Obsoleszenz in der Wirtschaft. Chancen und Risiken für Konsumenten, Betrieb und Wirtschaft


Hausarbeit, 2019

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Begriffsbestimmung Obsoleszenz
1.2 Entstehung und Geschichte
1.3 Aufgabenstellung

2 Chancen
2.1 Konsument
2.2 Betrieb
2.3 Wirtschaft
2.4 Umwelt und Ressourcen

3 Risiken
3.1 Konsument
3.2 Betrieb
3.3 Wirtschaft
3.4 Umwelt und Ressourcen

4 Bewertungskriterien

5 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse

6 Ausblick

1 Einleitung

1.1 Begriffsbestimmung Obsoleszenz

Der Begriff Obsoleszenz geht etymologisch zurück auf das lateinische Wort obsolescere und bedeutet sich abnutzen, veralten, Ansehen und Wert verlieren.1 Unter Obsoleszenz wird die Veraltung eines Produktes verstanden. Verkürzt ein Hersteller absichtlich die Lebensdauer seiner Produkte, spricht man von der geplanten Obsoleszenz.2

Reuß und Dannoritzer legen dar, dass dieser Begriff in der Wirtschaft und im Industriedesign gebraucht wird und definieren Obsoleszenz als eine dem Produkt innewohnende oder eingebaute Eigenschaft, die es vorzeitig altern lässt oder gar unbenutzbar macht. Einige Hersteller haben mittlerweile mehrere Strategien entwickelt, um die Konsumenten dazu zu bringen, möglichst schnell ältere Produkte durch neuere zu ersetzen.3

Im Rahmen der geplanten Obsoleszenz lassen sich in Folge dieser Strategien verschiedene Arten unterscheiden, die klassische Einteilung beinhaltet folgende Varianten:4

- Technische oder funktionelle Obsoleszenz: Aufgrund des technischen Fortschritts kann ein besseres Produkt produziert werden, dadurch wird das alte Produkt obsolet. Wenn durch Forschung und Entwicklung ein weiterentwickeltes Produkt hergestellt werden kann, so ist dies per se noch keine geplante Obsoleszenz. Um geplante Obsoleszenz handelt es sich dann, wenn ein Unternehmen gezielt Produkte obsolet werden lässt und technische Entwicklungen für die kommende Produktgeneration zurückhält, um den Verkauf dieser neuen Produkte damit anzukurbeln und Kunden zu einem Neukauf anzuregen.5
- Qualitative Obsoleszenz: Die Qualität von Produkten wird hierbei durch den Hersteller bewusst verschlechtert, indem zum Beispiel die Lebensdauer gezielt beschränkt wird.6 Bei der qualitativen Obsoleszenz geht es um etwas, „[…] was man auch grob als Sabotage bezeichnen könnte: Eine Fehlfunktion, ein Verschleiß wird absichtlich und wohlgeplant herbeigeführt.“ 7
- Psychologische Obsoleszenz: Voll funktionsfähige Produkte werden vom Verbraucher zum Beispiel durch Marketingmaßnahmen als überholt empfunden, und der Verbraucher hat das Bedürfnis, sein älteres Produkt durch ein neues zu ersetzen.8 Sawall skizziert eine Untersuchung der Stiftung Warentest, die zeigt, dass 40 Prozent der Smartphonebesitzer ihr Gerät innerhalb von drei Jahren wechseln, da sie ein besseres wollen.9

1.2 Entstehung und Geschichte

Das Konzept der geplanten Obsoleszenz soll zum ersten Mal im Jahr 1924 in der Glühbirnenindustrie umgesetzt worden sein. Die damals führenden Lampenhersteller (General Electric, Philips, Osram, Compagnie des Lampes usw.) gründeten ein Kartell. Dabei wurde eine Vereinbarung getroffen, die Lebensdauer ihrer Glühbirnen gezielt auf 1.000 Stunden zu begrenzen. Hierfür wurde ein großer Aufwand betrieben, zum Beispiel durch technische Versuchsreihen, damit die gewünschte reduzierte Leistung erreicht werden konnte. Vor dieser Beschränkung konnten Glühbirnen eine Brenndauer von bis zu 2.500 Stunden erreichen. Ein weiteres Beispiel stammt aus der US-Automobilbranche. In den 1920er Jahren entwickelte Alfred P. Sloan, damaliger Präsident von General Motors, ein Konzept, damit durch neue Technologien regelmäßig neue Modelle auf den Markt kommen. Im Gegensatz dazu setzte sein Konkurrent Henry Ford in der Produktion des Fahrzeugs „Model T“ auf Qualität und lange Haltbarkeit. Der Ansatz von General Motors setzte sich durch, die Verbraucher kauften regelmäßig ein neues Fahrzeug, Industrie und Wirtschaft boomten. Alfred P. Sloan gilt als ein „Erfinder“ der geplanten Obsoleszenz.10

