Der Frage nach einer reinen Kulissenhaftigkeit von Räumen für die Literatur wird in der neusten Forschung intensiver nachgegangen. Welche Bedeutung haben Räume, Orte und Architektur bei der literaturwissenschaftlichen Analyse der Welten von fantastischer Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart? Die Tintenwelt-Trilogie soll in dieser Arbeit exemplarisch dafür untersucht werden, da sie äußerst erfolgreich und dennoch bislang wenig erforscht ist.
Es gibt viele Möglichkeiten zur Annäherung an Literatur, eine davon bildet die junge Disziplin der literarischen Raumforschung. Ist es zumeist die klassische Hochliteratur, die in der literaturwissenschaftlichen Forschung auf Raum- und Zeitstrukturen hin untersucht wird, stellt die Kinder- und Jugendliteratur eher eine Ausnahme dar. Diese wird häufig zur Trivialliteratur gezählt, obgleich sie von unschätzbarem Wert für die Identitätsbildung der jungen Menschen ist. Sie erschließt ihnen die Möglichkeiten zur Individuation auf spielerischem Raum und vermittelt dabei vielseitiges Wissen. Die fantastische Kinder- und Jugendliteratur eröffnet den Lesenden den Zugang zu vielen Welten und hilft ihnen so, ihr Aufwachsen zu verstehen und den Umgang mit dem Fremden zu erlernen.
Um die Tintenwelt-Trilogie innerhalb der fantastischen Literatur für Kinder und Jugendliche zu verorten, ist eine Auseinandersetzung mit der Gattung und ihren Subgattungen notwendig. Es existiert bis heute keine einheitliche Meinung bzw. Definition der „Fantastik“, „Fantastischen Literatur“ oder „Fantasy“. Häufig werden diese Begriffe einfach synonym verwendet. Die umfangreichsten Erarbeitungen zu den Besonderheiten der Gattung Kinder- und Jugendliteratur stellen die Monographien von Gina Weinkauff und Gabriele Glasenapp und Bettina Kümmerling-Meibauer dar. Hier stehen Begriffsklärungen und ein Forschungsüberblick dieser Gattung mit ihren Subgattungen und Genres im Vordergrund. Die Arbeit von Ines Schipperges, die sich vor allem mit der Konstruktion des Endes bei Erich Kästner, Michael Ende und Cornelia Funke beschäftigt, nimmt sich der gegenwärtigen Literatur für Kinder und Jugendliche im deutschen Raum an.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Literarische Raumkonzepte und -theorien der Gegenwart
- 3. Bedeutung von Raum und Architektur in der Literatur
- 4. Fantastische Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart
- 4.1 Raumstruktur und Weltenkonstruktionen
- 4.2 Das „Buch im Buch“
- 4.3 Besondere Orte: Bibliotheken
- 5. Die Tintenwelt-Trilogie von Cornelia Funke
- 5.1 Tintenherz
- 5.1.1 Räume, Orte und Architektur der fiktiv-realen Welt Familie Folcherts Zuhause und der Bus (48) | Elinors Zuhause mit Garten und Bibliothek (50) | Capricorns Dorf (54)
- 5.1.2 Die Schwelle der Welten: Das Buch „Tintenherz“
- 5.2 Tintenblut
- 5.2.1 Räume, Orte und Architektur der fiktiv-realen Welt Elinors Zuhause (64)
- 5.2.2 Räume, Orte und Architektur der fiktiv-fantastischen Parallelwelt. Der Weglose Wald und die Natur der Tintenwelt (67) | Die mittelalterliche Stadt Umbra (71) | Roxanes Hof (74) | Die Höhle im geheimen Lager, Das Siechenhaus und die Mäuse-Mühle (76) | Fenoglios Dachstube (80) | Die Nachtburg (82)
- 5.2.3 Eine neue Schwelle in die mittelalterliche fiktiv-fantastische Welt
- 5.3 Tintentod
- 5.3.1 Räume, Orte und Architektur der fiktiv-fantastischen Parallelwelt. Mos und Resas einsamer Hof (94) | Fenoglios und Orpheus Unterkünfte (95) | Umbra und die Burg mit Bibliothek, Gruft und Kerker (97) | Die Höhle und der Nesterbaum für die Kinder (103) | Die Burg im See (104)
- 5.3.2 Die Freiheit der fantastischen Geschichte und die Aufgabe der fiktiv-realen Welt
- 5.4 Die Weltenkonstruktion der Trilogie
- 5.1 Tintenherz
- 6. Exkurs: Die Umsetzung der Raumproblematik in der Verfilmung von Tintenherz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Konstruktion von fiktiven Welten durch Räume, Orte und Architektur in der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart, am Beispiel der Tintenwelt-Trilogie von Cornelia Funke. Die Arbeit analysiert die Gestaltung dieser Welten und die Bedeutung der Raumstrukturen für die narrative Gestaltung der Geschichte.
- Die Bedeutung von Raum und Architektur in der Literatur
- Fantastische Kinder- und Jugendliteratur als Gattung
- Raumstrukturen und Weltenkonstruktionen in der Tintenwelt-Trilogie
- Die Funktion von besonderen Orten (Bibliotheken) in der Trilogie
- Die Beziehung zwischen realer und fantastischer Welt in der Trilogie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Motivation der Arbeit und den Forschungsstand zur literarischen Raumforschung darstellt. Im zweiten Kapitel werden wichtige Raumkonzepte und -theorien der Gegenwart vorgestellt. Das dritte Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Raum und Architektur in der Literatur. Das vierte Kapitel befasst sich mit der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart, insbesondere mit den Raumstrukturen und Weltenkonstruktionen in dieser Gattung.
Kapitel fünf widmet sich der Tintenwelt-Trilogie von Cornelia Funke. Es analysiert die Räume, Orte und Architektur der fiktiv-realen und der fiktiv-fantastischen Welt, wobei die einzelnen Kapitel der Trilogie separat betrachtet werden. Im sechsten Kapitel wird die Umsetzung der Raumproblematik in der Verfilmung von Tintenherz untersucht. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die wichtigsten Ergebnisse der Analyse zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Fantastische Kinder- und Jugendliteratur, Raumforschung, Weltenkonstruktion, Cornelia Funke, Tintenwelt-Trilogie, Architektur, Bibliothek, Parallelwelten, Fiktiv-reale Welt, Fiktiv-fantastische Welt, Raumstrukturen.
- Quote paper
- Nicole Schönbach (Author), 2018, Die Konstruktion von Welten durch Räume, Orte und Architektur in der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart anhand Cornelia Funkes Tintenwelt-Trilogie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/998066