Therapeutische Gesprächsführung


Skript, 1998

17 Seiten


Leseprobe


Therapeutische Gesprächsführung

1. Grundlagen der Kommunikation

Für das Verständnis des menschlichen Verhaltens hat der Begriff der Kommunikation eine zentrale Bedeutung: 3913T Kommunikation ist die Basis für alle Formen sozialen Zusammenlebens. Wenn Menschen miteinander interagieren müssen sie ihr Verhalten, ihre Wünsche, Erwartungen, Ziele und Bedürfnisse aufeinander abstimmen. Dies geschieht mit dem Medium der Kommunikation.

3913T Die Qualität der Kommunikation einer Person hat massgeblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit, das Selbstbild, die Wahrnehmung der Umwelt, sowie auf das körperliche Wohlbefinden. Ohne ein Mindestmass an befriedigender Kommunikation ist eine Person ernsthaft gefährdet krank zu werden.

Können die Erwartungen der kommunizierenden Partner erfüllt und ihre Bedürfnisse befriedigt werden, spricht man von einer erfolgreichen Kommunikation. In vielen Fällen bleibt jedoch die beabsichtigte Wirkung aus, Ziele und Erwartungen werden nicht erfüllt, Bedürfnisse bleiben unbefriedigt. Man spricht hier von einer gestörten Kommunikation.

Erfolgreich zu kommunizieren ist sehr anspruchsvoll, auch wenn die Botschaft vom Sender noch so klar kommuniziert wird. Wie wir schon im bei den Themen ·Wahrnehmung` und ·Beobachten` gesehen haben, unterliegen gesendete Botschaften automatisch ablaufenden Wahrnehmungsverzerrungen seitens des Empfängers:

1.1. Das Kommunikationsmodell der Informationstheorie

Die Informationstheorie entstand ursprünglich aus dem Bedürfnis der Nachrichten-techniker, Probleme wie die maximale Anzahl von Nachrichteneinheiten, die ein Kommunikationsmittel pro Zeiteinheit übertragen kann zu behandeln. Die Informationstheorie ist ursprünglich eine mathematisch - physikalische Theorie, deren Erkenntnisse jedoch auch von den Sozialwissenschaftlern genutzt und weiterentwickelt wurden.

Zu jeder Kommunikation gehören eine Information, ein Sender, der mit einer bestimmten Absicht diese Information sendet, sowie einen Empfänger, der diese Information aufnimmt. - So fragt z.B. Kurt (Sender) seine Freundin Anja (Empfänger), ob sie mit ihm weggehen will (Information), weil Kurt heute abend nicht allein sein will (Absicht).

Der Sender verschlüsselt seine Information (Codierung) nach festgelegten syntaktischen Regeln, wodurch sie dann erst durch ein Medium (Sprache, Mimik, Gestik, Berührung, Musik, etc.) übertragbar wird. Die gesendeten Informationen werden anschliessend vom Empfänger entschlüsselt (Decodierung).

Störungen treten nach diesem Modell hauptsächlich bei der Codierung und der Decodierung auf. Dabei kommt es darauf an, wie ein-, bzw. mehrdeutig Botschaften verschlüsselt werden. Bedürfnisse, Wünsche, Gefühle und dergleichen kommen häufig nur verschleiert, verborgen oder geleugnet zum Ausdruck, als sogenannte versteckte oder implizite Botschaften:

"Findest Du es gut, dass Du Dich heute so aufgeführt hast?"

"Was ich dazu meine weißt Du ja, aber Du kannst ja tun und lassen, was Du willst." "Das tut man nicht."

Ein Kind boxt andere Kinder, weil es Kontakt haben möchte.

Einen häufiger Spezialfall von versteckten Botschaften stellen die sogenannten Du- Botschaften dar. Äusserungen, in denen über das Gegenüber eine Mitteilung gemacht wird, werden Du-Botschaften genannt; Äusserungen, die persönliche Empfindungen, Gefühle, Bedürfnisse, usw. explizit ausdrücken, werden als Ich-Botschaften bezeichnet. Zu den Du-Botschaften gehören Mitteilungen, die über das Gegenüber urteilen und werten. Einerseits sind sie extrem störungsanfällig, da es sich ja um eine geäusserte Interpretation des Gegenübers handelt (die aber meist nicht als solche deklariert ist), die von diesem erneut interpretiert werden muss. Andererseits verbergen Du-Botschaften oft eigene Bedürfnisse, für deren Legitimation das Gegenüber herhalten muss und drängen so das Gegenüber in eine Position der Rechtfertigung und Verteidigung.

Durch Du-Botschaften gleitet das Gespräch meistens auf Ebenen ab, die für das Erreichen der tatsächlichen Ziele hinderlich sind. Sie werden als Bewertungen aufgefasst und können eine katastrophale Wirkung auf das Selbstwertgefühl und die Realitätseinschätzung des Gegenübers haben.

Ich-Botschaften sind viel direkter, ehrlicher und unmissverständliche Mitteilungen von jemandem über sich selbst.

