Elias Canetti beschreibt in diesem Buch seine ungewöhnliche Kindheit und Jugend, welche er in Bulgarien, England, Österreich und der Schweiz verbrachte. Im ersten Teil erfährt der Leser etwas über Rustschuk, eine bulgarische Stadt. Dort wächst Canetti in einem jüdisch geführten Elternhaus auf. Darauf übersiedelt die Familie nach Manchester, wo Elias seine ersten Schulerfahrungen macht. Nach dem Tode des Vaters entschliesst die Familie, nach Wien zu ziehen. Schliesslich wird Familie Canetti in Zürich wohnhaft. Hier besucht Elias die höheren Schulen und beginnt sich von der Familie zu lösen.
Elias Canetti: Die gerettete Zunge
Inhaltsangabe
Elias Canetti beschreibt in diesem Buch seine ungewöhnliche Kindheit und Jugend, welche er in Bulgarien, England, Österreich und der Schweiz verbrachte. Im ersten Teil erfährt der Leser etwas über Rustschuk, eine bulgarische Stadt. Dort wächst Canetti in einem jüdisch geführten Elternhaus auf. Darauf übersiedelt die Familie nach Manchester, wo Elias seine ersten Schulerfahrungen macht. Nach dem Tode des Vaters entschliesst die Familie, nach Wien zu ziehen. Schliesslich wird Familie Canetti in Zürich wohnhaft. Hier besucht Elias die höheren Schulen und beginnt sich von der Familie zu lösen.
Teil 2 "Manchester" und Teil 3 "Wien" (Rebecca Müller, E2b)
Elias Canetti beschreibt seine Kindheit auf eine selbstverständliche Art und Weise. Doch wenn man die Lektüre etwas genauer betrachtet und studiert, fällt einem so einiges auf. Der Junge wurde schon sehr früh von seiner Nabelschnur getrennt und musste weit von seinem Geburtsort wegziehen. Alles war fremd für ihn, die neue Umgebung, die Sprache und die neuen Hausangestellten. Durch sein Vater, der ihm jede Woche eine Buchlektüre mitbrachte, fand Elias eine Zuflucht. Die Bücherwelt war seine eigene neue Welt die er entdecken durfte. Er vergass alles um sich herum und lebte so in seiner eigenen zusammen gestellten Welt. Und wenn er einmal aus seiner Phantasiewelt zurück kam verglich er sehr oft ältere Menschen, die er nicht so sympathisch fand, mit Figuren aus seiner eigenen Welt. Als sein Vater von der Familie abschied nahm, war das natürlich ein grosser und schwerer Schritt. Elias musste von heute auf Morgen erwachsen werden. Er versuchte es. Doch er gab lange Zeit seiner Mutter die Schuld an dem Tod seines Vaters. Er übernahm die Schlafstelle seiner Vaters, doch Tagsüber war er wieder der grösste Sohn. Dieser Wechsel jeden Tag war nicht leicht. Sein Verhältnis zu seinem kleinen Bruder wurde immer schlechter. Elias fühlte sich für alles verantwortlich. Da ihn nichts so sehr beschäftigte wie dieser Tod, lebte er gläubig in verschiedenen Etappen. Da die Geschichten über den Tod von seiner Mutter alle paar Jahre wechselten. Sie versuchte ihn in seinen Jugendjahren zu schonen. Im Zentrum seiner Welt, in der er sich befand, stand der Tod seines Vaters.
Der nächst grössere Abschnitt kam, als seine Mutter beschloss nach Wien zu ziehen. Sie machten in Genf eine längere Pause. Dort wohnten sie in einem Haus direkt am Genfersee. Seine Mutter versuchte zu dieser Zeit mit aller Gewalt ihm Deutsch beizubringen. Er gab sich auch sehr Mühe, doch seine Mutter war so ehrgeizig, dass sie mit keinem Resultat von ihm zufrieden war. Sie beschimpfte ihn und nannte ihn einen Trottel, und Dummer Junge. Das war für Elias eine sehr schlimme Zeit. Doch er konnte sich nicht vorstellen, seine Mutter unglücklich zu machen, und so lernte er Tag und Nacht, bis er ein Lächeln von seiner Mutter ernten konnte. Das war für ihn das grösste. Als sie dann nach Wien kamen war er Klassenbester in dem Fach Deutsch. Seine Mutter schenkte ihm zur Belohnung ab und zu einmal ein Buch auf deutsch. Das linderte den Schmerz über den Verlust seines Vaters, und die Freude war so gross, dass Elias in dieser Jugendzeit, total vergass, dass er noch einen kleinen Bruder hat.
