Chancen und Risiken der Veränderung im Zeitmanagement unter besonderer Berücksichtigung der Subjektivierungsdebatte

Zu schnell, um frei zu sein?


Diplomarbeit, 2002

114 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsübersicht

EINLEITUNG: - (ZEIT-) MANAGEMENT UND (POST-) MODERNE

1 DIE RESSOURCE „ZEIT“
1.1 ZEIT - SUBJEKTIV ERLEBT? BEWUSST WAHRGENOMMEN?
1.2 PROBLEME MIT „DER“ ZEIT
1.3 MANAGEMENT
1.3.1 Managementlehre und Organisationen: Entstehung
1.3.2 Forderungen der Systemtheorie:
1.4 ZEITMANAGEMENT
1.4.1 Auf individueller Ebene
1.4.2 Auf betrieblicher Ebene
1.5 METHODEN UND TECHNIKEN DES ZEITMANAGEMENTS IM KRITISCHEN KONTEXT
1.5.1 Optimale Nutzung der Zeit:
1.5.2 Pareto-Prinzip (80:20-Regel)
1.5.3 ABC-Analyse
1.5.4 Ziele setzen
1.5.5 Zeitplanung
1.5.6 Delegation
1.5.7 Rationelle Information und Kommunikation
1.5.8 Konsequenz und Selbstdisziplin
1.6 PROBLEME DES ZEITMANAGEMENTS
1.6.1 Zum Verständnis der Zeit
1.6.2 Zu Wertvorstellungen und Vorentscheidungen
1.6.3 Zur Gegenwart, Zukunft (Zielorientierung) und einer fraglichen Effektivität? 48
1.6.4 Zur zusammenfassenden Kritik
1.6.5 Zu große(n) Versprechungen(?)

2 NEUE ZEITEN: - VON DER MODERNE ZUR (POST-) MODERNE?
2.1 VORMODERNE - MODERNE - (POST-) MODERNE
2.1.1 Zur Vormoderne
2.1.2 Zur Moderne
2.1.3 Zur (Post-) Moderne
2.1.4 Das Wichtigste in Kürze
2.2 VON DER RATIONALISIERUNG UND PLURALISIERUNG ZUR SUBJEKTIVIERUNG (INDIVIDUALISIERUNG) UND DIFFERENZIERUNG
2.3 DIE NOTWENDIGKEIT EINES (POST-) MODERNEN ZEITMANAGEMENTS?
2.3.1 „ Zeitmanagement “ der Vormoderne?
2.3.2 Zum Managen der Zeit in der Moderne
2.3.3 (Post-) Modernes Zeitmanagement
2.4 ÜBER DAS AUFFANGEN DER (UN-) PÜNKTLICHKEIT
2.5 (POST-) MODERNE: - FREIHEITSGEWINN ODER -VERLUST?
2.5.1 Effizienz und Effektivität oder: Wie man richtig das Falsche macht?
2.5.2 Die Deregulierung der Arbeitszeit - verlorene Rhythmik?
2.6 ZEIT ZU SCHLIEßEN

3 FAZIT: - ZEITMANAGEMENT UND (POST-) MODERNE 97

4 LITERATURVERZEICHNIS

5 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

6 ANLAGEN

Einleitung: - (Zeit-) Management und (Post-) Moderne

„ In absehbarer Zeit wird die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Menschen eines der wertvollsten Güter sein. Entsprechendes gilt für das Privileg, uns zurückzuziehen und abschalten zu dürfen “ (Seiwert, L. J., 2001, S. 39).

Der Beschleunigung unserer Gesellschaft folgend, besteht das Ziel dieser Arbeit darin, nicht nur die Aufmerksamkeit zu gewinnen, die ausreicht, diese Arbeit bis zum Ende zu lesen, sondern auch - und das nicht nur nebenbei - den epochalen Wandel von der Vormoderne bis hin zu einer (Post-) Moderne zum Gegenstand zu machen. Dabei soll das Zeitmanagement eine zentrale Rolle einnehmen.

Die Gesellschaft befindet sich in einem Beschleunigungsprozess, der - zumindest was die Geschwindigkeit anbelangt - wohl kaum mehr zu steigern sein dürfte. Deshalb die Ausgangsfrage: Zu schnell, um frei zu sein? Sie wird der vorliegenden Arbeit zugrunde liegen. Sind wir innerhalb einer Epoche der (Post-) Moderne an einem Punkt angelangt, von dem aus es kein Zurück mehr gibt? Ein Zurück beispielsweise in eine die Vormoderne prägende natürliche Rhythmik.

Was hat die Beschleunigung und der epochale Wandel von einer Moderne zu einer heute im Volksmund geläufigen (Post-) Moderne mit Zeitmanagement zu tun? Der Fokus dieser Arbeit wird auf den Chancen und Risiken der Entwicklung und Veränderung des Zeitmanagements liegen. Besondere Berücksichtigung wird diesbezüglich die Subjektivierungsdebatte finden. Es wird zu zeigen sein, inwieweit jeder einzelne entweder mehr Lasten zu tragen hat oder aber mehr Freiheiten genießen kann, über die er in Eigenregie disponieren kann.

Die Idee ist simpel. Man schaue sich nur einmal auf dem Marktplatz der Weiterbildung um. Augenscheinlich - und ohne dass man sich dagegen verwehren könnte - sticht das Thema „Zeitmanagement“ aus der breiten Masse der persönlichen Weiterbildungsmaßnahmen hervor. Was aus pädagogischer Sicht besonders interessant scheint, ist die Verbindung zwischen einem Zeitmanagement mit seinen geläufigen Methoden und Techniken auf der einen und der (geschichtlich) epochalen Entwicklung unserer Gesellschaft auf der anderen Seite.

Folglich wird die Arbeit in zwei große Kapitel geteilt. Das erste Kapitel wird sich mit der Ressource „Zeit“ beschäftigen. Dabei muss der Frage nachgegangen werden, ob die Zeit eine objektive Größe ist oder ob das subjektiv bewusste Zeiterleben eingearbeitet werden muss.

Das erste Kapitel wird sich in sechs verschiedene Unterkapitel gliedern. Nach einer Einleitung und einer Heranführung an das Thema Zeit, wird im ersten Abschnitt des ersten Kapitels zunächst die psychologische Komponente der Zeit - sprich das Zeiterleben - eine tragende Rolle spielen.

Im nächsten Abschnitt werden die Probleme aufgezeigt, die im Umgang mit der Zeit im allgemeinen auftreten. Es wird über die „Zeit-ist-Geld-Logik“ zu sprechen sein sowie über Gefahren einer beschleunigten Gesellschaft.

Im dritten Abschnitt werde ich zeigen, wie sich aus dem Begriff des Managements im Laufe der Zeit das Zeitmanagement herausgebildet hat und inwieweit Organisationen damit in Verbindung stehen.

Dem Zeitmanagement selbst ist dann der vierte Abschnitt gewidmet. Hierbei wird die Unterscheidung zu treffen sein zwischen der Bedeutung des Zeitmanagements auf individueller Ebene einerseits und betrieblicher Ebene andererseits. Ist Zeitmanagement mit Selbstmanagement gleichzusetzen, oder handelt es sich um zwei unterschiedliche Arten von Management?

Der fünfte Abschnitt wird ganz konkret die Methoden und Techniken des gängigen Zeitmanagements vorstellen und diese kritisch untersuchen.