1.2. Die 5 Axiome der Kommunikation nach Watzlawick

Watzlawick ist Philosophe und analytischer Psychologe. Er ist Professor am Mental Research Institute in Palo Alto / Kalifornien. Mit seiner Gruppe von Forschern hat er seit den 70`er Jahren viele Publikationen zum Konstruktivismus, zur Wahrnehmungs- und Kommunikationspsychologie veröffentlicht.

1. In einer sozialen Situation kann man nicht nicht kommunizieren.

In Gegenwart von anderen Personen ist jegliches Verhalten kommunikativ, jedes Verhalten hat Mitteilungscharakter.

Störungen sind wahrscheinlich, wird dieses Axiom, z.B. wie folgt missachtet:

- Ignorieren der Kommunikation (Nicht-Antworten, Nicht-Eingehen auf den Partner), oder widerwillige Annahme der Kommunikation
- einseitige Beendigung der Kommunikation ("Ich will nichts davon hören!", oder Flucht in Müdigkeit, Kopfschmerzen oder körperliche Krankheiten)
- Bestreben die stattgefundene Kommunikation ungeschehen zu machen ("Das war nicht so wichtig!") .

2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.

Jede Kommunikation verläuft auf zwei Ebenen, der Inhalts- (was sage ich) und der Beziehungsebene (wie sage ich es, wie stehe ich emotional zum Gegenüber). Die Beziehungsebene definiert die Inhaltsebene, sie interpretiert die erhaltenen Informationen. Störungen treten fast immer auf der Beziehungsebene auf. Wenn sich die Partner auf der Inhaltsebene uneinig sind, diese Meinungsverschiedenheiten jedoch ihre Beziehung nicht beeinträchtigen, ist eine erfolgreiche Kommunikation wahrscheinlich. Umgekehrt ruft eine gestörte Beziehungsebene trotz Meinungsgleichheit meist eine gestörte Kommunikation hervor.:

-negative emotionale Beziehungen werden auf der Inhaltsebene ausgetragen,

- der Versuch die Beziehungsebene aus der Kommunikation rauszuhalten kann

Kommunikation fehlschlagen lassen (z.B. ein Lehrer der mit der Klasse diskutiert teilt der Klasse mit: "Solche Diskussionen bringen nichts, wir werden in Zukunft nur noch Mathematik machen." Meistens wird die Beziehung durch Rituale vor einem Gespräch gepflegt.)

3. Jeder Kommunikationsprozess hängt von der Interpunktion der Partner ab.

Dieses Axiom betont den systemischen Aspekt der Kommunikation (siehe 1.1.). In einem solchen System gibt es eigentlich keine Anfang und kein Ende, bzw. kann von Ursache und Wirkung nicht gesprochen werden - vielmehr muss von gegenseitiger Bedingtheit, oder Interdependenz die Rede sein - oder in der Alltagssprache: die Kommunizierenden sitzen im selben Boot, oder 1 + 1 = 3.

Störungen treten hier bei unterschiedlichen, subjektiven Zuschreibungen von Ursachen auf. Oft denken beide Partner, dass die Ursache für das Problem beim anderen liegt, ein Beispiel: Eine Frau beklagt sich, dass der Mann sich von ihr zurückzieht, was jener zugibt, doch nur weil sein Schweigen oder Verlassen des Zimmers für ihn die einzig mögliche Reaktion auf ihr dauerndes Nörgeln und Kritisieren ist. Für sie ist diese Begründung eine vollkommene Verdrehung der Tatsachen: sein Verhalten ist der Grund für ihre Kritik und ihren Zorn. Beide beziehen sich also auf dieselbe zwischenmenschliche Wirklichkeit, schreiben ihr aber eine gegensätzliche Kausalität zu.

4. Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.

Kommunikation über das Medium Sprache wird als digital bezeichnet. Der analoge Kommunikatonsmodus bezeichnet alle anderen Medien: Mimik, Gestik, paraverbale Information (Sprachtempo, Tonfall), Zeichnungen, Geschenke, usw.

Digitale Mitteilungen sind sehr komplex, inhaltliche Aspekte können in der Regel digital klarer kommuniziert werden. Die digitale Kommunikation besitzt aber kein ausreichendes Vokabular zur klaren Definition von Beziehungen, wir bedienen uns für diesen Aspekt oft analoger Modi. Das System der analogen Kommunikation ist evolutionär früher entstanden und praktisch alle sozial lebenden Tiere verfügen über analoge Kommunikationsmodi.

Störungen der Kommunikation können auftreten, wenn -analoge und digitale Kommunikation inkongruent [nicht übereinstimmend] sind - entweder ist sich der Sender nicht im klaren über seine Situation, oder er will sich nicht festlegen. Untersuchungen zeigen, dass wir uns bei einer solchen Inkongruenz auf die schwieriger manipulierbare nonverbale Information verlassen.

- analoge Kommunikation falsch interpretiert wird; sie ist mehrdeutig.
- digitale Kommunikation versteckte Botschaften enthält.

