In einem Europa am Vorabend des großen Krieges, wo das fragile Gleichgewicht der Mächte auf Messers Schneide balanciert, offenbart dieses Buch die hochkomplexen und oft widersprüchlichen außenpolitischen Strategien der Habsburgermonarchie. Tauchen Sie ein in eine Welt aus Bündnissen und Intrigen, in der Österreich-Ungarn, ein Reich der Vielfalt und Gegensätze, versucht, seine Position zwischen dem aufstrebenden Deutschen Reich, dem expansionistischen Russland und den nationalistischen Bestrebungen auf dem Balkan zu behaupten. Verfolgen Sie die Schlüsselmomente, von der gescheiterten Revanche gegen Preußen bis zum riskanten Spiel um Bosnien und Herzegowina, das die Spannungen in Europa unaufhaltsam anheizte. Erleben Sie, wie Diplomaten wie Beust, Andrássy und Aehrenthal versuchten, das Reich durch ein Dickicht aus Verträgen und Geheimabkommen zu manövrieren, stets bedroht von den rivalisierenden Interessen der Großmächte. Dieses Buch analysiert die Dynamik des Dreikaiserbundes, des Zweibundes und des Dreibundes und zeigt, wie diese Bündnisse die europäische Politik prägten und gleichzeitig die Keime des Konflikts säten. Es beleuchtet die Rolle Österreich-Ungarns in der Balkanfrage, einem Pulverfass ethnischer und politischer Spannungen, das schließlich zur Eskalation des Ersten Weltkriegs führte. Entdecken Sie die inneren Zerrissenheit der Monarchie, die zwischen dem Wunsch nach Frieden und dem Drängen nach militärischer Stärke hin- und hergerissen war, und wie Fehlentscheidungen und Fehleinschätzungen das Reich auf einen fatalen Kurs brachten. Eine fesselnde Analyse der österreichisch-ungarischen Außenpolitik, die die Komplexität der Machtverhältnisse im Europa des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts enthüllt und die Frage aufwirft: War der Untergang der Habsburgermonarchie unvermeidlich? Die deutsche Frage, der Balkan, Bündnispolitik und Großmachtinteressen sind zentrale Schlagworte, die in dieser historischen Analyse eine Schlüsselrolle spielen. Ein Muss für alle, die das Vorspiel zum Ersten Weltkrieg und die tragische Rolle Österreich-Ungarns verstehen wollen.
Außenpolitik
- außenpolitische Funktion der Habsburgermonarchie: Schutz für die im großen Reich lebenden Völker gegen Expansionismus anderer Nationen
- trotz großer Gegensätze zwischen den Völkergruppen untereinander benötigten diese eine gemeinsame Außenpolitik
Die Deutsche Frage
- nach dem Krieg Preußens gegen Österreich 1866 ging der Außenminister Österreichs zuerst nicht auf Bismarcks Bündnisangebote ein
- Friedrich Ferdinand Beust (AM) wollte Bündnissystem zwischen Frankreich, Italien, Ö-U (ab 1867)
- wollte Frankreich bei einem Krieg gegen Preußen unterstützen, jedoch keinen Krieg provozieren
- Deutsch-Französischer Krieg begrub Hoffnungen auf eine Revanche gegenüber Preußen
- Russland wollte auch stärker werden und erklärte im November 1870 die nach dem Krimkrieg vereinbarte Pontusklausel, die seine Positionen am Schwarzen Meer beeinträchtigten, für ungültig
- gefährliche Lage, da Preußen und Russland stark und zu beiden unzureichende diplomatische Beziehungen, beide untereinander jedoch sehr gutes Verhältnis
- Folgen: Beust schloß Annäherung an Russland und Preußen nicht aus; wollte mit Russland den Balkan aufteilen
- Gyula Andrássy: neuer AM ab November 1871: Russischfeindliche, Deutschlandfreundliche Politik: wollte im Bündnis Unterstützung gegen Russland finden, was Bismarck aber nicht wollte