Ergänzt und weiter ausgeführt wird dieser Abschnitt durch den sechsten. Inhaltlich wird dabei das bestehende Verständnis der Zeit betrachtet ebenso wie die impliziten Wertvorstellungen, die in bezug auf „Zeit“ beim je einzelnen Individuum mitschwingen. Schließen wird das erste Kapitel mit einem Ausblick auf das Zeitmanagement und der Frage danach, ob uns als Mitgliedern einer beschleunigten Gesellschaft zu viel versprochen wird.

„ Weil wir stets erreichbar sind, sind wir oft abwesend und anwesend zugleich “ (Seiwert, L. J., 2001, S. 36).

War das schon immer so? Wie kam es zu einer solchen Entwicklung? Immerwährende Erreichbarkeit in einer beschleunigten Gesellschaft bereitet dem Individuum in unserer westlichen Dienstleistungsgesellschaft immer mehr Probleme. Es soll im zweiten großen Kapitel dieser Arbeit um die „neuen Zeiten“ gehen.

In Abschnitt eins wird die geschichtliche Entwicklung ausgeleuchtet und zwar beginnend mit der Vormoderne über die Moderne bis hin zur heute sprachlich gebräuchlichen (Post-) Moderne. Was waren die Voraussetzungen für die Einführung eines Zeitmanagements? Seit wann gibt es überhaupt Zeitmanagement? In Anlehnung an diesen geschichtlichen Abriss wird die Rationalisierung und Pluralisierung früherer Zeiten mit der heutigen Subjektivierung, Individualisierung und fortgeführten Differenzierung kontrastiert. Wie wirkt sich beispielsweise die „neue“ Epoche der (Post-) Moderne auf die einzelnen Mitlieder unserer Gesellschaft aus? Mit welchen Konsequenzen sieht sich der Einzelne konfrontiert? Vor allem: Handelt es sich bei der (Post-) Moderne überhaupt um eine neue Epoche oder ist sie nur eine „mit Feinschliff versehene“ Moderne?

Im dritten Abschnitt spielt wiederum das Zeitmanagement eine gewichtige Rolle, da in diesem Abschnitt der Frage nach einer grundsätzlichen Notwendigkeit des Zeitmanagements nachgegangen werden soll. Wie sah Zeitmanagement - so es schon vorhanden war - in der Vormoderne, wie in der Moderne und wie heute aus? Die Frage nach der Notwendigkeit wird im vierten Abschnitt noch einmal vertieft werden. Schließlich sieht man sich mehr und mehr gewissen Auflösungserscheinungen gegenüber, die mit Hilfe des Zeitmanagements aufgefangen werden sollen (vielleicht sogar können)? Man denke diesbezüglich an gewisse Orientierungen und Traditionen der Moderne.

Einer der wichtigsten Punkte wird im fünften Abschnitt zu behandeln sein, nämlich der der Freiheit. Die Frage in diesem Zusammenhang lautet: Stellt die (Post-) Moderne für den einzelnen einen Freiheitsgewinn oder einen Freiheitsverlust dar? Was versteht man überhaupt unter Freiheit? Des weiteren werden beide Begriffe der Effizienz und der Effektivität näher zu erläutern sein, wie auch an dieser Stelle die Problematik einer Deregulierung der Arbeitsz]eit.

Im sechsten Abschnitt des zweiten Kapitels werde ich die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfassen, sozusagen ein Resümee des zweiten großen Themenblockes ziehen.

Abschließen wird die Arbeit mit einem Gesamtfazit, in dem ich die beiden großen Blöcke noch einmal miteinander in Verbindung bringe: Zeitmanagement und (Post-) Moderne. Ich werde einen Ausblick geben und zeigen, welchen Schluss man als Mitglied unserer Gesellschaft für sich ziehen kann.

1 Die Ressource „Zeit“

Befasst man sich mit dem Thema Zeit, so scheint ihre Bedeutung nicht für jeden die gleiche zu sein. Zeit ist überall. Man kann sie nicht fassen, nicht (be-)greifen und dennoch ist sie unumstößlich vorhanden. Man kann sie nicht loswerden, sich nicht dagegen „wehren“. Sie umgibt uns wie dies etwa eine Sparbüchse mit den eingeworfenen Münzen tut.

„ Es gibt nichts außerhalb der Zeit, daher wird Zeit auch als einzige den nächsten Kriegüberleben! “ (Geißler, Kh. A., 1987, S. 21).

An der Wichtigkeit von Zeit dürften keine Zweifel bestehen, zumindest nicht in unserem Kulturkreis. Und: „Zu dem Wenigen, was auf dieser Welt gerecht verteilt ist, gehört die Zeit: Jeder von uns hat jede Woche 168 Stunden zu leben. Keine Sekunde mehr. Keine Sekunde weniger“ (Rühle, H., 1995, S. 104). Zugleich aber ist „die knappste aller knappen Ressourcen [...] unsere Lebenszeit“ (Marquard, O., 1991, S. 5). Die Zeit wird also verdinglicht, sie wird als Ressource angesehen, mit der man umgehen kann und können muss: ein bedeutender Punkt, auf den ich im späteren Verlauf noch detaillierter eingehen werde.

Es soll in dieser Arbeit aber nicht um Zeitgerechtigkeit, sondern unter anderem um die Frage nach der Bedeutung der Zeit und dem Wandel in der Bedeutung für die Gesellschaft gehen.

Fast alle haben zum Thema Zeit etwas zu sagen. Helga Nowotny hat die Trivialität dieses Gegenstandes sehr passend auf den Punkt gebracht: „Alle Menschen sind Praktiker und Theoretiker der Zeit“ (Nowotny, H., 1990, S. 7). Aber gerade diese Trivialität und Selbstverständlichkeit im Umgang mit und die ständige Orientierung an der Zeit verschließen uns zuweilen die Augen, sodass wir Probleme, Ursachen und mögliche Veränderungsmöglichkeiten nicht wahrzunehmen im Stande sind (vgl. Schlote, A., 1999, S. 3).

Wie die Zeit als solche letztlich verstanden wird, ist nicht nur historisch, sozial und subjektiv, sondern auch interkulturell unterschiedlich (vgl. Geißler, Kh. A., 1987 u. 2001, S. 21). Das Zeitverständnis hängt also eng mit der individuellen, sozialen und gesellschaftlichen Lebensbewältigung zusammen. So misst man der Zeit in anderen Breitengraden andere Bedeutungen zu, als dies in der modernen Arbeitsökonomik im abendländischen Sinn der Fall ist (vgl. Rinderspacher, J. P., 1985). Wir können uns ein Leben ohne Uhr nicht mehr vorstellen, alles wird verplant. „[Es] ...lässt sich die europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte kaum verstehen ohne den Faktor „Zeit“ als universelles Gestaltungsprinzip neuzeitlicher Sozialstrukturen“ (Rinderspacher, J. P., 1985, S. 12). Beim Rationalisierungsgedanken spielt somit immer ein kalkulierter Umgang mit der Zeit eine gewichtige Rolle. Aber man darf nicht vergessen: „Zeit ist nicht von selbst da, wir machen sie erst. Und reagieren unter selbstfabriziertem Druck wie dressierte Ratten: Schnell ist gut, langsam schlecht, der Schnellste ist immer der Beste“ (Braem, H., 1988, S. 11). „Zeit ist also ein Konstrukt des Gehirns, das unserem Denken und Nachdenken entsprungen ist. Ohne Menschen ist Zeit nicht denkbar“ (Schlote, A., 1999, S. 3).

