Traditionelle dörfliche Jugendkultur. Erscheinungsformen und gesellschaftliche Funktion


Hausarbeit, 1996

23 Seiten


Leseprobe


0. Einleitung

Beim Untersuchungsgegenstand „Jugendkultur“ wird man wohl zunächst an eine soziologische oder psychologische Arbeit denken, zumindest wird man aber den Zeithistoriker am Werk vermuten, der die großen Jugendbewegungen des 20.

Jahrhunderts untersucht. Allerdings ist die historische Familien- und Sozialisationsforschung inzwischen so weit fortgeschritten, daß eine Beschäftigung mit dem Thema in diesem Rahmen ebenfalls nicht ungewöhnlich sein kann. Die vorliegende Arbeit trägt den Titel „Traditionelle dörfliche Jugendkultur - Erscheinungsformen und gesellschaftliche Funktion“. Damit sind bereits Einschränkungen und Schwerpunktsetzungen vorgenommen, die ich im folgenden kurz erläutern werde:

- Traditionell “ beschreibt in diesem Zusammenhang das gesellschaftliche Gefüge, das sich noch nicht oder nicht wesentlich unter dem Einfluß der Industrialisierung verändert hat. Das trifft ohne Zweifel für vorindustrielle Zeiten zu, hier aber auch für das späte 19. Jahrhundert und bis zum Ersten Weltkrieg. GESTRICH (1986) hat anschaulich nachgewiesen, daß auch dort, wo sich die dörfliche Wirtschaftsstruktur im 19. Jahrhundert grundlegend änderte, die überlieferten Formen des Jugendbrauchtums konstant blieben und von der Gesamtheit der Jugendlichen verteidigt wurde. Die entscheidende Zäsur stellte hier erst der Erste Weltkrieg dar.
- Dörflich “ grenzt den Untersuchungsgegenstand, wie sich von selbst versteht, von „städtisch“ ab. Die Arbeit bezieht sich also auf traditionell bäuerliche Strukturen und schließt die Beschäftigung mit der bürgerlichen und akademischen, aber auch der proletarischen und gewerkschaftlichen Jugendkultur aus.
- Jugendkultur “ im historischen Kontext wird aufgrund seiner vielschichtigen Problematik im ersten Kapitel gesondert diskutiert.
- Erscheinungsformen “ weist darauf hin, daß im 2. Kapitel dieser Arbeit einige ausgewählte jugendkulturelle Bräuche und Arten der Gruppenbildung beschrieben werden. Kriterien für die Auswahl waren eine nicht unwesentliche Verbreitung (auch in ähnlicher Ausprägung) und eine gute Quellen- und Literaturlage. Besonders bedeutend war jedoch, daß sich an den ausgewählten Bräuchen gut die Funktionen veranschaulichen lassen konnten, die die traditionelle Jugendkultur im dörflichen Gefüge erfüllte. Die Beschreibung der Erscheinungsformen stellt also Illustration und Grundlage für die Diskussion darüber dar. Im Hinblick darauf mag die Schilderung der Bräuche bisweilen etwas kurz und schematisch erscheinen, auf ausführliche Erörterung der Verbreitung oder regionaler Besonderheiten wird verzichtet.1 Die „g esellschaftliche Funktion “ der traditionellen dörflichen Jugendkultur schließlich soll am Ende behandelt werden. Zuerst wird es um die konkreten Aufgaben der Jugendgruppen und -rituale gehen, im Anschluß daran jedoch untersucht werden, welche Stellung die Jugendkultur im und zum dörflichen Gesellschaftssystem einnahm. Die Leitfrage dabei soll sein, inwiefern die traditionelle dörfliche Jugendkultur Protestpotential enthielt und somit perspektivisch verändernd wirkte (wie es für Teile der modernen Jugendkultur anzunehmen ist), oder ob sie vielmehr zur Stabilisierung und Reproduktion der traditionellen dörflichen Ordnung beitrug und somit als konservativ zu kennzeichnen wäre

1. Einführung zu „Jugend“, „Jugendlichkeit“ und „Jugendkultur“ im historischen Kontext

Jugend erscheint aus heutiger Sicht als ein selbstverständliches Phänomen, d. h. als eine Erscheinung, die nicht weiter erklärt werden muß, die ein jeder - schließlich auch aus eigener Erfahrung - scheinbar vollständig erfaßt. Zum einen beschreibt „Jugend“ einen Lebensabschnitt, eingebettet zwischen Kindheit und Erwachsenenalter, der verstanden wird als Reifezeit, Orientierungsphase, Periode der Abnabelung von den Eltern und Ausbildung einer eigenen Persönlichkeit, oft in Verbindung gebracht mit „Schonraum“ oder auch „Flegeljahre“. Auf der anderen Seite beschreibt „Jugend“ eine Generation, eine Gruppe etwa gleichaltriger Menschen, die zumindest innerhalb eines Kulturkreises durch ähnliche Einstellungen, Erlebnisse und gesellschaftliche Stellung miteinander verbunden sind. Wie unzulänglich eine solche Beschreibung ist, wieviele abweichende Aspekte, Brüche und notwendige Differenzierungen hier unterschlagen werden, möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren. Bedeutend für diese Arbeit ist allerdings die Einsicht, daß Jugend in der traditionellen dörflichen Gesellschaft einen grundlegend anderen Charakter hatte.

Zunächst fällt die Abgrenzung einer eigenen Jugendphase für die traditionelle dörfliche Gesellschaft schwer. Sowohl die Grenzen zur Kindheit, als auch die zum Erwachsenenalter können nicht eindeutig festgemacht werden. Die überzeugendste Unterscheidung der verschiedenen Lebensphasen wird meiner Ansicht nach von GILLIS (1984: 21) vorgenommen: „Wie wir sehen werden, ist die Altershierarchie - in der Kindheit, Jugend und Alter in verschiedenen Arten der Abhängigkeit vom jungen Erwachsenen stehen - tatsächlich das genaue Abbild der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Altersstruktur, und dieses Abbild entsprach dem Bild von der altersstrukturellen Gliederung der Gesellschaft, das jene hatten, die die soziale und wirtschaftliche Macht besaßen.. Sie schrieben der Kindheit die Abhängigkeit zu, der Jugend die Halbabhängigkeit und dem Alter die Zurückgezogenheit “. Ökonomische und soziale „Halbabhängigkeit“ in der Relation zu den Mächtigen der dörflichen Gesellschaft, den jungen, verheirateten Haushaltsvorständen, scheint also ein Charakteristikum der Lebensphase und gesellschaftlichen Position zu sein, die wir von heute aus als „Jugend“ bezeichnen. Sie ergibt sich aus der Stellung im bäuerlichen Produktionsprozeß einerseits und dem Familienstand andererseits.

Als Eintritt in die Jugendphase wird das Verlassen der eigenen Familie und die Aufnahme des Gesindedienstes in einer fremden Familie angesetzt.1 Während GILLIS (1984: 23F) diesen Übergang größtenteils schon für 7- bis 8jährige beschreibt, kommt MITTERAUER (1992: 308FF) zu dem Ergebnis, daß „der weitaus größte Teil des Gesindes der Altersgruppe der 15- bis 29jährigen angehörte“, der Anteil unter 15jähriger jedoch gering gewesen sei. In dieser Arbeit folge ich der Klassifizierung Mitterauers, zumal in die hier untersuchten Jugendgruppen (für protestantische Gebiete) der Eintritt in etwa diesem Alter mit der Konfirmation erfolgte (VGL. GESTRICH 1986: 75).