Die folgenden Zeiten sind voller Beispiele für die geplante Obsoleszenz von der Waschmaschine, den Druckern und den Handys bis hin zu den Nylonstrümpfen und den Schuhen.11

1.3 Aufgabenstellung

Das Thema Obsoleszenz in der Wirtschaft ist allgegenwärtig. Im Alltag sind wir ständig persönlich von Beispielen betroffen. Um diese substanziell zu bewerten, bedarf es zunächst einer Begriffsbestimmung (Kapitel 1.1), danach einer Einordnung in den historischen Kontext und eines Blicks auf ihre Auswirkungen. Deshalb wird die Problematik zunächst in ihrer zeitlichen Entstehung betrachtet (Kapitel 1.2). Für die Gegenwart stellt sich die Frage nach der aktuellen wirtschaftlichen Relevanz. Wer ist Nutznießer der Obsoleszenz (Kapitel 2 Chancen), für wen sind die Auswirkungen negativ (Kapitel 3 Risiken)? Die Wirtschaft wird dabei aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet beginnend mit der kleinsten Einheit, dem Konsumenten (Kapitel 2.1 und 3.1). Der Betrieb als nächstgrößere Einheit fungiert als Produzent oder Händler und als Arbeitgeber (Kapitel 2.2 und 3.2). Die Wirtschaft im engeren Sinne umfasst Konsumenten und Betriebe und ist eingebettet in ein politisches und ökologisches System (Kapitel 2.3 und 3.3). Eine besondere Stellung nimmt die globale Situation der Umwelt und der Ressourcen ein (Kapitel 2.4 und 3.4).

Nach der Ausarbeitung der Auswirkungen werden Bewertungskriterien definiert (Kapitel4) und die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst (Kapitel 5).

Abschließend soll ein Ausblick (Kapitel 6) gegeben werden über die künftige Entwicklung unter Berücksichtigung eines Wandels der individuellen und gesellschaftlichen Werte.

Nicht Thema der vorliegenden Arbeit sind Handlungsoptionen der Konsumenten gegen die Obsoleszenz.

2 Chancen

2.1 Konsument

Stattet ein Unternehmen im Rahmen der geplanten Obsoleszenz seine Produkte absichtlich mit Materialien niederer Qualität aus, so besteht die Möglichkeit, diese Produkte kostengünstiger anzubieten. Dadurch erhalten auch Konsumenten mit einer geringeren Kaufkraft die Chance, Produkte zu erwerben, die sie sich sonst nicht leisten könnten.12

Sarhan schildert in seiner Arbeit die Ansicht von Prof. Dr. Niko Paech, dass Konsumenten häufig aus sozialpsychologischen Beweggründen handeln. Hierbei geht es beispielsweise um den Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung oder auch um die Befriedigung und den Spaß, welcher durch den Erwerb neuer Produkte entsteht. Die geplante Obsoleszenz ist daher ideal, um Konsumenten stets Innovationen bieten zu können. Dadurch kann eine ständige emotionale Steigerung hervorgerufen werden.13

2.2 Betrieb

Betriebe verwenden die geplante Obsoleszenz als ein Instrument zur Erhöhung ihres Absatzes. Durch die vom Hersteller gezielte Reduzierung der Lebensdauer der Produkte sollen bei den Kunden vorzeitige Ersatzkäufe ausgelöst werden, welche zur Absatzsteigerung führen. Für Betriebe stellt die geplante Obsoleszenz eine Chance zur Gewinnmaximierung und zur Erhöhung der Rendite dar. Je stärker die Gewinnorientierung eines Betriebes ausgeprägt ist, desto größer ist der Anreiz zur Anwendung der geplanten Obsoleszenz, da dadurch die Gewinne erhöht werden können. Betriebe profitieren daher deutlich von der geplanten Obsoleszenz.14

2.3 Wirtschaft

Ein Beispiel für eine erfolgreich genutzte wirtschaftliche Chance durch die Obsoleszenz ist der deutsche Automarkt im Jahr 2009.