5. Kommunikation kann symmetrisch und / oder komplementär sein.

Symmetrische Beziehungsformen bezeichnet die Tendenz Ähnlichkeiten zu erhalten und Ungleichheiten abzubauen. Komplementäre Beziehungsformen bestehen aus Gegensätzlichkeiten, wie z.B. beim Helfersyndrom, wo die helfende Seite mit der bedürftig- abhängigen Seite zusammenkommt. Eine gesunde Kommunikation ist zu erwarten, wenn in einer Beziehung beide Abläufe - symmetrische und komplementäre - vorhanden sind. Störungen sind in beiden Beziehungsformen beobachtbar:

- in symmetrischen Beziehungen besteht die Gefahr, sich gegenseitig hochzuschaukeln, im Kampf immer etwas ·gleicher` zu sein, als der andere. Diese Tendenz zeigt bspw. in radikalen Gruppierungen fatale Auswirkungen.
- in komplementären Beziehungsformen besteht die Gefahr dass Abhängigkeit, Unselbständigkeit und Fremdbestimmung entsteht (siehe Helfersyndrom).

1.3. Die 4 Seiten einer Nachricht nach Schulz von Thun

Schulz von Thun ist Professor für Psychologie an der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind die pädagogische und die humanistische Psychologie.

Schulz von Thun spezifiziert das 2. Axiom von Watzlawick, indem er 4 Seiten einer Nachricht postuliert, die anhand eines Beispieles dargestellt werden:

3913T Der Sachinhalt - worüber informiere ich

Zunächst enthält die Nachricht eine Sachinformation. Im Beispiel erfahren wir etwas über den Zustand der Ampel - sie steht auf grün.

3913T Die Selbstoffenbarung - was ich von mir selbst kundgebe

Nachrichten enthalten nicht nur Sachinformationen, sondern auch Informationen über die Person des Senders (Ich-Botschaften). Dem Beispiel können wir entnehmen, dass der Sender offenbar deutschsprachig ist, vermutlich farbtüchtig, dass er wach und innerlich dabei ist. Ferner entnehmen wir, dass er es vielleicht eilig hat, usw.

3913T Die Beziehung - wie ich die Beziehung erlebe und wie wir zueinander stehen

Aus der Nachricht geht ferner hervor, wie der Sender zum Empfänger steht, was er von ihm hält (Du- oder Wir-Botschaften). Oft zeigt sich dies in der gewählten Formulierung, im Tonfall und in anderen nichtsprachlichen Begleitsignalen. Für diese Seite der Nachricht hat der Empfänger ein besonders empfindliches Ohr; denn hier fühlt er sich als Person in bestimmter Weise behandelt. In unserem Beispiel gibt der Mann durch den Hinweis zu erkennen, dass der Fahrerin nicht recht zutraut, ohne seine Hilfe den Wagen optimal zu fahren.

Die Frau wehrt sich gegen diese Bevormundung barsch - ihre Ablehnung richtet sich in diesem Fall jedoch nicht gegen den Sachinhalt.

3913T Der Appell - wozu ich dich veranlassen möchte Die Nachricht dient auch dazu, den Empfänger zu veranlassen, bestimmte Dinge zu tun, zu unterlassen, zu denken, zu fühlen, usw. Der Versuch Einfluss zu nehmen kann offen oder versteckt sein (Manipulation. Im Beispiel lautet der Appell etwa: "Gib ein bischen Gas, dann schaffen wir es noch bei grün!"

Beispiel aus dem Ergoalltag: Der Patient sagt zur TherapeutIn: "Die Schiene drückt." Die Sachinhaltsebene: Tatsacheninformation: "Die Schiene drückt."

Die Beziehungsebene: Könnte bedeuten: "Ich bin mit ihnen als Therapeutin unzufrieden, sie haben meine Schiene schlecht angefertigt."

Zur Überpfürung analoge Kommunikaton beachten.

Die Appellebene: Könnte bedeuten: "Ich möchte, dass sie sich mehr Zeit für mich und nehmen, und meine Problemen ernst nehmen."

Die Selbstoffen- Könnte bedeuten: "Ich binärgerlich / schmerzempfindlich." Oder:"Ich stelle hohe Anforderungen an ihre Sorgfalt."

(Beispiel aus der Diplomarbeit von Annemarie Sulzer, K28, 1991)

Als Sender von Mitteilungen funktionieren wir immer - ob wir wollen oder nicht - auf allen 4 verschiedenen Ebenen gleichzeitig. Natürlich lassen sich, vor allem durch analoge Medien, bestimmte Seiten einer Nachricht hervorheben. Eine erfolgreiche Kommunikation ist aber nur dann gewährleistet, wenn wir alle Seiten beherrschen. Denn, was nach Schulz von Thun die Kommunikation so kompliziert macht, ist die prinzipielle freie Auswahl des Empfängers, auf welche Seite der Nachricht er reagieren will. Was die Nachricht ·anrichtet`, bestimmt der Empfänger also zu einem grossen Teil selbst. Die (äussere und innere) Reaktion ist das Resultat eines Wechselspiels zwischen der gesendeten Nachricht und dem ·psychischen Boden`, auf den die Nachricht fällt.

In unserem Beispiel zeigte die Fahrerin eine Beziehungsreaktion. Sie hätte aber auf den Sachinhalt ("Ja, hier ist eine grüne Welle, das ist ganz angenehm.") ebenso reagieren können, wie auf die Selbstoffenbarung ("Hast Du es eilig?"), oder den Appell (z.B. durch Gas geben).