Das Ende der Jugend wird von der Heirat markiert, der notwendigen Voraussetzung zur Übernahme eines Hofes oder einer anderen Form des Übergangs zur Unabhängigkeit. Charakteristisch ist, daß sich die Jugendlichen selbst als „Ledige“ bezeichneten (VGL. GESTRICH 1986:111) und dieser Ledigenstatus auch in einer eigenen Tracht zum Ausdruck kam (EBD.: 109). Die Vorbereitung zur Überwindung dieses halbabhängigen, also defizitären Ledigenstatus in der Heirat war ein prägendes Moment der Jugendzeit in der traditionellen dörflichen Gesellschaft, was sich auch in der Bedeutung der Eheanbahnung für die Jugendgruppen und -bräuche widerspiegelt.

Im interkulturellen Vergleich fällt auf, daß die Jugend in der alteuropäischen Gesellschaft von besonders langer Dauer war. Entscheidend hierfür ist die späte Heirat, beschrieben im sogenannten „European marriage pattern“. Der Übergang vom Kind zum Erwachsenen erfolgte also nicht, wie in verschiedenen außereuropäischen Gesellschaften üblich, schlagartig durch einen Akt der Initiation, sondern allmählich in dieser langen Jugendphase. (VGL. MITTERAUER 1992: 326F).

Viele Aspekte, die für „Jugend“ heute gelten, lassen sich in dieser langen Phase allerdings nicht finden: Das heutzutage die frühe Jugend prägende „Problem“ der Pubertät hatte früher weniger Bedeutung: das Körperwachstum und die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale setzte erst etwa drei bis vier Jahre später ein und die Veränderung verlief langsamer und somit weniger auffällig. Zudem wurden die Kinder schon sehr früh an die Übernahme der Geschlechterrollen der Erwachsenen gewöhnt, z.B. durch spezifisch männliche oder weibliche Kleidung, sodaß auch hier keine Veränderung stattfand. Pubertätskrisen waren somit unbekannt. (VGL. GILLIS 1984: 22F) Auch Schulabgang und Berufswahl stellten im Gegensatz zu heute kein Problem dar. Allgemeinen Schulbesuch gab es ohnehin nicht und aufgrund der geringen Anzahl an Berufen überhaupt, der begrenzten Mobilität, des eingeschränkten Horizonts und der Tatsache, daß von frühester Kindheit an im elterlichen Betrieb mitgearbeitet wurde, verlief die Berufswahl weniger reflektiert und belastend. (EBD.: 21F).

Ausbildung einer individuellen Persönlichkeit, grundsätzliche Orientierung und Entwicklung eines eigenen Lebensentwurfs schließlich waren für einen Jugendlichen in der traditionellen dörflichen Gesellschaft keine Themen. Die heutige Vorstellung von Jugend als Schonraum konnte für diesen aufgrund der vollständigen Einbindung in den Produktionsprozeß und die rigide dörfliche Ordnung nicht gelten. GRUBER (1984: 226) schreibt zutreffend: „Kindheit und Jugend charakterisierten sich aufgrund der sozioökonomischen Voraussetzungen eher als defizientes Erwachsensein und grenzten keine eigenen Kindheits- und Jugendräume aus.“ Diese Unterschiede gilt es bei der Verwendung der Begriffe „Jugend“ und „Jugendlicher“ in diesem Zusammenhang stets zu bedenken.

Auch was „Jugend“ als Generation und darauf aufbauend eine spezifische „Jugendkultur“ angeht, ergeben sich in diesem Zusammenhang wesentliche Unterschiede zu heute. Aufgrund der partikularistischen Struktur der alteuropäischen Gesellschaft, d.h. einer Vielzahl regionaler, lokaler und arbeitsmilieuspezifischer Einheiten, zwischen denen nur relativ schwache Beziehungen bestanden, konnten sich die spezifischen Kommunikationsverhältnisse nicht bilden, die zur Genese einer Generation im oben beschriebenen Sinne nötig sind. (VGL. MITTERAUER 1986: 247F) „Jugendkultur“ im hier entwickelten Zusammenhang muß diesen Partikularismus berücksichtigen und beschäftigt sich so vielmehr mit der „auf die eigene Gemeinde zentrierten Identität traditionaler ländlicher Jugendgruppen“ (EBD.: 250). Bei diesen isolierten Jugendgruppen lassen sich jedoch - jenseits differierender Bezeichnungen oder Besonderheiten - übergeordnete Strukturen erkennen, die eine gemeinsame Behandlung rechtfertigen.

2. Erscheinungsformen traditioneller dörflicher Jugendkultur

Die Erscheinungsformen traditioneller dörflicher Jugendkultur sind vielfältig: Verschiedenste Bräuche, Rituale und Formen von Gruppen1 können beobachtet werden, die teilweise regional stark differieren und aufgrund der partikularistischen Gesellschaftsstruktur und der sich daraus ergebenden Fixierung auf die eigene Gemeinde oft schon von einem Dorf zum nächsten verschieden ausgeprägt sind oder zumindest andere Namen tragen. In diesem Kapitel sollen einige ausgewählte Formen vorgestellt werden, die eine nicht unwesentliche Verbreitung gefunden haben und die gesellschaftliche Funktion der Jugendkultur verdeutlichen.

2.1 Spinnstube

Spinnstuben haben eine weite Verbreitung bis über Mitteleuropa hinaus gefunden und konnten sich vom 16. bis vielerorts ins frühe 20. Jahrhundert behaupten, obwohl sie nicht selten massiver staatlich-polizeilicher Repression und kirchlich-moralisierender Beeinflussung1 ausgesetzt waren. Andere Bezeichnungen für dieses Phänomen sind Lichtstube, Lichtkarz, Kunkelstube, Rockenstube und Spillstube, wobei noch wesentlich mehr aufgezählt werden könnten. (VGL. MEDICK 1980: 22)

Der Bericht einer Lehrerin aus Laichingen auf der Schwäbischen Alb aus dem Jahre 1909 vermittelt einen Eindruck vom Ablauf eines Spinnstubenabends (hier: Lichtstube):

-Während die älteren Leute die langen Abende im trauten Familienkreise oder bei Bekannten zubringen, treffen sich die Jungen in der ,Lichtstube‘. Gleich nach der Konfirmation2 sorgen die Burschen und Mädchen (jeweils) für ihre eigene Lichtstube oder für das ,Ebahehaus‘3 (Irgendwohinhaus). Die Besitzer des betreffenden Hauses, der Liachtmo oder das Liachtweib, erhalten eine in Geld und Lebensmitteln bestehende Entschädigung. Gewöhnlich geht es vergnügt und lustig zu in den Lichtstuben, jedoch besonders immer dann, wenn der Ein- und Ausstand (erster und letzter Abend in der Lichtstube), der Pfeffertag, Lichtmeß und Fastnacht mit Bier, Weißbrot, Wurst und Küchlein gefeiert werden. Von der Arbeit ist an diesen Abenden keine Rede, aber sonst wird eifrig gestrickt, genäht und gehäkelt. Daneben verhandelt man die Tagesneuigkeiten mit einem wahren Feuereifer und jedes bekommt hier seinen ,Treff‘, wie der Laichinger ganz richtig sagt. Ist man des Sprechens müde, so werden ein paar Volkslieder angestimmt, vielleicht stellen sich auch etliche Burschen zu Besuch ein. Um 10 Uhr macht sich alles auf den Heimweg. Häufig kommt es dann vor, daß beide Geschlechter zusammentreffen, was natürlich nicht ohne Ruhestörung abgeht. Aber nur schwer läßt sich gegen die schlimmen Auswüchse des Lichtstubenwesens ankämpfen, die ganze Sache ist zu tief eingewurzelt.“ (M. Schurr (Lehrerin) Konferenzaufsatz Laichingen1909, Archiv der Württembergischen Landesstelle für Volkskunde, Stuttgart, ZIT. N. MEDICK 1980: 23)

