Die Geschichte der Nation of Islam - Eine afrikanische Religionsbewegung


Hausarbeit, 2007

14 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Wegbereiter der Nation of Islam

3 Die Entwicklung der Nation of Islam anhand ihrer   spirituellen Koryphäen
3.1 Fard Muhammad
3.2 Elijah Muhammad

4 Zentrale Glaubensvorstellungen der Nation of Islam
4.1 Das Gottesbild innerhalb der Nation of Islam
4.2 Die Auferstehung
4.3 Heilige Schriften der Nation of Islam  
4.4 Konstruktionen, Regeln, Maximen und zeremonielles Leben der Nation of Islam

5 Louis Farrakhan und die Nation of Islam   
5.1 Louis Farrakhan als Protegé Elijah Muhammads
5.2 Der Religionsführer der Nation of Islam – eine Selbstdarstellung 

6 Zusammenfassung

1 Einleitung

Innerhalb dieser Arbeit „Die Geschichte der Nation of Islam – eine afrikanische Religionsbewegung“ werden Wegbereiter der Nation of Islam, Marcus Mosiah Garvey und Noble Drew Ali angesprochen, sowie die Entfaltung der Nation of Islam. Weiterhin wird auf die vorausgegangenen Wortführer Fard Muhammad und Elijah Muhammad, als auch auf den heute noch aktuellen Louis Farrakhan eingegangen. Des Weiteren wird erläutert, welche heiligen Schriften innerhalb der Nation of Islam existieren und wie man innerhalb dieser Religionsgruppe lebt.

2 Wegbereiter der Nation of Islam

Als unmittelbare Vorläufer der Nation of Islam gelten die Unversal Negro Improvement Association (UNIA), eine von Marcus Mosiah Garvey (1887 - 1940) ins Leben gerufene Religionsgruppe und der Moorish Science Temple of America, welcher durch Noble Drew Ali (1886 – 1929) begründet wurde.

Marcus Garvey, welcher ursprünglich aus Jamaika stammt, verknüpfte alle wichtigen Optionen des Schwarzen Nationalismus: Die „Schwarze Rasse“ als auserkorenes Volk eines schwarzen Gottes mit Afrika beziehungsweise Äthiopien als „verheißendes Land“; Rückkunft aller Afroamerikaner nach Afrika und eine Rassentrennung, welche dem schwarzen Volk Zivilisation und Macht retourniert. Die 1914 gegründete UNIA stand unter der Maxime „One God, one Aim, one Destiny“[1].

Der Religionsstifter Marcus Garvey erweckte den schwarzen Nationalismus beziehungsweise Äthiopianismus[2] zu einer Massenbewegung mit circa drei Millionen Anhängern. Mit einem von Garvey gegründeten Schifffahrtsunternehmen, der Black Star Line, wollte die UNIA eine Rückführung aller Afroamerikaner nach Afrika durchführen. 1921 instituierte Marcus Mosiah Garvey die African Orthodox Church; 1925 wurde er wegen angeblichem Steuerhinterzug verurteilt und zwei Jahre später nach Jamaika abgeschoben.

Anfang des 20. Jahrhunderts stand nicht allein der schwarze Nationalismus im Vordergrund; islamische Themen gewannen an Bedeutung. Ein herausragender Pionier für die Entstehung der Nation of Islam ist „[…] der 1886 in North Carolina geborene Noble Drew Ali, der Begründer des Moorish Science Temple of America, der als einer der wichtigsten Vorgänger Fard Muhammads gilt“[3].

Der Schlüssel der Erlösung, so Noble Drew Ali, liegt darin, dass sich jeder Afroamerikaner seiner Herkunft bewusst ist. Als Eigenbezeichnung des schwarzen Volkes verwendete er die Begriffe Moors beziehungsweise Moorish – Americans; Bezeichnungen wie Neger oder Farbige lehnte er ab.

Moors, so behauptet der Religionsstifter, seien  die ursprünglichen Bewohner der Erde und lebten in der heiligen Stadt Mekka, dem Garten Eden. Von Mekka aus kolonisierten sie den Nordwesten des afrikanischen Kontinents und etablierten den Staat Morocco, welchen sie allerdings aufgrund einer Umweltkatastrophe verlassen mussten. Auf der Suche nach einem neuen Land erreichten die Moors schließlich Amerika, wo ihnen aufgrund der Zerrüttung der eigenen Moral im Jahr 1774 von Gott als Prüfung und Strafe das „Rassenbewusstsein“ genommen wurde. Noble Drew Ali sah sich selbst als dritter und letzter gesandter Prophet Gottes und er markiert somit das Ende der Herrschaft der Weißen. 1927 veröffentlichte Ali einen eigenen Koran. Am 20. Juli 1929 verstarb Noble Drew Ali; ein großer Teil seiner Anhänger wandte sich 1930 dem Allah Temple of Islam, der späteren NOI[4], zu.

3 Die Entwicklung der Nation of Islam anhand ihrer spirituellen Koryphäen

Die Genese der Nation of Islam beginnt 1930 mit dem Erscheinen Fard Muhammads in Detroit; als offizielles Gründungsdatum ist der 4. Juli 1930 zu nennen. Seit der Entstehung werden Doktrinen und Heilsverständnisse der Nation of Islam von den jeweiligen religiösen Autoritäten der NOI getragen; auf sie ist das Blickfeld der Gläubigen gerichtet.

3.1 Fard Muhammad

Fard Muhammad lebte vom 4. Juli 1930 bis zum 10. Juni 1934 in Detroit. Zunächst trat er in den Ghettos der Afroamerikaner als fahrender Händler auf. Er betrieb Handel mit, wie er behauptete, aus Afrika importierten Stoffen und verband dies mit Predigten über einen richtig verstandenen Islam als „wahre und ursprüngliche Religion“ der Afroamerikaner.

In seinen Paranäsen verband er Predigten, Ziele und religiöse Vorstellungen des Moorish Science Temple of America mit der nationalistischen Back – to – Africa Bewegung. Fard Muhammad verbreitete seine Lehre durch Reden und persönliche Gespräche. Signifikante Inhalte, welche man auch heute noch in den Lehren der Nation of Islam vorfindet, waren die Vorstellung von einer in Vergessenheit geratenen Präpotenz der „Schwarzen Rasse“[5] gegenüber der „weißen Rasse“.

Die von Fard Muhammad in Detroit begründete Gruppe nannte er Allah Temple of Islam. Innerhalb seiner Anwesenheit von 1930 bis 1934 sammelte der Prediger circa 8.000 Anhänger um sich. Bis zu seinem Verschwinden baute er die sogenannte Fruit of Islam, eine Art „Armee“, sowie eine eigene Schule und Universität auf.

Im Glaubensverständnis der Nation of Islam gilt Fard Muhammad als „Gott in Person“; er wurde angeblich am 26. Februar 1877 in Mekka geboren. Seine auffallend helle Hautfarbe rechtfertigte er dahingehend, dass er sich so besser und vor allem unerkannt unter den Weißen bewegen konnte. Nach dem Verschwinden seiner Person soll er nach Mekka zurückgekehrt sein, um dort weitere 440 Jahre als Diplomat zu wirken, „Nach aktueller Lehre lebt er in einem Raumschiff, von wo aus er die Welt beobachte“[6].

Umstritten ist bisher immer noch, welche Aussagen Fard Muhammad über sich selbst machte; eventuell behauptete er, ein Mahdi[7] zu sein. Sicher ist nur, dass er sich selbst als Prophet verstand. Dass sich der Prediger selbst als „Gott in Person“ empfand, wurde erst von seinem Nachfolger Elijah Muhammad instituiert.

3.2 Elijah Muhammad

Elijah Muhammad (1897 – 1975) war einer der ersten Schüler Fard Muhammads. 1934 übernimmt er nach dem mysteriösen Verschwinden seines Lehrers  die Leitung des Allah Temple of Islam.

Geboren wurde Elijah Muhammad am 7. Oktober 1897 in Sanderville (Georgia) unter dem Namen Elijah Robert Poole. Im Alter von 16 Jahren verlässt er Georgia und beginnt die Arbeit eines Bahnarbeiters. 1919 heiratet er Clara Evans.