Teil 4 "Zürich - Scheuchzerstrasse" (Andrea Bächtold, E2b) Zusammenfassung des Textausschnittes
In Zürich kommt die Familie Canetti bei Fräulein Vogler unter, dem Inbegriff schweizerischer Genauigkeit. Grossmutter und Tante Arditti besuchen Elias' Mutter jeden Abend, im Laufe eines solchen ein Streit zwischen ihnen und der Mutter entbrannt. Sie raten der Mutter, zu heiraten, worauf der lauschende Elias hereinstürmt und sich vehement wehrt. Einige Schwierigkeiten bietet die Einschulung von Elias: Obwohl er eigentlich schon weiter wäre, muss er in Zürich noch einmal die Primarschule besuchen, was die Mutter in ihrem Stolz sehr verletzt. Elias nutzt die Zeit, in der es sonst nichts zu lernen gibt, zum Erlernen des Zürcher Dialekts. Von einem seiner Schulkameraden wird er an das Geburtstagsfest dessen Mutter eingeladen. Deren Verhalten befremdet und erschreckt ihn zugleich, und er kann nicht verstehen, wieso sie traurig ist, obwohl sie so viele Freunde hat. Mittlerweile in eine eigene Wohnung umgezogen stellen die Canettis eine Haustochter an. Da Elias' Mutter sich nicht gewohnt ist, dass ein Hausmädchen so nah mit der Familie zusammenlebt, spricht sie zuerst bei Tisch nur noch Englisch mit den Kindern. Als sich jedoch herausstellt, dass die Haustochter diese Sprache vorzüglich beherrscht und alle Gespräche verstehen kann, wird sie kurzerhand als Spionin entlarvt und muss ihren Dienst im Haus aufgeben. Auf die Primarschulzeit folgt nun Elias' Besuch der Kantonsschule. Er schliesst neue Freundschaften mit Mitschülern, die wie er sehr belesen und interessiert sind. Seine Lehrer beschreibt er sehr detailliert und lebendig, sie waren für ihn wichtige Figuren dieser Zeit. Die Mutter ist eine Frau mit klaren Haltungen; an einem Spaniolentreffen vertritt sie klar ihre kriegsgegnerische Meinung, was Elias und alle Anwesenden beeindruckt. Durch das Fehlen der Haustochter bleibt keine Zeit mehr für abendliche Lektüren mit der Mutter; während sie im Wohnzimmer Strindberg liest, nachdem alle Kinder im Bett sind, schmökert Elias unter der Bettdecke heimlich in Dickens. Der Schwindel fliegt aber auf, und die Mutter zeigt ihre grosse Enttäuschung. Elias liebt es, seiner Mutter Geschenke zu machen, und so spart er jeden Rappen, um ihr eine lang ersehnte Lektüre nach der anderen zu kaufen. Als sie sich für Rudolf Steiner zu interessieren beginnt, kommt Eifersucht in ihm auf, und er versucht mit allen Mitteln, sie davon abzubringen. Schliesslich wendet die Mutter sich tatsächlich von seiner Ideologie ab. Die Grippewelle, die in der Schweiz grassiert, steckt auch die Mutter an. Auch nach der Grippe kränkelt sie weiter und lässt keine andere Möglichkeit offen, als die Familie zu trennen, damit sich die Mutter in einem Sanatorium erholen kann. Vorher aber verbringen die vier Ferien in einem noblen Hotel. Die Mutter begegnet einem Maler und ist darauf versessen, von ihm gemalt zu werden. Dieser neue Zug an ihr verunsichert Elias und macht ihn wütend zugleich.
Elias Canetti und die Schule
Sehr eindrücklich beschreibt Canetti, wie unterschiedlich seine Lehrer an der Kantonsschule waren, und dennoch sagt er "... ich entsinne mich keines einzigen, der sich nicht um Gerechtigkeit bemüht hätte. (S.208)" So verschiedenartig Lehrer sein können, so wichtig ist auch, dass sie gewisse Grundprinzipien einzuhalten versuchen. In solchen Gemeinsamkeiten finden Schüler meiner Meinung nach auch Halt; Strukturen, die bei allen Lehrern gleich sind geben eine Sicherheit. Die Unterschieden zwischen Lehrern bringen eine Offenheit für Neues, Anderes. "Die Vielfalt der Lehrer war erstaunlich, es ist die erste bewusste Vielfalt in meinem Leben das alles, wie es zusammenwirkt, ist noch eine ganz andere als die deklarierte Schule, eine Schule nämlich auch der Vielfalt von Menschen und wenn man sie halbwegs ernst nimmt, auch die erste bewusste Schule der Menschenkenntnis. (S.210)" Sehr schön zeigt Elias Canetti auch, wie wichtig Lehrerfiguren für das weitere Leben eines Schülers sind. "Was ich lebendig aus dem Mund von Lehrern erlernte, behielt die Gestalt dessen, der es aussprach, und blieb ihm in der Erinnerung immer zugehörig. (S.208)" Ich denke, dieses Umstandes sollte man sich als LehrerIn immer bewusst sein. Man kann mit seiner Person vieles erreichen, sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne.