Die „schlimmen Auswüchse“ werden in der Beschreibung aus einem Gebets- und Erbauungsbüchlein des 17./18. Jahrhunderts noch drastischer beschrieben:

-Geschicht nichts anders, als Leuth austragen, Ehrabschneiden; was in der Gemeind argerliches geschicht wird in der Gunckelstuben ausgetragen, man singt Buhl-Lieder, unkeusche Lieder; man redet unkeusch, man reiset ärgerlich herum, man tanzet frech darein ... Man sündiget 1. Mit Ehrabschneidung, 2. Treiben sie Gespött auß den geistlichen Sachen, Predigen. 3. Singen und reden sie unkeusche Sachen, von Lieb-Possen, machen grobe unkeusche Scherzreden von anderen Geschlecht, erzehlen unkeusche Geschichten von Eheleuten: sie kochen, essen, trincken was sie zu Haus gestohlen.“ (aus einem alten alemannischen Gebet- und Erbauungsbüchlein, 17./18. Jahrhundert, ZIT. N. MEDICK 1980: 28)

In diesen beiden Beschreibungen sind die wesentlichen Aspekte der Spinnstube enthalten, wenn auch sicherlich überspitzt aus einer einseitig ablehnenden Perspektive. In den Spinnstuben, die nur an den langen Winterabenden stattfanden, wurde gearbeitet, mindestens ebenso wichtig war jedoch die Geselligkeit. Sie kann als eine „sehr alte Form der informellen Jugendgruppe“ (MITTERAUER 1986: 192) charakterisiert werden. Dabei steht hier die weibliche Jugend1 im Mittelpunkt, die männliche Jugend erscheint nur an sie angelehnt. Die Bedeutung als Erscheinungsform von Jugendkultur erhält die Spinnstube also durch die hier gegebenen Möglichkeiten: Geselligkeit, Austausch und Diskussion von Neuigkeiten, Bewertung von Ereignissen im Dorf und schließlich der Kontakt zum anderen Geschlecht, der an den erwähnten besonderen Tagen und beim Nachhauseweg im Mittelpunkt stand, auf der anderen Seite durch Kontrolle und Verbote stets einzuschränken versucht wurde. Überhaupt mußte die Spinnstube bei der Obrigkeit angemeldet und vom Kirchenkonvent genehmigt sein, sie wurde regelmäßig vom Polizeidiener besucht, und auch den Erwachsenen, die ihre Räume zur Verfügung stellten wurde die Kontrolle über den Ablauf anbefohlen.

2.2 Äbbehe

Ausschließlich der männlichen Jugend vorbehalten waren die formelleren Jugendgruppen, die - streng nach Jahrgängen getrennt - in den Wintermonaten (von Martini bis Lichtmeß) in ihrer Äbbehe2 (auch Ebbehinhaus oder ähnlich) zusammenkamen.1 Anders als in den Spinnstuben wurde auf der Äbbehe nicht gearbeitet, und sie unterlag auch keinerlei Regulierung durch die Dorfobrigkeit. Ihr Ablauf war ritualisiert: Zu Beginn des Abends kam die ledige männliche Jugend an einem Ort im Dorf zusammen und besprach wie der Abend ablaufen sollte. Wenn keine besonderen Aktionen (z. B. Schlägereien mit der männlichen Jugend des Nachbarorts oder Rügemaßnahmen2 ) anstanden, verteilten sich die einzelnen Jahrgänge in ihre jeweiligen Lokalitäten, die während des Sommers gesucht worden waren und meistens aus dem großen Wohnzimmer einer bereitwilligen Familie bestand, das zu diesem Zweck gemietet worden war. Dort wurde dann geredet, geraucht und getrunken, Karten gespielt und gesungen. Die Äbbehe war der Ort, an dem die männlichen Jugendlichen unter sich waren, an dem sie sich über alles austauschen konnte, wofür zu Hause kein Platz war und an dem sie sich nicht zuletzt unbeaufsichtigt von Erwachsenen austoben konnten.

Am späteren Abend verließen die Burschen dann häufig ihre Äbbehe, machten einen Spaziergang durch das Dorf oder einen Besuch in einer Spinnstube, wenn dies durch Verbote oder verstärkte Kontrolle nicht unmöglich war. Ein bedeutendes Ereignis war jeden Abend der Zeitpunkt, an dem die Spinnstuben der Mädchen beendet waren. Es war Brauch, daß die Burschen die Mädchen abholten und pärchenweise nach Hause begleiteten. Hier war die Gelegenheit zu weitestgehend unkontrolliertem Kontakt der beiden Geschlechter, ein Umstand, der die Eltern dazu veranlaßte, nachdrücklich auf schnelles und pünktliches Heimkommen ihrer Töchter zu drängen.

Die Äbbehe der Jungen dauerte für gewöhnlich wesentlich länger als die Spinnstuben, die sich bereits um 10 oder 11 Uhr auflösen mußten, und nicht selten saßen die Jahrgänge bis 1 oder 2 Uhr zusammen. (VGL. GESTRICH 1984: 95FF)

2.3 Sommersonntage: Spaziergänge und Tänze

Während es in den Wintermonaten mit den Spinnstuben und Äbbehes relativ gute Möglichkeiten für Treffen der Jugendlichen gab, waren diese Gelegenheiten im Frühjahr und Sommer wesentlich knapper. Bis spät war der Tag angefüllt mit landwirtschaftlicher Arbeit, und so blieb keine Zeit und Kraft für die Spinnstuben oder die langen Sitzungen auf der Äbbehe. Jugendkulturelle Aktivitäten beschränkten sich auf besondere Anlässe (z. B. die Walpurgisnacht1 ) und besonders die Sonntage. Spaziergänge und Tänze waren die üblichen Beschäftigungen:

-Im Sommer ist nicht so viel los gewesen, höchstens daß sie mal zum Tanz sind. [...] Und da hat jahrgangsmäßig unter jeder Eiche, das hat man ganz glatt gemacht und das war denen ihr Sonntagstreffpunkt oder Sonntagsabendstreffpunkt, ihr Tanzplatz. Wenn einer Mundharmonika spielen können hat oder irgend so etwas, dann haben sie da getanzt.“ (ZIT N. GESTRICH 1984: 102)

Während die Tänze vornehmlich am Abend stattfanden, war der Nachmittag für die Spaziergänge da. Auch diese waren ritualisiert, liefen also nach ganz bestimmten Regeln ab:

-Da ist man am Sonntag spazieren gegangen. Und dann sind die Mädchen dann später auch - und haben sich getrennt: Drei, vier, fünf sind miteinander spazierengegangen. Und dann hat man sich miteinander getroffen, im Wald, und wenn man dann spazierengegangen ist, am Waldrand entlang, dann sind immer vier, fünf Burschen hinter den Mädchen drein.“ (ZIT N. GESTRICH 1984: 104)

Aus den größeren, geschlechtlich getrennten Gruppen bildeten sich also nach und nach kleinere gemischte Gruppen und schließlich Paare. Bei den Tänzen und Spaziergängen konnten Kontakte hergestellt werden und Verbindungen entstehen, was bei der täglichen Arbeit oder im Beisein der Erwachsenen nicht möglich gewesen wäre. Dennoch verliefen sie nicht unkontrolliert, weil schließlich die ganze dörfliche Jugend daran teilnahm, die Pärchenbildung mitverfolgte und stets nicht allzu weit entfernt war.

