Gliederung:
1.)Allgemeines
2.)Entwicklung in England, Frankreich &Deutschland ( Empirismus, Rationalismus)
3.)Literatur der Aufklärung
4.)Literatur der Aufklärung & Beispiele
5.)Bedeutung Lessings, Lichtenbergs & Gottscheds für die lit. Entwicklung
6.)Leben wir heute in einem aufgeklärten Zeitalter?
-1720-85
-im 18. Jhd. Vorherrschende geistige Bewegung der europ. Intelligenz
-Merkmale: -Vertrauen in die Vernunft als Quelle aller Erkenntnisse, als Richtschnur menschlichen Handelns& als Maßstab aller Werte; Erklärbarkeit der Phänomene
-Kritik: z.B. Kritik an Autorität der Kirche
-Glaube an Fortschritt der Menschheit Voraussetzung: Aufschwung der Wissenschaften Ziel der Kritik: Reform des absolutistischen Systems
-Trägergruppen der A.: Professoren, Lehrer, Theologen,Juristen, Publizisten & bürgerl. Intelligenz
-Bezeichnung ,,Aufklärung" seit 1750 in Umlauf
-vernünftiges Denken&Handeln gilt als Garantie für ständiges Fortschreiten der Menschheit
-geschichtl. Hintergrund: wirtschaftl.&sozialer Aufstieg des Bürgertums & dessen Emanzipationsbestrebungen + Absolutismus (& Ständegesellschaft) prägen bürgerl Verhaltensweisen
-gesamteuropäische Bewegung
-Ziel der Aufklärung:gesellschaftlicher Zustand, in dem es allen Menschen möglich ist,
irdische Glückseligkeit zu erlangen
England
-Ursprungsland der Aufklärung
-John Locke ,,Vater der Aufklärung" Ideen:
-angeborene Menschenrechte
-Position des Königtums ,,von Gottes Gnaden" in Frage gestellt
-Anspruch der Kirche, höchste Instanz in Fragen der Moral, der Wissenschaft, der Literatur, der Kunst & der Erziehung zu sein, wird in Frage gestellt
-Deismus: bestreiten zwar nicht Existenz Gottes, aber seine Beziehung zur Weltwirklichkeit, d.h. sein Eingreifen ins Weltgeschehen
Empirismus
-philosophische Lehre, die als einzige Erkenntnisquelle die Sinneserfahrung, die Beobachtung, das Experiment gelten läßt
-Begründer: T.Hobbes, J.Locke, D.Hume,
- 2 verschieden Sinnserfahrungen:
a) äußerliche Sinneswahrnehmung
b) innerlich Reflexion
- Verstand entwickelt beides zu Begriffen
-Bewußtsein des Menschen bei Geburt noch leer
-füllt sich durch Erfahrungen mit Inhalt
-Denken & Fühlen nur Form des passiven Empfindens -Erkenntnis immer erfahrungsabhängig
-Erkenntnis begrenzt, denn Erfahrungen aller Menschen & Völker verschieden
-Einführung des Individuums & dessen persönliche Erkenntnis in die Philosophie
Frankreich
-Entwicklung z.T. von England abhängig, aber radikalere Ausprägung
-Hauptvertreter: François Marie Voltaire (1694-1778)
-Deismus verbunden (engl.Aufklärung)
-lehnt franz. Rationalismus ab
-fördert weiteste religiöse Toleranz
-bekämpft christl. Glauben & kathol. Kirche
Forderung nach Menschenrechten:
-religiöse Freiheit
-Recht auf Leben
-Freiheit der Person
-Erfüllung des Glückserlebens Rationalismus
-Begründer: franz. Mathematiker René Descartes (1596-1650) ,,Vater der neueren Philosophie"
-Theorie:
-alle Erkenntnis im reinen Denken =>entwertet die Erfahrung
-nur durch streng logische Schlüsse kommt man zur Erkenntnis der Wahrheit
-Philosophie soll nach kleinsten Einheiten der Wirklichkeit (,,Substanzen") suchen, um sie erklären zu können (nach Vorbild der Mathematik)
-Philosophie als strenge Wissenschaft nach Vorbild der Mathematik erfordert Sicherheit vor jedem Zweifel
-wenn an einer Erkenntnis ein Zweifel möglich ist, dann muß sie bezweifelt werden z.B. 2+3=5 (kann ich mich nicht täuschen?)
