Wissenschaft und Forschung in Berlin


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

13 Seiten, Note: 13 Punkte


Leseprobe


Einleitung

Berlin - ,,eine Wissensmetropole" ?

Oft hört und liest man in den Medien diesen Ausdruck. Kann Berlin dem gerecht werden? Ist Berlin wirklich das neue ,,Silicon Valley" Europas? Ist die Wissenschafts- und Forschungslandschaft Berlins konkurrenzfähig? Die Geschichte Berlins hat auch die Wissenschaft geprägt. Berlin hat keine jahrelang gewachsene Forschungslandschaft wie andere Städte. Gerade auch aufgrund seiner Geschichte hat aber Berlin eine ungeheure Dichte an Forschungseinrichtungen zu bieten. Karl Scheffler prägte am Anfang unseres Jahrhunderts den Satz: ,,Berlin ist dazu verurteilt, immer nur zu werden, niemals zu sein." Auch heute gilt dieser Satz noch. Berlin ist eine sich rasant entwickelnde Metropole - nicht mehr die östlichste Stadt des Westens sondern vielmehr die viel beschworene neue Metropole in der Mitte des neuen Europa. Berlin ist kosmopolitisch und sich dessen auch bewußt. Deshalb will ich in diesem Referat einen Überblick über die Wissenschafts- und Forschungslandschaft geben. Dass dies auch nur sehr einseitig geschehen kann, ist der Entfernung zuzuschreiben. Man kann nicht alle Strukturprobleme ,,ferndiagnostizieren". Dass die knappen öffentlichen Kassen auch Auswirkungen auf Wissenschaft und Forschung zeigen, ist in Berlin auch nicht anders als in anderen deutschen Städten. Ich habe mich in diesem Referat hauptsächlich mit den klassischen Wissenschaften beschäftigt. In Berlin gibt es natürlich auch sehr viele Geistes- und Politwissenschaften, trotzdem lege ich meinen Schwerpunkt auf die technologischen Wissenschaften. Ich will in meinem Referat hauptsächlich informieren. Ich hoffe meine Begeisterung für dieses Fachgebiet wird sich nicht allzusehr in Lobpreis niederschlagen. Ich bin mir bewußt, dass dieses Thema einen besonderen Bereich anschneidet. Das Thema erfordert eine längere Auseinandersetzung. Das Thema ist aktuell, leider nicht zeitlos.

Berlin - die neue Metropole in der Mitte des neuen Europas erwartet uns.