- aber status quo nötig: 1873 Dreikaiserbund ,,Ich vertrause sehr darauf, dass die russisch-preußische Freundschaft keine aufrichtige ist und dass diese beiden Mächte wenigstens nicht gegen uns übereinstimmen." Andrássy
- Einigung Russlands und Ö-U auf status quo auch im Balkan: ,,Bezüglich des Orients haben sie sich dahingehend geeinigt, dass keine der beiden Seiten nach einer Aufhebung des Status quo streben wird und nicht nur, dass sie derartige Bestrebungen der Völker auf der Balkan-Halbinsel nicht unterstützen werden, sondern sie werden auch in dieser Hinsicht beschwichtigend wirken." Andrássy
Balkanfrage Teil 1
- mit Abkommen konnten dynamische Prozesse im Balkan nicht beeinflusst oder verhindert werden
- Osmanisches Reich hatte Oberherrschaft über große Teile des Balkans, war aber geschwächt: Bosnien, Herzegowina, Bulgarien, Albanien, Mazedonien
- R und Ö-U wollten das Erbe der Türken auf dem Balkan antreten
- 1875/76 Aufstände in Herzegowina, Bulgarien, Bosnien
- im Berliner Memorandum einigten sich Bismarck, Gorcakov und Andrássy auf Kompromissvorschlag zw. Aufständischen und Osmanen
- Osmanen waren aber nicht reformwillig, deshalb Kriegserklärung Serbiens und Montenegros am 30.6.1876
- R schloss daraufhin mit Ö-U einen Vertrag ab, der den östlichen Balkan zur Interessensphäre der Russen und den westlichen zur Interessensphäre der Österreicher machte, trat im April 1877 in russisch-türkischen Krieg ein (Sieg Russlands)
- Gründung der unabhängigen Staaten Serbien, Montenegro, Rumänien und Bulgarien - Machtzuwachs für Russland
- deshalb internationaler Kongress in Berlin: Verkleinerung Blugariens, Rückgabe einiger Teile an Türkei und Möglichkeit für Ö-U, Bosnien und Herzegowina zu okkupieren · Okkupation brachte Probleme mit sich: Ö-U wurde durch noch mehr verschiedene Völkergruppen immer mehr in südslawische Angelegenheiten verwickelt
Deutsches Bündnis und Außenpolitik der 1880er Jahre
- durch Maßregelung Russlands bestand Chance eines Krieges gegen Ö-U, deshalb Bündnis mit Deutschland nötig, das dies ebenso nötig hatte
- auch England unterstütze dieses Bündnis, da es seine Hauptfeinde in Russland und Frankreich sah, wollte Mächtegleichgewicht auf dem Kontinent
- 7.10.1877 Abschluss des Vertrages nach langer Verhandlung, erst 10 Jahre später öffentliche Mitteilung der Regierungen dazu: ZWEIBUND
Artikel 1
beide Parteien waren verpflichtet sich mit ihrer gesamten militärischen Kraft zu helfen bei
Krieg mit Russland, wenn dieses Angriff
Friedensabschluss nur in gemeinsamer Übereinstimmung
Artikel 2
bei Krieg eines Vertragspartners mit einer anderen Macht sollte die andere Partei neutral sein, sofern R. sich am Konflikt beteiligte/diesen unterstützte trat Art. 1 in Kraft
Artikel 3
Abschluss des Vertrages auf fünf Jahre, wenn kein Einspruch von einer der Parteien automatischer Verlängerung um drei Jahre
Artikel 4
Geheimhaltung des Vertrages, Bekanntgabe einer dritten macht nur in gegenseitiger Übereinstimmung und mit gesonderter Vereinbarung
Artikel 5
Ratifizierung
- gültig bis zum Ende des Ersten Weltkrieges; 1884 das erste Mal verlängert, 1892 mit dem Zusatz der automatischen Verlängerung alle drei Jahre, sofern kein Einspruch
- unterstützt wurde das Bündnis durch Österreicher, Ungarn, Polen - weil Schutz vor dem Zarismus
- Bündnis sicherte für über 15 Jahre Ö-U und ließ größeren Einfluss auf Balkan zu Telegramm Andrássys an Kaiser: ,,Ich beglückwünsche Euer Majestät, nun ist der Monarchie der Weg nach dem Orient frei."
