Studierende und der Druck der Hochschulen. Gründe, Folgen und Lösungsansätze am Beispiel zweier Universitäten


Hausarbeit, 2018

21 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gründe für den Druck bei Studierenden im Bachelor-Studium

3. Folgen des Drucks im Bachelor-Studium

4. Lösungsansätze
4.1 Beratung in Hamburg
4.2 Beratung in Siegen

5. Fazit

6. Abbildungsverzeichnis

7. Videoverzeichnis

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Früher war das Studium nur in eine einzige Phase unterteilt, welche mit einer großen Abschlussprüfung am Ende des Studiums beendet wurde (Winter 2015). Heute ist das Studium in zwei Phasen eingeteilt. Der Studierende soll seinen Bachelor-Abschluss innerhalb von sechs Semestern absolvieren, weswegen das Studium heutzutage auch als das „Kurzzeitstudium“ bekannt ist (ebd.). Die Zugangsvoraussetzungen für ein Studium werden von der Hochschule selbst festgelegt, entsprechen also keiner Norm (ebd.). Doch bei all diesen Angeboten in der Hochschule ist es für den Studierenden von Anfang an schwer einen Überblick zu finden (ARTE Dokumentation 2015). Der Studierende muss von Anfang an seinen Stundenplan den vorhandenen Modulplänen anpassen. Das heißt dreißig Creditpoints pro Semester sammeln, den Stundenplan möglichst nicht zu vollpacken, am Ende des Semesters bei den Klausuren rotieren und nebenbei Job, Freizeit und andere Termine versuchen zu kombinieren (ebd.). Gehen wir von der Universität Siegen aus, wären dies drei ganze Module und eine Studienleistung in einem Semester, was insgesamt sieben Kurse sind, mit jeweils einer Prüfung am Ende oder innerhalb des Semesters. Denn die Universität wie auch die Lehrenden gehen davon aus, dass der Studierende nichts gelernt haben kann, ohne abgefragt worden zu sein. Das Vertrauen in die Lernfähigkeit des Studierenden ist abhandengekommen und wird mit Prüfungen, Referaten, Hausarbeiten und der Anwesenheitspflicht kompensiert (Winter 2015). Diese Faktoren verursachen bei den Studierenden enormem Druck. Dieser Druck kann kritische Folgen wie Verzweiflung, Depressionen, Selbsthass und Überforderung hervorrufen (Waßmann 2012; Janecek 2012). Immer mehr Studierende suchen schon bei Studienbeginn eine psychologische Beratungsstelle auf (Janecek 2012).

In dieser Arbeit soll es zuerst einmal um die Gründe für den enormen Druck gegenüber dem Studierenden gehen. Darauf folgend möchte ich die Folgen des Drucks beim Studierenden in den Blick nehmen und herausstellen, wie es einem Großteil der Studierenden mit dem Turbo-Studium alla Bologna geht. Weiter möchte ich mögliche Lösungsansätze für Studierende, die dem Druck nicht mehr standhalten können vorstellen. Dazu stelle ich Beratungsstellen an Universitäten im Allgemeinen vor, um darauf die Beratungsstellen in Hamburg und Siegen miteinander zu vergleichen. Schlussendlich werde ich ein Fazit über den Druck der Hochschulen auf den Studierenden ziehen.