1 Wissenschaft und Technologie in der Geschichte Berlins

1.1. Wissenschaft, Forschung und Technologie in Berlin vor der Teilung

Wissenschaft, Forschung, Technologie sind Schlagwörter der Neuzeit. Doch ab wann kann man von so etwas sprechen? Wissenschaft und Forschung in Berlin nahmen ihre nennenswerten Anfänge etwa 1810 mit der Gründung der Friedrich-Wilhelms-Universität, die später in Humboldt-Universität umbenannt wurde. In diesem Jahr wurde auch die Gewerbefreiheit eingeführt. Trotz politischer Unterdrückung hatte die Berliner Universität Hochkonjunktur. Gelehrte wie Fichte, Schleiermacher, Hegel, Schelling, Niebuhr und Ranke gaben der Universität besonderes Format. Seit den dreißiger Jahren wurde auch das Volksschulwesen reformiert, so dass nach 1850 die Schulpflicht wirklich umgesetzt werden konnte. Inzwischen wurde 1838 die erste Berliner Eisenbahnlinie ins Leben gerufen. 1847 wurde die Telegraphenanstalt Siemens & Halske gegründet. Mit der Industrialisierung ab 1861 bekam auch die Berliner Wissenschaft neuen Schwung. Die Hochschule für Musik wurde 1869 in Leben gerufen. Generalpostmeister Stephan experimentierte 1877 mit zwei Telefonen des Erfinders Alexander Graham Bell und baute die erste deutsche Telefonverbindung über 2 km auf. Im gleichen Jahr begann Siemens & Halske mit der Produktion von Fernsprechern. 1879 wurde dann die Königliche Technische Hochschule im Stadtteil Charlottenburg gegründet. Im selben Jahr führte Siemens die erste elektrische Bahn vor. 1881 wurde das Berliner Fernsprechnetz eröffnet. Im gleichen Jahr fuhr in Berlin die erste elektrische Strassenbahn. Emil Rathenau kaufte Patente von Thomas Alva Edison und gründete 1883 die ,,Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität", die später in ,,Allgemeine Elektrizitäts Gesellschaft", kurz AEG umbenannt wurde. Otto Lillenthal führte 1891 in Lichterfelde die ersten Gleitflüge durch. 1892 wurde das erste Privatauto zugelassen. Die erste Filmvorführung Deutschlands war 1895 in Berlin. 1902 wurde die erste elektrische Hoch- und Untergrundbahn in Betrieb genommen. (Schon 1 Jahr später transportierte sie über 30 Mio. Fahrgäste). Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften wurde 1910 zur Hundertjahrfeier der Universität gegründet. 1923 wurde in Deutschland der Rundfunk eingeführt und so wurde in Berlin die erste Radiosendung ausgestrahlt. Jedoch kamen nur sehr wenige in den Genuss, es gab schließlich noch keine erschwinglichen Empfangsgeräte für zu Hause. 1926 wurde dann der Berliner Funkturm, ein heutiges Wahrzeichen, eingeweiht. . Der Diplomingenieur Konrad Zuse baute 1938 in Berlin seine legendäre Z 1, die weltweit erste, frei programmierbare und vollautomatische Rechenanlage. 1948 wurde die Freie Universität gegründet.

Die Berliner Wissenschaftler waren schon immer helle Köpfe. Bis 1918 erhielten den Nobelpreis so berühmte Berliner Wissenschaftler wie die Physiker Max Planck, Albert Einstein und Max von Laue, die Chemiker Emil Fischer und Fritz Haber und der Mediziner Robert Koch. Der Geisteswissenschaftler Theodor Mommsen erhielt den Literaturnobelpreis im Jahre 1902. Auch andere Berliner Wissenschaftler machten sich einen Namen wie der Mediziner Rudolf Virchow oder Emil von Behring. Otto Hahn und Luise Meitner erforschten das Atom und die Radioaktivität. So bekam auch Otto Hahn 1944 den Nobelpreis. Luise Meitner als eine der ersten Naturwissenschaftlerinnen Berlins wurde mit der Goldenen-Max- Planck-Medaille ausgezeichnet. Sie bekam nicht den Nobelpreis, da sie Jüdin war und aus Deutschland fliehen mußte.

1.2. Jüdische Wissenschaftler in Berlin

So wie Luise Meitner erging es auch noch vielen anderen großartigen jüdischen Wissenschaftlern. Die Nazis prägten die Wissenschaftsgeschichte Berlins in großem Maße durch die ,,Aktion wider den undeutschen Geist", die in der öffentlichen Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz am 10. Mai 1933 gipfelte. So galten auch Wissenschaftler jüdischer Abstammung als entartet. Jüdische Hochschullehrer und Forscher wurden entlassen, Forschungsinstitute geschlossen. Begabte Studenten wurden exmatrikuliert, eine hocheffiziente Wissenschaftselite zerschlagen. An der Friedrich-Wilhelms-Universität wurde so allein 32% des Lehrkörpers vertrieben. Die ,,Säuberung" der Nazis hatte damit eine große Lücke an geistigem Potential hinterlassen, denn viele fanden in den USA neue Heimat und nur sehr wenige kehrten nach dem Krieg nach Berlin zurück.

1.3. Wissenschaft im geteilten Berlin

Das gesamte Wissenschafts- und Forschungspotenzial der DDR konzentrierte sich in Berlin. Aus der Gelehrtengesellschaft der preußischen Akademie der Wissenschaften wurde die Akademie der Wissenschaften der DDR. Sie hatte 1949 5.500 Mitarbeiter. 1989 beschäftigte die Akademie der Wissenschaften 24.000 Mitarbeiter, 7.000 forschende Wissenschaftler. Wissenschaft und Forschung waren jedoch streng überwacht. Das ,,Institut für Marxismus- Leninismus beim Zentralkomitee des SED" sorgte für die Durchsetzung der herrschenden Ideologie auch in der Wissenschaft.

