87% rassistischen Ursprungs sind. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Dunkelziffer viel höher ist. Besonders markant an dieser Statistik ist, dass seit Beginn der Herausgabe des Berichts die Anzahl sehr stark gestiegen ist. Während es 2016 noch ca. 50 Fälle waren, sind es vier Jahre später bereits ca. 350 mehr. Diese Daten sind das Ergebnis von rassistischen Diskursen, die sich seit 2015 mit der damaligen Berichterstattung zur Flüchtlingswelle vermehrt durchgesetzt haben.
Diskriminierung passiert auf vielen Ebenen strukturell, institutionell und individuell. Ob im Privaten oder in der Öffentlichkeit- rassistisch- markierte Kinder und Jugendliche erfahren Diskriminierung auf vielen verschiedenen Ebenen. Die Schule, wie bereits erwähnt, ist davon nicht ausgenommen. Bildungseinrichtungen als Institution per se haben bereits diskriminierende Strukturen etabliert. Eine wichtigere Rolle für diese Arbeit spielen jedoch die Lehrer*innen. Denn Laut IDB Bericht (2019, S.15) sind Lehr*innen mit 41% die größte Täter*innengruppe. Dieser Tatsache soll in dieser Arbeit nachgegangen werden. Unbestritten sind Lehrer*innen mit einer Vielfalt an Kindern und Jugendlichen in ihrem Alltag konfrontiert und es ist nicht immer leicht, mit Diversität umzugehen. Die Frage ist nun, ob ihre Lehramtsausbildung sie für die Arbeit im heterogenen Klassenzimmer qualifiziert. Folgender Fragestellung soll nachgegangen werden.
- Werden Lehrer*innen der Sekundarstufe I auf den Umgang mit migrationsbedingter Differenz im Schulwesen während ihrer Ausbildung vorbereitet und für Diskriminierung und Rassismus sensibilisiert?
Im ersten Kapitel soll die Arbeit einen geschichtlichen Abriss der Migrationsgeschichte Österreichs und den Diskursen rund um dieses Thema geben. Hall (2012, S.150) beschreibt Diskurs als eine Art, über etwas zu sprechen, zu denken oder zu repräsentieren. Es geht um ein Ensemble an Aussagen und Annahmen, die Wissen (re-) produzieren und Wahrnehmungen formen. Das Wissen, dass durch Diskurse transportiert wird, beeinflusst wie Individuen ihre Umgebung beobachten, deuten und gestalten und schafft gesellschaftlich etablierte Wirklichkeiten (Jäger, 2016, S. 82f.). Oft werden rassistisch markierte Personen als fundamentalistische, zur Gewalt neigende, in einer Parallelwelt lebende Menschen konstruiert. Diese Vorstellung lässt sich fast im ganzen Migrationsdiskurs vorfinden. Dabei handelt es sich um einen gesellschaftlichen vielmehr um einen gesellschaftlichen rassistischen Wissensbestand, der den bestehenden Blick auf Migration reguliert.
Rassismus ist kein Randthema der Gesellschaft, sondern operiert aus seiner Mitte heraus. Um zu verstehen, wie Rassismus entstanden ist und wie er sich durch die Gesellschaft zieht, wird diesem ein Kapitel gewidmet. Dies ist wichtig, da rassistische Praxen maßgeblich an Macht und Herrschaftsverhältnissen, die zu Ungleichheit und Diskriminierung führen, beteiligt sind. Die Erläuterung dieser Vorgänge ist insofern wichtig, da die Ausbildung für Lehrkräfte und die Studienpläne dafür aus einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext heraus entstanden sind. In einem weiteren Kapitel wird auf Rassismus und Diskriminierung in den Schulen eingegangen und Beispiele dafür angeführt werden.
Im Anschluss daran folgt eine grobe Analyse der Curricula der Lehramtsausbildung für die Sekundarstufe I an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen des jetzigen Cluster Mitte und wie das Thema der migrationsbedingten Differenz dort verankert sind. Seit 2017 wurde die getrennte Ausbildung von Lehrer*innen der Allgemein Höheren Schulen an den Universitäten und die der Neuen Mittelschulen an den Pädagogischen Hochschulen zusammengelegt und vereinheitlicht. Die Universitäten und Hochschulen wurden in vier Verbundregionen bzw. Cluster zusammengelegt: Verbund Mitte, Verbund Nord-Ost, Verbund Süd-Ost und Verbund West. Analysiert wird demnach, welches Wissen über migrantisch markierte Menschen in den Curricula verankert ist. Dabei soll der Fokus nicht auf den Zielvorstellungen der jeweiligen Hochschulen liegen, sondern darauf, welche Inhalte bzw. Konzepte auch in der Praxis in Lehrveranstaltungen weitergegeben werden. Diese gilt es dann näher zu beschreiben und zu filtern, ob diese überhaupt für Rassismus und Diskriminierung sensibilisieren. Obwohl sich seit den 90er Jahren viel geändert hat im Umgang mit der Heterogenität, ist es laut den aktuellen Zahlen noch nicht genug. Und wie bell hooks bereits formulierte:
„If the effort to respect and honor the social reality and experiences of groups in this society who are non-white is to be reflected in the pedagogical process, then as teachers on all levels we must acknowledge that our styles of teaching may need to change “(hooks, 1994b, S. 35; zit. nach Kazeem-Kaminski, 2018, S.113).
In diesem Sinne gilt es, die aktuellen pädagogischen Vorgehensweisen zu reflektieren und diese weiterzuentwickeln.