2. Gründe für den Druck bei Studierenden im Bachelor-Studium

Studierende sind heutzutage größerem Druck ausgesetzt, als die Studierenden früher. Vor allem die Bologna-Reform von 1999 macht den Studenten Druck. Wo früher das Studium nur aus einer Phase bestand, welche nach neun Semestern durch eine große Abschlussprüfung beendet war, sollen die Studierenden heute ihr Bachelor-Studium in sechs, maximal acht Semestern beendet haben (Winter 2015). Dabei gilt der Bachelor als der erste Regelabschluss innerhalb des Studiums (ebd.). Im Anschluss daran kann sich der Studierende in einen Master-Studiengang begeben (ebd.). Wenn der Studierende sein Bachelor abgeschlossen hat, hängt die Akzeptanz dieses Abschlusses mit der Einstellung des Unternehmens zusammen, in dem sich der Studierende bewirbt (ebd.). Somit ist der Master-Studiengang meist eine unausweichliche Pflicht. Auch das Einführen der Studiengebühren im Jahre 2005 spielt dabei eine gewichtige Rolle (Waßmann 2012). Studierende sehen sich gehäuft schlechteren Lebensbedingungen gegenüber, da sie die Balance zwischen ihrem Nebenjob und dem Studium finden müssen (ebd.). Gleichzeitig gibt es noch zahllose andere Verpflichtungen und Anforderungen an den Studierenden (ebd.). Auch der Übergang in ein insgesamt anderes Umfeld innerhalb des Studiums kann bei dem Studierenden Probleme hervorrufen, zum Beispiel eine Identitätsstörung (ebd.). Die Krisenüberwindung hat sich dementsprechend auch gewandelt. Nur wenn eine Krise erfolgreich bewältigt wird, verspürt der Studierende Erfolg. Beim Nichtgelingen fühlt sich der Studierende hilflos, ohne Orientierung und zieht sich aus der sozialen Ebene zurück (ebd.). Waßmann unterscheidet in ihrem Text unter drei großen Blö- cken, die den Druck und somit die Probleme für Studierende hervorrufen. Als erstes Problem sieht Waßmann den finanziellen Aspekt. Jeder vierte Studierende befindet sich ihr zufolge auf Grund von finanziellen Problemen in Beratung (ebd.). Die oben bereits benannten Studiengebühren erhöhten den Druck erfolgreich zu sein (Jacobsen o.J.: 2). Vor allem das jonglieren zwischen Job, Studium und Prüfungen zwingt den Studierenden in den Druck alles gleichzeitig zu schaffen. Verantwortlich dafür ist der Bologna-Prozess, der den Bachelor eingeführt hat (Waßmann 2012). Der Studierende hat weniger Freiheiten, die Anforderungen schwellen an und die Erfahrenheit mit der Reform fehlt, so dass der Studierende nicht viele Möglichkeiten zum nachfragen hat (ebd.). Als zweiten großen Block in Bezug auf die Probleme der Studierenden im Bachelor-Studium nennt Waßmann die Studien (leistungs-)bezo- genen Probleme (ebd.). Hierbei fragt sich der Studierende im Allgemeinen ob es sich noch lohnt das Studium fortzuführen. Vor allem der Druck der Konkurrenz innerhalb des Studienfachs, der Abstand zu den Eltern und gegebenenfalls zu dem Partner und die fehlende Angehörigkeit in einer Gruppe überfordert den Studierenden (ebd.). Ein anderes Problem, was sie unter dieser Kategorie sieht, sind die aufkommenden Prüfungs- und Versagensängste bei den Studierenden, welche häufig zum Abbruch des Studiums führt (ebd.). Der dritte Block an Problemen beinhaltet die persönlichen Probleme sowie die Probleme, die von außen auf einen einwirken. Der zentrale Gegenstand in diesem Block stellt die depressive Verstimmung dar (ebd.). Walmann geht so weit zu behaupten, dass die Depression in den Industriestaaten die häufigste psychische Störung darstellt (ebd.). Sie sagt, dass Glück, Erfolg und die Selbstverwirklichung eine Notwendigkeit sind, die von der Gesellschaft gefordert wird. Jeder Mensch hat nach diesen Notwendigkeiten zu funktionieren. Jedoch scheitern an diesen Ansprüchen viele Menschen. Dies versetzt die Studierenden in die depressive Stimmung (ebd.). Weiter spielt der Zeitdruck bei den Studierenden heutzutage eine große Rolle. Studierende haben volle Stundenpläne, um ihren Modulplan noch einhalten zu können, grenzenlose Klausuren, Referate und Hausarbeiten (ebd.). Der Sprecher in der ARTE Dokumentation „Deutsche Studenten heute“ kommentiert die Menge an Klausuren, die ein Student in einem Semester absolvieren muss kritisch. Er hätte so viele Klausuren in seinem ganzen Studium nicht schreiben müssen (ARTE Doku 2015). Darüber hinaus hat die BolognaReform dazu geführt, dass die Studierenden in jeder einzelnen Veranstaltung eines Moduls, eine Prüfung absolvieren müssen (Winter 2015). Das Studium fokussiert sich somit immer mehr auf die Prüfungen. Dieser Zeitdruck verleitet zu der Annahme, das eigene Studium so schnell wie möglich beenden zu müssen, da der Studierende ansonsten keine echten Chancen mehr auf dem Arbeitsmarkt hat (ebd.). Auch das unverzichtbare Auslandssemester spielt dem Zeitdruck der Studierenden in die Hände. Was früher als Freiheit galt, ist heute versteckte Pflicht (ARTE Doku 2015). ARD Alpha berichtet noch im Jahr 2015 darüber, dass sich die Wirtschaftsvertreter über die dürftige Qualität der Studierenden beschwert hat (ARD 2015). Studierende sind verwirrt darüber, was die Wirtschaft von ihnen verlangt. einerseits sollen sie nicht zu alt sein, aber gleichzeitig reich an Erfahrung. Sie sollen sich normieren können, aber gleichzeitig ihre Individualität scheinen lassen. Sie sollen nachhaltig und produktiv arbeiten, dabei aber immer kreativ sein (ebd.). Dabei hilft es nicht, dass das Studium heute schon viel mehr wie ein Beruf aufgebaut ist und die Wirtschaft den Studierenden nach bestimmten Effizienz Indikatoren bemisst (ARTE Doku 2015). Es wird gemessen wie viele Studierende ihr Studium chancenreich beendet haben, wie schnell sie dabei waren und wie alt sie bei ihrem Abschluss sind und wie viele davon, wann in den Beruf einsteigen (ebd.). So wird das Studium an gewisse Indikatoren angepasst, so dass kein Raum mehr für andere Dinge zugelassen werden kann (ebd.). Es gibt somit keine unbegrenzte Freiheit darüber, was der Studierende in seinem Studium an Kursen belegen kann. An den Universitäten ist alles durchstrukturiert (ebd.).