In West-Berlin führten mehrere Institute der Max-Planck-Gesellschaft die Tradition der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften fort. Es entstand eine Fülle von Stätten der wissenschaftlichen Diskussion und Forschung wie das Aspen-Institut, die Historische Kommission zu Berlin, das Produktionstechnische Zentrum, das Wissenschaftskolleg und das Wissenschaftszentrum. Hier konnten stets Wissenschaftler aus Ost und West zu Gast sein. Außerdem leisteten die vielen kleinen ,,innovativen" Firmen und auch die grossen Industrie-Unternehmen einen Teil der Forschungsarbeit.

1.4. Die Wiedervereinigung

1.4.1. Auswirkungen der Wende für Wissenschaft und Forschung

Durch die Wende brach im Ost-Teil der Stadt die Wissenschaft vorerst zusammen. 3.000 Wissenschaftler, Angestellte und Techniker verloren Ihren Job. Der Wissenschaftsstandort Berlin wurde nun von 1990 bis 1998 mit ca. 2.49 Mrd. DM ausgebaut und saniert. Die Akademie der Wissenschaften der DDR wurde zu Vorzeigestandort Berlin Adlershof. Die lange Abgeschiedenheit der Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, die fehlende Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft war für Berlin nach der Wende natürlich ein bedeutender Nachteil. Die starke Kontrolle im Osten, die Abwanderung der Industrie im Westen der Stadt verhinderte in Berlin das Wachstum einer wirklichen Kompetenz der Forschung und Wissenschaft. Als nach der Wende auch die ,,verlängerten Werkbänke" wegfielen, war das ein herber Schlag für das Bildungsystem. Trotzdem kann der Wissenschaftsstandort Berlin durch seine frühere Teilung eine ungeheuer hohe Dichte an Forschungseinrichtungen aufweisen.

1.4.2. Der Einigungsvertag

In Artikel 38 - Wissenschaft und Forschung steht:

,,(1) Wissenschaft und Forschung bilden auch im vereinten Deutschland wichtige Grundlagen für Staat und Gesellschaft. Der notwendigen Erneuerung von Wissenschaft und Forschung unter Erhaltung leistungsfähiger Einrichtungen in dem in Artikel 3 genannten Gebiet dient eine Begutachtung von öffentlich getragenen Einrichtungen durch den Wissenschaftsrat, die bis zum 31. Dezember 1991 abgeschlossen sein wird, wobei einzelne Ergebnisse schon vorher schrittweise umgesetzt werden sollen.. "1 Im Einigungsvertrag wurden die verschiedenen Schritte zur Angleichung der Wissenschaftsstandards fixiert. Der Einigungsvertrag stellt somit einen wichtigen Bestandteil der Wende dar.

2. Aktuell

2.1. Der Wissenschafts- und Technologiestandort Berlin heute

Berlin besitzt heute 13 Gründerzentren und 7 Technologieparks, 170 Privatschulen, 23 Volkshochschulen, 3 Universitäten, 4 künstlerische Hochschulen, 9 Fachhoch- schulen und die Europäische Wirtschaftshochschule. Berlin ist somit die größte Universitätsstadt Deutschlands und ein optimaler Standort für Technologiebranchen. In Berlin studieren derzeit ca. 145.000 Studenten, 10.000 Wissenschaftler sind in Berlin tätig. Gesamt sind ca. 45.000 Beschäftigte im Wissenschaftsbereich tätig. Berlin hat 250 staatliche und private Forschungseinrichtungen zu bieten. Berühmte Einrichtungen wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), 4 Institute der Fraunhofer-Gesellschaft, das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik, das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, 7 Institute und 8 Arbeitsgruppen der Max- Planck-Gesellschaft und das Robert-Koch-Institut sind hier ansässig. Weltweiten Ruhm hat auch die Universitätsklinik Charité vorzuzeigen. In Berlin wird derzeit an ca. 750 anwendungsorientierten Forschungsprojekten gearbeitet. Berlin hat 21 Technologie- und Gründerzentren. Berlin Adlershof, das Vorzeigeprojekt im Süd-Osten Berlins, dass bis 2010 zum modernsten Forschungs- und Technologiepark Europas werden soll, wird derzeit hochgelobt. Berliner sind eben helle Köpfe: 1998 wurden 1.405 Patente von Berlinern angemeldet.

