Jerusalem, Nazareth, Kapernaum


Ausarbeitung, 2000

3 Seiten


Leseprobe


Jerusalem

1 Jerusalem

1.1 Geographische Lage

Zur Zeit des NT gehörte Jerusalem zur römischen Provinz Judäa. Es liegt auf der Höhe des Ge- birges Juda, rund 760 m ü. d. M. und etwa 25 km westl. vom Nordende des Toten Meeres. Das Kalksteinplateau des Stadtgebietes fällt nach Süden hin ab und wird von dem heute fast vollig zugeschütteten Stadttal in nordsüdlicher Richtung durchschnitten. Östlich davon liegt der Hügel Ophel (720 m) und der Tempelberg (744 m), westlich erhebt sich die Oberstadt (772 m). Inner- halb der Stadt bestehen also beträchtlich Höhenunterschiede. Von den umgebenden Bergen trennt Jerusalem im Westen und Süden das Hinnomtal, von der Ölbergkette (über 800 m) im Osten das Kidrontal.

1.2 Geschichtliche Entwicklung

Das älteste Jerusalem, die Jebusiterstadt Jebus (Ri 19,10) oder die Burg Zion (2. Sam 5,7), die trotz einer ersten Eroberung jebusitisch geblieben war (Ri 1,8.21), lag auf dem Südosthügel an der Gihonquelle. Sie besaß 4 Tore und umfaßte ein Gebiet von 3 ha. Seit der Eroberung durch David hieß sie Davids Stadt (2 Sam 5,9). Durch ihn, seinen Sohn Salomo und die folgen- den Könige wurde Jerusalem immer weiter ausgebaut und vergrößert. Allerdings wurde die Stadt mehrmals von verschiedenen Feinden bedroht und teilweise eingenommen bzw. geplün- dert. Zweimal nahm sie Nebukadnezar ein (605 u. 597 v. Chr; Dan 1,1f; 2.Kö 24,10ff), ehe er sie nach zweieinhalbjähriger Belagerung (588-586 v. Chr.) endgültig zerstörte (2. Kö 25).

Der Wiederaufbau begann nach 538 v. Chr. Als Alexander d. Gr. das Perserreich eroberte, wurde die Stadt griechisch (332 v. Chr.). In den Kämpfen seiner Nachfolger und während der Makkabäerzeit wechselte Jerusalem wiederholt den Besitzer.

63 v. Chr. eroberte Pompejus Jerusalem für Rom. 40 v. Chr. fiel es den Parthern in die Hände, ehe Herodes d. Gr. es 37 v. Chr. einnahm. Unter seiner Herrschaft erlebte die Stadt eine neue Blüte äußerer Prachtentfaltung. Nach einer letzten Erweiterung um 30 n. Chr. unter Herodes Agrippa I. wurde Jerusalem im jüdischen Krieg (70. n. Chr.) völlig zerstört.

1.3 Die wirtschaftliche Bedeutung

Jerusalem hatte gute Verkehrsverbindungen nach allen Seiten. Wirtschaftlich war das Leben in Jerusalem durch die Existenz des Tempels geprägt. Er sicherte mit seinen Opfer- und Pilgerbetrieb den Lebensunterhalt des größten Teils der Bevölkerung. Durch die Wallfahrten (z.B. Passafest) wurde die Stadt zum Bezugspunkt der gesamten jüd. Diaspora. Außerdem kann man davon ausgehen, daß die Mittelschicht der Handwerker stark vertreten war, denn die über 30- jährige Regierungszeit des Herodes brachte der Stadt einen enormen Aufschwung und eines der ehrgeizigsten Bauprogramme der Antike.

