Unterrichtsentwurf in Betriebswirtschaft. Wie führt man einen Lieferantenvergleich durch?


Unterrichtsentwurf, 2013

15 Seiten

Caroline Süßmut (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen
1.1 Verortung im Lehrplan
1.2 Lerngruppe und Lernvoraussetzungen
1.3 Didaktische Abschnittsplanung

2 Didaktische Entscheidungen und Entwicklung der Lernaufgabe
2.1 Analyse des Sachverhalts und didaktische Reduktion
2.2 Gestaltung der Lernaufgabe

3 Konzeptionelle Schwerpunktsetzung
3.1 Zielformulierung
3.2 Kompetenzen

4 Methodisch-didaktische Gestaltung der Lernhandlung
4.1 Einstieg und Motivation
4.2 Problemstrukturierung und Auftragsübergabe
4.3 Erarbeitung
4.4 Präsentation
4.5 Besprechung und Transfer
4.6 Reflexion
4.7 Freiräume

5 Lernschleife

Literaturverzeichnis

Anhang

1 Schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen

1.1 Verortung im Lehrplan

Die Grundlage für die geplante Unterrichtsstunde bildet der ‚Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Kaufmann im Groß- und Außenhandel/Kauffrau im Groß- und Außenhandel‘.1 Das Unterrichtsthema „Für welchen Lieferanten soll sich die Pirma KG entscheiden?“ leitet sich maßgeblich aus dem darin vorgesehenen Lernfeld 3 („Beschaffungsprozesse planen, steuern und durchführen“) ab, welches im ersten Ausbildungsjahr wöchentlich mit insgesamt zwei Stunden unterrichtet wird. Zusätzlich wurde der kompetenzorientierte Arbeitsplan der Berufsbildenden Schule und das eingeführte Lehrbuch ‚Groß im Handel‘2 herangezogen.

Um dem geforderten handlungsorientierten Unterricht der Berufsschule gerecht zu werden, wurde eine Lernsituation geschaffen, welche den beruflichen Kontext der Auszubildenden abbildet und diese zu „selbständigem Planen, Durchführen und Beurteilen von Arbeitsaufgaben im Rahmen ihrer Berufstätigkeit“ befähigen soll.3 Dazu wurde das Modellunternehmen ‚Pirma KG‘und die Lernsituation „Wir führen einen Beschaffungsvorgang durch“ eingeführt. Die Lernsituation trägt u. a. der im Rahmenlehrplan geforderten Zielformulierungen Rechnung:4 „Die Schüler ermitteln [...] Lieferanten im In- und Ausland, holen Angebote ein, werten sie nach betrieblichen Vorgaben aus; Sie kalkulieren Bezugspreise in Euro und Fremdwährung; Zur Organisation des Beschaffungsprozesses nutzen die Schülerinnen und Schüler informationstechnische Systeme [...]“. Ferner wurden die geforderten Inhalte ‚Bezugsquellenermittlung‘, ‚Angebotsvergleich‘ und ‚Einkaufskalkulation‘ des internen Arbeitsplanes berücksichtigt. Im Anschluss an die geplante Unterrichtseinheit wird das Thema Beschaffungsplanung behandelt.

Die Kompetenzschwerpunkte der Unterrichtseinheit können der didaktischen Abschnittsplanung entnommen werden.

1.2 Lerngruppe und Lernvoraussetzungen

Die Lehrprobe im Ausbildungsfach Betriebswirtschaft findet im ersten Ausbildungsjahr bei den Kaufleuten im Groß- und Außenhandel statt. Ich unterrichte diese Klasse seit Beginn des neuen Schuljahres eigenverantwortlich eine Doppelstunde in der Woche im Lernfeld 3, mit dem Schwerpunkt Großhandel. Die Klasse besteht aus 13 Schülern (2 w/11 m) zwischen 16 und 20 Jahren. Bezüglich der schulischen Vorbildung handelt es sich um eine heterogene Klasse: 6 Schüler haben einen qualifizierten Sekundarabschluss I, 5 Schüler haben den schulischen Teil der Fachhochschule und 2 Schüler die allgemeine Hochschulreife erworben. Bei der Analyse der Lerngruppe kann ich nur auf wenige Einschätzungen zurückgreifen. Ich schätze das Leistungsniveau der Klasse insgesamt als gut ein. Bis jetzt ist noch kein Leistungsgefälle erkennbar. Allerdings bringt ein Teil der Schüler Vorwissen auf Grund ihrer betriebswirtschaftlichen Vorbildung mit. Dies macht sich in der Verwendung von betriebswirtschaftlichen Fachtermini bemerkbar.

