Das Wichtigste vorweg:
- Immer mehr Studierende entscheiden sich für private Hochschulen – im Wintersemester 2021/22 waren es fast 12 %, Tendenz steigend.
- Private Hochschulen bieten eine enge Betreuung, modernere Ausstattung, praxisorientiertes Lernen und einen engen Kontakt zur Wirtschaft.
- Dafür verlangen sie hohe Studiengebühren: 500 bis 900 € monatlich und das Fächerangebot ist eingeschränkter als an staatlichen Hochschulen.
- Der Markt für Privathochschulen ist robust: Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen wächst die Nachfrage nach flexiblen und praxisnahen Studiengängen stetig.
Einleitung
Immer mehr Studierende entscheiden sich für private Hochschulen – eine Entwicklung, die nicht mehr zu übersehen ist. Doch warum greifen so viele Student:innen heute auf dieses Modell zurück? Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt, wie stark der Trend in den letzten Jahren zugenommen hat.
Eine Studie des Statistischen Bundesamtes vom 11. Oktober 2023 zeigt eindrucksvoll: Im Wintersemester 2021/22 waren fast 12 % der Studierenden an privaten Hochschulen eingeschrieben – ein enormer Anstieg gegenüber dem Wintersemester 2001/02, als lediglich 1,6 % der Studierenden privat studierten. Die Anzahl der Studierenden an privaten Hochschulen hat sich in diesem Zeitraum fast verzwölffacht, während die Gesamtzahl der Studierenden in Deutschland nur leicht wuchs.
Unterscheidung staatliche und private Hochschulen
Private Hochschulen sind, anders als staatliche Hochschulen, in privater Trägerschaft, dürfen aber ebenfalls akademische Grade vergeben. Ihre Finanzierung erfolgt hauptsächlich über Studiengebühren und private Sponsoren, was ihnen oft eine bessere finanzielle Ausstattung ermöglicht. Dies erlaubt es privaten Hochschulen, kleinere Gruppen zu unterrichten und regelmäßig hochrangige Gastdozent:innen einzuladen.
Während staatliche Hochschulen einen Semesterbeitrag erheben, der meist auch ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr enthält, fallen an privaten Hochschulen monatliche Studiengebühren an. Diese können sich je nach Hochschule erheblich unterscheiden und liegen oft zwischen 500 und 900 Euro pro Monat.
Trotz weit verbreiteter Vorurteile, dass private Hochschulen „zweitklassig“ seien, haben sich viele anerkannte private Hochschulen einen exzellenten Ruf erarbeitet. Ihre Abschlüsse sind gleichwertig mit denen staatlicher Hochschulen und werden von Arbeitgeber:innen hoch geschätzt. Insbesondere durch die enge Verzahnung mit der Wirtschaft bieten private Hochschulen oft praxisnähere Studiengänge und ermöglichen ihren Absolvent:innen damit gute Berufschancen. Beachte jedoch: Immer im Vorfeld informieren, ob die ausgewählte private Universität bzw. der Studiengang akkreditiert ist. Die Akkreditierung ist ein Verfahren zur Qualitätssicherung von Studiengängen und Hochschulen, welches dir einen gleichwertigen Abschluss garantiert.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Angebot an privaten Hochschulen mehr als verdoppelt – von 49 auf 114 Universitäten – und die Zahl der Studierenden an privaten Hochschulen wächst stetig weiter.
Vorteile des Studiums an privaten Hochschulen
Ein großer Vorteil privater Hochschulen ist das praxisorientierte Lernen. Studierende profitieren von Berufspraktika, Praxisphasen und praktischen Projekten, die eng mit der Wirtschaft verzahnt sind. Diese Nähe zu Unternehmen ermöglicht oft direkte Jobvermittlungen und erleichtert den Einstieg ins Berufsleben. Private Hochschulen legen großen Wert auf Serviceorientierung, bieten eine intensivere Betreuung, bereiten Studierende gezielt auf den Arbeitsmarkt vor und bieten langfristige Karrierevorteile.
Auch in puncto technische Ausstattung und moderner Infrastruktur haben private Hochschulen die Nase vorn. Die Studiengebühren fließen direkt in die Weiterentwicklung der Ausstattung, was eine moderne Lernumgebung schafft. Besonders in Zeiten zunehmender Digitalisierung bieten private Hochschulen flexible digitale Lernformate, die es ermöglichen, auch im Fernstudium oder über den digitalen Campus zu lernen. Das ist ideal für Berufstätige oder Eltern, die ein hohes Maß an Flexibilität benötigen.
