Das Wichtigste vorweg:
- 1937 im Amsterdamer Verlag Allert de Lange erschienen
- Die Figuren werden nicht bei ihren Namen, sondern nur mit dem ersten Buchstaben ihres Nachnamens angesprochen
- Der Roman gehört zur Exilliteratur der Zeit des Nationalsozialismus
„Jugend ohne Gott“ ist der dritte und wohl auch bekannteste Roman Ödön von Horváths und wird heute als wichtiger Teil der antifaschistischen Literatur angesehen. Er wurde bereits ab 1937 im Exilverlag Allert de Lange ausgeliefert, im Impressum der Erstauflage wird jedoch 1938 als Erscheinungsjahr angegeben.
Inhalt
Im Mittelpunkt des Romans stehen eine Jungenklasse und ihr Klassenlehrer. Nach einer Meinungsverschiedenheit zwischen dem Lehrer und N zum Thema Kolonien fordert die Klasse zunächst einen neuen Klassenlehrer, der Aufstand der Jungen wird jedoch vom Direktor der Schule unterbunden. Durch ein geheimes Rundschreiben sind Schulen dazu verpflichtet, die Kinder auf den Krieg vorzubereiten, weswegen die Klasse in den Osterferien in ein paramilitärisches Zeltlager fährt. Das Zeltlager wird von einem Feldwebel geleitet, der nach dem Auftauchen einer stehlenden Kinderbande Nachtwachen organisiert. In dem Zeltlager trifft Z auf Eva, die Anführerin der Kinderbande, und gerät des Öfteren mit seinen Mitschülern aneinander. Am Ende des Zeltlagers wird N tot aufgefunden. Im anschließenden Gerichtsprozess wird Z als Mörder verurteilt und der Lehrer suspendiert. Durch einen Hinweis Evas entlarvt der Lehrer T als den tatsächlichen Mörder des N, welcher daraufhin Selbstmord begeht, wohingegen der Lehrer nach Afrika in eine Kolonie versetzt wird.
Die wichtigsten Figuren
Der Lehrer
- Ich-Erzähler des Romans
- Insgeheim ist er mit dem politischen System nicht einverstanden
- Glaube an Gott und die Jugend verloren
- Erkennt T als wahren Mörder des N
T
- Einer der Schüler
- Kaltherzig und gefühllos gegenüber seinen Mitmenschen
- Seine Augen erinnern an Fischaugen
- Mörder des N
N
- Einer der Schüler
- Begeistert von den Werten und Moralvorstellungen des Systems
Z
- Einer der Schüler
- Leicht aufbrausend und in Schlägereien mit N verwickelt
- Gesteht den Mord an N, obwohl er nicht für dessen Tod verantwortlich ist
Eva
- Anführerin der streunenden Kinderbande
- Geliebte des Z
Motive und Interpretationen
Als Werk der Exilliteratur bietet Horváths Roman zahlreiche Interpretationsansätze in Bezug auf den Nationalsozialismus, Systemkritik und antifaschistischen Widerstand. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Motive und Interpretationen für euch zusammengefasst:
Der Widerstand Einzelner
Die Zeit des Nationalsozialismus ist nicht nur von den Gräueltaten des Regimes geprägt, sondern auf der anderen Seite auch von mutigen Gruppen oder Einzelkämpfern, die sich gegen das System gestellt haben. Auch in „Jugend ohne Gott“ werden Missfallen und Widerstand gegen die vorherrschenden Zustände geäußert.
In seiner Arbeit untersucht Telesport Floriant Soh Mbe, wie sich individueller Widerstand bei Personen zeigt, die für das System arbeiten. So zeigt er unter anderem am Beispiel des Lehrers, wo Möglichkeiten zum Widerstand genutzt werden und Systemtreue an Bedeutung verliert.
Identitätsformung bei Jugendlichen
Die Identität und das Selbstverständnis Jugendlicher werden durch vielerlei Faktoren geprägt. Dazu gehören unter anderem die Familie, aber auch das persönliche soziale Umfeld, wie die Schule und das politische System, in dem man aufwächst. Da die Hauptcharaktere in „Jugend ohne Gott“ größtenteils Schüler sind, spielt deren persönliche Entwicklung eine große Rolle für die Handlung des Romans.
Bastian Wieland untersucht in seiner Arbeit die Rolle der Identitätsformung und -findung von Heranwachsenden in der Literatur. Im Fokus stehen hinsichtlich Horváths Roman vor allem die Aspekte Rassismus, Kolonialismus und Nationalismus und wie diese die einzelnen Schüler durch verschiedene Erziehungspersonen beeinflussen.
Das Werk als Spiegel der Zeit
Ödön von Horváth versuchte zunächst, seine Werke weiterhin im Deutschen Reich zu veröffentlichen, dies gelang ihm jedoch nicht, sodass er ab 1936 im Exil lebte und seine Werke außerhalb Deutschlands veröffentlichte. Dieser Umstand lässt darauf schließen, dass viele seiner Werke den damaligen Zeitgeist kritisch einfangen, darunter auch „Jugend ohne Gott“.
Laura Storch untersucht in ihrer Arbeit das Schulsystem zur Zeit des Nationalsozialismus und welche Werte und Moralvorstellungen dabei im Vordergrund der Erziehung standen. Anschließend zeigt sie, wie das Schulsystem in Horváths „Jugend ohne Gott“ dargestellt ist, welche Parallelen sich zwischen Roman und Wirklichkeit finden lassen.
Gut zu wissen
- Der Roman stand zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland auf der Liste der verbotenen Bücher
- Im Impressum der Erstauflage wird das Jahr 1938 als Erscheinungsjahr aufgeführt, tatsächlich erschienen ist „Jugend ohne Gott“ jedoch schon 1937
- Der Roman zählt heute zu den wichtigsten Werken der Exilliteratur und ist mitunter Schullektüre in der Oberstufe
Quellen:
- von Horváth, Ödön: Jugend ohne Gott. Herausgegeben von Klaus Kastberger und Evelyne Polt-Heinzl. Reclam 2015.
- Jugend ohne Gott to go (Horváth in 11 Minuten)
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