Dürrenmatt, Friedrich - Der Verdacht


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

7 Seiten


Leseprobe


Dürrenmatt: Der Verdacht

Einleitung:

Sehr geehrte Frau Professor, liebe Mitschüler!

Ich möchte Euch heute über das Buch: Dürrenmatt: Der Verdacht einiges Wissenswertes berichten.

Zuerst möchte ich gleich mit einer Biographie des Autors beginnen.

Hauptteil:

Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen, Bern geboren. Er kam aus einer ziemlich einfachen Familie. Sein Vater war protestantischer Pfarrer, seine Mutter Hausfrau. Ulrich Dürrenmatt, sein Großvater, war Redakteur einer Zeitung und Verfasser satirischer Gedichte. Von 1933 bis 1935 besuchte Dürrenmatt die Sekundarschule im Nachbardorf Großhöchstetten. 1935 zog seine Familie nach Bern um. Er war zunächst Schüler am freien Gymnasium, zweieinhalb Jahre später wechselte er in das Humboldtianum. Maturität: Studium 1941/42 Literatur und Philosophie in Bern, 1942/43 Philosophie in Zürich, 1943 - 1945 Philosophie in Bern. Studien über Kant, Aristoteles, Plato, Kierkegaard. Ein besonderes Interesse hatte er für G.E. Lessing.

1943 probierte er erste schriftstellerische Versuche. Drei Jahre später, im Jahre 1946, heiratet er die Schauspielerin Lotti Geißler.

1950 schrieb Dürrenmatt seinen ersten Kriminalroman: Der Richter und sein Henker Ein Jahr darauf entstand der zweite Kriminalroman von Dürrenmatt: Der Verdacht. Die erste Dürrenmatt Aufführung in einer anderen Sprache, Les Fous de Dieu (Es steht geschrieben), fand 1952 im Pariser Thèâtre des Mathurins statt.

1968 Beginn der Theaterarbeit in Basel. Im April 69 erkrankt Dürrenmatt, und Differenzen mit der Direktion stören die Basler Theaterarbeit. Von November 69 bis Jänner 70 machte Friedrich Dürrenmatt eine große Anzahl von Reisen in die verschiedensten Länder. Im Dezember 1980 Werkausgabe in 30 Bänden, Diogenes Verlag Zürich. 1981 feierte Friedrich Dürrenmatt seinen 60. Geburtstag. Am 16.Jänner 1983 starb seine Frau Lotti und am 20 März bekam er denösterreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. 1984 heiratet er die Filmemacherin, Schauspielerin und Journalistin Charlotte Kerr 1990 schenkt Friedrich Dürrenmatt seinen literaischen Nachlaß an die Schweiz. TurmbauStoffe IV - IX Mit 69 Jahren, am 14.Dezember, starb Friedrich Dürrenmatt an einem Herzinfarkt in Neuchâtel. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise in In- und Ausland. Die wichtigsten seiner Werke möchte ich euch anhand einer Folie näher bringen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dürrenmatt gelingt es wunderbar, die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten, und die Geschichte so sauber aufzuklären, dass sich der Leser in keiner Weise dadurch verschaukelt vorkommt, dass ihm das Wichtigste bis zum Ende vorenthalten bleibt.

Und nun zum Inhalt:

