Das gelenkte Rollenspiel zur Förderung des Sozialverhaltens im Elementarbereich


Seminararbeit, 2000

24 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Motivation zum Thema

1. Die allgemeine Betrachtung des Spiels und des Rollenspiels
1.1 Das Spiel
1.2 Das Rollenspiel
1.2.1 Die Arten des Rollenspiels
1.2.1.1 Das spontane Rollenspiel
1.2.1.2 Das gelenkte Rollenspiel
1.2.3 Die Bedeutung des Rollenspiels

2. Die theoretische Betrachtung des Rollenspiels am Beispiel der ,,Igelgruppe" im Evangelischen Kindergarten in Rottendorf
2.1 Die Ist - Situation der Igelgruppe im Bezug au fdas Spielverhalten
2.2 Die Ist - Situation der Zielgruppe im Bezug au fdas Sozialverhalten
2.3 Die Zielsetzungen für das gelenkte Rollenspiel im Bezug auf das Sozialverhalten
2.3.1 Interaktion und Kommunikation
2.3.2 Rollenlernen durch Rollenspiel
2.3.3 Konfliktlernen durch Rollenspiel
2.3.4 Kreativitäts- und Phantasietraining durch Rollenspiel
2.3.5 Erweiterung der sprachlichen Kompetenz durchRollenspiel
2.3.6 Therapeutische Hilfe durch das Rollenspiel
2.4 Die Bedeutung des Spiels für die Zielgruppe
2.5 Die Bedeutung des gelenkten Rollenspiels für meine Zielgruppe
2.6 Die Gefahren des gelenkten Rollenspiels für meine Zielgruppe

3. Vorüberlegungen zum Projekt
3.1 Bezug zum Rahmenthema
3.2 Vorbereitungen
3.2.1 Vorbereitungen zu Hause
3.2.2 Vorbereitungen im Kindergarten
3.3 Die Ziele und Prinzipien der Projektarbeit
3.4 Das Spielstück ,,Du bist Spitze, kleiner Bimbo!"
3.4.1 Kurze Inhaltsangabe des Spielstücks
3.4.2 Der Schwerpunkt des Spielstücks
3.4.3 Die Begründung der Spielstückauswahl
3.5 Die Rollen des Spielstücks
3.5.1 Die Rollenverteilung
3.5.2 Die Begründung der Rollenauswahl und -verteilung

4. Die praktische Projektplanung und -durchführung
4.11. Projekttag: Montag, der 07.02.2000
4.1.1 Die Ziele des 1. Projekttages
4.1.2 Die Reflexion des 1. Projekttages
4.2 2. Projekttag: Dienstag, der 08.02.2000
4.2.1 Die Ziele des 2. Projekttages
4.2.2 Die Reflexion des 2. Projekttages
4.3 3. Projekttag: Donnerstag, der 10.02.2000
4.3.1 Die Ziele des 3. Projekttages
4.3.2 Die Reflexion des 3. Projekttages
4.4 4. Projekttag: Montag, der 14.02.2000
4.4.1 Die Ziele des 4. Projekttages
4.4.2 Die Reflexion des 4. Projekttages
4.5 5. Projekttag: Dienstag, der 15.02.2000
4.5.1 Die Ziele des 5. Projekttages
4.5.2 Die Reflexion des 5. Projekttages
4.6 6. Projekttag: Donnerstag, der 17.02.2000
4.6.1 Die Ziele des 6. Projekttages
4.6.2 Die Reflexion des 6. Projekttages

5. Die Auswertung des Projektes

Anhang: ,,Du bist Spitze, kleiner Bimbo!”

Literaturverzeichnis

Motivation zum Thema

In den ersten Monaten meines Berufspraktikums ist mir aufgefallen, daß eigentlich nur zwei Mädchen regelmäßig in der Puppenecke spielten. Gerne hätte ich auch die anderen Kinder und besonders die Jungen dort spielen sehen, doch die Bauecke war bis jetzt reizvoller.

Ich versuchte ihnen bewußt zu machen, daß auch die Puppenecke interessante Spielmöglichkeiten bietet, indem ich die Kinder animierte dort zu spielen, doch vor allem die Jungen lehnten die Puppenecke weiterhin ab und spielten lieber in der Bauecke oder an den Tischen.

Bei diesem gemeinsamen Spiel konnte ich beobachten, daß sie versuchten sich durch Angebereien Respekt und Anerkennung zu verschaffen. Sie erzählten sich von den tollen Spielsachen, die sie zu Hause haben und die anderen Jungen setzten bei ihren Erzählungen immer noch eine Steigerung drauf.

Daher ist es für mich nicht verwunderlich, daß sich die Gruppe in zwei Lager teilte, die sich voneinander distanzierten un kaum noch miteinander spielten.

Auch fiel mir auf, daß die Vorschulkinder selten untereinander spielten und das, obwohl sie in den Arbeitseinheiten gut miteinander auskommen.

Aufgrund dieser Beobachtungen kam ich zu der Überzeugung, daß ich die Kinder durch ein gelenktes Rollenspiel für den Umgang untereinander und das gemeinsame Spiel sensibilisieren könnte.

In meiner Kindheit habe ich selbst positive Erfahrungen mit Rollenspielen gemacht und möcht daher meine Begeisterung und Freude daran an meine Kindergartengruppe weitergeben, damit auch sie jede Menge an positiven Erfahrungen für die Zukunft mitnehmen können.

1. Die allgemeine Betrachtung des Spiels und des Rollenspiels

1.1 Das Spiel

,,Das Spiel ist eine aus der Neugierde und dem Bewegungsdrang des Kindes entstehende, lustvoll erlebte, Freude bereitende, freiwillige und zweckfreie Beschäftigung und Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt.” [1]

Das spielende Kind setzt sich mit den, von der Umwelt auferlegten Regeln und Normen auseinander und mißt sich so an ihnen. Diese kritische Auseinandersetzung mit seiner Umwelt ermöglicht es dem Kind, durch das Spiel, mit Spaß und Freude für die Zukunft zu lernen und gewährleistet eine ganzheitliche Förderung der Bereiche, die die Entwicklung und die Persönlichkeitsentfaltung des Kindes beeinflussen.[2] Spiel kann also nicht als unnützer Zeitvertreib angesehen werden, da es Vermittler zwischen der Welt, in der das Kind jetzt lebt und der Welt der Erwachsenen ist.[3] Ohne das Spiel ist es demnach für das Kind nicht möglich zu lernen.

Da es eine Vielzahl von unterschiedlichen Spielen gibt, existieren auch verschiedene Gruppen, in die diese eingeteilt werden können. Auf die bedeutendsten Formen bzw. Arten des Spiels möchte ich kurz eingehen.[4] _Funktionsspiele dienen der Übung von körperlichen und geistigen Funktionen.

_Gestaltungsspiele

sind Spiele, bei denen das Kind mit Hilfe bestimmter Spielgegenstände etwas schafft bzw. konstruiert.

_Interaktionsspiele

dienen der Kontaktaufnahme zu anderen Personen, dem Kennenlernen, dem Angstabbau, der Entspannung oder auch dem Training des Durchsetzungsvermögens.

_Darstellenden Spielen

sind die unterschiedlichsten Arten von Rollenspielen, Theaterspielen und Figurenspielen zuzuordnen.

_Regelspiele

sind Spiele, bei denen man festgelegte Regeln einhalten muß.

Wie man bereits aus der Einteilung der Spiele in die unterschiedlichen Gruppen erkennen kann, lernt das Kind in der Regel unbewußt durch das Spiel, indem es die Wirklichkeit verarbeiten. Das Spiel ist demnach für die Entwicklung des Kindes äußerst wichtig, da es auf angemessene Art und Weise lernt, was es für das Leben braucht. Alexander S. Neill sagte zur Bedeutung des Spiels: ,,Ich habe nichts gegen das Lernen, aber das Spiel ist meiner Meinung nach wichtiger."[5]

1.2 Das Rollenspiel

Bevor ich auf das Rollenspiel als solches eingehen möchte, sollte kurz angesprochen werden, was unter einer Rolle zu verstehen ist.

,,Eine Rolle ist die Summe von Normen und Erwartungen an das Verhalten eines bestimmten Rollenträgers (oder an eine bestimmte Position) in einer Gruppe oder Gesellschaft gerichtet sind.” [6]

Die Urform des Rollenspiels ist vom imitierenden Spiel des Kindes mit seinen Puppen und Stofftieren abgeleitet. Es spricht mit ihnen erhält aber keine Antwort. Der Dialog beginnt dort, wo das Kind, wenn auch nur für kurze Zeit, in ein (lockeres) spielerisches Miteinander mit einem anderen Kind oder Erwachsenen tritt, daß jeder von beiden eine Rolle spielt.

Der Begriff Rollenspiel ist zu einem Sammelbegriff für alle darstellenden Spielformen, wie Pantomime, Planspiele, Laienspiele, und viele mehr, geworden. Im Rollenspiel übernehmen die Spieler fremde Rollen, die sie gemäß der Situations- und Handlungsbeschreibung ausfüllen und in denen sie Erfahrungen sammeln können. Sie stellen sich nicht in der eigenen Rolle dar. Im Rollenspiel wird in angenommenen Rollen und in angenommenen Situationen gespielt. Die Spieler handeln im Zusammenspiel, da sie voneinander abhängig sind.[7] Allgemein kann man sagen, daß jedes Rollenspiel die folgenden Merkmale aufweist, die man auch im Kindergarten häufig zu sehen sind.

_,,So - tun - als - ob"

_Übernahme der unterschiedlichsten Rollen _Nachahmung - Imitation

1.2.1 Die Arten des Rollenspiel

1.2.1.1 Das spontane Rollenspiel

Das spontane Rollenspiel wird auch oft als ungelenkes oder freies Rollenspiel bezeichnet.

Bei ihm sind die Kinder unabhängig von den Erwachsenen aktiv, indem sie beispielsweise mit ihren Puppen spielen. Spielt das Kind mit Freunden, dann wird dieses Spielen als spontanes, soziales Rollenspiel bezeichnet.[8]

1.2.1.2 Das gelenkte Rollenspiel

Das gelenkte Rollenspiel entsteht nicht wie das freie Rollenspiel aus den spielerischen Bedürfnissen des Kindes heraus, sondern wird vom Erwachsenen geplant und begleitet. Innerhalb des gelenkten Rollenspiels gibt es die Möglichkeiten, lediglich die Situationsbeschreibung vorzugeben oder die Handlungs- und Situationsbeschreibung im voraus zu bestimmen. Der Erzieher lenkt diese Spielform um den Spielern die Gelegenheit zu geben aus sich herauszugehen, um den anderen Mitspielern zeigen zu können, daß ein Außenseiter keiner bleiben muß, sondern auch einmal der Held sein kann, der im Mittelpunkt des Geschehens steht. Damit dieser bewußt geplante und gelenkte Rollentausch seine volle Wirkung erzielen kann ist es notwendig, daß der Erzieher die Rollen sorgfältig aussucht und individuell an die Spieler anpaßt, da nicht jedes Kind für jede Rolle geeignet ist.

