Der Syndromansatz des WBGU


Term Paper, 2007

21 Pages, Grade: 1,0


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Gliederung

1. Einleitung

2. Der WBGU
2.1 Aufgabenbereiche
2.2 Zusammensetzung des WBGU

3. Der Globale Wandel
3.1 Neue Forschungsfragen
3.2 Kernprobleme des Globalen Wandels
3.2.1 Natursphäre
3.2.2 Anthroposphäre

4. Das Syndrom-Konzept
4.1 Systematischer Ansatz
4.2 Syndrome des Globalen Wandels
4.3 Zuordnung der Kernprobleme des Globalen Wandels zu Syndromen
4.4 Fallbeispiele: Syndrome als Ursache von Migration - Migration als Ursache von Syndromen
4.4.1 Das Sahel-Syndrom
4.4.2 Das Aralsee-Syndrom

5. Fazit

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Seit Beginn der Menschheit wird die natürliche Umwelt durch das ökonomische und soziale Handeln des Menschen verändert. Doch erstmals in der Geschichte der Erde haben diese anthropogenen Eingriffe in die natürliche Umwelt ein globales Ausmaß erreicht und wirken sich auf die Erde als Ganzes aus. Insbesondere der Klimawandel, der Verlust biologischer Diversität, die Bodendegradation sowie die Verknappung und Verschmutzung von Süßwasser gehören zu den weltweit voranschreitenden kritischen Veränderungen der natürlichen Umwelt. Durch die Ausbreitung nicht nachhaltiger Lebensweisen, die anhaltende absolute Armut sowie das Bevölkerungswachstum werden die Eingriffe in die Natur weiter verstärkt (vgl. WBGU 1996a, S.1ff) .

Die aus diesen globalen Umweltveränderungen resultierenden Folgen bestimmen das Verhältnis der Menschen zu ihren natürlichen Lebensgrundlagen völlig neu und zeigen sich vor allem in der wachsenden Verwundbarkeit gegenüber Naturkatastrophen, in Ernährungskrisen und zunehmenden Erkrankungsrisiken. Insbesondere in Entwicklungsländern haben diese Folgen der von Menschen verursachten Umweltveränderungen ein kritisches Ausmaß erreicht (vgl. WBGU 2005, S. 2f) .

Dieser bedrohliche Transformationsprozess des Systems Erde, der als Globaler Wandel bezeichnet wird, stellt für die Wissenschaft und die Politik eine große Herausforderung dar: es muss erklärt werden, wie sich die Umwelt auf globaler - aber auch auf lokaler - Ebene durch anthropogene Eingriffe verändert, wie umgekehrt diese Prozesse durch die natürlichen Veränderungen beeinflusst werden sowie ob und in welchem Maße Steuerungsmöglichkeiten für den Globalen Wandel bestehen. Dabei ist die Veränderung der Umwelt eng mit der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft verbunden und nicht mehr als getrennter Prozess zu verstehen. Die Analyse, Modellierung und übersichtliche Darstellung der komplexen Zusammenhänge fordert demnach interdisziplinäres Zusammenarbeiten von Gesellschafts- und Naturwissenschaften, um die Wechselwirkungen und Dynamiken im System Erde seit Beginn der Neuzeit zu verstehen.

Diesen schwierigen wissenschaftlichen Fragenkomplex versucht der transdisziplinär arbeitende Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)[1], der sich mit der Erforschung des Globalen Wandels beschäftigt, mithilfe des von ihm entwickelten Syndromansatzes zu beantworten. Der Syndromansatz, der erstmals in einem WBGU-Gutachten im Jahre 1993 vorgestellt wurde, dient einer fächerübergreifenden Beschreibung globaler Umwelt- und Entwicklungsprobleme und ihrer Dynamik. Der Begriff ‚Syndrom’ ist der Medizin entlehnt, wo er komplexe ‚Krankheitsbilder’ bezeichnet. Bezogen auf die Analyse des Systems Erde sind Syndrome typische Ursache-Wirkungs-Muster des Globalen Wandels, die sich sowohl auf die Umwelt als auch auf die gesellschaftliche Entwicklung auswirken. Dabei ist der Syndromansatz entwickelt worden, um die Ursachen und Wechselwirkungen globaler Umwelt- und Entwicklungsprobleme zu erkennen, Maßnahmen zu ihrer Linderung aufzuzeigen und um künftige Folgen vorherzusagen (vgl. Niller 2004).

Mit Bezug auf das Seminarthema „Umweltveränderung und Migration“, in dessen Rahmen diese Arbeit verfasst wird, ist das primäre Ziel dieser Arbeit den interdisziplinären Syndromansatz ausführlich zu erläutern, und diesen mit dem Themenkomplex der umweltbedingten Migration in Beziehung zu setzen. So sollen Verknüpfungspunkte zwischen dem Syndromansatz und Migration hergestellt werden, um gegebenenfalls herauszufinden, inwiefern sich Migration auf den Globalen Wandel sowohl zurückführen lässt als auch auswirkt.

Demzufolge ist diese Arbeit wie folgt gegliedert: Zunächst wird der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderung, der den Syndromansatz entwickelt hat, vorgestellt, um Hintergründe und Motive zu erfahren.