Bärlach ist in dem Folgewerk von "Der Richter und sein Henker" einem anderen Nihilisten auf der Spur, dem Arzt Emmenberger, der unter falschem Namen in den Jahren des Dritten Reiches als Konzentrationslagerarzt gearbeitet hatte und jetzt in Zürich eine Privatklinik besitzt. Emmenberger hat die Menschen vom "archimedischem Punkt" einer absoluten Freiheit aus gequält und getötet, auf daß seine Macht offenbar werde; seine Liebhaberei ist es gewesen, die Menschen ohne Narkose zu operieren. Diese, seine Opfer mußten sich aber vor ihrer "Behandlung" eine solche Operation anschauen, bevor sie sich bereit erklärten, für die Gegenleistung auf andere, keine Todeslager, versschoben zu werden, sich operieren zu lassen. Diesem Sadisten will nun Bärlach, der krebskrank ins Salemspital eingeliefert wird, das Handwerk legen; er läßt sich unter angenommenen Namen in die Privatklinik Emmenbergers aufnehmen, diese Höhle der Reichen, in der eine Morphinistin Dr. Marlok und eine bigotte Schwester mittöten, wird aber erkannt (schon beim Begrüßungsgespräch) und dem Messer seines Gegners ausgeliefert. In letzter Minute rettet ihn Gulliver, ein riesenhafter Jude, der die Unmenschlichkeit Emmenbergers am eigenen Leibe erfahren hat. Und er, ein moderner Ashaver, formuliert die Lehre der beiden Erzählungen (Vorgängerwerk!) am deutlichsten. Der gebrochene Bärlach wird von Gulliver wie ein Kind von seinem Vater in das Bett zurückgelegt und bekommt die Ermahnung: " Wir können als Einzelne die Welt nicht retten, das wäre eine ebenso hoffnungslose Arbeit wie die des armen Sisyphos; sie ist nicht in unsere Hand gelegt, auch nicht in die Hand eines Mächtigen oder eines Volkes oder in die des Teufels, der doch am mächtigsten ist, sondern in Gottes Hand, der seine Entscheide allein fällt. Wir können nur im einzelnen helfen, nicht im gesamten, die Begrenzung des armen Juden Gulliver, die Begrenzung aller Juden. So sollen wir die Welt nicht zu retten suchen, sondern zu bestehen, das einzige wahrhafte Abenteuer, das uns in dieser späten Zeit noch bleibt." Von den beiden Kriminalromanen aus gesehen, wird offensichtlich, daß Bärlach nicht als Held bestehen soll, sondern als Moralist, der bald lächerlich, bald tragisch gemeint ist. Sozusagend ein kleiner Don Quijote.

Das eigentliche Thema, dass sich bis zum Ende durchzieht ist in einem Satzt zusammenfassbar:

Das Buch beschäftigt sich mit der Aufdeckung eines berühmten Arztes, der in früheren Zeiten als KZ Arzt, der Menschen ohne Narkose operiert und damit tötet. Wie es zur Schöpfung des Verdachtes kommt, möchte ich Euch nun gerne eine Textstelle vorlesen: Buch Seite 7-8 Friedrich Dürrenmatt schrieb seine Kriminalromane nur aus dem Grund, weil er Geld brauchte, um sein neu erbautes Haus und seine 3 Kinder zu erhalten. Die Einfälle zu den Romanen kamen ihm, laut Kollegen, immer spontan, zwei bis drei Tage bevor der Roman fertig sein mußte. Dürrenmatt schlägt also 2 Fliegen mit einer Klappe: Er bessert die Familienkasse auf und nutzt den Freiraum eines als leichtfertig geltenden Schriftstellers im Kriminalroman. Er versuchte die Kunst dort einzubauen, wo sie niemand vermutete. Es bringt Dürrenmatt keine Erholung, Kriminalromane zu schreiben. Es gibt ihm Erholung, daß er den Kriminalroman parodieren kann. Den Hang zum Parodieren findet man in fast allen seinen Kriminalromanen. Dürrenmatt selber schreibt nicht über Erlebtes oder Erfahrenes. Realitätsfern kann man Dürrenmatts Roman nicht bezeichnen: Er schrieb seinen Roman in eine Zeitsituation hinein, die noch damit zu tun hatte, ihren Schock über die volle Wahrheit der Hitlerdiktatur zu überwinden.

Dürrenmatt bringt im "Verdacht" sein Bernertum immer wieder unter: Betrunken grölt Bärlach den Berner Marsch; die sture Sektiererin Schwester Kläri ist Bernerin; Fortschig gehört zur Berner Szene und endlich sind die Kontrahenten Bärlach und Emmenberger aus Bern.