,,Im gelenkten Rollenspiel kann kein Spieler unabhängig von seinen Partnern spielen. Die Kinder lernen, ihr Verhalten auf die anderen abzustimmen und sich so klar zu äußern, daß sie verstanden werden. Sie müssen auch auf Spielvorschläge verzichten können, wenn diese mit dem geplanten Spielverlauf unvereinbar sind.” [9]

1.2.3 Die Bedeutung des Rollenspiels

Rollenspiele sind für die kindliche Entwicklung wichtig, da sie dem Kind bei der Verarbeitung von erlebten Situationen helfen. Das Rollenspiel besitzt demnach die Funktion, reale Zwänge freizusetzen.— Das Rollenspiel besitzt also eine Entlastungsfunktion für das Kind.

Jedes Kind geht mit den erlebten Situationen anders um und erlebt demnach die Entlastung individuell. Dem Kind ist es anfangs nicht bewußt, daß es die erlebten Situationen nachspielt, um diese zu Verarbeiten, sich seelisch zu Entlasten. Erst hinterher wird für das Kind, das sich den ganzen Kummer und Ärger von der Seele gespielt hat, eine Erleichterung bemerkbar. Die Entlastungsfunktion findet bei Kindern nicht wie bei Erwachsenen durch Kommunikation, sondern durch das Rollenspielen statt. Deshalb wurde auch für Verhaltensstörungen eine Spieltherapie entwickelt.

Wichtig beim Rollenspiel ist es, daß das Kind nicht nur alleine, sondern mit anderen Kindern spielt. Durch das Mitspielen mehrerer Kinder nimmt das Rollenspiel einen anderen Verlauf, als wenn es alleine spielen würde, da auf die eintretenden Situationen spontaner reagiert wird und man nicht als alleiniger Regisseur sich selber und den Scheinpersonen die Aufgaben vorgibt, sondern mit seinem Mitspieler abstimmt. Ebenfalls ist es so möglich die zu verarbeitende[10] Situation aus einem anderen Blickwickel zu betrachten und als Folge daraus, sein eigenes und das Verhalten anderer Mitmenschen zu reflektieren. Somit können die Freunde eines Kindes unbewußt zum Verarbeitungsprozeß beitragen.

Durch die spontan ausgesuchte oder der gelenkt zugewiesenen Rolle wird eine fremde Rolle angenommen und dadurch das Verhalten des Spielers geändert. Diese Rolle und die Erwartungen an die Rolle sind den Rollenträgeren bekannt. So ermöglicht Rollenspiel Rollenlernen, das wiederum soziales Lernen ermöglicht, da man sich auf die anderen Rollenträger einstellen muß und gemeinsam am Spielverlauf und Spielausgang beteiligt ist. Ebenso müssen untereinander Kompromisse geschlossen und eigene Wünsche aufgegeben werden, falls sie nicht realisiert werden können oder nicht in die Spielsituation hineinpassen.

2. Die theoretische Betrachtung des Rollenspiels am Beispiel der „Igelgruppe" im Evangelischen Kindergarten in Rottendorf

2.1 Die Ist - Situation in der Igelgruppe im Bezug auf das Spielverhalten

Wie ich bereits in der Einleitung erwähnt habe, erfreut sich die Puppen-ecke in meiner Kindergartengruppe nur sehr geringer Beliebtheit. Aufgrund dieses mangelnden Interesses wurde sie im Jahre 1998 sogar aufgelöst und erst im September des vergangenen Jahres wieder eingerichtet und obwohl es wieder eine Puppenecke gibt, wird sie auch jetzt kaum angenommen. Die Jungen gehen so gut wie nie in die Puppenecke spielen und von den Mädchen erklären sich nur einige dazu bereit, „Mutter - Vater - Kind" zu spielen. Am häufigsten wird die Puppenecke an den Vormittagen von zwei vierjährigen Mädchen genutzt, die sehr großen Spaß am Verkleiden haben. Aus diesem Grund haben wir in die Puppenecke eine Verkleidungsecke integriert, damit die Kinder sich verstärkt in die Rolle der Erwachsenen einfühlen können. Neben diesen beiden Mädchen spielten anfangs auch zwei Vorschulmädchen des öfteren vormittags, doch mittlerweile halten sie sich überwiegend an den Nachmittagen in der Puppenecke auf.

Während des Frühdienstes, bei dem ich eine Stunde lang die Kinder aus zwei Gruppen in einem anderen Gruppenraum betreue, konnte ich beobachten, daß hier sogar unsere Jungen mit den Mädchen zusammen in der Puppenecke spielen und am Ende der Stunde enttäuscht sind, daß sie ihr Spiel einstellen und die Sachen wieder aufräumen müssen. Zuerst dachte ich noch, daß sie, zurück in unserem Gruppenraum, weiterspielen würden, doch meine Hoffnungen wurden nicht erfüllt. Sobald wir wieder in unserer Gruppe waren, war jegliches Interesse an der Puppenecke verloren. Dieses Verhalten war nicht einmalig, sondern immer wieder zu beobachten und daraufhin überlegte ich, warum die Kinder nicht gerne in unserer Puppenecke spielen.

Einer der Gründe hierfür könnte sein, daß wir einen großen Anteil von Jungen in der Igelgruppe haben. Von den 26 Kindern sind 18 Jungen und nur acht Mädchen und daher ist die Bauecke größer gestaltet als die Puppenecke.

Aufgrund meiner Beobachtungen in den Nachbargruppen konnte ich jedoch erkennen, daß nicht allein die hohe Anzahl von Jungen der Grund für dieses Desinteresse ist und deshalb habe ich angefangen die Unterschiede in der Gestaltung der Puppenecken herauszuarbeiten. Die anderen Gruppen haben gesteigerten Wert darauf gelegt, daß die Ecken versteckt liegen und nicht von allen Seiten offen sind, damit die Kinder beim Spielen nicht den Blicken der anderen ausgeliefert sind. Dies ist hauptsächlich durch Abhänge mit Tüchern erreicht worden, wodurch die Ecken gemütlicher und einladender wirken und für die entsprechende Atmosphäre gesorgt wird. Unsere Puppenecke hingegen ist von allen Seiten offen und es gibt außer den Schränken nichts, was die Spielfläche vom restlichen Gruppenraum trennt. Ich kann mir sehr gut Vorstellen, daß die Kinder sich nicht trauen ihre Phantasien, in einer Ecke die leer und kalt wirkt, auszuleben.

Unsere Bauecke hingegen bietet den Kindern größere Rückzugsmöglichkeiten, da sie etwas dunkler ist und nicht von allen Seiten eingesehen werden kann. Auch haben sie hier mehr Gelegenheit, sich unseren Blicken zu entziehen, da sie im Knien und Sitzen spielen können. Ebenfalls wirkt die Bauecke durch verschiedene Abhänge gemütlicher als die Puppenecke.

2.2 Die Ist - Situation der Zielgruppe im Bezug auf das Sozialverhalten

Die Zielgruppe, mit der ich in diesem Projekt zusammenarbeiten werde ist die Gruppe der Vorschulkinder. Sie setzt sich aus vier Mädchen und sieben Jungen im Alter zwischen fünf und sechs Jahren zusammen. Für sie ist es das letzte Jahr im Kindergarten und sie haben bis jetzt noch keinen Einblick in das gelenkte Rollenspiel erhalten. Auch denke ich, daß sich die Vorschulkinder leichter im gelenkten Rollenspiel zurecht-finden und aus der gespielten Situation etwas für das spätere Leben lernen können.

Bevor ich nun auf das Sozialverhalten der Vorschulkinder untereinander eingehe, möchte ich kurz erläutern, was Sozialverhalten bedeutet:

,,Das Wort sozial bedeutet: die menschliche Gesellschaft, Gemeinschaft betreffend.

Sozialverhalten meint somit jegliches Verhalten eines Menschen, das die Gemeinschaft betrifft, jeglichen Umgang mit der Gemeinschaft, mit anderen Menschen." [11]

Die Vorschulkinder kommen bei der Vorschularbeit und bei gezielten Angeboten, also wenn sie unter sich sind, gut miteinander aus. Jedes der Vorschulkinder ist in die Gemeinschaft integriert, so daß es keine Außenseiter gibt.

Während der Freispielzeit konnte ich jedoch beobachten, daß sie relativ wenig miteinander zu tun haben, bzw. miteinander spielen. Jungen und Mädchen sind hier unter sich und jede Gruppe geht seinen eigenen Interessen nach. Dieses Verhalten konnte ich besonders bei den Jungen beobachten, die im Gegensatz zu den Mädchen verhältnismäßig stark aufeinander fixiert sind. Die Mädchen spielen miteinander, wenn sie gerade die Lust dazu verspüren und sind dadurch nicht im selben Maße wie die Jungen aufeinander fixiert. Auch sind sie eher dazu bereit mit den Jungen zusammen zu spielen, als dies die Jungen sind.

Ich konnte auch feststellen, daß es unter den Vorschuljungen, trotz der Fixierung aufeinander, keine festen Freundschaften gibt. Mit der Ausnahme von zwei Jungen, die auch privat öfters miteinander spielen, werden die Freundschaften überwiegend mit den vier- bis fünfjährigen geknüpft. Bei dieser Konstellation konnte ich erkennen, daß die Vorschulkinder ihre Position gegenüber den ,,Kleineren" ausnutzen, indem sie die Entscheidungen treffen, die anderen bevormunden oder sie als Sündenbock darstellen. So stellt sich das Sozialverhalten unter den Vorschulkindern allgemein betrachtet dar. Im Folgenden werde ich das Sozialverhalten der einzelnen Kinder genauer betrachten.

Konstantin:

Konstantin ist in der Gruppe anerkannt und beliebt. Er hat einen Blick für die anderen und Hilft ihnen, ohne daß man ihn darauf ansprechen muß. Seine Aufgaben erledigt Konstantin zuverlässig und gewissenhaft. Auch ist er einer der wenigen Jungen, der mit einem Vorschulmädchen, Juliane, näheren Kontakt pflegt. Sie verstehen sich gut und spielen ab und zu miteinander. In der Freispielzeit hält sich Konstantin gerne in der Bauecke oder an den Tischen auf.

Mark:

Durch die Tatsache bedingt, daß sich Mark überwiegend in der Bauecke aufhält, hat er eigentlich nur zu den anderen Jungen Kontakt. In der Gruppe selber ist Mark unauffällig, beschäftigt sich nur ungern alleine und orientiert sich nicht nur im Freispiel an den anderen Jungen. Er tut sich schwer, vor den anderen Kindern aus sich herauszugehen und hat nicht viel für Rollenspiele übrig, weil er sie für ,,uncool" findet. Allerdings empfindet Mark vieles als ,,uncool". Mark hat kaum privaten Kontakt und feste Freundschaften mit den anderen Kindern. Im Kindergarten spielt Mark hauptsächlich mit den vier- bis fünfjährigen Kindern. Robert:

Robert ist der Zwillingsbruder von Konstantin, jedoch ist er ganz anders als sein Bruder. Wenn Robert gebeten wird einen Auftrag zu erledigen, dann sagt er grundsätzlich „Nein".

Auch wenn er aufräumen muß, räumt er nur seine Sachen weg und nicht die der anderen Kinder. In dieser Beziehung ist Robert egoistisch. Was er nicht benutzt hat, räumt er auch nicht auf. Vom Verhalten her ist Robert der Typ, der die anderen schnell auslacht und verbal gerne austeilt.