1. Österreich als Migrationsgesellschaft
Bevor man die Beinhaltung und Förderung diskriminierender Strukturen im Bildungssystem untersucht, muss der Kontext, in dem dieses System entwickelt wurde, erörtert werden. Um das Bildungssystem zu verstehen, beschäftigt sich dieses Kapitel vorerst mit der Entwicklung der österreichischen Gesellschaft als Migrationsgesellschaft.
Europa ist schon seit jeher geprägt von Migrationsbewegungen jeglicher Art. Davon war auch Österreich nie ausgenommen, was jährliche Erhebungen der Statistik Austria zeigen. Im Jahr 2008 verzeichnete die Statistik Austria 1.426.000 Personen mit einem ‚Migrationshintergrund‘ (Statistik Austria, 2020). Das ergibt 17,4 % der Gesamtbevölkerung. Der Geburtsort der Eltern gilt bei diesen Statistiken als Differenzierungsmerkmal. Menschen, deren Eltern im Ausland geboren wurden, werden als Personen mit Migrationshintergrund bezeichnet. Diese Bezeichnung erfolgt ungeachtet dessen, ob sie die Staatsbürgerschaft haben oder nicht. Diese Definition basiert auf den Recommendations for the 2020 censuses of population and housing der United Nations Economic Commission for Europe (UNECE, 2020, S.136). Elf Jahre später ist die Zahl deutlich gestiegen. Mittlerweile haben 23,7 % der Gesamtbevölkerung einen Migrationshintergrund. In Fragen der Staatsangehörigkeit verhält sich die Sachlage anders, da nur 16,2 % der Bevölkerung die österreichische besitzen. Dies ist ein wichtiger Faktor des Migrationsdiskurses, denn damit gehen viele Privilegien oder Benachteiligungen einher. In der Literatur kurisieren unterschiedliche Begriffe, um eine von Migration geprägte Gesellschaft zu definieren. Mecheril (2010, S.8f) greift den Begriff ‚Migrationsgesellschaft‘ auf, da dessen Vielfalt – im Gegensatz zu den Begriffen ‚Zuwanderungs- oder Einwanderungsgesellschaft‘ - nicht nur die Einwanderungsbewegung per se, sondern auch die gesellschaftlichen Prozesse, Erfahrungen und Diskurse, die damit einhergehen, beinhaltet. Andere wiederum, wie Marc Hill und Erol Yildiz (2015) oder Foroutan (2019) haben den Begriff der postmigrantischen Gesellschaft aufgenommen auf den in einem späteren Kapitel näher eingegangen wird.
Welche Entwicklungen rund um migrationspolitische Ereignisse es in Österreich gab, wird im Folgenden erörtert.
1.1. Entwicklungslinien der Migrationsbewegungen in Österreich
Österreich war schon immer ein von Migrationsbewegungen geprägtes Land. Schon im 16. Jahrhundert wurde über Wien aufgrund der vielen Sprachen, in Gedichten beschrieben (Bauer, 2008, S. 3). Somit ist Migration kein modernes Phänomen, sondern Teil der österreichischen Geschichte. Auch in der jüngsten Vergangenheit kann man dies erkennen, denn in den letzten 50 Jahren kann man vermehrt Migrationsströme vermerken. Die Gründe der Migration sind so vielfältig wie die migrantisch markierten Personen selbst. Flucht, Arbeit und Familie sind nur ein paar davon. Ohne Zweifel ist auch die steigende Globalisierung ein wichtiger Faktor der aktuellen Zahlen (Yildiz & Hill, 2015, S. 9). Das Ende des Zweiten Weltkriegs hatte auch Auswirkungen auf die Wanderbewegungen in Europa und so entwickelte sich Österreich zu einem Flucht- bzw. Transitland. Schätzungen gehen davon aus, dass sich nach dem Ende des Weltkriegs mehr als eine Millionen Menschen in Österreich aufhielten, die meisten davon unfreiwillig. Eine weitere Immigrationsbewegung, die aufgrund von Flucht und Vertreibung stattfand, war die der Ungar*innen im Jahr 1956 und die der Slowak*innen und Tschech*innen im Jahr 1968, bedingt durch Volksaufstände in den jeweiligen Ländern. Diese unfreiwilligen Migrationsbewegungen wurden aber langsam abgelöst durch die sogenannte Arbeitsmigration, die auf gezielte Anwerbung von ausländischen Arbeitern basierte (Fassmann & Münz, 1996, S.14f.).
Anlass war ein hoher Arbeitskräftebedarf aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung und gleichzeitiger Entstehung eines Arbeitskräftemangels aufgrund von verschiedenen Faktoren (Abwanderung heimischer Arbeitskräfte, niedrige Frauenerwerbsquote) (Bauböck & Perchinig, 2005, S.589; Bauer, 2008, S.5). Deshalb wurden billige Arbeitskräfte zunächst aus Italien und der Türkei, später auch aus dem ehemaligen Jugoslawien angeworben. Die zugewanderten ‚Gastarbeiter‘ sollten nur kurzfristig Engpässen am Arbeitsmarkt entgegenwirken, sie sollten dann aber im Sinne eines Rotationsprinzips bald wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Dieses Prinzip erwies sich aber als ineffizient, denn das Anlernen von neuen Personen war viel aufwändiger als die Weiterbeschäftigung von erprobten Arbeitskräften und daher wirtschaftlich als sinnlos zu erachten. Diese Entwicklung führte dann auch zu einer vermehrten Einwanderung von Frauen, die als Familienmitglieder der vorwiegend männlichen Gastarbeiter nach Österreich geholt wurden (Bauböck & Perchinig, 2005, S. 590).