Auch wenn im Sinne Benjamin Franklins „Zeit sei Geld“ der Rationalisierungsgedanke einen ersten Höhepunkt erreicht haben dürfte, so stellt sich dennoch die Frage, ob denn das Schnellste auch immer und folgerichtig das Beste sein muss?

Odo Marquard fordert in seinen Ausführungen zu „Lebenskürze und Informationsbeschleunigung“ aufgrund der Kürze des Lebens dreierlei: gerade die Kürze zwinge uns Menschen erstens zur Schnelligkeit, zweitens und in gleichem Atemzug aber auch zu Langsamkeit und drittens, so Marquard, habe man keine Wahl, es müsse eine Mischung aus beidem sein (vgl. Marquard, O., 1991, S. 5ff.). Es wird darum gehen müssen, zu klären, wie Schnelligkeit und Langsamkeit - als Gegenspieler, sozusagen als Balance -unser Leben beherrschen und dies auch müssen. Es soll aber nicht nur um Geschwindigkeit gehen und der Frage, ob das Schnellere auch immer das Bessere sein müsse, sondern auch darum, wie die Zeit überhaupt wahrgenommen, erlebt, empfunden wird.

Spricht man also von Zeit - dem in der deutschen Sprache am häufigsten verwendeten Wort (vgl. Brückner, A., 1994, S. 1) - muss man vorab die Unterscheidung treffen zwischen einer subjektiv erlebten und objektiv bewusst wahrgenommenen Zeit (vgl. Schlote, A., 1999, S. 3).

1.1 Zeit - Subjektiv erlebt? Bewusst wahrgenommen?

Was ist Zeit? Es steht uns für die Beschreibung des Phänomens Zeit kein Vokabular zur Verfügung, das nicht selbst bereits zeitliche Aspekte beinhaltet bzw. sogar auf diesen basiert (vgl. Brückner, A., 1994, S.3). Auf die Schwierigkeit, wenn nicht Unmöglichkeit, wurde bereits von Augustinus hingewiesen: „Denn was ist Zeit? Wer könnte das leicht und kurz erklären? Wer es denkend erfassen, um es dann in Worten auszudrücken? Und doch - können wir ein Wort nennen, das uns vertrauter wäre als die Zeit? Wir wissen genau, was wir meinen, wenn wir davon sprechen, verstehen´s auch, wenn wir einen anderen davon reden hören. Was ist also Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich´s, will ich´s aber einem Fragenden erklären, weiß ich´s nicht“ (Augustinus 1950, zit. nach Pauleikhoff, B., 1979, S. 48).

Die Physik hat sich als rationale Wissenschaft bemüht, dieser Frage nachzugehen.

„ Ob relativ (Einstein) oder absolut (Newton) - im

physikalischen Sinne ist Zeit etwas Objektives. Diese Sichtweise hat auch unser allgemeines Zeitverständnis geprägt. Es ist die Sichtweise in modernen Gesellschaften “ (Schlote, A., 1999, S. 3).

Schließlich ist und bleibt eine Minute eine Minute mit ihren vollen sechzig Sekunden. Der Mensch hat sie skaliert.

An dieser Stelle könnte man spätestens aufhören, sich über die Zeit als solche Gedanken zu machen, schließlich ist man aus physikalischer Sicht ohnehin nicht in der Lage, an diesem Sachverhalt irgendetwas verändern zu können. Dann jedoch würde man einen - aus meiner Sicht - großen Fehler begehen. Man hätte nämlich die Zeit nur nüchtern mit Hilfe einer Naturwissenschaft betrachtet. Ausgeblendet bliebe dann aber, dass man Zeit empfinden kann - die psychische Komponente also. So fällt es meines Erachtens nicht schwer nachzuvollziehen, dass eine Schulstunde vom Standpunkt des Zeiterlebens deutlich länger erscheint als dies bei einem Kinofilm gleicher Länge der Fall wäre.

Wir schaffen die Zeit, wie oben erwähnt, nicht nur, sondern wir müssen und können sie auch nur erleben. Neuzeitliche Menschen, zu denen wir uns zählen, sind „[...] meist geneigt, die gemessene Zeit für die eigentlich wirkliche zu halten, der gegenüber die erlebte Zeit dann etwas nur Subjektives, nur Psychisches ist. Aber die seelische Zeit ist in einer anderen Weise nicht weniger wirklich als die Naturzeit. Es gibt Zeit ja nur für ein Wesen, das sie erleben kann“ (v. Uslar, D., 1986, S. 76). Wie beispielsweise Edlund oder Plattner festgehalten haben, ist die physikalisch definierte Uhrenzeit immer gleichförmig, rational, homogen und somit von dem Erleben unabhängig, während die subjektive, innere Zeit ausgezeichneten Momenten, die - von ihrem Empfinden her - Dehnungen und Raffungen unterliegt und somit von jedem Menschen unterschiedlich erlebt wird (vgl. Edlund, M., 1986; Plattner, I. E., 1990). „Mit objektiver Zeit (= temps) ist [demnach] die durch Uhren messbare Zeit der physikalischen Welt gemeint, mit subjektiver Zeit (= durée) hingegen das innere Zeitgefühl des Menschen“ (Hinz, A., 2000, S. 9). Die Zeit wird erlebt, und das von Person zu Person und von Situation zu Situation unterschiedlich.1

Welche Probleme können (oder müssen) im Umgang mit der Zeit auftreten? Was sind die Gefahren einer beschleunigten Gesellschaft, einhergehend mit einem Bedeutungswandel der Begrifflichkeit der „Zeit“? Und: Was sind die Auswirkungen auf das einzelne Individuum? Ist die schnellste wirklich die beste aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Wahlhandlungen?

Ich werde den Managementbegriff vorstellen, darunter eine kurze Einführung in die Managementlehre und Organisationen geben sowie darlegen, was die Forderungen der Systemtheorie sind. Nachdem die Grundbegrifflichkeiten geklärt sind, wird es in einem weiteren Schritt darum gehen, das Zeitmanagement als solches zu beleuchten. Hierbei ist die Bedeutung des Zeitmanagements einerseits auf die individuelle und andererseits auf die strukturell-gesellschaftliche Ebene bezogen. Ist das Zeitmanagement überhaupt isoliert zu betrachten oder handelt es sich im Grunde um komplexes Selbstmanagement? Weiterhin interessieren die in gängiger Literatur vorgestellten Methoden und Techniken des Zeitmanagements, die ich einer kritischen Betrachtung unterziehen werde. Was sind also folgerichtig davon abgeleitet die Probleme des heutigen Zeitmanagements? Ist der „Homo Oeconomicus“ zwangsläufig Grundvoraussetzung für das Zeitmanagement?

Diese Fragen sollen im Zentrum des ersten Teils dieser Arbeit stehen. Im zweiten Kapitel werde ich dann einen Blick auf die zeitlich gesellschaftliche Ebene (Moderne vs. Postmoderne) werfen und mich eingehend mit der Subjektivierung des Individuums beschäftigen.

1.2 Probleme mit „der“ Zeit

Da wir uns für die Zeit mehr oder weniger verantwortlich zeigen dürfen - schließlich gäbe es sie ohne uns nicht - müssen wir uns auch mit den Konsequenzen konfrontiert sehen, die mit dem Phänomen „Zeit“ einhergehen.

„ Der Umgang mit der Zeit wird zunehmend zu einem Problem. Burn-out ist nur eine Folge der ewigen Zeitnot. Das Zeitmanagement propagiert die Lösung aller Zeit Probleme “ (Schlote, A., 1999, S. 1).