Robert ist der Chef einer Bande und läßt sich von den Kindern seiner Bande auch so nennen. Dieser Bande gehört jedoch niemand aus der Vorschulgruppe an, sondern hauptsächlich vier­bis fünfjährige Kinder und daher genießt er bei ihnen mehr Anerkennung, als bei den Vor­schulkindern.

Thorben:

Thorben hat mit den gleichaltrigen Kindern wenig zu tun. Er beschäftigt sich lieber alleine oder spielt des öfteren mit Veronika, einem Vorschulmädchen. Die beiden kennen sich sehr gut und spielen auch privat ab und zu miteinander.

In der Freispielzeit ist Thorben so gut wie nie in den Ecken oder am Maltisch zu sehen sondern beschäftigt sich am Liebsten mit Tischspielen. Obwohl die anderen Jungen aktiver in den verschiedenen Ecken oder am Maltisch spielen ist er kein Außenseiter sondern wird von allen akzeptiert.

Aufgrund seines Verhaltens benötigt Thorben jedoch mehr Hilfe als die anderen Kinder, damit er lernt, von sich aus auf die anderen zuzugehen wenn er mit ihnen spielen möchte.

Auch soll sein Selbstvertrauen durch diese Hilfestellungen gestärkt werden, so daß er sich in Zukunft zutraut den anderen Kindern gegenüber zu zeigen, was er kann.

Daniel, Matthias und Philip:

Die drei Vorschuljungen spielen im Kindergarten des öfteren miteinander. Matthias und Philip haben auch privaten Kontakt untereinander und treffen sich regelmäßig zum Spielen. Daniel hingegen hat mit den anderen Kindergartenkindern kaum privaten Kontakt sondern spielt lediglich in der Gruppe mit ihnen. Matthias hat wie Thorben guten Kontakt zu Veronika, da sie Nachbarn sind.

Das Sozialverhalten der drei Jungen ist in Kleingruppen ausgeprägt und gut, wird die Gruppe jedoch größer und unüberschaubarer, haben besonders Daniel und Matthias Schwierigkeiten mit anderen Kindern in Kontakt zu treten.

Aufgrund der Beobachtungen bei der Aufführung der Weihnachtsgeschichte wird keiner der drei Junge große Schwierigkeiten haben sich in andere, für sie fremde Rollen zu versetzen. Juliane, Katrin, Nadine und Veronika:

Die vier Mädchen sind sehr neugierig und probieren möglichst viel aus. Besonders Katrin und Nadine sind sehr kreativ und sitzen fast jeden Tag am Maltisch um ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Juliane und Veronika setzen sich manchmal neben die beiden und lassen sich von ihnen inspirieren. Jede von ihnen kann Text und Spiel miteinander verbinden und vor allem Katrin und Nadine sind immer für neue Spiele offen, bei denen sie ihre Phantasie ausleben können. Daher sind sie auch bereit, bei Aufführungen ihr Können den anderen zu beweisen und im Rampenlicht zu stehen. Besonders bei Katrin, Nadine und Veronika kann man beobachten, daß sie sich gerne bewundern lassen. Auch Juliane mag es, im Mittelpunkt zu stehen, genießt es aber auf ihre stille Art und Weise. Sie läßt die anderen Kinder nur selten an ihrer Freude teilhaben. Katrin, Nadine und Veronika hingegen sind sehr temperamentvoll und lassen jeden an ihrer Begeisterung teilhaben, ohne darauf zu achten, ob dieses Verhalten gerade angebracht ist.

2.3 Die Zielsetzungen für das gelenkte Rollenspiel im Bezug auf das Sozialverhalten

2.3.1 Interaktion und Kommunikation

Interaktion und Kommunikation meint das miteinander in Beziehung treten. Das Sozialverhalten in diesem Sinne entsteht bereits mit dem ersten Lächeln eines Säuglings, der sein Interesse am gesellschaftlichen Leben mit seiner Mimik und Gestik ausdrückt.[12] Mein Ziel in diesem Bereich ist, daß die Kinder lernen sollen, mit ihrer Mimik und Gestik zu spielen und somit ihr Interesse an der Gesellschaft zu zeigen oder aufrecht zu erhalten. Die Kinder sollen erfahren, daß man seine Wünsche und Bedürfnisse erkennen und äußern muß. Ebenfalls sollen sie erkennen, daß sie aufeinander Rücksicht nehmen und ihre Wünsche in den Hintergrund stellen müssen, sofern diese nicht sofort zu realisieren sind.

2.3.2 Rollenlernen durch Rollenspiel

Die Kinder sollen durch das gelenkte Rollenspiel erfahren, daß es in jeder Gesellschaft die unterschiedlichsten Rollen gibt und daß man sich in jeder Rolle anders verhalten sollte. Auch sollen die Kinder durch das Nachspielen des Stückes Erfahrungen in verschiedenen Rollen sammeln.

2.3.3 Konfliktlernen durch Rollenspiel

Ich möchte durch das gelenkte Rollenspiel erreichen, daß die Kinder meiner Vorschulgruppe lernen mit Konflikten umzugehen. Sie sind in der Lage, den Inhalt der Fabelgeschichte auf sich und ihre Mitmenschen zu beziehen und dadurch die im Rollenspiel erprobten Lösungsmodelle im realen Leben anzuwenden.

2.3.4 Kreativitäs- und Phantasietraining durch Rollenspiel

Märchen werden von Kindern besonders gerne nachgespielt, da sich die Kinder vor allem mit der Rolle des Helden gerne identifizieren. Sie konstruieren Veränderungen und setzen ihre Wünsche und Phantasien in der Spielhandlung um, so daß sie für sich ähnliche Lösungswege sehen, d. h. sie träumen von ähnlichen Erfüllungen. [13]

Durch das Rollenspiel sollen die Kinder in ihrer Kreativität und Phantasie angeregt und gefördert werden, da diese in der Regel durch die vielen, vorgefertigten Spielsachen gehemmt ist und erst wieder erlernt werden muß. Aus diesem Grund werde ich keine vorgefertigten Materialien verwenden, damit die Kinder bei der Gestaltung ihrer Kreativität freien Lauf lassen können und lernen aus dem „Nichts" etwas zu gestalten.

Doch nicht nur bei der Gestaltung sollen sie Kreativität und Phantasie beweisen, sondern auch bei der Aufführung des Stückes selber. Daher werde ich die Kinder nicht zwingen, sich streng an den Text des Spielstückes zu halten, sondern lasse ihnen genügen Freiheiten, so daß sie den Text nicht nur sinngemäß, also in eigenen Worten, wiedergeben, sondern sich auch selbst Handlungsmöglichkeiten ausdenken können, die man zum vorgefertigten Spiel hinzufügen kann. Durch diesen Freiraum, den ich den Kindern lasse, in dem sie ihre eigenen Ideen verwirklichen können, möchte ich erreichen, daß sie sich schneller in der, für sie neuen Rolle, zurechtfinden können.

2.3.5 Erweiterung der sprachlichen Kompetenz durch Rollenspiel

Im Bereich der sprachlichen Kompetenz möchte ich erreichen, daß die Kinder Spaß daran finden, den vorgegebenen Text mit eigenen Worten wiederzugeben.

,,Rollenspiel ist auf sprachliche Darstellung angewiesen und entwickelt Sprache.” [14]

So wird ein Holzklotz von den Kindern zwar als solcher wahrgenommen, doch im Spiel verwandelt es ihn in ein Pferd, schreibt ihm die Bedeutung und Merkmale eines Pferdes zu und benutzt ihn als solches. —

Die Kinder sollen jedoch nicht nur lernen, sich alltäglicher Gegenstände im Spiel zu bedienen, sondern auch in ihrer Ausdrucksfähigkeit gefördert werden, indem sie mit neuen Wörtern konfrontiert werden.

2.3.6 Therapeutische Hilfe durch Rollenspiel

Ich möchte durch die gezielte Rollenverteilung erreichen, daß die Kinder sich ihrer Rolle bewußt werden, die sie innerhalb der Gruppengemeinschaft inne haben und aus den Lösungsmodellen, die im Spielstück vorkommen, das für sich geeignete herausfinden und anwenden können.

2.4 Die Bedeutung des Spiels für meine Zielgruppe

Für meine Zielgruppe, die Vorschulkinder, besteht die Bedeutung des Spielens nicht mehr ausschließlich im Lernen durch das Spiel, sondern auch in der Pflege der sozialen Kontakte untereinander. Die Spielauswahl geschieht nicht mehr, wie bei den jüngeren Kindern durch spontanes, an den eigenen Bedürfnissen ausgerichtetem Interesse. Viel mehr kann man beobachten, daß die fünf- bis sechsjährigen Kinder verstärkt Rücksicht auf die Interessen ihrer [15] Spielkameraden nehmen und die Befriedigung der eigenen Spielvorliebe nicht mehr im Vordergrund steht. Durch die Auswahl von Spielen, an denen mehrere Kinder gleichzeitig teilnehmen können, wird vermieden, daß Freunde ausgeschlossen werden. Durch dieses Verhalten werden bestehende Freundschaften gestärkt und neue Freundschaften geknüpft.

2.5 Die Bedeutung des gelenkten Rollenspiels für meine Zielgruppe

,,Das Heranwachsende Kind lernt verschiedene Rollen zu erkennen, auszufüllen und sich entsprechend den Rollenerwartungen der anderen Rollenträger zu verhalten.” [16]

Jeder Mensch spielt demnach in der Gesellschaft eine bestimmte Rolle, indem er sich an die Werte und Normen, die von der Gesellschaft auferlegt wurden, wie zum Beispiel sich die Hand geben, seinen Sitzplatz anbieten, usw., hält. Das schwierige daran ist, daß man sich, je nach Rolle die man gerade begleitet, verschieden im Umgang mit den Mitmenschen verhalten muß.[17] Durch die vorgegebene Handlungs- und Spielsituation im gelenkten Rollenspiel sowie durch die gezielt ausgewählten Rollen erhalten die Kinder einen Einblick in die unterschiedlichen Rollen der Gesellschaft und erfahren, wie sie sich in diesen verhalten sollten. Das gelenkte Rollenspiel im Elementarbereich dient also zur Vorbereitung der Kinder auf das gesellschaftliche Leben.

Auch lernen die Kinder im Rollenspiel Konflikte zu verarbeiten und zu lösen. Besonders im gelenkten Rollenspiel werden an hergestellten Konfliktsituationen unterschiedliche Lösungsmodelle gezeigt. So lernen die Kinder den Umgang mit Konflikten und können auf die erfahrenen Lösungsmöglichkeiten zurückgreifen, falls sie sich in einer ähnlichen Situation befinden sollten. Das gelenkte Rollenspiel bietet jedoch nicht die Möglichkeit, daß die Kinder aus ihren individuellen Bedürfnissen heraus eine Konfliktbewältigung erfahren, da die Spiel- und Handlungssituation vorgegeben sind.[18]

Diese Möglichkeit ist dagegen im spontanen Rollenspiel gegeben, in dem die Kinder bewußt oder unbewußt auftretende Probleme verarbeiten. Sie versetzen sich spontan in die entsprechenden Situationen und spielen diese nach.