Kein Wunder also, dass Berlin in einer Spiegel-Umfrage nach dem beliebtesten Studienort in Europa ganz vorne landete. Verschiedene Studien belegen, dass Berlin auf dem Weg zur Dienstleistungsmetropole ist und hier die Zukunftschancen der Stadt liegen. In Berlin gibt es keine historisch gewachsene industrielle Struktur, wie es in Bayern oder Baden-Württemberg der Fall ist. Statt dessen setzt die Bundeshauptstadt konsequent auf eine angebotsorientierte Forschungs- und Innovationspolitik, die viele Ansätze für einen Know-how-Transfer in den Dienstleistungsbereich bietet. Berlin versteht sich dabei bewusst als ein Ideenlaboratorium, in dem Ideen, Produkte und gesellschaftliche Problemlösungen für die Welt von morgen entstehen. So ist es im Hochschulbereich gelungen, im Verhältnis von Staat und Hochschule völlig neue Wege zu gehen und den Hochschulen mehr Selbständigkeit und Eigenverantwortung zu gewähren. Die auch bundesweit beispielgebenden ,,Berliner Hochschulverträge" garantierten den Hochschulen feste staatliche Zuschüsse über vier Jahre, verpflichten sie im Gegenzug aber zu Strukturmaßnahmen und Studienreformen. Gleichzeitig setzt eine Erprobungsklausel 60 Paragraphen des Berliner Hochschulgesetzes außer Kraft und gibt den Hochschulen so die Möglichkeit, mit neuen Reformen der Finanzierung, Organisation und Leitung zu experimentieren. Gleichzeitig verstärken die Hochschulen ihre Aktivität im Sponsoring und Marketing - typischen Dienstleistungen also. Forschungspolitisch konzentriert sich Berlin auf den Aufbau von Schwerpunkten in Schüsseltechnologien wie den Biowissenschaften, den Materialwissenschaften, der Informations- und Kommunikationstechnik sowie der Verkehrstechnik. Hierbei wirken die Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen eng zusammen. Berlin investiert über 3,5 Milliarden DM in Wissenschaft und Forschung. Allein der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort (WISTA) Adlershof stellt neben dem Potsdamer Platz das ambitionierteste Entwicklungsgebiet Berlins dar und soll zum bedeutendsten Technologiepark Europas ausgebaut werden.

Im Norden der Stadt entwickelt sich der Forschungscampus Berlin-Buch zu einem Mekka für Biomediziner und Biowissenschaftler. Der Standort verfügt über die höchste Konzentration von Kliniken, biomedizinischen Einrichtungen sowie jungen und innovativen Biotech- Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland.

Nimmt man das exzellente Angebot an international ausgerichteten geistes- und sozialwissenschaftlichen Einrichtungen hinzu, so hält Berlin ein enormes Reservoir an hochkarätigen Innovationspotential für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik bereit.