Die beschriebenen Migrationsbewegungen und die Diskurse darüber sind für die derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse von essentieller Bedeutung.
1.2. Von der Migrationsgesellschaft zur postmigrantischen Gesellschaft
Begrifflichkeiten, die mit ‚post-‚ beginnen, sind mittlerweile sehr beliebt. Postmoderne, Postfeminismus, Postkolonialismus und auch Postmigration schließt sich der Reihe an. Das Präfix ‚post-‚ könnte irreführend sein, da ‚post-‚ oft mit etwas Abgeschlossenem verbunden wird, jedoch geht es bei diesem Begriff keinesfalls darum, das Ende der Migration anzukündigen, denn Migration ist kein abgeschlossener Prozess, sondern er beschreibt gesellschaftliche Aushandlungsprozesse, die mit Migration verbunden sind. Es geht um die Fragen der Identität, Partizipation und Chancengerechtigkeit, die in einer postmigrantischen Gesellschaft von der Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft als Themen anerkannt und neu verhandelt werden. Gleichzeitig fordert die Postmigrationsforschung eine neue Perspektive auf Menschen, deren Vorfahren eingewandert sind, um somit die bereits genannten Aushandlungsprozesse innerhalb der Gesellschaft besser nachzuvollziehen (Yildiz, 2015, S. 21ff).
Foroutan (2019) beschreibt jene Gesellschaften als postmigrantisch, die geprägt sind von Zuwanderungsgeschichten der Bevölkerung und die weiterhin einer stetigen Hybridisierung und Pluralisierung ausgesetzt sind. Außerdem ist die unscharfe Trennlinie zwischen Migrant*innen und Nichtmigrant*innen bezeichnend für postmigrantische Gesellschaften. Diese Ambivalenzen und diese Unübersichtlichkeit stellt die Gesellschaft vor Konflikte, deren vermeintlich vorherrschende Kategorie Migration ist (Foroutan, 2019). Das Postmigrantische stellt sich gegen den öffentlichen Diskurs, der Migrationsgeschichten als „Ausnahmeerscheinungen“ betitelt und in welchem zwischen „einheimischer Normalität und eingewanderten Problemen unterscheiden wird“ (Yildiz, 2015, S.22). Dies soll durch einen Perspektivenwechsel passieren. So beschreibt Foroutan (2018, S.15ff.) Postmigration als eine Perspektive mit Migration als Ausgangspunkt der Analyseperspektive, die „sich mit gesellschaftlichen Konflikten Narrativen, Identitätspolitiken sowie sozialen und politischen Transformationen auseinandersetzt, die nach erfolgter Migration einsetzen“.
Es geht also nicht mehr darum, ob Österreich ein Einwanderungsland bzw. eine Migrationsgesellschaft ist, sondern wie diese Migrationsgesellschaft gestaltet wird. Postmigrantische Gesellschaften haben bereits erkannt, ein Migrationsgesellschaft zu sein. Die Aushandlungsprozesse nach dieser Anerkennung stehen nun im Vordergrund (Foroutan 2019, S. 19).
1.3. Diskurse um Migration
Der Anstieg der Zuwanderer führte auch zu politischen Veränderungen, welche den Diskurs über Migration und migrantisch markierte Menschen in Österreich beeinflussten (Bauböck& Perching, 2005, S. 735ff).
Diese Veränderungen sind seit ca. 1988 festzustellen. Während die Zuwanderung in der Nachkriegszeit als positiv bewertet wurde, änderte sich die Meinung der ‚Einheimischen‘ über die ‚Ausländer*innen‘ bereits bei den ersten, nach Österreich gezogenen ‚Gastarbeiter*innen‘, deren Familienangehörigen oft abwertend behandelt wurden. Die ‚Ausländer*innen‘ wurden nicht mehr als die notwendigen Arbeitskräfte gesehen, die einen Beitrag zur funktionierenden Wirtschaft leisten, sondern immer mehr als unerwünschte ‚Fremdkörper‘, Betrüger und Wirtschaftsflüchtlinge (ebd.)
Zunächst ist anzumerken, dass die Wahrnehmung und die zugeschriebene Bedeutung des Diskurses je nach Herkunft der migrantisch markierten Individuen sehr unterschiedlich ist: Während migrantisch markierte Menschen aus manchen Ländern kaum bemerkt werden, werden andere in den Medien überdurchschnittlich oft thematisiert - sie sind durch Berichterstattungen überrepräsentiert in der Öffentlichkeit. Vor allem migrantisch markierte Menschen aus der Türkei, mehreren Staaten des ehemaligen Jugoslawiens und anderen osteuroäischen Ländern gehören zu dieser überrepräsentierten Gruppe. Darüber hinaus werden häufig Flüchtlinge aus Krisenregionen und Asylsuchende angesprochen. Es sollte auch beachtet werden, dass der öffentliche Diskurs oft keinen Unterschied zwischen neuen Einwander*innen, nachgeholten Familienmitgliedern oder Menschen, die seit vielen Jahren hier ansässig sind, und ihren hier geborenen Nachkommen, macht. Sogar österreichische Staatsbürger*innen und migrantisch Marktierte, die in Österreich geboren wurden, werden in der Öffentlichkeit größtenteils noch mit ihrer ursprünglichen Staatsangehörigkeit assoziiert (Bretschneider, 2007, S.21).