Aber nicht nur Burn-out2 (= ausgelaugt sein), sondern auch bzw. vor allem der Faktor Stress steht in engem Zusammenhang mit empfundener Zeitnot. Zum ersten Mal tauchte der Begriff „Stress“ Mitte des 15. Jahrhunderts in England auf, als er noch schlicht „körperliche Belastung“ bedeutete (vgl. Hatzelmann, E., 1997, S. 9 ff.). „Stress wurde zunächst im medizinischen Bereich erforscht, und zwar Mitte der fünfziger Jahre von dem Wiener Arzt Hans Selye. Nach ihm lässt sich Stress als Reizzustand des Organismus - genauer gesagt: des vegetativen Nervensystems und des Hormonsystems - verstehen. [...] Stress dient in Wirklichkeit in erster Linie der Erhaltung der Gesundheit und ist eine normale Reaktion. Wörtlich heißt Stress „Druck“ (Funk, R., 2000, S. 6 ff.). Wir fühlen uns zuweilen (und das vermehrt) von der Zeit als solche unter Druck gesetzt, fühlen uns gestresst, da „Stress [heutzutage] meistens als Ungleichgewicht zwischen Umweltanforderungen und der Reaktionsfähigkeit der betroffenen Person verstanden [wird]“ (Hatzelmann, E., 1997, S. 10). Das Ungleichgewicht wird hervorgerufen durch gesellschaftliche Forderungen auf der einen und den persönlichen Wünschen und Zielen auf der anderen Seite.

Vermehrt rennen wir der Zeit hinterher, wie folgende Grafik (Abb. 1) veranschaulicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(vgl. Beyer, G., 1992, S. 215)

Abb. 1: Zeitfänger

Kein Mensch hat heutigentags noch Zeit. Verantwortlich dafür zeigt sich das Phänomen Zeiterleben. Denn Zeitdruck durch Zeittakt und Zeitbeschleunigung beherrschen unseren Kulturkreis (vgl. Funk, R. 2000, S. 11). Es hat eine Beschleunigung des Zeiterlebens stattgefunden:

Die Zeit wurde und wird unterschiedlich erlebt. Erkennen lässt sich dies beispielsweise an dem Bedeutungswandel, den das Wort „Tempo“ in den letzten Jahrhunderten durchgemacht hat. Nach Geißler war „Tempo“ bis ins 17. / 18. Jahrhundert hinein ein Ausdruck für die rechte Zeit, für ein rechtes Maß und eine rechte Gelegenheit. Später gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde „Tempo“ zu einem generellen Zeitmaß für Bewegung, wie es noch heute in der Musik üblich ist; und erst im 20. Jahrhundert erlangte das Wort „Tempo“ die heutige Bedeutung und Konnotation von Schnelligkeit und hoher Geschwindigkeit (vgl. Geißler, Kh., 1999, S. 13). So wie exemplarisch das Wort „Tempo“ einen Bedeutungswandel durchlebt hat, könnte man noch eine ganze Reihe weiterer Begrifflichkeiten finden, die heute eine andere Bedeutung haben als dies noch vor Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten der Fall war.

Kann man diesen Problemen begegnen? Wenn ja, wie und mit welchen Methoden? Einige Autoren der Neuzeit fordern, einen Weg einzuschlagen, der den Menschen wieder zu mehr Langsamkeit verleitet. Diese Forderung, „Weg von der Schnelligkeit, Beschleunigung und Schnelllebigkeit und hin zu Langsamkeit“ ist mittlerweile wieder gängig (vgl. Braem, H., 1988, S. 11 ff.; Geißler, Kh., 1999, S. 195). Neben der Forderung nach mehr Geduld und Langsamkeit, scheint man diesem Problem zudem mit Methoden eines ganzheitlichen Selbst- und eines - speziell auf das Individuum zugeschneiderten - Zeitmanagements zu begegnen. Um die Beantwortung dieser Fragen sowie die Methoden des Selbst- bzw. Zeitmanagements soll es vornehmlich im Abschnitt 1.4 gehen. Zunächst aber zum Managementbegriff und seiner Entstehung, zu Organisationen und damit verbundenen ablaufenden Prozessen. Näheres zum sogenannten soziotechnischen System und zu Forderungen der Systemtheorie an verwendete Begrifflichkeiten. Es ist für das Verständnis des Zeitmanagement unumgänglich, eine detaillierte Erläuterung der Begrifflichkeit des Managements allgemein vorweg zu nehmen, um für das Zeitmanagement im Speziellen sensibilisiert zu sein. Ich möchte zeigen, dass Zeitmanagement nicht existierte, wenn nicht zuvor eine Theorie über Management, dessen Theorien und Organisationen allgemein, vorgelegt worden wäre. Vor allem um menschliches Verhalten im Umgang mit der Zeit zu verdeutlichen, muss vorweg die Geschichte des Managements dargelegt sein, wie etwa die Arbeit von Taylor oder Fayol. Deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, die Entstehungsgeschichte des Managements aufzudecken, wie in Kapitel 1.3 gezeigt wird.

1.3 Management

In diesem Abschnitt möchte ich mich zunächst - bevor man sich überhaupt Gedanken über Zeit- bzw. Selbstmanagement machen kann - mit einigen Definitionen des Begriffes Management allgemein beschäftigen. Denn:

„ Nur derjenige darf sich das Recht der Kritik anmaßen, der mit dem Verfasser die gleiche Grundlage in der Terminologie zum Ausgangspunkt hat “ (Erdmann, R., 1921, S. 1).

Wie (damals) 1921 Erdmann bereits erkannte, muss man zunächst wissen, wovon man spricht bzw. was man meint, denkt man beispielsweise an Management oder andere noch zu klärende Definitionen (wie etwa die der Organisation). Von der Entstehung der Managementlehre, der Gestaltung, den Organisationen und Prozessen werde ich die Forderungen der Systemtheorie zur Definition der verwandten Begrifflichkeiten darlegen und mich schließlich dem eigentlichen Begriff des Zeitmanagements widmen. Hierbei wird herauszustellen sein, inwieweit „Zeitmanagement“ von „Selbstmanagement“ zu trennen ist, bzw. welche Rolle das Zeitmanagement im Selbstmanagement spielt und spielen kann, respektive muss.

1.3.1 Managementlehre und Organisationen: Entstehung

Ein kurzer geschichtlicher Abriss: Der wohl bekannteste Vorreiter in der Managementlehre war Frederick Winslow Taylor (1911), der als erster die Managementlehre zu verwissenschaftlichen im Stande war (vgl. Taylor, F. W., 1911). Ausgehend von der Identifizierung bewährter Praxis und der Einbettung selbiger in Regeln, damit die Praxis von Unternehmen umgesetzt, sozusagen „kopiert“ werden konnte, kreierte er zudem eine Methode zur Optimierung von Organisationen. Taylor entwickelte also „eine Methodik, das Scientific Management (= wissenschaftliche Betriebsführung), zur Gestaltung der Arbeit in der Produktion [...]“ (Kieser, A. / Kubicek, H., 1992, S. 38). Das Scientific Management versucht jede Arbeit bis in ihre letzten Elemente hinein zu studieren, um sozusagen den „one best way“ ihrer Ausführung zu ergründen.