-wenn Traum und Wachen gleich real erscheinen, dann muß an Wirklichkeit gezweifelt werden
- das Einzige unzweifelhafte ist der Zweifel selber
- Satz:,Ich denke, also bin ich"=> Kernsatz der Lehre
-definiert menschliche Seele als denkende Vernunft
-Natur und Geist unterschiedl. Bereiche: berühren sich nur im Menschen ·materielle Natur: räumliche Ausdehnung
- Entwicklung hat Gott im Schöpfungsakt ausgelöst
-Geist: Gott ist Geist in reinster Form
- kann in Entwicklung seiner materiellen Schöpfung nicht eingreifen
- für Neuzeit typische Trennung von Kirche & Welt; Theologie &Philosophie (im Mittelalter vereint)
-Frage nach Wesen der Natur, des Menschen & seiner Geschichte nicht mehr im Rahmen des christlichen Weltbildes beantwortet, sondern man versucht vernunftmäßige Antwort zu finden ,,Die Dinge mit sich selbst erklären"
=> deshalb: im 17./18. Jhd.: Frage nach Gültigkeit der göttl. Offenbarung, nach der Existenz nur theologisch erklärbarer Wunder wurde zu zentralem Anliegen
Deutschland
-weniger radikal
-bedeutend, weil Ausbilder fast aller Philosophen der Aufklärung:
Christian Wolff (1679-1754):
-sein Denken von praktischem Ziel bestimmt: Philosophie soll brauchbar &
nützlich sein
-Anliegen: ,,vernünftige Gedanken verbreiten zum Gemeinwohl der Menschen & zum Fortschritt der Gesellschaft
-kein Gegner des Christentums o. der Religion
Immanuel Kant (1724-1804):
-geprägt durch Wolff & Hume (Empirismus)
-versucht Empirismus & Rationalismus zu vereinen
-1784 Schrift: ,,Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?"
-Def. der Epoche: ,,Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit"
Bedeutung: selber denken & sich damit von den Vorurteilen zu
befreien, die
durch traditionelle Autoritäten, d.h. vor allem Kirche & Adel verbreitet
werden
_"Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Sapere aude!) Wahlspruch der Aufklärung (Kant)
-deutsche Aufklärung zielt nicht auf Abschaffung der Ständegesellschaft, sondern auf Reform des absolutistischen Systems
Literatur der Aufklärung
-erzieherisch & kritisch
-lehrhafte Formen, wie z.B. Epigramm ,,Sinngedicht"
Fabel
Bildungsroman
-wichtigste Form: Drama
Lyrik
-öffentlich-gesellschaftl. Funktion
-sollte Menschen belehren & erziehen
_LEHRGEDICHTE: Erkenntnisse & Ideen der Zeit wurden so vermittelt
Themen: theologische & naturwissenschaftl. Fragen
juristische Probleme
sogar über: Bewässerung von Wiesen, Baumzucht, Jagd oder die Pockenimpfung
-auch Sprache & Form der Gedichte änderte sich:
wenn ,,vernünftig" belehrt werden sollte, muß Sprache einfach, klar & anschaulich sein
Das bürgerliche Drama
-Ausdruck eines neuen Selbstbewußtseins des Bürgertums
-Handlung bestimmt durch allg. menschliche Themen, z.B. Angelegenheiten des Herzens
-nicht mehr politisch-öffentliche Handlung
Die Fabel
-erfüllte Forderung nach belehrender Dichtung
-populärster deutscher Fabeldichter der Zeit: Christian Fürchtegott Gellert
Der Roman
-soll Identifikation ermöglichen · muß Nähe zur Wirklichkeit haben
-Darstellung natürlicher, aus guten & schlechten Eigenschaften bestehender Charakter
_soll im Leser echte Empfindungen auslösen
-Roman wurde zur Dichtung erhoben (durch Blankenburg)
Beispiele europäischer Literatur
-,,Nathan der Weise" Lessing
-,,Enzyklopädie der Wissenschaften, der Künste & Gewerbe" hrsg. Diderot, d'Alembert
-,,The London Merchant" G. Lillo- erstes bürgerl. Trauerspiel der modernen Literatur
-,,Über den Umgang mit Menschen" Knigge -bedeutenstes gesellschaftsethisches Werk des
18.Jhd.