Das Verhältnis zwischen den Schülern und mir empfinde ich als angenehm und auch die Schüler pflegen einen höflichen Umgang miteinander. Die Lerngruppe ist insgesamt noch sehr zurückhaltend und schüchtern, jedoch wirkt sie sehr motiviert. Drei Schüler stechen besonders durch ihre aktive mündliche Mitarbeit im Unterricht hervor. Insgesamt ist die mündliche Mitarbeit der Klasse noch verhalten und beschränkt sich auf Beiträge, die aufgrund meiner direkten Aufforderung geleistet werden. Die Schüler arbeiten gewissenhaft, folgen dem Unterricht aufmerksam und erledigen erteilte Aufgaben weitestgehend selbständig. Jedoch benötigen sie noch vorgegebene Strukturen. Eröffnete Freiräume werden auf Grund von Unsicherheiten auf Seiten der Schüler noch nicht ausgeschöpft. Die Lerngruppe ist bereits mit der Partnerarbeit vertraut. Die zum Einsatz kommende Sozialform Gruppenarbeit wurde bis jetzt noch nicht im Unterricht eingeführt. Um die Kooperation zwischen den Mitschülern zu fördern, möchte ich kooperative Sozialformen langfristig in der Klasse etablieren. Denn Kooperationsfähigkeit ist eine wichtige Grundlage dieses Ausbildungsberufes.5 Bei der Gruppenarbeit wird die Zusammensetzung der Gruppen per Zufall bestimmt, um die Schüler miteinander ins Gespräch zu bringen. Das Prinzip der Zufallsgruppenbildung möchte ich zunächst beibehalten, solange kein großes Leistungsgefälle für mich erkennbar ist. Aus zeitlichen Gründen erfolgt die Zufallsbildung mit Hilfe von Bildkarten bereits in der vorherigen Unterrichtsstunde.

1.3 Didaktische Abschnittsplanung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2 Didaktische Entscheidungen und Entwicklung der Lernaufgabe

2.1 Analyse des Sachverhalts und didaktische Reduktion

Der fachliche Schwerpunkt der zugrundeliegenden Lernsituation liegt in der Durchführung eines Beschaffungsvorganges für 200 Herren-Trekking-Hosen, ausgehend von der externen Bezugsquellenermittlung bis zur Bestellung durch die Pirma KG. In der geplanten Unterrichtsstunde steht die Auswahl eines geeigneten Lieferanten hinsichtlich quantitativer und qualitativer Kriterien im Vordergrund. Bereits in der Vorstunde erhielten die Schüler drei Angebote von verschiedenen Lieferanten. Um eine Vergleichbarkeit herzustellen, wurden mithilfe einer Einkaufskalkulation die Bezugspreise ermittelt (sog. quantitativer Angebotsvergleich). Der preisgünstigste Lieferant, in diesem Fall die Leinemeister GmbH, wurde dadurch ermittelt. Allerdings ist der Preisvergleich nur ein Kriterium für die Auswahl von Lieferanten; der billigste Lieferant ist nicht immer der Beste.6 Darüber hinaus müssen neben dem Bezugspreis weitere qualitative Kriterien bei der Auswahl eines Lieferanten berücksichtigt werden (sog. qualitativer Angebotsvergleich). Dies können bspw. sein: Qualität der Ware, Termintreue und Kulanz bei der Abwicklung von Leistungsstörungen. Die Nichtbeachtung könnte negative Auswirkungen auf den Handelsbetrieb (z. B. Imageschaden, verspätete Liefertermine) haben. Die benötigen Informationen liefern bei bestehenden Geschäftsbeziehungen interne Bezugsquellen. In diesem Fall ist die Pirma KG auf der Suche nach Erstlieferanten; Informationen müssen aus externen Bezugsquellen ermittelt werden.7 Dieser Auswahl- und Bewertungsprozess bildet den Schwerpunkt der geplanten Unterrichtsstunde. Dies wird mit Hilfe einer Nutzwertanalyse, auch Entscheidungsbewertungstabelle genannt, durchgeführt. Dazu werden neben dem Bezugspreis qualitative Kriterien von den Schülern erarbeitet. Diese Kriterien werden in der Nutzwertanalyse nach ihrer Bedeutsamkeit für das Unternehmen gewichtet. Anschließend werden die Lieferanten bewertet, inwieweit sie diesen Ansprüchen gerecht werden. Die notwendigen Informationen gewinnen die Schüler aus Ergebnissen einer Lieferantenrecherche und den vorliegenden Angeboten. Der Lieferant mit dem höchsten Gesamtwert wird letztlich ausgewählt.8 Die Gewichtung der Kriterien ist abhängig von dem jeweiligen Unternehmensleitbild. Das Leitbild der Pirma KG ist den Schülern bereits bekannt und sollte bei der Bewertung berücksichtigt werden. Der ermittelte Gesamtwert ergibt sich zudem aus der subjektiven Einschätzung des Einkäufers bzw. der Schüler.9

Eine didaktische Reduktion wird dahingehend vorgenommen, dass lediglich zwischen drei Lieferanten eine Entscheidung getroffen werden muss. Zudem werden in der geplante Stunde nur vier Kriterien bei der Auswahl eines Lieferanten exemplarisch betrachtet. Diese Reduktion wird aufgrund der zeitlichen Rahmenbedingungen vorgenommen. Das erarbeitete Vorgehen kann auf andere Kriterien übertragen werden.

