Freizeit und Wohnen in der Bundesrepublik Deutschland


Ausarbeitung, 2001

15 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Negativabgrenzung (Subtraktionsmethode)
1.2 Positive Definition (Additionsmethode)

2 Untersuchung der Freizeitmobilität
2.1 Datengrundlagen.
2.2 Probleme

3 Freizeitorientierte Bewegungen in Deutschland
3.1 Räumliche Mobilität im Zusammenhang mit Freizeitwohnsitzen
3.1.1 Motive die zum Erwerb eines Freizeitwohnsitzes führen
3.1.2 Typen von Zweitwohnungsregionen
3.1.3 Häufigkeit, wie oft diese Freizeitwohnungen aufgesucht werden
3.2 Urlaubsreiseverkehr
3.2.1 Allgemeine Aspekte des Urlaubsreiseverkehrs
3.2.2 Kennzeichen des modernen Urlaubsreiseverkehrs
3.2.3 Motorisierung ( Abb.
3.2.4 Gruppenspezifische Unterschiede hinsichtlich der Beteiligung Urlaubsreiseverkehr
3.3 Naherholungsverkehr
3.3.1 Begriffsbestimmung
3.3.2 Strukturelle Unterschiede des Naherholungsverkehrs
3.4 Freizeitverhalten im Wohnumfeld
3.5 Gewicht der verschiedenen Formen von Freizeit in Deutschland
3.6 Zukünftige Entwicklungstendenzen des Freizeitverhaltens

4 Wohnen
4.1 Die kleinräumliche Differenzierung der Wohnverhältnisse innerhalb einer Siedlung am Beispiel Ulm-Eselsberg
4.2 Wanderungs- und Differenzierungsvorgänge (,,Hinzug")
4.2.1 Herkunft der Zuwanderer
4.2.2 Ursachen der kleinräumlichen Differenzierung
4.3 Bewertung der Wohnungen durch die Bevölkerung
4.3.1 Bewertungskriterien des Wohnraumes
4.3.2 Konkrete Bewertung durch die Bewohner von Ulm-Eselsberg
4.4 Wanderungs- und Differenzierungsvorgänge (,,Wegzug")

5 Literatur

1 Einleitung

In der heutigen Gesellschaft nimmt die Freizeitfunktion neben den Grundfunktionen ,,wohnen" und ,,arbeiten" eine entscheidende Rolle ein. Man spricht von der nachindustriellen Freizeitgesellschaft.

Definition (DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie):

,,Freizeitverhalten ist eine der Grunddaseinsfunktionen, deren Raumwirksamkeit die Geographie des Freizeitverhaltens untersucht. Der Begriff Freizeitverhalten ist umfassender als der früher häufiger verwendete Ausdruck Erholung."

Es gibt zwei unterschiedliche Definitionen von Freizeit:

1.1 Negativabgrenzung (Subtraktionsmethode):

D.h. Freizeit wird durch den Bereich der Nicht-Freizeit (Arbeit bzw. Schlaf) abgegrenzt.

Vorteil bei dieser Methode: Einfache Abgrenzung

Probleme: Im Extremfall rechnet man alles zur Freizeit, was weder in den Bereich des Arbeitens noch den des Schlafens fällt.

Außerdem werden die Nicht-Berufstätigen nicht erfasst.

Die Übergänge zwischen Freizeit und Arbeit sind fließend, was der Begriff der ,,Freizeitarbeit" deutlich macht.

Bei dieser Methode erhält man nun durch Ausschlussverfahren einen Bereich, den man als Freizeit bezeichnen kann. Er zeichnet sich durch folgende Kriterien aus:

Man ist frei von Verpflichtungen der Arbeit, Familie und Gesellschaft Man kann nach eigenem Willen z.B. Entspannung, Zerstreuung, Verbreiterung seines Wissens usw. suchen.

1.2 Positive Definition (Additionsmethode):

D.h. Wesen und Eigenart der Freizeit wird bestimmt und im Gegensatz zur Arbeit gesehen. Das heißt, man legt fest, was Freizeit gesellschaftlich für Begriffe nach sich zieht und welche Tätigkeiten mit ihr verbunden sind. Diese werden dann in Gegensatz zur Arbeit gesehen.