1932 schließen sich der Prediger und dessen Ehefrau der UNIA an; 1930 wird Elijah Muhammad Anhänger des Allah Temple of Islam und ein enger Vertrauter Fard Muhammads. Wie schon erwähnt, übernimmt er die Nachfolgerschaft der Führung des Allah Temple of Islam, welchen er in (Lost – Found) Nation of Islam (in the Wilderness of North – America) umbenennt. In den folgenden Jahren formuliert Elijah Muhammad die wesentlichen Lehren und Glaubensvorstellungen der NOI aus. Der offizielle Titel innerhalb der Nation of Islam lautet bis heute „The Honorable Elijah Muhammad, Messenger of Allah“[8]. Bis zu seinem Tod 1975 hatte „[…] Elijah Muhammad über 76 Tempel mit 50.000 – 100.000 Mitgliedern, die Zeitschrift Muhammad Speaks mit einer Auflage von 500.000, eine eigene Fluglinie, Restaurants, Bäckereien und Supermärkte aufgebaut“[9].

Der Prediger gilt den Gläubigen der NOI als „Botschafter“ beziehungsweise „Sendbote“ Gottes, aber auch als moderner Moses. Am „Tag des Gerichts“ wird er vom „Mother Plane“[10] zurückkehren. Zusammen mit Fard Muhammad wird er die „Schwarze Nation“, wie es in den Heiligen Schriften prophezeit wird, in die Heimat führen. Elijah Muhammad gilt innerhalb der Nation of Islam „Als wahrer Christus, Messias und Moses“[11], welcher durch seine Kraft die Mitglieder der NOI und wenn möglich das gesamte schwarze Volk nach Afrika führen wird. Wie Fard Muhammad vor ihm, gilt Elijah Muhammad innerhalb der Nation of Islam als Erlöser.

[...]


[1] One God, one Aim, one Destiny: ein Gott, ein Ziel, ein Schicksal

[2] Äthiopianismus: Äthiopien bezieht eine herausragende Stellung innerhalb des Alten Testamentes; es wird zum Synonym für den gesamten afrikanischen Kontinent. Der Psalm 68,32: „Prince shall come out of Egypt; Ethiopia shall soon stretch out her hands unto God“ (deutsch: Der Prinz wird aus Ägypten kommen; Äthiopien wird bald seine Hände gen Gott strecken) gilt als Schlüsselstelle innerhalb des Alten Testaments für den Äthiopianismus.

[3] Probiesch, Kerstin: Africana Marburgensia. Louis Farrakhan und die Nation of Islam. Sonderheft 18. Marburg 2000, S. 8

[4] NOI: Nation of Islam

[5] „Schwarze Rasse“: diese Form der Groß- und Kleinschreibung entspricht der Schreibweise der NOI

[6] Probiesch, Kerstin: Africana Marburgensia. Louis Farrakhan und die Nation of Islam. Sonderheft 18. Marburg 2000, S. 10

[7] Mit dem Titel al- Mahdi (der „Rechtgeleitete“) wird der, aus der Familie Muhammads stammende und am Ende der Zeit kommende Retter und Erneuerer des Islam bezeichnet. Laut schiitischem Islam ist der Mahdi das einzig legitime Oberhaupt aller Muslime.

[8] „The Honorable Elijah Muhammad, Messenger of Allah“: Der ehrenwerte Elijah Muhammad, der Bote Allahs

[9] Probiesch, Kerstin: Africana Marburgensia. Louis Farrakhan und die Nation of Islam. Sonderheft 18. Marburg 2000, S. 11

[10] „Mother Plane“: Raumschiff, auf welchem Fard Muhammad lebt. Einzelheiten über das „Mother Plane“ beziehungsweise „Mother Wheel“ sind jedoch nicht bekannt. In den USA sind solche Vorstellungen durchaus populär.

[11] Probiesch, Kerstin: Africana Marburgensia. Louis Farrakhan und die Nation of Islam. Sonderheft 18. Marburg 2000, S. 19

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte der Nation of Islam - Eine afrikanische Religionsbewegung
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
2,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V93756
ISBN (eBook)
9783638069892
ISBN (Buch)
9783638954969
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichte, Nation, Islam, Eine, Religionsbewegung, Louis Farrakhan
Arbeit zitieren
Franziska Schau (Autor:in), 2007, Die Geschichte der Nation of Islam - Eine afrikanische Religionsbewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93756

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