Der Weltkrieg 1914-1918 - Ereignis und Erinnerung - Eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Planung und Organisation der Ausstellung
2.1 Ausstellungsmanagement
2.2 Ausstellungskonzeption
2.3 Ausstellungsort
2.4 Ausstellungsobjekte
2.5 Ausstellungsarchitektur und -medien
2.6 Museumspädagogik
2.7 Öffentlichkeitsarbeit und Begleitprogramm

3 Resümee

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Eine der zentralen Aufgaben des Deutschen Historischen Museums ist es, deutsche Geschichte in ihren internationalen Zusammenhängen zu zeigen. Kriegerische Auseinandersetzungen haben die europäische Geschichte über Jahrhunderte geprägt. Die Kriege des 20. Jahrhunderts waren bei weitem nicht mehr nur auf die militärische Auseinandersetzung unter den Soldaten ausgerichtet, sondern brachten aufgrund der großen Zerstörungspotentiale Leid über die Zivilbevölkerung in bis dahin unbekannten Ausmaßen. Wie aber können Museen diese brutalste Form der menschlichen Auseinandersetzungen darzustellen (sic!), um durch Aufklärung und Ursachen, Verlauf und Folgen der Kriege dazu beizutragen, daß die heutigen Generationen aus der Geschichte für die Gegenwart lernen?“[1]

Diese von Hans-Martin Hinz in seinem Vorwort zum Sammelband „Der Krieg und seine Museen“[2] formulierte Fragestellung gibt zugleich Anspruch und Problematik der Ausstellung „Der Weltkrieg 1914-1918. Ereignis und Erinnerung“ wieder, die vom 13.Mai bis zum 16.August dieses Jahres im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums (DHM) zu sehen sein wird.

Als Grundmerkmale einer Sonderausstellung gelten ihre temporäre Begrenzung, ihre örtliche Beweglichkeit, ihre einmalige Auswahl, und ihre Zweckgebundenheit an einen gegebenen Anlass[3]: Im Schatten der weltweiten terroristischen Bedrohungen und der EU-Osterweiterung steht im Jahr 2004 die Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor neunzig Jahren, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, mit der das „lange 19.Jahrhundert“ zu Ende ging. Dieser Jahrestag, der durch eine Vielzahl von Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt, durch eine Artikelserie im „Spiegel“ und durch mehrere Dokumentarfilmsendungen im öffentlichen-rechtlichen Rundfunk in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit gerückt wird, ist der „gegebene Anlass“ für die groß angelegte Ausstellung des DHM.

Sie ist weltweit die einzige umfassende Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg in diesem Jahr. Da es in Deutschland keine dem Imperial War Museum oder dem Historial de la Grande Guerre vergleichbare Dauerausstellung zum Ersten Weltkrieg gibt[4], stellt die Ausstellung das erste Mal überhaupt in Deutschland den Versuch an, den Themenkomplex des Ersten Weltkrieges abzubilden. Dabei sollen West- und die oftmals vernachlässigte Ostfront erstmals auf internationaler Ebene gleichberechtigt nebeneinander präsentiert werden, denn vor dem Hintergrund der politischen Veränderungen in Mittel- und Osteuropa ergaben sich zwangsläufig neue Perspektiven der Betrachtung des Weltkrieges. Zudem konnte die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Museen nach der politischen Öffnung dieser Länder intensiviert werden.

Ich hatte Gelegenheit vom 16.Februar bis zum 26.März dieses Jahres ein Praktikum im Projektteam „Weltkrieg“ am DHM zu absolvieren. Die vielfältigen Erfahrungen, Einblicke und Erkenntnisse, die ich während meiner Tätigkeit gewinnen konnte, sind in die nachfolgende Darstellung eingeflossen. Sie behandelt zunächst im Hauptteil verschiedene Planungs- und Organisationsaspekte der DHM-Schau, bevor sie abschließend einen Versuch der Bewertung der Ausstellung unternimmt, an deren Erscheinungsbild zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Arbeit jedoch noch gearbeitet wurde.