2 Untersuchung der Freizeitmobilität

Um die Freizeitmobilität, d.h. eine Mobilität ohne Wohnsitzverlagerung (Zirkulation) untersuchen zu können, ist es sinnvoll diese zu untergliedern. Dafür bieten sich zwei Kriterien an.

Zum einen das zeitliche Kriterium:

1. kurzfristig ( bis zu mehreren Stunden)
2. mittelfristig ( halbtags, tageweise, einschließlich Wochenenden)
3. längerfristig ( alles darüber hinaus)

Zum anderen das räumliche Kriterium:

1. Freizeitverhalten im Wohnumfeld
2. Freizeitverhalten im Naherholungsraum ( hier distanziell gesehen)
3. Freizeitverhalten im Fremdenverkehrsraum

Man muss hier aber auch anmerken, dass so ein wesentlicher Bereich der Freizeit (am Beispiel Deutschland) nicht erfasst wird. Nicht alle Freizeitaktivitäten lassen sich räumlich messen. Ein großer Teil wird zu Hause verbracht und ist somit nicht an räumliche Bewegung gekoppelt.

2.1 Datengrundlagen.

Freizeitliche Mobilität wird durch folgende Statistiken erfasst:

1. Mikrozensus (0.1 % der Bevölkerung) über Reiseziel In- und Ausland , Art und Dauer der Reise, Verkehrsmittel, Unterkunftsarten und aufgewandte Mittel. Dieser wurde seit 1975 bis 1983 jährlich in der BRD durchgeführt.
2. Erhebungen des Studienkreises für Tourismus in Starnberg.
3. Örtliche- und regionale Fremdenverkehrsstatistiken.
4. Statistiken einzelner Freizeiteinrichtungen
5. Eigene Befragungen

2.2 Probleme

Bei der Datenerfassung treten folgende Probleme auf:

1. Problem der Überlagerung mit anderen Daseinsgrundfunktionen. (Beispiel: Einkaufen).
2. Im Jahre 1985 wurde ein Mikrozensusgesetz eingeführt, dass eine Unverbindlichkeit der Angaben festlegt. Dies hat vielfache Antwortausfälle zur Folge.
3. Ein Teil der Freizeitlichen Mobilität geschieht sehr spontan und wird an andere Räumliche Bewegungen angekoppelt. (z.B. Verrichten sportlicher Aktivität auf dem Weg zur Arbeit).
4. Da die Freizeit frei von Sachzwängen ist, lassen sie sich im nachhinein die räumlich- zeitlichen Bewegungen nur noch schwer rekapitulieren.

3 Freizeitorientierte Bewegungen in Deutschland

3.1 Räumliche Mobilität im Zusammenhang mit Freizeitwohnsitzen

Definitionen von Freizeitwohnsitz (Freizeitwohnung): ,,Zweitwohnung, die während der Freizeit, insbesondere an Wochenenden und im Urlaub, mehr oder weniger regelmäßig bewohnt wird (-> Freizeitwohnen). Freizeitwohnsitze konzentrieren sich in Fremdenverkehrsgemeinden, landschaftlich attraktiven Räumen (Seeufer, Gebirgslagen usw.) sowie häufig in ländlichen Gemeinden im Umland von Großstädten. Sie werden wegen der saisonalen starken Belastung der gemeindlichen Infrastruktur sowie wegen der befürchteten Zersiedlung von Erholungslandschaften häufig als Problem angesehen" ( Diercke Wörterbuch Allgemeine Geographie, Seite 229 ).

Definition nach Ruppert: "Freizeitwohnsitze sind nur solche Standorte, die überwiegend während der Freizeit und auch nur vorübergehend genutzt werden, wobei es sich sowohl um touristisch oder eigengenutzte, wie auch ortsgebundene oder begrenzt mobile Wohnformen (- > Dauercamper) handeln kann"

Allgemeine Aspekte des Freizeitwohnsitzes früher Privileg der Oberschicht heute können sich auch große Teile der Mittelschicht einen Freizeitwohnsitz leisten ( 1981 2 Millionen Freizeitwohnsitze in der BRD ) mit dieser Ausweitung des Personenkreises, welche sich heute einen Freizeitwohnsitz leisten können, sind diese nicht mehr nur ausschließlich im städtischen Nahbereich beschränkt, sondern erfahren auch eine Ausdehnung in weiter entfernte Gebiete, so dass sie nur zum Jahres- oder Kurzurlaub aufgesucht werden können