Darüber hinaus kann der Erzieher im gelenkten Rollenspiel gezielte therapeutische Hilfestellungen geben, indem er durch geplante Handlungssituationen das Kind dazu animiert sich selbst zu spielen. So ist es möglich die Ängste des Kindes und deren Ursachen zu analysieren und ihm durch gezielte therapeutische Maßnahmen zu helfen.

2.6 Die Gefahren des gelenkten Rollenspiels für meine Zielgruppe

Trotz der Möglichkeiten, die das gelenkte Rollenspiel zur Förderung der Vorschulkinder bietet, darf man nicht vergessen, daß es auch Gefahren in sich birgt.

So könnte es beispielsweise vorkommen, daß sich die Kinder, aufgrund der mangelnden Erfahrungen mit dem gelenkten Rollenspiel, nicht auf die neue Situation und damit auf ihre Rolle einlassen. Ein weiterer Grund für die Unsicherheit im Umgang mit der angedachten Rolle könnte auch die Tatsache sein, daß die Kinder im Moment des Rollenspiels nicht das Bedürfnis verspüren eigens erlebte Problemsituationen zu verarbeiten. Auch kann man durch die gezielte Rollenverteilung selten auf alle Kinder gleichermaßen eingehen und ihnen die gewünschte Rolle zukommen lassen. Daher muß jedes der Kinder in der Lage sein, sich auf etwas Neues einzulassen und seiner Rolle seinen Charakter verleihen.

Da es in einem Rollenspiel bekanntermaßen nicht nur Hauptrollen gibt, besteht eine weitere Gefahr darin, daß die Kinder die Wichtigkeit ihrer Rolle nicht erkennen und mit ihr unzufrieden sind. Damit sich jedes Kind im Spielstück sein bestes gibt und sich an der gemeinsamen Arbeit beteiligt, muß es die Wichtigkeit und Notwendigkeit seiner Rolle erkennen und sich mit ihr identifizieren können. Besonders wichtig dabei ist, daß die Kinder die Gruppe und nicht die einzelnen Rollen in den Vordergrund stellen.

Dabei sollte der Erzieher jedoch nicht vergessen, daß der spielerische Charakter bestehen bleibt, da ansonsten die Gefahr besteht, daß die Kinder zur Anpassung erzogen werden, indem ihnen vorgegeben wird, wie sie in Konfliktsituationen umgehen sollen. Dadurch würden sie ihre persönliche Entscheidungsfreiheit verlieren, wie sie selbst mit Konflikten umgehen wollen. Aus diesem Grund muß der Erzieher bereits bei der Auswahl eines Stückes abwägen, ob es die persönliche Entwicklung des Kindes hemmt oder fördert.[19] Die Über- oder Unterforderung des Kindes durch eine Rolle ist eine weitere Problematik des gelenkten Rollenspiels. So kann zum Beispiel ein unauffälliges Kind durch eine Rolle überfordert werden, in der es ständig im Mittelpunkt steht.

Dieser bewußt gewollte Rollenwechsel kann sogar dazu führen, daß er nicht nur im Rollenspiel, sondern auch innerhalb der Gruppe stattfindet und somit die gewachsene Gruppenstruktur durcheinander bringt. Dadurch kann die Sicherheit, die die Kinder in ihrer Rolle gewonnen haben, aber auch ihr Selbstbewußtsein verloren gehen und der lange Prozeß der Gruppenfindung und des Zusammenwachsens muß von vorne beginnen.

3. Vorüberlegungen zum Projekt

Bevor ich auf die Vorüberlegungen zu meinem Projektes eingehe, möchte ich erklären, was ein Projekt ist:

,,Ein Projekt ist ein geplantes längeres, konkretes Lernvorhaben, das unter einer bestimmten Thematik steht, längere Zeit (mindestens einige Tage, die nicht unbedingt zusammenhängen) dauert und eine größe Gruppe von Kindern und Erwachsenen beansprucht.” [20]

3.1 Bezug zum Rahmenthema

Mein Facharbeitsthema ,,Das gelenkte Rollenspiel zur Förderung des Sozialverhaltens" paßt nicht zu unserem jetzigen Rahmenthema „Winter". Meine Gruppe klinkt sich also für die Dauer von zwei Wochen aus dem Rahmenplan aus.

Mein Projekt ist für den April in den Rahmenplan eingegliedert, da der Kindergarten in der ersten Maiwoche sein 10 - Jähriges Jubiläum feiert und anläßlich dieser Feier jede Gruppe etwas einstudiert und an diesem Tag aufführt. Ich studiere das Rollenspiel mit meiner Gruppe daher bereits einige Wochen früher vor.

3.2 Vorbereitungen

3.2.1 Vorbereitungen zu Hause

_Verschiedene Spielstücke durchlesen und ein, für meine Gruppe passendes aussuchen.

Dabei habe ich darauf geachtet, daß ich ein Stück finde, in dem möglichst viele, unterschiedliche Charaktere vorkommen, da wir eine relativ große Vorschulgruppe haben. Auch sollte der Inhalt der Geschichte für meine Zielgruppe leicht verständlich und nachspielbar sein. Aus diesem Grund sollte der Text für die Kinder einfach zu verstehen und nicht zu lang sein und sich öfters wiederholen.

_Auswendiglernen der Geschichte.

_Vorauswahl der Räumlichkeiten.

Zur Durchführung meines Projektes habe ich angedacht, mit den Vorschulkindern in die Turnhalle des Kindergartens zu gehen, da nur sie uns den Platz bietet, den wir brauchen um uns zu entfalten.

Die Turnhalle habe ich auch deswegen ausgewählt, weil es in ihr eine große Falttüre gibt, an der wir die Plakate, die die Kulisse bilden, ohne Bedenken aufhängen können. Ein weiterer Vorteil der Turnhalle besteht darin, daß sie sehr hell und von den anderen Räumen getrennt ist. So können wir das Rollenspiel von Zuschauern ungestört einüben. Aus diesem Grund führe ich mein Projekt nicht in der Garderobe durch, denn dort könnten wir nicht so ungestört arbeiten wie dies in der Turnhalle möglich ist. _Überdenken der Einführungs- und Vermittlungsmethode und Definition der Ziele. Dabei überlege ich besonders, in wie weit ich die Kinder bei der Gestaltung mit einbeziehen werde.

3.2.2 Vorbereitungen im Kindergarten

_Vorbereitung der benötigten Materialien und eventuelle Funktionsprüfung.

Dabei muß ich darauf achten, daß ich verschiedene Materialien bereithalte, da ich nicht weiß, für welches sich die Kinder entscheiden werden.

Ich achte auch darauf, daß ausreichend Scheren und Klebstoffe zum basteln vorhanden sind.

Um die Kreativität der Kinder zu unterstützen, halte ich verschiedene Tücher und Decken in unterschiedlichen Farben bereit.

_Vorbereitung der Bastelarbeiten

Ich zeichne die Masken für die einzelnen Tiere auf, überlasse den Kindern jedoch das ausschneiden und kleben. Bei der Gestaltung der Kulisse werden die Kinder verstärkt mit einbezogen.

_Ich überprüfe nochmals das Platzangebot der Turnhalle und kläre mit den anderen Gruppen deren Belegung ab, damit es keine Überschneidungen gibt.

Auch bereite ich die Turnhalle vor. Das heißt, ist sorge dafür, daß ausreichend Tische und Stühle vorhanden sind und daß der Boden bei den Bastelarbeiten mit Zeitungen abgedeckt wird.

3.3 Ziele und Prinzipien der Projektarbeit

Für die Projektarbeit gibt es folgende allgemeine Zielsetzungen:

_Methodische Offenheit _Lebensnähe

_Regionalisierung (verschiedene Regionen, aber auch Probleme kennenlernen)

_Selbständigkeit und Mitbestimmung _Erfahrungslernen

_Am Kind orientiert _Ganzheitliches Lernen _Öffnung

_Entdeckendes Lernen _Handlungsorientiert _Exemplarisches Lernen

Für mein Projekt habe ich mit aus den oben genannten Zielsetzungen einige Ziele ausgewählt, die ich nun im Zusammenhang mit dem Projekt erläutern möchte.

Das Ziel der Lebensnähe, trifft auf das ausgesuchte Spielstück zu, denn die Kinder werden in diesem Stück mit der alltäglichen Situation konfrontiert, daß man sich gegenseitig braucht und lernt wie man richtig miteinander umgeht, ohne jemanden wegen seiner Fehler zu verstoßen. Die Freundschaft und die dazugehörigen Freunde sind für die Kinder lebensnah. Gerade im Kindergarten hat das Ziel der Freundschaft und Gemeinschaft für jedes einzelne Kind eine wichtige Bedeutung, da das Kind jetzt fähig ist, Freundschaften zu schließen und lernt sich in der Gemeinschaft zurechtzufinden.

Wie das Ziel der Lebensnähe, trifft auch das Ziel der Selbständigkeit und Mitbestimmung auf mein Projekt zu, da die Kinder lernen sollen selbständiger und eigenverantwortlicher zu arbeiten. Die Kinder wirken bereits bei der Planung und Vorbereitung des Spielstückes mit und sind dadurch an den gemeinsamen Entscheidungen beteiligt. Indem ich ihnen nicht alles vorgebe, binde ich sie aktiv in die Vorbereitungen mit ein und motiviere sie dadurch ihre eigenen Ideen und Vorschläge einzubringen. Auf das Mitdenken und Mitbestimmen lege ich sehr viel Wert, da die Kinder lernen müssen miteinander zu diskutieren, sich auszutauschen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, eigene Wünsche hinten anzustellen und demokratisch miteinander umzugehen, auch wenn mehrere Meinungen aufeinandertreffen.

Das Erfahrungslernen ist ein weiteres wichtiges Ziel, welches ich gesetzt habe. Die Kinder sollen aus der bewußt gelenkten Situation Erfahrungen sammeln und gleichzeitig etwas für das gegenwärtige und besonders das zukünftige Leben lernen. Da das Erfahrungslernen nicht von heute auf morgen stattfindet, gebe ich den Kindern in meinem Projekt die Zeit, die sie benötigen, um miteinander zu ,,arbeiten" und durch die gemachten Erfahrungen miteinander zu lernen.

Die Orientierung des Projektes an den Kindern soll ihnen helfen, damit sie sich leichter in die Situation hineinversetzen und verstehen können. Die Situation selber ist nicht weit hergeholt, sondern betrifft die Gruppe und ist so gestaltet, daß die Kinder sie nachvollziehen können. Sie verstehen, was in dem Spielstück passiert und worum es geht. Das Nachspielen der Geschichte gehört immer zum Ziel der Kindesorientierung, da die Kinder das Gehörte spielerisch umsetzen können.

In meinem Spielstück werden alle Sinne des Kindes angesprochen und gefördert, so daß es mir in meinem Projekt gelingen sollte das Ziel des ganzheitlichen Lernens zu erreichen. Das Kind muß zuhören, um die Geschichte zu verstehen, es muß mit den anderen kommunizieren und sich austauschen können um Entscheidungen mittreffen und seine Wünsche äußern zu können, es bewegt sich und setzt somit seinen Körper, ebenso wie die Feinmotorik des Gesichtes ein. Die Feinmotorik des Gesichtes wird besonders durch die Mimik und Gestik gefördert, mit der das Kind arbeiten muß, um sich in seine Rolle hineinzuversetzen.

