Stellen Sie sich vor, Sie reisen zurück in eine Zeit, in der psychische Erkrankungen als Besessenheit galten, und die Behandlungsmethoden ebenso grausam wie unwirksam waren. Dieses Buch enthüllt die düstere Geschichte der Psychopathologie, von den frühesten Dämonologien und den grausamen Praktiken in mittelalterlichen Hospitälern bis hin zu den ersten zaghaften Schritten hin zu einer humaneren Behandlung. Erfahren Sie, wie Pioniere wie Philippe Pinel und William Tuke gegen den Strom schwammen und begannen, psychisch Kranke als Menschen mit Bedürfnissen zu betrachten. Entdecken Sie die Anfänge der modernen Psychiatrie, von den somatogenetischen Theorien Wilhelm Griesingers und Emil Kraepelins, die körperliche Ursachen für Geisteskrankheiten suchten, bis hin zu den psychogenetischen Ansätzen von Franz Anton Mesmer und Josef Breuer, die die Macht des Geistes erkannten. Verfolgen Sie die Entwicklung der Klassifikationssysteme psychischer Störungen und die Entstehung der Psychoanalyse durch Sigmund Freud. Dieses Werk ist eine fesselnde Reise durch die Geschichte der Psychiatrie, die nicht nur die Fortschritte, sondern auch die Irrwege und ethischen Herausforderungen auf dem Weg zu einem besseren Verständnis psychischer Erkrankungen beleuchtet. Es ist eine unerlässliche Lektüre für alle, die sich für Medizin, Psychologie, die Geschichte der Wissenschaft und die Entwicklung unseres Verständnisses des menschlichen Geistes interessieren. Tauchen Sie ein in die Welt der Asyle, der frühen psychologischen Laboratorien und der revolutionären Ideen, die unsere heutige Sichtweise auf psychische Gesundheit geprägt haben. Ein Muss für jeden, der die Wurzeln unserer modernen Herangehensweisen an die psychische Gesundheit verstehen möchte.
Probleme der Psychologie historisch gesehen
Psychopathologie: Teilbereich der Psychiatrie, der sich mit Erkennung und Beschreibung krankhafter Erlebnis- und Erfahrungsweisen beschäftigt.
Sie zielt auf möglichst objektive Symptombeschreibung, nicht aber auf eine Erforschung der Ursachen oder Aufstellung einer bestimmten Krankheitslehre.
Analyse der vom Patienten erlebten Phänomene, Versuch der Erklärung dieser durch Interpretation seiner Äußerungen.
Die Entwicklung der Asyle
- ab dem 15. Jahrhundert erste Hospitäler für Geisteskranke nachdem Lepra-Krankenhäuser nicht mehr gebraucht und umfunktioniert wurden
- Behandlung: zum Arbeiten bringen
- sehr schlechte Lebensbedingungen
- psychisch Kranke als Attraktion ausgestellt und vorgeführt
- erstes amerikanisches Hospital 1773 in Williamsburg, Virginia gegründet
- Benjamin Rush (1745-1813) hielt übermäßigen Blutandrang im Gehirn für die Ursache psychischer Störungen - Patienten wurde Blut abgenommen
- Heilung durch ,,Angst und Schrecken"
Humanitäre Behandlung
- Philippe Pinel (1745-1826) war Leiter eines großen Pariser Asyls und erster bedeutender Vertreter humanistischer Auffassungen in der Psychologie, er behandelte Patienten nicht wie Tiere, sondern wie kranke Menschen.
- William Tuke (1732-1822) war schockiert von den Zuständen in einem Yorker Asyl und gründete daraufhin eine eigene Institution: das ,,York Retreat" (Arbeit, aber auch Ruhe und Erholung für psych. Kranke, sog. moralische Behandlung) später ähnliche Einrichtungen in Amerika
- Bald wurden große psychiatrische Kliniken gebaut, die keine individuelle Zuwendung mehr bieten konnten.