Diese freie Auswahl des Empfängers führt oft zu Störungen:

- insbesondere dann, wenn der Empfänger nicht auf die Seite Bezug nimmt, auf die der Sender das Gewicht legen wollte.
- es gibt Empfänger, die überwiegend nur mit einem Ohr hören, und sich damit taub für alle anderen Botschaften stellen. Eine ausgewogene ·Vierohrigkeit` ist besonders in professionellen Gesprächen angesagt. Es ist dann von Situation zu Situation zu entscheiden, auf welche Seite zu reagieren ist.
- Sachebene: durch unklare Sprache, wie Nuscheln, Flüstern, Dialekt wird eine Botschaft wenig verständlich.
- Selbstoffenbarung: falls der Sender etwas verbergen will, oder mit etwas besonders imponieren will entstehen Irritationen.
- Beziehungsebene: durch versteckte Botschaften treten hier wahrscheinlich die meisten Störungen auf.
- Appellebene: verworrene, komplizierte Botschaften (um den heissen Brei reden) sind schwierig zu entschlüsseln und führen häufig zu Enttäuschungen.

1.4. Metakommunikation und Feedback

Eine erfolgreiche Kommunikation hängt nicht nur vom guten Willen der beteiligten Personen ab, sondern auch von den kommunikativen Fertigkeiten einer Person. Für professionelle Therapeuten aller Art ist die Metakommunikation ein zentrales Arbeitsinstrument. Für Menschen, die befridigend und effektiv miteinander kommunizieren wollen, ist es wichtig, Kommunikationsstörungen zu erkennen, deren Ursache zu analysieren und sie zu beheben. Metakommunikation bezeichnet die Kommunikation über die Kommunikation, also eine auseinandersetzung über die Art, wie wir die gesendeten Nachrichten gemeint und die empfangenen Nachrichten entschlüsselt und darauf reagiert haben.

Gute Metakommunikation verlangt:

3913T Sich selbst und seine eigenen Gefühle zu akzeptieren, Mut auch unangenehme Gefühle zu äussern und Mut sich so zu geben, wie einem zumute ist (Kongruenz). 3913T Mut zur Konfrontation, Probleme als normal zu betrachten, kein Harmonieideal.

3913T Das Gegenüber akzeptieren und verstehen zu wollen.

3913T Die Bereitschaft sich zu hinterfragen, Fehler einzugestehen, sich zu verändern.

Es gibt keine Garantie, dass auf dieser Meta-Ebene nicht dieselben Fehler gemacht werden. In diesem Fall ist es angebracht, eine aussenstehende Person (z.B. einen Supervisor) beizuziehen.

"Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird. " (Christian Morgenstern)

Feedback bezeichnet eine Botschaft auf der Ebene der Metakommunikation.

Feedback gibt eine Rückmeldung an eine Person, die diese informiert, wie ihre Kommunikation wahrgenommen, verstanden und erlebt wurde.

Der Sender von Feedback kann ihm wichtige Anliegen und Bedürfnisse geltend machen. Wie gibt man am besten Feedback?

3913T Feedbacks sind besser nachvollziehbar, wenn sie in möglichst kurzem zeitlichen Abstand auf die Begebenheit erfolgen. Der Empfänger soll sich jedoch in einer möglichst entspannten Situation befinden. 3913T Positives Feedback zuerst, dann negatives, möglichst konstruktiv formuliert, mit konkreten Änderungsvorschlägen: Kritik kann so besser akzeptiert werden. Zudem ist das Ansprechen von Stärken und das Zeigen von Wertschätzung auf die Dauer verhaltenswirksamer als Mängellisten. Bewusst gepflegte Stärken bringen Schwächen oft von alleine zum verschwinden. 3913T Einzelne Kritikpunkte genau benennen und diese anhand von beobachtetem Verhalten äussern, keine Pauschalkritik oder Kritik des Charakters - Kritik muss sich auf veränderbares Verhalten beziehen. Klar trennen zwischen Wahrnehmung, Vermutung und Gefühl. 3913T Feedback muss immer umgekehrt formulierbar sein. Was ich dem Partner sage, sollte dieser dem Ton nach auch mir sagen dürfen.

Der Empfänger von Feedback kann lernen, wie er auf andere wirkt, was er bei ihnen durch sein Verhalten auslöst. Damit wird eine realistischere Sicht der eigenen Person und der nicht sichtbaren inneren Prozesse des Gegenübers möglich. Soziales Lernen basiert wesentlich auf Feedbacks. Wie nimmt man am besten Feedback an?

3913T Kritik in Ruhe anhören, nicht sofort in Verteidigungshaltung gehen oder mit Gegenkritik reagieren. Sonst verpasst man eine Gelegenheit wichtige Informationen zu erhalten: Feedback als Chance.

3913T Kritik in den eigenen Worten wiederholen und Verständnisfragen stellen. Das verhindert, dass die Gesprächspartner aneinander vorbeireden, zudem signalisiert dies Selbstsicherheit.

3913T Man kann zu seinen Schwächen stehen, kann das eigene Verhalten gegebenenfalls erklären, aber nicht verteidigen oder rechtfertigen. Unter Umständen weitere Personen um Rückmeldung bitten.