Das Kind entdeckt durch das Spielen der Geschichte, daß es mit seinem Körper und seinen Fertigkeiten dazu fähig ist, sich in eine andere, fremde Rolle hineinzuversetzen, diese spielen und darstellen kann. Mit dieser Entdeckung steigert und stärkt sich das Selbstbewußtsein des Kindes.

3.4 Das Spielstück ,,Du bist Spitze, kleiner Bimbo!"

Das von mir verwendete Spielstück von Barbara Cratzius und Doris Rübel heißt ,,Du bist Spitze, kleiner Bimbo!" und ist in dem Buch „Spielstücke für den Kindergarten" im Ravensburger Verlag erschienen.

3.4.1 Kurze Inhaltsangabe des Spielstücks

Der kleine Bimbo ist ein tolpatschiger Bärenjunge, dem selten etwas richtig gelingt und deshalb wird er von den anderen Bärenkindern ausgelacht. Das macht den kleinen Bimbo sehr traurig, da er denkt, daß die anderen Bärenkinder nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen und beschließt wegzulaufen. Auf seinem Weg begegnen ihm der Fuchs, der Storch, der Hase und das Känguruh. Alle diese Tiere können etwas besonderes, wie zum Beispiel fliegen, was das Bärenkind Bimbo natürlich nicht kann, weil er dazu nicht geeignet ist. Als Bimbo wie ein Känguruh hüpfen möchte, sieht er ein, daß er nicht wie die anderen sein kann, da jedes Tier etwas anderes besonders gut kann. Bimbo stellt sich auf die Hinterpfoten und beginnt zu tanzen und da merkt er, daß auch er etwas ganz besonderes kann - tanzen.

3.4.2 Der Schwerpunkt des Spielstücks

Aus dem Spielstück wähle ich den Schwerpunkt „Gemeinschaft" aus. Den Kindern soll vermittelt werden, daß man nur zusammen stark sein kann und zusammenhalten muß, wenn man schwierige Situationen innerhalb einer Gruppe meistern will und das ganz gleich, ob man auch alleine Stark oder Schwach ist. Jedes Kind hat seine individuellen Vor- bzw. Nachteile und sollte, nicht nur aufgrund seiner Fehler, aus einer Gemeinschaft ausgeschlossen werden, denn es ist besonders wichtig, daß sich innerhalb einer Gruppe verschiedene Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten ergänzen. Diese Integration der Mitglieder ist die Voraussetzung für eine starke Gruppe und zeichnet gute Freundschaften aus.

3.4.3 Die Begründung der Spielstückauswahl

Ich habe mir dieses Spielstück ausgesucht, weil es viele unterschiedliche Tiere beinhaltet, die zwar alle etwas besonderes können, keines von ihnen aber alles kann. Als ich dieses Stück gelesen habe, stellte ich schnell Parallelen mit meiner Vorschulgruppe fest. Seit sie Vorschulkinder sind, ist es einigen von ihnen wichtig geworden, möglichst viel und das gut zu können und sich keine Schwächen mehr einzugestehen, da man ja jetzt ein Vorschulkind ist. ,,Du bist Spitze, kleiner Bimbo!" stellt auch sehr gut dar, daß man den, der ausgelacht wird, durch das Lachen verletzen kann und ihn traurig macht. Auch wenn jemand etwas nicht kann, was man selber jedoch seht gut kann, hat derjenige andere Fähigkeiten, wegen denen er von anderen Menschen geschätzt wird.

So ist es auch bei Bimbo. Lachen die Bärenkinder anfangs noch über Bimbo, weil er so tolpatschig ist, lachen sie am Ende mit ihm, weil er so lustig ist und immer tolle Ideen hat, mit denen er die anderen zum Lachen bringt.

Ein weiterer Beweggrund für die Auswahl dieses Stückes ist die Tatsache, daß eine große Gruppe von Kindern mitspielen kann, da ich keines der Vorschulkinder ausgrenzen wollte. Darüber hinaus hat jedes der Tiere eine wichtige Rolle innerhalb der Geschichte.

Die Tiere in dieser Geschichte haben mich beim Lesen angesprochen, da jedes von ihnen, wie auch die Kinder, verschieden ist und seinen eigenen Charakter besitzt. Durch diese Verschiedenheit der Rollen ist für jedes der Kinder aus meiner Gruppe eine entsprechende Rolle vorhanden.

3.5 Die Rollen des Spielstücks

3.5.1 Die Rollenverteilung

_Bimbo: Konstantin _Binga: Nadine _Brummi: Robert _Fuchs: Matthias Mark

_Storch: Katrin Veronika _Hase: Philip Thorben

_Känguruh: Daniel Juliane

Da in dem Spielstück nur sieben unterschiedliche Rollen vorhanden sind, habe ich die Rollen des Fuchses, des Hasen und des Storches doppelt vergeben, da ich, wie bereits angesprochen keines der Vorschulkinder ausgrenzen wollte.

3.5.2 Die Begründung der Rollenverteilung

Bei der Verteilung der Rollen habe ich darauf geachtet, daß die Gruppe untereinander gemischt ist. Die Mädchen sollen mit den Jungen zusammenspielen und nicht die Kinder, die sich schon gut kennen, wie zum Beispiel Thorben und Veronika, Daniel, Philip und Matthias, da sie sowieso schon ständig zusammenspielen.

Die Rolle des Bimbo habe ich für Konstantin ausgesucht, weil er der einzige Junge ist, der sich zutraut eine Rolle alleine zu übernehmen und alleine auf der Bühne stehen kann. Ich traue es ihm zu, diese Rolle gewissenhaft auszufüllen und ich hoffe, daß er in der Gruppe das zeigt, was er wirklich kann. Außerdem fordert ihn die Rolle des Bimbo heraus. Konstantin ist innerhalb der Gruppe sehr ruhig und er würde sich nie von alleine für diese Rolle melden, obwohl ich weiß, daß er es gerne tun würde. Ich möchte ihm mit dieser Rolle die Möglichkeit eröffnen aus sich herauszugehen.

Für Thorben hingegen habe ich die Rolle eines Hase angedacht, da er hier ebenfalls zeigen kann, was er zu leisten vermag. Auch bedarf es für die Hasenrolle ein gewisses Maß an Bewegungskoordination, besonders bei der Rollbewegung und dem Hüpfen auf zwei Beinen, die bei Thorben noch nicht so ausgereift ist, wie bei den anderen Kindern. Ich hoffe, daß ich ihn durch diese Rolle in seiner Motorik ein wenig fördern kann.

Bei der Verteilung der Rollen war es für mich wichtig, daß besonders Thorben und Konstantin die von mir gezielt ausgewählten Rollen freiwillig übernehmen wollten. Dies wollte ich durch eine gezielte Motivation zur Übernahme der gewünschten Rolle erreichen, jedoch nicht durch Zwang.

Sollte Konstantin die Rolle des Bimbo ablehnen, so würde ich an Matthias herantreten, da auch er ein relativ stiller Junge ist und verstärkt in die Gruppe integriert werden muß.

Auch habe ich darauf geachtet, daß Philip und Mark keine Rolle zusammen bekommen, da sie sonst nicht mit dem nötigen Ernst bei der Sache wären und nur Quatsch machen würden. Ebenso ist die Konstellation Mark und Daniel sowie Daniel und Philip nicht ratsam.

4. Die praktische Projektplanung und -durchführung

4.11. Projekttag, Montag, der 07.02.2000 9.[50] - 11.[00] Uhr

Am ersten Tag meines Projektes stelle ich den Kindern die Tiere des Spielstücks ,,Du bist Spitze, kleiner Bimbo!" vor. Dazu zeige ich den Kindern die Zeichnungen der einzelnen Tiere und lasse mir ihre Namen nennen. Anschließend erkläre ich den Kindern, daß es zu all diesen Tieren eine Geschichte gibt, die ich ihnen dann erzähle.

Durch die Bilder können sich die Kinder ein genaueres Bild von der Geschichte machen und sich dadurch während der Erzählung besser auf die Geschichte einlassen und sich mit ihr identifizieren, damit ihnen das Nachspielen leichter fällt.

Nachdem die Kinder die Geschichte nacherzählten, habe ich mit ihnen die Bewegungen und Gangarten der einzelnen Tiere besprochen und nachgeahmt. Dabei durften alle Kinder Füchse, Bären, Störche und Känguruhs sein und durch das gleichzeitige Hören und Nachahmen konnten sie bereits hier Sympathien für die einzelnen Tiere entwickeln und sich überlegen, welches Tier sie gerne spielen würden.

4.1.1 Die Ziele des 1. Projekttages

Meine Ziele für den ersten Projekttag waren, daß sich die Kinder eine Rolle aussuchen, mit der sie sich identifizieren können und mit der sie zufrieden ist. Die Kinder sollen bei der Umsetzung der Geschichte Spaß und Freude haben.

Ebenfalls wollte ich, daß sich die Rollen, die ich mir im Vorfeld überlegt hatte, auf die einzelnen Kinder übertragen lassen, so daß ich die Rollenverteilung gezielt lenken konnte.

Ein weiteres Ziel, daß ich mir für den ersten Tag gesetzt hatte war, daß ich mit den Kindern gemeinsam überlegen wollte, wie man sich entsprechend verkleiden könne und welche Materialien man dazu benötigt.

4.1.2 Die Reflexion des 1. Projekttages

Ich fand es von den Kindern toll, daß sie gleich nach der Erzählung auf die Idee gekommen sind, daß man die Geschichte nachspielen könne.

Durch die Bilder der Tiere konnten sie sich bereits zu diesem Zeitpunkt vorstellen in die ein oder andere Rolle zu schlüpfen und äußerten auch schon erste Wünsche, ob sie sich nicht in einer dieser Rollen versuchen dürften.

Durch die Erfahrungen die ich gemacht habe, als ich mit der Vorschulgruppe eine kleine Weihnachtsgeschichte eingeübt habe, merkte ich sehr schnell, daß alle Kinder Lust hatten mitzuspielen. Besonders freute mich, daß auch Mark, von dem ich nicht gedacht hatte, daß er von Anfang an mit Begeisterung bei der Sache ist, da er zu allem erst einmal ,,Nein" sagt, alles mit Vorsicht genießt und selten spontan reagiert.

Diese Äußerungen und das interessierte Zuhören beim Erzählen der Geschichte gab mir das Gefühl, daß die gesamte Gruppe Lust hatte mitzumachen und am Liebsten sofort losgelegt hätte.

Außer bei Mark hatte ich auch bei Konstantin und Robert bedenken, denn beide halten sich bei Rollenspielen gerne zurück und sehen sich lieber in der Position des Zuschauers und das, obwohl sie aus sich herausgehen können und wollen. Dieses Verhalten konnte ich bisher besonders bei Konstantin beobachten, jedoch waren beide von Anfang an mit Begeisterung dabei.