Georg Christoph Lichtenberg
-1742-1799
-führte Merkhefte, die von seinen Söhnen veröffentlicht wurden ·"Sudelbücher"
-beweist sich darim als Repräsentant der Aufklärung
-beschrieb Beginn der Kunst des Aphorismus (Gedankensplitter, Sinnspruch, in Prosa formulierter Gedanke, Lebensweidheit oder Erkenntnis) in der deutschen Literatur Bsp.: Es gibt Leute, die glauben, alles wäre vernünftig, was man mit einem ernsthaften Gesicht tut
Johann Christoph Gottsched
1700-1766
-Theaterreform Gottscheds:
,,Ständeklausel": Tragödie für Adel
Komödie für Bürger
-übernahm aristotelische Forderung nach 3 Einheiten:
1.)Beschränktheit auf einen Schauplatz (Einheit des Ortes)
2.)Verzicht auf Neben-&Parallelhandlungen (Einheit der Handlung)
3.)Raffunf auf einen etwa der Aufführungsdauer entsprechenden Zeitraum (Einheit der
Zeit)
_Bühnengeschehen wahrscheinlich, glaubhaft
_Sicherung der moralischen Lehre
_Dramentheorie Gottscheds sehr konservativ
-leidenschafliches Gefühl fehlt Gottsched
_Theaterreform scheiterte an Langeweile, die in Praxis ausgelöst wurde
-Gottsched sorgt für Aubildung der Schuaspieler im ausdrucksvollen Vortrag
-wirkt für soziales Ansehen der Schauspieler
Leistung Gottscheds: Hat Theater neuen Wert gegeben.
Gotthold Ephraim Lessing
-1729-1781
-Begründer des deutschen Nationaltheaters & des bürgerlichen Trauerpiels
- setzte sich für Theaterreform ein:
-Theater für ganze Nation
- im Mittelpunkt: aktuelle Probleme, bürgerliche Konflikte
-knüpfte an antikes Theater & an Shakespeare an
-Idee eines Nationaltheaters aufgrund finanzieller Probleme nicht verwirklicht
-mit ,,Miss Sara Sampson" und ,,Nathan der Weise" wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des bürgerlichen Trauerspiels geleistet
- Graundgedanke des Werke im Sinne der Aufklärung:
-Erziehung zur Mündigkeit, Toleranz & zum kritischen Bewußtsein
- bürgerliche Trauerspiel durchbricht die bis dahin geltende Tragödienregel, wonach nur Adlige als Handlungsträger große Gefühle zum Ausdruck bringen konnten
-auch Schicksal von Menschen bürgerlichen Standes werden dargestellt
gegen Gottsched:
-gegen französsiches Theater, für englisches Theater
-gegen Regelpoetik Gottscheds; Kunst ist für Lessing nicht lernbar
-entwickelte moderne deutsche Theatertheorie:
-Aristoteles unangezweifelt, deutete seine Theorie aber schöpferisch um:
Zuschauer muß Mitleid mit Schicksal des Helden & Furcht vor einem ähnlichen eigenen Schicksal haben
=>Publikum muß inneren Anteil an tragischen Geschehen haben, deshalb muß Held gleichen Standes wie Zuschauer sein
-Identifikation möglich
HAUPTZWECK der Tragödie: ganzen Menschen erfassen & verändern
-befreite Dichtung aus ihrer Abhängigkeit von französischen Mustern
-Wegbereiter einer deutschen Nationalliteratur
Fabeln: Abhandlung ,,Von dem Wesen der Fabel"
-bezieht sich auf Äsop
-Fabel nicht zur Unterhaltung sonder zur Erziehung
-zentraler Begriff für Fabel: ,,anschauende Erkenntnis"
Leben wir heute in einem aufgeklärtem Zeitalter?
-Errungenschaften der Epoche sehr wichtig, fast allen Menschen bekannt, aber werden in großen Ausmaße nicht ausgeübt
Bsp.
Religiöse Toleranz: Nordirland, Nahostkonflikt
Menschenrechte: wird auch dr. wichtigste Länder nicht gewährleistet:
U.S.A.(Todesstrafe), China (polit.Gefangene), Rußland (Verbrechen in
Tschetschenien)
Kritisches Denken: polit. Gefangene in vielen Ländern
Trennung v. Kirche & Staat: Großbritannien, anglikanische Kirche
,,Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen":
- man gewöhnt sich daran, vieles zu akzeptieren, immer noch gilt: ,,Als Einzelner kann man sowieso nichts erreichen"
- manchmal nicht möglich, weil man abhängig von Medien ist & diese leicht beeinflussen Bsp.: Benzinpreise: am Anfang noch Proteste & jetzt ?
