In dieser interdisziplinär angelegten Literaturarbeit wird aus einer kritisch feministischen Perspektive heraus der Frage nachgegangen, welche Faktoren Einfluss auf die Wahrnehmung von und den Umgang mit häuslicher Gewalt gegen Männer haben. Die Wahrnehmung von und der Umgang mit dem Thema wird im Sinne des Sozialkonstruktivismus dabei als etwas dynamisch-prozessuales verstanden. Dieses wird ständig durch Wissenschaft, Politik und Kultur und durch deren darauf bezogenen Interpretationen produziert und reproduziert.
Weltweit steht das Vorkommen von Gewalt mit dem Geschlecht des Opfers wie auch des Täters in engem Zusammenhang. Der gefährlichste Ort der Welt ist dabei das eigene Zuhause. Als globales Phänomen, welches erst seit ca. 35 Jahren beachtet wird, überschreitet häusliche Gewalt dabei geographische, soziale sowie kulturelle Grenzen, ist ein anerkanntes, wichtiges Anliegen der öffentlichen Gesundheit und wird von dem Konsens getragen, dass eine solche Gewalt keine Legitimität hat und bekämpft werden muss.
Rekurrierend auf den Feminismus als ihr gesellschaftspolitisches bzw. theoretisches Fundament, fokussieren sich nicht nur Meinungsbildner, sondern auch die geschlechtersensible Gewaltforschung fast ausschließlich auf Mädchen und Frauen als Gewaltbetroffene. Begannen Anfang der 1990er Jahre sodann auch gewaltwiderfahrene Männer, wenn auch pointiert und zögerlich-zurückhaltend, auf den Tatbestand des (sexuellen) Missbrauchs an Jungen bzw. auf Gewalt gegen Männer aufmerksam zu machen, wurde ihre Gewaltbetroffenheit und die sich aus den Widerfahrnissen resultierenden Folgen zwar wahrgenommen, eine daran anschließende Auseinandersetzung über geschlechtsspezifische Ausmaße, Erlebensweisen, Bewältigungsstrategien oder gar eine vergleichbare Etablierung flächendeckender Hilfsangebote blieb weitgehend aus. Vielmehr deutet vieles darauf hin, dass männliche, häusliche Gewaltwiderfahrnisse als sonderbare Sonderfälle wahrgenommen werden, welche nicht vertiefend verstanden werden müssten. Es liegt auf der Hand, dass durch diese verschiedenen Diskursgeschichten bis heute ein enormes Wissensgefälle auch bezüglich der geschlechtsspezifischen Aspekte von häuslicher Gewalt besteht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zum theoretischen Rahmen
- 3. Zum begrifflichen Rahmen
- 3.1. Zum Umgang mit dem Begriff »Gewalt«
- 3.2. Zum Umgang mit dem Begriff »Häusliche Gewalt«
- 4. Zu den themenimmanenten Diskursen und Kontroversen
- 5. Zur »Kultur der Zweigeschlechtlichkeit«
- 5.1. „Wann ist ein Mann ein Mann?“
- 5.2. „Girls, it used to be said, were made of sugar and spice“
- 6. Umgang mit und Wahrnehmung von häuslicher Gewalt gegen Männer
- 6.1. Ein Blick auf den Wissenschaftsbetrieb
- 6.2. Ein Blick auf die (europäische) Politik
- 6.3. „Opfer von Gewalt – seien es Frauen, Männer oder Kinder – brauchen Schutz.“
- 6.3.1. Ein Blick auf die Polizei
- 6.3.2. Ein Blick auf die Zufluchtsorte
- 7. Fazit und Implikationen für eine Revolution
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit dem Thema häusliche Gewalt gegen Männer in heterosexuellen Beziehungen. Sie untersucht die Wahrnehmung und den Umgang mit dieser Form von Gewalt, wobei der Fokus auf die Diskurse und Kontroversen in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft liegt.
- Die Arbeit beleuchtet die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Fokussierung auf Gewalt gegen Frauen und die damit einhergehende Vernachlässigung von Gewalt gegen Männer.
- Sie analysiert die unterschiedlichen Perspektiven und Ansätze zur Betrachtung von Gewalt gegen Männer, insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung traditioneller Geschlechterrollen und -bilder.
- Die Arbeit untersucht die Entwicklungen in Wissenschaft, Politik und Praxis, die sich mit dem Umgang mit und der Wahrnehmung von Gewalt gegen Männer befassen.
- Sie beleuchtet die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die mit der Anerkennung und Unterstützung männlicher Opfer von häuslicher Gewalt verbunden sind.
- Die Arbeit strebt danach, einen Beitrag zu einem umfassenderen Verständnis von häuslicher Gewalt zu leisten, das die Geschlechterperspektive berücksichtigt und die Erfahrungen männlicher Opfer ernst nimmt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik von häuslicher Gewalt gegen Männer in den gesellschaftlichen Kontext und bietet eine Einführung in die Forschungsfrage. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem theoretischen Rahmen der Arbeit, während das dritte Kapitel den begrifflichen Rahmen von „Gewalt“ und „Häuslicher Gewalt“ definiert.
Kapitel 4 analysiert die unterschiedlichen Diskurse und Kontroversen rund um das Thema, während Kapitel 5 die Bedeutung der „Kultur der Zweigeschlechtlichkeit“ und die damit einhergehenden Geschlechterstereotypen beleuchtet.
Kapitel 6 untersucht den Umgang mit und die Wahrnehmung von häuslicher Gewalt gegen Männer in Wissenschaft, Politik und Praxis. Es analysiert die Unterstützungssysteme und die Herausforderungen, die mit der Anerkennung und Unterstützung männlicher Opfer von häuslicher Gewalt verbunden sind.
Das siebte Kapitel, das Fazit, fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und zeigt die Implikationen für eine Revolution im Umgang mit häuslicher Gewalt.
Schlüsselwörter
Häusliche Gewalt, Männergewalt, Geschlechterverhältnisse, Traditionelle Männerrollen, Opferhilfe, Diskriminierung, Feminismus, Geschlechterstereotype, Wissensgefälle, Männerforschung, Interdisziplinarität.
- Arbeit zitieren
- S. Engels (Autor:in), 2019, Häusliche Gewalt gegen Männer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/992621