Im Gegensatz zu den oben genannten Gruppen ist Immigration bzw. sind migrantisch markierte Personen aus den Staaten der EU bzw. aus den westlichen Industrieländern kaum Thema der öffentlichen Diskurse, obwohl diese Personen den Großteil der ‚ausländischen‘ Bevölkerung Österreichs ausmachen. Tatsächlich ist die größte Gruppe mit ausländischer Staatsbürgerschaft in Österreich, die der Deutschen (ebda.). Mittlerweile gibt es unterschiedliche Begriffe, die in sich eine Klassifizierung unterschiedlicher Gruppen vornehmen. Man redet von Einheimischen bzw. Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft, „EU-/ EWR- Staatsangehörigen und „Drittstaatsangehörige“. Die Existenz dieser Termini muss kritisch betrachtet werden, denn bereits diese Unterscheidung weist auf eine rechtliche Hierarchisierung von migrantisch Markierten hin. Es geschieht eine Abstufung der politischen, sozialen und zivilen Rechte (ebda.).
Allgemein durchzieht eine Zuordnung und Hierarchisierung aufgrund von Unterschieden der Nationalität, der Kultur oder Ethnie den gesamten Migrationsdiskurs (Mecheril, 2010, S.12). Stuart Hall spricht in diesen Zusammenhang von Diskursen der Differenz, denn es geht um die Erstellung einer Differenz um die Gesellschaft in ein ‚Wir‘ als dominante Gruppe und den ‚Nicht-Wir‘, den ‚Anderen‘ als marginalisierte Fremdgruppe aufzuteilen (Hall, 2000, S.14). Die Verknüpfung dieser Gruppenenunterscheidungen mit Aspekten der Macht und Auschließungspraxis lässt sich als eine rassistische Ideologie konstituieren.
Um zu verstehen, inwiefern Rassismus nun mit Migration in Verbindung gebracht wird und seiner Wirkungsweise innerhalb dieser, beschäftigt sich das nächste Kapitel mit diesem Thema.
2. Rassismus
In der Rassismusforschung ist man sich einig darüber, dass Rassismus historisch und systematisch von enormer Bedeutung für die Entwicklung, Legitimation und Reproduktion von gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnissen ist. Außerdem besteht Konsens darüber, dass Rassismus nicht nur in individuellen Einstellungen und Praktiken Bestand hat, sondern auch in institutionalisierter oder struktureller Form auftritt. Besonders diese beiden Formen sind von Bedeutung, da diese in die Funktionsweisen und Ordnungen von Institutionen und Organisationen eingeschrieben sind und somit eine Benachteiligung und Ausgrenzung zur Folge haben.
Der Rassismusbegriff ist in Österreich und Deutschland ein stark umstrittener Begriff, viel eher möchte man von Ausländerfeindlichkeit, Xenophobie oder Islamophobie sprechen. Die Ablehnung des Rassismusbegriffes geht zurück auf die eugenische Vergangenheit dieser beiden Länder und der Tabuisierung des Wortes Rasse* nach der Zeit des Nationalsozialismus. Man ging von den Rassen*theorien des 19. und 20. Jahrhundert aus, dessen Grundlage biologische Merkmale waren, welche in Verbindung mit Nationalsozialismus und Rechtsextremismus gebracht werden. Mit der Ablehnung des Begriffs Rasse* sollte ein Bruch mit dem Nationalsozialismus erzeugt werden und somit wurde der Begriff bis zu den 1990er Jahren in den gesellschaftlichen Diskursen gemieden. Mit dem Verschwinden des Begriffes ist nicht der Rassismus verschwunden, da dieser nicht nur an biologischen Merkmalen festgemacht wird (Müller- Uri, 2014, S.57).
2.1. Entstehung von Rasse* und Rassismus
Der Ursprung des Begriffs Rasse* wird in der Tierwelt (Pferdezucht) vermutet. Lange Zeit wurde er nur zur Klassifizierung von Tieren genutzt, bis er dann schließlich im 15. und 16. Jahrhundert zur Unterscheidung von Menschen anhand phänotypischer Merkmale übertragen wurde (Tiberger, 2017, S.23). Diesem Prozess lag die These, dass ‚weiße Menschen‘ allen anderen Rassen* überlegen seien, zugrunde. Der Grundgedanke war, die ‚weiße Rasse‘ als die naturgegebene Norm zu präsentieren, um so Macht und Privilegien zu sichern (Arndt, 2017, S.30ff.).
Auf Grund der europäischen Expansion im 18. Jahrhundert etablierte sich dieses Konzept von Rassismus. Durch dieses System wurde der Zugang zu Ressourcen nur von bestimmten Gruppen geregelt (Hall, 2000, S. 7). Anhand der Rasse*- Konstruktionen, wurde zwischen der ‚weißen, zivilisierten Bevölkerung‘ und der ‚schwarzen, primitiven Bevölkerung‘ unterschieden. Tatsächlich handelte es sich um funktionierende Gesellschaften mit hochentwickelten Sozialstrukturen, jedoch musste die Tatsache, dass sie nicht ‚europäisch‘ waren sowie diese ‚Differenz‘ behandelt bzw. erklärt werden (Hall, 2012, S.162). Diese vermeintliche Andersartigkeit legitimierte deshalb auch die Unterdrückung und Ausbeutung durch die Kolonialherren. Die Notwendigkeit einer Legitimation bestand aufgrund humanistischer und christlicher Theorien und angesichts der damaligen gesellschaftlichen Entwicklungen, denn man befand sich im Zeitalter der Aufklärung, in der man alle Menschen als frei und gleich beschrieben hat und die Menschenrechte deklariert wurden (Rommelspacher, 2011, S. 25). Mark Terkessidis formuliert diese Tatsache als „Widerspruch innerhalb der Moderne ...“, den in dem Moment wo man in Europa Freiheit und Gleichheit durchgesetzt hat, hat man gleichzeitig die ‚Anderen‘ kolonisiert und als Sklaven behandelt. Die Herstellung einer rassistischen Differenz sollte den ‚Zwang‘ und die ‚Ungleichheit‘ erklären und legitimieren (Terkessidis, 2004, S. 96).