2 Planung und Organisation der Ausstellung

2.1 Ausstellungsmanagement

Die Vorbereitung der Ausstellung begann bereits vor drei Jahren mit der Bildung eines Projektteams. Dabei übernahm der Leiter der DHM-Kinemathek, Dr. Rainer Rother, der bereits 1994 die Ausstellung „Die letzten Tage der Menschheit. Bilder des Ersten Weltkrieges“ geleitet hatte, die Rolle des Kurators.[5] Die Themenbearbeitung der Westfront übernahm die Historikerin Dr. Gundula Bavendamm.[6] Den hohen Stellenwert, den die Behandlung der Ostfront in der Ausstellung einnehmen sollte, zeigte die Verpflichtung einer zweiten wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Kristiane Burchardi, die Slawistik studiert hatte und über sehr gute russische Sprachkenntnisse verfügt. Für die Abwicklung des Leihverkehrs mit den rund 100 Leihgebern wurde im vergangenen Jahr zusätzlich eine Museumswissenschaftlerin eingestellt. Das Projektteam wurde kontinuierlich von Praktikanten unterstützt, die für jeweils sechs Wochen eingestellt wurden.

Wie für alle großen Ausstellungen des DHM, wurde zur wissenschaftlichen Begleitung der Ausstellung ein Beirat gebildet. Dieser tagte zweimal jährlich, wobei er den jeweils aktuellen Stand der Ausstellungs-vorbereitung bewertete und mit Vorschlägen zur weiteren Gestaltung beigetragen hat. Dem international besetzten Gremium gehörten neben namhaften Wissenschaftlern[7], auch ein Vertreter des Imperial War Museums in London und die Journalistin Franziska Augstein an.

2.2 Ausstellungskonzeption

In der Vorbereitungsphase einer Ausstellung müssen Ideen und Ziele der Ausstellung, ihr Gegenstand und die geplante Umsetzung in einem Konzeptpapier klar definiert werden.[8] Dieses sollte während der gesamten Planungsphase zwangsläufig an den gewonnenen Erkenntnisstand oder an die sich verändernden Ausstellungskonditionen angepasst werden.

Die endgültige Konzeption der hier behandelten Ausstellung umfasst 14 Seiten und wurde vom gesamten Projektteam bis zum April 2003 erarbeitet. Hier ist zunächst ganz allgemein das Ziel der Ausstellung formuliert: nämlich „den ersten globalen Konflikt des 20. Jahrhunderts ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und seine historische Bedeutung ebenso wie seine Gegenwartsbezüge herauszustellen.“[9] Dieses Globalziel wird in drei weitere Teilziele untergliedert. Erstens sollen dem Publikum Kenntnisse über eine grundlegend neue Kriegserfahrung vermittelt werden. (Stichworte: Stellungskriege, technische Innovationen, Heimatfront) Zweitens soll die Ausstellung die Auseinandersetzung mit den Folgen des Ersten Weltkrieges fördern und den Blick für dessen Gegenwartsbezug schärfen. (Beispiel: Die Friedensverträge nach 1918 führten zu einer Neuordnung des Balkans, die in den 1990er Jahren erneut Gegenstand eines Krieges wurde und sich auch heute noch als prekär erweist.) Drittens soll den Besuchern vermittelt werden, welche unterschiedliche Rolle der Erste Weltkrieg in der Erinnerung und im kollektiven Gedächtnis der beteiligten Nationen einnimmt. So wird der Krieg in Großbritannien „The Great War“, in Frankreich „La Grande Guerre“ genannt. Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen jedoch wird der Erste vollständig vom Zweiten Weltkrieg überlagert.

Die drei Teilziele spiegeln sich in der dreiteiligen Grobgliederung der Ausstellung in die Bereiche Erfahrung, Neuordnung, Erinnerung wider. Die inhaltliche Darstellung soll dabei keinen streng chronologischen oder nach Ländern geordneten Rundgang ergeben. Vielmehr soll ein länderübergreifendes, „symbolisierendes Konzept“ in 35 Themenräumen umgesetzt werden.

2.3 Ausstellungsort

In der Konzeption betonen die Ausstellungsmacher, dass sie Berlin und das DHM für einen „in mehrfacher Hinsicht geeigneten Ausstellungsort“ halten. In der kaiserlichen Reichshauptstadt fiel nicht nur der Beschluss zur Mobilmachung im Juli 1914, am 9.November 1918 wurde hier auch die Republik ausgerufen. Die Präsentation der Ausstellung in der unmittelbaren Nachbarschaft des Zeughauses, in dessen Innenhof bereits während des Krieges Beutegeschütze der feindlichen Armeen als Trophäen ausgestellt wurden[10], der Neuen Wache, der nationalen Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkriege, und des Boulevards „Unter den Linden“, wo die Menschen Anfang August 1914 den Beginn des Krieges bejubelten, schafft eine einmalige Symbiose von Ausstellungsthema und –ort.