"Ich danke für das Feedback, ich werde es mir überlegen. Ich bin aber nicht auf der Welt, um so zu sein, wie Ihr mich haben wollt. " (Fritz Perls)

2. Gesprächsführung

Wenn jemand mit uns im Alltag ein Gespräch führen will, teilt uns diese Person meistens etwas mit. Im Gegensatz dazu ist der Gesprächsführende beim therapeutisch orientierten Gespräch keineswegs der Sprechende. Der Gesprächspartner, der mit einem bestimmten Problem belastet ist, soll zu Wort kommen. Die Kunst der therapeutischen Gesprächsführung besteht darin, dem Gesprächspartner durch bestimmte Formen des Zuhörens und Fragens zu helfen, sich zu öffnen und Einsicht in seine Lage zu erlangen.

2.1. Psychotherapeutische Gesprächsführung

Innerhalb der Psychotherapien gibt es nicht die therapeutische Gesprächsführung an sich. Wie wir im Überblick über die psychologischen Richtungen gesehen haben, verfügt jede Schule über ihren eigenen Zugang zur Person, bzw. ihren Konflikten. Auf den unterschiedlichen theoretischen Hintergründen entwickelten sich auch verschiedenste Regeln und Techniken der Gesprächsführung, die sich alle auf ihrem jeweiligen psychotherapeutischen Hintergrund bewährt haben.

Die klassische Psychoanalyse unterstellt den Therapeuten der Regeln der Abstinenz: der Therapeut vermeidet jede persönliche, über die Ziele der Therapie hinausführende Kommunikation. Der Therapeut verhält sich passiv, gefühlsmässig neutral und versagt sich somit den neurotischen Bedürfnissen des Patienten - dies hält den Leidensdruck als Motivationsquelle der Therapie aufrecht.

Der Therapeut ist zudem gleichschwebend aufmerksam, jede Äusserung wird als bedeutungsvoll erachtet. Deshalb fordert die analytische Grundregel den Patienten zur freien Assoziation auf: der Patient soll alles sagen, was er momentan fühlt und denkt, ohne dies einer Auswahl, bzw. Zensur zu unterziehen.

In der Verhaltenstherapie strukturiert der Therapeut aktiv das Gespräch. In der ersten Phase der Problemstrukturierung geht es um die Frage: Welche Verhaltensweisen sollen verändert werden? Der therapeutische Ansatzpunkt wird gemeinsam mit dem Klienten festgelegt. Die zweite Phase der Bedingungsanalyse werden die Variablen gesucht, die das Problemverhalten aufrechterhalten oder das Zielverhalten verhindern. Diese werden dann systematisch dargestellt. Schliesslich werden in der Phase der Therapieplanung zusammen nach geeigneten Massnahmen gesucht, die dem Klienten dann im Detail erklärt werden.

Der Therapeut überwacht im Weiteren den Erfolg der Massnahmen, die der Klient nun selbständig durchführt. Zeigen die Massnahmen nicht den gewünschten Erfolg, setzt der Prozess, mit einer erneuten Problem- und Bedingungsanalyse wieder ein. In der humanistischen Psychologie betont in ihrer nichtdirektiven Technik des therapeutischen Gespräches die Wichtigkeit folgender Therapeutenvariablen: bedingungslose Wertschätzung, Empathie und Authentizität. Der Therapeut unterstützt in dieser Rolle einerseits die Selbstexploration der Gesprächspartener. Andererseits stellt er für die leicht unangepassten, inkongruenten und defensiven Gesprächspartner ein positives Rollenmodell dar.

Die Gesprächspsychotherapie verfügt zudem über eine Vielzahl von spielerischen Techniken (z.B. in der Art des Psychodramas), die den Zugang zu den eigenen Gefühlen erleichtern, oder den Umgang mit ihnen einüben.

In der systemischen Psychologie werden eingeschliffene Systemregeln angegangen - diese Regeln werden von den Betroffenen häufig nicht verstanden, können aber vom Therapeuten durch eine Analyse erkannt und durch geeignete Gegenmassnahmen zum Zusammenbrechen gebracht werden. Der Therapeut hat im Gruppengespräch also eine aktiv moderierende Funktion, durch die er empathisch jeder Position Gehör und Wertschätzung verleiht.

Die systemische Therapie versucht zudem durch das Training von Kommunikations- fertigkeiten (zuhören und verstehen, Gefühlsausdruck, Metakommunikation, nonverbale Kommunikation) die gegenseitieg Problemdarstellung zu erleichtern und Eskalationen zu verhindern. Ein solches Kommunikationstraining fordert vom Therapeuten verhaltenstherapeutisches Vorgehen.

2.2. Beratung vs. Therapie

Die Begriffe der Therapie und der Beratung können als Punkte auf demselben Kontinuum betrachtet werden, die Übergänge sind fliessend. Esser (1986, S.16f.) charakterisiert die Unterschiede anhand folgender Dimensionen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für die Beratung heisst das, dass im Sinne einer Strukturierung und Themenzentrierung (Gesprächs führung) nicht nur auf die innere Erlebniswelt der Klienten eingegangen wird.