Der Kriminalroman ,,Der Verdacht" spielt in der Schweiz, besser gesagt zwischen Bern und Zürich. Er hat jedoch als gebürtiger Schweizer nie Kritik an der Schweiz zurückgenommen, welche sehr stark in dem Roman: ,,Der Verdacht" zum Ausdruck kommt!!! Und nun zu den einzelnen Hauptfiguren in diesem Werk und dessen Charakterzüge: Beginnen möchte ich einmal mit Kommisär Bärlach:

Er ist ein Kriminalkommisar Anfang sechzig, hat aufgrund eines Krebsleidens nur noch ein Jahr zu leben.

Er versteht viel von Menschen und beherrscht eine Mischung aus Handwerk und Intuition, um Verbrechen aufzuklären.

Im Gegensatz zu den klassischen Kriminalromanen, wo der ,,Held" so etwas wie ,,Unbesiegbar" zu sein scheint, wird Kommisar Bärlach in ,,Der Verdacht" eher in eine Position gebracht, aus der er sich selber nicht mehr befreien kann. Eine weitere zentrale Figur spielt Dr. Fritz Emmenberger: Der Arzt Emmenberger ist der Gegenspieler Bärlachs, eine Verkörperung des Bösen, des Sadistischen. Er ist entschlußkräftig, kann sich gut literarisch ausdrücken und gilt als äußerst intelligent.

Im Großen und Ganzen ist er ein Einzelgänger, da sich die meisten Menschen ihm nicht gewachsen sehen.

Es schein ihn mit wilder Freude zu erfüllen, wenn er andere quält, die ihm ausgeliefert sind. Seine Patienten glauben an ihn, wie an einen Gott.

Menschen zu foltern, beschert Emmenberger Augenblicke der Göttlichkeit.

Sein teuflisches Handwerk ist die Vivisektion, der Eingriff an Lebenden ohne Betäubung zu Forschungszwecken.

Den Sinn seines Lebens sieht er im Erreichen der Gottgleichheit. Weiters noch sehr wichtig erscheint mir der Jude Gulliver:

Gulliver wird seinem Namen in jeder Hinsicht gerecht. Er ist eine Riesengestalt mit kahlem Kopf und edlen Händen, aber sein Körper ist gezeichnet durch die Narben, die er im Dritten Reich zugefügt bekommen hat. Wie durch ein Wunder übersteht Gulliver im KZ eine von Emmenbergers Operationen, wird wieder gesund und dann verlegt. Auf dem Weg überlebt er wie durch ein weiteres Wunder seine vermeintliche Erschiessung. Seither gilt er offiziell als tot und betätigt sich als Wanderer ohne Rücksicht auf Grenzen - von da stammt vermutlich auch sein Spitzname "Gullivers Reisen". Seine Intelligenz rät ihm zur Wachsamkeit, als Bärlach nach ihm schickt, um sich über Nehle zu erkundigen. Er heftet sich an Bärlachs Fersen und rettet ihm im entscheidenden Augenblick das schon verloren geglaubte Leben. Dabei rächt er sich anEmmenberger, indem er ihn auf die gleiche Art tötet, wie dieser es mit Nehle gemacht hat. Den von Emmenberger zu Grausamkeiten missbrauchten Zwerg - ein treuer Bekannter durch gemeinsam verbrachte Zeiten in Konzentrationslagern - nimmt er wieder zu sich und setzt seine Wanderung fort.

Anschließend möchte ich noch etwas zu der Schreibweise des Autors erwähnen: Dürrenmatt verfasste diese Geschichte als Kriminalroman.