3.1.1 Motive die zum Erwerb eines Freizeitwohnsitzes führen

Heute ist das Motiv nicht mehr eindeutig:

Wunsch nach Erholung und Ruhe heute spielen aber auch wirtschaftliche Gründe beim Erwerb eines Freizeitwohnsitzes eine große Rolle, wie z.B. Sachwertbesitz oder Vermietung des Freizeitwohnsitzes

3.1.2 Typen von Zweitwohnungsregionen

Man unterscheidet zwei Typen von "Zweitwohnungsregionen":

die Erweiterung der Pendlereinzugsbereiche um die Verdichtungsräume die Regionen mit Freizeitwohnungen in enger Bindung an die natürlichen Ressourcen, wie Küste, Mittel- und Hochgebirge

Die Mehrzahl der Freizeitwohnungen gehören der ersten Gruppe an. Es gibt aber auch Überlagerungen der beiden Raumtypen :

Zweitwohnsitze kommen überproportional häufig im Umfeld großer Ballungsräume vor aber auch in landschaftlich attraktiven Regionen, wie Alpen, Mittelgebirge und Ostseeküste

3.1.3 Häufigkeit, wie oft diese Freizeitwohnungen aufgesucht werden

Die Häufigkeit, wie oft die Freizeitwohnungen aufgesucht werden, hängt ganz entscheidend von der gewählten Wohnform und den Kaufgründen ab wenn der Erwerb auch nur teilweise als Geldanlage gesehen wird (also die zwischenzeitliche Vermietung im Vordergrund steht), werden auch größere Distanzen bei einem Erwerb eines Freizeitwohnsitzes akzeptiert (dieses gilt vor allem für Besitzer von Freizeitwohnungen in bevorzugten Fremdenverkehrsgebieten)

demgegenüber dominiert bei den Besitzern von Freizeitwohnungen welche, sich im Nahbereich des Hauptwohnsitzes befinden, eindeutig das Motiv der Erholung ( Beispiel: Dauercamper).

3.2 Urlaubsreiseverkehr

Definition von Urlaubsreiseverkehr

"... derjenige Teil des Fremdenverkehrs, der bei Erwerbspersonen während des Jahresurlaubs zum Zwecke der Erholung und der Freizeitgestaltung unternommen wird (einschl. Ausübung von Sport und Hobbies, Suche nach Erlebnissen und Bildungseindrücken usw.).Typisch für den Urlaubsreiseverkehr sind seine starke Konzentration auf die Sommersaison und die Ausbildung von starken Verkehrsströmen zwischen den wichtigsten Quell- und Zielgebieten (längerfristiger Reiseverkehr)" (Diercke Wörterbuch Allgemeine Geographie, Seite 936).

3.2.1 Allgemeine Aspekte des Urlaubsreiseverkehrs

In der BRD hat der längerfristige Reiseverkehr seit den 50er Jahren zugenommen. Gründe:

Verlängerung des Urlaubs

das gestiegene Realeinkommen

eine verstärkte Motorisierung

3.2.2 Kennzeichen des modernen Urlaubsreiseverkehrs

Reiseintensität

Die Reiseintensität in der BRD stieg bis 1987 stetig an

1954 lag die Reiseintensität bei 24% in den 70er Jahren überschritt die Reiseintensität erstmals die 50% 1987 lag sie schon bei 65%, d.h. 2/3 der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre unternahmen 1987 zumindest eine Reise von mehr als vier Tagen

Reichweiten

Auch die Reisereichweiten haben sich verändert. Als Indikator für die gestiegene Zahl der Fahrten über größere Distanzen, kann die Entwicklung des Auslandtourismus dienen.

Zahl der Reiseziele in Deutschland ist in den letzten Jahren gesunken Auslandsreisen werden im Gegensatz dazu immer beliebter und attraktiver

3.2.3 Motorisierung ( Abb.)

Beide bisher genannten Kennzeichen des modernen Urlaubsverkehrs hängen eng mit der Entwicklung des privaten PKW`s zum Massenverkehrsmittel zusammen:

erlaubt billig zu reisen

auch größere Familien können weitere Urlaubsreisen unternehmen man kann einen Wohnwagen oder ein Zelt mitnehmen, was eine billige Behausung am Urlaubsort ermöglicht verstärkte Mobilität am Urlaubsort

Besonders das Flugzeug gewinnt in unserer Zeit immer mehr und mehr an Bedeutung und trägt vor allem auch dazu bei, dass der Auslandstourismus in Deutschland so bedeutsam ist.