2.4 Bräuche und Rituale

Neben den reinen Treffen der Jugendlichen in Spinnstube oder Äbbehe oder bei den Sommervergnügungen gab es eine Reihe ritualisierter Aktivitäten, die an speziellen Tagen (wie 2.4.1), aus Anlaß besonderer Ereignisse (wie 2.4.3) oder periodisch wiederkehrend (wie 2.4.4) unternommen wurden. Mit Ausnahme der Päcklesnacht (2.4.1) wurden diese Unternehmungen ausschließlich von der männlichen Jugend durchgeführt, wo die Mädchen miteinbezogen wurden, betraf es sie lediglich passiv.

2.4.1 Neujahrsschießen und Päcklesnacht

In der Silvesternacht wurde den Mädchen von den Jungen das „Neujahr angeschossen“. Dabei zogen die Jungen jeweils vor das Haus ihrer Auserwählten und schossen mit Pistolen und anderen Schußwaffen in die Luft. Für die betreffenden Mädchen bedeutete das eine große Ehre, für die sie sich revanchierten:

-Und dann haben die Mädchen schon hinter den Fenstern mit dem Fläschle Likör gewartet, und man hat ihnen [=den Burschen] zum Fenster hinaus einen Likör eingeschenkt oder einen Schnaps. Die Mädchen durften nicht hinaus. Da hat man Angst gehabt, sie könnten einen treffen.“ (ZIT. N. GESTRICH 1984: 99)

Am Samstag nach Silvester folgte darauf die Päcklesnacht, eine der wenigen Bräuche, bei denen der weiblichen Jugend die aktive Rolle zukam. Das einzige Mal im Jahr durften sie zu den Burschen auf die Äbbehe und brachten dabei denjenigen, die ihnen das Neujahr angeschossen hatten ein Geschenk:

-Und dann sind die Mädchen auf die Äbbehe gekommen, ein paar haben Zigarren gebracht, ein paar Zigaretten, auch einen Likör und die Mannsleut hatten ein Fäßle Bier da und ihre rote Wurst und dann haben die zusammen gefeiert.“
-Und dann haben sie einem ein Päckle gebracht mit Zigaretten und natürlich, dem Liebsten hat man ein größeres gemacht.“ (ZIT. N. GESTRICH 1984: 99)

2.4.2 Nachtfreierei

Weit verbreitet war der Brauch der „Nachtfreierei“ (mit anderem Namen „Kiltgang“, „Fensterln“ oder „Gasslgehen“). Hierbei zogen die Burschen nachts einzeln oder in kleinen Gruppen - mitunter sammelte sich zu Beginn auch die Gesamtheit der lokalen männlichen Jugend - zu den Kammern der Mädchen, wo das jeweils auserwählte besucht werden konnte. So bestand die Möglichkeit zu vorehelicher Kontaktaufnahme, wobei sexuelle Beziehungen durch strenge Formvorschriften untersagt waren. Zudem war die gesamte Gruppe der jungen Männer über die hergestellten Kontakte informiert und sorgte für die notwendige Kontrolle. (VGL. ROSENBAUM 1982: 78 UND MITTERAUER 1986: 171F)

2.4.3 Rügebrauchtum

Ein Komplex der verschiedene Bräuche zusammenfaßt, ist das Rügebrauchtum. Von den dörflichen Ordnungs- und Moralvorstellungen abweichendes Verhalten wurde hierbei auf verschiedenste Art und Weise öffentlich angeprangert. So wurden beispielsweise als leichtfertig eingeschätzte Mädchen durch das Aufhängen einer Strohpuppe bloßgestellt, promiskuitive Mädchen wurden durch das Aufhängen eines Stechginsterbusches an ihren Haustüren öffentlich gebrandmarkt. Wiederverheiratete Witwer wurden durch das sogenannte „Charivari“ gerügt, bei dem man nachts vor ihre Häuser zog, mit allen möglichen Geräten Lärm schlug und Spottgedichte aufsagte. Auch die Verkehrung der traditionellen Geschlechtsrollen wurde sanktioniert, desweiteren zählten „geschlagene Ehemänner, Geizige, knausrige Paten und Patinnen, Fremde, die kein Einstandsgeld zahlten, eitle Mädchen, ehebrecherische Frauen, unheilbare Säufer, Brutale, Ruhestörer, Denunziateure, kurz alle, die gegen die öffentliche Meinung des Ortes verstießen“ (MITTERAUER 1986: 175) zu den potentiellen Opfern. Weitere Symbole der Rüge waren Verrammeln von Türen und Fenstern, Abladen einer Fuhre Mist auf dem Dach oder Anbringen von abschreckenden Fratzen. Für das Rügebrauchtum vorgesehene Zeiten waren die Tage zwischen Weihnachten und Dreikönig, Fasching, die Walpurgisnacht vor dem 1. Mai und mitunter das Kirchweihfest. Hierbei erhielten die männlichen Jugendlichen vom Rest der dörflichen Gesellschaft erstaunliche Freiräume, die kreativ und schonungslos ausgenutzt wurden. (VGL. GILLIS 1984: 43 UND MITTERAUER 1986: 174FF)

2.4.4 Händel mit der Nachbarjugend

Periodisch wiederkehrend und institutionalisiert waren handfest ausgetragene Streitereien mit der männlichen Jugend der Nachbardörfer. Sonntags oder bei besonderen Dorffesten (insbesondere Kirchweih) trafen sich die verfeindeten Jugendgruppen am Rand der entsprechenden Dörfer und ergingen sich nach gegenseitigen Provokationen in Massenschlägereien. Hierbei war die ansonsten so strenge Trennung der männlichen Dorfjugend in Jahrgänge aufgehoben, die kollektive Identität als Angehörige eines Dorfes stand im Vordergrund.

Handgreifliche Auseinandersetzungen gab es auch, wenn ein Jugendlicher aus einem Ort versuchte, mit einem Mädchen eines anderen Ortes in Kontakt zu treten und bei einem seiner (vornehmlich nächtlichen) Besuche entdeckt wurde. Die einheimische Jugend sah es als ihre Pflicht den „Eindringling“ zu verjagen und nicht selten kam es bei solchen Gelegenheiten auch zu Messerstechereien.

3. Verfaßtheit der traditionellen dörflichen Jugend

Dieses Kapitel versucht die Struktur und Organisation der traditionellen dörflichen Jugend zu beleuchten. Dabei darf der Begriff „Organisation“ nicht als bewußte Maßnahme im Sinne von „Steuerung“ aufgefaßt werden, denn zum einen behielten die Treffen der Jugendlichen vielfach (wie in den Spinnstuben) einen informellen Charakter, der schon die Bezeichnung als „Jugendgruppe“ problematisch erscheinen läßt, zum anderen fehlen auch dort, wo es feste Regeln und Gliederungen gab (wie bei den Äbbehes), aktive und reflektierte steuernde Eingriffe, die Strukturierung erfolgt vielmehr aufgrund „natürlicher“ Kriterien.