Anfänge gegenwärtiger Auffassungen
- bis zum 19. Jahrhundert war die Psychologie als ,,Lehre von der Seele" Teilgebiet der
Philosophie, ab dem frühen 19. Jahrhundert ,,Verselbständigung" zu einer eigenen Disziplin
Somatogenese (Suche nach körperlichen Ursachen geistiger Störungen)
- Wilhelm Griesinger und später Emil Kraepelin entwickeln Hippokrates´ somatogenetische Hypothese zur Erklärung von Geisteskrankheiten weiter: Herausgabe eines Lehrbuches der Psychiatrie mit einem Klassifikationssystem (grundlegend für heute gebräuchliche diagnostische Kategorien):
- bestimmte Symptome wiederholen sich bei Geisteskrankheiten, sie stellen zusammen das Syndrom dar.
- zwei Hauptgruppen (Ursachen): Dementia praecox (chemisches Ungleichgewicht) und manisch depressive Psychose (Stoffwechselstörung)
- neue Erkenntnisse über das Nervensystem, Entdeckung des Zusammenhangs von Syphillis und späteren psychischen Störungen
- 1879 Gründung des ersten psychologischen Laboratoriums in Leipzig unter Wundt; P. wird experimentelle Disziplin
Psychogenese
- Franz Anton Mesmer (1734-1815):
- magnetisches Fluidum, das von anderen beeinflusst werden kann, verursacht bei ungleicher Verteilung psych. Störungen. Er behandelte Hysterien und Lähmungen durch mystische Sitzungen, die das Fl. wieder ins Gleichgewicht bringen sollte
- praktizierte als einer der ersten Ärzte die Hypnose
- Pariser Neurologe
- Josef Breuer (), Wiener, durch Zufall entdeckte Breuer, dass es den Patienten, wenn sie sich im hypnotisierten Zustand an die für das Symptom verantwortliche Situation erinnerten und darüber sprachen, hinterher oft besser ging. Das Wiedererleben einer früheren emotionalen Katastrophe und die Lösung der emotionalen Spannung inzwischen vergessener Gedanken nannte Breuer Katharsis.
Geschichte der Psychopathologie
Frühzeit
- Dämonologie: vertritt die Theorie, dass sich ein autonomes Wesen wie der Teufel oder ein Dämon in einen menschlichen oder tierischen Körper versetzen kann, diesen Körper und Geist beherrschen kann.
Antike
- Hippokrates (460-377 v.Chr.), griechischer Arzt:
Somatogenetische Auffassung (Soma = Körper), Krankheiten und psychische Störungen können nur natürliche, also physiologische Ursachen haben.
- Die vier Körpersäfte beeinflussen das Temperament. Diese Theorie wird später von dem Römer Galenus (131-201 n.Chr.) erweitert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
gelbe Galle Choleriker (willensstark und
jähzornig)
Mittelalter
- Christliche Dämonologie: weitverbreiteter Glaube, psychisch Kranke seien ,,vom Teufel besessen".
Vom 13. Jahrhundert an bis hinein ins 18. Jahrhundert folterten und ermordeten Inquisitoren die so bezeichneten ,,Hexen" und ,,Häretiker".
15.-18. Jahrhundert
- Erste Hospitäler für psychisch Kranke, aber sehr schlechte Behandlung (,,wie Tiere") und Lebensbedingungen; außerdem wurden psychisch Kranke als Attraktion ,,ausgestellt" und vorgeführt.
19. Jahrhundert
- Beginnende humanitäre Behandlung: Patienten werden als kranke, zu heilende und zu unterstützende Menschen angesehen, und man beginnt, sich mit ihren individuellen Schicksalen und Problemen auseinanderzusetzen.