- aber keiner der Balkanstaaten wollte sich an Ö-U binden, weil Gefahr eines russischen Eingreifens, deshalb Verbesserung des ö-u Verhältnisses zu R nötig
- neuer Außenminister Heinrich Haymerle (1879) wollte dies auch, weil ein Präventivkrieg gegen Italien diskutiert wurde und man keinen Zweifrontenkrieg wollte: Ö-U hatte von Italienern bewohnte Gebiete in Besitz; Streit um das Italien gegenüberliegende Ufer der Adria
- außerdem näherte sich Deutschland nach dem Zweibund nun Russland an
- u.a. durch Erneuerung des Dreikaiserbundes 1881 und 1884 Entspannung der Situation und mehr Möglichkeiten zur Balkanpolitik
- 1881 Geheimvertrag mit dem serbischen König, der Serbien an Ö-U annäherte; in Serbien
selbst Oppositionsgruppen zu dieser Politik
- 20.Mai 1882 Unterzeichnung des Dreibundes mit Italien und Deutschland durch Gusztáv Kálnoky (seit 1881 AM)
Artikel 1
kein Krieg gegeneinander, keine Teilnahme an Bündnissen gegen eine der anderen Parteien, gemeinsame Besprechung alle betreffender wirtschaftlicher/politischer Angelegenheiten
Artikel 2
Beistandsgarantie für Italien gegen einen französischen Angriff
Artikel 3
bei Angriff zweier Mächte auf einen Bündnispartner hatten die anderen die Pflicht einzugreifen
Artikel 4
bei Angriff einer vierten Macht auf einen der Partner hatten die anderen das Recht, in den Krieg einzutreten oder sich fernzuhalten, auf jeden Fall die Pflicht zur Neutralität
Artikel 5
Verpflichtung der Vertragspartner, bei Kriegsgefahr sich rechtzeitig über Maßnahmen zu
einigen und Waffenstillstand und Frieden nur bei gemeinsamer Vereinbarung abzuschließen
Artikel 6
Geheimhaltung des Vertrages
Artikel 7
Dauer des Vertrages fünf Jahre
- erste Verlängerung 1887, bei der einige die Kolonialgebiete/Okkupationszonen betrafen und wo das Bestehen eines Bündnisses bekannt gegeben wurde
- Dreibund hauptsächlich gegen Frankreich gerichtet, nicht mehr gegen Russland
- gültig formal bis Mai 1915 (Kriegseintritt Italiens) aber kein großer Nutzen für Ö-U, da die Spannungen zwischen Italien und Ö-U nicht überbrückbar waren
- zunächst stärkte er Ö-Us Einfluss auf dem Balkan, da Unterstützung Deutschlands und Neutralität Italiens bei Krieg gesichert
- 1883 Bündnis von Rumänien mit Österreich über gegenseitige Hilfe bei Angriff: russlandfeindlich; mehrmals verlängert bis 1913
- Ö-U wurde zur einflussreichsten Macht auf dem Balkan
- sichtbar auch am Begehren der Türkei und Griechenlands Bündnisse mit Ö-U abzuschließen, die jedoch abgelehnt wurden
- auch die Balkanstaaten wurden wirtschaftlich unterstützt: die okkupierten Gebiete wurden jedoch in kleine Staaten geteilt und standen so den nationalen Bestrebungen der Südslawen gegenüber: langfristig problematisch
Die Umgestaltung der internationalen Verhältnisse und der Balkan - die Annexion
- Habsburgermonarchie hatte in den 80er Jahren einen beachtlichen Platz unter den Großmächten Europas eingenommen
- günstige außenpolitische Situation wirkte auch in den 90ern nach, nach der
Jahrhundertwende waren die Beziehungen jedoch völlig anders und die internationale Position Ö-Us war gefährlich
- Gründe: Verschiebungen im Kräfteverhältnis der Mächte, schnelle Entwicklung der Nationen des Balkans
- in den 80er und 90er Jahren und noch stärker nach der Jahrhundertwende beschleunigte sich Entwicklung Deutschlands, starker Außenhandel
- ähnlich schnelle Entwicklung nur in den USA und in Japan
- auch andere Mächte (England, Frankreich, Russland) auch Aufschwung, aber weniger aus Dtl.