Ein weiterer Pluspunkt: Anders als an staatlichen Hochschulen, bei denen oft der Numerus Clausus (NC) über die Zulassung entscheidet, ist der Zugang an privaten Hochschulen häufig ohne NC möglich. Stattdessen wird in vielen Fällen die Eignung der Bewerber:innen in persönlichen Auswahlgesprächen geprüft. Einige Hochschulen, wie die Hochschule Fresenius, bieten sogar Studiengänge ohne Abitur an, wenn eine entsprechende berufliche Ausbildung vorliegt.
Private Hochschulen sind zudem ideal, wenn du dich auf einen bestimmten Bereich spezialisieren möchtest. Es gibt themenspezifische Bachelor- und Masterstudiengänge, die oft praxisnah gestaltet sind. Im Wintersemester 2021/22 waren 69,5 % der Studierenden an privaten Hochschulen in den Bereichen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eingeschrieben – Fächer, die besonders von der engen Vernetzung mit der Wirtschaft profitieren.
Nachteile des Studiums an privaten Hochschulen
Trotz all dieser Vorteile gibt es auch einige Nachteile. Hohe Studiengebühren, die monatlich zwischen 500 und 900 Euro liegen, stellen eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Diese können zwar durch BAföG oder Stipendien teilweise abgefedert werden, dennoch müssen die hohen Kosten gut überlegt sein. Zudem bieten private Hochschulen oft eine eingeschränktere Fächerauswahl im Vergleich zu staatlichen Universitäten, was die Flexibilität bei der Wahl des Studiengangs reduziert.
Auch das Betreuungsverhältnis hat sich in einigen Fachbereichen verschlechtert. Während private Hochschulen traditionell für ihre enge Betreuung bekannt sind, ist das Verhältnis in einigen Fächern inzwischen ungünstiger als an staatlichen Hochschulen. So kommt es vor, dass an privaten Hochschulen ein:e Professor:in für 36,4 Studierende zuständig ist, während an öffentlichen Hochschulen das Verhältnis bei 14,6 Studierenden pro Professor:in liegt.
Trends und Entwicklungen
Die Zahl der Studierenden an privaten Hochschulen hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. In den letzten 10 Jahren wuchs die Zahl der Studierenden um 163 %, was die zunehmende Beliebtheit privater Hochschulen unterstreicht. Im Wintersemester 2022/23 waren 366.556 Studierende an privaten Hochschulen eingeschrieben. Das entspricht einem Anteil von 12,6 % an allen Studierenden in Deutschland, verglichen mit nur 5,6 % im Wintersemester 2012/13.
Ein großer Teil dieser Studierenden konzentriert sich auf wenige Hochschulen: An der IU Internationalen Hochschule sind mit 106.334 Studierenden die meisten eingeschrieben, gefolgt von der FOM Hochschule mit 50.563 und der Hochschule Fresenius mit 17.812 Studierenden. Diese und weitere Hochschulen profitieren von der steigenden Nachfrage nach flexiblen und praxisnahen Studiengängen. Insgesamt vereinen die Top 5 privaten Hochschulen in Deutschland bereits 54% aller privaten Studierenden.
Die Gründe für dieses Wachstum liegen auf der Hand: Private Hochschulen reagieren oft schneller und flexibler auf die Bedürfnisse moderner Studierender. Besonders die Praxisorientierung, die Nähe zur Wirtschaft und die Möglichkeit, flexibel zwischen digitalen und präsenzbasierten Lernformaten zu wählen, machen diese Hochschulen attraktiv. Auch die Tatsache, dass private Hochschulen im Vergleich zu staatlichen Einrichtungen oft innovativere Studienangebote schaffen und sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientieren, trägt zu ihrer Popularität bei.
Interessant ist auch, dass der Markt für private Hochschulen sehr robust ist: Weder die Pandemie noch wirtschaftliche Probleme der letzten Jahre konnten dem Wachstum nennenswert schaden. Die Nachfrage nach flexiblen Studienmöglichkeiten und praxisnaher Ausbildung bleibt konstant hoch.
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