Elias Canetti und die Literatur
Schon von klein auf ist Elias mit der Bücherwelt aufgewachsen. Seine Mutter, eine sehr belesene Frau, spricht mit ihm über Texte, die sie gelesen hat, und zunehmend springt ihre Begeisterung auch auf Elias über. Für sein Alter interessiert er sich für höchst ungewöhnliche Texte: Er vertieft sich in Dickens und diskutiert mit der Mutter über Dramen, die sie gesehen hat. Canetti nimmt Sprache sehr differenziert wahr: So sind seine lebendigsten Erinnerung an die Zürcher Zeit von Aussagen und Worten geprägt. Seine Primarschulzeit birgt die Faszination des Namens eines Mitschülers ,,Sägerich" in sich, der sich dann als ,,Segenreich" entpuppt. Auf seinem Schulweg ins Gymnasium begegnet er einem Mann, der immer den Satz ,,Dschoddo komm zum Papa" ruft.
Das Verhältnis zur Mutter
Canetti beschreibt seine Beziehung zur Mutter als eine sehr intime, fast verschworene Gemeinschaft. Sie besteht nicht nur aus einer einseitigen Beeinflussung des Kindes durch die Mutter, sondern Elias bewundert ihre Haltungen und Ansichten auch, als er älter und kritischer wird. "Zu dieser Zeit, in der ich selbst schon zu denken begann, habe ich sie ohne jede Einschränkung bewundert. (S.223)" Trotzdem ist natürlich eine Prägung durch die Mutter vorhanden. "Denn was immer es war, etwas davon ging auf mich über. Nur mir konnte sie alles in jeder Einzelheit berichten. (S.224)"
Elias ist bereit, alles für seine Mutter zu tun, er opfert zum Beispiel seine Pausenbrote, um der Mutter eine Freude zu bereiten und ihr ein neues Buch schenken zu können. Als die Verwandten seiner Mutter sie bestürmen, doch zu heiraten, droht er, sich umzubringen, falls seine Mutter heiraten würde. Diese unterstützt ihn auch bei diesem eifersüchtigen Verhalten. Dies bestätigt meine Vermutung, dass die Mutter in Elias eine Art Partnerersatz sieht: Die Gespräche, die sie früher mit ihrem Mann führen konnte, führt sie nun mit Elias. Daraus ergibt sich auch der Umstand, dass Elias mit Inhalten konfrontiert wird, die nach landläufiger Meinung nicht altersentsprechend sind. Elias spürt, wie sehr der Mutter daran gelegen ist, dass er mit ihr diskutieren kann. Ihre Begeisterung springt auf ihn über.
Die Beziehung zwischen Elias, seiner Mutter und seinen jüngeren Brüdern
Schon wegen des Altersunterschiedes kommen die jüngeren Brüder für ernsthafte Gespräche nicht in Frage. Sie sind in Elias' als auch in der Mutter Augen immer nur ,,die Kleinen". Ich könnte mir vorstellen, dass deshalb auch ein gewisser Druck auf Elias lastete, immer die Erwartungen erfüllen zu müssen. Die jüngeren Brüder könnten sich aber auch ausgeschlossen und weniger geliebt vorgekommen sein. Meiner Meinung nach ist eine so intime Beziehung zwischen einem Elternteil und einem Kind stets problematisch. Die anderen Kinder können nicht teilhaben und fühlen sich benachteiligt; der andere Elternteil (ist hier nicht der Fall) fühlt sich vielleicht unfähig, da er keine so gute Beziehung zu diesem Kind aufbauen kann. Oftmals ergibt sich aus einer solchen Situation auch eine Bevorzugung einzelner Kinder. Im Buch ,,Die gerettete Zunge" scheint mir das aber nicht der Fall zu sein. Als Elias nämlich das Vertrauen der Mutter missbraucht und unter der Bettdecke liest, folgen harte Strafen und Kontrollen.
- Arbeit zitieren
- Andrea Bächtold (Autor:in), 2001, Elias Canetti: Die gerettete Zunge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99199
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