- besondere Stellung von Ö-U: ähnliches Tempo wie die anderen zurückbleibenden Mächte, entfaltete daraus aber die geringste Kraft
- statt Bewahrung des Großmachtstatus wurde Ö-U Großmacht 2. Ranges
- Entstehung des Dreibundes beschleunigte die Annäherung F und R: ab 1891 Verhandlungen und 1894 abgeschlossene Militärkonvention zwischen beiden - Unterstützung durch England
- außerdem wollte auch Italien Teile des Balkans haben, was Ö-U bedrohte und bei Dtl. war eine rapide Machtentfaltung und Dominanz erkennbar
- das Machtgefälle Deutschlands gegenüber Ö-U und Italien wurde ausgebaut, konnte nicht mehr mit guten Beziehungen z.B. zu England kompensiert werden
- Beziehungen mit England durch dt. Expansionismus verschlechtert, Österreich war Dtl.s Tor im ,,Drang nach Osten"
- deshalb Bestrebungen nach Lockerung des Bündnisses u.a. vom Thronfolger Rudolf und ungarischen Oppositionsgruppen
- Lockerung jedoch nicht ungefährlich, da sich Dtl. Sonst R zuwenden würde, deshalb
Zuwendung Ö-Us zu R unter AM Goluchowski (ab 1895)
- von 1897-1907 war das österreichisch-russische Verhältnis herzlich, jedoch konnten beide Staaten nicht die Politik im Balkan abstimmen und nationale Bestrebungen darin beeinflussen/behindern
- besonders Serbien war problematisch:
- 1903 Ermordung des Königspaars, Radikale Partei kam an die Macht, die türkenfeindlich und österreichfeindlich war auf Grund der okkupierten Gebiete, in denen Serben lebten
- südslawische Frage wurde in der Monarchie diskutiert; einige strebten Trialismus mit den Kroaten in der Monarchie an z.B. Thronfolger Franz Ferdinand und der 1906 angetretene AM Aehrenthal
- erste Form strikteren Auftretens war der im Februar 1906 beginnende und 5 Jahre dauernde Zollkrieg
- Zollkrieg schadete letztendlich der Monarchie, die dadurch wirtschaftliche Vorteile in Serbien an Frankreich und Deutschland verlor
- Deutschland betrachtete den Balkan immer mehr als eigene Interessensphäre nicht als die Ö- Us
- erstes Jahr im Zollkrieg passives Handeln der Monarchie, Aktivität jedoch nicht ohne Verletzung des Status quo möglich
- einige Kräfte drängten auf Krieg, Aehrenthal suchte außenpolitische Lösung: man war sich aber uneinig, wie man Serbien gegenübertreten und es nach einem Sieg aufteilen sollte
- deshalb Zuwendung zu den okkupierten Gebieten, die durch die dort lebenden Serben Nährboden für serbische Bestrebungen boten
- Annexion von Bosnien und Herzegowina am 6.10.1908 verkündet, türkische Zustimmung erkauft
- Annexion löste Protest in Serbien aus, dies konnte aber keinen Krieg führen, da Russland nicht genug gerüstet war für eine Unterstützung, Ö-U jedoch dt. Unterstützung im Falle des Krieges besaß
- Akzeptanz eines Ultimatums der Monarchie, das die deklarative Anerkennung der Annexion, das Verbot aller Propaganda gegen Ö-U und aller Gruppen mit diesem Zweck vorsah (31.03.1909)
- nur scheinbarer Erfolg der Monarchie: Aehrenthal hoffte, die Annexion würde das Ansehen Ö-Us unter den Großmächten und den Südslawen steigern und dachte besonders England auf seiner Seite (Befürchtungen ob der russischen Balkanpolitik)