Die Merkmale eines Kriminalromans findet man häufig im Text, so z.Bsp.: die des Krimis, das nur ein Täter vorhanden ist oder das das Verbrechen welches erzählt wird aus persönlichen Motiven begangen wird. Weiterhin spiegelt der Text Zusammenhänge zwischen Zeit und Gesellschaft und das Schicksal einer Einzelperönlichkeit in einer Auseinandersetzung mit der Umwelt. Dies ist ein Hinweis auf einen Roman. Der Kriminalroman ist in der Er-Form geschrieben. Der Autor steht über dem Geschehen. Die Erzählperspektive hält einen gewissen Abstand zum Leser, weil er sich durch die Vielzahl der Personen mit keinem identifizieren kann. Der Stil des Autors vermittelt eine negative Einstellung zum damaligen Regime.

Wichtige Aspekte dieses Textes sind: Der Zufall, Recht und Gerechtigkeit sowie die schon oben erwähnte Schweizkritik des Autors.

Der Zufall spielt in Dürrenmatts Weltverständnis eine bedeutende, eigentlich eine zentrale Rolle: Er glaubt, dass die Welt sinnlos ist und durch den Zufall regiert wird. So verwundert es nicht, dass der Zufall auch in seinen Kriminalromanen eine grosse Rolle spielt, obwohl der Zufall normalerweise nicht unbedingt mit dem Gedanken an Kriminalromane verbunden wird. Die Diskrepanz zwischen Recht und Gerechtigkeit ist ein weiteres wichtiges Thema in Dürrenmatts Werk. Dürrenmatt behandelt die Spannung zwischen Recht und Gerechtigkeit in vielen seiner Werke, so zum Beispiel auch in der "Justiz". Hier muss der junge Rechtsanwalt zur Selbstjustiz greifen, um für Gerechtigkeit zu sorgen, nachdem er ja geholfen hat, das Recht ausser Kraft zu setzen. Ihm gelingt es aber im Gegensatz zu Bärlach nicht, Gerechtigkeit walten zu lassen - es bleibt ihm nur noch die Flucht in den Alkohol und somit die Selbstzerstörung.

Schluss:

Mich persönlich hat dieses Buch sehr beeindruckt. Es ist spannend erzählt, der Leser bekommt nicht den Eindruck, daß nach dem Höhepunkt alles vorbei ist. Man kann weiterlesen bis zum Schluß ohne sich dabei zu langweilen. Der Autor verwendet auch den Trick am Ende jedes Kapitel so zu schreiben, daß man fast gezwungen ist, weiterzulesen. Ich finde, daß das Buch sehr gelungen geschrieben ist. Es gibt kaum Absätze die unnötig oder langweilig sind. Das einzige, was mich an diesem Buch ein bißchen gestört hat, war die Wichtigtuerei des Kommissar Bärlach. In meinen Augen ist er zwar ein guter Detektiv, aber er will überall die Hauptperson sein und meint alles besser zu wissen. Auch die Art wie er sich ausdrückt, finde ich nicht all zu gut, denn es ist irgendwie ein bißchen zu gewählt. Er wählt seine Worte genau und redete in einer gehobenen Sprache. Im übrigen hat mir aber das Buch sehr gut gefallen, es ist spannend zu lesen und gut gegliedert. Abgesehen von dem finde ich Friedrich Dürrenmatt als einen guten Schriftsteller.

Verwendete Qellen:

Der Verdacht- Friedrich Dürrenmatt

Königs Erläuterungen zu ,,Der Verdacht"

Harenbergs Lexikon der Weltliteratur Band 2 und 5 Internet

Ende der Leseprobe aus 7 Seiten

Details

Titel
Dürrenmatt, Friedrich - Der Verdacht
Autor
Jahr
2001
Seiten
7
Katalognummer
V99700
ISBN (eBook)
9783638981378
Dateigröße
483 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dürrenmatt, Friedrich, Verdacht
Arbeit zitieren
Reine Hummer (Autor:in), 2001, Dürrenmatt, Friedrich - Der Verdacht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99700

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