Der Begriff Rasse* diente also laut Hund (2008): … der Benennung sozialer Differenz und war eine herrschaftlich geprägte soziale Kategorie. Eben deswegen konnte sie im Zeitalter des Kolonialismus und der transatlantischen Sklaverei schließlich jene Anthropologisierung erfahren, aus der sie am Ende als Begriff für angeblich elementare biologische Unterschiede zwischen den Menschen und der verschiedenen Kontinente hervorging und sich entwickelnden Rassenrassismus als zentrale Bezugskategorie diente (zitiert nach Müller- Uri, 2014, S. 70).
Für die Aufrechterhaltung der europäischen Herrschaft waren differenzierende Diskurse demnach notwendig. Es handelt sich um Konstruktionen, die eine Teilung der Welt vornehmen in gut -böse, wir - sie, zivilisiert - unzivilisiert, der Westen - der Rest (Hall, 2012, S. 150ff).
Rommelspacher (2011) zitiert in diesem Zusammenhang Hund (2006), der sehr treffend formuliert: Nicht, weil die anderen körperlich defizitär waren, wurden sie sozial degradiert, sondern weil sie sozial ausgeschlossen wurden, schrieb man ihrer Natur Defizite zu, die ihren Körpern angesehen werden sollten (S.120).
Terkessidis (2004, S.99) beschreibt drei Elemente der Funktionsweise des Rassismus, welche die bereits erwähnten Definitionen unterstreichen. Die Rassifizierung, also die Erzeugung einer künstlichen Differenz, ist dabei das Erste. Es geht dabei ganz klar darum, sich selbst von einer anderen Gruppe abzugrenzen. Diese erzeugte Differenz soll zunächst zu einer Ausgrenzung führen, die gekoppelt ist an das zweite Element, eine Ungleichbehandlung bei Dienstleistungen und Ressourcen sowie auch einer hierarchischen Einteilung der Gesellschaft. Das dritte Element ist die differenzierte Macht, welche die Gewalt bezeichnet, die es einer Gruppe ermöglicht, andere Personen oder Gruppen sichtbar zu machen und auszugrenzen.
Die Frage, wie die westlichen Mächte die Fähigkeit besaßen, über die ‚Anderen‘ zu urteilen und Konstruktionen von ‚Wir und Sie‘ zu schaffen lässt sich mit einem Blick auf die Zusammenwirkung von Diskurs und Macht beantworten. Ein Diskurs ist laut Hall eine „Art, über etwas zu sprechen oder etwas zu repräsentieren“ (Hall 2012, S 150). Diskurse transportieren Wissen in Form von Sprache, Gedanken, und Handlungen. Da Wirklichkeit von Subjekten und Handlungen dieser geschaffen wird, kann Wirklichkeit auch als diskursiver Effekt bezeichnet werden. Je nachdem wie die Diskurse und das transportiere Wissen darin beschaffen sind, haben sie also Einfluss auf die Wirklichkeit. Die Fähigkeit, Wirklichkeit diskursiv zu beeinflussen verleiht dem Wissen somit Macht (Jäger, 2016, S. 36f) Diese Macht bestimmt was ‚wahr‘ ist oder nicht und sie erschafft Mechanismen der In- und Exklusion von andersartigen in- und außerhalb von Gesellschaften. Somit ist nach Foucault (1980) der Diskurs ein System, durch die Macht zirkuliert und „diejenigen, die den Diskurs produzieren, haben die Macht“ (Foucault 1980; zitiert nach Hall 2012, S. 154)
Der Funktion von Wissen in Bezug auf Wirklichkeitskonstruktionen geht Edward Said (1978) in seinem Werk O rientalism nach. Said (1978) zeigt mit dieser Arbeit, wie man durch einen Diskurs aus einer Dominanzposition heraus die ‚Anderen‘ konstruieren kann und wie diese Konstruktionen mit der positiven Selbstkonstruktion einhergeht. So entstand die Wissenschaft des Orientalismus, indem der ‚Okzident‘ Wissen über den ‚Orient‘ generiert und verbreitet hat. Dabei standen die eingeborenen als ‚Andere‘ den Kolonialisten gegenüber. Selbsternannte ‚Experten‘ sammelten und verbreiteten Wissen in Form von Reiseberichten, wissenschaftlichen, politischen und journalistischen Texten über den ‚Orient‘, um ihn begreifbar und vorstellbar zu machen. Das Material, dass dabei entstand beschrieb den ‚Orient‘ als Ort der Zügellosigkeit, der Erfüllung verbotener Fantasien und unmoralischem Verhalten. Aufgrund dieser negativen Zuschreibungen wurde der Orient als grundlegend anders und prinzipiell unterlegen dargestellt, während der Westen in allen Darstellungen als kulturell dominant dargestellt wurde. Auch wenn nicht alles, was dem Orient zugeschrieben wurde (Ort der Erfüllung sexueller Fantasien) als negativ empfunden wurde, kristallisiert sich im ganzen Diskurs die westliche Überlegenheit heraus. Durch diese diskursiven Praktiken über den Orient wurde die positionelle Superiorität Europas bzw. des Westens gewährleistet, denn dadurch wurde die Kolonisationspolitik legitimiert und vorangetrieben (Castro Varela& Dhawam, 2005, S31f). Auch wenn Kolonialismus nicht mehr offiziell betrieben wird, wirken diese Diskurse weiterhin nach und üben subtil Macht aus, weswegen von hegemonialen Machtverhältnissen gesprochen werden kann (ebd.).