3.2.4 Gruppenspezifische Unterschiede hinsichtlich der Beteiligung am Urlaubsreiseverkehr

Reiseintensität aufgrund des Alters

- 1985 bis 1987 lag die Reiseintensität bei den 14 bis 19 Jährigen bei 65%, bei den 60 bis 69 Jährigen bei 50%

Tendenz:

- immer stärkere Angleichung zwischen der Reiseintensität der Jugendlichen und der älteren Menschen

Gründe:

- zunehmende Reisefreudigkeit älterer Menschen
- das Verhalten der älteren Menschen wird weniger als bei ökonomisch aktiven Jahrgängen von der wirtschaftlichen Situation beeinflusst Reiseintensität in Abhängigkeit von dem Haushaltseinkommen

Beispiel: Ende der 80er Jahre lag die Reiseintensität bei den Haushalten mit einem Haushaltseinkommen unter 1.500 DM bei 35%, die Reiseintensität bei den Haushalten mit einem Haushaltseinkommen über 4000 DM bei 70%. Auswirkungen auf den Urlaubsreiseverkehr aufgrund von Berufs- und Schulausbildung

Unterdurchschnittliche Beteiligungsquote am Reiseverkehr, bei

- selbständigen Landwirten
- einfachen Arbeitern
- Rentnern und Pensionären

Überproportionale Beteiligungsquote und weites reisen, bei:

- Personen mit Abitur
- Beamte
- Angestellte

3.3 Naherholungsverkehr

3.3.1 Begriffsbestimmung

Definition (DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie):

,,Naherholung ist derjenige Teil des Freizeitverhaltens außer Haus, der sich zeitlich von der mehrstündigen und halbtägigen Erholung bis zum Wochenendausflug erstreckt. Die Naherholung ist raumprägend durch den Naherholungsverkehr und durch die Ausbildung von gebauten Naherholungsgebieten."

Definition nach KEMPER: Naherholungstätigkeiten sind:

-maximal 2-3 Tage lang.
-finden (mit wenigen Ausnahmen) im Freien statt.
-die zurückgelegten Distanzen liegen v. a. unter 50km (¼ über 100km).

Der Begriff ,,nah" ist mehr zeitlich als räumlich zu verstehen

3.3.2 Strukturelle Unterschiede des Naherholungsverkehrs Faktoren regionaler Differenzen

Entfernung der Zielräume des Naherholungsverkehrs zum Wohnort:

- Zielraum zu weit entfernt: geringe Distanzen werden zurückgelegt
- Zielraum nah: geringe Distanzen werden zurückgelegt
- Zielraum weit entfernt: große Distanzen werden zurückgelegt

Fluchtthese: Verstädterung löst Naherholungsbedürfnis aus Grad der Urbanität und nicht die Größe der Siedlung entscheidend.

Verkehrsmittelwahl:

großstädtische Verdichtungsräume: steigende Bedeutung von PKW, ÖPNV und Fahrrad.

Klein- und Mittelstädte: Bedeutung des ÖPNV sinkt. Anteile von PKW, Rad und ,,zu Fuß gehen" steigen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1:

Verkehrsmittelauswahl bei Ausflügen

- Nahzonen um Kleinstädte bilden einen Schwerpunkt des Naherholungsverkehrs. Wegen lokaler und überregionaler Wirkung gibt es keine Einrichtungsreichweiten. Im Zuge des Nahverkehrs zurückgelegte Distanzen sind nicht zu verallgemeinern.

Differenzierung der persönlichen Nahverkehrsstruktur

Gesellschaftliche Unterschiede haben Selektionswirkungen auf die Raumnutzung.

Aktivitätenstrukturen und Gebietspräferenzen lassen sich bestimmten Alters-, Bildungs-, Sozial- oder Einkommensgruppen zuordnen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2:

Beteiligung an der Naherholung im Münchener Raum nach sozioökonomichen Strukturmerkmalen 1980

Naherholung bestimmter sozialer Gruppen findet z.T. in beträchtlicher Entfernung vom Wohnort statt.

Gute Wohnsituation hat positive Wirkung auf Beteiligung am Nahverkehr. Ausstattungsdefizite im Wohnumfeld werden nicht unbedingt durch gesteigerte Mobilität kompensiert.