1.4 Besonderheiten

David machte Jerusalem zur Hauptstadt seines Doppelreiches. Sie war der Ort, an dem der Name des Herrn wohnen soll (1.Kö 8,29). Durch den Tempel hatte die Stadt einen heiligen Cha- rakter. In Mt 4,5 und 27,53 wird sie auch als „Heilige Stadt“ bezeichnet. Neben dem irdischen Jerusalem wird im NT auch von einem „Neuen Jerusalem“ (Offb 21,3+4) bzw. „Himmlischen Je- rusalem“ (Heb 12,22) berichtet, wo Gottes Volk ewig in Gemeinschaft mit ihm und Christus le- ben wird.

1.5 Die Beziehung zum Leben Jesu oder anderen neutestamentl. Begebenheiten

In NT wird Jerusalem sehr häufig (144 mal) erwähnt. Es nimmt im Leben Jesu und der Gemein- de eine zentrale Rolle ein. Einige wichtige Berichte sind folgende: Der 12-jährige Jesus disku- tiert im Tempel mit den Schriftgelehrten (Lk 2,41ff.). Bei seiner letzten Reise nach Jerusalem weinte Jesus über die unbußfertige Stadt (Mt 23,37-39). Später prophezeite er ihre Zerstörung (Lk 19,41-44). Jesus zieht in Jerusalem als verhüllter König ein (Mt 21,12-16), reinigt den Tem- pel (Mt 21,12-16) und diskutiert mit den Pharisäern und Schriftgelehrten im Tempelvorhof (Mt 21,23-22,46).

Jerusalem und seiner näheren Umgebung war auch Schauplatz der Passionsberichte (Von der Einsetzung des Abendmahls über die Verhaftung bis Kreuzigung) sowie der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu. Auch die Berichte in der Apostelgeschichte über die Ausgießung des Heiligen Geistes, sowie die Entstehung der Urgemeinde sind fest mit Jerusalem verbunden. Auch die für die Heidenmission wichtige Apostelversammlung (Apg 15) fand in Jerusalem statt.

2 Nazareth

2.1 Die geographische Lage

Nazareth lag in (Unter-)Galiläa an der Römerstraße nach Jerusalem in einem Hochtal auf einem der Südausläufer der Kalkberge des Libanon. Nach Süden fällt der Bergzug steil zur JesreelEbene (um 100 m) ab. Die durchschnittliche Höhe des Talbodens beträgt 350-370 m. Die Randberge erheben sich mit dem Nebi Sain in Norden bis 488 m. Von dieser Höhe reicht der Blick im Westen bis zum Karmel und auf das Mittelmeer, im Norden zum Hermon, im Osten ü- ber den Tabor und die Jordan-Senke bis zu den Bergen von Gilead, im Süden über die JesreelEbene bis zum Gebirge von Samaria.

2.2 Die geschichtliche Entwicklung

Nazareth wird im AT nicht erwähnt, obwohl Ausgrabungen Hinweise auf eine Besiedlung der Gegend von der Bronzezeit an erbrachten und Grabstätten von der Eisenzeit bis zur Zeit der Hasmonäer gefunden wurden.

2.3 Die wirtschaftliche Bedeutung

Das milde Klima schafft gut Voraussetzungen für eine ertragreiche Landwirtschaft. Der Talgrund eignet sich für Getreide- und Flachsanbau, die Berghänge für Wein, Feigen- und Ölbäume. Durch die hervorragende Verkehrsanbindung hatte Nazareth gute Verbindungen zur Außenwelt

2.4 Besonderheiten

Der sonst unbedeutsame Ort Nazareth lag im gering bzw. heidnisch angesehenen Galiläa (Joh 1,46) und es war für die Juden unbegreiflich, daß aus dieser Stadt der Messias kommen sollte.