3. Folgen des Drucks im Bachelor-Studium

Der ausgeübte Druck auf die Studenten kann viele negative Folgen mit sich ziehen. Die Psychoanalytikern Petra Holler sagt im ARD Alpha, dass das Zusammenspiel von Druck auf Leistung und Perfektionismus und die Angst zu versagen einen großen Effekt auf verschiedene Bereiche im Leben haben kann (ARD 2015). Die Studierenden gelangen in eine Krise, da sie das Kriterium der perfekte, interessante Studierende zu sein nicht zu hundert Prozent erfüllen können (ebd.). Die Selbstverantwortung und die Selbstorganisation sind heute zwei zentrale Aspekte im Studium (Janecek 2012). Dazu stellen die Hochschulen in Deutschland immer höhere fachliche Erwartungen an den Studierenden, was zur Folge hat, dass immer mehr Studierende Hilfe brauchen um ihre Probleme innerhalb des Studiums zu lösen zu können (ebd.). Der Druck, das Studium zielstrebig und mit maximalem Erfolg zu beenden, schafft neue Probleme für den Studierenden (Ackermann/Schumann 2010). Bei einer großen Anzahl von Studierenden ist die Leistungsfähigkeit im Studium anlässlich psychischer Probleme notdürftig (Holm-Hadulla 2001). Studierende sind vermehrt verzweifelt und depressiv (ebd.). Die heutigen Studienbedingungen scheinen diese Probleme zu begünstigen (Janecek 2012). Auch Jacobsen sagt, dass Studierende heute vermehrt mit starken depressiven Phasen, Psychosen und Persönlichkeitsstörungen zu kämpfen haben (Jacobsen o.J.). Durch den Druck nehmen Studierende Schwierigkeiten im Studium oder das Nichtgelingen heutzutage persönlicher und zweifeln dementsprechend sofort an ihrer Fächerauswahl oder dem Studium insgesamt (Janecek 2012). Die Überforderung und die Zukunftsängste können von der Verzweiflung bis hin zum Selbsthass führen (Waßmann 2012). Diese Gefühle unterstützen häufig einen Abbruch des Studiums (ebd.). Die Beeinträchtigungen und Ängste von Studierenden sollten in jedem Fall ernst genommen werden. Je länger die Probleme im Leben des Studierenden bestand haben, desto mehr häufen sich diese (ebd.). Das kann zu der Verlängerung der Studienzeit und dem sogenannten „Langzeitstudenten“ führen, sowie zum Abbruch oder der Nichtkorrektur des Studiums oder des Studienfachs (ebd.). Immer häufiger greifen Studierende zu Rauschmitteln um den Druck des Studiums auszugleichen (n-tv 2008). Die Einnahme von Alkohol und Psychopharmaka in großen Mengen wird alltäglich (Waßmann 2012). Vor allem Alkohol scheint bei den Studierenden heute ein willkommenes Ablenkungsmittel zu sein. Jeder dritte Studierende soll ein Alkoholproblem haben (ebd.). Vor allem lässt sich aber feststellen, dass Studierende mehr Alkohol und Psychopharmaka zu sich nehmen, als gleichaltrige Nicht-Studierende (ebd.). Speziell die Studierenden aus den höheren Semestern nehmen vermehrt Tabletten zu sich, zweifellos weil bei ihnen der Druck der Wirtschaft, der Uni und der Eltern erhöht ist (ebd.). Die gesamte Bologna-Reform hat zur Folge, dass die Universitäten nicht mehr mit der Geschwindigkeit dieser Reform mithalten können. Durch das schnelle Beenden wollen des Studiums sind die Kurse in den einzelnen Modulen überfüllt und die Plätze sind begrenzt (ARTE Doku 2015). Dies stellt keine Seltenheit an deutschen Universitäten dar. Der Studierende muss sich mit dem Losverfahren zufriedengeben, oder zu der ersten Veranstaltung im Semester auftauchen und hoffen das er noch einen Platz bekommt (ebd.). Ist dies nicht der