Genauso wichtig sind in der Beratung die Thematisierung der Handlungsebene und des konkreten sozialen Umfeldes, in das Erlben und Verhalten des Klienten eingebettet sind. Die Vergangenheit wird zugunsten der Gegenwart vernachlässigt.

2.3. Klientenzentrierte Gesprächsführung

Innerhalb der humanistischen Psychologie entwickelte Carl Rogers ab 1942 die Methode der klientenzentrierten Gesprächsführung (kzG), die sowohl für therapeutische, als auch für

Beratungsgespräche genutzt werden kann. Die klientenzentrierte Methode gehört mittlerweile zu den verbreitetsten Formen der Gesprächsführung.

Ziel der kzG ist es den Klienten zur Selbstexploration zu führen, das heisst, ihn dabei zu unterstützen

- seine eigenen Gefühle, Motive, Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen, zu artikulieren und zu akzeptieren;
- einseitige Wahrnehmungen, Vorurteile und Konzepte durch Analyse zu lockern; und schliesslich
- selbst Lösungsvorschläge zu erarbeiten und die Verantwortung für die Lösung seiner Probleme zu übernehmen.

2.3.1. Die Haltung des Gesprächsführenden

Rogers postulierte als notwendige und hinreichende Bedingungen der kzG die Realisierung der Eigenschaften der bedingungslosen positiven Wertschätzung, des einfühlenden Verstehens (Empathie), sowie der Authentizität (Echtheit, Selbstkongruenz). Zahlreiche Untersuchungen an Klienten mit verschiedensten Symptomen konnten einen engen Zusammenhang zwischen einer hohen Ausprägung dieser 3 Therapeutenvariablen und konstruktiven Persönlichkeitsänderungen nachweisen (vgl. Tausch 1976).

3913T Authentizität: Dies ist die grundlegendste unter den Einstellungen des Beraters. Eine Beratung ist mit grösster Wahrscheinlichkeit dann erfolgreich, wenn der Berater in der Beziehung zum Klienten sich selbst, ungezwungen ist und sich in der Beziehung zum Klienten wohlfühlt. Das heisst: der Berater ist sich dessen, was er empfindet oder erlebt bewusst. Seine Gefühle und Erfahrungen sind ihm jedoch nicht nur zugänglich, sondern er kann sie auch durch sein Wesen angemessen in die Beziehung zum Klienten einbringen. Das bedeutet, dass es sich um eine direkte Begegnung mit dem Klienten handelt, eine Begegnung von Person zu Person.

Diese Echtheit und Offenheit erfordert wirkliches Interesse am anderen, es erfordert genug Sicherheit, die beschützende berufliche Rolle aufzugeben, und es erfordert zuallererst ein wirkliches Offensein für das eigene Erleben.

Es geht hier jedoch immer darum eine Intensität anzuschlagen, die dem Patienten und der augenblicklichen Situation angemessen ist! Der Berater soll einerseits der Versuchung widerstehen, sich hinter einer professionellen Maske zu verstecken. Andererseits darf er den Klienten nicht mit seinen Empfindungen oder Problemen belasten, bzw. unkontrolliert damit herausplatzen.

3913T Einfühlendes Verstehen: Der Berater versucht sich in das Erleben des Klienten einzufühlen. Er bemüht sich die Gefühle, Motive, usw. des Klienten von dessen Bezugssystem her zu verstehen: . Wie erlebt der Klient sein Problem, was für eine Bedeutung verleiht er ihm, was fühlt, denkt, wünscht er sich dabei? Da ein und dasselbe Ereignis bei jedem einzelnen Individuum ganz verschieden Empfindungen, Assoziationen, usw. auslöst, da jeder seine spezifische, von der individuellen Lebensgeschichte geprägte Wahrnehmung hat, ist man oft ein Gefangener der eigenen subjektiven Wirklichkeit.

Das Verständnis der Bezugssystems des Klienten ermöglicht erst, angemessen auf ihn zu reagieren. Die Gefahr, dass persönliche Werte, Vorurteile oder Konflikte in die Beratungssituation hineingeraten ist weniger gross.

Mitgefühl zeigen heisst aber auf keinen Fall Mitleid zu haben oder gar mitzuleiden! Der Berater muss die Lage immer sowohl aus der Perspektive des Betroffenen, wie auch ganz neutral, objektiv und sachlich betrachten können.

3913T Positive Wertschätzung: Der Berater bemüht sich, dem Klienten eine nicht an Bedingungen gebundene Wertschätzung entgegenzubringen. Der Klient wird vom Berater akzeptiert und angenommen, unabhängig von seinem momentanen Verhalten. Positive, soziale, reife Gefühle werden nicht mit Lob, negative, aggressive, unreife nicht mit Tadel quittiert: In dieser Situation tritt Einsicht spontan zutage, die Selbstachtung des Klienten wird gefördert, der Klient erhält die Möglichkeit Angst- und Verteidigungsverhalten abzubauen. Es genügt nicht, diese Akzeptanz durch entsprechende Äusserungen kognitiv zu vermitteln, sie muss für den Klienten auch emotional spürbar sein, anhand von Stimmen, Mimik, Gestik und Körperhaltung.

