"Chinas Bürgerkönig" Jiang Zemin will, dass künftig "auch Kapitalisten (...) in Chinas KP (...) ihre kommunistische Heimat finden" , titelte die Wochenzeitung "Die Zeit" unlängst im Rahmen einer dreiteiligen Serie über "Chinas neue Klassengesellschaft". Der Artikel porträtiert im Rahmen der Öffnungs- und Reformpolitik der achtziger Jahre zu Reichtum gekommene Möbelimporteure und Internetunternehmer, eben jene Kapitalisten, die nun auch in der KPCh willkommen sind. Dieser Artikel steht mit seiner Kernaussage - die wirtschaftlichen Reformen als Wegbereiter für wachsende persönliche Freiheiten und auch Stabilität - stellvertretend für eines der vielen Mosaiksteinchen, die das Chinabild im Westen prägen. China dient vielen als Projektionsfläche ihrer Hoffnungen - "der Markt der Zukunft" - aber auch der Angst des Westens vor einer von einem wirtschaftlich erstarkenden China ausgehenden Gefahr. Ein Zeichen dafür ist auch die Unzahl von Veröffentlichungen im Bereich der Ratgeber für Geschäftsleute, die beabsichtigen, in China aktiv zu werden. Auf der anderen Seite führt der zweifellos mit der Reformpolitik verbundene zunehmende Wohlstand in China selbst zu einer Veränderung in der Haltung dem Westen gegenüber.
In der vorliegenden Hausarbeit möchte ich versuchen, chinesische Vorstellungen von Kapitalismus mit Blick auf die Debatte um einen Zusammenhang zwischen Konfuzianismus und Kapitalismus mit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik der VR China nach dem Ende der Kulturrevolution 1976 und dem Sturz der Viererbande darzustellen. Zunächst möchte ich in Abschnitt II einige der in dieser Arbeit verwendeten Begriffe näher erläutern, die - obwohl teilweise alltäglicher Sprachgebrauch - bei näherer Betrachtung problematische Züge aufweisen. Als Basis der Darstellung obengenannter Debatte ist dann ein kurzer Abriss des historischen Wandels im Westen hin zum Kapitalismus und der damit verbundenen Veränderung seiner Haltung China gegenüber notwendig. Darüberhinaus erscheint es mir sinnvoll, die Rezeption des Kapitalismuskonzepts in China und die generelle Haltung Chinas dem Westen gegenüber ab dem Ende des Opiumkriegs im Jahre 1842 und der damit verbundenen Öffnung Chinas für die westlichen imperialistischen Mächte zu umreißen.
Im Hauptteil der Arbeit sollen verschiedene Standpunkte und Sichtweisen im Hinblick auf die Frage nach einem Zusammenhang von Konfuzianismus auf der einen und Kapitalismus auf der anderen Seite dargestellt und erörtert werden [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erläuterung der verwendeten Begriffe
- Abriss der historischen Entwicklung im Westen und in China
- Die Entwicklung im Westen
- Die historische Entwicklung in China ab 1842
- Zusammenfassung
- Ansätze zur Erklärung des asiatischen Wirtschaftswunders
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert chinesische Vorstellungen von Kapitalismus im Kontext der Debatte um einen möglichen Zusammenhang zwischen Konfuzianismus und Kapitalismus. Der Fokus liegt dabei auf den Reformen und Öffnungen der Volksrepublik China nach der Kulturrevolution.
- Analyse der chinesischen Sichtweise auf Kapitalismus
- Erörterung des Verhältnisses von Konfuzianismus und Kapitalismus
- Rekonstruktion der historischen Entwicklung im Westen und in China
- Untersuchung verschiedener Standpunkte zur Rolle des Konfuzianismus im Kontext des asiatischen Wirtschaftswunders
- Darlegung der Bedeutung des Begriffs "Westen" und "China" im Kontext der Hausarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt den aktuellen Stand der Debatte um China im Westen dar. Sie erläutert die Motivation der Arbeit und benennt die zentralen Forschungsfragen.
- Das Kapitel "Erläuterung der verwendeten Begriffe" definiert zentrale Begriffe wie "Westen", "China" und "Kapitalismus" und diskutiert deren Komplexität und Wandelbarkeit im Laufe der Zeit.
- Das Kapitel "Abriss der historischen Entwicklung im Westen und in China" skizziert die historische Entwicklung des Kapitalismus im Westen und die Rezeption dieses Konzepts in China seit dem Ende des Opiumkriegs. Es beleuchtet die Veränderungen in der Haltung Chinas gegenüber dem Westen.
- Das Kapitel "Ansätze zur Erklärung des asiatischen Wirtschaftswunders" präsentiert und diskutiert verschiedene Standpunkte zum Zusammenhang von Konfuzianismus und Kapitalismus und deren Rolle bei der Erklärung des wirtschaftlichen Aufstiegs Asiens.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Kapitalismus, Konfuzianismus, chinesische Kultur, historische Entwicklung, Wirtschaftswunder, Reformpolitik und Öffnung. Sie analysiert unterschiedliche Sichtweisen auf die Bedeutung von Konfuzianismus und Kapitalismus für die Entwicklung Chinas.
- Arbeit zitieren
- Steffen Dyck (Autor:in), 2002, Chinesische Vorstellungen von Kapitalismus - Konfuzianismus als Triebfeder des asiatischen Wirtschaftswunders?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9918