In dieser Arbeit soll Hartmut Rosas bislang nur oberflächliche Kritik an der Achtsamkeitsbewegung im Kontext von sozialer Beschleunigung nachbereitet werden. Zunächst werden dazu die Bedingungen geprüft, unter denen sich die Beschleunigung des Lebenstempos vollzieht. Die Beziehung von Achtsamkeitspraxis und sozialer Beschleunigung kann dadurch genauer ausdifferenziert werden. Schließlich werden Rosas Resonanz- und der Achtsamkeitsbegriff einander angenähert und nach der Bedeutung kultureller Bewegungen für Reformprozesse im Zeitregime der Spätmoderne gefragt.
Hartmut Rosa lehnt eine Debatte über Achtsamkeit als Lösungsansatz für das von ihm formulierte Problem der Beschleunigung des Lebenstempos ab. Seiner Ansicht nach gehören die entsprechenden Haltungen und Praktiken längst zum perfiden Instrumentarium der Beschleunigungsgesellschaft. Von einer Gegenbewegung möchte Rosa nicht sprechen, wenn in Wahrheit die „Einkehraufenthalte in Klöstern oder Yogakurse von Managern oder Professoren, die eine Pause vom Rennen versprechen (…) dem Zweck dienen, danach umso erfolgreicher an den beschleunigten Sozialsystemen teilzunehmen.“
Die Achtsamkeitsbewegung bündle vielmehr verschiedene Formen der funktionellen Entschleunigung, die neuen Schwung in den Akzelerationszirkel bringen. Der Ausweg aus diesem 'circulus vitiosus', den Rosa skizziert, beinhaltet bislang allerdings ausschließlich politische Reformen und Umstrukturierungen an und geht dabei nur wage auf seine mikrosoziologischen Krisendiagnosen der Entfremdung und der Abwesenheit von Resonanz in subjektiven Weltbeziehungen ein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Lebenstempo der Moderne
- Objektive Faktoren: Zwischen Zeitknappheit und -Wohlstand
- Subjektive Faktoren: Freie Zeit statt Zeitfreiheit
- Achtsamkeit und Entschleunigung
- Die Achtsamkeitsbewegung in der Kritik
- ,,Zeit" für Achtsamkeit
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich mit Hartmut Rosas Kritik an der Achtsamkeitsbewegung im Kontext der sozialen Beschleunigung auseinander. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit Achtsamkeitspraxis als Lösungsansatz für die von Rosa formulierte Problematik der Beschleunigung dienen kann.
- Kritik an der Achtsamkeitsbewegung aus zeitsoziologischer Perspektive
- Analyse der objektiven und subjektiven Faktoren, die zum beschleunigten Lebenstempo der Moderne beitragen
- Beziehung zwischen Achtsamkeitspraxis und sozialer Beschleunigung
- Bedeutung kultureller Bewegungen für Reformprozesse
- Verknüpfung von Rosas „Resonanz“-Begriff mit dem Konzept der Achtsamkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas im Kontext sozialer Herausforderungen unserer Zeit dar und führt in Hartmut Rosas Theorie der sozialen Beschleunigung ein.
- Kapitel 2: Das Lebenstempo der Moderne: Dieses Kapitel analysiert die objektiven und subjektiven Faktoren, die zum beschleunigten Lebenstempo in der Moderne beitragen. Es werden die empirischen Grundlagen von Rosas Argumentation hinterfragt und die Bedingungen für Entschleunigung diskutiert.
- Kapitel 3: Achtsamkeit und Entschleunigung: In diesem Kapitel wird die Achtsamkeitsbewegung kritisch betrachtet und deren Beziehung zur sozialen Beschleunigung analysiert. Dabei werden die Kritikpunkte von Hartmut Rosa aufgegriffen und im Kontext des „funktionellen Entschleunigens“ diskutiert.
Schlüsselwörter
Soziale Beschleunigung, Achtsamkeit, Entschleunigung, Zeitsoziologie, Lebenstempo, Achtsamkeitsbewegung, Hartmut Rosa, Resonanz, Entfremdung, funktionale Entschleunigung, objektive und subjektive Faktoren, Zeitknappheit, Zeitwohlstand, Alltagszeit, Lebenszeit, Epochenzeit, Lebensentwurf, soziale Strukturen, kulturelle Bewegungen, Reformprozesse.
- Arbeit zitieren
- Valentin Müller (Autor:in), 2020, Achtsamkeit und Entschleunigung. Die Achtsamkeitsbewegung aus zeitsoziologischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/991369