2.2. Berlin-Adlershof: Das Zukunftslabor

Früher Akademie der Wissenschaften der DDR, heute Musterbeispiel für Hochtechnologie made in Germany. Angefangen hat jedoch alles schon um 1930 mit der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Adlershof zu den Anfängen der Luftfahrtindustrie in Deutschland. Ab 1949 wurde Adlershof die Heimat der Akademie der Wissenschaften mit ca. 5.500 Mitarbeitern. Nach der Wiedervereinigung wurde vom Wissenschaftsrat das Konzept der Stadt für Wissenschaft und Wirtschaft aufgestellt. Das will Berlin Adlershof sein, eine Stadt für Wissenschaft und Wirtschaft, ein Laboratorium der kurzen Wege. Derzeit arbeiten auf dem Gelände 4.500 Beschäftigte; 13 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und 236 innovative, technologieorientierte Unternehmen sind hier ansässig. Bis 2010 soll dieses Projekt auf 465 Hektar entwickelt werden. Dann sollen 30.000 Menschen hier arbeiten, 15.000 sogar hier wohnen. Die berühmteste, wenn auch nicht einzige, Attraktion des Geländes ist BESSY II. Dieser neuartige Teilchenbeschleuniger mit einem Durchmesser von 120 Metern wird von der Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung betrieben. Anlässlich der EXPO veranstaltet Adlershof auch viele Ausstellungen wie ,,Stadt des Wissens", ,,Die Geschichte der Zukunft" oder ,,Natur in der Stadt".

Mit dem Umzug der Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Humboldt-Universität auf den Campus Adlershof in den nächsten drei Jahren und der Konzentration von Forschung und Wissenschaft vor Ort werden Kosten gespart und der Transfer von Forschungsergebnissen in die industrielle Anwendung beschleunigt.

Das Abgeordnetenhaus und der Senat von Berlin haben mit mehreren grundlegenden Beschlüssen die Vorausetzungen für den Aufbau des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Berlin Adlershof (WISTA) und der Stadt für Wissenschaft und Wirtschaft Berlin-Adlershof geschaffen. Dieses Projekt, welches eine integrierten Landschaft von Wissenschaft, Wirtschaft und städtischem Leben zum Ziele hat, wird vom Land Berlin als das wichtigste Innovationsvorhaben des Landes (neben dem Regierungsumzug) angesehen.

2.3. Biomedizinischer Wissenschafts- und Technologiepark Berlin-Buch

Auch Berlin-Buch ist ein bedeutender Standort. Auf einer Fläche von 85.000 m2 arbeiten hier 1.500 Menschen. Aufgrund einer Empfehlung des Wissenschaftsrates begann im Jahre 1992 ein in Deutschland einmaliges Modellprojekt: die enge Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschern des Max-Delbrück-Centrums für molekulare Medizin (MDC) BerlinBuch und in der klinischen Forschung tätigen Ärzten der Robert-Rössle- und Franz-Volhard- Klinik, zweier Kliniken des Virchow-Klinikums der Humboldt-Unversität zu Berlin. Ziel dieser engen Zusammenarbeit, die sich in gemeinsamen, zum Teil vom MDC finanzierten klinischen Forschungsprojekten niederschlägt, ist die rasche Umsetzung von Forschungsergebnissen aus dem Labor ans Krankenbett.

Auch das Forschungsinstitut für molekulare Pharmakologie (FMP) ein Institut der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz wird auf dem Campus angesiedelt, und erweitert das wissenschaftliche Spektrum. In dieses Konzept der engen Verzahnung von Grundlagenforschung und Klinik sind auch Biotechnologie-Firmen eingebunden. Sie können die von Forschern und Medizinern gemeinsam entwickelten Diagnoseverfahren und Therapien in marktfähige Produkte umsetzen. Für die Entwicklung und Umsetzung gentherapeutischer Strategien ist diese Zusammenarbeit mit bio- und gentechnologisch ausgerichteten Firmen sogar Grundvoraussetzung.

Eine derartige Konzentration von eng miteinander kooperierenden Einrichtungen der molekularmedizinischen Grundlagenforschung, der klinischen Forschung und Anwendung, der angewandten Forschung und von kleinen und mittleren Unternehmen, die im direkten Miteinander den Technologie- und Wissenstransfer realisieren, ist einzigartig in Deutschland.