- Falsch! Balkanpolitik war 1909 mehr geprägt vom englisch-deutschen Gegensatz als vom englisch-russischen (waren ja auch in einem Bündnis); Annexion war für England also Ausdruck des deutschen Drangs nach Osten
- Anerkennung der Annexion durch Serbien brachte dieses Ö-U nicht näher sondern vertiefte dessen Hass auf Ö-U, weil es franz. und engl. Unterstützung besaß
- Rückwirkung auf Bosnien/Herzegowina: Unruhen, schwerer zu regieren
- Annexion als Schritt zum Trialismus unter ungarischer Führung wurde von Ungarn nicht akzeptiert
- Annexion war Rückschritt
- künftige Außenpolitik musste also vorsichtig und friedlich sein:
Aehrenthal 1911: ,,Es ist...die Spannung zwischen England und Deutschland, die der politischen Situation die welthistorische Prägung gibt. Dieses Spannungsverhältnis, das seine Wirkungen nach allen seiten hin äußert, zwingt auch uns zu einer scharf auslugenden, aber zugleich vorsichtigen und tastenden Politik."
- Spannung mit Russland musste reduzierte werden, damit Ö-U nicht in den dt-engl. Konflikt gerät bzw. zu Dtl.s Werkzeug wurde
- in der Außenpolitik bildeten sich zwei Richtungen heraus, die von Aehrenthal und Conrad von Hötzendorf (Chef des Generalstabs) angeführt wurden: friedlich und kriegerisch
- Hötzendorf für einen Präventivkrieg gegen Italien und Serbien, auch Einmischung in den Italienisch-türkischen Krieg - Aehrenthal konnte sich vorläufig durchsetzen da u.a. Angst vor dem Vordringen Italiens auf dem Balkan
- 1912 neuer AM Leopold Berchtold, der die Politik seines Vorgängers fortführte - in Übereinstimmung mit dt. Bündnispartner
- Franz Ferdinand war in der Serbienkrise eher kriegerisch, später friedlich, da er österreichisch-russischen Krieg verhindern wollte
BALKANKRIEGE
- 1912 Schaffung eines ,,Balkanbundes" zwischen Serbien, Bulgarien, Montenegro und Griechenland durch russ. AM Sergej Sasonow
- Balkanbund nutzte Schwäche der Türkei aus; überfiel Türkei im ,,Ersten Balkankrieg" (1912/13), verdrängte es fast ganz aus Europa
- Sieger konnten sich über die gewonnenen Provinzen nicht einigen, daher entstand ein ,,Zweiter Balkankrieg" (1913) zwischen Serbien, Griechenland, Rumänien, Türkei gegen das übermütig gewordene Bulgarien
- Rest-Türkei in Europa wurde an Balkanstaaten verteilt, Österreich hatte nichts zu sagen
- London - Botschafterkonferenz 1912: Serbien hatte sich um Teile Makedoniens vergrößert, wurde aber durch Schaffung des Fürstentums Albanien von der Adria ferngehalten - zur Genugtuung Österreich und Italiens
- Schöpfung Albaniens war Österreichs letzter Abwehr-Erfolg auf dem Balkan
- in Serbien selbst starke Ressentiments gegen Ö-U - besonders wegen der Annexionskrise serb. Zeitung ,,Piemont", 8.10.1913: ,,Den Schmerz, der an diesem Tage dem serbischen Volke zugefügt wurde, wird das serbische Volk noch durch Jahrzehnte fühlen Das Volk legt das Gelübde ab Rache zu üben um durch einen heroischen Schritt zur Freiheit zu gelangen. Serbische Soldaten ... legen heute das Gelübde ab, dass sie gegen die ,,zweite Türkei" ebenso vorgehen werden, wie sie ... gegen die Balkan-Türkei vorgegangen sind Der Tag der Rache naht. Eine Türkei verschwand. Der gute serbische Gott wird geben, dass auch die ,,zweite Türkei" verschwindet."