Als es an die Verteilung der Rollen ging konnte ich bei Konstantin und Robert erstes Zögern erkennen. Wie bei der Vorüberlegung zur Rollenverteilung angedacht, bot ich Konstantin die Rolle Bimbos an, da er sich nicht von alleine für diese Rolle meldete. Er reagierte verunsichert und wollte sie nicht annehmen. Ich erklärte ihm, daß die Rolle nicht schwer zu spielen sei, es nicht viel Text gibt und falls er Probleme haben sollte, wären wir ja auch noch da um ihm zu helfen. Auch bot ich ihm an, zuerst die anderen Rollen zu verteilen, um ihm ausreichend Zeit zu lassen sich zu entscheiden. Nachdem ich die anderen Rollen verteilt hatte, teilte mit Konstantin mit, daß er die Rolle des Bimbo spielen würde.

Für die Belegung der Rolle des Hasen hatten sich Thorben und Veronika freiwillig gemeldet. Zuerst fragte ich Thorben, ob er die Rolle des Hasen spielen wolle und ob er sich vorstellen könne, diese auch mit Philip anstatt mit Veronika zu spielen, da auch er sich für die Rolle des Hasen interessierte. Thorben sagte, daß er nichts dagegen hätte, jedoch merkte ich, daß er lieber mit Veronika als mit Philip den Hasen spielen würde.

Bei der Verteilung der restlichen Rollen habe ich darauf geachtet, daß die Kinder nach Möglichkeit die Rolle bekamen, die sie haben wollten, griffjedoch dann lenkend ein, wenn sich für eine Rolle zu viele oder niemand meldete. Besonders die Rolle des Storches war anfangs bei den Kindern nicht sehr beliebt und als ich fragte warum niemand den Storch spielen wolle, bekam ich keine Antwort. Durch gezieltes Nachfragen und motivieren konnte ich schließlich Nadine dazu ermutigen den Storch zu spielen. Im Gegensatz zur Rolle des Storches war die Rolle des Bimbo sehr begehrt. Alle Kinder boten sich an, diese Rolle zu spielen, sollte sich Konstantin gegen sie entscheiden.

Als alle Rollen verteilt waren, fragte ich jeden, ob ihm seine Rolle gefällt und ob er einverstanden ist, damit es im weiteren Verlauf des Projektes keine Streitereien und Tränen gibt.

Bei der Rollenverteilung ist mir auch aufgefallen, daß sich die Kinder zuerst auf ihre Freunde fixiert haben, indem sie darauf achteten, welche Rolle sie nehmen und sich dann ebenfalls für die gleiche Rolle meldeten.

Bei der tatsächlichen Rollenverteilung mußte ich gegenüber der Rollenverteilung in meinen Vorüberlegung verschiedene Positionen tauschen. So hatte sich Robert, dem ich die Rolle des Brummi angedacht hatte, freiwillig für die des Fuchses gemeldet und zeigte keinerlei Interesse, den Bruder von Bimbo zu spielen. Matthias hingegen, der einen Fuchs spielen sollte, sagte er wolle lieber Bimbos Bruder sein. So tauschte ich die Rollen von Robert und Matthias und beide waren zufrieden. Auch Daniel und Juliane tauschte untereinander die angedachten Rollen. Jetzt spielt Daniel einen der Störche und Juliane ein Känguruh. Bei den anderen Kindern habe ich jedoch besonderen Wert darauf gelegt, daß sie die für sie angedachten Rollen spielen, denn nur in diesen Rollen war für sie ein effektives Rollenlernen möglich.

Bei der gemeinsamen Überlegung, wie wir uns verkleiden könnten und welche Materialien dazu verwendet werden sollten, kamen die Kinder schnell auf die Idee, wie bereits bei der Weihnachtsgeschichte, Kopfbänder zu nehmen und die Ohren der Tiere daran zu befestigen.

4.2 2. Projekttag, Dienstag, der 08.02.2000

9.30 -10.[30] Uhr

Gemeinsam erinnerten wir uns an die Geschichte vom gestrigen Tag und ich ließ die Kinder die Geschichte nacherzählen. Dabei achtete ich besonders darauf, daß die Aussage der Geschichte stimmt, da es in dem Spielstück um mehr geht, als nur um die Tiere.

Ich habe mich mit den Kindern darauf geeinigt, daß wir, nicht wie ich geplant hatte Masken, sondern Kopfbänder mit Ohren basteln. Bereits am Vortag habe ich mir Tonkarton in den passenden Farben gesucht. Die Bärenkinder bekommen dunkelbraune, die Füchse rote und die Hasen graue Ohren. Der Storch erhält einen roten Schnabel und die Flügel werden durch schwarze Handschuhe symbolisiert. Die Ohren des Känguruhs sind hellbraun und es bekommt ein braunes Tuch um den Bauch gebunden, das den Beutel darstellen soll. Die verschiedenen Formen für die Ohren und den Schnabel habe ich am Tag zuvor vorgezeichnet, so daß die Kinder diese lediglich ausschneiden und kleben müssen.

Die Turnhalle habe ich mit zwei Tischen ausgestattet und die benötigten Materialien für die Bastelarbeit, drei Klebstoffflaschen, eine Klebeunterlage und für jedes Kind eine Schere, bereitgelegt.

4.2.1 Die Ziele des 2. Projekttages

Eines der Ziele für den heutigen Tag war, daß wir zusammen an einem gemeinsamen Ziel, der Aufführung des Spielstücks, arbeiten. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sich die Kinder untereinander einig werden, was in welcher Art und Weise gemacht wird.

Ein anderes Ziel für den zweiten Projekttag war, daß die Kinder in einer Gemeinschaft arbeiten und aufeinander Rücksicht nehmen.

Sie sollten sich gegenseitig beim anfertigen der Kopfbänder helfen und vor allem von sich aus erkennen, wenn ein anderes Kind Hilfestellungen benötigt. Da ich nur zwei Tische in der Turnhalle aufsgestellt habe, reicht der vorhandene Platz nicht dazu aus, daß alle Kinder auf einmal an ihrem Kopfband arbeiten können. Sie sollen lernen, den anderen Kindern Platz zu machen, wenn sie selber mit ihrer Bastelarbeit fertig sind oder sich selbst erst einmal im Hintergrund aufhalten. So sollen sie als Gruppe gemeinsam eine Lösung finden, um sich mit dem vorhandenen Platzmangel zu arrangieren.

Für mich persönlich habe ich mir vorgenommen, daß ich die Kinder aktiv an der Planung und Vorbereitung teilhaben lasse und ihre Ideen und Vorschläge, soweit möglich, verwirkliche.

4.2.2 Die Reflexion des 2. Projekttages

Es konnten alle Ziele, die ich für den zweiten Projekttag geplant habe erreicht werden.

Am Anfang jedoch war es für die Gruppe schwierig, sich aufeinander einzulassen und sich gegenseitig zu helfen, da sie es bis dahin nur gewohnt waren, den kleineren Kindern zu Helfen. So entstand für die Kinder anfangs der Eindruck, daß jeder die geforderten Aufgaben von sich aus erledigen kann, da sie ja Vorschulkinder sind und keine Hilfe benötigen.

Erst als Konstantin mit seinem Kopfband fertig war, hat er Matthias und einigen anderen Kindern geholfen, ihr eigenes Kopfband umzubinden und es zu befestigen. Nachdem ich Konstantin für seine Hilfe gelobt habe, haben auch Daniel, Veronika und Juliane mitgeholfen. Die anderen Kinder hingegen waren entweder viel zu sehr darauf fixiert ihre Arbeit auszuschmücken anstatt den anderen zu helfen, schauten einfach nur zu oder stifteten Unruhe in der Gruppe. Erst nachdem ich die Unruhestifter zur Mithilfe aufgefordert habe, beteiligten sie sich wieder am Gruppengeschehen.

4.3 3. Projekttag, Donnerstag, der 10.02.2000 IO.[00] - 11.[30] Uhr

Ich fragte die Kinder, was uns jetzt noch fehlt, um das Stück spielen zu können - die Kulisse. Gemeinsam überlegten wir uns, wie diese aussehen könnte, wobei ich den Kindern Hilfestellungen gab, indem ich sie an bestimmte Situationen in der Geschichte erinnerte. Ich forderte sie auf, Ideen zu sammeln, wie und mit welchem Materialien wir den Hintergrund darstellen können. Dabei wurden die tollsten Ideen vorgebracht: man könne die Kulisse aus Tonpapier ausschneiden, mit Buntstiften den Wald auf weißes Papier malen oder aus Papier plastische Bäume anfertigen. Da ich mir zur Gestaltung der Kulisse auch meine Gedanken gemacht habe, schlug ich den Kindern vor, daß man die Kulisse mit Wasserfarben auf ein großes Stück Papier malen könne. Da die Kinder relativ selten mit Wasserfarben in Berührung kommen und schon die Ohren der Tiere aus Tonpapier geschnitten haben, entschied ich mich für das großflächige Malen mit Wasserfarben um die Kinder auch in dieser Beziehung ganzheitlich zu fördern.

Bevor wir mit dem Malen anfingen, habe ich mit den Kindern die Tische mit alten Zeitungen abgedeckt. Nachdem alle Kinder ihre Malkittel angezogen hatten, erklärte ich ihnen die weiteren Arbeitsschritte. Aufjedem der zwei Tische lag ein großer Bogen Papier und die Kinder stellten sich nebeneinander an den Tischen auf. Anschließend haben die Kinder sich überlegt, was sie malen möchten. Jedes der Kinder wollte einen Baum malen und da die Geschichte in einem Wald spielt, konnten wir jeden Baum gebrauchen. Doch ich erklärte den Kindern auch, daß es in einem Wald nicht nur Bäume, sondern auch Sträucher und Büsche gibt und sie dies bei ihrer Zeichnung berücksichtigen sollten. Nachdem sich die Kinder im Klaren darüber waren, was sie malen wollten, wurde das gewünschte Motiv mit Bleistift aufgezeichnet, damit eventuelle Verbesserungen besser vorgenommen werden können.

Beim austeilen der Farbtöpfchen habe darauf geachtet, daß immer zwei Kinder zusammen eines bekommen haben, so daß sie gezwungen waren dieses untereinander zu teilen oder mit einer anderen Farbe an einer anderen Stelle weiterzumalen, was die Kinder jedoch unter sich klärten.

Nach dem alle Kinder fertig waren, sind wir ein paar Schritte von den Tischen zurückgetreten und haben unsere gemeinsame Arbeit betrachtet.

4.3.1 Die Ziele des 3. Projekttages

Die gemeinsamen Ziele für den dritten Tag meines Projektes waren, daß sich die Vorschulkinder intensiv als Gruppe und Einheit wahrnehmen und die gemeinsam geschaffene Arbeit respektieren und aufwerten. Hierzu gehört wiederum die Rücksichtnahme aufeinander, da die Kinder ihre eigenen Wünsche, zumindest teilweise, in den Hintergrund stellen mußten oder nur abgeändert realisieren konnten, damit sich jedes der Kinder mit dem Ergebnis identifizieren konnte.

Die Kinder sollten auch die Arbeit der anderen wertschätzen, denn gerade wenn die Kinder an diesem Projekttag gezielt zur Kreativität aufgefordert werden, muß jeder die Sichtweise und Gestaltungsweise des anderen akzeptieren.