2.4. Ost-West-Gefälle: auch in Wissenschaft, Forschung und Technologie

Wissenschaft und Technologie sind natürlich auch im ehemaligen Osten der Stadt vertreten. So liegen schließlich die Standorte Wuhlheide, Oberschönheide und Adlershof dort. Eine FAB-Studie zeigt aber erschreckende Ergebnisse. Im Gesamtvergleich von West-Berlin und den neuen Bundesländern im Wissenschaftsbereich ist die Produktivitätsrate je Mitarbeiter in Ost-Berlin bei 0,230 und in West-Berlin bei 1,810. Das zeigt, dass eine Angleichung in Sachen Wissenschaft noch nicht stattgefunden hat. Auch die Zahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung im Vergleich Ost-/West-Teil der Stadt ist erschreckend. Im West-Teil sind es 7.500, im Ost-Teil Berlins sind es nur 2.300 Mitarbeiter2.

3. Wissenschaft und Technik zum Anfassen

In Berlin kann man Wissenschaft und Forschung live erleben. So lohnt auf jeden Fall der Besuch im Deutschen Technik Museum (Kreuzberg), im Zeiss-Großplanetarium (Prenzlauer Berg) oder dem ,,Gruselkabinett der Medizin", dem Berliner Medizinhistorisches Museum an der Charité (Mitte). Lohnenswert ist auch die Lange Nacht der Museen in Berlin. Die Aktion Berliner Wissenswerte findet auch jedes Jahr statt. Berlin ist ,,Schaustelle". Ausstellungen wie der Science Fair (Freie Universität), Sieben Hügel oder Berlin finden statt; Offene Stadt sind ein besonderes Schmankerl für Interessierte.

3.1. Sieben Hügel: Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts

Im Martin-Gropius-Bau findet vom 14. Mai bis 29. Oktober 2000 die Ausstellung ,,Sieben Hügel: Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts" statt, die auf jeden Fall lohnenswert ist. Diese Ausstellung werde ich mir auf jeden Fall noch ansehen. Sie präsentiert Schätze der Vergangenheit, moderne Zukunftstechnologien und Kostbarkeiten aus zahlreichen Museen Europas. Die sieben Hügel sind Kern, Dschungel, Weltraum, Zivilisation, Glauben, Wissen und Träumen. Im Teil Kern geht es um kleinste Bausteine unseres Lebens, Gene und Quarks, Neutrinos und Neutronen, Atomkern, Zellkern und Gehirn. In der Abteilung Dschungel wird man direkt in die Natur hineinversetzt. Man erkennt, dass man Teil eines riesigen Systems ist und nicht ein einzigartiges Geschöpf. Im Ausstellungsteil Weltraum versetzt man sich wieder in eine grosse Fragestellung, was für Überraschungen das Weltall noch bereithält. Man wandelt wie schwerelos durch die Stationen der Weltraumtechnologie. Zivilisation geht der Frage nach, wie wohl die Zukunft der Städte aussehen mag. In der Abteilung Glauben macht der Besucher eine sehr intensive Erfahrung mit den verschiedenen Religionen und Glaubensauffassungen. Er wird mit existentiellen Fragen konfrontiert. In Wissen wird man mit der Veränderung von Wissen, mit verschiedenen Aspekten von Wissen und auch mit neustem Wissen und Methoden bekannt gemacht. In Träumen, dem letzten Ausstellungsteil lernt der Besucher Interessantes über Träume, über sein Bewußtsein und sein Unterbewußtsein. Die Ausstellung dreht sich nicht nur um Wissenschaft, sie betrifft den Menschen in seinem Existentiellen. Solch eine großartige Ausstellung ist zum Preis von 10 DM (7 DM ermäßigt) all ihr Geld wert. Schließlich bezahlt man für die EXPO auch horrende Preise.

4. Universitätsstadt Berlin

4.1. Studieren in Berlin

Der Studierendenanteil in Berlin liegt bei 7,5% und somit über dem Bundesdurchschnitt. Berliner Studenten bleiben gern in ihrer Stadt. Derzeit gibt es an den 3 Universitäten Berlins 2.638,5 Professorenstellen, 6.495,5 Stellen von wissenschaftlichen Mitarbeitern und 9.134 Stellen von sonstigen Mitarbeitern. Die Universitäten bekommen jährlich 2,3 Mrd. DM vom Land Berlin, 600 Mio. vom Senat und viel Geld erhalten sie auch von Drittmittelgebern. In 228 Bibliotheken Berlin stehen 40 Mio. Buchbände zur Verfügung.