Dieses uneingeschränkte Akzeptieren bedeutet nicht, dass der Berater allem zustimmen muss, was der Klient sagt oder tut. Er kann durchaus inhaltlich anderer Meinung sein als der Klient, doch muss dieser spüren, dass dies die Beziehung Berater/Klient nicht beeinträchtigt, auch wenn der Klient auf seiner Meinung beharrt. Die positive Wertschätzung beruht vor allem auf dem Verständnis des Klienten: sein Verhalten ist sein bester Versuch mit seinen Umständen klarzukommen.

2.3.2. Techniken der klientenzentrierten Gesprächsführung

3913T Aktives Zuhören: Ziel des aktiven Zuhörend ist es, den Klienten zu öffnen, sein Problem und die individuelle Bedeutung, die er ihm erteilt kennenzulernen. Dazu müssen alle vier Ebenen einer Nachricht, sowie analoge und digitale Modi beachtet werden (1.3.). Etwaige Diskrepanzen werden aufgegriffen: Z.B. berichtet ein Klient wie stark ihn ein Vorfall beschäftigt hat und lächelt gleichzeitig. Berater: "Irgendwie können Sie das jetzt nicht mehr so nachempfinden."

3913T Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte: bezeichnet eine spezifische Art des Feedbacks: Um dem Klienten ein Gefühl von Verstandensein zu vermitteln und um seine Wahrnehmung zu präzisieren, werden seine meist ungeordneten, bruchstückhaften emotionalen Äusserungen möglichst klar strukturiert wiederholt. Der Klient wird so ständig angeregt, sich mit seinem gefühls-mässigen Erleben, seinen Wünschen, Bedürfnissen und Eindrücken auseinanderzusetzen, sich Schritt für Schritt klarer zu werden und neue Zusammenhänge und Lösungsmöglichkeiten für seine Probleme zu finden. Die klientenzentrierte Methode arbeitet nur mit Material, das vom Klienten thematisiert wird, es werden keine Interpretationen oder Lösungsvorschläge angeboten.

Wichtig ist dabei, dass der Berater die Äusserungen nie als Feststellung ausspricht, sondern fast fragend formuliert als ein Angebot, den Klienten zu verstehen. Das einzige Kriterium für die Richtigkeit der Aussage ist der Klient und nicht ein theoretisches Modell. Das Gesagte darf auch nicht papageienhaft wiederholt werden.

3913T Gesprächsfiguren: Sogenannte Gesprächsfiguren strukturieren das Gespräch, regen den Klienten zu einer Differenzierung an und helfen das zentrale Thema wieder in den Vordergrund zu lenken.

Gegenüberstellung: Der Berater strukturiert die Äusserungen, indem er einzelne Aspekte des Klienten deutlich gegenüber stellt. Verbalisiert wird die Gegenüberstellung durch Formulierungen wie "vernunftgemäss - gefühlsgemäss", "an sich - aber dann", usw. Erden: Redet der Klient von der Vergangenheit, so versucht der Berater zu ermitteln, was das Vergangene zur Zeit für den Klienten bedeutet ("und heute sehen sie sich als einen Menschen, der ungünstige Erfahrungen gemacht hat"). Das momentane Empfinden ist für das Hier und Jetzt relevant.

Rekapitulieren: Das Rekapitulieren erfolgt, wenn sich der Klient in seinen Äusserungen von seinem Erleben weg, hin zu sachlichen Erläuterungen bewegt. Es erfolgt meist in Verbindung mit einer Konkretisierungsanforderung, um einen Aspekt, der immer wieder auftaucht, oder unterschwellig vorhanden war wieder aufzugreifen und genauer durchzuarbeiten. Diese Sätze müssen vorsichtig und offen formuliert sein, wie "Es taucht immer wieder auf, dass Sie eigentlich gar nicht so richtig dahinter stehen. "

2.4. Der konkrete Gesprächsablauf

Der Gesprächsablauf lässt sich, je nach zur Verfügung stehender Zeit und Inhalt des Gesprächs (Anamnese, Exploration, konkrete Beratung, etc.), mehr oder weniger strukturieren. Der dargestellte Aufbau eines Beratungsgespräches ist für jedes Gespräch gültig, es ist das absolute Minimum an Struktur. Jeder Punkt soll immer berücksichtigt werden, die Gewichtung der einzelnen Punkte kann jedoch variieren.

3913T Rahmenbedingungen: Die äusseren Bedingungen für ein vertrauliches Gespräch sollen erfüllt sein: Dazu gehört ein ruhiger, sparsam aber angenehm gestalteter Raum, der gut temperiert ist.