Nach der „Idee Europa“[11] ist die Schau zum Ersten Weltkrieg das zweite große Ausstellungsprojekt, dass in der 2003 eröffneten Wechsel-ausstellungshalle zu sehen sein wird, die der Architekt I.M. Pei konzipiert hat. Das DHM erhofft sich durch die Präsentation in dem neuen, architektonisch ansprechenden Ausstellungsgebäude im Herzen Berlins (neben dem UNESCO-Weltkulturerbe ‚Museumsinsel’) eine große öffentliche Resonanz. Die Ausstellung musste zweigeteilt werden, da sie in den beiden unteren Ebenen des insgesamt vierstöckigen Hauses gezeigt werden soll. Diese Teilung stellte das Projektteam vor ein Problem in der Besucherführung: Wie kann die Ausstellung sinnvoll geteilt werden, ohne dass der Besucher das Interesse am zweiten Ausstellungsteil verliert und den zusätzlichen Weg nach oben in die zweite Ausstellungsebene in Kauf nimmt? Man entschied sich dafür, die beiden ersten Themenbereiche „Ereignis“ und „Neuordnung“, die weitgehend die Ereignisgeschichte zeigen, zusammen im 1.Untergeschoss (1050 qm²) zu zeigen. Der dritte Themenbereich „Erinnerung“, der sich mit der Zeit nach dem Weltkrieg auseinandersetzt, wird im räumlich-kleineren Erdgeschoss (450 qm²) zu sehen sein. Dabei soll eine große Installation aus künstlichen Mohnblumen, die in Westeuropa das Symbol zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg sind, vor dem Eingang der zweiten Ebene angebracht werden, um die Aufmerksamkeit und Neugierde der Besucher auch für den letzten Ausstellungsteil zu wecken.

[...]


[1] Hinz, S. 9.

[2] Der Sammelband gibt die Beiträge eines 1995 im Deutschen Historischen Museum durchgeführten Symposiums zur „Darstellbarkeit des Krieges im Museum“ wieder, an dem Vertreter nationaler und internationaler Kriegs- und Militärmuseen teilnahmen.

[3] Vgl. Tobler, S.10.

[4] Siehe ausführlich zu den beiden genannten Museen die Aufsätze von Peter Simkins „Das Imperial War Museum und seine Darstellung des Krieges, 1917-1995“ und von Huges Hairy „Das Historial de la Grande Guerre in Péronne“ in Hinz, S.27-57 und S. 157-163.

[5] Rainer Rother (Hg.), Die letzten Tage der Menschheit. Bilder des Ersten Weltkrieges, Berlin 1994.

[6] Gundula Bavendamm hat zu einem Thema des Ersten Weltkrieges ihre Promotion verfasst: „Spionage und Verrat. Konspirative Kriegserzählungen und französische Innenpolitik, 1914-1917“, Essen 2004.

[7] Hier sind insbesondere die Herausgeber des kürzlich erschienenen Standardwerkes „Enzyklopädie Erster Weltkrieg“ (Paderborn, 2.Aufl. 2004) Prof. Dr. Gerhard Hirschfeld und Prof. Dr. Gerd Krumeich zu nennen.

[8] Vgl. Burchardi, S. 56-87.

[9] Vgl. auch http://www.dhm.de/ausstellungen/der-erste-weltkrieg/ersterweltkrieg_ziele.htm (Zugriff 27.03.2004)

[10] Brandt, Enzyklopädie, S.628.

[11] Marie-Luise von Plessen (Hg.), Idee Europa. Entwürfe zum ‚Ewigen Frieden’, Berlin 2003.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Weltkrieg 1914-1918 - Ereignis und Erinnerung - Eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Besucherorientierung und Ausstellungsplanung in Museen
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
15
Katalognummer
V25771
ISBN (eBook)
9783638283007
Dateigröße
506 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Weltkrieg, Ereignis, Erinnerung, Eine, Ausstellung, Deutschen, Historischen, Museum, Berlin, Besucherorientierung, Ausstellungsplanung, Museen
Arbeit zitieren
René Schlott (Autor:in), 2004, Der Weltkrieg 1914-1918 - Ereignis und Erinnerung - Eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25771

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