Neuere Organisationslehren stellen mehrere alternative Gestaltungsprinzipien für einzelne Organisationsprobleme nebeneinander (vgl. Kosiol, E., 1962), während frühere Vertreter der Organisationslehre wie etwa Henry Fayol (vgl. Fayol, H., 1919) mit Prinzipien zu arbeiten versuchten, die allgemeine Gültigkeit beanspruchen, sozusagen für alle Organisationen gültig sein sollten. Sämtliche Bestrebungen und Versuche, Richtlinien für eine effiziente Gestaltung von Organisationen und deren Verwaltungsarbeiten zu entwickelten, wurzeln in den anfänglichen Bemühungen Frederick Taylors.3 In der Weise, wie Taylor den Prozess im Bereich der Arbeitsorganisation vorangetrieben hat, so hat - übertragen - Weber den Prozess der Rationalisierung beschrieben.

„Wenn Management definiert wird als die Gestaltung, Lenkung und Entwicklung von Systemen, so sind damit in der Regel soziale Systeme gemeint“ (Eberle, Th. S., 1994, S. 124). Ulrich und Fluri (1995) haben diese soziale Komponente weitergehend vertieft: „Management ist die Leitung soziotechnischer Systeme in personen- und sachbezogener Hinsicht mit Hilfe von professionellen Methoden. In der sachbezogenen Dimension des Managements geht es um die Bewältigung der Aufgaben, die sich aus den obersten Zielen des Systems ableiten, in der personenbezogenen Dimension um den richtigen Umgang mit allen Menschen, auf deren Kooperation das Management zur Aufgabenerfüllung angewiesen ist“ (Ulrich, P. / Fluri, E., 1995, S. 13). Man differenziert beim Management also nach zwei verschiedenen Dimensionen: Wie werden einerseits Aufgaben bewältigt und wie geht man andererseits richtig mit den Menschen um, die mit diesen Aufgaben in Verbindung stehen. „...[Es] wird ein „institutioneller Ansatz“ und ein „funktionaler Ansatz“ in der Managementlehre unterschieden“ (Steinmann, H. / Schreyögg, G., 1997, S. 6).4

Zum soziotechnischen System:

Recht früh wurde der Begriff „soziotechnisches System“ von Trist und Bamforth (1951) am Travistock Institut geprägt. Dieser Begriff und das Konzept des soziotechnischen Systemansatzes gehen auf eine bereits im Jahre 1951 von Trist und Bamforth durchgeführte Studie im englischen Kohlebergbau zurück (vgl. Ulich, E., S.168). Diese Studie zeigte, dass die Ursachen für schlechte Arbeitsmotivation, hohe Fehlzeiten und Fluktuationsraten, häufige Unfälle und überdurchschnittlich häufige Arbeitskämpfe nicht auf die Einführung der neuen Abbautechnik, sondern auf die Eingriffe in das soziale System zurückzuführen waren. Damit war zum ersten Mal die Bedeutung der Wechselwirkungen zwischen dem sozialen und dem technischen System innerhalb einer produktiven Organisation thematisiert.

Vereinfacht gesagt ist also ein soziotechnisches System eine Einheit, die aus einem sozialen und einem technischen System kombiniert ist. Dabei ist zu beachten, dass die beiden Systeme miteinander interagieren können. Technische Systeme können von ihrer Umgebung, sprich den sozialen Sub-Systemen (vor allem Menschen in bestimmten Rollen), dirigiert und manipuliert werden. Die sozialen Sub-Systeme ihrerseits können mittels technischer Systeme miteinander kommunizieren und damit interagieren (vgl. Mumford, E., 2000).

Die Managementlehre ist demnach eine allgemeine Wissenschaft der Gestaltung sozialer Systeme. Soziale Systeme bestehen aus einer Gemeinschaft von Sub-Systemen, die selbst als Agenten auftreten können. Dies können einzelne Menschen oder andere soziale Systeme sein.

Gegenstand der Managementlehre ist weiterführend die Gestaltung von Organisationen im Sinne von zweckgerichteten sozialen Systemen. Diese bestehen aus in der Regel zahlreichen Agenten, denen bestimmte Funktionen oder Rollen zugewiesen werden. Sie werden über unterschiedliche Koordinationsmechanismen so miteinander verbunden, Staehle, W. H., 1994, S.69f.). Dieser Sinn bezieht sich auf die sachbezogene Dimension, wie sie von Ulrich und Fluri verwandt wird.

Der institutionale Sinn hingegen ist die Beschreibung der Personen (-gruppen), die Managementaufgaben wahrnehmen sowie der Tätigkeiten und Rollen (vgl. Staehle, W. H., 1994, S.69f.). Das Pendant hierzu ist die personenbezogene Dimension Ulrichs und Fluris.

Näher werde ich auf die Unterscheidungen des funktionalen und institutionalen Sinnes des Managements nicht mehr eingehen. An dieser Stelle sei verwiesen auf Staehle, W. H., 1994 oder aber Steinmann, H. / Schreyögg, G., 1997.

dass die intendierten Zwecke erreicht werden. Man unterscheidet dabei zwei hauptsächliche Koordinationsformen, nämlich die Hierarchie und den Markt, die an dieser Stelle allerdings nur kurz angesprochen werden sollen, da sie sonst den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden. Während beim Markt die Agenten autonom sind und in jedem Einzelfalle frei entscheiden, ob sie in ein Tauschverhältnis eintreten wollen, basiert die Hierarchie auf einer Ressourcenzusammenlegung und einem teilweisen Verzicht auf Autonomie. Im Gegenzug erhält der seiner Freiheiten beraubte Agent einen Anteil am gemeinsam erzielten Ertrag. Die so entstehenden vertikal gegliederten Hierarchien nennt man Organisationen. Zu ihnen gehören Firmen ebenso wie Bürokratien, Vereine, etc.

Das Schlagwort „Organisation“ stand 1921, als Erdmann seine Ausführungen über die „Grundlagen der Organisationslehre“ veröffentlichte, im allgemeinen Interesse der Wirtschaft. Was für Erdmann der ausschlaggebende Punkt war - sich über Organisation aus psychologischer Sicht Gedanken zu machen - war, dass es noch an einer umfassenden Definition, einer wissenschaftlich-systematischen Betrachtung der Organisationen fehlte. Für ihn bestand die Endforderung darin, das System der Wirtschaftswissenschaften in Richtung einer gebührenden Berücksichtigung des Organisationsbegriffes umzubilden.

Er kam zu folgender Definition der Organisation: „Organisation ist der Inbegriff der Maßnahmen, die sich mit der zielstrebigen Regelung des Verhältnisses von Mensch zu Mensch oder vom Mensch zum Gegenstand befassen“ (Erdmann, R., 1921, S. 3). Man sieht in dieser Definition sehr deutlich, dass die Spuren von Taylor noch nicht verwischt waren, denn in einem Arbeitsverhältnis stand schließlich das Verhältnis entweder von Mensch zu Mensch oder aber von Mensch zur Maschine im Mittelpunkt. Es werden zudem deutlich die Parallelen zu Ulrich und Fluri sichtbar, die - wie bereits weiter oben herausgestellt wurde - in jüngster Vergangenheit die Ausmaße der sachbzw. personenbezogenen Dimension herausgestellt haben.

Erdmann leitete seinen psychologischen Standpunkt daraus ab, dass der Mensch an sich nach gewissen ökonomischen Prinzipien handle, die dafür sorgten, seine Bedürfnisse und Motive zu befriedigen. Er sprach in diesem Zusammenhang vom Organisationsbedürfnis des Menschen (vgl. Erdmann, R., 1921).

Ein zweites Feld der Managementlehre besteht in der Gestaltung der Prozesse, d.h. der Ablauforganisation. Zielen werden Strategien zugeordnet, die ihre Erreichung versprechen. Diese werden operationalisiert, d.h. in konkrete Abläufe umgesetzt und mit den notwendigen Ressourcen versorgt (vgl. Schmid, B. / Lechner, F. / Schmid, U. / Schubert, P. / Zimmermann, H.-D., 1998). Hierbei ist wiederum der Berührungspunkt mit der bereits in einer ersten Definition unterschiedenen zweiten personenbezogenen Dimension festzustellen. Denn operationale, gesteckte Ziele werden im Regelfall nur in Verbindung mit Personen zu erreichen sein, die an der Lösung beteiligt sind.

Der Alltagsbegriff „Management“ ist jedoch rein wissenschaftlich nicht verbindlich festgelegt und definiert (vgl. Schirmer, F., 1992, S. 11). Es mangelt an einer konkreten Festlegung des Begriffes. Schirmer hat nominaldefinitorisch Management im funktionalen Sinne als Bündel von zweckdienlichen, für den Systemerhalt (hier: von Unternehmungen) notwendigen Leistungen abgegrenzt, die zur Steuerung der Transformationsprozesse von Systemen dienen; zu den Kernfunktionen in diesem Sinne sind Planungs-, Organisations-, Kontroll- und Führungsfunktionen zu rechnen (vgl. auch Staehle, W. H., 1994, S. 69; Steinmann, H. / Schreyögg, G., 1997, S.7).

Ich werde letztere nominaldefinitorische Abgrenzung des Begriffs „Management“ zum Ausgangspunkt weiterer Ausführungen machen, denn die Zusammenfassung oben genannter Kernfunktionen scheint sehr treffend zu sein. Wie aber sieht die Einbettung des Individuums in vorherrschende Systeme (Organisationen, etc.) aus?

1.3.2 Forderungen der Systemtheorie:

Wir halten fest: Die systemische Betrachtungsweise des Begriffes „soziotechnisches System“ macht also nur Sinn, wenn man, wie in der allgemeinen Systemtheorie, Unterscheidungen treffen kann, und zwar: Die Unterscheidung zwischen dem sozialen und dem technischen System.

„ Am Anfang steht also nicht Identität, sondern Differenz. Nur das macht es möglich, Zufällen Informationswert zu geben und damit Ordnung aufzubauen; denn Information ist nichts anderes als ein Ereignis, das eine Verknüpfung von Differenzen bewirkt - a difference that makes a difference “ (Luhmann, N., 1985, S. 112).

Diese Unterscheidung jedoch ist nicht so klar wie es zunächst den Anschein haben mag, denn die allgemeine Systemtheorie geht von einer Strukturgleichheit (bspw. im Sinne gleicher allgemeiner Prinzipien der Informations- und Datenverarbeitung, sogenannte Regelkreise) bei technischen, lebenden und sozialen Systemen aus. Es geht dabei nicht um die materielle Beschaffenheit, die etwa die Identität eines Systems ausmacht, sondern vielmehr um die Struktur bzw. die Organisation. Systemisch zu denken heißt in diesem Zusammenhang, dass man Wechselwirkungen zwischen einem zu untersuchenden System und seiner Umgebung analysieren und beleuchten muss, möchte man dahinterkommen und es verstehen. Allerdings stellte sich heraus, dass diese Wechselwirkungen bei bestimmten Arten von Systemen nicht nach einem vorhersagbaren Ursache-Wirkungs-Prinzip ablaufen, sondern dass Systeme und Subsysteme vielmehr strukturell gekoppelt sind (vgl. Maturana, H. / Varela, F., 1987, S. 85 f.).5

Es kommt somit nicht auf die Bestandteile eines Systems, sondern auf die Beziehungen und Wechselwirkungen unter diesen Elementen und mit anderen Systemen an. Nach Luhmann besteht das soziale System nicht aus Menschen, auch nicht, wie häufig vermutet, aus Handlungen, sondern aus Kommunikationen, die erst in einem zweiten Schritt zerlegt und den Handlungen zugerechnet werden können. „Der elementare, Soziales als besondere Realität konstituierende Prozess, ist ein Kommunikationsprozess“ (Luhmann, N., 1985, S. 193).

Diese Ausführungen über die Systemtheorie sollen genügen, um der Unterscheidung in den von mir verwandten Begrifflichkeiten einen Sinn zu vermitteln. Mit der von Luhmann herausgestellten Wichtigkeit des Sinnbegriffes möchte ich diesen Abschnitt beschließen: „Sinn ist für Luhmann der Grundbegriff der Soziologie“ (Reese-Schäfer, W., 2001, S. 40). „Sinn ist kein Begriff, der einen bestimmten, tatsächlichen Sachverhalt bezeichnet, er meint vielmehr die Ordnungsform menschlichen Erlebens“ (Habermas, J. / Luhmann, N., 1971, S. 32).6

Nun wissen wir also, was es mit der Managementlehre und den damit eng verwobenen Organisationen und Prozessen auf sich hat. Wie aber sieht es mit dem Verhältnis des Begriffs „Management“ zu dem der „Unternehmensleitung“ aus?

Man könnte „Unternehmensleitung“ als eine Art Unterkategorie des Managements sehen. Schließlich ist dieser Begriff weniger umfassend, denn er bezieht sich lediglich auf die Leitung eines bestimmten Typus soziotechnischer Systeme.7 Es ist jedoch schwierig, die Methoden einer Unternehmensleitung auf andere Systeme zu übertragen, da die Unternehmensleitung spezifischen gesellschaftlichen Funktionen und Existenzbedingungen unterliegt (vgl. Drucker, P., 1970, S. 15ff.). Ich werde im Folgenden die Begriffe „Management“ und „Unternehmensleitung“ synonym gebrauchen, wenn ich meine Ausführungen über das Management (insbesondere das Zeit- bzw. Selbstmanagement) - gerade in bezug auf die strukturell-gesellschaftlich Ebene - fortführe.

Den Weg über eine Definition des Management habe ich bewusst gewählt, da man es beim Zeit- bzw. Selbstmanagement stets nicht nur mit dem einzelnen Individuum zu tun hat, sondern eben auch mit Organisationen und dem Management. Es ist das System, in das man als Einzelperson eingebunden ist. Man ist normalerweise in bestehende Organisationen eingebettet, sei es als Arbeitnehmer oder als Arbeitgeber. Daher schien die Herleitung der Managementgeschichte, der Erläuterung der Begrifflichkeiten und der systemischen Einbettung unabdingbar. Für das Zeitmanagement ist nicht nur die individualistische Blickweise wichtig, sondern vor allem auch eine systemische.

1.4 Zeitmanagement

Was ist Zeitmanagement, wann kam dieser Begriff auf? Warum eigentlich Zeitmanagement? Um diese Fragen zu beantworten, werde ich vorerst gängige Definitionen des Begriffs „Zeitmanagement“ darlegen und die bereits in Kapitel 1.2 angesprochenen Probleme erneut aufgreifen. Des weiteren werden Lösungsansätze für Probleme heutiger Zeit im Umgang mit selbiger angeboten.

Eine der ersten Untersuchungen zum Thema Zeitmanagement hat Drucker 1966 angestellt. Er untersuchte hierzu Führungskräfte und wollte in diesem Zusammenhang feststellen, worauf die Erfolge von „idealen Führungskräften“ beruhen. Er selbst schreibt im Vorwort der neuesten Auflage: „Ich sprach als erster über das Zeitmanagement, was dann tatsächlich zu einem viel diskutierten Thema geworden ist“ (Drucker, P. F., 1993, S. 9).