Die äussere Erscheinung des Gesprächsführenden soll so neutral und zweckentsprechend wie möglich sein - es wird Aufgeschlossenheit und keineswegs Selbstdarstellung erwartet. Die Gesprächsdistanz beträgt idealerweise 1 - 1.5 m. Diese Distanz entspricht ungefähr dem Raum, den zwei Gesprächspartner mit ausgestreckten Armen, z.B. beim Geben und Nehmen, ohne Bewegung des gesamten Körpers überbrücken. Die intime Gesprächsdistanz läßt es zu, daß man sich in einer Lautstärke unterhalten kann, die auch für sog. heikle Themen angemessen erscheint. Überschreitet man die intime Gesprächsdistanz, verliert die Situation an Intimität, der Gesprächspartner ist "zu weit weg" als daß man ihm auch mit leiser Stimme etwas anvertrauen könnte.Unterschreiten dieser Distanz wird unter Menschen, die nicht in einem sehr nahen verwandtschaftlichen oder bekanntschaftlichen Verhältnis zueiander stehen, als Einbruch in den "persönlichen Raum" verstanden. Der andere weicht im allgemeinen aus; im Wiederholungsfall wird der Gesprächspartner nervös oder aggressiv. Dem Klienten sollten gewisse sicherheitsspendende Objekte zur Verfügung stehen, insbesondere, wenn der Gesprächsführende Notizen macht. Das heisst, der Klient sollte auch an einem Tisch sitzen, ev. Papier und Stift, ein Getränk, usw. zur Verfügung haben. Das verringert die psychologische Distanz, ermöglicht ein Mehr an Öffnung und eine Begegnung von Person zu Person.

Gewisse Rituale, darunter sind Gesprächsinhalte zu verstehen, die rein privater Natur sind (z.B. haben Sie den Ort gut gefunden), dienen der Etablierung der Beziehungsebene. Sie erlauben es dem Klienten sich auch von seiner `gesunden` Seite einzubringen. Das Anbieten eines Getränkes, das Abnehmen des Mantels, usw. gehören auch dazu.

3913T Gesprächseröffnung: Der Gesprächsführende eröffnet immer das Gespräch. Er formuliert und definiert dabei zuerst explizit die momentane

Situation und schafft damit die notwendige Klarheit für eine erfolgreiche Kommunikation:

Die Erwartungen, mit denen der Klient zum Gespräch kommt werden angesprochen. Darauf Bezug nehmend wird die eigene Rolle / Funktion erörtert. Der Ablauf oder Plan der gemeinsamen Arbeit wird dem Klienten dargestellt. Zudem wird die zur Verfügung stehende Zeit angesprochen.

3913T Gesprächsverlauf: Es empfiehlt sich eine klare Disposition zu machen. Welche Punkte werden in welcher Reihenfolge angesprochen, usw. Notizen sollen nur in groben Stichworten gemacht werden. Aktives Zuhören, das Führen in der Selbstexploration, usw. erfordern eine ununterbrochene Aufmerksamkeit. Eine genaue Dokumentation sollte jedoch unmittelbar nach dem Gespräch erfolgen, schon eine Stunde später gehen wesentliche Inhalte vergessen. In der Agendaplanung soll diese Zeit unbedingt einberechnet sein.

Die Gespräche dürfen nicht im Sand verlaufen, auch wenn kein eindeutiges Resultat erarbeitet werden konnte. Der Abschluss soll immer eindeutig sein, der Gesprächsführende fasst kurz zusammen, spricht offene, anstehende Punkte an, formuliert und definiert explizit die momentane Situation und das weitere Vorgehen.

3913T Kommunikation ist immer ein wechselseitiges System. Jede Information löst beim Empfänger eine Reaktion aus, die dem Sender zu verstehen gibt, ob und wie diese Information angekommen ist. Der Empfänger wird damit zum Sender und umgekehrt, es findet ein ständiger Rollenwechsel statt.

Diese Sichtweise lässt zwischenmenschliches Verhalten nicht mehr in erster Linie aus den Eigenarten des einzelnen Individuums erklären. Soziales Verhalten wird vielmehr als eine Funktion der Kommunikation, des Wechselspiels zwischen den an der Kommunikation beteiligten Personen verstanden.

Fachleute sprechen in der Tierwelt (ausser bei Menschenaffen) nicht von Kommunikation.

Tiere können zwar mittels akustischer, optischer, taktiler und olfaktorischer [Geruch] Signale auf das Verhalten von Artgenossen Einfluss nehmen, etwa im Sinn von Drohen, Warnen, Anlocken, usw. Es sind dabei jedoch zu wenige der Charakteristika der menschlichen Sprache erfüllt (z.B. Absicht, Syntax [:=kulturell vereinbarte Art, sprachliche Elemente zu Sätzen zu ordnen]), so dass man in diesem Zusammenhang vielmehr von Reizmustern spricht, die im Sinne von Schlüsselreizen automatisch bestimmte angeborene, kaum variierbare Reaktionen auslösen.

Kommunikation ist also ein zentrales Wesensmerkmal des menschlichen Daseins.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Therapeutische Gesprächsführung
Hochschule
Universität Zürich
Autor
Jahr
1998
Seiten
17
Katalognummer
V99343
ISBN (eBook)
9783638977876
Dateigröße
460 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Therapeutische, Gesprächsführung
Arbeit zitieren
David Rudolf (Autor:in), 1998, Therapeutische Gesprächsführung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99343

Kommentare

  • Kathleen Milde am 9.4.2003

    Danke..

    Super! Eine gut strukturierte Arbeit, verständlich geschrieben und dann auch noch zum Nulltarif! Danke.

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