2.2. Der Neorassismus/ Kulturrassismus
Mit Ende des 2. Weltkrieges gab es einen Bruch in der Rassismusforschung. Viel zu sehr erinnerte dieser Begriff Rasse* an den Rassen*vernichtungswahn des Nationalsozialismus. Mit der Vermeidung des Begriffes Rasse* oder Rassismus ist die Problematik jedoch nicht verschwunden.
Rund um 1990 gab es einen Paradigmenwechsel in Richtung ‚Kulturalisierung‘ des Rassismusbegriffs (Terkessidis, 2004, S.97). Balibar (1990) hat dafür den Begriff „Neo- Rassismus“ geprägt, ebenso gängig ist der Begriff des Kultur-Rassismus. Der Begriff der Kultur umfasst dabei einen ähnlichen semantischen Gehalt wie vorher der Begriff der Rasse* Fischer und Gstettner (1990) beschreiben es in folgendem Satz sehr treffend:
„Sie sagen Kultur und meinen ‚Rasse‘, sie sagen das eine und meinen das andere“ (zitiert nach Müller- Uri 2014, S.92).
Dies bedeutet, dass auch ethnisch- kulturelle Differenzmarker zur Unterscheidung und Hierarchisierung herangezogen werden. Dabei wird Kultur als homogener, abgeschlossener und stabiler Raum, aus dem es kein Entrinnen gibt, gedacht. Dieser Aspekt ist im Migrationsdiskurs von besonderer Bedeutung, denn in diesem wird Migration überwiegend als kulturelle Differenz- Erfahrung wahrgenommen und es findet eine weitgehende Kulturalisierung der Migration statt (Hess, 2015, S. 53)
Oft wird auch von Rassismus ohne Rassen* gesprochen, was in der Gesellschaft oftmals für Empörung und Verwirrung sorgt, da man Rassismus mit dem Rasse*-Begriff verknüpft. Terkessidis (2004, S.99) erläutert jedoch sehr gut, warum es einen Rassismus ohne Rassen* geben kann: Der Begriff Rasse* im Wort Rassismus steht stellvertretend für jede Art der Naturalisierung von Unterschieden und kann deshalb im Wort Rassismus bestehen bleiben. Auch Hall (2004) beschreibt Rassismus als die
Markierung von Unterschieden, die man dazu braucht um sich gegenüber anderen abzugrenzen, vorausgesetzt diese Markierungen dienen dazu, soziale, politische und wirtschaftliche Handlungen zu begründen, die bestimmten Gruppen vom Zugang zu materiellen und symbolischen Ressourcen [auszuschließen] und dadurch der ausschließenden Gruppe einen privilegierten Zugang [zu] sichern (zitiert nach Rommelspacher, 2011, S.25).
In dieser Definition wird Rassismus längst nicht mehr mit der ursprünglichen Bedeutung von Rasse* konnotiert. Es beschreibt nicht mehr nur biologische Unterschiede, sondern eine Vielzahl von religiösen, ethnischen, kulturellen sowie biologischen Merkmalen, die dazu dienen, eine Differenz zu erzeugen. Differenzierende Diskurse entwickeln sich in einem Prozess, der wie folgt abläuft: Die konstruierte Differenz wird zuerst naturalisiert, d.h. soziale und kulturelle Differenzen werden als unveränderlich und vererbbar dargestellt. Danach werden die Menschen in homogenen Gruppen zusammengefasst und der anderen Gruppe als unvereinbar gegenübergestellt. Dadurch werden beide Gruppen parallel in eine Rangordnung gebracht. Dies führt zu einer Legitimation von Hierarchien innerhalb einer Gesellschaft, welche in weiterer Folge zu Diskriminierungen der konstruierten Gruppen führen (Naturalisierung, Homogenisierung, Polarisierung und Hierarchisierung) (Rommelspacher, 2011, S.29).
Auch Balibar (1990) ist ein Vertreter des Begriffs ‚Rassismus ohne Rassen*‘, den für ihn „gehört der gegenwärtige Rassismus, der sich bei uns um den Komplex der Immigration herum ausgebildet hat, in den Zusammenhang eines ‚Rassismus ohne Rassen‘ ... eines Rassismus, dessen vorherrschendes Differenz ist…“ (S.28).