Bedeutend im Hinblick auf die Verfaßtheit der traditionellen dörflichen Jugend ist eine geschlechtliche Differenzierung: Die weibliche Jugend war im Vergleich zur männlichen wesentlich informeller organisiert, feste Regelungen über Gruppenzugehörigkeit, sowie Hierarchien prägten sich weniger aus. (VGL. MITTERAUER 1986: 192 UND MEDICK 1980: 45)

Was für beide Geschlechter galt war jedoch der Umstand, daß die Beteiligung an den Aktivitäten der Jugendlichen nicht auf freier Entscheidung basierte, nicht freiwillig war. Die moderne Vorstellung von einer frei verfügbaren Zeit, von „Freizeit“, der die heutigen Jugendgruppen zweifelsfrei zuzuordnen sind, ist ein Ergebnis der modernen Lohnarbeit und kann für die traditionelle dörfliche Gesellschaft nicht zutreffen. Hier erwuchs für die Jugendkultur aus der Verknüpfung mit dem Brauchtum einerseits und dem Produktionsprozeß andererseits ein stark verpflichtender Charakter. (VGL. MITTERAUER 1986: 162)

3.1 Zugehörigkeit zur dörflichen Jugend

Als zugehörig zur dörflichen Jugend wurden die jungen Leute zwischen der Konfirmation (für protestantische Gebiete) und der Hochzeit gezählt. Diese Ledigenzeit korrespondiert mit der Gesindezeit, die die Jugendlichen außerhalb des Elternhauses verbrachten.1

Als Initiation in die Jugendphase war für die männliche Jugend in manchen Gegenden seit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht die Musterung von Bedeutung (VGL. MITTERAUER 1986: 179) Als Aufnahmeritual in die männlichen Jugendgruppen fungierte häufig die Einladung zum Trinken von Alkohol bzw. der gemeinschaftliche Wirtshausbesuch, der sich oft direkt an die Konfirmation anschloß (VGL. MITTERAUER 1986: 177 UND GESTRICH 1984: 81). GILLIS (1984: 41) vermutet, daß es „für die Neulinge wohl auch Initiationsriten gegeben [hat], die durchaus auch mit Schikanen bestückt waren“, bleibt an dieser Stelle aber unkonkret.

Mit der Hochzeit war der Jugend ein eindeutiger Schlußpunkt gesetzt. In den männlichen Jugendgruppen gab es keine Verheiratete, bei den weiblichen „Gruppen“ (d.h. in den Spinnstuben) war die Trennung weniger scharf.

3.2 Gliederung und Hierarchie

Die männliche Jugend war streng hierarchisch strukturiert. Alter und Stärke waren für die Bildung der Hierarchien die wesentlichen Kriterien. Dabei besteht zwischen beiden eine Verbindung: Bei der langsameren körperlichen Entwicklung im ländlichen Milieu früherer Zeiten bedeutete älter sein häufig auch stärker sein. Körperliche Schwäche bedeutete also gleichzeitig soziale Schwäche, was sich aus der fundamentalen Bedeutung der Arbeitsfähigkeit in der dörflichen Gesellschaft ergibt. Die Hierarchiebildung der dörflichen Jugend lief somit quer zu der der Gesamtgemeinde. Das hier entscheidende Kriterium der Größe des Besitzes spielte in den Jugendgruppen keine Rolle. Bauernsöhne und Knechte waren gemeinsam organisiert und gleichberechtigt. Gerade Knechte hatten häufig sogar die Führungspositionen inne, weil sie vielfach erst später als die Bauernsöhne heirateten, die dadurch früher ausschieden(VGL. MITTERAUER 1986: 183)1. Für die weibliche Jugend galt eine solche

Hierarchiebildung nicht. MEDICK (1980: 45) zitiert aus einer Beschreibung der Spinnstuben aus dem Jahre 1798: „In diesen Zusammenkünften weiß man schlechterdings von keiner Rangordnung etwas.“

Die Unterteilung der dörflichen Jugend wurde ebenfalls vom Alter bestimmt. Die „Macht der Jahrgänge“ (ZIT. N. GESTRICH 1984: 95) sorgte dabei bei der männlichen Jugend für die stärkste Verbindung. Jahrgangsmäßig gegliedert waren die Äbbehes organisiert und auch die sommersonntäglichen Tänze folgten dieser Einteilung. Auch für die Mädchen war diese Einteilung bedeutend, wie sich gerade bei einer Charakterisierung der Tanzvergnügen zeigt: „Die [Mädchen] haben auch mitgemacht, da haben alle mitgemacht, auch zu den Jahrgängen, immer zu den Jahrgängen!“ (ZIT. N. GESTRICH 1984: 102) Für die weibliche Jugend weit mehr als für die männliche spielte daneben (wegen ihrer starken Bindung ans Haus) die Gliederung nach Nachbarschaften eine Rolle. MITTERAUER (1986: 184) hält dabei dieses Kriterium für älter als die Jahrgangseinteilung.

3.3 Gemeinschaftsgefühl und Stabilität

Die Jugendkultur der traditionellen dörflichen Gesellschaft zeichnet sich durch ein hohes Maß an Stabilität und Homogenität aus, was die Verfassung der dörflichen Gesamtgesellschaft widerspiegelt. GRUBER (1984: 242) schreibt: „Die geringe Mobilität der Bevölkerung einerseits wie die ,Geschlossenheit‘ einfacher Gesellschaften andererseits - wodurch es zu nur geringen Einflüssen auf das soziale Gefüge ,Dorf‘ kam - dürften mit ein Grund für die Stabilität und Homogenität der Dorfbevölkerung gewesen sein.“ Konflikte über Werte und Einstellungen kamen praktisch nicht vor, das Einfinden in die eine bestehende Jugendkultur - ganz im Gegensatz zu den heutigen höchst ausdifferenzierten jugendkulturellen „tribes“ - war alternativlos. Stabilität ging auch maßgeblich von der Kirche aus. Allsonntäglich manifestierte sich hier in einer rigiden Sitzordnung die Grundstruktur der dörflichen Gesellschaft und als Teil davon der dörflichen Jugend. (VGL. MITTERAUER 1986: 166F)

Bei der Entstehung des ausgeprägten Gemeinschaftsgefühls waren verschiedene Faktoren wichtig: Treffen der Jahrgänge auf den Äbbehes und die daraus entstehenden gemeinschaftlichen Aktionen ebenso wie der gemeinschaftsstiftenden Konsum von Alkohol, die Verteidigung des „eigenen“ Territoriums gegen Eindringlinge von außen ebenso wie die ähnliche Stellung im sozialen und ökonomischen Gefüge des Dorfes.

4. Konkrete Aufgaben der Jugendgruppen:

Eheanbahnung, soziale Kontrolle, territoriale Verteidigung

Nach der beschreibenden Darstellung einiger Erscheinungsformen traditioneller Jugendkultur und dem Aufzeigen, wie die dörfliche Jugend sich hierbei organisierte, sollen im folgenden Kapitel die Hauptaufgaben der Jugendgruppen charakterisiert werden. Es soll also deutlich werden, welcher Sinn in den verschiedenen einzelnen Aktivitäten lag, welche Funktion sie erfüllten. Die Hauptaufgaben sehe ich in den drei Komplexen Eheanbahnung, soziale Kontrolle und territoriale Verteidigung.