2.5 Die Beziehung zum Leben Jesu oder anderen neutestamentl. Begebenheiten

In Nazareth wuchs Jesus auf. Er bekam die Stadt als Beinamen: „Jesus von Nazareth“ bzw. „Nazarener“ (z.B. Mk 10,47). Sogar die ersten Christen bekamen diese Bezeichnung (Apg 24,5). Die Evangelien berichten, daß er in seiner Heimatstadt nicht anerkannt wurde und keinen Glauben fand (z.B. Mt 13,53-58). Er sprach dort in der Synagoge über die Erfüllung der Jesaja- verheißung (Lk 4,16ff). Nachdem er aus der Stadt hinausgestoßen wurde, kehrte er offensicht- lich nicht mehr nach Nazareth zurück, auch wenn es als seine Vaterstadt bekannt war (Mt 21,11).

3 Kapernaum

3.1 Die geographische Lage

Kapernaum war eine Stadt am Nordwestufer des Sees Genezareth, an der Straße von der Mittelmeerküste nach Damaskus, mit einem kleinen Fischerhafen. Es lag in (Ober-)Galiläa an der Grenze zwischen den Herrschaftsgebieten des Philippus und des Herodes Antipas.

3.2 Die geschichtliche Entwicklung

Der Name geht auf ein hebräisches „kephar nachum“ (= Dorf des Nahum) zurück. Einzelfunde aus der Stein- und Bronzezeit bezeugen eine sporadische Besiedlung. Frühe Gebäudereste sind bisher nur aus dem 13. Jh.v.Chr. nachgewiesen. Die eigentliche Geschichte von Kapernaum beginnt nach dem Exil mit Funden aus dem 5. Jh.v.Chr. Dort war es eine persische Siedlung, die sich in hellinistischer Zeit ab dem 2. Jh.v.Chr. weiter ausbreitete.

3.3 Die wirtschaftliche Bedeutung

Kapernaum war ein vergleichsweise wohlhabendes Großdorf. Es besaß ausgedehnte Hafenan- lagen für den damals sehr ertragreichen Fischfang. Die Landwirtschaft muß relativ hochentwi- ckelt gewesen sein, da zahlreiche Ölpressen und Getreidemühlen gefunden wurden, für die Ka- pernaum ein Herstellungsort war. Außerdem gab es eine Produktion von Glaswaren. Wegen der politischen Grenze befand sich im Ort eine Zollstation (Mt 9,9) und eine römische Truppen- abteilung (Lk 7,2).

3.4 Besonderheiten

Kapernaum ist einer der am häufigsten in den Evangelien erwähnten Orte. Obwohl Jesus dort mächtige Taten vollbrachte, kam es zu keiner Umkehr. Es wurde von Jesus verstoßen (Mt 11,23).

3.5 Die Beziehung zum Leben Jesu oder anderen neutestamentl. Begebenheiten

Jesus machte Kapernaum in der ersten Zeit seines Wirkens zu seinem Wohnsitz (Mt 4,13-17). Es wurde so zu „seiner Stadt“ (Mt 9,1). Hier heilte er die Schwiegermutter des Petrus (Mk 1,29) und den Gelähmten, der durch das Dach hinabgelassen wurde (Mk 2,3). In dieser Stadt wohnte der Hauptmann, dessen Knecht durch Jesu Wort gesund wurde (Mt 8,5ff), und der königliche Beamte, dessen Sohn er heilte (Jh 4,46ff). Außerdem wohnten in Nazareth der Synagogenvorsteher Jairus, dessen Tochter Jesus von den Toten auferweckte (Mk 5,22ff.35ff), und der Zöllner Matthäus, der den Meister in seinem Haus bewirtete (Mk 2,14+15). In der Synagoge heilte Jesus den Besessenen (Mk 1,21ff), den Mann mit der verdorrten Hand (Lk 6,6ff) und hielt hier die große Rede vom Brot des Lebens (Jh 6,59).

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Details

Titel
Jerusalem, Nazareth, Kapernaum
Autor
Jahr
2000
Seiten
3
Katalognummer
V99600
ISBN (eBook)
9783638980395
Dateigröße
329 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jerusalem, Nazareth, Kapernaum
Arbeit zitieren
Christine Schneider (Autor:in), 2000, Jerusalem, Nazareth, Kapernaum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99600

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