Ende 19. / Anfang 20. Jahrhundert
- Somatogenetische Theorie wird bestätigt durch die Entdeckung des Zusammenhangs von Syphillis mit später im Leben auftretenden Geisteskrankheiten und die Zurückführung von Alterssenilität auf degenerative Vorgänge im Gehirn. Erstes Klassifikationssystem: Emil Kraepelin (1865-1926)
- Psychogenetische Theorie entwickelt sich als Gegenströmung: psychische Ursachen von Geisteskrankheiten werden nun auch anerkannt. Beispiel: Hypnose (J. M. Charcot (1825- 1893); Josef Breuer)
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema dieses Dokuments "Probleme der Psychologie historisch gesehen"?
Das Dokument behandelt die historische Entwicklung der Psychologie und insbesondere der Psychopathologie. Es beleuchtet verschiedene Epochen von der Frühzeit bis zum 20. Jahrhundert und betrachtet unterschiedliche Erklärungsansätze für psychische Störungen.
Was ist Psychopathologie laut diesem Text?
Psychopathologie wird als ein Teilbereich der Psychiatrie definiert, der sich mit der Erkennung und Beschreibung krankhafter Erlebnis- und Erfahrungsweisen beschäftigt. Der Fokus liegt auf der objektiven Symptombeschreibung und nicht auf der Erforschung der Ursachen oder der Aufstellung einer bestimmten Krankheitslehre.
Welche Rolle spielen Asyle in der Geschichte der Psychiatrie laut diesem Text?
Das Dokument beschreibt die Entwicklung von Asylen ab dem 15. Jahrhundert, die ursprünglich als umfunktionierte Lepra-Krankenhäuser dienten. Die Bedingungen in diesen Asylen waren oft schlecht, und psychisch Kranke wurden teilweise ausgestellt. Es wird auch die humanitäre Behandlung durch Persönlichkeiten wie Philippe Pinel und William Tuke erwähnt, die eine respektvollere Behandlung der Patienten forderten.
Was bedeutet Somatogenese im Kontext psychischer Störungen?
Somatogenese bezieht sich auf die Suche nach körperlichen Ursachen für geistige Störungen. Das Dokument erwähnt Wilhelm Griesinger und Emil Kraepelin, die Hippokrates' somatogenetische Hypothese weiterentwickelten und ein Klassifikationssystem für Geisteskrankheiten erstellten, das auf wiederkehrenden Symptomen und Syndromen basierte.
Was versteht man unter Psychogenese im Bezug auf psychischen Störungen?
Psychogenese bezieht sich auf die Auffassung, dass psychische Ursachen für Geisteskrankheiten eine Rolle spielen. Franz Anton Mesmer und Josef Breuer werden als Vertreter dieser Denkrichtung genannt. Breuer entdeckte die Katharsis, bei der das Wiedererleben und Aussprechen von emotional belastenden Situationen im hypnotisierten Zustand zur Linderung von Symptomen führen kann.
Welche historischen Auffassungen über psychische Erkrankungen werden in diesem Dokument dargestellt?
Das Dokument stellt verschiedene historische Auffassungen dar, darunter die Dämonologie (die Besessenheit durch Dämonen als Ursache), die somatogenetische Auffassung der Antike (Hippokrates, der körperliche Ursachen betonte), die christliche Dämonologie des Mittelalters (Besessenheit vom Teufel) und die humanitäre Behandlung des 19. Jahrhunderts. Es werden auch die Entwicklung der psychoanalytischen Theorie durch Sigmund Freud und deren Einfluss auf die Behandlung psychischer Störungen erwähnt.
Welche Rolle spielte Emil Kraepelin in der Entwicklung der Psychiatrie?
Emil Kraepelin entwickelte einflussreiche Klassifikationssysteme für psychische Erkrankungen basierend auf der Beobachtung von Symptomgruppen (Syndromen). Er unterschied unter anderem zwischen Dementia praecox und manisch-depressiver Psychose.
- Arbeit zitieren
- Gisela Walter (Autor:in), 2000, Probleme der Psychologie historisch gesehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99292