4.1 Eheanbahnung

Wie bereits dargestellt markierte die Heirat das Ende der Jugendzeit und machte die halbabhängigen Jugendlichen zu selbständigen Vollmitgliedern der dörflichen Gesellschaft. Der Heirat kam also entscheidende Bedeutung zu, und aus diesem Grund lag die Hauptaufgabe der Jugendgruppen in der Regelung der vorehelichen Kontakte der beiden Geschlechter und in der Eheanbahnung. Nach einer langen Phase der Geschlechtertrennung galt es, Kontaktmöglichkeiten zu schaffen oder Kontakte zwischen den Geschlechter sogar regelrecht zu erzwingen. Die Besuche der Burschen in den Spinnstuben und das Nachhausebringen der Mädchen, die sommersonntäglichen Spaziergänge und Tänze, Nachtfreierei, Neujahrsschießen und Päcklesnacht - alles waren Bräuche, die eine Annäherung der Geschlechter möglich machten und letztlich der Eheanbahnung dienten.

Dabei ist ein wesentliches Merkmal all dieser Bräuche, daß sie praktisch keine unkontrollierten Kontakte zuließen und somit vorehelichen Geschlechtsverkehr zu vermeiden suchten. Uneheliche Kinder bzw. daraus möglicherweise erwachsende ungeplante Verbindungen konnten die dörfliche Ordnung erschüttern und waren tunlichst zu vermeiden (VGL. ROSENBAUM 1982: 77). Die verschiedenen Formen des Werbebrauchtums fanden so stets im Rahmen der Teilöffentlichkeit der dörflichen Jugend statt, waren institutionalisiert, ritualisiert und reglementiert (VGL. MITTERAUER 1986: 172). Neben der Kontrolle zur Vermeidung vorehelicher sexueller Kontakte lag bei den Jugendgruppen auch die Zuständigkeit, zu prüfen, ob angestrebte oder eingegangene Verbindungen passend und standesgemäß waren. GRUBER (1984: 240) weist darauf hin, daß Ehen „von den Bedürfnissen und Entscheidungen der gesamten Hausgemeinschaft als kollektiver Einheit abhängig“ waren und unstandesgemäße Ehen die dörfliche Ordnung stören konnten. Wenn die letzte Entscheidung über eine Heirat auch von der Zustimmung der Eltern abhing, so kam den Jugendgruppen doch eine bedeutende Regulationsfunktion zu, indem sie schon im Frühstadium eine Verbindung durch Zustimmung fördern oder durch Mißbilligung verhindern konnten. Die Einschätzung einer Verbindung erleichterte dabei, daß die Kriterien für die Partnerwahl weniger subjektive Gefühle wie Sympathie oder Liebe waren, sondern vielmehr ökonomischen Aspekten folgten, nämlich dem Besitz an Produktionsmitteln einerseits und der Arbeits- und Reproduktionsfähigkeit andererseits. „Und in der Tat sind die drei Gesichtspunkte: Mitgift, Arbeitsfähigkeit und Gesundheit (unter dem Gesichtspunkt der Familienkontinuität und Arbeitskraft unentbehrlich) die drei wesentlichen Kriterien gewesen, die die bäuerliche Brautsuche beherrschten.“ (ROSENBAUM 1982: 72)

Ein weiterer Aspekt der durch die ritualisierte Eheanbahnung gewährleistet war, war die Einhaltung der traditionellen Geschlechtsrollen. MITTERAUER (1986: 172) schreibt: „Die aktive Funktion kam den Burschen zu. Zwischen ihnen liefen die entscheidenden Prozesse der Kommunikation. Die Mädchen standen ihnen vereinzelt gegenüber. Von ,Mädchenbünden‘ als Parallelorganisation zu den Burschenschaften kann jedenfalls bei diesen Formen des Werbebrauchtums nicht gesprochen werden.“

4.2 Soziale Kontrolle

Die Kontrolle der dörflichen Jugend über sich selbst, die, wie gesehen, bei Eheanbahnung und Werbebrauchtum eine zentrale Rolle gespielt hat, dehnte sich auch auf andere Teile der dörflichen Gesellschaft aus. Das Verhalten der gesamten Dorfgesellschaft wurde aufmerksam verfolgt und bewertet. So charakterisiert SIEDER (1987: 88) die Spinnstuben als Ort der „kollektiven Kontrolle“ der Erwachsenen und Jugendlichen, für die Äbbehes oder Stammtischtreffen trifft dies ebenfalls zu. Im Rügebrauchtum stand den Jugendlichen ein (ebenfalls ritualisiertes) Instrumentarium zur Verfügung, mit dem das so festgestellte, von den dörflichen Ordnungs- und Moralvorstellungen abweichende Verhalten öffentlich angeprangert werden konnte. Vorgegangen wurde dabei gegen alles, was die dörfliche Ordnung stören konnte: Ehebruch, vorehelicher Geschlechtsverkehr, Vertauschung der traditionellen Geschlechterrollen (VGL. ROSENBAUM 1982: 113F), aber auch Wiederverheiratung von Verwitweten, weil dadurch der Zeitpunkt der Hofübergabe hinausgezögert wurde und die Zukunftsaussichten der jüngeren Generation sich verschlechterten, Ruhestörung, Brutalität und Alkoholismus (VGL. MITTERAUER 1986: 175).

Die männliche Jugend, die die Aufgabe hatte, diese Verstöße zu sanktionieren, erhielt dabei von der ganzen dörflichen Gesellschaft Freiräume, die darauf hinweisen, wie stark diese die Rügeaktionen mittrugen bzw. die sogar eine implizite „Auftragserteilung“ an die Jugendlichen vermuten läßt. Schließlich stehen die Rügebräuche nicht für isolierte Aktionen übermütiger Jugendlicher, sondern für die „rauhe Stimme des kommunalen Gewissens“ (SCHINDLER 1992: 224).

4.3 Territoriale Verteidigung

Der dritte Aufgabenkomplex für die dörfliche Jugend bestand in der Verteidigung des eigenen Territoriums. Zunächst bedeutete dies die Verteidigung des lokalen Heiratsmarktes. Auswärtige Freier wurden nach Möglichkeit verprügelt und vertrieben, ebenso wurden Ausbruchsversuche von Mädchen verhindert, wobei dies auch geschah, wenn keiner der einheimischen Burschen an dem Mädchen interessiert war. Das eigentliche Problem dabei war nicht die Knappheit an heiratsfähigen Frauen im Dorf, es ging vielmehr um die Verteidigung der lokalen Besitzverhältnisse, d.h. der bestehenden dörflichen Ordnung, aber auch handfester materieller Interessen. Einheirat von außen bedeutete eine zusätzliche Familie im Dorf, was zu weiterer Güterzersplitterung führte und die ganze Dorfgemeinschaft betraf, wenn es galt, dadurch verarmte Familien zu unterstützen. (VGL. GESTRICH 1986: 106F)

Bei der vordergründigen Verteidigung des lokalen Heiratsmarktes ging es aber noch um mehr: Schon frühzeitig galt es die Verteidigung dörflicher Interessen einzuüben. Austrag der Konflikte mit Nachbardörfern um Nutzung von Wald oder Weiden oder Abwehr fremder Ansprüche waren wichtige Aufgaben der erwachsenen Männer, die mit der Führung der Gemeinde betraut waren. Die Händel mit der Nachbarjugend um die Verteidigung des lokalen Heiratsmarktes als einen kollektiven Besitz symbolisierten diesen Konfliktaustrag und führten in die Erwachsenenrolle ein. (VGL. MITTERAUER 1986: 173)

Nicht zuletzt wurde im gemeinsamen Kampf gegen die Fremden auch die Aufsplitterung in isolierte Jahrgänge überwunden und die kollektive Identität des Dorfes geschaffen, die für Zusammenhalt und Solidarität sorgte und in der sich der einzelne aufgehoben und geschützt fühlen konnte.