4.3.2 Die Reflexion des 3. Projekttages

Die Arbeit verlief an diesem dritten Projekttag hektisch und laut. Die Kinder hörten einander nicht zu und jeder wollte seine Wünsche realisieren. Auch gelang es ihnen noch nicht durch Argumentation auf den gewollten Platzmangel aufmerksam zu machen, so daß es durch den Einsatz ihrer Ellenbogen immer wieder zu Störungen kam. Auch sprachen sie anfangs noch relativ laut miteinander und machten jede Menge Unsinn. Nachdem ich sie mehrmals auf ihr Verhalten aufmerksam machte besserte sich die Situation schließlich und sie nahmen mehr Rücksicht aufeinander. Dennoch kann ich sagen, daß die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe harmonischer war, als an den Tagen zuvor.

4.4 4. Projekttag, Montag, der 14.02.2000

9.30 -10.[30] Uhr

Gemeinsam mit den Kindern habe ich die Kulisse an einer freien Wand in der Turnhalle aufgehängt. Die Kinder sollten sich anschließend Gedanken machen, wie man die in der Turnhalle vorhandenen Materialien, wie Schaumstoffwürfel, in die Kulisse einbinden könnte. Die beste Idee der Kinder, die Höhle des Fuchses, die für Bimbo zu eng ist, aus den Würfeln zu bauen haben wir anschließend gemeinsam umgesetzt, indem wir die Würfel vor der gemalten Kulisse so aufgebaut haben, daß man den Eingang der Höhle deutlich erkennen konnte. Aus einem Stuhl haben die Kinder einen Baum gemacht, von auf den Bimbo in der Geschichte klettert, als er versuchen möchte wie ein Storch zu fliegen. Aus Bettlaken, die wir vor zwei Jahren für die Gestaltung der Garderobe grün eingefärbt haben, wurden Wiesen gelegt und die Höhle des Fuchs abgedeckt. So haben wir es geschafft, daß ein Teil der Turnhalle mittlerweile wie ein kleiner Wald aussieht.

4.4.1 Die Ziele des 4. Projekttages

Ich möchte die Kinder auch an diesem Tag wieder aktiv in die Gestaltung mit einbeziehen und sie dazu anregen sich über die Umsetzung der Geschichte Gedanken zu machen, indem ich ihre Vorschläge und Ideen, wie man die Schaumstoffwürfel in die Kulisse einbinden kann, aufnehme. Die Kinder sollen lernen, daß man seine Ideen den anderen mitteilen muß, egal wie abwegig sie sind, damit man der Gruppe so Anstöße zur weiteren Ideenfindung gibt. Auch sollen die Kinder durch die starke Einbindung in die Vorbereitung erkennen, daß zum Spielen eines Stückes mehr gehört, als die Rollenverteilung und die Aufführung.

Ein weiteres Ziel für den vierten Tag des Projektes war die Stärkung der Gruppengemeinschaft. Dies wollte ich erreichen, indem ich die Kinder verstärkt zur

Kommunikation untereinander anregte. Sie sollten durch den engen Kontakt zu den anderen Kindern ein ,,Wir - Gefühl" verspüren.

4.4.2 Die Reflexion des 4. Projekttages

Ich war erstaunt, daß die Kinder bei der Gestaltung der Kulisse voller Begeisterung bei der Sache waren. Sie haben versucht mit den vorhandenen Materialien einen Wald zu gestalten, in dem sich die Geschichte hätte abspielen können. Bei der Gestaltung haben sie auch an viele Einzelheiten gedacht, die in der Geschichte erwähnt werden. So hat Katrin den Vorschlag gemacht, daß man den See, in den Bimbo fällt, als er versucht einen Fisch zu fangen, mit einer blauen Turnmatte darstellen könnte, damit sich Konstantin nicht verletzt. So muß er nicht nur so tun, als ob Bimbo fällt, sondern kann sich wirklich fallen lassen. Hier konnte ich sehen, daß sich einige Kinder auch darüber Gedanken machen, wie man die Handlung so realistisch wie möglich darstellen kann. Philip hatte die Idee, daß man Badewannenfische mitbringen kann und sofort erklärten sich alle bereit, Badewannenfische mitzubringen.

An diesem vierten Projekttag hat es sich deutlich gezeigt, daß die Kinder die Gemeinschaft spüren.

4.5 5. Projekttag, Dienstag, der 15.02.2000

9.30 -10.[15] Uhr

Für den fünften Tag des Projektes habe ich erneut das Spielen des Stückes ,,Du bist Spitze, kleiner Bimbo!" angesetzt. Mir ist bei den bisherigen Proben aufgefallen, daß sich die Kinder immer noch sehr an den Text der Geschichte halten. Bei der Aufführung des Stückes ist mir jedoch wichtiger, daß die Kinder mit ihrer Mimik und Gestik ausdrücken, was in den Tieren, besonders in Bimbo, vorgeht, und den Text nur sinngemäß wiedergeben.

Nachdem die Gestaltung der Kulisse und der Kostüme seit dem vierten Tag abgeschlossen ist, werde ich heute mit den Kindern das erste Mal vor der Kulisse spielen. Neben der Verkleidung baue ich heute erstmals ein Lied am Ende des Spielstückes ein, das ich bis jetzt noch nicht berücksichtigt habe, um das Einproben der Geschichte nicht zu komplizieren. In diesem Lied, das ich alleine nach der Melodie der ,,Vogelhochzeit" singe, erkennt Bimbo, daß auch er etwas ganz besonderes kann - tanzen. Die anderen Lieder, die in der Geschichte vorkommen lasse ich außer acht, da das Spielstück ansonsten zu lange dauern würde und lediglich das letzt Lied für die Handlung relevant ist.

4.5.1 Die Ziele des 5. Projekttages

Das primäre Ziel des heutigen Tages war, daß die Kinder Spaß am gemeinsamen Spiel haben. Daher wollte ich ihnen in der Ausgestaltung des Textes alle Freiheiten lassen und selbst wenn sie einzelne Textpassagen wörtlich wiedergeben, würde ich nicht eingreifen.

Dadurch, daß wir heute erstmals vor fertiger Kulisse und mit Kostümen spielen, möchte ich erreichen, daß die Kinder auf ihre gemeinsame Arbeit stolz sind.

4.5.2 Die Reflexion des 5. Projekttages

An den Reaktionen und Äußerungen in den letzten Tagen habe ich gemerkt, daß die Kinder verkleidet vor der Kulisse spielen wollten. Bevor wir mit der Probe begannen betrachteten die Kinder voller Stolz ihr Werk und waren anschließend begeistert und voller Freude beim Spiel. Auch ist mir heute aufgefallen, daß alle Kinder ihre Rollen gut ausfüllten und keines von ihnen Scheu oder Angst hatte, vor den anderen zu spielen. Wenn einmal gelacht wurde, dann nur über die Ohren der Hasen, weil diese komisch aussahen und zu lang waren, und nicht über die Fehler der anderen Kinder.

Da die Zusammenarbeit an diesem Tage noch harmonischer, als an den Tagen zuvor, verlief und sie sich gegenseitig zuhörten und einander aussprechen ließen, kann ich sagen, daß die Gruppe der Vorschulkinder langsam zusammenwächst.

4.6 6. Projekttag, Donnerstag, der 17.02.2000

9.30 -10.[00] Uhr

Am letzen Tag meines Projektes spiele ich mit den Kindern das Stück und gehe dabei besonders auf die Unsicherheiten der Kinder ein. Hierbei gebe ich den Kindern in den einzelnen Spielsituationen nur noch kleine Hilfestellungen. Ansonsten lasse ich ihnen genügen Freiraum, um die Rolle nach ihren Vorstellungen auszufüllen. Sollte ich jedoch merken, daß eines der Kinder Schwierigkeiten mit dem Text hat, greife ich helfend ein und spreche den Text sinngemäß vor.

4.6.1 Die Ziele des 6. Projekttages

Auch an diesem Tag soll, wie an den Tagen zuvor, der Spaß am Spielen und die Gemeinschaft im Vordergrund stehen.

Doch auch wenn das Projekt abgeschlossen ist, sollen die Kinder die gesammelten Erfahrungen im alltäglichen Kindergartenleben umsetzten und als Gruppe zusammenhalten.

4.6.2 Die Reflexion des 6. Projekttages

Jedes der Kinder hat es geschafft, sich mit seiner Rolle zu identifizieren und diese überzeugend zu spielen. So mußte ich heute keine „großen" Fehler mehr korrigieren und konnte auf die Feinheiten achten. Ich wies die Kinder darauf hin, daß sie laut, langsam und deutlich sprechen und ihre Bewegungen langsam ausführen sollten.

Auch heute herrschte in der Gruppe ein entspannte und harmonische Atmosphäre in der es mir und den Kindern Spaß machte zusammen zu arbeiten.

5. Die Auswertung des Projektes

Durch mein zweiwöchiges Projekt mit der Vorschulgruppe hatte ich die Möglichkeit, für eine längere Zeit intensiv mit einer konstanten Gruppe zu arbeiten. Es hat mir großen Spaß gemacht, die Kinder in das gelenkte Rollenspiel einzuführen und die tägliche Arbeit mit den Kindern hat mir jeden Tag aufs Neue gezeigt, wie sie sich näherkommen und wie sich ihre Zusammenarbeit und die Kommunikation untereinander verbessert.

Meine Ziele, die ich mir für die Gruppe gesetzt hatte wurden Tag für Tag in kleinen Schritten realisiert und für mich als Außenstehender war es ein Erfolg dies zu sehen. Die Kinder habe es ohne große Schwierigkeiten geschafft ihre eigenen Ideen in die Gestaltung und das Spiel mit einzubringen und selbst die zurückhaltenderen Kinder konnten ihre Vorstellungen in der gemeinsamen Arbeit umsetzen.

Innerhalb dieser zwei Wochen konnte ich eine positive Entwicklung im Gruppenprozeß erkennen, doch jetzt ist es noch zu früh um zu sagen, daß sich das Sozialverhalten, bzw. die Gemeinschaft, auch in der großen Gruppe in dem Maße verbessert hat, wie dies in der Kleingruppe der Fall ist. Die Kinder habe es in den zwei Wochen meines Projektes geschafft, in der Kleingruppe ein herzliches Verhältnis zueinander aufzubauen und aufeinander Rücksicht zu nehmen, doch bis dieses Verhalten auch in der Großgruppe zu erkennen ist, wird es noch einige Zeit benötigen, da sich jede Veränderung im Verhalten eines Menschen in der Regel nur langsam entwickelt. Positiv aufgefallen ist mir auch, daß es in der Projektzeit keine großen Zwischenfälle, wie zum Beispiel Streitereien untereinander, gab, die sich negativ auf die Stimmung auswirkten.

Weiterhin ist erwähnenswert, daß alle Kinder mit ihrer Rolle, den gemeinsam gestalteten Kostümen und der Kulisse identifizieren konnten und ihre Vorstellungen darin wiederfanden und ich sie mit der nötigen Motivation dazu ermutigen konnte, die Rolle anzunehmen, die sie gerne spielen wollten, sich aber nicht zu spielen trauten.

Abschließend möchte ich sagen, daß ich von den Vorschulkindern nach diesen zwei Wochen sehr beeindruckt war. Sie haben mich mit ihrer aktiven Mitarbeit jeden Tag aufs Neue überrascht und es hat mich sehr gefreut, daß ich mit meinem Projekt bei den Kindern die Begeisterung für das Rollenspiel und das Miteinander geweckt habe und ich hoffe, daß sie auch das eigentliche Ziel - gemeinsam in der Puppenecke zu spielen - in absehbarer Zeit verwirklichen.