2.2 Gestaltung der Lernaufgabe

Die Lernaufgabe „Für welchen Lieferanten soll sich die Pirma KG entscheiden?“ ist eingebettet in die übergeordnete Lernsituation: „Wir führen einen Beschaffungsvorgang durch!“ Die ikonisch gestaltete Lernaufgabe wird den Schülern auf dem Overhead-Projektor präsentiert. Aus den vorhergehenden Stunden sind die Schüler bereits mit der Lernsituation vertraut, dass Nina Kröger und Thomas Zimmermann, Auszubildende der Pirma KG, einen neuen Erstlieferanten für Herren-Trekking-Hosen ermitteln und eine Bestellung auslösen sollen. Die Pirma KG hat auf die Anfrage der Auszubildenden bereits drei Angebote von verschiedenen Lieferanten erhalten. Daraufhin haben die Auszubildenden mit Hilfe der Einkaufskalkulation bereits den preisgünstigsten Lieferanten ausgewählt. Die Lernaufgabe der letzten Stunde wird nun für die geplante Unterrichtsstunde weiterentwickelt. Nina Kröger präsentiert dem Einkaufsleiter, Herrn Treuend, ihre Entscheidung für den preisgünstigsten Lieferanten, die Leinemeister GmbH. Jedoch ist Herr Treuend von der Entscheidung nicht überzeugt und weist darauf hin, dass der billigste noch nicht der beste Lieferant für die Pirma KG sein muss.

Die Lernaufgabe knüpft an die Berufswelt der Schüler an, denn diese können bereits eine ähnliche Situation in ihrem Ausbildungsbetrieb erlebt haben. Dort müssen sie auch Entscheidungen treffen und diese vor ihren Vorgesetzten rechtfertigen. Durch die Karikatur sollen die Schüler erkennen, dass neben dem Bezugspreis weitere Kriterien für die Lieferantenauswahl benötigt werden. Die Karikatur leitet somit direkt zur Problemstrukturierung über. Die Lernaufgabe ist zudem komplex und anschlussfähig für den Schüler, da es verschiedene qualitative Kriterien gibt, die bei der Auswahl und subjektiven Bewertung der Lieferanten zu Grunde gelegt werden können. Zudem können die Schüler ihre eigenen Erfahrungen aus dem Ausbildungsbetrieb einbringen. Sie ist exemplarisch, denn die Vorgehensweise bei der Lieferantenauswahl kann auf andere qualitative Kriterien und der Ermittlung von internen Bezugsquellen übertragen werden. Die Lernaufgabe ist außerdem ganzheitlich, denn in der geplanten Stunde werden mehrere Kompetenzen gefördert, unter anderem tauschen sich die Schüler in ihren Gruppen aus und präsentieren ihre Ergebnisse. Weiterhin ist die Lernaufgabe mit der Folgestunde verknüpft, denn die erworbenen Fähigkeiten können auf die Auswahl von ausländischen Lieferanten übertragen werden.

[...]


1 vgl. Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Kaufmann im Groß- und Außenhandel/Kauffrau im Groß- und Außenhandel, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 13.01.2006.

2 Heinemeier, Hartwig et. al.: Ausbildung im Groß- und Außenhandel, Braunschweig (Winkler) 5. Aufl. 2013.

3 vgl. Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Rahmenlehrplan, S. 5.

4 Ebenda, S. 10.

5 vgl. Kultusministerkonferenz (Hrsg.): Rahmenlehrplan, S. 6.

6 Dickgießer, Holger et. al.: Das neue Kompendium Groß- und Außenhandel, Troisdorf (Bildungsverlag Eins) 2. Aufl. 2009, S. 237.

7 Heinemeier, Hartwig et. al.: Ausbildung im Groß- und Außenhandel, Braunschweig (Winkler) 5. Aufl. 2013, S. 290 f.

8 Dickgießer, Holger et. al.: Das neue Kompendium Groß- und Außenhandel, S. 238.

9 Ebenda

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsentwurf in Betriebswirtschaft. Wie führt man einen Lieferantenvergleich durch?
Veranstaltung
Berufsbezogener Unterricht, Lernfeld 3: Beschaffungsprozesse planen, steuern und durchführen.
Autor
Jahr
2013
Seiten
15
Katalognummer
V997283
ISBN (eBook)
9783346406804
ISBN (Buch)
9783346406811
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es handelt sich um eine Lehrprobe in einer Berufsschulklasse an einer Berufsbildenden Schule in Rheinland-Pfalz.
Schlagworte
lieferantenauswahl, nutzwertanalyse, beschaffung, lieferantenvergleich, berufsschule, beschaffungsprozess, bezugsquellen, Großhandel
Arbeit zitieren
Caroline Süßmut (Autor:in), 2013, Unterrichtsentwurf in Betriebswirtschaft. Wie führt man einen Lieferantenvergleich durch?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/997283

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