5. Funktion der Jugendkultur für die Stabilisierung und Reproduktion der dörflichen Ordnung

Abschließend soll die anfangs gestellte Frage diskutiert werden, inwiefern die traditionelle dörfliche Jugendkultur Protestpotential enthielt und somit perspektivisch verändernd wirkte (wie es für Teile der modernen Jugendkultur anzunehmen ist), oder ob sie vielmehr zur Stabilisierung und Reproduktion der traditionellen dörflichen Ordnung beitrug und somit als konservativ zu kennzeichnen wäre. Dabei sind - um es vorweg zu nehmen - in keiner der Erscheinungsformen oder Aufgaben, die der traditionellen dörflichen Jugendkultur zuzuordnen sind, progressive Elemente oder Formen von Protest gegen die bestehende Ordnung zu erkennen.

Ein Aspekt, der den konservativen Charakter der traditionellen dörflichen Jugendkultur deutlich macht, ist die Funktion der Jugendgruppe als Ort der Einübung der traditionellen Rollenmuster und Übernahme der Normen und Werte:

Geschlechtsrollenmuster wurden reproduziert in dem Verhältnis zwischen aktiver männlicher und passiver weiblicher Jugend (die als Objekt und Besitz der männlichen Jugend erscheint), in dem Umstand daß in den Spinnstuben im Haus gearbeitet wurde, während auf den Äbbehes oder im Wirtshaus auswärts die bedeutenden Stammtischfähigkeiten Trinken, Rauchen und Debattieren (als „Versuch der kollektiven Nachahmung der Verhaltensweisen der verheirateten männlichen Erwachsenen“ (MEDICK 1980: 45)) zum Einsatz kamen und in der Sanktionierung sexuell freizügigen oder gar promiskuitiven Verhaltens der Mädchen durch die Burschen, für die dasselbe Verhalten vielmehr ehrenvoll war. Wehrhaftigkeit und Schneid als zentrale männliche Qualitäten wurden in den ritualisierten Händeln der männlichen Jugend mit der Nachbarjugend gefördert, die „rituelle[n] Dynamik von Herausforderung und Erwiderung“ beschreibt SCHINDLER (1992: 229) geradezu als „Mannbarkeitsriten“.

Hierarchische und patriarchale Strukturen, die sowohl die Familie als auch die dörfliche Gesamtgesellschaft prägten, wurden von den Jugendlichen in den Jugendgruppen reproduziert.

Die Aufgabe der territorialen Verteidigung führte die männlichen Jugendlichen in die Rolle als Führer und Beschützer der Gemeinde ein, bestätigte somit das Dorf als Einheit nach außen und schuf eine kollektive Identität. In dieser Abschließung nach außen wurde auch die traditionelle, partikularistische Struktur der alteuropäischen Gesellschaft (VGL. MITTERAUER 1986: 247) bestätigt, in der bestehende Normen und Werte gegen potentiell verändernde Einflüsse von außen abgeschirmt waren. Im Rügebrauchtum verteidigte die männliche Jugend ganz unmittelbar das bestehende Wertesystem und manifestierte darüber hinaus durch ihre öffentliche Anprangerung aus der heutigen Sicht „privaten“ Verhaltens, daß Individualität oder Privatsphäre in der dörflichen Gesellschaft nicht möglich waren. (VGL. ROSENBAUM 1982: 113F) Die soziale Kontrolle schließlich, die sich in praktisch allen Erscheinungsformen traditioneller dörflicher Jugendkultur wiederfinden läßt, ließ die Möglichkeit individueller Ausbruchsversuche, die ohnehin nicht wahrscheinlich waren, vollends schwinden. Im Gegensatz dazu führte sie durch den Umstand, daß der einzelne nicht nur kontrolliert wurde, sondern eben auch kontrollierte, zur Reproduktion des Systems.

GRUBER (1984: 231) schreibt abschließend: „Soziale Kontrolle und die Internalisierung patriarchalischer Normen können als die wesentlichen Funktionen der Burschenschaften angesehen werden, was allgemein zur Homogenisierung der Normen und Werte unter den Jugendlichen und zu ihrer sozialen Integration in die Gesellschaft beitrug.“ Dabei trifft diese Funktion in meinen Augen nicht nur auf die Burschenschaften, sondern auf die Gesamtheit der traditionellen dörflichen Jugendkultur zu.

Als Einwand gegen die Charakterisierung der dörflichen Jugendkultur als Stabilisierungs- und Reproduktionsinstanz für die dörfliche Gesamtgesellschaft könnte gebracht werden, daß z. B. die Äbbehes (und in geringerem Ausmaß auch die Spinnstuben) Orte waren, in denen die Jugendlichen unter sich waren und unkontrolliert tun konnten, was ihnen in der Familie oder der dörflichen Gesamtöffentlichkeit streng verboten war (z. B. Rauchen und Trinken, aber auch Kritisieren der Erwachsenen). Somit könnten sie als Freiräume oder gar Gegenentwurf erscheinen, die den jugendlichen eine Alternative zum Bestehenden aufzeigen konnten. Diese Kritik greift allerdings zu kurz: Zweifellos waren die Äbbehes Freiräume, die die Jugendlichen für eine kurze Zeit aus dem sonst herrschenden autoritären Gefüge der Familie entließen. Aber wie wir gesehen haben, stellten sie in ihren Strukturen keineswegs Gegenbilder dar. Vielmehr fungierten sie (ebenso wie die Freiheit, die bei den Rügebräuchen gewährt wurde) als Ventil, das aufgestaute Frustrationen und entstehendes Protestpotential - Gefühle, die während der langen Phase der Halbabhängigkeit, mit anderen Worten der Unterdrückung in der Familie und bei der Arbeit, sicher aufkamen - entschärfte und so Generationenkonflikte in der Regel gerade vermeiden half (VGL. GESTRICH 1986: 98 UND DERS. 1989: 632). Die „verkehrte Welt“, die zu ganz bestimmten Zeiten und in hohem Maße institutionalisiert einen Platz bekam, wirkte für den ganzen Rest der Zeit als Stabilisator.

Und schließlich brauchten die Jugendlichen auch einen gewissen Freiraum, um sich die Rollen, die sie als Erwachsene künftig zu übernehmen hatten, anzueignen. „Die von der Familie vorgegebenen Handlungsmuster und Elemente der Identitätsbildung reichten auch in den einfachen dörflichen Verhältnissen nicht zu sicherem Handeln als Erwachsener aus“ (GESTRICH 1986: 181). Verantwortung übernehmen, Entscheidungen fällen, eigene Interessen durchsetzen, Selbständigkeit entwickeln - also das notwendige „Erwachsensein üben“ - war in der altersheterogenen Gruppe der Familie mit dem Vater als „absolutem Herrscher“ und der rigiden Rollenverteilung nicht möglich. Die Gruppe der Jugendlichen und besonders die altershomogenen Jahrgänge ließen dies zu und bereiteten so die Übernahme der Erwachsenenrolle mitsamt den dazugehörigen Normen und Werten vor.

