Amsterdam - Eine multikulturelle Stadt


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

4 Seiten


Leseprobe


Amsterdam - Eine multikulturelle Stadt

Schon immer waren die Niederlande ein Einwanderungsland: Im Mittelalter kamen Bauern aus der Region in die Stadt, die sich der Knechtschaft widersetzten. Im 16. Jahrhundert kamen viele Protestanten aus Flandern und dem Rheinland sowie Juden aus Portugal. (Seit 350 gibt es ein jüdisches Viertel, das im 2. Weltkrieg entvölkert wurde. Ehemals lag es außerhalb der Stadtmauern.) Die Juden kamen vor allem aus Spanien und Portugal. Im 17. Jahrhundert kamen Protestanten aus Frankreich (Hugenotten) und aus Großbritannien und im 18. Jahrhundert Juden aus Deutschland, Polen, Böhmen und Litauen. Im 19. Jahrhundert schließlich kamen vor allem deutsche Immigranten und im 20. Jahrhundert kamen Chinesen, Juden aus NAZI-Deutschland, wirtschaftsflüchtlinge aus Spanien, Italien, Yugoslawien, der Türkei und Belgien, sowie Menschen aus den verschiedenen ehemaligen niederländischen Kolonien in der Karibik und in Asien. Die Liste ist endlos lang.

Amsterdam hat heute rund 750.000 Einwohner. Nimmt man das Umland dazu so leben im Stadtraum Amsterdam rund 2 Millionen Menschen, die aus der ganzen Welt kommen. Der sich in Amsterdam vollzogene Suburbanisierungsprozeß, der mit der Wohlstandsentwicklung und der Motorisierung eng zusammenhängt, führte zu einer Ausdehnung der Stadt über die Stadtgrenzen sowie zu einem demographischen und sozialen ,,sorting" und ,,shifting"- Prozeß. Eine Großzahl von Familien, Personen mit relativ hohem Einkommen, sowie Personen niederländischer Abstammung sind in die Vororte gezogen. Innerhalb der Stadtgrenzen Amsterdams verblieb ein zunehmender Anteil junger Menschen, Einpersonenhaushalte und Zuwanderer. Der Bevölkerungsverlust der Stadt auf Grund der Suburbanisierung wurde durch die Zuwanderung ausge glichen. Die Stadt hat heute den höchsten Anteil ethnischer Minderheiten in Europa. So lebten in den Jahren 1998/99 150 verschiedene Nationalitäten in Amsterdam. In zehn Jahren schon wird die Hälfte der Bevölkerung fremder Herkunft sein. Im Stadtgebiet Ams terdams haben 48% aller Schulkinder ein oder beide Elternteile, die nicht in den Niederlanden geboren sind. Die meisten Einwanderer kommen heute aus Ländern wie Indonesien, Surinam oder den Niederländischen Antillen (10.500 Einwanderer), aber auch aus China (20.000) (in der Nähe des Neumarkts liegt China-Town, das Einkaufzentrum ,,New Chinatown" östlich des Bahnhofs ist in Planung) aus Ghana und Pakistan (70.000) und aus Ländern wie Marrokko (48.000) und der Türkei (31.000). Als Reaktion auf die liberale Atmosphäre in Amsterdam finden wir hier auch eine Vielzahl von Menschen die hier Asyl beantragen, wie Bosnier aus Sarajavo, Somalier aus Mogadischu oder Vietnamesen aus Saigon aber auch homosexuelle Amerikaner.

Ein Großteil der Zuwanderer ließ sich in der Kernstadt nieder und kompensierte damit die Abwanderung in die Vororte.

Die Kernstadt gilt aber auch bei jungen und älteren jungen Haushalten als attraktiv, so daß die Bevölkerung Amsterdams - im Gegensatz zur Entwicklung in anderen niederländischen Städten und zum niederländischen Trend - nicht ,,ergraut". Menschen im Alter vom 25 bis 44 dominieren die Stadt. Das hängt mit Standort der höheren Bildungseinrichtungen in der Stadt sowie einem expandieren Dienstleistungssektor zusammen. Bemerkenswert für Ams terdam sind die Effekte einer wohlfahrtsstaatlichen Politik auf nationaler und städtischer Ebene. Die Sozialleistungen bewegen sich immer noch auf hohem Niveau, die Einkommensunterschiede sind mäßig, Wohngeld und eine Vielzahl anderer Beihilfen sind immer noch wesentliche Bestandteile des Systems. In der Tradition des sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaates versuchen die Niederlande, ,,Gleichheit auf hohem Niveau, nicht Gleichheit der Minimalen Bedürfnisse" zu erreichen. Die Effekte dieser Politik lassen sich in der Städtische Struktur ablesen. Die Stadt zeigt weder große Wohlstandsunterschiede noch eine Konzentration von Armut. Ungeachtet des sozialdemokratischen Charakters des niederländischen Wohlfahrtsstaates sowie des regionalen umverteilenden Steuersystems werden Wohlstandsunterschiede zwischen der Kernstadt und den Umlandgemeinden als gefährlich für den Zusammenhalt der städtischen Gesellschaft angesehen. Wegen der niederländischen Verwaltungsstruktur, die unabhängige Gemeinden aber keine regionalen Körperschaften umfaßt , wird die Gemeinde Amsterdam oft als geschlossenes System gesehen. Das gilt ebenso für die Behandlung sozialer Probleme. Während Amsterdam in Wirklichkeit im Zusammenhang mit der Stadtregion gesehen werden muß, werden dagegen soziale Probleme nur innerhalb der Gemeinden Amsterdam angegangen.