„Mehrheitlich wird „Zeitmanagement“ indes als Teil des persönlichen Selbstmanagements verstanden, während sich für zeitsparende und prozessbeschleunigende Maßnahmen im organisationellen Bereich der Label „Speedmanagement“ durchzusetzen scheint“ (Eberle, Th. S., 1994, S. 124).

„ Zeitmanagement ist das Kernstück jeglicher

Arbeitsmethodik und eines erfolgreichen

Selbstmanagement “ (Seiwert, L. J., 1996, S. 6).

Zeitmanagement bedeutet also Selbstmanagement, ist Teil des Ganzen und somit ein Beitrag zu einer individuellen Lebensplanung und -gestaltung. Es ist „die konsequente und zielorientierte Anwendung bewährter Arbeitstechniken in der täglichen Praxis, um sich selbst und die eigenen Lebensbereiche so zu führen und zu organisieren (= „zu managen“), dass die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll und optimal genutzt wird“ (Seiwert, L. J., 1990, S. 12). Was dabei eine individuell sinnvolle und optimale Nutzung der Zeit sei, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Wie man Zeitmanagement versteht, hängt eng damit zusammen, wie man den Begriff „Zeit“ versteht. So basiert die suggestive Kraft des Begriffes auf den Metaphern vom „Zeit-Haben“ (Zeitkapital), vom „Zeit-Sparen“ und der „Zeit als knappen Ressource“. Mit diesem Verständnis ist die Zeit in einer modernen Gesellschaft ein Bestandteil des alltäglichen Orientierungswissens geworden (vgl. Eberle, Th. S., 1994, S. 125). Es ist diese besondere Einstellung, die in der gegenwärtigen Gesellschaft Einzug gehalten hat. Denn: „Personen, die nie Zeit haben, die also „ihre“ Zeit managen müssen, werden in unserer heutigen Gesellschaft (ganz im Gegenteil zu vergangenen Zeiten) als „wichtig“ angesehen“ (Geißler, Kh. A., 1996, S. 63). Eine Art gesellschaftlicher Druck scheint sich diesbezüglich etabliert zu haben, dem man sich nur schwer entziehen kann, schließlich ist es die Zeit, die uns - wie in der Einleitung zu Kapitel 1 bereits erwähnt - alltäglich und jederzeit umgibt.

Zeitmanagement sei nichts anderes als die Lehre vom ökonomischen Umgang mit Zeit, so Geißler in „Zeit“ (vgl. Geißler, Kh. A., 1996, S. 63). Als knappe Ressource werde Zeit betrachtet, die es nach ökonomischen Prinzipien optimal zu nutzen gelte. Letztlich sei Zeitmanagement eine Rationalisierungsstrategie, die sich in jenen Momenten breiter Beliebtheit erfreue, wo Monetarisierung einen immer größeren Stellenwert einnähme. Eine individuelle Planung werde uns in einer modernisierten Gesellschaft aufgezwungen, da die Anforderungen an das einzelne Individuum mehr Flexibilität und Mobilität seien (vgl. Geißler, Kh. A., 1996, S. 63 ff.).

Mit der Forderung nach mehr Flexibilität und Mobilität wächst ebenso der Anspruch an jeden einzelnen. Die Trennung von Erwerbsleben auf der einen und Privatleben auf der anderen Seite scheint so nicht mehr nachvollziehbar. Daher auch der Begriff „Selbstmanagement“, denn durch diesen ganzheitlichen Ansatz wird versucht, nicht nur die zeitliche Bewältigung der Berufsarbeit, sondern die des gesamten Alltagslebens zu ordnen, zu sortieren und letzten Endes zu meistern. Dem Monetarisierungsgedanken kann ein bedeutender Stellenwert zugeschrieben werden. Die Gesellschaft ist schnelllebig geworden und die eingangs aufgeworfene Prämisse „Zeit ist Geld“ hat einen bisher nicht bekannten Bedeutungsgrad erreicht.

„Und wie zwei Währungen kann man Geld und Zeit in beide Richtungen konvertieren. Wer knapp an Geld ist, muss Zeit investieren: als Babysitter, Rasenmäher, Lohnarbeiter, um Geld zu verdienen, oder er muss Zeit aufwenden und zum Beispiel zu Fuß zu gehen oder von Hand abwaschen oder alte Socken stopfen, um Geld zu sparen. Und wer knapp an Zeit ist, kann Geld investieren, um Zeit zu gewinnen: Er fährt mit dem Taxi, um schneller zu Hause zu sein, beauftragt den Gärtner, die Wäscherei, den Pizzaservice, um Koch-, Wasch- und Gartenarbeitszeit zu sparen“ (Rosa, H., 2002, S. 1).

Aber nun zuerst zu der individuellen Ebene des Zeitmanagements. Danach werde ich die Verbindung zwischen Zeitmanagement und Organisationen, sprich die strukturell gesellschaftliche Ebene herstellen.

1.4.1 Auf individueller Ebene

Das Tempo in unserer „Internet-Gesellschaft“ hat zugenommen, wir sollten am besten alles gleichzeitig erledigen können. Das Internet kennt keine Zeitzone mehr, es herrscht sozusagen die Gleichzeitigkeit des Gleichzeitigen. Um mit dem kostbarsten Gut des 21. Jahrhunderts (= die Ressource Zeit) „zeitgemäß“ umzugehen, verbreiten sogenannte Zeitmanagementexperten Lösungsansätze, die einen geschickteren Umgang mit der Zeit versprechen. Man sah und sieht darin den größten Bildungsbedarf, schließlich sollen die wichtigsten Dinge des Lebens in Balance gehalten bzw. gebracht werden. Daher der Rat: ein geschickter Wechsel von Schnelligkeit und Langsamkeit in Verbindung mit individuellen Zeitstrategien. Stephen Covey geht sogar soweit zu sagen, dass man seine eigene Grabrede schreiben solle. Denn nur dadurch sei man in der Lage, die wirklich wichtigen Rollen im Leben organisieren zu können, so dass beispielsweise die Familienrolle nicht aufgrund der Arbeit oder die Gesundheit nicht im Namen der Freunde vernachlässigt würde. Der Punkt sei, dass das Zeitmanagement einen nicht in feste Strukturen einbaue, - wie es die vorherrschende Meinung vieler sei - sondern dass man dadurch, dass man sich auf das wirklich Wichtige und Wesentliche konzentriere, mehr Zeit für Kreativität und Spontaneität bleibe (vgl. Wegner, J. / Wolff, U., 2000, S. 95 - 108; Heynes, M. E., 1991, S. 7).

Auf individueller Ebene soll versucht werden, durch ein gezieltes Zeitmanagement, Freiräume zu schaffen, die ausreichenden Platz bieten, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Dadurch lässt sich - wiederum auf die Organisation übertragen - die Ressource Mensch besser (aus-) nutzen. Denn „es [geht] weniger unmittelbar um den einzelnen Manager und dessen Bedürfnisse, sondern vielmehr um eine Erhöhung der Systemrationalität, die durch eine effektive und effiziente Nutzung der Arbeitskraft des Managers zu erreichen versucht wird“ (Walgenbach, P., 1995, S. 188). Die Frage, die sich eine Unternehmung in diesem Zusammenhang nämlich stellt, ist die Frage nach der vollständigen Nutzbarkeit eines Arbeiters (sei es nun ein Manager oder ein einfacher Angestellter).