In diesem Sinne läßt sich über die traditionelle dörfliche Jugendkultur, ihre Funktion und ihren Fortbestand sagen, was HORKHEIMER (1936: 225) in bezug auf Religion und Familie schrieb:

-Die Rolle der kulturellen Institutionen bei der Aufrechterhaltung einer bestimmten Gesellschaft pflegt denjenigen, deren Existenz besonders eng mit ihr verknüpft ist, instinktiv und schließlich auch begrifflich wohl bekannt zu sein. Sie hängen mit Inbrunst an den Lebensformen, deren Geltung ein Element der für sie günstigen Weltordnung bildet. Aber die Kraft der Selbstreproduktion dieser Institutionen stammt nur zum geringen Teil aus der absichtlichen Förderung von oben. Während sie aus der grundlegenden Struktur der Gesellschaft, zu deren Festigung sie selbst beitragen, neues Leben ziehen, stärken sie überdies auch unmittelbar die auf ihre Erhaltung gerichteten Kräfte.“

Die traditionelle dörfliche Jugendkultur als eine dieser „kulturellen Institutionen“ hatte in Bezug auf die Jugendlichen also „für eine verlängerte ,Initiation‘ zu sorgen, grob gesagt vom Beginn der Pubertät bis zum Zeitpunkt der Heirat“ (GILLIS 1984: 43), für die dörfliche System war sie ein Faktor der Stabilisierung und Reproduktion.

6. Literaturverzeichnis

Gestrich, Andreas u. Mutschler, Susanne 1984: Ohmenhausen. Kindheit, Jugend und Familie im 19. Jahrhundert, Reutlingen.

Gestrich, Andreas 1986: Traditionelle Jugendkultur und Industrialisierung.

Sozialgeschichte der Jugend in einer ländlichen Arbeitergemeinde Württembergs, 1800 - 1920 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd. 69), Göttingen.

Gestrich, Andreas 1989: Protestant religion, the state and the suppression of traditional youth culture in southwest Germany, in: History of European Ideas, Bd. 11, 629- 635.

Gillis, John R. 1984: Geschichte der Jugend. Tradition und Wandel im Verhältnis der Altersgruppen und Generationen in Europa von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, 2. Aufl., Weinheim/Basel.

Gruber, Beatus 1984: Kindheit und Jugend in vorindustriellen ländlichen

Hausgemeinschaften, in: Hubert C. Ehalt (Hg.): Geschichte von unten. Fragestellungen, Methoden und Projekte einer Geschichte des Alltags, Wien/Köln/Graz, 217-257.

Horkheimer, Max 1936: Autorität und Familie, in: ders. 1970: Traditionelle und kritische Theorie. Vier Aufsätze, Frankfurt/Main, 162-230.

Medick, Hans 1980: Spinnstuben auf dem Dorf. Jugendliche Sexualkultur und

Feierabendbrauch in der ländlichen Gesellschaft der frühen Neuzeit, in: Gerhard Huck (Hg.): Sozialgeschichte der Freizeit. Untersuchungen zum Wandel der Alltagskultur in Deutschland, Wuppertal.

Mitterauer, Michael 1986: Sozialgeschichte der Jugend, Frankfurt/Main.

Mitterauer, Michael u. Sieder, Reinhard 1991: Vom Patriarchat zur Partnerschaft. Zum Strukturwandel der Familie, 4. Aufl., München.

Mitterauer, Michael 1992: Familie und Arbeitsteilung. Historischvergleichende

Studien (Kulturstudien bei Böhlau Bd. 26), Wien/Köln/Weimar.

Rosenbaum, Heidi 1982: Formen der Familie. Untersuchungen zum Zusammenhang von Familienverhältnissen, Sozialstruktur und sozialem Wandel in der deutschen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, Frankfurt/Main.

Schindler, Norbert 1992: Widerspenstige Leute. Studien zur Volkskultur in der frühen Neuzeit, Frankfurt/Main.

Sieder, Reinhard 1987: Sozialgeschichte der Familie, Frankfurt/Main.

[...]


1 Regionaler Ausgangspunkt dieser Arbeit ist der schwäbische Raum. Die skizzierten

Erscheinungsformen fanden darüber hinaus jedoch meist weit größere Verbreitung und die Schlußfolgerungen lassen sich (mit Abstrichen) auf West- und Mitteleuropa anwenden.

1 Auf die sprachliche Koppelung von Jugend und Gesindedienst, z.B. in den Begriffen „Bursch“, „Junge“, „Mädchen“, aber auch „boy“ oder „garcon“ weisen GILLIS (1984: 23) und besonders MITTERAUER (1992: 301FF) hin.

1 Zu den vielfältigen Bezeichnungen für diese Gruppen, die oft bereits Hinweise auf Form und Funktion geben, so z.B. über deren Alterszusammensetzung („iuniores innupti“), Organisationsgrad („Königreich“) oder Hauptaktionszeit („Fastnachtsknechte“) VGL. MITTERAUER 1986: 164FF.

1 Zu den verschiedenen Versuchen der Unterdrückung oder Umwertung der Spinnstuben VGL. GESTRICH 1989: 629FF und MEDICK 1980: 25F.

2 Zum Beginn der Jugendgruppen vgl. Kap. 3.

3 Zum Ebahehaus (oder Äbbehe) vgl. Kap. 2.2.

1 In den Spinnstuben war die Altershomogenität nicht so ausgeprägt wie in den männlichen

Jugendgruppen, je nach Ort und Zeit konnten auch verheiratete Frauen daran teilnehmen. (VGL. MITTERAUER 1986: 189F) Weibliche „Jugend“ ist somit nur eingeschränkt zu benutzen.

2 Hochdeutsch: irgendwohin.

1 MITTERAUER (1986: 177) weist darauf hin, daß die Äbbehe oder mit ihr verwandte Formen wesentlich weniger starke Verbreitung gefunden hat als die Spinnstuben. Wo sie nicht üblich war, wurde ihre Funktion weitestgehend von Stammtischen in Wirtshäusern übernommen.

2 Vgl. Kap. 2.4.

1 Vgl. Kap. 2.4.3.

1 vgl. Kap. 1.

1 Dieser Sachverhalt bedeutet allerdings nicht, daß den Jugendlichen die soziale Schichtung nicht bewußt gewesen wäre. Bei der Partnerwahl z. B. wurde hierauf peinlich genau geachtet. (VGL. GESTRICH 1986: 105)

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Traditionelle dörfliche Jugendkultur. Erscheinungsformen und gesellschaftliche Funktion
Hochschule
Universität Stuttgart
Autor
Jahr
1996
Seiten
23
Katalognummer
V99907
ISBN (eBook)
9783638983402
Dateigröße
399 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Traditionelle, Jugendkultur, Erscheinungsformen, Funktion
Arbeit zitieren
Jo Bauer (Autor:in), 1996, Traditionelle dörfliche Jugendkultur. Erscheinungsformen und gesellschaftliche Funktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99907

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Traditionelle dörfliche Jugendkultur. Erscheinungsformen und gesellschaftliche Funktion



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden