Verbalperiphrasen sind in den romanischen Sprachen, wenn auch nicht nur dort, sehr vital
und offen für Neuerungen bzw. diachrone Verschiebungen bezüglich deren Eigenschaften
sowie Verwendungs- und Kombinationsmöglichkeiten. Aber auch synchron lassen sich
signifikante Unterschiede im Gebrauch der verschiedenen Periphrasen hinsichtlich deren
Frequenz, ihrer diatopischen Verteilung, diamesischen Verwendung und semantischen bzw.
morphosyntaktischen Restriktionen feststellen.
Absolut gesehen, lassen sich Periphrasen als grammatikalisierte Strukturen verstehen.3
Noch bedeutender als diese absolute Feststellung ist wahrscheinlich die Beobachtung, dass
die verschiedenen Verbalperiphrasen unter Anwendung eines relationalen Grammatikalisierungsbegriffs
ganz unterschiedliche Grammatikalisierungsgrade erreicht haben bzw.
beim Durchlaufen eines Grammatikalisierungsprozesses unterschiedlich weit fortgeschritten
sind. Dies gilt sowohl im einzelsprachlichen als auch im (inner- wie außerromanisch)
zwischensprachlichen Vergleich.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll nach einer kritischen Auseinandersetzung mit
verschiedenen Definitionskriterien für Verbalperiphrasen und einer überblicksmäßigen
Darstellung und Klassifizierung des Inventars an Verbalperiphrasen in den romanischen
Sprachen der Zusammenhang zwischen Grammatikalisierung und Verbalperiphrasen untersucht
werden. Dies erfolgt unter diachronen, synchronen und kontrastiven Gesichtspunkten.
So soll zunächst der Grammatikalisierungsmechanismus der Metaphorisierung mit anschließender
Analogiebildung am Beispiel der portugiesischen Repetitivperiphrase dargestellt werden. Anschließend werden die italienischen aspektuellen Gerundialperiphrasen
mit stare, andare und venire einer genaueren Untersuchung unterzogen. Neben
Betrachtungen zu den charakteristischen Eigenschaften dieser Verbalperiphrasen sowie zu
eventuellen Restriktionen in deren Verwendung sollen daraus auch Rückschlüsse auf deren
unterschiedlichen Grammatikalisierungsgrad bzw. -status gezogen werden. Auf wichtige
Unterschiede zu äquivalenten Konstruktionen etwa im Spanischen oder Englischen kann
leider nur knapp hingewiesen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Identifikationskriterien und Struktur von Verbalperiphrasen
- Definitionsversuch und kritische Würdigung
- Starre versus flexible Kriterien
- Inventar und Klassifizierung der Verbalperiphrasen
- Zur Grammatikalisierung der aspektuellen Verbalperiphrasen
- Vom Voll- zum Auxiliarverb: Grammatikalisierungsmechanismen bei Verbalperiphrasen am Beispiel des portugiesischen Repetitivs
- Die italienischen Gerundialperiphrasen mit stare, andare und venire
- Vielfalt der Grammatikalisierungsverläufe
- stare + Gerundium versus andare / venire + Gerundium
- Eigenschaften der italienischen Gerundialperiphrasen
- Restriktionen und deren Folgen für den Grammatikalisierungsstatus
- Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Verbalperiphrasen in den romanischen Sprachen. Ziel ist es, die verschiedenen Identifikationskriterien für Verbalperiphrasen zu untersuchen, ein Inventar der Verbalperiphrasen in den romanischen Sprachen zu erstellen und den Zusammenhang zwischen Grammatikalisierung und Verbalperiphrasen zu beleuchten. Dabei werden diachrone, synchrone und kontrastive Perspektiven berücksichtigt.
- Definition und Identifikationskriterien von Verbalperiphrasen
- Inventar und Klassifizierung von Verbalperiphrasen in den romanischen Sprachen
- Grammatikalisierungsprozesse bei Verbalperiphrasen
- Diachrone und synchrone Entwicklung von Verbalperiphrasen
- Kontrastive Analyse von Verbalperiphrasen in verschiedenen romanischen Sprachen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Relevanz von Verbalperiphrasen in den romanischen Sprachen. Es werden die verschiedenen Definitionskriterien für Verbalperiphrasen diskutiert und die Bedeutung des Grammatikalisierungsprozesses für die Entwicklung von Verbalperiphrasen hervorgehoben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Identifikationskriterien und der Struktur von Verbalperiphrasen. Es werden verschiedene Definitionsversuche vorgestellt und kritisch gewürdigt. Dabei wird auch die Frage nach starren versus flexiblen Kriterien für die Identifizierung von Verbalperiphrasen behandelt.
Das dritte Kapitel bietet einen Überblick über das Inventar und die Klassifizierung von Verbalperiphrasen in den romanischen Sprachen. Es werden die verschiedenen Arten von Verbalperiphrasen vorgestellt und ihre Funktionen erläutert.
Das vierte Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Grammatikalisierung und Verbalperiphrasen. Es werden verschiedene Grammatikalisierungsmechanismen am Beispiel des portugiesischen Repetitivs und der italienischen Gerundialperiphrasen mit stare, andare und venire erläutert. Dabei werden die charakteristischen Eigenschaften dieser Verbalperiphrasen sowie eventuelle Restriktionen in deren Verwendung betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Verbalperiphrasen, Grammatikalisierung, romanische Sprachen, Italienisch, Portugiesisch, Gerundium, Aspekt, Zeit, Modus, Funktionsverbgefüge, diachrone Entwicklung, synchrone Variation, kontrastive Analyse.
- Quote paper
- Thomas Strobel (Author), 2003, Verbalperiphrasen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114602
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