Fazit: Verstädterung löst zwar ein Naherholungsbedürfnis aus, die Reaktion hängt aber von der sozioökonomischen Situation jedes einzelnen ab (vgl. u.a. Referat zum Thema ,,Umweltwahrnehmung").

3.4 Freizeitverhalten im Wohnumfeld

These: Die Wohnung und ihr Umfeld ist eine vielfach unterschätzte Größe im menschlichen Freizeitverhalten.

Aktionsmuster mit vier Reichweiten (nach KIERSTIENS-KOEBERLE)

Stark innenorientiert (über 50% der Aktivitäten in 10-Minutendistanz)

Schwach innenorientiert

Schwach außenorientiert

Stark außenorientiert (über 50% der Aktivitäten in einer Distanz größer als 20- Minuten)

Verhaltensdeterminanten werden bestimmt durch:

Angebotsstruktur

Lage des Ortes

Sozioökonomische Struktur der Einwohner.

Die Wohnsituation wirkt sich auf das Freizeitverhalten im Wohnumfeld stärker aus als auf den Nahverkehr (aber Schwellenwert der Ansprüche vgl. u.a. Referat zum Thema ,,Umweltwahrnehmung").

Einfluss von Lebenszyklusmerkmalen auf den Aktionsradius in der Freizeit:

Familien mit kleinen Kindern nah

Gruppen mit hohem Einkommens- oder Bildungsstand fern

Allochthone1 Personengruppen fern

Autochthone2 Personengruppen nah

Fazit: Es besteht kein uniformes Aktionsbild sondern eine Verhaltensvielfalt.

3.5 Gewicht der verschiedenen Formen von Freizeit in Deutschland

Freizeit wird in Deutschland zu ca.

60% in der Wohnung / am Wohnort

30% auf Ausflügen / im Kurzurlaub

10% auf längeren Urlaubsreisen verbracht.

3.6 Zukünftige Entwicklungstendenzen des Freizeitverhaltens

Das ,,magische Dreieck" nach von TROTHA:

Faktoren: Zeit, Lohnniveau, Einstellung zur Freizeit

Bei Kombination der Einzelgrößen sind verschiedene Zukunftsszenarien denkbar:

sicherste Prognosen für die Variable Arbeitszeit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei Rückgangs der Arbeitszeit Forderung nach längerem Wochenende.

Durch Verlängerung der Betriebszeiten Flexibilisierung der Freizeitblöcke.

Folge: Mittelfristige Freizeitaktivitäten gewinnen an Bedeutung

Höhere Mobilität erfordert höheren Anteil am Haushaltsbudget. Einer ,,Gesellschaft des Überflusses" ist ein hohes Maß an Distanzüberwindung möglich.

Kleinere Aktionsräume wären die Folge relativer Knappheit.

Hoher Stellenwert der Freizeit verdeutlicht die gestiegene Wertschätzung der frei verfügbaren Zeit.

Eine stärkere Ausdifferenzierung der Milieus/Schichten ist zu erwarten Naherholung erlebt durch den Umweltschutzgedanken einen Aufschwung

Folge: zunehmender Mangel an sauberen und natürlichen Freizeitplätzen Es gibt jedoch auch gegensätzliche Entwicklungen bei denen z.B. die Daseinsgrundfunktionen Freizeitverhalten und sich Versorgen eng miteinander verbunden werden. (Bsp.:West Edmonton Mall - Alberta o. CentrO - Oberhausen)

4 Wohnen

Definition von Wohnfunktion (DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie)

,,Die Wohnfunktion ist eine der menschlichen Grunddaseinsfunktionen. Einerseits untersucht die Sozialgeographie die sozialgruppenspezifische Ausübung der Wohnfunktion, die raumprägende- und differenzierende Bedeutung für die Kulturlandschaft hat. Andererseits beschäftigt sich die Siedlungsgeographie mit der Wohnfunktion von ländlichen und städtischen Siedlungen in ihrer regionalen Differenzierung."

Definition von Wohnung (DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie)

,,Eine Wohnung ist die Summe der funktional unterschiedlichen Räume in einer Behausung. Sie kann gemietet oder Eigentum sein."