- ähnliche Positionen in Österreich - hier kriegerisch, oft gezwungen friedlich
Conrad von Hötzendorff, Generalstabschef, 20.01.1913: ,,Die Entwicklung eines
selbstständigen großserbischen Staates ist eine eminente Gefahr für die Monarchie, sie liegt darin, dass ... die Slawen der Monarchie ... ihren Hort in diesem neuen, von Russland unterstützten Staatswesen suchen, dass vor allem die Serben der Monarchie die Angliederung an dasselbe anstreben werden; damit droht der Monarchie der Verlust der wichtigsten Gebiete für ihre Großmachtstellung und ihr wirtschaftliches Gedeihen Eingekeilt zwischen Russland, dann einem mächtig gewordenen Serbien und Montenegro und einem auf die Dauer kaum verlässlichen Italien wird die Monarchie zur politischen Ohnmacht und damit zum sicheren Niedergang verurteilt sein Die Monarchie muss durch eine militärische Kraftäußerung ihr Prestige, besser gesagt ihre politische Geltung, wiederherstellen."
- Kriegsentscheidung 1914 von Österreich wegen Ermordung des Thronfolgers durch einen Serben brach mit der mächtepolitisch-friedlichen Position Ö-Us (dt.-engl. Gegensatz)
- Attentat hätte ansich nicht diesen Bruch mit der tradierten Politik gerechtfertigt
Häufig gestellte Fragen
Was war die außenpolitische Funktion der Habsburgermonarchie?
Die Habsburgermonarchie sah ihre außenpolitische Funktion darin, die in ihrem großen Reich lebenden Völker vor dem Expansionismus anderer Nationen zu schützen. Trotz großer Gegensätze zwischen den verschiedenen Völkergruppen benötigten diese eine gemeinsame Außenpolitik.
Wie gestaltete sich die "Deutsche Frage" aus österreichischer Sicht?
Nach dem Krieg Preußens gegen Österreich im Jahr 1866 lehnte der österreichische Außenminister zunächst Bismarcks Bündnisangebote ab. Friedrich Ferdinand Beust, der damalige Außenminister, strebte ein Bündnissystem zwischen Frankreich, Italien und Österreich-Ungarn (ab 1867) an. Er war bereit, Frankreich in einem Krieg gegen Preußen zu unterstützen, wollte aber keinen Krieg provozieren. Der Deutsch-Französische Krieg beendete diese Hoffnungen auf eine Revanche gegenüber Preußen. Später schloss Gyula Andrássy (AM ab 1871) den Dreikaiserbund mit Russland und Deutschland ab.
Was war der Dreikaiserbund und welches Ziel verfolgte er?
Der Dreikaiserbund von 1873 war ein Bündnis zwischen Österreich-Ungarn, Russland und Deutschland, initiiert von Bismarck. Er zielte darauf ab, den Status quo in Europa zu bewahren, insbesondere auf dem Balkan, und die Beziehungen zwischen den drei Kaiserreichen zu stabilisieren. Andrássy erhoffte sich dadurch auch, dass die Freundschaft zwischen Russland und Preußen keine aufrichtige sei und dass die beiden Mächte wenigstens nicht gegen Österreich-Ungarn übereinstimmen.
Wie gestaltete sich die Balkanfrage aus österreichisch-ungarischer Perspektive?
Österreich-Ungarn und Russland rivalisierten um Einfluss auf dem Balkan, nachdem das Osmanische Reich geschwächt wurde. Nach Aufständen in Herzegowina, Bulgarien und Bosnien versuchten die Großmächte zu vermitteln. Österreich-Ungarn erhielt durch den Berliner Kongress die Möglichkeit, Bosnien und Herzegowina zu okkupieren, was zu Problemen mit den dort lebenden südslawischen Bevölkerungsgruppen führte.
Was war der Zweibund und welche Bedeutung hatte er für Österreich-Ungarn?