Deshalb sind Armut, Arbeitslosigkeit und die Lage der Einwanderer die am häufigsten diskutierten sozialen Probleme. Bei genauerem Hinsehen wird allerdings deutlich, daß die meisten dieser Probleme weniger gravierend sind als angenommen. Einkommensunterschiede innerhalb Amsterdams sind relativ moderat, dasselbe gilt für die Zahl der Armen in Amsterdam. Die Arbeitslosenrate in Amsterdam ist äußerst gering (ungefähr 3%). Die Wirtschaft boomt und die Menschen arbeiten in allen Bereichen - Tourismus (Hotels, Cafes, Kanalfahrten, Restaurants), am Flughafen Schiphol, im Finanzbereich (Amsterdam ist Börsenplatz) - und das Dienstleistungszentrum und Computer Zentrum (Sitz der High Tech Industrie) wachsen. Nur wirklich neue Immigranten und Randgruppen(Einzelgänger) haben Schwierigkeiten einen Job zu finden.

Die allgemeinen Merkmale des Wohlfahrtsstaates erklären aber nur teilweise warum die sozialräumlichen Unterschiede so moderat sind.

Zum ersten ist der Anteil an gemeindeeigenen Sozialwohnungen relativ hoch - mehr als 50% - und weitgehend gleichmäßig über nach 1900 bebauten Stadtteile verteilt; dazu kommt, daß das Wohnungsverteilungssystem der Gemeinde Amsterdam allen Bürgern der Stadt nach gleichen Kriterien Zutritt zu diesen Sozialwohnungen verschafft. Diese Kriterien richten sich nach der bisherigen Wartezeit der Wohungsvergabe, Größe des Haushaltes und Höhe des Einkommens. Diese Faktoren, die unabhängig von der Staatsbürgerschaft sind, besitzen wichtige Funktion, um soziale und ethnische Segregation niedrig zu halten. So ist Amsterdam eine Stadt die Toleranz und sozialen Frieden nach außen hin abstrahlt.

Weiterhin werden die Zuwanderer betreut und vielfältig unterstützt. Es gibt Flüchtlingsunterstützungsorganisationen und Integrationszentren für Neuankömmlinge. Zusätzlich wurde ein Beschwerdebüro eingerichtet.

Die Stadt investiert große Summen in die Verhinderung der Entstehung von Ghettos besonders in den Bezirken wo überwiegend ethnische Minderheiten leben. Im lokalen Kabelfernsehen existieren Programme von und für Einwanderer welche in die lokalen Verordnungen für Einwanderer eingebettet sind. Zudem verbietet die Niederländische Verfassung die Diskriminierung auf Grund von Rasse, Geschlecht und sexuellen Neigungen. Schon 1996 bezog die Stadtverwaltung die Verfassung auf ihr eigenes Verhaltensregelwerk für lokale Autoritäten.

Zudem gibt es eine Verordnung zum Schutz Homosexueller Stadtbürger (Aktive Verordnung zur Bekämpfung der Diskriminierung). Auch diese Verordnung trägt aktive zu einer Atmosphäre der Toleranz bei.

Das lesbische Archiv unterstützt die lesbische Kultur und organisiert kulturelle Aktivitäten.

De Gay Krant (gegründet 1979) ist heute das best verkaufteste Nachrichten- und Meinungsmagazin der niederländischen Homo-Szene (Auflage 30 500 mit einer tatsächlichen Leserschaft von 120 000).

Der Staat verfolgt zudem eine spezielle Emanzipationspolitik, gründeten 1995 die Ombudmans Service für Frauen und kümmerten sich um Beschwerden bezüglich der legalen und sozialen Position von Schwarzen, Weißen Frauen und weibliche Immigranten.

Literaturangaben:

Musterd, S.; Ostendorf, W.:Amsterdam - Hauptstadt eines sozialen Wohlfahrtstaates. Geographische Rundschau, 1999, H.10, S. 523-528.

http://www.amsterdam.nl/

http://www.onstat.amsterdam.nl/

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Amsterdam - Eine multikulturelle Stadt
Hochschule
Real Centro Universitario Maria Cristina
Autor
Jahr
2000
Seiten
4
Katalognummer
V99922
ISBN (eBook)
9783638983556
Dateigröße
410 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Amsterdam, Eine, Stadt
Arbeit zitieren
Alexander Mirsch (Autor:in), 2000, Amsterdam - Eine multikulturelle Stadt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99922

Kommentare

  • Gast am 23.3.2010

    gute arbeit und trifft noch heute zu.
    Siehe mein Blog "Alter Ego" auf www.magazin66.de

  • Gast am 3.2.2006

    gute Arbeit.

    gute Arbeit

Blick ins Buch
Titel: Amsterdam - Eine multikulturelle Stadt



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