4.1 Die kleinräumliche Differenzierung der Wohnverhältnisse innerhalb einer Siedlung am Beispiel Ulm-Eselsberg

Definition von Großwohnsiedlung (DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie):

Nach einheitlichem Plan errichtete, relativ große Wohnsiedlung im Randbereich von Mittel- und Großstädten. Meist überwiegt in Großwohnsiedlungen die Mehrfamilien- und Hochhausbebauung, jedoch kommen auch Siedlungsteile mit Einfamilien- und Reihenhäusern vor.

4.2 Wanderungs- und Differenzierungsvorgänge (,,Hinzug")

4.2.1 Herkunft der Zuwanderer

Hauptphase der Zuwanderung zwischen 1954 und 1959

55% der Wohnungen an Aussiedler

45% der Wohnungen an Ulmer Bürger

- Starke Zuwanderung aus östlichen Gebieten (Heimatvertriebene)

4.2.2 Ursachen der kleinräumlichen Differenzierung Bestehende Wohnsiedlung als struktureller Hintergrund

,,Äußere" Steuerung:

Einflussnahme auf die Zuweisung durch nicht private Bauherren (Proporzsystem)

,,Innere" Steuerung:

Beeinflusst die Einstellung der Bevölkerung zu Leben und Wohnen und anderen Sozialschichten.

Eigeninitiative der Mittel- und Oberschicht

Folge: Belegung der Wohnungen nach bestimmtem Muster.

4.3 Bewertung der Wohnungen durch die Bevölkerung

4.3.1 Bewertungskriterien des Wohnraumes

Vier Forderungen nach G.HASSENPFLUG:

1. Geborgenheit, Wohlbehagen, ein Raum pro Person
2. Höchststand der Hygiene und Installation
3. Angemessenes Mietniveau
4. Attraktives Wohnumfeld

4.3.2 Konkrete Bewertung durch die Bewohner von Ulm-Eselsberg

Positiv:

Geringe Mieten

Hanglage

Negativ:

Geringer Platz pro Wohneinheit (Bedingt durch Lebenszyklus der Familie)

Fehlen geeigneter Rentnerwohnungen

Schlechte sanitäre Einrichtungen

,,Hellhörigkeit" der Wohnungen

4.4 Wanderungs- und Differenzierungsvorgänge (,,Wegzug")

Teilweise Abwanderung der ersten Zuwanderergeneration nach einer gewissen Verweildauer.

Ulmer Bürger beteiligen sich nur zu einem geringen Anteil an dieser Mobilität. Abwanderer werden durch den Zuzug von Menschen aus entfernten Gebieten ersetzt Großwohngebiet Eselsberg ist weiterhin attraktiv

Allochthone Gruppen weisen geringere emotionale Bindung an den Raum auf.

5 Literatur

Institut für Länderkunde (Hrsg.): Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland, Heidelberg / Berlin 2000.

Bähr, Jürgen; Christoph Jentsch u.a.: Bevölkerungsgeographie. Berlin / New York 1992.

Hassenpflug, G.: Forderungen an die Wohnungen unserer Zeit, München 1957=Medizin und Städtebau.

Kemper, F.-J.: Inner- und außerstädtische Naherholung am Beispiel der Bonner Bevölkerung. Ein Beitrag zur geographie der Freizeit. Bonn 1977=Arbeiten zur Rheinischen Landeskunde.

Leser, Hartmut: DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie, München / Braunschweig 1997.

Maier, Jörg; Reinhard Paesler, u.a.: Sozialgeographie, Braunschweig 1977=Das Geographische Seminar.

Schaffer, Franz: Untersuchungen zur sozialgeographischen Situation und regionalen Mobilität in neuen Großwohngebieten am Beispiel Ulm- Eselsberg.Regensburg 1968=Münchener geographische Hefte BD. 32. Trotha, T. von: Kommunale Entwicklung und verändertes Freizeitverhalten. Raumforschung und Raumordnung. O.O. 1983

1 Allochthon: an anderer Stelle entstanden
2 Autochthon: alteingesessen, eingeboren

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Freizeit und Wohnen in der Bundesrepublik Deutschland
Hochschule
Universität Münster
Autor
Jahr
2001
Seiten
15
Katalognummer
V99445
ISBN (eBook)
9783638978897
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Freizeit, Wohnen, Bundesrepublik, Deutschland
Arbeit zitieren
Christian Schwedes (Autor:in), 2001, Freizeit und Wohnen in der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99445

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Titel: Freizeit und Wohnen in der Bundesrepublik Deutschland



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