2.3. Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis
Rassismus durchzieht auf subtile und verschleierte Form den österreichischen Alltag und entwickelt sich so zu einem Machtverhältnis. Er stellt einen ideologischen Diskurs dar, der strukturierend und regulierend auf gesellschaftliche Verhältnisse wirkt. Als Ideologie wird „ein System von Deutungen und Begriffen, welches, wird es von den Mitgliedern eines sozialen Kollektives übernommen und akzeptiert, geeignet ist, soziale Wirklichkeit zu strukturieren“ bezeichnet (Spitzer, 2003, S.21)
Im Kern des rassistischen Denkens steckt die binäre Unterscheidung zwischen dem sozial Konstruierten Wir und die Anderen (Mecheril & Melter, 2011, S. 11). Dies entspricht dem Gedankengut des Othering, das Fremdmachen z.B. einer Minderheit. Othering ist ein Konzept, welches im Zuge der postkolonialen Studien vor allem durch Edward Said und G.C. Spivak geprägt wurde. Es handelt sich dabei um einen Prozess, bei dem Unterschiede hervorgehoben werden und zu Gruppenmerkmalen zusammengefasst werden. Dadurch wird die Gesellschaft in zwei Gruppen geteilt und die Mehrheit grenzt sich durch ein „Wir“-Gefühl von der Minderheit („Nicht-Wir“) ab, indem sie den Fokus auf verschiedene unterschiedliche Merkmale (Religion, Sprache, Nation, Ethnizität, Kultur) beider Gruppen konzentriert. Ein zentraler Aspekt dieses Vorgangs, ist die Gegenüberstellung der eigenen Gruppe zur ‚veranderten‘ Gruppe (Riegel, 2016, S.51) Dadurch passiert eine Selbstdefinition, die es ohne ein Gegenüber nicht gäbe. Dies stellt eine Form der Gewalt darstellt, die zumeist der Mehrheit obliegt (Castro Varela & Mecheril, 2010, S. 42) Während eigene Privilegien dadurch bestärkt werden können, sehen sich die ‚Anderen‘ in ihren Möglichkeiten beschnitten (Müller- Uri, 2014, S.68). Während die eigene Macht innerhalb einer Gesellschaft gefestigt wird, wird der Rest ab- und ausgegrenzt.
Allgemein wird Rassismus von der Mehrheitsgesesellschaft sehr widerwillig angesprochen. Stattdessen wird es angezweifelt und verharmlost. Statt Rassismus anzusprechen haben sich in den letzten Jahren wirkmächtige Abwehrmechanismen gebildet und Rassismus zu leugnen. Dies mag vor allem daran liegen, dass Rassismus vor allem mit physischer, rassistischer Gewalt verbunden ist und nicht als ein Phänomen, welches aus der Mitte der Gesellschaft arbeitet, erkannt wird (Melter, 2006, 318). Melter (2006) hat ein Konzept von Alltagsrassismus zusammengestellt, welches unter anderem auch subtile Mechanismen von Rassismus und deren Auswirkungen thematisiert. Er begreift Alltagsrassismus in verschiedenen Ebenen:
1) Rassismus ist in regelmäßigen Handlungspraxen von Einzelpersonen oder Gruppen zu finden. Es kann offen oder auch subtil auftreten und ist nicht nur auf Einzelpersonen reduziert, sondern auch in Gruppen.
2) Rassismus kann auch in institutioneller Form auftreten. So können rassistisch markierte Personen Ausgrenzung in „Gesetzen, Regelungen und Handlungspraxen von staatlichen und staatlich finanzierten Institutionen“ erfahren.
3) Auch in den Sozialstrukturen lassen sich rassistische Ausgrenzungen identifizieren. So können rassistisch markierte Gruppen Benachteiligung am Arbeitsmarkt oder im Schul- und Bildungssystem erfahren. Dies bezeichnet er als den alltäglichen strukturellen Rassismus
4) Zuletzt ergänzt er noch den Alltagsrassismus in den öffentlichen Medien ,wozu „Publikationen in Print-, Audio- und Audiovisuellen Medien, im Internet oder öffentlichen Reden und Flugblätter“ dazuzählen (Melter, 2006, 25f.).
Die hier beschriebenen Ebenen dienen dazu, Rassismus als Machtverhältnis in einer Gesellschaft, welches durch Ausschlussmechanismen geprägt ist, zu verstehen und nicht als Problem einzelner Individuen.
Ähnlich beschreibt es auch Rommelspacher (2011). Rassismus wirkt in auch in ihrem Verständnis nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch auf institutioneller und struktureller Ebene. Während der Rassismus auf individueller Ebene persönliche Einstellungen und Handlungsweisen beschreibt, steckt der strukturelle Rassismus die politischen und ökonomischen Strukturen und deren Ausgrenzungsmechanismen ab. Dieser schließt den institutionellen Rassismus mit ein, der die Gewohnheiten, Wertvorstellungen und Handlungsmaximen innerhalb von Institutionen inkludiert (Rommelspacher, 2011, S. 30). Auch Miles (1999, S.113) stellt die Verkörperung der rassistischen Ideologie in bestimmte Praktiken und Strukturen als eine Form des strukturellen Rassismus dar. Demnach ist Rassismus nicht einfach um Vorurteile, sondern er legitimiert Ausgrenzung und Diskriminierungen gegen eine sozial konstruierte Gruppe. Bestehende „sozioökonomische oder bildungsbezogene Ungleichheiten“ werden „mit der ethnischen, kulturellen oder religiösen Zugehörigkeit als biologisch gegeben ‚erklärt‘“ (Naguib, 2014, S. 28).