Allen Menschen soll es möglich sein, glücklich zu werden (Ziel der Aufklärung):
Arm-Reich-& Süd-Nord-Konflikt macht es nur priviligierten Menschen mögl. ,,glücklich" zu sein, weil viel Glück heute materiell, d.h. von Geld abhängig ist
Fazit:
Ziele & Errungenschaften der A. ist zwar innerlich in Menschen verankert (sind bei vielen zu Grundsätzen des Handelns geworden), aber sie werden nicht umgesetzt, Menschen haben Unmündigkeit noch nicht erreicht
Quellen
-Bertelsmann Lexikon
-Bertelsmann Lexokon Geschichte
-,,Kulturgeschichte der Neuzeit", Band 1, Egon Friedell
-,,Einführung in die Philosophie der Neuzeit" ,1Band 1, Emerich Coreth
-,,Philosophische Aufklärung, Ein Orientierungsversuch", Willi Oelmüller ,,Duetsche Literaturgeschichte", Band 2, Ernst & Erika von Borries
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema des Textes?
Der Text behandelt die Aufklärungsepoche (ca. 1720-1785), eine vorherrschende geistige Bewegung des 18. Jahrhunderts in Europa. Er untersucht ihre Merkmale, wie das Vertrauen in die Vernunft, die Kritik an Autoritäten (insbesondere der Kirche) und den Glauben an den Fortschritt der Menschheit.
Welche Länder werden im Hinblick auf die Aufklärung besonders hervorgehoben?
England, Frankreich und Deutschland. Der Text beschreibt die Entwicklung der Aufklärung in diesen Ländern, wobei er auf spezifische philosophische Strömungen wie Empirismus und Rationalismus eingeht.
Wer sind einige der Schlüsselpersonen, die in Verbindung mit der Aufklärung genannt werden?
In England: John Locke (,,Vater der Aufklärung"), T. Hobbes, D. Hume. In Frankreich: François Marie Voltaire, René Descartes. In Deutschland: Christian Wolff, Immanuel Kant, Georg Christoph Lichtenberg, Johann Christoph Gottsched, Gotthold Ephraim Lessing, Christian Fürchtegott Gellert, Knigge.
Was sind die Hauptmerkmale des Empirismus und Rationalismus?
Empirismus (vertreten u.a. durch Locke, Hobbes, Hume) betont die Sinneserfahrung und Beobachtung als einzige Erkenntnisquelle. Rationalismus (vertreten durch Descartes) betont das reine Denken und logische Schlüsse als Mittel zur Erkenntnis der Wahrheit.
Welche literarischen Formen waren in der Aufklärung von Bedeutung?
Lehrgedichte, das bürgerliche Drama, die Fabel und der Roman. Diese Formen wurden genutzt, um Menschen zu belehren, zu erziehen und ein neues Selbstbewusstsein des Bürgertums auszudrücken.
Welche Rolle spielte Lessing in der deutschen Aufklärung?
Lessing gilt als Begründer des deutschen Nationaltheaters und des bürgerlichen Trauerspiels. Er setzte sich für eine Theaterreform ein, die aktuelle Probleme und bürgerliche Konflikte in den Mittelpunkt stellte. Seine Werke wie ,,Nathan der Weise" trugen wesentlich zur Entwicklung des bürgerlichen Trauerspiels bei.
Was war Gottscheds Beitrag zur Theaterreform?
Gottscheds Theaterreform zielte darauf ab, das Theater zu vereinheitlichen und moralisch zu verbessern. Er orientierte sich an aristotelischen Prinzipien (Einheit von Ort, Handlung und Zeit) und forderte eine klare Trennung zwischen Tragödie (für Adel) und Komödie (für Bürger). Seine Reform scheiterte jedoch weitgehend an der Langeweile, die sie in der Praxis auslöste.
Inwiefern hat Kant die Aufklärung definiert?
Kant definierte die Aufklärung als ,,Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit". Er betonte die Bedeutung des eigenen Denkens und der Befreiung von Vorurteilen, die durch traditionelle Autoritäten verbreitet werden.
Welche Rolle spielten Zeitschriften und Publikationen in der Aufklärung?
Publizisten und Journale spielten eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des aufklärerischen Gedankenguts.
Leben wir heute in einem aufgeklärten Zeitalter?
Der Text argumentiert, dass die Errungenschaften der Aufklärung zwar bekannt sind, aber in der Praxis oft nicht umgesetzt werden. Beispiele wie religiöse Intoleranz, Menschenrechtsverletzungen und mangelndes kritisches Denken zeigen, dass die Ziele der Aufklärung noch nicht vollständig erreicht sind.
- Quote paper
- Anne Fritsch (Author), 2000, Aufklärung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99285