Der Zweibund wurde am 7. Oktober 1879 zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn geschlossen. Er sicherte Österreich-Ungarn die Unterstützung Deutschlands im Falle eines russischen Angriffs. Dies war wichtig, da Österreich-Ungarn nach der Maßregelung Russlands durch den Berliner Kongress die Gefahr eines Krieges fürchtete. Das Bündnis sicherte für über 15 Jahre Österreich-Ungarn und ließ größeren Einfluss auf den Balkan zu.
Was beinhaltete der Dreibund von 1882?
Der Dreibund von 1882 umfasste Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien. Er sicherte den Partnern Beistand im Falle eines Angriffs und sollte vor allem Frankreich abschrecken. Der Dreibund hatte allerdings für Österreich-Ungarn letztlich keinen großen Nutzen, da die Spannungen mit Italien nicht überwunden werden konnten.
Welche anderen Bündnisse schloss Österreich-Ungarn im Kontext der Balkanpolitik?
Österreich-Ungarn schloss 1883 ein Bündnis mit Rumänien, das gegen Russland gerichtet war. Außerdem gab es einen Geheimvertrag mit Serbien im Jahr 1881, der Serbien an Österreich-Ungarn annäherte.
Wie veränderte sich die internationale Position Österreich-Ungarns um die Jahrhundertwende?
Während Deutschland, die USA und Japan eine rasante Entwicklung erlebten, blieb Österreich-Ungarn hinter diesen zurück und verlor an Bedeutung. Das Bündnis zwischen Frankreich und Russland, unterstützt von England, gefährdete die Position des Dreibundes.
Welche Gründe gab es für die Annexion von Bosnien und Herzegowina im Jahr 1908?
Die Annexion von Bosnien und Herzegowina sollte das Ansehen Österreich-Ungarns steigern und die südslawische Frage lösen. Innenpolitisch gab es das Bestreben nach einem Trialismus, bei dem die Kroaten in die Monarchie eingegliedert werden sollten. Außenpolitisch suchte man die Stärkung der Position gegenüber Serbien.
Welche Folgen hatte die Annexion von Bosnien und Herzegowina?
Die Annexion führte zu Protesten in Serbien und verschärfte die Spannungen in der Region. Sie brachte Österreich-Ungarn nicht näher an Serbien, sondern vertiefte den Hass auf Österreich-Ungarn. Die Annexion war ein Rückschritt für die Monarchie.
Wie gestaltete sich die Außenpolitik Österreich-Ungarns in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg?
Es gab zwei Richtungen in der Außenpolitik: eine friedliche, die von Aehrenthal vertreten wurde, und eine kriegerische, die von Conrad von Hötzendorf angeführt wurde. Aehrenthal warnte vor der Spannung zwischen England und Deutschland und forderte eine vorsichtige Politik. Nach dem Tod von Aehrenthal 1912 führte Leopold Berchtold die Politik fort.
Was waren die Balkankriege und welche Rolle spielte Österreich-Ungarn dabei?
Die Balkankriege (1912/13) führten zur Schwächung des Osmanischen Reiches und zur Stärkung der Balkanstaaten. Österreich-Ungarn konnte die Bildung eines großserbischen Staates nicht verhindern, was als Gefahr für die Monarchie gesehen wurde.
Welche Rolle spielte das Attentat von Sarajevo im Ausbruch des Ersten Weltkriegs?
Das Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo durch einen serbischen Nationalisten diente als Auslöser für den Ersten Weltkrieg. Obwohl das Attentat an sich nicht diesen Bruch mit der tradierten Politik gerechtfertigt hätte, führte die österreichische Kriegserklärung an Serbien zum Eingreifen der anderen Großmächte und damit zum Weltkrieg.
Welche Warnungen gab es vor dem Ersten Weltkrieg aus österreichischer Sicht?
Historiker Robert Kann warnte 1964, dass nur der Frieden Österreichs Fortbestand hätte sichern können, und betonte, dass Österreich am meisten an der Bewahrung des Friedens interessiert sein müsste.
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- Wenke Christoph (Author), 2001, Außenpolitik Österreich-Ungarns 1890-1914, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99561