Darauf folgt die Darstellung der Kernprobleme des Globalen Wandels, die den Ausgangspunkt für den Syndromansatz bilden. Ableitend von diesen Kernproblemen des Globalen Wandels widmet sich der Hauptteil dieser Arbeit dem Syndromansatz, indem zunächst die Grundlagen des Ansatzes erläutert werden, um daraufhin mittels zwei Fallbeispielen ins Detail zu gehen. In diesem Teil der Arbeit soll auch der Bezug zum Seminarthema „Umweltveränderung und Migration“ hergestellt werden und erläutert werden, dass Migration einerseits Ursache andererseits auch Folge eines Syndroms sein kann.

Zum Schluss werden im Fazit - mit Rückbezug auf die eingangs formulierten Ziele - die wichtigsten Aspekte dieser Arbeit zusammengefasst und abschließend der Syndromansatz kritisch betrachtet.

2. Der WBGU

2.1 Aufgabenbereiche

Der 1992 im Vorfeld der Rio-Konferenz[2] von der damaligen Bundesregierung eingerichtete WBGU ist ein unabhängiges wissenschaftliches Beratergremium. Dabei bietet der transdisziplinär arbeitende Beirat politischen Entscheidungsträgern vor allem bei Fragen der globalen Umwelt- und Entwicklungsproblematik Orientierung. Der WBGU versucht also politisches Handeln zu erleichtern, damit solche Entscheidungen vermieden werden, die zu unumkehrbaren, gravierenden Schäden für Mensch und Natur führen. „Auch bisher unterschätzte oder kaum wahrgenommene Risiken können vom WBGU rechtzeitig ins Rampenlicht von Politik und Öffentlichkeit gerückt werden“ (WBGU 2005, S. 2).

Alle zwei Jahre veröffentlicht der WBGU ein Hauptgutachten zu fächerübergreifenden Themen des globalen Wandels. Diese 200 bis 400 Seiten umfassenden Hauptgutachten, deren Themen vom Beirat selbst gewählt werden, sind umfangreiche Analysen mit ausführlichen wissenschaftlichen Begründungen und enthalten Handlungs- und Forschungsempfehlungen für eine nachhaltige Entwicklung.

Folgende Themenkomplexe wurden in den Hauptgutachten des WBGU bisher bearbeitet (Quelle: WBGU 2005, S. 3f)[3]:

- „Armutsbekämpfung durch Umweltpolitik“ (2004)
- „Energiewende zur Nachhaltigkeit“ (2003)
- „Neue Strukturen globaler Umweltpolitik“ (2000)
- „Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biosphäre“ (1999)
- „Strategien zur Bewältigung globaler Umweltrisiken“ (1998)
- „Wege zu einem nachhaltigen Umgang mit Süßwasser“ (1997)
- „Herausforderung für die deutsche Wissenschaft“ (1996)
- „Wege zur Lösung globaler Umweltprobleme“ (1995)
- „Die Gefährdung der Böden“ (1994)
- „Grundstruktur globaler Mensch-Umwelt-Beziehungen“ (1993)

Brennpunkthemen des Globalen Wandels werden zudem in Sondergutachten, die von der Bundesregierung in Auftrag gegeben werden können, und in Politikpapieren, die meist zu wichtigen Konferenzen (Kyoto, Johannesburg) erstellt werden, behandelt.

Neben der Analyse von Umwelt- und Entwicklungsproblemen, der Erarbeitung von Handlungs- und Forschungsempfehlungen für eine nachhaltige Entwicklung und deren Darstellung in den Gutachten, bestehen weitere Hauptaufgaben des WBGU vor allem in der Auswertung nationaler und internationaler Forschung auf dem Gebiet des Globalen Wandels. Hier soll im Sinne von Frühwarnung auf neue Problemfelder hingewiesen, Forschungsdefizite aufgezeigt und neue Impulse für die Wissenschaft gegeben werden. Des Weiteren beschäftigt sich der WBGU mit der Beobachtung und Bewertung nationaler Politiken zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung. Zudem wird durch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit versucht, das Bewusstsein für die Probleme des Globalen Wandels zu fördern (vgl. WBGU 2005, S. 3ff)

[...]


[1] Im folgen als WBGU bezeichnet

[2] Bei der sogenannten Rio-Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro wurden unter Beteiligung von 178 Staaten umwelt- und entwicklungspolitische Probleme erörtert. Unter anderem mit dem Aktionsprogramm ‚Agenda 21’ wurden die Grundlagen für eine neue weltweite Zusammenarbeit in der Umwelt- und Entwicklungspolitik geschaffen (vgl. Aachener Stiftung Kathy Beys, 2005)

[3] Obwohl in der Literatur (WBGU 2005, S. 3) angegeben ist, dass Hauptgutachten alle zwei Jahre erstellt werden, variieren die Zeiträume zwischen den Veröffentlichungen. So wird bei der selben Quelle (WBGU 2005, S. 3) aus der Auflistung der Hauptgutachten ersichtlich, dass Hauptgutachten größtenteils jährlich veröffentlicht werden

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Details

Title
Der Syndromansatz des WBGU
College
University of Osnabrück
Grade
1,0
Author
Year
2007
Pages
21
Catalog Number
V75736
ISBN (eBook)
9783638804004
ISBN (Book)
9783638937771
File size
584 KB
Language
German
Keywords
Syndromansatz, WBGU
Quote paper
Thomas Nordmann (Author), 2007, Der Syndromansatz des WBGU, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75736

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