5. Beispiele aktueller Forschung

In Berlin wird in vielen Bereichen geforscht. Hier ein kleiner Auszug besonders interessanter Projekte:

5.1. BESSY II

Wie schon erwähnt ist der Elektronenspeicherring BESSY II das ,,Herzstück" des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Berlin-Adlershof. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Hochbrillanz-Synchrotronstrahlungsquelle für die Erzeugung von Lichtstrahlen besonderer Qualität, die sowohl in der Grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung als auch für technologische Entwicklungen eingesetzt werden können. BESSY II ist das Nachfolgemodell der Anlage BESSY I in Berlin-Wilmersdorf, an der seit 1982 Grundlagenforschung in den verschiedensten Bereichen der Physik, Chemie, Metrologie, Mikroelektronik und Biologie betrieben wird. Die von BESSY II produzierte Strahlung umfaßt ein weites Spektrum vom Vakuum-Ultraviolett bis hin zur weichen Röntgenstrahlung. Sie wird gegenüber BESSY I bis zu zehntausendmal brillanter und damit vor allem im Röntgenbereich von laserartiger Qualität sein. Die geplanten Anwendungen dieses hochbrillanten Lichtes umfassen die Grundlagenforschung in Physik und Chemie, die Oberflächenphysik, die Biologie und Medizin, die Mikrosystemtechnik, Nanotechnologie und Analytik sowie die Strukturforschung. BESSY II nahm im September 1998 den Betrieb auf. Die starke Nachfrage nach Experimentiermöglichkeiten läßt erwarten, daß in absehbarer Zeit dort Forschergruppen "rund um die Uhr" gleichzeitig an bis zu 60 Meßplätzen arbeiten werden.

5.2. Fahrerloser U-Bahnbetrieb (STAR)

Seit über 30 Jahren hat Berlin im Bereich des fahrerlosen U-Bahnbetriebs eine Vorreiterrolle inne: Schon 1967 wurde auf der U-Bahnlinie U 9 eine erste Versuchsstrecke für eine dezentrale Linienzugbeeinflussung (LZB) eingerichtet. Seit Mitte der siebziger Jahre verkehren dort automatisch gesteuerte Züge im Regelbetrieb. 1981 wurde ein zentral gesteuerter automatischer U-Bahnbetrieb durch die SELTRAC-Züge auf der Linie U 4 aufgenommen. Bei den LZB- und SELTRAC-Zügen ist, trotz des automatischen Betriebs, zur Sicherheit der Fahrgäste stets ein Fahrer im Zug, der bei Fahrgastunfällen und Störungen des Fahrbetriebs sofort eingreifen kann. Mit dem 1996 begonnenen STAR-Projekt werden nun neue Wege in der Erforschung und Entwicklung des fahrerlosen automatischen U-Bahn- Betriebs eingeschlagen. Das Projekt führt - bei laufendem Betrieb - zahlreiche technische und betriebliche Einzelkomponenten zu einem Gesamtsystem zusammen, das auch derartigen Sonder- und Notsituationen gewachsen und nicht mehr auf das Eingreifen eines Fahrers im U- Bahn-Führerstand angewiesen ist. Zugleich soll es den U-Bahn-Betrieb kostengünstiger gestalten.

5.3 Umwelttechnologien

Bereits vor einigen Jahren wurde in Berlin-Hellersdorf von der Firma ALBA Autoverwertung GmbH eine modellhafte Demontageanlage für Altautos realisiert, die mit Hilfe innovativer Technologien den Rückbau der Autos bis zur Rohkarosse ermöglicht. Bis zu 30 Altautos können dort täglich einer hochwertigen Verwertung zugeführt werden. Die Entwicklung dieser Demontagefabrik und ihre vorbildliche Arbeitsweise haben dazu beigetragen, daß in der Bundesrepublik im April 1998 die Pflicht zum Nachweis einer umweltgerechten Entsorgung von Altautos eingeführt wurde.