Durch einen dramatischen Einbruch der Konjunktur der Automobilwirtschaft, welcher durch die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 und 2009 hervorgerufen worden ist, hat die Politik eingegriffen und die Abwrackprämie zur Rettung der Automobilwirtschaft beschlossen. Bei der Abwrackprämie handelte es sich um eine staatliche Prämie, welche beim Kauf eines Neuwagens und der gleichzeitigen Verschrottung des Altwagens bezahlt worden ist.15

Dank der Abwrackprämie konnten etwa 200.000 Arbeitsplätze in Deutschland erhalten werden, sie hat sich damit als Mittel gegen die Krise bewährt.16

2.4 Umwelt und Ressourcen

Indem im Rahmen der Obsoleszenz die Lebensdauer beispielsweise von Elektrogeräten abnimmt, finden Ersatzkäufe schneller statt. Neuere Elektrogeräte sind in der Regel sparsamer und energieeffizienter als ältere Geräte. Durch den obsoleszenzbedingten Austausch dieser Geräte kann die Ressource Strom schneller eingespart werden.

Durch eine in der Schweiz im Auftrag des Bundesamts für Energie durchgeführte Analyse wurde ersichtlich, dass seit 2002 die Haushaltsgrossgeräte sowie die Geräte im IT-, Büro- und Unterhaltungselektronik-Bereich deutlich energieeffizienter geworden sind. So hat der Bestand von Elektrogeräten in der Schweiz seit 2002 um fast 40 Prozent zugenommen, jedoch hat sich der Stromverbrauch dieser Geräte in den letzten 15 Jahren deutlich reduziert und lag 2017 etwas mehr als 9 Prozent unter dem des Jahres 2002. Dies ist vor allem durch Technologiesprünge möglich geworden, die zu energieeffizienteren Geräten geführt haben.17

Ein anderes Beispiel einer Chance für die Umwelt und die Ressourcen stellte die politisch gewollte Obsoleszenz der Nachtspeicherheizungen dar.

Im Jahr 2009 wurde ein gesetzliches schrittweises Verbot für viele Nachtspeicherheizungen angeordnet. Die Funktion der Speicherheizung sieht ein Aufladen mit Wärme vor, welche durch Strom erzeugt wird. Dieses Verfahren gehört mittlerweile zu den ineffizientesten Heizverfahren überhaupt.18 Der Strom in Deutschland wird immer mehr aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt und dieser „[…] ist zu wertvoll, um ihn mit energiehungrigen, ineffizienten Systemen zu verschwenden.“19 Im Jahr 2013 wurde das Verbot aufgehoben.20

Auch wenn in diesem Fall die politisch gewollte Obsoleszenz gestoppt wurde, zeigt dieses Beispiel dennoch, dass die Obsoleszenz auch als Chance zum Wohle der Umwelt und der Ressourcen genutzt werden kann.

[...]


1 Vgl. F.A. Heinichens Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch, 1917, S. 560.

2 Vgl. o. V., Wirtschaftslexikon24, o. J., Internetquelle.

3 Reuß/Dannoritzer, 2015, S. 10.

4 Vgl. Kreiß, 2014, S. 27.

5 Vgl. Kreiß, 2014, S. 27.

6 Vgl. Kreiß, 2014, S. 27.

7 Reuß/Dannoritzer, 2015, S. 51.

8 Vgl. Kreiß, 2014, S. 27.

9 Vgl. Sawall, 2016, Internetquelle.

10 Vgl. Gutberlet, 2017, Internetquelle.

11 Vgl. Schridde, 2015, S. 25 ff.

12 Vgl. Sarhan, 2013, S. 10.

13 Vgl. Hamarsiske zitiert in Sarhan, 2013, S. 11.

14 Vgl. Kreiß, 2014, S. 133.

15 Vgl. Horn, o. J., Internetquelle.

16 Vgl. o. V., Focus, 2009, Internetquelle.

17 Vgl. o. V., Energie Schweiz, 2018, Internetquelle.

18 Vgl. o. V., Energie Experten, 2016, Internetquelle.

19 o. V., Energie Experten, 2016, Internetquelle.

20 Vgl. o. V., Energie Experten, 2016, Internetquelle.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Obsoleszenz in der Wirtschaft. Chancen und Risiken für Konsumenten, Betrieb und Wirtschaft
Hochschule
AKAD University, ehem. AKAD Fachhochschule Stuttgart
Note
1,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
16
Katalognummer
V993077
ISBN (eBook)
9783346359650
ISBN (Buch)
9783346359667
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Obsoleszenz, Geplante Obsoleszenz, Wirtschaft, Chancen, Risiken, Schlüsselqualifikationen, SQF24, AKAD, Assignment
Arbeit zitieren
Marcel Köpfer (Autor:in), 2019, Obsoleszenz in der Wirtschaft. Chancen und Risiken für Konsumenten, Betrieb und Wirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/993077

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