Segregation erfolgt dabei auf unterschiedlichen Ebenden der Gesellschaft. Rommelspacher (2011, S.30f) definiert folgende: „Ökonomische Segregation“, „Politische Segregation“ und „Kulturelle Segregation“
Die ökonomische Segregation drückt sich durch die hohe Arbeitslosenquote und das Armutsrisiko von Menschen mit Migrationshintergrund, welches auf Benachteiligungen im Bildungssektor zurückzuführen ist, aus. Unter politischer Segregation ist die gesetzliche Ungleichbehandlung, in erster Linie durch Hürden und Sonderregelungen im System, zu verstehen. Wie der Umgang von migrantisch markierten Personen und ‚Einheimischen‘ untereinander passiert, zeigt die soziale Segregation. Dabei geht es darum, wie das Zusammenleben funktioniert, wie viele Freundschaften, Beziehungen, Partnerschaften es über Kulturen hinweg gibt. Vor allem im sozialen Umfeld lässt sich die kulturelle Segregation ausmachen, denn schon im sehr jungen Alter kann man „Wir“ und „Ihr“ Benennungen ausmachen (ebda.). Diese Segrationslinien als Produkt wie eine unsichtbare Mauer, die Schulen, Betreibe, Arbeitsmarkt und die Gesellschaft als Ganzes durchzieht (ebd.).
Zusammenfassend kann man also behaupten, dass Rassismus seit dem Kolonialismus als Machtsystem immer noch die Gesellschaften beeinflusst. Es handelt sich um eine jahrhundertelange Reproduktion von Wissen und gesellschaftlichen Machtstrukturen.
2.4. Diskriminierung
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird unter Diskriminierung Benachteiligung verstanden. Häufig beschreibt man Diskriminierung als das Ergebnis von individuellen Vorurteilen. Diskriminierung ist jedoch eine gesellschaftliche Praxis, die mit gesellschaftlichen Prozessen im Zusammenhang steht. Es handelt sich um eine Praxis, die Unterschiede von Menschen markiert und diese dadurch in Gruppen und Kategorien unterteilt. Diskriminierung beinhaltet die Grenzziehung, Abwertung und Benachteiligung von Menschen in einer Gesellschaft (Scherr, 2012, S. 7).
Relevant für die diskriminierende Praxis ist, dass eine sozial konstruierte Norm in einer Gesellschaft existiert. Im gleichen Moment entwickelt sich eine Nicht- Norm, von der man sich abgrenzen muss (ebd., S. 16). Die Konstruktion der sozialen Norm passiert laut Scherr (2012) nicht willkürlich, denn die „für die Diskriminierung bedeutsamen kategorialen Unterscheidungen sind Bestandteil historischer und gegenwärtiger gesellschaftlicher Machtverhältnisse und Ungleichheiten“ (ebd., S. 16).
Rassistische Diskriminierung ergibt sich aus dem „Vorteil“, den die Dominanzkultur2 durch den Rassismus erhält, denn dadurch geht eine Diskriminierung der Minderheit einher. Rommelspacher (2011) spricht allgemein von weniger Lebenschancen, eingeschränktem Zugang zu Ressourcen und Teilhabe an der Gesellschaft (S. 30).
Im Diskurs um Diskriminierung in der Schule spricht man von institutionellem Rassismus bzw. institutioneller Diskriminierung. Der Begriff „institutionell“ beschreibt das Handeln von gesellschaftlichen Institutionen und Organisationen, wie dem Bildungsbereich, der Polizei oder dem Gesundheitswesen als Ursachen. Mechanismen der institutionellen Diskriminierung wurden „auf informellen und unausgesprochenen Wegen durch ihre Routinen und täglichen Verfahren als ein unzerstörbarer Teil des institutionellen Habitus weitergegeben. Diese Art von Rassismus wird Routine, gewohnt, selbstverständlich“ (Hall 2002, 165; zitiert nach Gomolla, 2013, S. 90).
Folglich sind die Erkennung, Aufdeckung und Bearbeitung dieser sehr herausfordernd. Essenziell ist dabei auch das Verständnis, dass Organisationen nicht als isolierte Einrichtungen gesehen werden, sondern als Teil von einem sozialen Gefüge. Die sozialen Prozesse in einer Gesellschaft beeinflussen organisatorische Entscheidungspraktiken, die ungleiche Belohnungen bzw. Leistungen für bestimmte soziale Gruppen als andere Vergleichsgruppen, hervorbringen (Gomolla, 2013, S. 90).
[...]
1 ‘Rassistisch markiert’: Markieren bedeutet etwas anzeigen, kenntlich machen. In dieser Arbeit wird der Begriff ‚rassistisch markiert‘ für alle Menschen verwandt, die aufgrund einer Markierung einer vermeintlichen Differenz rassistisch behandelt werden. Tißberger (2009) schreibt dazu: „Rassistisch markiert sind natürlich alle Menschen in einer rassistischen Gesellschaft, andernfalls gäbe es keine Notwendigkeit irgendwelcher Bezeichnungen von rassistisch konstruierter Differenz“ (S.13) ‚migrantisch markiert‘: Dieser Begriff bezeichnet im Speziellen Menschen die aufgrund von Differenzmerkmalen von anderen für Einwanderer*innen gehalten werden. Dieser Begriff wird anstelle von Begriffen wie Ausländer*innen, Migrant*innen oder Menschen mit Migrationshintergrund verwendet.
2 Dominanzkultur nach Rommelspacher (1995, S.22ff) beschreibt die Verstrickung der Kategorisierung von Menschen in Machtstrukturen. Sie geht davon aus, dass die Gesellschaft von Machtdimensionen geprägt ist, welche ein Ordnungsprinzip der Unter- und Überordnung fördert. Anhand dieses Ordnungsprinzips kommt es zu strukturellen Diskriminierungen.
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