Fall, muss der Studierende sich wiederum auf ein längeres Studium einstellen (ebd.). Dadurch, dass es in jeder Veranstaltung eine Note beziehungsweise eine Prüfung gibt, zählt schon die erste Note des Bachelors in die Gesamtnote am Ende ein, so dass sich der Studierende keinen Ausrutscher erlauben darf (ebd.). Der Druck des Studiums wird vor allem an dem Beispiel von Gregor in der Dokumentation von ARTE deutlich. Gregor studiert Philosophie und Physik an der Universität in München und ist in seinem Studium sehr selbstbewusst. Allerdings merkt man vor der letzten Klausur in seinem Semester, welche als die schwierigste in seinem Studiengang Physik angesehen wird, dass er sichtlich angespannt ist (ebd.). Nach der Klausur möchte er nicht mehr mit dem Kameramann über die Klausur reden, da diese anscheinend nicht so gut verlaufen ist wie er sich das erhofft hat (ebd.). Dies macht die erwähnte soziale Abschottung aus dem dritten Kapitel sehr schön deutlich. Zudem fand durch die Bologna-Reform ein deutlicher Wechsel der Mentalität bei Studierenden sowie bei Lehrenden statt (Winter 2015). Für die Studierenden ist die Effizienz, also gute Noten, der schnelle Abschluss, sowie der Bezug zur Praxis und die Vorbereitung für den Beruf wichtiger geworden (ebd.). Die Dringlichkeit eines sicheren Arbeitsplatzes und die Möglichkeiten auf ein gutes Einkommen haben bei den Studierenden ebenfalls an Bedeutung gewonnen (ebd.). Auch die Lehrenden haben einen Wandel durchgemacht. Formale Regeln sind den Lehrenden heutzutage wichtiger (ebd.). Speziell Prüfungen und Noten haben an Bedeutung gewonnen. Der Lehrende geht davon aus, dass der Studierende nichts gelernt haben kann, wenn dieser das nicht in einer Prüfung bewiesen hat (ebd.). Winter sagt, dass nur da kontrolliert wird, wo kein Vertrauen herrscht, womit er die These aufstellt, dass die Lehrenden kein Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Studierenden hat (ebd.). Aus diesem Grund herrscht in vielen Kursen die Anwesenheitspflicht. Gleichzeitig muss der Kurs durch eine Prüfung am Ende des Semesters bestanden werden (ebd.). Für beide Personengruppen ist derweilen klar, dass die Regelstudienzeit eine neue Norm darstellt und als solche akzeptiert ist. Das Überziehen der Regelstudienzeit wird von beiden Gruppen als illegitim angesehen (ebd.). Alles in Allem lässt sich sagen, dass sich die Folgen des Drucks oftmals in der Verzweiflung der Studierenden abzeichnet. Auffällig ist auch, dass viele Studierende zu Rauschmitteln oder Tabletten greifen um den Druck zu kompensieren. Weiter hat sich die Mentalität der Studierenden und der Lehrenden gravierend verändert und geht jetzt mit den Anforderungen der Bologna-Reform mit.

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Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Studierende und der Druck der Hochschulen. Gründe, Folgen und Lösungsansätze am Beispiel zweier Universitäten
Hochschule
Universität Siegen
Note
2,0
Jahr
2018
Seiten
21
Katalognummer
V992387
ISBN (eBook)
9783346360502
Sprache
Deutsch
Schlagworte
studierende, druck, hochschulen, gründe, folgen, lösungsansätze, beispiel, universitäten
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Studierende und der Druck der Hochschulen. Gründe, Folgen und Lösungsansätze am Beispiel zweier Universitäten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/992387

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