Anhang

,,Du bist spitze kleiner Bimbo!"[21] Eine Spielgeschichte

Der kleine Bimbo war traurig. Immer wieder ärgerten ihn die anderen Bärenkinder. „Bimbo, du hast klebrige Pfoten! Du hast mal wieder vom süßen Honig genascht!", neckte ihn die Bärenschwester Binga. Und der bruder Brummi schrie. „Igitt, du hast dich mal wieder vom Stinktier vollstinken lassen. Lauf bloß weiter!" Da zog Bimbo den Kopf ein und trabte ganz traurig hinunter zum Fluß. „Wenigstens einen fetten rosa Lachs will ich mir heute fangen!" brummte er.

Aber als er gerade die Pfote ins Wasser stecken wollte, rutschte er vom glitschigen Stein herunter und - pardauz! - fiel er ins Wasser. Brr - wie das sprudelte und toste! Bimbo schlug wild mit den Pfoten, bis er endlich Sand unter seinen Tatzen spürte. Pitschnaß kroch er ans Ufer und schüttelte sich.

Aber da standen auch schon Bingo und Brummi und Brommel und all die anderen Bärenkinder am ufer und wollten sich ausschütten vor Lachen.

So schrien sie höhnisch, zeigten ihm eine lange Nase und schnitten die wildesten Grimassen. - Da hatte Bimbo genug. „Ich gehe fort, einfach fort!", dachte er. „Keiner mag mich leiden! Ich kann überhaupt nichts! - Nicht einmal richtig klettern kann ich und Purzelbaum schlagen wie die anderen und Fußball spielen!"

Und so trabte er einfach los - immer der Nase nach in den Wald hinein. Da sah er zwischen den Stämmen einen feuerroten Schwanz blitzen. ,,Da läuft ja der Rotfüchs!", dachte er. „Vielleicht kann der mir helfen, der ist so klug und geschickt. Warte lieber Freund!" brummte er. ,,Was kann ich machen, damit die anderen mich nicht immer auslachen?"

Der Fuchs legte die Stirn in Falten. ,,Grab doch mal einen riesigen langen Höhlengang!", schlug er vor. ,,Ihr Bären habt so geschickte Tatzen! Und Winterhöhlen braucht ihr doch auch! Komm, ich zeige dir meinen langen Gang! Den hab ich fleißig gebuddelt. Da hinten bei der hohen Birke führt er wieder heraus." - Der kleine Bär versuchte, sich mit seinem dicken Bauch in den Gang zu zwängen. ,,Das schaffe ich niemals!", sagte er. ,,So einen langen, schmalen Gang kann ich bestimmt nicht graben! Ausgeschlossen!" Und ganz traurig trabte er weiter.

Über der Wiese schwebte der Storch. ,,Der sieht wunderschön aus!", dachte der kleine Bär. ,,Wie er die Flügel weit ausgespannt hat! Hei - fliegen müßte man können! Dann würden Binga und Brummi aber gucken!"

Der Storch streckte seine Beine vor und setzte zur Landung an. ,,Na, was machst du denn für ein trauriges Gesicht, kleiner Bär? Das Fliegen ist keine große Kunst! Versuchs doch mal! Klettere dort auf die Birke und strecke die Pfoten aus. Und dann tief Luft holen! Da kann ja nicht viel passieren! Du wirst dir nicht mal blaue Flecken holen mit deinem dicken Bärenfell!" - Bimbo schlug seine Tatzen in den Birkenstamm. Mühsam kletterte er höher und höher.

Endlich saß er zitternd auf einem der dicken Äste. - ,,Auf den Wind achten!", klapperte der Storch. ,,Der Wind greift uns unter die Flügel. Und dann geht's hoch hinauf!"

Bimbo schnupperte in die Luft. Dann breitete er die Pfoten aus. „Augen zu und los!", brummte er. Aber schon plumpste er ganz unsanft mitten zwischen die Holundersträucher. - „Mein Po tut weh!", jammerte er. - ,,War wohl doch keine so gute Idee!", klapperte der Storch.

Bimbo trabte traurig weiter. Da sauste ein Häschen an ihm vorbei, schlug Hacken, machte Männchen und wackelte mit den Ohren.

„Toll kannst du das!", rief Bimbo bewundernd. „Kannst dur mir nicht auch solche Kunststücke beibringen?"

„Versuchs doch!", rief das Häschen. „Ich hab auch lange üben müssen! Los - geradeaus hoppeln! Dann mitten im Lauf ganz schnell nach rechts abbiegen! Kein Hund wird dich erwischen!"

Bimbo trabte los. Als er plötzlich ganz schnell abbiegen wollte, schoß er kopfüber ins Gras und überkugelte sich ein paarmal. - ,,Sind meine Ohren noch dran?", fragte er ganz ängstlich, „Alles

o. k.!", rief das Häschen. ,,Nun üb mal die Ohren hochstellen und drehen, schau, ich mach es dir vor!" - Aber Bimbo hatte genug davon. ,,Meine Ohren sind viel zu klein, ich kann eben gar nichts!", brummte er traurig.

Er trabt weiter. Da hüpfte die Kängurumutter mit ihrem kind im Beutel in großen Sätzen an ihm vorbei.

„Wenn ich das könnte! Auf zwei Beinen hüpfen!", brummt Bimbo. ,,Da würden die anderen Augen machen!" - Er stellte sich auf die Hinterpfoten und versuchte loszuhüpfen. Oh - ging das schwer! ,,Da kriege ich ja Muskelkater!", stöhnte Bimbo, und dann stier er auch noch gegen einen spitzen Stein. Jammernd hielt er seine rechte Pfote.

Da stellte sich Bimbo auf die Hinterpfoten und fing an, laut und fröhlich zu brummen.

Ich bin ein brauner Zottelbär, ich brumme fröhlich, hört doch her.

Das ist nicht schwer, kommt doch alle her! Wir werden immer mehr!

Ich bin ein brauner Zottelbär.

Ich dreh mich fröhlich, schaut doch her!

Das ist nicht schwer! Kommt doch alle her! Wir werden immer mehr!

Ich bin ein brauner Zottelbär, ich tanze fröhlich, hört doch her.

Das ist nicht schwer, kommt doch alle her! Wir werden immer mehr!

Und als der Mond hinter dem Waldrand aufging, da tanzten alle Bärenkinder fröhlich im Kreis herum. Binga und Brummi und die anderen Bären riefen:

,,Du bist Spitze, kleiner Bimbo! Was du dir immer für lustige Spiele ausdenkst! Lauf bloß nicht wieder fort! Ohne dich ist es richtig langweilig. Wir brauchen dich doch!" Da kraulte sich der kleine Bimbo ganz stolz hinter den Ohren.

Literaturverzeichnis:

Zur Erstellung meiner Facharbeit habe ich folgende Bücher und Untenichtsmitschriften verwendet:

H. Hobmair (Hrsg.), S. Altenthan, W. Dirrigl, W. Gotthardt, R. Höhlein, W. Ott, R. Pöll, K. H. Schneider ,,Pädagogik"Verlag H. Stamm GmbH, Köln 2. Auflage von 1996

H. Hobmair (Hrsg.), S. Altenthan, S. Betscher - Ott, W. Dirrigl, W. Gotthardt, W. Ott ,,Psychologie" Verlag H. Stamm GmbH, Köln 2. Auflage von 1997

Dorothea Freudenreich, Herbert Gräßer, Johannes Köberling „Rollenspiel Rollenspiellernen für Kinder und Erzieher in Kindergärten, Vorklassen und ersten Schuljahren"Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover 5. überarbeitete und erweiterte Auflage von 1986

Barbara Cratzius, Doris Rübel,,Spielstücke für den Kindergarten"

Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1. Auflage von 1998 Untenichtsmitschriften aus den Fächern:,,Praxis- und Methodenlehre",,Soziologie"

[...]


1 Zitat: ,,Das Wesen des Spiels", Seite 252, „Pädagogik", 2. Auflage, Hrsg. Hermann Hobmair, Stamm Verlag, Köln, 1996

2 Vgl.: „Bedeutung des Spiels für das Kind", Seite 252, „Pädagogik", 2. Auflage, Hrsg. Hermann Hobmair, Stamm Verlag, Köln, 1996

3 Vgl.: ,,PML Scriptum" vom 12. Mai 1999

4 Vgl.: „Formen und Arten des Spiels", Seite 253 bis 254, „Pädagogik", 2. Auflage, Hrsg. Hermann Hobmair, Stamm Verlag, Köln, 1996

5 Zitat: ,,Die Bedeutung des Spiels für das Kind", Seite 252, „Pädagogik", 2. Auflage, Hrsg. Hermann Hobmair, Stamm Verlag, Köln, 1996

6 Zitat: „Scriptum Soziologie", Thema ,,Rolle" vom 07. Januar 1998

7 Zitat: „Rollenspiel und andere darstellende Spielformen", Seite 13, „Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

8 Vgl.: ,,Das spontane Rollenspiel", Seite 16, „Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

9 Zitat: „Allgemeine Lernziele", Seite 25, ,,Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

10 Vgl.: „Spezielle Lernziele - Rollenspiel als Kreativitätstraining", Seite 29, „Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

11 Zitat: ,,Das Sozialverhalten"; Seite 267, Psychologie, 2. Auflage, Hrsg. Hermann Hobmair, Stamm Verlag, Köln, 1997

12 Vgl.: ,,Die Entwicklung des Sozialverhaltens", Seite 268, Psychologie, 2. Auflage, Hrsg. Hermann Hobmair, Stamm Verlag, Köln, 1997

13 Vgl.: ,, Rollenspiel als Kreativitätslernen", Seite 49, „Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

14 Zitat: „Erweiterung der sprachlichen Kompetenz", Seite 50, „Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

15 Vgl.: „Erweiterung der sprachlichen Kompetenz", Seite 50, „Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

16 Zitat: „Rollenlernen durch Rollenspiel", Seite 44, „Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

17 Vgl.: Scriptum „Soziologie" 1998

18 Vgl.: ,,Rollenspiel als Konfliktlernen", Seite 48 und 49, „Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

19 Vgl.: „Spezielle Lernziele - Rollenspiel als Konfliktlernen", Seite 27 und 28, „Rollenspiel", Dorothea Freudenreich, Hermann Schroedel Verlag KG, Hannover, 1986

20 Zitat: ,,PML - Scriptum" zum Thema „Projektarbeit" vom 21. Dezember 1998

21,,Du bist Spitze, kleiner Bimbo" von Barbara Cratzius und Doris Rübel, aus „Spielstücke für den Kindergarten, Ravensburger Buchverlag, Ravensburg, 1998

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Das gelenkte Rollenspiel zur Förderung des Sozialverhaltens im Elementarbereich
Autor
Jahr
2000
Seiten
24
Katalognummer
V99997
ISBN (eBook)
9783638984294
Dateigröße
400 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rollenspiel, Förderung, Sozialverhaltens, Elementarbereich
Arbeit zitieren
Ute Hündgen (Autor:in), 2000, Das gelenkte Rollenspiel zur Förderung des Sozialverhaltens im Elementarbereich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99997

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