1.4.2 Auf betrieblicher Ebene

Welchen Stellenwert nimmt das Zeitmanagement in Organisationen ein? „Seit die Zeit als konstitutiver Faktor von Managementhandeln erkannt und insbesondere als für die 90er Jahre entscheidendster Wettbewerbsfaktor proklamiert worden ist, wird der Begriff „Zeitmanagement“ nicht nur auf Personen, sondern zuweilen auch auf Organisationen bezogen“ (Eberle, Th. S., 1994, S. 124). Dieser Bezug zwischen dem Individuum (als Mitarbeiter einer Organisation) und der einzelnen Organisation soll in diesem Abschnitt verdeutlicht werden.

Die Personen allerdings, an die sich „Zeitmanagement“ wendet, sind in gängiger und aktueller Literatur nicht (gewöhnliche) Hausfrauen oder Kindergärtnerinnen, sondern gezielt Führungskräfte und Berufstätige in eher gehobeneren Stellen.

„ Die Verschärfung des nationalen und internationalen Wettbewerbs hat dazu geführt, dass der Faktor „ Zeit “ immer mehr zu einer entscheidenden Größ e für den Unternehmenserfolg geworden ist “ (Wildemann, H, 1992, S. 5).

Man geht - wie bereits in Abschnitt 1 erwähnt - mit der Zeit nur noch als Ressource um. Sie stellt für die Organisation als Ganze einen entscheidenden Faktor dar - angefangen zwar beim einzelnen Individuum, umgesetzt jedoch in der gesamten Organisation. Wildemann (1992, S. 17 - 23) führt drei Zeitstrategien an, wie man der Zeit als Wettbewerbsfaktor begegnen kann:

Als erste Strategie sei allgemein die Zeitverkürzung genannt, in der man einfach Zeitpuffer vermeidet und schneller arbeitet.

Bei der zweiten Strategie wird von einer intensiveren Nutzung der Zeit ausgegangen, indem man die richtigen Dinge erledigt, die verfügbaren Kapazitäten effizient zu nutzen weiß und die richtigen Dinge dann noch richtig zu tun im Stande ist (auf den Aspekt Effizienz vs. Effektivität werde ich in Kapitel 1.6 sowie 2.5 näher eingehen). In der dritten Strategie wird die Zeit als Waffe im Wettbewerb gesehen, die zu mehr Flexibilität führen kann, was mit einer zeitorientierten Organisation und einer Synchronisation und Parallelisierung erreicht werden kann, so Wildemann. In Organisationen steht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, d.h. rein rational betrachtet, wird der Wettbewerbsfaktor „Zeit“ als eine der wichtigsten Größen angesehen, sich auf dem Markt zu behaupten.8 In Kapitel 1.5 werden vorab die gängigen Zeitmanagementmethoden vorgestellt, bevor diese in Kapitel 1.6 kritisch beleuchtet werden.

1.5 Methoden und Techniken des Zeitmanagements im kritischen Kontext

„ Geld wächst mit der Zeit, aber Zeit ist nicht durch Geld vermehrbar. Zeit kann man sich nicht kaufen, es gibt auch keine Zinsen drauf “ (Frühwacht, M. / Haenschke, B., 1994, S. 290).

Zeit als wertvollstes Kapital - so wie in diesem Zitat von Frühwacht und Haenschke ist die einhellige Meinung der sogenannten Zeitmanagementexperten.

[...]


1 Kant behauptete sogar 1781 (bzw. 1956), dass einem in der Erfahrung niemals ein Gegenstand gegeben werden kann, der nicht unter die Bedingung der Zeit gehört (S. 82). Piaget hingegen weist 1955 nach, dass die Kategorie „Zeit“ nicht bereits von Geburt an zur sinnlichen Anschauung gehört, sondern erst im Laufe des Lebens (gegen Ende der präoperativen Phase, nicht bereits in der sensumotorischen Phase).

2 Zur genaueren psychologischen Vertiefung: „Der Begriff „Burnout“ trat erstmals in den 30er Jahren im Zusammenhang mit Überlastungsphänomenen bei Profisportlern und Künstlern auf. Heute bezieht er sich in erster Linie auf aufopferungsvolle, pflichtbewusste und engagierte Personen, die sich geistig und körperlich erschöpfen und deren Persönlichkeit sich in der Folge davon nachhaltig verändert. [...] Drei typische Symptome kommen meist zusammen, wenn von Burn-out gesprochen wird: emotionale Erschöpfung aufgrund enttäuschter Hoffnung, Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung und die grundlegende Veränderung der Persönlichkeit“ (Hatzelmann, E., 1997, S. 13).

3 Vgl. hierzu detailliert und für einen Überblick: „Historische Entwicklung des Managementwissens“ aus Anlage 1: (Kast, F. E. / Rosenzweig, J. E., 1985, S. 118).

4 Der funktionale Sinn von Management bedeutet die Beschreibung von Prozessen und Funktionen, die in arbeitsteiligen Organisationen notwendig sind, bspw. Planung, Führung, Organisation und Kontrolle (vgl.

5 Es soll an dieser Stelle die strukturelle Koppelung nur der Vollständigkeit halber Erwähnung finden. Zur Vertiefung spricht man von einer strukturellen Koppelung, wenn Systeme operational und informationell geschlossen sind und sie sich gegenseitig beeinflussen. Sie können von außen nicht gesteuert, höchstens jedoch beeinflusst werden (vgl. Maturana, H. / Varela, F, 1987, S. 85ff.). Luhmann spricht in diesem Zusammenhang von doppelter Kontingenz. Das Verhalten des einen Systems wird nicht vom Verhalten des anderen determiniert, jedoch ist es auch nicht unabhängig von ihm. „Kontingent ist etwas, was weder notwendig ist noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist“ (Luhmann, N., 1985, S. 152).

6 An dieser Stelle sei auf Anlage 2 („Kernbereich der Managementwissenschaft und benachbarter Forschungsbereiche“) verwiesen. Die Grafik verdeutlicht eindrucksvoll die Zusammenhänge der einzelnen wissenschaftlichen Positionen, wie etwa das Feld der Psychologie (siehe Erdmann) oder das der Systemtheorie (siehe Luhmann u.a.). Mit Hilfe der Grafik kann man sich einen Überblick schaffen und die wissenschaftlichen Disziplinen einordnen. Vgl. dazu: Koontz, H. / O´Donnell, C. / Weihrich, H., 1984, S. 62.

7 Andere soziotechnische Systeme wären etwa Spitäler,öffentliche Verwaltungen oder Verbände. Für die Leitung solcher Systeme stellen sich im Grunde die gleichen Aufgaben (vgl. Ulrich, P. / Fluri, E., 1995, S. 13).

8 Vgl. zur Vertiefung bezüglich Zeitmanagement und Unternehmen: Wildemann, H., 1992

Ende der Leseprobe aus 114 Seiten

Details

Titel
Chancen und Risiken der Veränderung im Zeitmanagement unter besonderer Berücksichtigung der Subjektivierungsdebatte
Untertitel
Zu schnell, um frei zu sein?
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg  (Fakultät für Pädagogik)
Note
2,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
114
Katalognummer
V156421
ISBN (eBook)
9783640694679
ISBN (Buch)
9783640695775
Dateigröße
2628 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zeitmanagement, Wirtschaftspädagogik, Selbstmanagement, Zielmanagement, Subjektivierung, Moderne, Postmoderne
Arbeit zitieren
Dipl.-Päd. Jan-Mirco Ernst (Autor:in), 2002, Chancen und Risiken der Veränderung im Zeitmanagement unter besonderer Berücksichtigung der Subjektivierungsdebatte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156421

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