Ein besonderes Beispiel für die Innovationskraft der Berliner Unternehmen ist die Berliner Truck Wash GmbH, deren Eigentümer ein innovatives Konzept für eine ökologische LKW-Waschanlage entwickelte. Konventionelle Wascheinrichtungen für Nutzfahrzeuge und vor allem für Sonderfahrzeuge haben einen hohen Energieverbrauch und benötigen für die Reinigung große Mengen an Wasser und Chemikalien. Die Truck Wash GmbH in Berlin-Marzahn bietet für Fahrzeuge mit den unterschiedlichsten Aufbauten eine Wäsche mit hoher Qualität, in kürzester Zeit und verbraucht dabei ein Minimum an Energie, Wasser und Chemikalien. _Das anfallende Abwasser wird mit Hilfe einer Wasser- Kreislaufanlage wieder aufbereitet, und damit ein Wasserkreislauf ermöglicht. Die Erwärmung des Waschwassers erfolgt in den Sommermonaten zu rund 80 % durch eine Solarkollektoranlage. Die Resterwärmung erfolgt durch ein eigenes Blockheizkraftwerk, das u.a. auch Strom an das öffentliche Netz abgeben kann. Für dieses kluge Konzept wurde das Projekt 1996 mit dem Sonderpreis "Umwelttechnik" des Innovationspreises Berlin-Brandenburg ausgezeichnet.

5.4. Alternative Energien

Die mit 53 kW derzeit zweitgrößte Photovoltaikanlage Berlins befindet sich auf den Dächern der UFA-Fabrik in Berlin-Tempelhof. Sie erzeugt im Mittel 37.000 Kilowattstunden im Jahr und entlastet damit die Umwelt jährlich um 33 t CO2. Die Anlage arbeitet im Verbund mit dem bestehenden Blockheizkraftwerk (BHKW) und dem öffentlichen Stromnetz. Im Winter produziert das BHKW den größten Anteil des Stroms.

Ein Brennstoffzellen-Projekt wurde im Juli 1998 unter der Führung der BEWAG in Berlin gestartet. Dieses Projekt arbeitet mit einer Membrane als festen Elektrolyten. Der Vorteil dieser Konstruktion liegt unter anderem darin, daß das Aggregat sowohl für den stationären als auch für den mobilen Einsatz geeignet ist.

QUELLENVERZEICHNIS

Aufgrund der Menge an Daten, ist nicht immer ein direkter Quellenhinweis vorhanden. Die Daten stammen ausschließlich aus den folgenden Quellen. Ich bitte um Verständnis.

Kleine Berlin-Geschichte; 3. Auflage 1994 Stapp-Verlag

Berlin. Die Hauptstadt, Vergangenheit und Zukunft einer europaeischen Metropole; 1999 Bundeszentrale für politische Bildung

Forschung in Berlin; 1999 Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Berlin

Schaustelle Berlin, Das Programmheft 3. Juni - 3. September 2000; Gesellschaft für Hauptstadt-Marketing GmbH

Technologiestandort Berlin, Zukunft und Chance; Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie

Der Spiegel, Nr. 36, 6.9.99

www.berlin.de

www.science.berlin.de

www.berliner-wissenswerte.de

www.adlershof.de

www.wista.de

Erklaerung

Ich versichere hiermit, dass ich die Arbeit selbstständig angefertigt habe und keine anderen als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Die den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen sind als solche gekennzeichnet.

Hannover, den 27.06.2000

[...]


1 aus: Berlin. Die Hauptstadt. S. 716 Z. 3-7

2 FAB-Studie 1998/1997, BerliNews Forschungspolitik, 18. August 1999

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Wissenschaft und Forschung in Berlin
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2000
Seiten
13
Katalognummer
V99446
ISBN (eBook)
9783638978903
Dateigröße
445 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wer will kann bei mir auch noch das Cover, Inhaltsverzeichnis und Thesenpapier (Folien) bekommen.
Schlagworte
Wissenschaft, Forschung, Berlin
Arbeit zitieren
Mirko Stratmann (Autor:in), 2000, Wissenschaft und Forschung in Berlin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99446

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